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kalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses zu be- gnügen, deren Beschlüssen er sich bereits, wie er selber gesagt hat, gefügt hatte, ist er nachträglich auf den Bülowschen Ehrgeiz verfallen, sich nach seinen Parteiansichten eine Mehrheit zu konstruieren. Das Ergebnis ist, daß keine einzige Partei ihm folgen will. Niemand ist mit Herrn von Bethmann zufrieden. Insgeheim nur die Sozialdemo kratie, die einen besseren Kanzler noch nicht gehabt hat. Denn ihr sind in der kurzen Aera Bethmann so glänzende Erfolge beschicken worden, wie nie zuvor. Die Vermutung des klerikalen Blattes (der „Germania"), daß Herr von Bethmann „liberalen Ideen nicht ganz feindlich gegenüber stehe", liegt nahe. Die auffällige Entschiedenheit, womit er den in der Wahlrechtskommission auftauchenden vernünfti- !ge/w. Gedanken, daß künftige Wahlrechtsänderungen nur mit Zweidrittelmehrheit stattfinden dürfen, im Keime zu ersticken beflissen war, läßt sich nur aus der Rücksicht auf die Sozialdeniokratie und die beiden liberalen Fraktionen er klären. Als ein konservativer Staatsmann, das heißt als ein Staatsmann, der es für die weitaus wichtigste Aufgabe der Gegenwart erachtet, die Erhaltung der bestehenden Staatsordnung den Umsturzbewegungen gegenüber sicher ßn stellen, kann der jetzige Reichskanzler nicht bewertet wer- den, und daher sollte es die konservative Mehrheit des Herrenhauses, der doch besonders die Aufgabe am Herzen liegt, nunmehr für ihre Pflicht erachten, den ausgesprochen antikonservativen Wahlrechtsreformversuch des Herrn von Bethmann znm Scheitern zu bringen, in der Hoffnung, daß damit zugleich der Wirksamkeit des Trägers dieses Versuches das Ende bereitet wird." Es ist nur sonderbar, daß die liberalen Blätter, die bis her ähnliches schrieben, sich über diese Auslassung aufregen. — Znm Kampfe im Baugewerbe erläßt der Ausschuß des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutsch lands folgenden Aufruf: „An die christlich-nationalen Arbeiter und Arbeite rinnen Deutschlands! Ein Riesenkampf ist im Baugewerbe entbrannt. In allen Teilen Deutschlands sind Tausende von Bauarbeitern ausgesperrt. Es soll ein Entscheidungs kampf ansgetragen werden, auf den die Scharfmacher unter den deutschen Bauunternehmern seit Jahren hingearbeitet haben. Sie geben zwar an, Tarifverträge zu wollen, er streben aber nur solche, die den einseitigen Interessen der Unternehmer entsprechend ausgestaltet werden sollen. Den Bauarbeiterorganisationen soll nicht nur jedweder Einfluß auf die Lohnform (ob Lohu- oder Akkordarbeit) und auf die Gestaltung der Akkordpreise entzogen werden, sondern man mutet ihnen selbst zu, den einseitigen Unternehmerarbeits- uachweis anznerkennen. Solche Tarifverträge würden für die Arbeiter eine Schale ohne Kern bedeuten. Durch sie würde den Arbeitern bei guter Konjunktur die Bewegungs freiheit vollständig unterbunden, der Unternehmerwillkür dagegen bei schlechtem Geschäftsgänge Tür und Tor geöffnet werden. Gegen Tarifverträge solchen Inhaltes bleibt den Arbeitern nur die schärfste Abwehr übrig. Der Kampf im Baugewerbe ist für die gesamte Arbeiterschaft von der größten Bedeutung. Trotzdem die Bauunternehmer mit ihren einseitigen Forderungen gegenüber den Arbeitern im Unrecht sind — in der Tagespreise wird dies, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, übereinstimmend znm Ausdruck ge bracht —, erkannte nicht nur der Verein der deutschen Ar beitgeberverbände das Vorgehen der Bauunternehmer als berechtigt an, sondern es soll auch die deutsche und besonders die rheinisch-westfälische Großindustrie den Bauunter nehmern weitgehende Unterstützung in Aussicht gestellt haben. Ferner arbeiten die Scharfmacher des Baugewerbes mit den verwerflichsten Mitteln, um die bisher vermißte Einigkeit im Unternehmerlagcr herzustellen: durch die Materialsperre sollen diejenigen Unternehmer, die sich zum offensichtlichsten Unrecht nicht herbeiließen, zur Schließung ihrer Betriebe gezwungen werden. Ein bekanntes Unter- nehmerorga» meinte endlich: 22 000 Arbeitgeber könnten es länger aushalten, wie 300 000 Arbeiter. Kollegen und Kolleginnen! Soll die Arbeiterschaft der übrigen Berufe diesen bedeutsamen Vorgängen teilnahmslos znsehen? Nein! Das hieße die Tragweite des Kampfes vollständig ver kennen! Es entsteht vielmehr für die gesamte christlich- nationale Arbeiterschaft die Verpflichtung, die christlichen Bauarbeiter in dem ihnen aufgedrungenen Kampfe nach Kräften zu unterstützen! Der Kampf wird sich über viele Monate hinziehen, wenn nicht im Unternehmerlager die rechtlich und vernünftig Denkenden über die Scharfmacher die Oberhand gewinnen. Wir haben uns also auf einen langen Kampf vorzuberciten. Kollegen und Kolleginnen! In zahlreichen Fällen habt Ihr Euer Solidaritätsgefühl glänzend bekundet. Die noch in Arbeit stehenden christlichen Bauarbeiter sind Euch mit gutem Beispiele vorangegangen. Sie führen während der ganzen Dauer des Kampfes täglich bis zu einer Mark an die Streikkasse ab zur Unterstützung ihrer ausgesperrten Kameraden. Auch die Kollegen der übrigen Berufe werden, davon sind wir überzeugt, nach Kräften zur Durchführung dieses gewaltigen Kampfes bei steuern. Die Pläne des Arbeitgeberbundes für das Bau gewerbe und seiner Hintermänner müssen auch im Interesse der übrigen Arbeiterschaft eine entschiedene Zurückweisung erfahren. Hoch die Solidarität der christlich-nationalen Arbeiter! Ter Ausschuß des Gesamtverbandes der christ lichen Gewerkschaften Deutschlands. (Generalsekretariat des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften A. Steger- tvald, Köln, Palmstraße 14.)" — Eine liberale Wnhlfront. Wie das „Berl. Tage blatt" hört, haben zwischen Vertrauensmännern der Fort schrittlichen Volkspartei und der nationalliberalen Partei Pourparlers stattgefunden, die auf ein gemeinsames Vor gehen bei den nächsten Reichstagswahlen hinzielcn. Die Zweigorganisationen beider Parteien sollen ersucht werden, sich möglichst schon jetzt über die Kandidaturen zu einigen und sich zu diesem Zwecke mit der Zeutralleitung in Ver bindung zu setzen: dazu bemerkt das Blatt: „Wir brauchen nicht erst zu sagen, daß wir diesen ersten Schritt zu einem allgemeinen Wahlbündnis mit Befriedigung begrüßen. Doppelt notwendig erscheint es uns dann allerdings, daß die preußisclum Nationalliberalen in der Frage der Wahl rechtsreform den Verlockungen der Regierung und der Kon servativen Widerstand zu leisten wissen. Denn ein national liberaler Umfall in dieser entscheidenden Frage würde dir linksliberale Wählerschaft im Reiche in eine begreifliche Ent rüstung versetzen und damit das sehr erfreuliche Bündnis, oder doch schließlich seine Wirksamkeit aufs äußerste ge- fährden." — Wer wählt konfessionell? Aus dem Kreise Oletzko- Lyck schreibt man der „Tägl. Rundschau": „Wir Ostpreußen wollen keine neue Zentrumsherr schaft. Zll einer erneuten Zentrumsherrschaft wird aber diese Verbindung zwischen Konservativen und Zentrum führen: zum mindesten gehen die Absichten des Ultramon tanismus dahin, und die Geschichte lehrt uns zur Genüge, daß alle Bundesgenossen dieser Macht am Ende noch immer die Betrogenen gewesen sind. Gelingt es unseren Führern nicht, diese Verbindung zu lösen und wieder eine nationale Mehrheit in den Parlamenten zustande zu bringen, so wer den wir Konservativen noch ganz andere Enttäuschungen erleben. Auch die Finanzreform würde nie so erbitternd gewirkt haben, wenn sie nicht mit dein Zentrum gemacht wäre. Wir wollen diese Verbindung mit dem undeutschen Zentrum, dessen Gebaren im Osten wie im Westen an Volksverrat grenzt, unter keinen Umständen." Kommentar überflüssig! — Die Stellung der Parteien nach der Zertrümmerung des Blocks würdigt Richard Nordhausen in einer kurzen Betrachtung im „Tag" Nr. 92. Die Gegensätze zwischen Rechts und Links sind verschärft. „Der Nationalliberalis mus rückt immer weiter von der Rechten ab." Eine Ver ständigung ist auch bei der Wahlreform nicht zustande ge kommen. Den Vorteil vom Kampf der bürgerlichen Par teien werden nur die Sozialdemokraten haben. Nordhausen sieht in ihnen „die weitaus stärkste Macht" und ruft auf zu einer Koalition der Ordnungsparteien, die durch Re gierung und Parlamentarier vorbereitet werden soll. „Der Haß zwischen rechts und links darf deshalb unter keinen Umständen verschärft werden. So wenig wie die törichte Hetze gegen das Zentrum dem Sinne der Politik von über morgen entspricht." Aber auch den Sozialdemokraten gegenüber keine Maßregeln wie die Verschärfung der Ge schäftsordnung im preußischen Abgcordnetenhause. Man soll es der Sozialdemokratie nicht zu schwer machen, vor sichtiger, revisionistisch zu werden. „Für die Politik der nächsten Jahre bedarf es kluger Vermittelung und weiser Abschwächung aller Gegensätze." Man wird zugeben können, daß gar manches an diesen Ausführungen Beachtung ver dient. Ob sie aber bei den Liberalen auf fruchtbaren Boden fallen? Hat doch diesen die Blockpolitik gerade wegen der „Hatz gegen das Zentrum" so besonders gefallen! Würden heute die Konservativen mit den Liberalen eine Wahlreform gegen das Zentrum mack>en, dann würden sofort die Schlag- Worte „Reaktion" und „Volksverrat" verstummen: denn eine Politik gegen das Zentrum ist ihnen viel wichtiger und wertvoller als das Bekämpfen der Sozialdemokratie. — Eine neue Zrutrnm-zeitnng wird demnächst in Greiffenberg in Schlesien erstehen. Es ist bereits ei, e Aktiengesellschaft begründet, um den Plan zu verwirklichen. DaS Blatt „Der Greif" soll bereits aw 20. Mai er- scheinen und einer Eimgung der Zentrumsmänner Ntcder- schlesienS dienen. Oesterreich-Arr sa ro. — Gegen den Univcrsitätsprvscssor »nd Logenbruder Mnrczali in Pest wurde seitens des Professoreukollegiums die schärfste Mißbilligung ausgesprochen, weil dieser dem jüdischen Redakteur Singer des „N. P. A." im vorhinein die Fragen verriet, welche er ihm beim Nigorosum stellte. Singer wurde nicht zur Promotion zugelassen. Aufgedeckt wurde die Affäre dadurch, daß Singer einem Einpauker, einem armen Studenten, der sich vom Stundeugeben er hält, die erhaltenen Lektionsgebühren nicht zahlen wollte, weshalb ihn dieser, der von dem Abkommen mit Professor Marczali wnßte, zur Anzeige brachte. Die gesamte jüdische Presse Ungarns unterschlug die arge Bloßstellung des „be rühmten" Universitätsprofessors und Logenbruders Marc zali, dessen Ruhm diese Blätter erst vor kurzem priesen, als von ihm ein englisch geschriebenes Buch über Ungarn erschien, in welchem sich eine Karte der Monarchie abgebildet findet, wo alle österreichischen Städtenamen magyarisiert sind! Mit derlei Monstrositäten nud durch die „Unter stützung" des jüdischen Publizisten Singer hoffte sich Marc zali noch weiteren Ruhm zu verdienen. Vor einigen Tagen wollten nun einige jüdische Hörer und Hörerinnen den Professor durch Ueberreichung eines silbernen Lorbeer kranzes für das „erlittene Unrecht" entschädigen. Die christ liche Studentenschaft erhielt Kenntnis von dieser nur im „engsten Anhängerkreise" geplanten Ehrung und besuchte die Vorlesung massenhaft. Als Professor Marczali sprechen wollte, wurde er mit den Rufen: „Hinaus! Nieder mit ihm! Schwindler, der nicht auf die Universität gehört!" empfangen. Seine Rede blieb unverständlich und er mußte das Lkatheder verlassen. Der Lorbecrkranz seiner Anhänger wurde zertreten und einige seiner Anhängerinnen bei den Haaren gebeutelt. als sie durch herausfordernde Be merkungen die Mehrheit der Studentenschaft reizten. Die Studenten beschlossen, jede weitere Vorlesung Marczalis zu verhindern. Frankreich — Theodor Roosevelt ist mit seiner Familie von Paris nach Brüssel abgereist. Pichon, sowie ein Vertreter des Präsidenten der Republik, der Ministerpräsident uns die Behörden halten sich am Bahnhofe zur Verabschiedung ein gefunden. — Die Sozialdemokratie in der französischen Wahl- bcwcgung. Mit der Opferwilligkeit der französischen Sozialdemokraten ist es nicht gerade glänzend bestellt. Die vom Zentralorgan „Humanitä" für den Wahlfonds einge leitete Sammlung ergab ein Resultat von nur 870 Franken. Die gleiche Geldsumme brachten die antiparlamentarischen revolutionären Sozialisten auf, die sich prinzipiell an den Wahlen nicht beteiligen, aber formell Kandidaturen ange meldet haben und das Recht der Ueberlassung von Schul sälen zu Dersammlungszwecken und Befreiung vom Plakat stempel teilhaftig zu werden. Der Kampf der revo lutionären Sozialisten richtet sich hauptsächlich gegen die „Marxisten", deren Kandidaten Roanet sie in einer Wähler versammlung blutig schlugen. Es entbehrt nicht einer ge wissen Komik, daß auch das sozialdemokratische ZeMral- organ „Humanitö" von den revolutionären Sozialsten „heimgesucht" wurde. 2lp«r»le«. —Die Karlisteu rühren sich wiederum. Sie haben für die bevorstehenden Corteswahlen über 40 Kandidaten aufgestellt. In dem vom Herzog von Solferino, dem Führer der katalonischen Karlisteu. namens des Prinzen Don Jaime veröffentlichten Wahlaufrufe heißt eS: Wir wissen, daß die Kämpfe, in denen die Karlisten ihren legendenhaften Mut bewährten, von denen verschieden find, die wir jetzt unternehmen. Unsere Aktion soll diesmal aus gesetzmäßigem Boden bleiben, aber wir dürfen darum nicht auf das Bestreben verzichten, die unterbrochene Geschichte unserer großartigen Kreuzzüge von neuem aufzunehmen. N»rdamerik«. — Eine sozialdemokratisch verwaltete Stadt in Amerika. Die sozialdemokratische Partei, die sowohl in der Stadt Milwaukee wie in County vor kurzem siegte, wählte auch einen Bürgermeister. Emil Seidl, mit einer Mehrheit von 7109 Stimmen. Von den drei Bürgermeisterkandidaten erhielt der sozialdemokratische Seidel 27 622 Stimmen, der Demokrat Schönccker 20 513 und der Republikaner Beffel t1262 Stimmen. Der neue Stadtrat besteht aus 21 Sozial demokraten, 10 Demokraten und 4 Republikanern. Der neue Aufsichtsrat wird aus 11 Sozialdemokraten, 8 Re publikanern und 2 Demokraten bestehen. Die Sozialdemo kraten erwählten außerdem zwei — Zivilrichter. Die Sozialdemokraten erhalten die vollständige Kontrolle über die Stadtverwaltung für die Dauer von zwei Jahren. Unter den Reformen, welche die Sozialdemokraten führen wollen, befinden sich: Verstadtlichung der öffentlichen Be triebe, Fahrgelder von 15 Heller auf den Straßenbahnen, achtstündiger Arbeitstag, billigeres Gas, billigeres Brot und Arbeit für die Beschäftigungslosen zu den üblichen Löhnen. Wenn sich nur nicht die Bewohner von Milwankee mit ihrer sozialdemokratischen Stadtverwaltung so an- schmieren werden, wie einige französische Städte. Au» den deutsche« Kolonie». — Der Lüderitzbuchter LaudcSrat beschloß: 1. Das Kolonialamt möge telegraphisch den neuen Vertrag vor dem Abschlüsse mit der Kolonialgesellschaft mitteilen. 2. Der Reichstag möge dies beim Reichskanzler und beim Kolonial- amte befürworten. 3. Das Gouvernement möge die Bitte des Landesrats um vorherige Vorlage des Vertrages unter stützen. Der LandeSrat bittet gleichzeitig um Ucbersendung des Gutachtens des Reichsjustizamtes und bittet ferner, das Kolonialamt aufzufordern, die vertraulichen telegraphischen Verhandlungen mit der Stauchgruppe bekanntzugeben. Wir schieben dem Staatssekretär die Verantwortung zu. falls durch unnötige Uebereilung des Vertragsschlusses ohne An hörung des LandeSratS der Fiskus Schaden leidet. Ver besserungen sind zweifellos möglich. Der Landesrat ist zu wirksamen Einzelvorschlägen nach Kenntnisgabe des Der- tragsentwurfs bereit. Aus Stadt und Land. Dresden, den Lv. April ISio. —* Republikanische Abzeiche«. Das Ministerium des Innern hat neuerdings eine Verordnung erlaffen, wonach das Tragen von roten Kleidungsstücken (Schlipse) oder Ab zeichen an der Kleidung, Blumen usw., sowie die Verwen dung roter Kranzschleifen, wie schon teilweise bisher, so auch künftighin vollständig ignoriert werden sollen. Es soll fernerhin von den Polizeibehörden nur noch gegen das Tragen oder Aufhissen roter Fahnen. Standarten, Schippen und anderer unzweideutiger Wahrzeichen revolutionärer Ge sinnung eingcschritten werden. —* Wctterprognoii: der König l. käcks. Landes Getter warle zu Dresden kür den 80 April: Endliche Winde' meist beiter, Tenweratur wenig peändert. kein erheblicher Niederschlag- —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen, sowie die Vorträge der Herren Staatsminister und des Kabinettssekretärs entgegen. —* Se. Majestät der König begibt sich in der Pfingstwoche mit seinen Kindern nach Schloß Sibyllenort. —* „Wozu denn nur ein neues Maiandachts- Büchlein?! Muß denn das sein! Warum ändern Sie denn immer in der Hofkirche, Herr KaplanII" Na, meine sehr verehrte Dame, erstens bin ich es nicht gewesen. Zweitens war die Veränderung notwendig und von der höchsten Stelle eingsleitet. Gerade beim Gebet und bei Andachten ist eine tägliche Abwechselung notwendig, damit man nicht in ein gewohnheitsmäßiges Beten verfällt, und wir hoffen, daß das neue Büchlein diesen Zweck ganz und gar erfüllen wird. Die bisherige Art, die Rosenkranz- geheimnisse den Andächtigen vor die Seele zu führen, war eine durch die Zeitknappheit erklärliche Aushilfe aber doch kein Rosenkranz. Wie daö nun geändert ist. das lesen Sie nur bitte, hübsch selbst nach. Das Büchlein ist ja hübsch und handlich und wird Ihnen Freude machen. Auch war eS bisher üblich in der österlichen Zeit den Engel des Herrn zu beten, während sonst überäll in dieser Zeit das RoZing. eosli verrichtet wird und nur dort von Rom der Engel des Herrn gebilligt ist, wo man das Ks^inu oosir nicht kennt. Na, und wir sächsischen Katholiken können uns doch nicht nachsagen lassen, daß wir das Regina eooli nicht kennen. Wer nun in die Maiandacht geht, braucht wirklich gar kein anderes Buch mehr als unseren neuen kleinen Bekannten. Der läßt sich auch leicht in anderen Gemeinden eivführen, es braucht nur das Titelblatt ge lindert zu werden. Betrachtungen sind allerdings keine ausgenommen, sonst wäre das Büchlein zu teuer geworden. Auch ist es ja bester, wenn gepredigt wird, oder wenn in jedem Jahre neue Betrachtungen vorgelesen werden. DaS Büchlein erscheint im Verlage der Saxonia-Buchdruckerei, Dresden. Pillnitzer Straße 43. Wir hoffen auch, daß sich nu» die Lust zum Gesang in der Hofkirche recht mehrt und daß wirklich ein Gemeindegesang die schönen Hallen durchbraust. Also auf Wiedersehen in der Maiandacht I —* Verband für Jugendhtlfe. An jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat werden im Königlichen Amtsgericht, Lothringer Straße, nachmittags k—6 Uhr Be sprechungen der Helfer abgehalten. Im Monat Mat finden die Helferversammlungen am 4. und 18. Mai statt.