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Sonntag, de» 18 Juni tM-S 4 Jahrgang Erscheint litgltch »achm. mit klu-nahn, der Lmm- und Ve.igEprel« , «ierlWihrl. 1 «r. 80 Pf. lohne Bestell,! aukleruniticheo ißotzanstatten lt. tzeitr,ng4pr«Vl. »inzelnu« Inserat« werden die kgel-alteue P etlrzetie oder der> n Raum m IS Vf. berechnet, bet L iederheluna bed-utende, Rabat . «uchdrn«»ret, StedakUon ind «»»«sE,äNsf»»»- , »reedea. PittnIderVtrah« O. — Fernsprecher r.. Es. UllsbbSnglger Lsgrdlsttkör Astzrdetl. llecdt u. Vreibett Tprech Die Kirchenbauten im Königreich Sachsen. Der Protestantismus in Sachsen betrachtet die Errich tung neuer katholischer Kirchen mit einem gewissen Arg- wohn, wir wollen nicht sagen, mit Uebelwollen. Dieses Ge- siihl geht ans von den einzelnen evangelischlutherischen Epborien und Pfarrämtern und beeinflußt die behördlichen Schritte, so oft von seiten der katholischgeistlichen Behörden wegen des dringenden Bedarfes die Bewilligung zum Bau eines Gotteshauses nachgesucht wird. Und doch muß der rasch anwachsenden Katholikenzahl die nötige Pastoration gegeben und für deren kirchliche Bedürfnisse gesorgt tverden. Unstreitig angenehmer wäre es ja der Landeskirche, wenn sic die kleine katholische Minderheit aufsaugen könnte. Allein ihre Bemühungen gelingen nun einmal dort nicht, wo noch religiöse Ueberzeugung im Herzen wohnt, gelingen sic doch nicht einmal bei den vielen Sekten, die in Sachsen sehr üppig in die -Halme schießen. Und Gott sei die Ehre, nur sehr gering ist die Zahl der abgestorbenen Katholiken, die schließlich ebenso gut ohne protestantischen Gottesdienst leben würden, wie sic jetzt auch kein Bedürfnis nach den, ka tholischen Gottesdienst haben. Die Mehrzahl der .Katholi ken verlangt nach der geistigen Speise, nach dem heiligen Meßopfer, dem Empfang der heiligen Sakramente und dem Worte Gottes. So kommt es, daß die Notwendigkeit ent- steht, für diese Gottesdienst abzuhalten, und dort, wo ihre Zahl überhandnimmt, an den Bau von eigenen Kirchen oder Kapellen zu denken. Man sollte glauben, daß die Hüter der Wohlfahrt des Staates solche Bestrebungen mit Eifer fördern würden. In Sachsen mit der immer weiter fortschreitenden Entchrist- lichnug des Volkes, mit der immer möhr anschwellenden Zabl von Selbstmorden, Meineiden und Sittlichkeitsver- brockten hätten alle Konfessionen die Hände voll zu tun, um das Volk bei der Religion seiner Väter zu erhalten-, hier ist wahrlich keine Zeit, sich darüber aufzuregen, daß irgendwo schon wieder, dem Bedürfnisse entsprechend, beim Ministe rium um die Bewilligung zur Abhaltung von Gottesdienst und Errichtung von Kultusstätten nachgesucht worden ist. Wenn es die kathol. Kirche nicht tun würde, wenn sie dem Wunsch des Evangelischen Bundes gemäß die Hände in den Schoß legte, sich die Arbeit und die Unkosten, den Aerger und die vielen Schreibereien ersparte, was würde dann auS den katholischen Arbeitern, die ihre religiösen Bedürfnisse nicht befriedigen könnten? Protestanten wohl nich t. aber — Sozialdemokraten! Die katholische Kirche weiß jedoch, daß sie den Beruf des guten Hirten hat, dessen Pflick>t es ist, die verirrten und zerstreuten Schäflein in sei nem Schafstall zu sammeln . . . und sie predigt das Evan gelium nach den Kräften der leider so wenigen Arbeiter im Weinberge des Herrn und nach dem weisen Ermessen der hohen Kultusbehörde. Da geht es sehr langsam, bevor die Erkenntnis heranrcift, daß es tatsächlich Katholiken gibt, die einen Gottesdienst im Jahre mit Sehnsucht und aus voller Brust verlangen, wie cs in Meerane der Fall war — endlich nach jahrelangen Arbeiten und Erhebungen, nach Beschwichtigung kleinlicher Bedenken und Sorgen willigte mau ein. Der bureaukratische Schimmel macht sich kein Ge wissen daraus, daß inzwischen Seelen nach den Worte Got tes umsonst geschmachtet lxrben, daß andere an dem Mangel des lebendigen Wassers zu gründe ginge.', daß mancher „rot" wurde, weil er sah, wie wenig ernst das Wort ge nommen wird: Tie Religion muß dein Volke erhalten bleiben! In der letzten Woche hat sich die sächsische Presse mit den katholischen Kirchenbauten im Lande beschäftigt, diese liegen ihr schwer im Magen. Wenn cs liberale Zeitungen getan haben, wie das „Lcipz. Tagebl.", so finden wir das nur konseguent, denn diesem Blatte sind ja auch die evangelisch- lutherischen Kirchenbauten ein Gräuel. Daß sich aber sogar die evangelisch-lutherische kirchliche Presse Sachsens damit beschäftigt, bezeichnet den springenden Punkt und die Duelle des Unmutes über die katholischen Kirchenbauten. Her-r Pastor Klotz läßt sich im „Neuen Sächsischen Kirchen- blatt" (Nr. 23) über diesen Gegenstand also vernehmen: „Die kirchliche Versorgung der Katholi- ken läßt in Sachsen bekanntlich schon lange fast nichts mehr zu wünschen übrig. Wenn sie sich den Staatsgesetzen unter- stellen, ist die einzige Klage, zu der sie ein relatives Recht Nachweisen können, die, daß ihnen neue (oder zahlreichere) Gottesdienste an Orten mit lvenigen Katholiken etwas spä ter gestattet werden, als sie es wünschen. Ungehindert kann der Bonifatiusvercin Kirchen über Kirchen errichten, auch da, wo ein wirklickies Bedürfnis nach einem Kirchenbau kaum nachzuweisen ist. So plant eben jetzt die katholische Kirche in Sachsen die Erbauung von nicht weniger als 17 neuen Kirchen. In und bei Dresden sollen bedacht werden: Johannstadt, Pieschen, Löbtau, Ncustabt imd Cotta, außerdem LeiHzig-Plagwitz, Chemnitz, Riesa, Neugersdorf, Werdau, Oelsnitz i. E. und im Gebirge Auer bach und, wie eine Art Grenzsicherung. Adorf. Oelsnitz i. V., Markneukirchen, Klingenthal und Marienberg." Soweit hat die Mitteilung des Blattes für uns aktu elles Interesse. Was im weiteren Verlaufe des Artikels steht, daß der Bonifatiusvercin die „Protestanten bekehren will", ist hier ganz irrelevant. Denn erstens baut der Boni- fatiusverein in Sachsen keine Kirchen, ebenso wenig wie der Evangelische Bund in Böhmen, sondern er unterstützt solche notwendige Bauten nur gelegentlich durch Geldspenden. Zweitens sind die Kirchen, welche gebaut werden, angepaßt der Seelenzahl, für die sie errichtet tverden, während man in Böhmen für wenig Protestanten geräumige Zukunfts- kirchen errichtet mit der Hoffnung auf den Abfall. Es ist also sehr lunvorsichtig, u>entt jene Leute deu Katholiken wegen ihrer notlvendigen Kirchenbauten Vorwürfe machen, die selbst unnotwcndige Bauten zu Propagandazwecken tat kräftig unterstützen. Doch das gehört auf ein anderes Blatt — wir wollen uns heute nur mit den katholischen Kirchen- bauten in Sachsen bescl)äftigen. Das „Neue Sächs. Kirck>enbl." führt zunächst den Kir- chenbau von Dresdrn-Johannstadt an, wo „eiu wirklick)es Bedürfnis nach einem Kirchenbau kaum nachzuweisen" sei. Der Pfarrbezirk von Johannstadt erstreckt sich in Dresden über die evangelisch-lutherischen Parochien der Trinitatis- kirche und von Striesen und zählt ungefähr 7000 Katho liken, darunter gegen 1100 Schulkinder. Hierzu kommt noch Blasewitz mit ungefähr 500 Seelen. Diese Katholiken ha ben gegenwärtig in ihrer Pfarrei als Gottesdienstort die Schulkapelle in der Schumannstraße, die knapp 300 Per sonen faßt. Hier wird doch jedermann zugeben müssen, daß ein wirklickseü Bedürfnis vorliegt, außer man will über haupt jedes religiöse Bedürfnis in Abrede stellen. An zweiter Stelle der 17 zu erbauenden neuen Kirchen nennt das „N. S. Kirchenbl." Pieschen. In diesen Pfarr bezirk gehören die evangelisch-lutherischen Parochien von St. Markus-Pieschen, Kaditz, Bärndorf, Värtvalde, Babisdorf, Dobra, Moritzburg, Kötzschenbroda, Naundorf, Niederebers- bach, Oberebersbach, Radebeul, Radeburg, Rödern und Würschnitz. In diesem gelvaltigen Pfarrbezirk zählt die Vor stadt Pieschen allein bereits über 3000 Katholiken mit 400 Schulkindern. Hierzu kommen nach der Volkszählung von 1000 203 Katholiken von Kaditz, 205 von Kötzschenbroda. 358 von Nadebeul, 120 von Radeburg usw. Dieser Pfarrei steht zur Abhaltung des Gottesdienstes die Schulkapelle zur Verfügung, welche zirka 500 Personen saßt. Wer könnte bei einer Gemeindezahl von über 4000 Seelen die Notwen digkeit eines eigenen Gotteshauses leugnen? Der Pfarrbezirk Löbtau, zu dem die evangelisch-lutheri- schrn Parochien Plauen. Coschütz usw gehören, wird vom „N. S. K." an dritter Stelle genannt, wo eine katholische Kirche erbaut tverden soll. Der Betsaal befindet sich gegen wärtig oberhalb der Schulturnhalle mit einein Fassungs raum von zirka 400 Personen. Löbtau zählte bereits vor fünf Jahren 3353 Katholiken mit 500 Schulkindern. Hier zu kommt noch Plauen mit 704 und Coschütz mit 153 See len usw. Die Errichtung einer eigenen Pfarrei für gegen 5000 Seelen war daher eine Notwendigkeit, und der Bau eines eigenen Gotteshauses wird hier ebenso Nnmig als überflüssig bezeichnet werden können, wie für die Parochie Pieschen. Nun zählt an fünfter Stelle das „N. S. K." Neustadt auf. Es ist wahrsckteinlich die Stadt in der Amtshaupt- maunschast Pirna gemeint: sie zählte 1000 an Katholiken 270. Es ist geplant, dort eine gottesdienstliche Stätte zu er richten. Auch die ca. 2000 .Katholiken mit 170 Schulkindern in Cotta haben bereits in der Schulturnhalle zwölfinal Got tesdienst jährlich, und es ist tatsächlich der Bau einer Kirche geplant. Aus dem Beunokalender 1005 ist das Bild der zukünftigen Marienkirche zu ersehen. — Weiter wird Leip- zig-Plagwitz'genannt. Es zählt zirka 0000 Katholiken mit 700 Schülern. Wer wollte da die Berechtigung eines eige nen Gottesbauses in Abrede stellen? — Dann folgt Chem nitz, dessen Gotteshaus in dem Theatersaal des alten Schau spielhauses uutergebracht ist. Tie Pfarrei hat über 10 000 Katholiken. Will Herr PaOor Klotz vielleicht den Bau einer zweite» Kirche in dieser Industriestadt, die allein gegen 11 000 Katholiken zählt, für überflüssig halten? Tann wäre ihm die Sozialdemokratie ja lieber als der christglän- lüge Arbeiter! In der Liste folgt nun Riesa. Es hat das Glück, mit hoher ministerieller Erlaubnis vom 1. Juli an in einem auf zehn Jahre gemieteten Gebäude einen Betsaal mit zirka 300 Personen Fassungsraum zu besitzen. Die Stadt selbst hat gegen 800 Katholiken. Von einem wackeren Kirckten- baukomitce wird fleißig gesammelt, um auch einmal das Glück eines eigenen Gotteslxmses zu haben. Daß man das Ziel nicht so leicht zu erreichen hofft, beweist der zehnjährige Pachtvertrag. Von dem Plane, in Neugersdorf, das zur Pfarrei Nculeutersdorf gehört, eine Kirche zu bauen, wissen weder die katholisch-geistlichen Behörden, noch das Kultus- Ministerium etwas: die Unkenntnis der leichtgläubigen Leser wnrde benutzt, um ihnen einen Bären aufznbinden. Die Stadt besitzt zwar gegen 800 Katholiken, aber die nahe gelegenen Gotteshäuser Nordböhmens bieten Gelegenheit zum Besuche des Gottesdienstes. In Werdau liegen die Verhältnisse ganz anders. Hier ist das dringendste Bedürfnis nach einem (Yotteshause vor handen. Vor einem Jahre wurde daselbst eine Pfarrei errichtet und ein eigener Seelsorger angestellt, aber die Pfarrei hat weder Kirche noch Kapelle. Der Gottesdienst muß in einem Ga st h a u s s a a l e stattfindcn I Die Stadt zählt gegen 1000, das zur Pfarrei gehörige Crimmit schau über 400 und Meerane zirka 300 Katholiken. Herr Pastor Klotz, der im nahen Zwickau stationiert ist, kann aus eigener Anschauung urteilen, ob hier auch „kaum ein wirkliches Bedürfnis nach einem Kirchen bau nach- zuwcisen" sei! — Was er dann von Oelsnitz im Erzgebirge schreibt, ist unrichtig. Hier plant zur Stunde niemand den Bau einer Kirche. Seit zehn Jahren besteht daselbst eine Kapelle, die freilich den Bedürfnissen der großen Katho likenzahl nicht im Entferntesten entspricht; die Pfarrei zählte 1000 über 3200 Seelen! Für die zahlreichen Schü ler wird wohl der so notwendige Bau einer katholi schen Schule geplant, damit sie infolge mangels an Re ligionsunterricht nicht dem Protestantismus anheimfallen I Auerbach wird alsdann genannt, in der eine Kirche oebaut werden soll. Daselbst sind gegenwärtig gegen 000 Katho liken, die sünfzehnmal im Jahre das Glück haben, in einer kleinen vorhandenen Kapelle, die kaum 100 Personen faßt, von Reichenbach aus Gottesdienst zu haben. Mit der Zeit wird auch hier die ErriMung eines größeren Gottes- lxnises nötig werden. — Ter Plan, in Adorf ein Gottes haus zu bauen, gilt dein „N. Sächs. Kirchenblatt" wie eine Art „Grenzversicherung". Wir wissen nicht, ist das gegen das katholische Böhmen genieint, oder gegen das pro testantische Sachsen. Jedenfalls ist der Ansdrnck gänzlich deplaziert. In Adorf ist nämlich bereits für die mehr als 000 Seelen zählenden Katholiken eine Kapelle vorlnmdcn, und cs wird auch momentan keine Kirche gebaut. Dann folgt in der Aufzählung der Orte, wo das „N. S. K." eine Kirche bereits erstehen sieht, Oelsnitz i. V. Für die 500 Katholiken findet jährlich zwölsnial Gottesdienst statt. Sie haben zwar kein Gotteshaus und planen auch keins, jeden falls wird Herr Pastor Klotz ganz richtig prophezeit haben, daß nächstens auch dort eins gebaut werden muß. — In Marknenkirchcn ist ein Hans vorhanden, in dem ein Betsaal sich befindet, wo die 400 Katholiken das Glück ha ben. jährlich fünfzehn mal nach ihrem Glauben den Gottes dienst vornehmen zu dürfen; auch hier würden sich die Ka tholiken nur freuen, wenn das N. S. K. fleißig Propaganda machen würde, daß man auch dort wirklich an die Er richtung eines Gotteshauses gehen könnte; in Böhmen baut man schon für 200 Neuprotestanten, die gar nicht in die Kirche gehen, eine geräumige .Kirche! Was die zirka 000 Katholiken in Klingenthal anlangt, so haben diese tveder einen Gottesdienst noch viel weniger ein Gotteshaus. Daß hier der geplante Bau eines bescknüdenen Gotteshauses sehr am Platze wäre, kann Herr Pastor Klotz wohl nicht bestrei ten. Vielleicht nützt seine Anregung, um dein K i r ch e n b a u k o m i t e e recht reichliche Spenden zuzusühren. — Zum Schluß wird Marienberg genannt. Dort besteht seit 1851 eine Kapelle, die zirka 50 Personen faßt und in der zehn mal im Jahre Gottesdienst abgehalten wird. Freilich genügt dieses Gotteshaus für die Zahl von zirka 700 Katholiken nicht mehr, und so können wir zur Freude des Herrn Pastor Klotz eingestehen, daß daselbst ein Neubau geplant wird. Alles in Allem wird von den genannten siebzehn Städ ten nur in zehn der Bau eines Gotteshauses geplant, während in sieb e n eiu solches schreckliche Gehaben der Ka tholiken nicht vorliegt, denn das „Leipz. Tageblatt" nennt die Kirchenbauten in Sachsen eine» „klerikalen Vorstoß" gegen den Protestantismus! DaS „N. Sächs. Kirchenblatt" sagt in dem anfangs angezogenen Artikel weiters: „Gleichwohl werden diese Bestrebungen aus protestan tischer Seite wohl ausmerksam verfolgt, aber in keiner Weise sucht man sie irgendwie zu hindern oder auch nur zu er schweren. Ganz nach Belieben baut die römische Kirche GotteSbänser und Schule», mit großem Entgegenkommen läßt die Regierung neue Pfarrämter ganz nach Be darf errichten und Oküstliche anstelle». Man sollte mei nen, die Katholiken könnte» in „unserem Deutschland" und auch in „unserem Sachsen" zufrieden sein." Herr Pastor Klotz sitzt doch an der Quelle der antika tholischen Agitation, er hat seit einer Reihe von Jahren Gelegenbeit. die Entwicklung der katholischen Organisation in Kircbe und Schule zn beobachten; ihm wird nicht entgan gen sei», daß der rasche Zuwachs der .Katholikenzahl mit dieser nicht gleichen Schritt hält; er wird sich vielleicht auch über die .Hemmnisse klar sei», welckn' diese ungleiche Ent wicklung verursacht. Ihm dürste wohl nicht entgangen sein, daß nicht nur der M angeI an 01 eldmitteIn hier mitspricht die Bcdürfnissragc wird seitens der po litischen und wohl auch der evangelisch lutherischen Behörde so eingehend erörtert, daß es nicht so leicht gelingt, eine neue katholische Kirche zn errichten. Wir könnten mit manchen Beispielen dienen, wollen jedoch nur auf Mee rane verweisen. Tort handelte es sich nicht einmal »m den Bau eines Gotteshauses, nein, die 300 Katholiken wollten weiter nichts, als sechs »ml — sage sechs mal — im Jahre Gottesdienst erhalte»! Fast zehn Jahre lang mußten sie deshalb ein hohes Kultusministerium bitten, wiederholt wurde ihr Ansuchen abgeschlagen, das erstemal bereits 1807! Die Begründung des ablehnenden Be scheides verdient der Nachwelt ansbewahrt zu tverden; sie stützte sich darauf, daß es um des konsessionelleu Friedens willen und nicht zuletzt im Interesse der Katholiken selbst (II) geschehe! Nachdem die Katholiken aber nicht locker ließen, und, nachdem erst die öffentliche Meinung sich dieses To- lcranzstückchens bemächtigt liatte und es in den Zeitungen zur Schau gestellt wnrde als Zcickten einer um Jahrhunderte zurückgebliebenen Weltansckiauung. die seinesgleichen zu suchen hat — da kam man endlich zur Ueberzeugung, daß hier rin Brdürfnis vorliegt! Bei der Errichtung ev.-luth. Kirchen in Orten mit katb. Majorität kür eine weit geringere Zahl Protestanten ist das Bedürfnis sehr rasch als vorhanden gefunden. So in Schirgiswalde mit 544. Settendorf mit 202, Rußdorf (Betsaal) mit 77, Schmcckwitz mit 214. davon in