Volltext Seite (XML)
Brio Zweites Blatt Sächsische Volkszeitrmg vom Januar UM» Nr. 5 lr. 94.50 Ä 95.iM bG. 98 5g B 98 0» E. 99,00 G. 99 59 B l 00.00 B. ISO 25 G. >05 G, 88 G t ^lOl.SO G. 0,1010-- /H 103,00 Ä. /. 103 E. ! > ,, il'Xi v» 59,75 Ä 101.05 G. /, 100 00 G. v 1 00 G >03.75 'S. 99 50 Ä. Nl. r > 85,00 B. rrvor >68 I Liccaci rmvr liSrliksi n. Sozialdemokratischer Preutzentag. vpo. Berlin, den 5, Januar 1910. Am Mittlvoch stand auf der Tagesordnung: „Tie Ver waltung Preußens." Abg. Liebknecht gab an der Hand Non umfangreichen Leitsätzen ein Bild des IdealstaateS, wie er nach seiner Meinung sein sollte. Ter Redner führte u. a. aus: Tie preußische Sozialdemokratie erhebt für die Reform der preußischen Verwaltung unbeschadet ihrer prinzipiellen Forderung »ach reichsrechtlicher Regelung die Forderung: Trennung der Kirche vom Staat und Organi sation des Staates. Tie Kreise und Provinzen sollen als Selbstverwaltungskörper auf Grund der kommunalen Selbstverwaltung ausgebaut werden. In jeder Provinz soll je eine Teputation für Sozialpolitik und Bildnngs- weseu sowie ein Gesundheitsamt errichtet werden. Tie Wahlen zu den Kreis- und Provinziallandtagen sowie zu den Teputationen sollen auf Grund des demokratischen Wahlrechtes stattfinden. Tie leitenden Beamten sollen auf Grund des demokratischen Wahlrechtes gewählt werden. Bei Besetzung der Stellungen darf weder auf wissenschaft liche noch ans religiöse, noch auf politische Gesinnung oder Beteiligung oder auf die soziale Stellung, oder die Rasse oder die Rationalität der Kandidaten Rücksicht genommen »erden. Auch für das Militär ist durch Einwirkung auf die Neichsgesetzgebung eine Demokratisierung nach den für die Zivilverwaltnng aufgestellten Grundsätzen in der Rich tung der reinen Volkswehr anznstreben. Im weiteren er örtert dann Redner in ausführlicher Weise die Aufgaben der Verwaltung, wie Landeskultur, Sozialpolitik, Gesund heitswesen, Armensürsorge, Fürsorgeerziehung, Schulwesen. Insbesondere ist die Schule, fährt Redner fort, vou der Kirche zu trennen, die geistliche Schulaufsicht zu beseitigen und der Religionsunlerricht ganz aus dem Lehrplane a»s- znschalten. Tie Polizeiverwaltung soll dezentralisiert »'er den und die Polizei nur zuständig sein, soweit ihre Zu ständigkeit in Gesetze» ausdrücklich und speziell ausge sprochen ist. Tie politische Polizei ist abznschaffen. Als Schutzmittel gegenüber der Verwaltung ist über alle Inter essen der ordentliche Rechtsweg zu eröffnen. Tie besondere Verwaltnngsgerichtsbarkeit und die Tisziplinargerichtsbar- keit ist anszuhebe». Zur Propagaudierung dieser Be strebungen ist es empfehlenswert, eine dem Prenßenvor- stande anzugliedernde Zentralstelle zur Sammlung und svstematische» Verbreitung des Materials über die Miß stände der preußischen Verwaltung zu errichten. sfti der Tisknssion führt S ch o l i ck - Breslau ans, vor allen Dingen müsse es Ausgabe der Sozialdemokratie sein, die vorgekommenen Mißstände vor aller Oesfentlichkeit niedriger zu hänge», ft o e n i g - Dortmund empfiehlt nach dem Beispiel der Dortmunder „Genossen" jährlich eine Bro schüre herauszugeben, in welcher alle Mißstände und tlebergriffe der Behörden gesammelt werden. Weiter geißelt Redner die rigorose Handhabung des Fremden rechtes: ohne hinreichenden Grund würden Leute, die sich durch jahrelangen Aufenthalt sogar sozialrechtliche An sprüche erworben hätten, ausgewiesen. Mehrere Anträge, die eine Aenderung des Statutes der Landesorganisation bezwecken, werden angenommen. Ein anderer Antrag be züglich die Errichtung einer Zentralstelle für die Be kämpfung rechtswidriger Maßregeln der Verwaltungs behörden wird angenommen. Damit ist die Tagesordnung des Parteitages erledigt. In einem Schlußwort dankt der Vorsitzende Singer allen, die an dem Gelingen der Tagung beigetragen haben und schließt mit dem Hochrufe auf die Sozialdemokratie. Aus Stadt und Land. Fortsetzung ans dem tzavptlkatt.) —* Zum Gaukler fest der Studierenden der ftöniglichen ftunstakademie am 21. Januar sind die Ein ladungen aufgeflattert. Am Weihnachtsmvrgen finden sie die Auserwählteu auf ihrem Frühstückstische, und wer von: Geheimschreiber vergessen sein sollte, bekommt sie an den ftartenverkanssstellen umsonst nachgeliefert. Lockend zur Tndelsackweise erklingt des Gauklerkönigs Gruß an seine Getreuen und die es werden wollen. Und lockend — ge heimnisvoll tönt die Verheißung all der Wunder, die aus der Festwiese sich anft-.m. „Wir bringen viel, wie sich'S für Dresdens großes Künstlerfest geziemt. — Wir werden jedem etwas bringen" — dies Leitmotiv durchklingt des Gaukle-- lonigs Botschaft. —* In einem engereu Wettbewerb zur Erlangung von Plänen für ein Stadttheatcr in Dui'burg hat das Preis- geeicht den ersten Preis je zur Hälfte den Herren Professor Martin Dülfer, Architekt in Dresden, und A-chitckt Moritz in Köln znerkannt. I'. —* Als Leiche ausgefunden wurde im Abort eines Hauscs an der Augsburger Straße die 17 Jahre alte Tochter eines dort wohnenden Kaufmanns. Das Mädchen war infolge Herzschlags verstorben. Adorf i. B, 5». Januar. Eine große Erdsenkung, die sich aus eine Fläche von 600 bis 700 Quadratmeter er streckt und bis zu 2 Meter Tiefe zeigt. Hai sich unweit des von hier »ach Roßbach in Böhmen führenden WcgeS, drm neuen Bahnhof gegenüber, ereignet. Das gefährdete Grnnd- stück ist eingefriedigt und sein Betreten verboten worden. Soviel bisher seslgestellt werden konnte, steht die Senkung nicht mit Erdbeben in Verbindung. Wahrscheinlich befand sich dort ein früherer Steinbruck-, der aukgesüllt, geebnet und als Ackerland benutzt worden ist. Glauchau, 5. Januar. Ein Akt grenzenloser Roheit wurde vom Färbereiarbciter G. hier verübt, der im Ver laufe eines Streiies den Färberlehrling L. mit dem.Kopse in die kochende Färberflotte steckte. Der Bedauernswerte hat schwere Brandwunden daoongetragcn. Obcrlichtcnau, .7. Januar. Aus drm Bahnhose geriet der Hilssbahnsteigschaffner Wiedcmann beim .Kuppeln v >n Wagen zwischen die Puffer und wurde getötet. Wiederau, ü. Januar. Infolge eines Wortwcchsels warf ein Knecht in ZschoPPelShein einer Magd eine Her» gabel an den Kopf. Eine Spitze der Gabel drang dem Mäochen i>:S Äuge. Das Auge lief sofort aus. Die Seh- kraft des anderen Auges ist auch gefährdet. Zittau, ü. Januar. Der,, Fehlbetrag im städtischen HauShaltplan für 1010 ist nahezu 100000 Mk, höher als im Vorjahre. Es sollen daher 17 Anlagen, !'. mehr als IstOst, erhoben werden. Vermischtes. V E i n e n g ewaIti g e ir D a u e r NI a r s ch, den Berliner Militärgepäckmarsch über 00 Kilometer, hat auch vor einiger Zeit wieder der bekannte Prager vegetarisch lebende Sportsmann Emmerich Rath gewonnen. Damit ist er definitiv an die erste Stelle unserer Geher gerückt: denn er hat nunmehr zum vierten Male den Sieg in diesem klassischen Wellkamps gegen die besten Gegner, Athleten wie Soldaten, errungen. Zugleich stellte Ralh diesmal einen neuen Rekord über 00 .Kilometer ans, indem er dis ganze Strecke in seldmarschmäßiger Ausrüstung in 6>4 Stunden zurücklegie. Rath ist seit zehn Jahren, dem Be ginn seiner sportlichen Tätigkeit, Anhänger einer streng naturgemäßen Lebensweise. So trinkt er z. B. seit Jahren ausschließlich Kathreiners Malzkassee, dessen vorzügliche hilgienische Eigenschaften ja bei Millionen anerkannt und bewährt sind. Ralh ist fest davon überzeugt, daß er seine sportlichen Erfolge i» erster Linie seiner gesunden Lebens und Ernährungsweise zu danken hat. v B a n knoten als S ch »> e i n e sutt e r. AuS Kopenhagen wird gemeldet: Ein Fleischermeister aus der Insel Fünen fuhr am Weihnachtsabend von dem Dorfe Da- vinde nach Ldensee mit einem Transport fetter Schweine. Diese fütterte er unterwegs, wenn auch freilich gegen seine» Willen, mit einem ebenso seltenen wie kostbaren „Fraß". Während der Fahrt verlor nämlich der Fleischermeister sein Taschenbuch, das >000 -gronen (etwa 1800 Markt in Banknoten enthielt, und daS Taschenbuch glitt zu den fetten viersüßigen Fahrgästen herab, die sich sofort an eine gründliche Untersuchung des neuen Futters heranmachten. Das Ergebnis der Untersuchung war, daß nur ganz kleine Reste des Taschenbuches unter den Schweinen vorgesunden wurden: sämtliche Banknoten waren in die Magen der Feinschmecker geraten. Tie Schweine wurden sofort ge schlachtet und eS gelang, von den Banknoten so viel wieder ans Tageslicht zu bringen, daß der Fleischer »och Hoffnung hat, die Geldscheine vou dem ftopeuhagener Institut wieder ersetzt zu erhallen. Kirchlicher Wochenkalender. t, Sonntag nach der Erscheinung drS Herrn. Ko.'illrche: (Fernsprecher 7815.) HI, MGen ->. 7. >/.g Uhr (^ÄuIgvtleSdienst mtt Predizt und «Legiinng der Kinde,) »nd 10 Uhr, cun II Ilbc ,Hochamt. Pr-dipt ',^7 und '/„II Uhr, 4 Uhr nachm. Vesper, Wochen-ax« heil. Messen ». 7 mid 9 ULr, Dienstag und DooneiSleg auch VG Ubr. Ec»i»ab»iid nachm, 4 Uhc Litanei und Segen, danach Gelegenheit zur heil, Beichte. ÜPTorrktrae v-a: Pevpadl (Alverlplcn- rg: (Fernwr. 5S50): 7 Uhr hl, Messe. 9 Uhr Predigt und h!. Messe, '/Z> Uhr «chul. golteSdienst, abends 0 Uhr kegenSandncht. I-, der Woche 7 Uhr heil, Messe. Fcett.ig abends 6 Uhr Kreuzweg. Hert-delu-Ktrche ft» Prr»»?»-Hshannfiadt, (Frrnspr.: 3202) v»3 »hr hei». Messe, 9 Nor SchutgoUeidienst, 10 Uhr Hochamt, Tanfen 3 Uhr. abends 6 Uhr Andacht, belegende» zur heil. Beichte an den Tagen vor Sonn- und F.-ieriagen von 6 Uhr abends an, Wochentags heil. Messe stich 7 Uhr, Warien-Hapesse Iresde» - Striese» (Wittenberger Straße), i» Ubr bell. Meiic, en krsunüllvli llen Onttagsn igsn, hl« sie on /tnrsiavn isoksn Vollcz- riod rtstr »u sdsn. l und Bild i wir erfolg- -chriftsn und Gebiete. — öchmust vom v meiden. — ms für das Vorkämpfer e gewinnen, ung und all. ampfe gegen mt Eifer er- » Bild, — ligkeu Papst »andschreiben rz zu Fulda 09 und von emincnz dem immgcn des lufs wärmste cbeil hervor- 1. Der An- »tvr- bauen die lebens- liche »0 Mk. tgelrlich VereinSgabc. Köln. — 120 — Das also war Toska, die vergötterte Schwester seines stolzen Freundes, deren Launen das ganze gräfliche Hans regiert. In diesen drückenden, ärm liche» Verhältnissen mußte er sie finden, von der Achim so oft erzählt, daß das prunkvolle Grafenschloß der Hochstraten der einzig würdige Rahmen für ihre stolze Schönheit sei. Er dachte an die häßlichen Verleumdungen zurück, die er in W. über AchimS Schwester vernommen, und forsck>end ließ er den Vftck über ihre ichmerzverklärten Züge gleiten. Nein, ans diese Stirn hatte das Unglück, nicht die Schuld den Stempel gedrückt, hier lxitte die Welt ein schweres Un recht begangen, das wollte er bescl>wören mit tausend Eiden, Fest nahm er Toskas beide Hände in die seinen. „Ich bringe Ihnen AchimS Grüße," klang es unendlich mild und weich von seinen Lippen. Toska aber ließ ihn nicht ausreden. „Er ist tot, ich weiß alles!" rief sie verzweiflnngsvoll ans. „Nun bin ich ganz verlassen." Und als Feldern stumm den Blick zu Boden senkte, ließ sie sich wie gebrochen in einen Stuhl gleiten, und unaufhaltsam stürzten die Tränen wieder über ihre bleichen Wangen. Der junge Offizier sah fragend zu ToskaS Gatten auf, der nicht ein zärt liches Wort für die Gebeugte fand. Er hätte sie so gern allein gesprochen. Auf das Recht als Achims treuester Freund pochend, durste er bitten: „Ver trauen Sie mir, sagen Sie mir, sind Sie glücklich, oder drücken Sie die Bande, die Sie in einem Moment der Verblendung oder der Verzweiflung sich anf- erlegt? Lassen Sie mich handeln, wie Achim gehandelt hätte." und von dem innigen Wunsche getrieben, diesem schönen, »nglücklicl>en Geschöpfe zu helfen, fragte er leise: „Darf ich Sie einen Augenblick allein sprecl-en, gnädige Frau? Ich bringe Ihnen Achims letzte Botschaft." Ehe jedoch Toska antworten konnte, sagte Adrian, an ihre Seite tre- te»d: . Ich bin ToskaS Gatte und darf daher wohl auch meines Schwagers letzte Worte mitanhören." Feldern wußte darauf nichts zu entgegnen, Toska aber hob flehend die Hände zn dem finsteren Manne empor: „Einmal nur sei barmherzig und laß mich allein mit Achims Freund." Adrian lächle spöttisch ans: „Du schilderst mich wie einen T>,rannen." Der junge Marinier warf ihm einen zornigen Blick zu. „Jedenfalls wären Tie der Grausamste, den ich je gesehen," entgegnete er, „wenn Sie diese Bitte Ihrer Iran nicht erfüllen wollten." Und als Adrian sich nur mit höhnischem Lächeln verbeugte, ohne das Zimmer zu verlassen, rief Feldern mit mühsam zurückgehaltencr Empörung ans: „So ist meine Botschaft für beute liier beendet. Wenn Sie gestatten, schreibe ich Ihnen, gnädige Frau, denn das Briefgeheimnis wird ja wohl noch in diesem Hause geehrt werden." Er warf Eolonna einen drohenden Blick zu, den dieser mit eisiger ftälte erwiderte, dann flüsterte er Toska zu: „Wenn Tie je eines Schutzes bedür fen. gnädige Frau, meine Adresse ist Potsdamer Straße st." Toska ließ einen Moment das Tuch sinken und der todesbangc hilflose Ausdruck dieser schönen Augen schnitt dem jungen Seemann tief ins Herz. „Könnte ich sie doch ans diesem Elend retten." dachte er. während er so hastig hinausschritt, als fürchte er. in der Luft dieses Zimmers zn ersticken. ..Wäre ich nur sofort hierher gereist und hätte mich nicht so lange von den Eltern zurückhaften lassen, denn hier tut, glaube ich. schnelle Hilfe not." — 117 — „Herr, Herr, sende ihn mir. ehe es z» spät ist!" schluchzte sie, die gerun genen Hände zum Himmel erhebend. Spät am Abend kam Adrian, begleitet von Beatrice und einigen Sän gern der ftöniglicl)en Bühne. „Meine Freunde werden den Abend bei mir zubringen," sagte er, in Toskas Zimmer tretend, „und ich verlange, daß d» die Pflichten der Wirtin gegen sie erfüllst." „Pias. lacl>en und scherzen soll ich. während mir fast das Herz bricht?" „Ob du lachen oder scherzen willst, bleibt dir überlassen. Ich befehle dir nur, sie zn begrüße», dich mit ihnen zu unterhalten und ihnen ein gutes Abendessen vorznsehcn, denn ich will nicht, daß meine Freunde etwas in mei nem Hause vermissen." „ES ist mir unmöglich. Ich fühle mich so schwach, daß ich mich kaum aufrecht halten kann." „Tn brauchst ja nicht stehen, und übrigens habe ich ans deine Kränklich keit lange genug Rücksicht genommen, jetzt will ich mein Hans nach meinem Gefallen cinrichten. Fünf Minuten lasse ich dir Zeit, dich z» entscheiden. Entweder du gehorchst, oder ich behandle dich vor den Augen dieser Mensck>en in einer Weise, die deinen Stolz viel tiefer demütigt, als wenn du meinen Wunsch erfüllst." Schweigend zog er seine Uhr und trat ans Fenster. Dann sagte er, sich ihr wieder zmvendend: „Tie Frist ist verstrichen, wozu bist du ent schlossen?" Sie maß ihn mit einem zornig verächtlichen Blicke. „Wenn du glaubst, mich noch nicht genug geguält zu haben, gut, so zwinge mich auch dazu, mein Elend vor der Welt bloßzustellen." Adrian erfaßte ohne ein Wort der Entgegnung ihre Hand »nd legte sie niit schmcrzl)astem Truck ans seinen Arm. Tann öffnete er die Tür des Musikzimmers und rief mit möglichst unbefangener Miene seinen Gästen entgegen: „Gestatten die Herrschaften, daß ich Ihnen meine Frau borstelle." Toska preßte die Lippen aufeinander, sie hätte am liebsten laut anfge- sthricen: „ES ist nicht wahr, ich bin nicht seine Fra», nur seine Gefangene." Die jungen Künstler aber sprangen überrascht von ihren Plätzen auf. In der ewig kranken Gattin ihres Freundes, deren Namen er stets mir mit Widerstreben in den Mund nahm, hatten sie »»willkürlich ein häßliches, jam mervolles Wesen vermutet, das mit seinen iinliebenswürdige» Launen den Mann ans dem Hanse trieb. Ans den Anblick dieser gebietenden Schönheit waren sie nicht vorbereitet. Fast ohne es selbst zn wissen, schlugen sie in Toskas Gegenwart einen weniger ungezwungenen Ton an. denn es lag ein Etwas in dem ganzen Wesen der jungen Fra», was jeden dreisten Blick, jedes kühne Wort mit >m- widerstehlicher Geivalt von sich fern hielt. War es der Hauch der Vornehm heit, der Aristokraten, oder war eS der Ausdruck unsäglichen Schmerzes, der eine unsichtbare, aber nnübersteigliche Scheidewand anfrichtete zwischen der bleichen, jungen Frau »nd den übermütigen. frähUchen Gästen. Sie begriffen es nicht, wie ibr Freund in diesem herrisch gereizten Tone zu der allem Anscheine nach so tief Unglücklichen sprechen, wie er vor ihren Augen in geradezu absichtlicher Weise der Beatrice den Hof machen konnte. Sie verstanden auch nicht, wie ihre sonst so liebenswürdige, von allen der- ri Die Schule deS Lebens."