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n. 29. Febr.) - und Feilt, s-cstt. in> Okt. nd 2. März) ! 8 48tz ll,7 gs im April 1 6.44 (7.90 iS Mügeln) 3.40 Motor festtags bis 24 5,30 6.36 l.47 (12,80 v. Mügeln) o. Mügeln) 12.45. 2,20 1 9.5 12.28 chen) 9,48* »,8 Werkt.: I, 55 12,36 uch Sonn- 5 9.0 1V.8 .24 Werkt. 8,17 9,34 Sonn- u. 8,20 — ' (8,0 bis II, 30*(v) 12 10,10* N.47 von 1.42 3.50* >.i-ro-(0) 1. 26./12. Zonn- u. ,4g 9,39 nk.: 7.10 tt.) 9.57. erkt) 7,0 estt.). — .): 12.15 5,0 7.0* >) (10.43 !,20 8,12 8,54. g) (9.45 ',46 von : 12,15 ) (3.50* >. April ' (11,15 39 4,31) 10,1s* 55 4,.* 3L 8,0 ftr 14 Li ge Rr. »47. Toniiabcnd d«n 8V. Oktober »v«>7. alhslscheWlks Jahrgang, Erscheint tSgltch «ach«, mi! N„»na-me der Sonn- und.^elttafte. V«)n,»prri«! «ierlelj I .«btt» 4 «ohne «ksit-ll^ld!. »Lr OeNer- reich 8 tt 88 t>. Bet a. a Poslauilallen l.Zettun^SpreiSNsle Nr n-KS. «»»elnummer Iv Ps. - eiedaktionS-Svrechilun» I I IL Udr. I Ullabhällgigts Tageblatt flr Wahrheit, Reiht ».Freiheit > Jaseeate werden die k>gePalt. Petttjetle od. deren Baum mit 18 4. Brklame» mit 504 die Zeile berechn-, bei Wiederd- bedeut. Baba«. Vuchdrolkerct. «edant»» «o» EtetchSttSftell«, Dr«4dc». ivilluitze, «trade 4». — Frrnlprechrr Nr. IS». Die Kaiserreise nach London. Aus diplomatischen Kreisen wird uns geschrieben: Das deutsche Kaiserpaar wird iy kürzester Frist dem Londoner Hof einen Besuch abstatten. Ob der Reichskanzler auch die Reise mitmacht, ist noch nicht entschieden. Ueber den politischen Zweck der Reise wird in beiden Ländern schon viel gesprochen und noch mehr geschrieben. Wir über schätzen Monarchenbesuche nicht. Aber wenn zwei so tat kräftige Gestalten wie Wilhelm II. und Eduard VII. sich treffen, so geschieht es nicht mir, um sich über die vertvandt- schädlichen Beziehungen ausznsprechen oder Nesse und Onkel zu spielen. Trotzdem möchten wir vor einer zu hohen Einschätzung der Reise warnen, wenn man auch der Monar- ck/enzusammenkunst sympathisch gegenübersteht. Wir Deutsche haben zunächst keinen Grund zum Jubi lieren, denn die Reihe der Besuche tväre an dem englisclxm König. Als dessen greise Mutter starb, da eilte unser Kai ser zur Beerdigung nach London und zeigte so seine Teil nahme aller Welt. Wenn König Eduard VII. auch im ersten Jahre seiner Negierungszeit durch Krankheit ver hindert war, den Besuch in Berlin zu erwidern, so müssen wir doch von den folgenden Jahren konstatieren, daß er seinen Antrittsbesuch auffallend lange hinausschob. Alle anderen Höfe wurden ausgesucht, nur den Weg nach Berlin fand man nicht. Wenn der englische König nach Marien bad reiste, so nahm er nicht den Weg durch Deutschland, son dern fuhr auf einem Umwege, um ja nicht mit dem Kaiser zusammenzutreffen. So l/at es sich gefügt, daß der englische König seinen Antrittsbesuch in Berlin bis lnmte noch nicht gemacht hat. Man erinnert uns vielleicht an seine Teil nahme an der Kieler Woch', danials stellten englische Blät ter fest, daß die Reise nur deshalb unternommen worden sei, um an einem Sportunternehmen teilzunehmen und weil der Kaiser zuvor dasselbe in England tat. Freilich gab man sich deutscherseits alle Mühe, die Zusammenkunft zu einer politisckien zu stempeln. Wir erinnern mir an das Massenaufgebot von Miltär, das längs des Nordostseekanals die königlich Jacht begleitete. Sämtliche Minister hatte man nach Kiel berufen; sie ließen die Landtagsarbeiten im Stiche, um an der Wasserkante die Honneurs zu machen. Aber was hat alle Höflichkeit genützt? Im Vorjahre be suchte König Eduard seine Nichte in Kronberg, „bei welcher Gelegenheit auch der Kaiser mit dem König zusammentraf", wie Bassermann so spitzig am 14. November im Reichstage meinte. Erst in diesem Jahre erfolgte der Besuch in Wil- lnllmshöhe, der dem deutschen Kaiser selbst galt. Nun tref fen die beiden Monarchen in London zusammen. Wenn man sich an allen deutschen Stellen diese Vergangenheit vor Augen hält, wird man in die richtige Stimmung versetzt werden und alle Ueberschwenglichkeiten vermeiden, zumal sie uns nur schaden würden. Politische Optimisten meinen freilich, unser Verhältnis zu England sei jetzt so gut und vollkommen, daß man jede Viertelstunde „The King" ansrufen müsse. Wir sind aber anderer Ansicht. Gewiß bat sich unser Verhältnis zu Eng land etwas gebessert, jedoch sind der englische Charakter und die englische Politik dieselben geblieben; sie änderten sich nicht. England hat fetzt allen Grund, ein freundliches Gesicht gegen Deutschland zu machen, denn es hat sein Ziel erreicht, es ist gesättigt und fürchtet die Konkurrenz nicht mehr. Man beachte nur den Termin der Zusammenkunft. Er fällt nicht in jene Zeit, da England noch Bündnisse abzu schließen hat. sondern die Begegnung in London findet statt, nachdem England sich mit aller Welt verglichen hat. Japan. Frankreich. Spanien. Italien, Oesterreich und jetzt sogar Rußland haben Verträge mit dem Jnselreiche abge schlossen. Ta kann der deutsche Kaiser ruhig nach London kommen; er kann den „Spielverder'er" nicht mehr mach n. Wohl aber kann man dem englisclxm Volke damit beweisen, daß alle Welt Englands Freund ist und daß der Nichtver bündete ans die englische Freundschaft hohen Wert legt. Einer Zusammenkunft vor dem Abschlüsse solcher Verträge hätten wir auch höhere politische Bedeutung beigelegt: jetzt aber kann der Onkel dem Neffen zeigen, was er für schöne Geschenke von seinen vielen Reisen dem Volke mitgebracht bat. Tie Frage legt sich unwillkürlich nabe, was denn der deutsche Kaiser von allen Reisen heimbrachte. „Tanger", ist eine Antü'vrt! Der Termin des Zusammentreffens be deutet also keine besondere Freude für Deutschland. Wir sind keine Pessimisten und malen nicht zu schwarz; ober wir bleiben nüchtern. Auch der auffallende Eifer der englischen Presse bringt uns nicht aus der Fassung. Die „Times" liat ihrem Deutschenhaß bereits vollen freien Lauf gelassen, und ums hier steht, wird durch die Liebens würdigkeit anderer Zeitungen nicht aufgehoben. Gewiß freuen auch wir uns, weil der Besuch bekundet, daß per- sönlichc Verstimmungen ganz beseitigt sind und auf die Politik keinen Einfluß haben, und daß sich ein bk" res Der- hältnis zwischen beiden Nationen anbahnt. Abe».^ir sind über das Anbahnen noch nicht hinaus und so lange ^',7 das Verhalten Englands in der Bndgetkommission desf^'chs- tages dazu benützt, um Millionenforderungen leich nr Annahme zu bringen, so lange stehen wir der Sache sV-i -sich gegenüber. Wir wollen sehen, ob es im nächsten Winter hierin besser wird. Die drohende Flottenvorlage und die Mehrausgaben beim Heere sehen nicht danach aus. Wenn das deutsche Volk erfahren würde, welche Unsummen die Politik des englischen Königs uns gekostet hat und noch künftig kosten wird, so iväre es mit jeder Begeisterung bei der Monarchenzusammenkunft vorüber. Die Engländer können es sich sclxm etwas kosten lassen bei diesem Besuche, denn sie sind die Triumphierenden. P»ttr»ikie Dre-drn. den 25. Oktober 1907. — Bei dem Empfange der Deputation des zweiten Deutschen Arbeiterkvngresscs durch den Fürsten Bülow in Kleinflottbeck legte der Führer derselben in einer Ansprache die Arbeiten und Beschlüsse des Kongresses vor, wo über eine Million christlich-national gesinnter Arbeiter vertreten gewesen, sowie die Entwickelung der christlich-nationalen Arbeitvrbeiveguiig, ihre Wünsch' und Bescl/werden. Er führte unter anderem aus: Wenn die Wünsche unbeachtet blieben, so würde den verneinenden Kräften im Volksleben neue Nahrung zugeführt. Die nationale Arbeiterschaft wünsche, daß der Arbeiterstand als gleichberechtigtes Glied dem nationalen Volkskürper eingeordnet und die SchsfenS- freude erl)alten iverde. Der Spreche schloß mit der Ver sicherung, daß die auf dem Kongreß vertretenen Arbeiter erfüllt sind von herzliche Treue und Liebe zum Kaiser und Vaterland und daß sie auch ferner dafür wirken werden, diese Gesinnung zu pflegen und zu festigen. — FürstBü - low erwiderte: „Das Annmchseu der christlichiiatiönalen Arbeiterbenx'guiig beweise, daß in den deutschen Arbeitern noch in weiten Kreisen eine Stätte für die Betätigung christ- lick>-nationaler und monarchisch!: Gesinnung vorhanden sei. Möge es ihnen gelingen, diesen christlichen und deutschen Sinn iveiter zu fördern und zu pflegen. Der Reichskanzler wies dann ans die Mitteilungen des Staatssekretärs deS Innern an den Deutschen Arbeiterkongreß hin, hinzusügcnd. er werde seinerseits alles tun, um die Einbringung und parlamentarisch Erledigung des Reichsvereinsgesetzes und des Arbeitskammergesetzes zu fördern, und fuhr fort: Die Sonntagsruhe ist eine der Lebensauellen für unser gesamtes Volkstum. Bei den g>egeiuvärtigen Verhndlungen über die Revision der Sonntagsruhbestimmungen sollen nur inso weit Ausnahmen vom Verbot der Soimtagsarbeit zuge lassen iverden, als dies wegen nnabiveisbarer Bedürfnisse geboten ist. Was die Großeisenindustrie betreffe, so habe über etlrxl vorhandene Mißstände in den sanitären Arbei terverhältnissen und in der Abmessung der Arbeitszeiten bestimmter Arbeiterklassen der preußische Handelsminister eine Aufklärung in die Wege geleitet. Die demnächstigs Regelung werde unter billiger Ablvägung aller Interessen und Anhörung von Arbeitgebern, sowie Arbeitnehmern er folgen. Fürst Bülow schloß: Ter Kaiser wolle, daß die So zialpolitik sortgeführt wird. Wenn sich der Fortschritt auf manchn Gebieten nicht so rasch vollziehe, wie der Arbeiter kongreß es wünsch, so mögen die Delegierten im Auge be lichten. daß die NeichsverU'chtling die Interessen aller Stände walirzimehmen hat und daß eine gesunde, kräftige Sozialpolitik von der gesamten Volksaufsassung getragen sein muß. Nichts aber werde tzas soziale Verständnis der gesamten Nation mehr fördern, als wenn die deutsche Ar beiterschaft sich in immer weiterem Umfange ans den natio nalen Boden stelle. Dadurch bekennt sie sich zu einer Soli darität mit den anderen Ständen, die auf der anderen Seite nicht unerwidert bleiben könne, und die Freudigkeit stärkt zu nxnteren Fortschritten auf sozialem Boden. Und so würde die deutsch Arbeiterschaft, indem sie frei von ein seitigen oder übertriebenen Forderungen ihr eigenes Inter esse vertrete, die wirtschftlichn sozialen Verhältnisse des Arbeiterstandes heben und gleichzeitig die Grundlage des staatlich!! Lebens stärken und befestigen. Diese Bestrebun gen der christlichnationalen Arbeitersckcht z» fördern, be trachte er (der Reichskanzler) als eine seiner vornehmsten Aufgaben." Fürst Bülow venneilte noch längere Zeit im Gespräch mit den Delegierten. Diese sprachn dabei frei mütig ihre besonderen Wünsch ans. die der Reichskanzler mit großer Aufmerksamkeit anhörte. Nachdem die Depu tation dann einen Imbiß ii» Speisezimmer des Reichskanz lers eingenommen t-atte, kehrte sie nach Altona zurück. Znm Nuntius in München ist der Tominikanerpater Friihwirth vom hiligen Stuhle ernannt worden. Ueber den Lebenslauf des neuen Nuntius entnehmen wir der „Germania" fohlende Angaben: Pater Friihwirth*-ist am 21. August 1845 zu St. Anna am Aigen bei Fehring in Steiermark geboren. Schon 1868 trat er zu Graz in den Dominikanerorden ein und wurde 1868 zum Priester ge- ux'iht. Seine Studien vollendete er in den Jahren 1861) und 1876 in Nom. Von 1871-1876 und 1885-1890 lehrte er in seinem Orden zu Graz und Wien theologisch Fächer. 1882 wurde er Subprior in Graz und 1876- 1880 und 1889 war er Prior in Wien, 1880 -1884 und 1891 Pro vinzial der österreichisch-ungarischen Ordensprovinz. Am 19. September 1891 tvurde er dom Generakapitel zu Lyon zum Ordensgeneral gewählt; als solcher wurde er Kon- sultor des hiligen Offiziums in Nom. Vom Kaiser Franz Joseph wurde Pater Friihwirth 1886 durch die Ernennung znm Fürsterzbischflich Geistlichen Rat, 1888 zum Kon- sistorialrat in Wien ausgezeichnet. Unter Pater Friihwirth wurde die Ausgabe der ^etu e.npitiilni-nin xeneinliuni besorgt und die von Leo XIII. angeregte Nenansgabe der Werke des heiligen Things von Agnin fortgesetzt. Pater Friihwirth hat in Rom das Kollegium des heiligen Thomas von Aguin zur Heranbildung von Missionaren italienischer Nation wesentlich erweitert. — Wie es heißt, wird Pater Friihwirth zum Titularerzbischf erhoben und von seinem Ordensverhältnis, insbesondere auch von der Verpflichtung Hs Tragens des Ordenskleides dispensiert werden, um sich ohne äußere Hindernisse der Entfaltung seiner Tätigkeit, die ihn in vielfachen Verkehr mit dem Königlichen Hause, der Hof gesell sch ft und den amtlichn Stellen des Landes bringt, widmen zu können. — Der neue Nuntius ist eine ruhige, vornehme Natur, ein Mann von hoher geistiger Bil dung und durch und durch ein Deutscher. Seine Wirksam keit in Oesterreich wird außerordentlich gerühmt. Es ist das erste Mal, daß ein Deutsche zum Nuntius in Minchn ernannt ward, was sowohl für die kirchlichn Verhältnisse wie für die staatlich-kirchlichen Beziehungen besonders er wünscht ist. Die deutschen lllatholiken werden dem heiligen Stuhl für dies Entgegenkommen dankbar sein. Mit vollstem Vertrauen wird Nuntius Pater Friihwirth empfangen tver- den. Möge, das ist gewiß der Wunsch aller beteiligten Fak toren und aller deutsch,! Katholiken, der neue dduntius lange Jahre den Münchener Posten bekleiden. Er wird als slammvenvandter Oesterreicher sich rasch in seinem neuen Wirkungskreise heimisch fühlen. — Im Wahlkreise Taun-Prüm-Bittburg, der bisher durch den verstorbenen Abgeordneten Dasbach vertreten tvar, stellte das Zentrum für die Reichstagsersatzuxchl den Erbprinzen Alois zu Löwenstein in Klei»Henbach (Unter- franlen) als Neichstagskandidat auf. — Das RtichSamt des Innern Hai. wie verlautet, als Beilage zu der Begründung des BereinSgrseyenIwurss eine umfassende Darstellung aller zurze>t in oen deutschen Bundesstaaten geltenden Bestimmungen über das Verein-- und Veisammlungsweseii ausgearbeitet. Das Druckwerk, das demnächst auch tum Reichstag zugeben dürste gewährt ein sehr anschauliches Bild von der Buntscheckigkeit, mit der sich das öffentliche Leben Deutschlands auf diesem wichtigen Gebiete bisher hat abfindcn müssen, besonders so weit die Behandlung jugendlicher Personen in F-age kommt. Es zeigt deutlich die Schwierigkeit rmd Willkür jeder Alterc-begrenzung und wie begründet der Wunsch ist. unter allen Umständen Einheitlichkeit für ganz Deutschland zu erziel-m. — Ter angebliche „Flottcnvcreinsdiebstahl". Die „Post" spricht von einem Piusverein, in dem der Abgeord nete Erzberger in Berlin den angeschnldigten Jänke hbe kennen gelernt. Nun gibt es aber in ganz Berlin keinen Piusverein, daher kann auch der Abgeordnete Erzberger nie in einem solchen gewesen sein lind dort den angeschlldig- ten Jairke kennen gelernt haben. Eine ganze Reihe ähnlicher freier Erfindungen Norden fast täglich in die Welt gesetzt, nur um gegen das Zentrum oder gegen den ge nannten Abgeordneten Hetzen zu können. Die Blamage ist eben zu groß. Man sprach wochenlang von einem DleV- stahl, sciüveren Einbruch nsw. Nun erklärt der Unter suchungsrichter, daß die ganze Untersuchung nichts zutage gefördert hbe. Mau sprach so lange davon, daß der An geklagte in einem Kloster im Auslände versteckt sei und nun stellt sich heraus, daß er seit langer Zeit in Berlin weilt, daß er sich freiwillig dem Gerichte stellte und seinen Ausentbalt im Auslande unterbrochen liat. Wer schuldig ist, handelt nicht so. Der Aerger der Blockleute ist ja be greiflich, aber unschön und unedel ist es, daß inan den Ab geordneten Erzberger, der in dem Schutze seiner vielen (h- tvährsmäiiner fest bleibt, stets angreift, ohne daß man eine Grundlage hierfür hat. Würde der Abgeordnete Erzber ger ansgesagt haben und alle seine Gewährsmänner, die zu einem erheblichen Teile sehr hochgestellten Kreisen ange hören und gar keine Zentrunisleute sind, genannt haben, dann hätte er ehrlos gehndelt; die Beantwortung der vom Untersuchungsrichter gestellten Fragen aber hat die Gefahr der Namensnennung solchr (hwälirsmäiiiier in sich ge schlossen; die Zeilgnisverweigernng stützt sich ans einen gesetzlichen Grund und damit hat sich die Oeffemlichkcit abzilsinden, zumal der Abgeordnete Erzberger tveder nach einem Diebstahl gefragt worden ist, noch das mindeste Her diesen anssagen kann; er weiß hiervon absolut nichts. Mehr zu sagen hat der Abgeordnete Erzberger keine Veranlassung, keinen Grund und keine Notwendigkeit. Da aber sonst Fürst Bülow wie der Abgeordnete Bassermann von deir „gestohleneil" Briefen redeten, so wird der Richter nxchl diese beiden Zeugen vernehmen; sie müssen zuxsifelsohne in der Lage sein, für ihre Behuptiliigeil auch Beweise beizu bringen: gelingt ihnen das nicht, so wäre erwiesen, daß beide im Reichstage Behauptungen ausgestellt haben, die sie nicht beweisen können. Also einmal loS damit. Der Prozeß Hardrn-Mvltke bat der Oeffeiitlicbkeit ein ungemein betrübendes Bild geboten; man wird den Eindruck nicht los, daß Deutschland sich auf einer schiefen Balm befindet und daß in den höheren K-reisen sehr viel faul ist. Mail halte sich nur einmal vor Augen, wie in der letzten Zeit selbst Prinzen ans ihren Aemtern verschwunden sind. Wenn man sich klar machen will, um tvas es sich ban delt, so lese man nur folgende Zeilen des „Portvärts" (Nr. 241 vom 24. Oktober 1907): „Es ist ein unendlich Niederdrücken der Eindruck, den der Zuhörer ans den Ver handlungen des Sensatioiisprozcsses mit nach .Hanse nimmt. Wie unsagbar rückständig, wie „türkisch" müssen die Zu stände eines Landes sein, in dem die Schlafzimmergeschich ten der sogenannten „besten Kreise" als politische Auge- legenheiten ausgegebon werden können, ohne daß der Ur- hber solcher Behauptungen unter Empörung und Gelächter begraben wird! Wie jammervoll muß die politische Kultur