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Zweites Blatt Nr. 75 Sächsische Volkszeitung vom 1. April 1911 Deutscher Reichstag. Sitzung vom 30. März 12 Uhr 20 Minuten. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Etats des Reichskanzlers. Haus und Tribünen sind gut besetzt. Am Regieruugstisch haben Platz genommen der Reichs kanzler und sämtliche Staatssekretäre und Minister. Abg. Dr. Spahn-Bonn (Ztr.) bedauert, daß nicht Freiherr v. Hertling an seiner Stelle reden kann. Unser Verhältnis zu Oesterreich ist dauernd günstig und freund schaftlich. Das Vertrauen des Reiches zur Bundestreue hat seine Bestätigung gefunden durch den neuesten Tepeschen- wechsel und den Besuch des Kronprinzen in Rom. In Eng land besteht das Mißtrauen nicht so sehr in der Regierung wie im Volke. Die Verhältnisse zu Rußland haben sich stetig gebessert. Unsere auswärtige Politik ist ruhiger ge worden, als sie früher war; unser Volk hat das größte Interesse an einer ruhigen sicheren Entwicklung der Aus- laudspolitik. Auch bei auswärtigen Reden zeigt sich ein Friedensbedürfnis: man kann daher die Frage der Ab rüstungen ernstlich näher prüfen. Die Franzosen sind in der Bevölkerung hinter uns zurück: aber sie sind sehr empfindlich gegen uns. Ueberall vermuten sie die deutsche Hand, z. B. in der holländischen Befestigungsfrage. An der Erhaltung und Unabhängigkeit der Türkei haben wir mit Oesterreich ein lebhaftes Interesse. Redner bespricht ein gehend die Abrüstungsfrage. Mit dem Etat sollen jährlich die Beschlüsse des Bundesrates vorgelcgt werden: seit 1904 fordert dies der Reichstag. Der Bundesrat aber hat nichts getan und schweigt auf unsere Beschlüsse. Abg. Graf Kanitz (Kons.) bespricht die Frage der Schiedsgerichte und fordert in der ganzen Auslandspolitik Schutz der nationalen Arbeit. Abg. Scheidemann (Soz.): Kritik an der Aus landspolitik ist eine nationale Tat. Die Militärforderungen lehnen wir im Interesse des Friedens ab. Wir halten den Krieg für ein Verbrechen und einen Unsinn: der Kapitalis mus treibt zum Völkermord. Der Segen aber kommt nicht von oben, er kommt von unten, sozusagen vom Teufel. (Oho!) Die Entwicklung des Kapitalismus führt z-nn Sozialismus. Abg. Bassermann (Natl.) gedenkt des erkrankten Freiherrn v. Hertling und verbindet damit den hebhaften Wunsch auf baldige Wiederherstellung. (Lebhafter Beifall.) Der Bau der österreichischen Dreadnoughts verstärkt die Macht des Dreibundes. Die Beziehungen zu Portugal sind nicht befriedigend. Wie steht es mit den Verhandlungen zum Schutz des Eigentums? Deutschland führt sein Flotten gesetz genau durch und bringt auch jetzt keine neue Flotten novelle. Wir treten für die Aufrechterhaltung der noch be stehenden souveränen Staaten (Marokko usw.) ein, um die deutschen Interessen zu schützen. Eine Aufteilung Persiens wünschen wir nicht. Redner geht zur Besprechung der inneren Politik über. Das Arbeitsprogramm des Reichs kanzlers ist zu umfangreich: aber die Reichsversicherungs- ordnung sollte unter allen Umständen verabschiedet werden: sonst wäre viel Arbeit umsonst getan. Das Gesetz über die Heimarbeit muß auch erledigt werden, ebenso die Versiehe- rung der Privatbeamten. Wenn die Strafprozeßordnung nicht zustande kommt, so verstummt der Ruf nach der Be rufung nicht. Wir haben den dringenden Wunsch, das Ge setz über Elsaß-Lothringen noch zu verabschieden. Die Kon servativen erhoben vor Jahresfrist keinen Widerspruch gegen eine neue Verfassung: dies Schweigen konnte man als Einverständnis ansehen. (Zuruf rechts: Nein nein.) Der Einfluß Preußens ruht nicht auf seinen Stimmen im Bnndcsrate, sondern auf seinem großen Einfluß, den Preußen immer haben muß. (Sehr richtig! links.) Wir hoffen, das Gesetz jetzt zur Verabschiedung zu bringen, sonst gibt es viele Enttäuschungen: es folgt dann eine Stärkung der nationalistischen Elemente (Blumental, Wetterl6). Die Wahlbewegung hat bereits eingesetzt: die oppositionelle Stimmung wächst: der Liberalismus mußte auch Opfer bringen, aber die Mehrheit mehr. Sie verlor 6 Sitze, 3 an die Sozialdemokraten, 3 an die Liberalen. (Rufe vom Zen trum: Aber wie! Große Heiterkeit.) Die Vorwürfe der Konservativen gegen uns sind unbegründet. Der Vorwurf der nationalen Gesinnung ist unbegründet. (Rufe: Nicht Gesinnung, sondern Impotenz! Große Heiterkeit.) Die Neichsfinanzreform enthält unsoziale Teile. (Zuruf: 400 Millionen Mark. Große Heiterkeit.) Wir sind für die Vor lage der Regierung eingetreten. Die Erregung ist nicht entstanden durch unsere Agitatoren. (Rufe: Doch!) Der Hansabund ist ohne unser Zutun entstanden. (Rufe: Unter Nießer! Heiterkeit.) Nießer gehört seit Jahren dem Zentral- Vorstande unserer Partei an. Der Vorwurf der Landwirt schaftsfeindlichkeit ist unbegründet. Auch der deutsche Bauernbund ist eine selbständige Organisation. (Präsi dent Dr. Spahn: Aber der Reichskanzler hat mit dem Bauernbund nichts zu tun.) (Zurufe: Wahlreden dranßen halten!) Wir halten fest an den Grundlagen unserer Wirt schaftspolitik. Wir sind eine liberale Mittelpartei, auch wenn wir mit den Fortschrittlern gehen, Bennigsen hat dies auch betont. Der Bund der Landwirte macht Handels verträge einfach unmöglich. Dis starken Gegensätze unter den bürgerlichen Parteien kann man bedauern, aber wir sind nicht daran schuld: sie begannen mit dem bekannten Antrag Kanitz. Die Konservativen gingen dann gegen uns in Hannover vor. Tie Bundesführer haben bei den Konser vativen immer mehr Einfluß gefunden, namentlich bei der Erbschaftssteuer. Die Konservativen treiben eine Politik des Hasses gegen die Liberalen: wir wehren uns hiergegen. Nur noch Monate trennen uns von den Newvahlen. Wir stehen auf dem Boden unserer Geschichte. Ein starker Liberalismus ist ein Bedürfnis für unser Volk. Wir lassen uns durch Drohungen und Einschüchterungen nicht irre machen. (Zischen rechts. Beifall links.) — Graf Westarp > Und die Sozialdemokratie? (Stürmische Heiterkeit.) Abg. Dr. Wiemer: Wir sind für langfristige Handelsverträge. Wir würden uns gefreut haben, wenn der deutsche Kaiser persönlich die Glückwünsche des deutschen Volkes in Nom dem Königreiche überbracht haben würde. Redner begründet folgende Resolutionen: 1. „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, die Bereitwilligkeit zu erklären, in gemeinsame Verhandlungen mit anderen Großmächten einzutreten, sobald von einer Großmacht Vorschläge über eine gleichzeitige und gleichmäßige Begrenzung der Nüstungsansgaben gemacht werden." 2. „Ten Herrn Reichs kanzler zn ersuchen, nach dem Muster des unterm 12. Juli 1904 mit Großbritannien abgeschlossenen und im Jahre 1909 verlängerten Schiedsgerichtsvertrage auch mit anderen Mächten Schiedsgerichtsverträge abzuschließen." — Ter Termin für die Neuwahlen im Januar 1912 ist ein un günstiger. Wir sind bereit, an der Reichsversicherungs- ordnung mitzuwirken. Was wird denn aus dem Arbeits kammergesetz? Redner kommt auf die Rede des Abgeord neten Erzberger in Biberach zu sprechen. Wenn der Reichs kanzler im Streite zwischen Kirche und Staat sich auf die Seite des Staates stellt, dann wirft ihm Abgeordneter Erz berger den Fehdehandschuh hin. Die Konservativen sind eingefleischte preußische Partikularisten. Wir haben kein Bündnis mit den Sozialdemokraten abgeschlossen. Reaktio näre Parteien wollen wir Niederkämpfen; ob wir Erfolg haben werden, wird das Volk entscheiden. (Beifall links.) Reichskanzler v. Bethmann Hollweg dankt dem Vorredner für die Bereitwilligkeit zur Mitarbeit bis in den Winter hinein. (Heiterkeit.) Ter Streit um die Reichs finanzen ist ausgetragen: gesunde Reichsfinanzen sind seine Folgen. (Stürmischer Beifall.) Zur Abrüstung ist noch kein greifbarer Vorschlag gemacht worden; das scheint eine ideale, aber praktisch nicht lösbare Aufgabe zu sein. Kabi- nettskricge gibt es nicht mehr; Kriegsstimmungen ruhen heute im Volksempfinden, das sich leicht beeinflussen läßt. Wenn es hiergegen Gegengewichte gibt, nehme ich sie dank bar an. Allgemeine Friedensbeteuerungen nützen nichts; wir sind deren enthoben durch 40jährige Friedenstätigkeit. (Beifall.) Wer unsichere Vorschläge macht, kann leicht zum Friedensstörer werden. (Sehr richtig!) Wen» die Groß mächte Abkommen treffen wollen, müssen sie sich einigen über die Rangordnung der Mächte; aber diese entwerfe ich nicht. (Heiterkeit.) England strebt nach dem Uebergewicht seiner Flotte und hat dieses Recht; aber dieses Recht kann nicht die Grundlage einer Verständigung sein. Wenn eine Macht mit ihrem Kontingent nicht zufrieden ist, wer soll dann entscheiden? Dann die Armee. Wer kann das Macht verhältnis der Staaten zueinander fixieren? Jede Nation würde mir antworten, daß ihre Streitkräfte der Gesamt summe ihrer nationalen Kräfte entsprechen müsse. Darauf läßt sich kein Schema aufbauen. Jeder Versuch aber scheitert an der Möglichkeit der.Kontrolle; jede Kontrolle führt zu Reibungen und Mißtrauen. (Beifall.) Man denke an die Vorschrift Napoleons, daß Preußen 42 000 Mann Soldaten halten darf: trotzdem hat es die vierfache Stärke an Soldaten gehalten, und Napoleon hatte eine starke Kon trolle. Dem Wunsche Englands über gegenseitige Mit teilungen über das Flottenbauprogramm sind wir nachge kommen. (Schöpfliu: Und die Kontrolle?) Schiedsgerichts- Verträge ohne die sogenannte Ehrenklausel können wir nicht abschließen: den anderen Schiedsverträgen stehen wir nicht ablehnend gegenüber. Man kann die ultimo rntio nicht ganz ans dem Leben der Völker streichen. Der Schwache wird immer noch eine Beute des Stärkeren. Wir Deutschen sind vor allem darauf angewiesen, dieser grauen Wirklich keit ins Gesicht zu sehen, dann werden wir den Frieden und unsere Existenz erhalten. (Beifall rechts, Zischen links.) Staatssekretär v. K i d e r l e n - W ä ch t e r: Die Mächte haben beschlossen, die Republik erst dann anzuer kennen, wenn die allgemeinen Wahlen stattgefnnden haben. (Sehr richtig!) Eine Rechtsverletzung gegen Deutsche liegt in Lissabon vor; wir werden aber die Rechte der Dentschen mit Entschiedenheit vertreten. (Lebhafter Beifall.) Abg. Morawski (Pole) bringt polnische Be schwerden vor. Abg. Eickhoff (Vp.) wünscht Unterstützung der Schiedsgerichtsverträge. Das Haus vertagt sich auf Freitag. — Schluß U6 Uhr. Fortsetzung. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. 8 Dresden. (Kath. Kreuzbündnis.) Dienstag den 4. April abends ^z9 Uhr im VereinSlokal, Königsbrücker Straße 21 1., Versammlung mit Vortrag des Herrn cand. theol. Sprentzel. Zahlreiches Eischeinen erbeten. Gäste willkommen. 8 Meißen. Der Tag der gemeinsamen Oste, kominunion deS hiesigen Kasinos wird in der nächsten SonntagS- sitzung, zu der alle Mitglieder dringend eingeladen sind, mitgeteilt werden. Z Plsneu. Die kath. Lehrervereinigung hält Donnerstag den 6. April nachm. 3 Uhr im kath. Vereins- Hause ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Die Tages- ordnung lautet: 1. Referat über den II Band des Lese buches Kinderfreund. 2. Referat des Herrn Kaplan Salm über die Augustinusbibliothek. 3. Erledigung eingegangener Anträge. 4. Vorbereitungen für den Vertretertag. 5 JahreS- berichte des Schriftführers und des Kassierers. 6. Neuwahl deS SesamtvorstandeS. Vollzähliges Erscheinen der geehrten Mitglieder, welche hierdurch herzlich ringeladen werden, ist erwünscht. § Zwick««. Montag nachmittags 5 Uhr Elisabeth. Verein. 8 Zittau, 29. März. Am Sonntag Lätare veranstaltete der hiesige Pfarr-Cäcilien verein mit der Ge sangschule aus Anlaß seines Jubiläums in der Marien kirche eine kirchliche Gesangsaufführung. Der Cäcilien verein wurde am 25. Februar 1881 als Männerchor ge- gründet. In seiner jetzigen Gestalt als gemischter Chor ist der Verein 1886 aus der am 14. Januar 1885 errichteten Gesangschule herausgewachsen. — Um den Geburtstag des Altnieisters kirchlicher Tonkunst Johann Sebastian Bach (21. März 1685) mitzubegehen, wurde die Aufführung durch ein Präludium C-Moll für Orgel von Bach einge leitet, das Herr Bürgerschullehrer Albert zum Vortrag brachte. Hierauf folgte zu Ehren der Patronin der Kirchenmusik, der hl. Cäcilia, die Cäcilien-Hymne für ge mischten Chor von G. Nathgeber. — Als Motto für das Programm hatte der Dirigent des Vereins, Herr Chor- rektor Berger, unter dessen Leitung die Aufführung stand, den Schluß des Ambrosianischen Lobgesanges gewählt: In to sporuvi, Domino: non oonsniickur in notornum — Auf dich, o Herr, habe ich gehofft; ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden werden. Dieser Gedanke zog sich auch wie. ein roter Faden durch sämtliche nun folgenden Gesänge hin. Der Cäcilienverein sang zunächst das Offertorium für den 1. Adventssonntag „s^ct to Isvavi animam inocuni^ für gern. Chor von F. X. Witte. Hierauf folgte die Communio für den Sonntag Sexagesima »Introibo act nltaro Dsi", im Gregorianischen Choral von der Gesangschule vorgetragen. Eine Probe moderner Kirchenmusik brachte der C. V. in dem nlvz-rio" aus der Missa »^.vo marm stsIIoT sür gemischten Chor und Orgel von P. Griesbacher, dem später das ,6rs<Io" aus derselben Messe folgte. Ein ^»-nus Doi" und ein ^Ijousäiotus^ für drei Oberslimmen, von der Gesangschule gesungen, waren eigene Komposilionen deS Dirigenten. Mit dem stimmungsreichen Heiz-Jesu- Liede für gern. Chor von L. Jaspers, „Mein Trost", schloß der erste Teil des Programms. Herr Bürgerschullehrer Ernst, der auch die Orgelbrgleituug der Gesänge besorgte, brachte nun zwei Orgelsätze zum Vortrag: „Xckorsmu^ von Nowowiejski und »Oa-n^ona" von Gtoseffo Guammi. Hierauf brachte die Gesangschule den Choralsatz „Donum 63t os-ntitsri Domino", das Offertorium sür Septuagesima zu Gehör. Dem schon erwähnten „Oreclo" folgte das »Lanotuk," auS Palestrinas herrlicher „Nisna, brsvis". Bei dem Marienltede »O du Heilige" sür Solo. gern. Chor. Männerchor und Orgel hatten Gesangschüler die Solostimmen übernommen, während die Chöre vom C V. gesungen wurden. Wiederum folgte ein Choralsatz „Leatun 8srvu8", die Communio für Bekennerfeste. Stehend hörte sich die zahlreich erschienene Gemeinde das glanzvolle „Ps Dsnm lauckarntm" für gern. Chor und Orgel von Moos- mair an, das mit dem Motto des ganzen Programms schloß: In to 8poravi, Domras: non eonknnckar ia notornum. Hierauf wurde der Segen erteilt. Den Schluß der kirchlichen Feier bildete ein von Herrn Bürgerschullehrer Ernst gespieltes Postludium für Orgel von Lindeman. — Mitglieder und Freunde des C. V. versammelten sich an schließend zu einer schlichten Nachfeier in Täuschers Promenadenterrasse. Besondere Freude war es dem Vereine, unter den Anwesenden drei Herren begrüßen zu können, die Mitbegründer des Vereins waren, nämlich Herrn Webereileiter Spetlak, Webmeister Hocke sen. und Herrn Fabrikexpedienten Schnitzer; Herr Schnitzer, der außerdem seit der Gründung des Vereins einer der eifrigsten Sänger ist, wurde in einem besonderen Toaste gefeiert. Vermischtes. V Nach Wochen langer Jagd tst es gelungen, in der Flensburger Föhrde den Grönlandival zur Strecke zu bringen, der sich seit einiger Zeit in den deutschen Küsten- gewässeru der westlichen Ostsee unihertrieb und den Fischern großen Schaden zufügte. Verschiedentlich war von Nim roden auf das seltene Wild Jagd gemacht worden, ivenn auch vergeblich. Der gegen 20 Meter lange und zirka 3 Meter hohe Koloß ist bei Hochwasser auf eine Sandbank geraten und hier gestrandet. Dort fanden ihn, mit dem Schwänze gewaltig das Wasser peitsck-cnd und auf dem Rücken liegend, zwei Fischer. Ihr Versuch, den Fischräuber mit Trossen festzumachen, um ihm die Rückkehr ins tiefere Wasser auf alle Fälle abzuschneiden, schlug fehl. Ebenso erfolglos waren im Laufe des Tages auf das Ungetüm abgefenerte Gewehr schüsse. Nunmehr wandte man sich um Hilfe an die Ma rinestation Flensburg-Mürwik, und bald traf eine Dampf barkasse des Linienschiffs „Württemberg" unter dem Be fehle des Kapitänleutnants Schleusener ein. Zunächst wurde dem Koloß der Garaus gemacht, indem eine ihm ins Maul gesteckte Sprengpatrone zur Explosion gebracht wurde, wo bei das Wasser sich von dem Blute des Tieres weithin rötete. Doch auch die vou der Barkasse unternommenen Versuche zur Abschleppung des riesigen Kadavers mittels darum gelegter Stahltrossen blieb infolge des steinigen Untergrundes ohne Erfolg, so daß die Zerlegung des Rie sentieres an Ort und Stelle vorgenommen werden mußte. v In einem U eberblick über Carnegies jüngste M i l l i o n e n s ch c n ku n g e n — es befinden sich darunter allein 40 Millionen Mark für die Friedens sache — weist die „Revue Suisse" nach, daß die Gesamt summe der von den amerikanischen Milliardären im Jahre 1910 zn philantropischen Zwecken gemachten Schenkungen sich auf mindestens 600 Millionen Mark beläuft. Mit dieser Summe könnten ein ganzes Jahr lang sämtliche Ausgaben für das Heer und die Marine der Vereinigten Staaten ge deckt werden. Wenn das Geld unter die Bewohner der Vereinigten Staaten verteilt würde, kämen auf jeden sieben Mark. Im Jahre 1909 war die Schenkungssumme noch größer. Sie betrug damals 720 Millionen Mark. Unter den Schenkern von 1910 steht an der Spitze Carnegie mit fast 72 Millionen Mark; es folgen Nockefeller mit 68 Mil lionen, Isaak Weyman mit 40 Millionen, der Stahltrust mit 32 Millionen. Frau Russell Sage mit fast 15 Millio nen. Picrpont Morgan mit 10 Millionen usw. Nockefeller bat bis heute für philantropische Zwecke 590 Millionen ge spendet, Carnegie aber gar 748 Millionen. In den letzten zehn Jahren sind in Amerika für Schulen, Krankenhäuser, wissenschaftliche Institute usw. mehr als 4 Milliarden Mark gespendet worden. Kunst» Wissenschaft und Vorkräge. > Dresden. Robert Käthe. Lieder zur Laute, KünstlerhauS 27. März (Bock). Die Laute, das innigste deutsche HauSInstrumcnt, kommt setzt in Deutschland, dank ihrer Pioniere, zu denen auch Kothe zählt, immer mehr in Aufnahme. Er tst einer der Aeltesten auf diesem Gebiete. Diesmal brachte er sein neuestes 7. Programm mit und errang auch damit einen durchschlagenden Erfolg. Die Auswahl der Lieder war sehr glücklich. Er ist nicht international, sondern rein deutsch und beschränkt sich auf hoch- und niederdeutsch»