Volltext Seite (XML)
Hirtenbrief de» hochwürdigsten Herrn Bischof» zum Allerseelenseste. Franz Löbmann durch Gottes Erbarmen und des Apoiioliichen Stuhles Gnade Tit.- Bischof von Prtene, Apostolischer Vikar im Königreiche Sachsen, aämillistrator voolsslasdious der Sächsischen Oberlausitz, Dekan des DomutfteS St. Petrt zu Bautzen, Doktor der Theologie, ent bietet allen Gläubigen seiner Diöz-sen Gruß und Segen. Geliebte Diözesanen! I. Unter dem 10. August dieses Jahres hat unser Heiliger Vater Papst Benedikt XV. ein aposto lisches Rundschreiben erlassen, durch das er für den Gedächtnistag Allerseelen einen außerordentlichen Gnadenerweis erteilt. Das unblutige Opfer des Altares erhöht nicht nur den Seligen des Himmels die Glorie und ist für die Lebenden ein wunderbares Heilmittel, sondern trägt auch außerordentlich dazu bei, daß die Seelen der in Christo Dahingeschiedenen er löst werden. Die allgemeine Kirchenversammlung von Trient lehrt ausdrücklich, „daß die im Fege feuer zurückgehaltenen Seelen der Gläubigen durch Fürbitten, am meisten aber durch das wohlgefällige Opfer des Altares Hilfe erlangen". Wiederholte und zahlreiche Bitten sind seit längerem an den Heiligen Stuhl gerichtet worden, daß ähnlich wie am Hochheiligen Weihnachtsfeste es den Priestern gestattet werde, dreimal das hl. Meßopfer darzubringen. Auch an den jetzigen Papst sind diese Bitten ergangen, denen nachzu geben den Heiligen Vater wichtige Gründe be wogen haben. Unter anderem bestimmte ihn dazu die Sorge für die armen Seelen, ganz besonders jetzt, wo die Kriegsfackel fast ganz Europa entzündet hat und eine überaus große Zahl blühender Leben ver nichtet wird. Wenn auch die Angehörigen dieser fromm gedenken, so erwartet das der Heilige Vater doch vor allem von den Priestern. Nach Anrufung der göttlichen Weisheit und nach Anhörung der betreffenden Kongregationen ver ordnet nun der Heilige Vater: Es ist in der ganzen Kirche den Priestern ge stattet, an dem Tage, an welchem das Gedächtnis aller Seelen gehalten wird, dreimal die heilige Messe zu feiern, jedoch unter der Bedingung, daß die Priester die besonderen Früchte der einen zu wenden können, wem sie wollen, daß sie jedoch ver pflichtet sind, die andere heilige Messe als Fürbitte für alle Seelen der Verstorbenen, und die dritte auf die Meinung des Heiligen Vaters auf zuopfern. Aufs neue bestätigt der Heilige Vater, was Papst Clemens XIII. mit Schreiben vom 10. Mai 1741 gewährt hat, daß alle Altäre an: selben Tage Aller-Seelen privilegiert sind, das heißt, daß alle heilige Messen mit einem vollkommenen Ab laß für die armen Seelen verbunden sind. II. Im Anschluß daran wird den Gläubigen noch Folgendes zur Kenntnis gebracht: In einem Handschreiben an den Kardinal Seraphin Vanutelli erinnert der Heilige Vater mit Dank gegen Gott daran, daß es ihm gelangen sei, die kriegführenden Mächte znr Auswechselung solcher Gefangener zu bewegen, die an den Käm pfen keinen tätigen Anteil mehr nehmen können. Leider seien seine Bemühungen, den ersehnten Frieden herbeizuführen, bisher nicht von Erfolg gewesen. Umsomehr müßten Priester und Volk in inständigen Gebeten um diesen endgiltigen Aus gang des schrecklichen Krieges flehen. Da aber die Gebete durch persönliche Opfer der Selbstverleugnung vor Gott an Wirksamkeit gewinnen, fordert der Heilige Vater alle, Priester und Gläubige, auf. vereint mit ihm drei Tage zu fasten, sei cs drei Tage hintereinander, sei es drei von einander getrennte Tage. Dafür erteilt der Heilige Vater einen unter den gewöhnlichen Be dingungen zu gewinnenden vollkommenen Ablaß der auch den armen Seelen zuwendbar ist. Auch für diese Ucbung der Selbstverleugnung ist der Allerseelenmonat besonders geeignet. Die geliebten Diözesanen, Priester und Laien, lade ich dringend ein, diese drei Fasttage, wie es einem Jeden passend erscheint, im Monat Novem ber zu halten. Dresden u. Bautzen, den 16. Oktober 1916. f Franz Löbmann. M NM » W Tie abgrschnittenen Serben Berli^e, 25. Oktober. Verschiedenen Morgenblättern zufolge sind die Serben nach dem Verlust von Uesküb nun mehr von den Ententetrnppen völlig a b g e s ch n i t t e n. Die Bulgaren haben bisher 5 000 serbische Ge fangene gemacht. Die Operationen werden durch die Witterung oft beeinträchtigt. Die Stimmung der bul garischen Truppen ist aber vortrefflich. Die Serben räumen das Dvnauufer Laut „Berl. Lokalanz." nieinen Bukarester Blätter, die A r t i l l e r i e d e r V e r b ü n d e t e n habe von Orsowa aus die serbischen Batterien von Tekija zum Schweigen ge bracht. Tie Serben räumen angeblich das ganze Tonauufer. Die russischen Schiffskanonen wurden demontiert. Die ser bische Bevölkerung flieht nach Rumänien. Schmutzige Gcsandtentätigkcit in Athen Nach der „Kreuzzeitung" melden Budapester Blätter: Die griechische Regierung erhielt Beweismittel dafür, daß die Gesandten Italiens und Frankreichs in Athen unter Aufwendung beträchtlicher Geldmittel Demon strationen gegen die Regierung in die Wege leiteten. General Rennenkampf geht Aus Petersburg wird laut „Lokalanzeiger" gemeldet, daß General Nennenkampf zur Disposition gestellt sei. Die neue englische Verlustliste London, 24. Oktober. Die letzte Verlustliste ver zeichnet 105 Offiziere und 3102 Mann. Für Krankenpflege Kopenhagen, 24. Oktober. Nach dem „Njetsch" hat der Ministerrat anstatt der geforderten und bereits ver ausgabten 33 Millionen Rubel für Zwecke der Kranken pflege nur 4 Millionen bewilligt. Tic feindlichen Vermögen Berlin, 25. Oktober. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." schreibt: Nach den Ausführungsvorschriften des Reichs kanzlers über die Anmeldung des feindlichen Vermögens ist das ganze im Jnlande befindliche feindliche Vermögen unter Benutzung von Anmeldungsbogen bis zum 15. Dezember dieses Jahres anzumelden. Die Landeszentralbehördcn bestimmen die Anmeldungsstellen, an die auch die Anfragen zu richten sind. Uesküb von den Bulgaren erobert Der amtliche bulgarische Kriegsbericht vom 22. Ok tober besagt: Im Timvktalc sind unsere Truppen zwischen Knjazcvac und Zajecar auf das linke Ufer hinübcrgegangcn. Um den Besitz der Stadt Knjazevac sind Kämpfe im Gange. In Mazedonien haben unsere Truppen nach heftigem Kampfe den größten Teil der Stadt Uesküb er- vbcrt. Tic Kämpfe sind hier noch im Gange. An den übrigen Fronten setzen unsere Truppen ihre Offensive un verändert fort. (W. T. B.) Tic bulgarische Gesandtschaft inBcrlin teilt unter dem 24. Oktober mit: Ein soeben hier ringe- trvffcnes Telegramm ans Sofia vom 23. d. M. abends mcl- det: Tic bulgarischen Truppen habe» Uesküb vollstän dig erobert. (W. T. B.) Uesküb ist ein strategisch außerordentlich wichtiger Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt, der von den Serben wegen seiner Bedeutung zu einer Festung ausgebaut wor den ist. In Uesküb, das an dem dort schiffbar werdenden Wardar liegt, laufen die Eisenbahnlinien Saloniki—Nisch— Belgrad und Saloniki—Mitropntza zusammen. Die Bul garen haben nunmehr einen großen Teil Neu-Serbiens bereits in ihre Hände gebracht. Uesküb, eine Stadt von etwa 35 000 Einwohnern, ist die einstmalige Hauptstadt des früheren türkischen Wilajets Kosowo und hat ein befestigtes Schloß, sowie mehrere Kirchen und Moscheen: seine Bedeutung für den Handel liegt in der Gerberei und Färberei, der Ausfuhr von Ge- treidc, Leder und Fellen, der Einfuhr von Kolonialwaren, Baumwollengarn, Eisen- und Metallwaren, sowie Süd früchten. Diese Stadt war vor der Zeit der bis zum ersten Balkankricge dauernden Türkcnherrschaft zeitweise Residenz der serbischen Könige. Ueber die Kriegslage berichten die amtlichen Tagesberichte vom Sonnabend und Sonntag nur Günstiges. Zunächst sei festgestellt, daß auf dein westlichen Kriegsschauplatz verhältnismäßig Ruhe herrscht. Nur von Souchez wird gemeldet, daß der Feind dort an einigen Stellen in unsere Stellungen eingedrungen ist. Er wurde aber wieder hinausgeworfen. Die Flieger tätigkeit scheint im Westen besonders rege zu sein. So er schienen feindliche Flieger über Ostende und Noyon, warfen Bomben ab, richteten aber keinen Schaden an. Dagegen warfen deutsche Flieger auf das englische Truppenlager Abbeville und auf Belfort mit gutem Erfolg Bomben ab. Ein englisches Flugzeug wurde bei St. Quentin im Luft kampf zum Absturz gebracht. Das ist alles, was in den zwei Tagen aus dem Westen gemeldet wird. Die Engländer und Franzosen scheinen sich demnach von ihrer großen, aber er folglosen Offensive noch erholen zu müssen. Anders ist die Lache im Osten. Dort haben die Russen die Küste von Kurland beschossen und dann landeten sie bei Domesnees Truppen, die aber schleunigst wieder ausrücktcn als die Unsrigen kamen. Die Beschießung der Küste scheint den Zweck gehabt zu haben, die Landung zu decken und durch die Landungstruppen sollte Wohl unserem Heere in den Rücken gefallen werden. Das schleunige Ausreißen der Russen hat somit den Zweck vereitelt. Weiter fanden heftige, aber er folglose russische Angriffe bei Sadewe statt und vor allen Dingen gab es heftige Kämpfe bei Dünaburg, die den Russen 13 Offiziere, 2940 Mann, 10 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer kosteten. Auch bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen kam es zu heftigen erfolgreichen Kämpfen, in denen ungefähr 800 Gefangene gemacht wur den. Was nun den Balkankriegsschauplatz anbelangt, so wurde zunächst der Uebergang über die Drina bei Wisegrad erzwungen und der Feind dort vertrieben. Dann gelang es, die serbischen Stellungen zwischen der Lukavica und dem Kosmaj-Berge zn stürmen, sowie ihn aus seinen Stel lungen in der Linie Kosutica-Berg—Slatina-Höhe zu wer fen. Die Bulgaren nahmen Negotin und Rogljevo und schritten auf Pirot erfolgreich vor. Dem Drucke der ver bündeten Truppen haben die Serben nachgeben müssen, in- dem sie das ganze Donaunfer räumten. Ans der anderen Seite ist an einer Stelle der bulgarische Vormarsch soweit gediehen, daß Uesküb von den Bulgaren genommen werden konnte. Die Teilung des serbischen Heeres in drei Teile, von der wir an anderer Stelle berichten, ist somit erfolgt. Jeder Teil ist nun auf sich selbst angewiesen und nur die südliche Heeresgruppe kann aus den englisch-französischen Landungen Nutzen ziehen. Die Erfolge in Serbien sind um so höher anzuschlagen, als in diesem Lande ein schwie riges Gelände, schlechte Wegeverhältnisse und noch schlechtere Witterung z» verzeichnen ist. Die Leistungen unseres Heeres und die unserer Verbündeten müssen daher mit Be wunderung betrachtet werden. Was nun die Kämpfe der Oesterreicher mit den Italienern anbelangt, so dauert die Jsonzoschlacht fort. Sie werden mit großer Erbitterung auf beiden Seiten ausgefochten, aber bisher ist es den Italienern noch nicht gelungen, einen Erfolg zu verzeichnen. Wir sehen, daß der Feind auf allen Seiten eine lebhafte Tätigkeit entfaltet. Er will an irgend einer Stelle einen Erfolg haben, daher die große Offensive im Westen, die hef tigen Angriffe im Osten, die schleunigen Truppenlandungen in Saloniki, der kräftige Widerstand in Serbien und nun die große Jsonzoschlacht. Mau verfolgt mit diesen offen sichtlich zusammenhängenden Kämpfen nach unserer Auf fassung eigentlich zwei Zwecke. Einmal will man, wie schon angedeutet, an irgend einer Stelle einen Erfolg sehen, den man braucht, um das unruhig werdende Volk zn bc- ruhigen und andererseits will mau Truppenvcrschiebungen bei den Mittelmächten verhindern, damit die vorhandenen Kräfte müde gemacht und dann geschlagen werden können. Das Gegenteil scheint aber einzutreten. Me schweren Verluste unserer sämtlichen Gegner in Verbindung mit unseren Fortschritten auf allen Linien lassen die Hoff nung zu, daß es gelungen ist, die Feinde zu schwächen und die eigenen Truppen intakt zu halten. Die Siegeszuversicht auf unserer Seite wächst, namentlich ans Anlaß des guten Standes auf dem Balkan. Me diplomatische Niederlage des Vierverbandes vollzieht sich dort mit derselben Genauig keit, wie der Zusammenbruch des serbischen Heeres. So sehen wir in diesen Tagen die Kriegslage für uns günstig. Möge das auch so bleiben. X Ter französische Heeresbericht Paris, 24. Oktober. Amtlicher Bericht von gestern abend. Es ist nichts Wichtiges zu melden. — Belgischer Heeresbericht: Ruhe. — Oricntarmee: Die Landungen der französischen Truppen in Saloniki dauern regelmäßig unter den besten Bedingungen fort. Die französischen Truppen, welche bereits die griechische Grenze überschritten haben, haben mit den serbischen Truppen Fühlung ge nommen.