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dacht ist. in alle Poren des öffentlichen Lebens einzudringen und Staat. Schule. Gemeinde und Gesellschaft mit seinem blendenden Schein von „Wahrheit. Freiheit und Recht" zu durchdringen, uni so ernster haben wir zu wachen, zu wehren und zu wirken." Aus der Rede BärwinkelS heben wir noch einen Satz hervor: ..Wenn nian von einem Prediger verlangt, sich nicht um Politik zu kümmern, so ist das ein unberechtigtes Per- langen. Der Prediger hat derartige Angelegenheiten mit seinem Gewissen abzumachen." Aus dein Festgottesdienst in der Krcuzkirche möge hier angeführt sein, was H. Superintendent I». Meyer sprach: die „Dr. Nachr." fassen seine Predigt in den leitenden Ge danken zusammen: Dem deutschen Volke fehlt eins: die innere Einheit in einem gemeinsamen Ideal. Des Bundes Arbeit soll niit Christus sammeln zu diesem Ideale, Roms Arbeit aber, ohne Christus, zerstreuet." Uns deucht, daß der Prediger es verwechselt hat. In der kath. Kirche wird Chri stus als das Alpha und Omega betrachtet und ihm seine Würde als Gottmensch unangetastet gelassen: „Noms Ar- beit" ist also eine Arbeit m i t Christus! Im Protestantis mus ist vielfach Luther der Mittelpunkt geworden, weil er der personifizierte Gegensatz zu Rom ist: seine Ehre hält man hoch, während die Gottheit Ies» Christi in den Hörsälen der Universität, ja. oft selbst von den Kanzeln herab geleugnet wird. Gerade der im Cvang. Bunde herrschende Kirchen Liberalismus ist daher als Arbeit ohne Christus zu betrachten. Die Generalversammlung des Evangelischen Bundes hat au den Kaiser wie an den König Georg Huldignngs- telegramme gerichtet. ErstercS lautet: Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät bringt die in Dresden tagende 17. General versammlung des Evangelischen Bundes in imvcr inderler deutscher Treue ihre chrsurchtsvollile Huldigung dar." Das Telegramm an König Georg h ,t folgenden Wortlaut: „In hoher Freude über die Besserung m Euer M'ajesiät Befinden entsenden die ans alle» deutschen Landen in Sachsens Hauptstadt versammelten Mitglieder des Evange lischen Bundes Euer Majestät treu ergebenen Hiildignngs- grüß. Mit Sachsens Volk fühlen wir uns eins in der Verehrung und in den innigsten Segenswünschen für Eure Majestät." Politische Rundschau. Dcntt>stland Die deutsch-österreichischen HandelSvertrags-Bcr- handluirgen werden, wie der Kölnischen Leitung aus Wien berichtet wird, am Oktober in Dresden wieder anf- genoinmen. Die österreichisch-nuqarische Zollkvnfereilz soll am IO. Oktober zusammentreten. - - Das politische Leben ist wieder höchst rege; wenn es auch iu der inneren Politik etwas ruhiger ist. so geht es um so lebhafter in der äußeren Politik zu. Die Tiplomateuwelt ist sehr beschäftigt. Der Mittelpunkt der Unterhandlungen ist das hübsche Homburg im Taunus. wo der Reichskanzler Graf Bülvw zur Nachkur weilt. Da trafen zuerst die meisten deutschen Botschafter von fremden Höfen ein: bann kam der rnmänische Ministerpräsident Strondza, um die letzten Schwierigkeiten beim Abschluß des neuen Handelsvertrages zu beseitigen: das gelang auch und mm ist der 4 der neuen Handelsverträge fertig ; jetzt fehlt nur noch der österreichische und schweizerische. Großes Aussehen aber erregte es. als min plötzlich auch der italie nische Ministerpräsident Giolitti iu Homburg eiutraf. Mau versicherte, daß es sich nur um den Austausch der An sichten über die politische Lage gehandelt habe; wir können es nicht recht glauben, denn zu diesem Zwecke macht mau nicht solche weite Reise. Es muß schon mehr dahinter stecken. — Das Reichsgericht hat die vom Lehrer Rickel-Tra kehlten gegen das Urteil des Landgerichts I Berlin vom 8. April d. I. eingelegte Revision als unbegründet verworfen. Nickel war vom Landgericht I Berlin wegen Beleidigung des Landslallmeisters von Oellingen zu 200 Mark Geld strafe verurteilt worden. — Die Oldenburger Dhrinfolgefragc, in der der Schwager des Kaisers, der Herzog Ernst Günther von Schleswig Holstein, der Bruder der Kaiserin, einen Protest an die oldenbnrgische Regierung hat gelangen lassen, bat einen vorläufigen Abschluß gefunden dntmrch. daß der oldenbnrgische Landtag sich einstimmig zugunsten der kon- knrrierenden Linie ausgesprochen hat. — Daß der Herzog Ernst Günther, der bekanntlich mit einer Tochter der neulich geflüchteten Prinzessin von Coburg verbeiratet ist, sich dabei beruhigt, ist kaum anznnehmen. Er wird wahrscheinlich mit einem Protest an den BundeSrat und an die deutschen Fürsten gche»l, wie das neuerdings ja auch der andere Schwager des Kaisers, der Fürst zu Schaumbnrg Lippe, getan hat. — Dem am 5. ö. M. in Drtmsld znsammentretcnden Landtage geht eine Vorlage zu. die darlegt, daß nach dem Tode deö Grafen Ernst zu LiPve Viesterfeld eine so ernste Lage geschaffen sei. daß die SiaatSregienmg es als ihre unabwendliche Pflicht hielt, den Landtag einznbeinfen. Der Ernst der Lage werde dadurch gesteigert, daß »ach amt licher Mitteilung die Regierung von Schamnbnrg-Lippe gegen die Uebernahme der Regentschaft durch den Grafen Leopold beim Bnndesrat Protest erbob und daß der Kaiser erklärte, diese Regeutschaftsübernahine nicht anerkennen zu können. DaS von dem Kaiser an den Grairegenten gesandte A n t w o r t t e l c g r a m m lautet: .Rominten. 26. September. Ich spreche Ihnen mein Beileid znm Ableben Ihres Herrn Vaters aus. Da die Rechts lage in keiner Weise geklärt ist, kann ich die Regentschaftt-übernahme Ihrerseits nicht anerkennen und lasse auch das Militär nicht vereidigen." Nach längerer Begründung wird in der Vorlage auSgesührt. daß der Grafregent sich bereit erklärt habe, nochmals dem Ur teile eines unparteiischen Gerichtshöfe« sich zu unterstellen. Deshalb werde da« Staatkministerium beim BundeSrat beantragen, daß im Wege der Reich-gesetzgebung ein un parteiischer ordentlicher Gerichtshof, sei ek da« Reichs- gericht. sei eS das Preußisch« Kammergericht, sei e« der bayerische oberste Gerichtshof oder ein anderes höchstes Gericht, bestellt wurde, um dadurch die von de, Fürstlich Schaumburg-lippischen Staatsregierung erhobenen Ansprüche, wie solche in dem Protest vom 12. November 1897 und dem Antrag vom 20. Januar 1898 dargelegt sind, zur richterlichen, für alle Beteiligten bindenden Entscheidung zu bringen. Da» GtaatSministerium ersucht den Landtag, durch einen Beschluß diesem Anträge beizutreten. Dieser Vorlage ist eine weitere Vorlage beigegeben, wonach da« RegentschaftSgesey vom 24. April 1895 eine Ergänzung erhält, wodurch im Falle de» Ablebens de» Fürsten Alerander die Regentschaft von dem Grafen Leopold bis zur endgültigen Entscheidung über die erneuten Thron- streitigkeiten fortgesührt werde. Dein Tert ist eine Be- gründung beigegeben. Abgeordneter ReichSgrrichtsrat Tr. Spahn ist im Wahlkreise Fulda als Landtagskaudidat aufgestellt worden; derselbe gehörte schon früher bis zun, Jahre 1898 dem preu ßischen Abgeordnetenhaus«: an. Es liegt nur im Interesse der Zciitrunisfraktion, daß ihr Führer auch den« preußischen Landtage angehört, wie es bei Windtborst und Lieber auch der Fall war. Für Dr. Spahn aber ist das Doppelmandat keine geringe Last, die zu bewältigen auch nur ein Mann mit der Riesenarbeitskrast Spahns in der Lage ist. Tie Presse hat die Meldung von dieser Kandidatur ohne jede Randbe merkung ausgenommen, nur das jüdisch-freisinnige „Bert. Tagebl." knüvfte daran die Bemerkung: «Der Reichstag scheint danach Herrn Lpahn zur Betätigung seines Ehrgeizes nicht mehr zu genügen. Er will auch im preußischen Landtage seine Hände im «viele haben. Wieviel freie 2,eit bleibt aber Herrn Svahn dann noch für seine amtliche Tätigkeit beim Reichsgericht übrig? Angesichts der Magen über die lleberbürdung des Reichsgerichts ist es zum mindesten sonderbar, doß ihm die Kraft eines gewiß sehr schätzenswerten Mitgliedes für den größten Teil des Jahres entzogen wird " In diesen Sätzen reichen sich Böswilligkeit und Un wissenheit die Hand. Wer Dr. Spalm auch nur einiger maßen kennt, der weiß, daß bei ihm von Ehrgeiz absolut nicht gesprochen werden kann. Er besitzt allerdings den ge wiß nicht strafbare» Ehrgeiz, tunlichst viel für das Wohl des gesamten deutschen Volkes zu leisten, ohne für sich und seine Perion das mindeste z» wollen. Dem „Berl. Tagebl." ist natürlich ein solcher idealer Opfern»» fremd, dort ist die erste Frage: „Was wird mir dafür?" Völlige Unwissenbeit verrät aber das angrisfslustige Blatt, soweit cs sich über das Verhältnis des Abgeordnete» Dr. Spalm znm Reichsgericht verbreitet: eigentlich berübrt es lächerlich, in diesem Zu- saimiieiihange von der tteberlaslmig des Reichsgerichts zu sprechen, das Ol Richter zählt; da würde U'ahrlich die Polle Arbeitskraft eines einzelnen nichts ändern. Aber das „Berl. Tagebl." weiß nicht, daß Tr. Spahn trotz seines Mandats alle seine Arbeiten am Reichsgericht sortwäbrend ausführt, daß er die ihm znfalleiiden Referate ausarbeitet, daß er an den Sitzungen seines Senats stets teilnimmt, daß wegen ilmi noch nie ein späterer Termin angesetzt werden mußte. Diese »»gemein große Arbeit zu leisten, kann allerdings nicht jeder mann zilgemntet werden: aber Dr. Spalm bat Gesnndheit und Geisteskraft, um alle entstellenden Schwierigkeiten zu überwinden und wir tonnen mir dringend wünschen, daß ibm beide noch viele Icchrc im gleichen Maße erhalten bleiben, znm Woble des katholischen Deutschlands, znm Segen des gesamte» deutschen Volkes! — Hilicrnia und kein Ende. Das Kohlensyndikat unter stützt nnii die ablehnende Haltung der Hibernia Verwaltung auch offen: es bat dem preußischen Handelsminister den Ein tritt für die fiskalischen Gruppen angeboten und ihm somit Einfluß ans die Maßnahmen des Syndikats gesichert; das war ein schlauer Schachzug, der namentlich die Stellung Möllers im Landtage erschweren sollte. Der Handelsminister hat jedoch das Anerbieten vorerst abgelehnt. Inzwischen hat ans dem gerichtlichen Wege die Hibernig einen Erfolg er rungen. Das Amtsgericht Herne hat bekanntlich die Be schlüsse der Geiieralversammlnng betreffend Kapitalser- hölning nicht eingetragen: ans Beschwerde der Hibernia hat nun das Landgericht Bochum entschieden, daß die neue Gene ralversammlung sich nicht mehr mit der Kapitalserhöhniig zu befassen habe; dagegen hat die Dresdner Bank nun wieder Beschwerde beim Kammergericht erhoben. Von der Ent scheidung des Kammergerichts wird es nun zunächst ab- liängen, ob der Regierung der Weg so weit geebnet ist. daß sie das gegenwärtige balbe Aktienkapital von der Hibernia übernehmen kann, ohne befürchten zu müssen, daß durch Kapitalsvermchrnng die Macht dieses Besitzes vermindert würde. Südwrstnsrika und kein Ende. Tie Vermehrung der Streitkräste für Südweslasrika hat noch immer kein Ende gesunde» und es ist auch nicht anznnehmen. daß die Regie rung ihre Versuche, die Hereros niederzuwcrsen, trotz der verzweifelten Kriegslage sobald aufgeben wird, wenn ihr nicht der Reichstag ein Halt gebietet. Neuerdings soll eine Eisenbalmabteilung geschaffen werden, die allein 14 Offiziere erhalte» wird. Dazu kommt nach dem Militärwochenblatt »och eine Permessnngsabteilung. Wozu insbesondere jetzt, zur Kriegszeit, eine Verniessungsabteilung nötig ist. daß vermag man bei aller Begeisterung für die Kolonien nicht recht einznseben. In Friedcnszeiten bättc eine solche Truppe ein sehr förderliches Werk ausführen können, setzt in Kriegs- zeitcn setzt sie sich nur einer fortdauernden Beunruhigung ans und ein ersprießliches Arbeiten ist doch nur zu besonders günstigen Zeitei« möglich. Um Arbeit zu erhalten, haben in Berlin eine sehr große Anzahl bon Leuten ihre Invalidengnittungskarten ge fälscht. Personen, welche längere Zeit aus irgend welchen Gründen, vielleicht ohne korrekt gewesen zu sein, außer Ar beit waren und nicht „geklebt" haben, finden erfahrungsge mäß schwer Arbeit, da die Arbeitgeber sich daran stoßen, daß der Betreffende so lange Zeit außer Arbeit war. Um solcher Abweisung beim Arbeitsuchen zu entgehen, wird daher viel fach auf der von« Polizeiburcau neu ausgestellten Ouittungs- karte Nr. l diese Ziffer in 4. 7, 8 oder 11 »»«geändert. Es ist ja nun nicht möglich, auf grund einer solchen gefälschten Karte etwa Invalidenrente berauszuschlagen. da die Ver- sichcrnngsanstalt bei jedem Anspruch die vorhergehenden Karten prüft, die im gegebenen Falle nicht vorhanden sind. Eine Anzahl von Fällen sind bereits dem Gerichte übergeben worden: doch bat dieses stets auf Freisprechung erkannt, da kein Betrug vorliege. - Eine köstliche Selbstironie liefert der „Vorwärts" dieser Tage gegen die Ernennung eines Kreisblattreda/- teurs durch die Presse, der sich beschwerte, daß er stets nach dem Wille,« der Behörden hätte schreiben müssen. Die frei- sinnige und deinokratische Presse benützte diese Erinnerungen besonders ergiebig, aber ..kaum gedacht, »var der Lust ein End gemacht!" In einem württembergischen Kreisblatt enthüllte nun ein demokratischer Redakteur seine Erlebnisse, die sehr schlimm waren, er beklagte, daß er alles, was Parteigrößen taten, hätte herausreißen müssen, dazu sei ein stetes Herrunterreißen der Gegner getreten. Für die demo kratische Presse stimmt dies sehr genau, denn nirgends Ist der persönliche gehässige Kampf mehr zu Hause als hier. Diese Vorgänge benützt nun der „Vorwärts" zu folgenden« heuchlerischen Entrüstungsausbruch: „Es ist nur zu bekannt, daß die Journalisten der bürgerlichen Presse jeder Richtung mehr oder minder zur Rolle von Tintenkulis verurteilt find, die sich der Diktatur entweder eines geldgierigen Privatver legers oder aber einer nicht minder harten Diktatur ehrgei ziger Parteigrößen zu fügen haben." Darüber kann man nur lache««, weil nirgends die „Diktatur ehrgeiziger Partei größen" und die der Massen größer ist, als innerhalb der sozialde»«okratisä)eil Partei. Man erinnere sich gefälligst, wie den Sozialdemokraten die Mitarbeit an bürgerlichen Blättern einfach verboten wurde, wie zum Beispiel Genosse Bernhard ans dem Dresdner Parteitage öffentlich Buße tun «mißte, «veil er gegen die „roten Primadonnen" geschrieben habe. Tann halte man sich vor Augen, daß der Genosse Bernstein öffentlich sich beklagt, wie man ihn ««in seine Stellung beim „Vorwärts" gebracht habe, daß denselben die Gründung seines „Neuen Montagsblattes" von- der Partei nahezu niimöglich gemacht lvurdc. Auch ist uns in Erinnerung die Klage des Genossen Schippel, daß er sich eine neue Cristenz gründen mußte und das alles wegen ab weichender Ansichten. Wer innerhalb der sozialdemokrati schen Presse nicht nach der Pfeife des Parteivorstandes tanzt, dem wird einfach der Brotkorb böher gehängt. Und diese Lenke «vollen von „Tiiiteiikulis" reden! — Die „Berl. Zlg." meldet: In einer in Genthien abgehaltenen Pernau-ncmäimer - Verimi-.ml'.mg der Kon servativen ivnrde Ebefeedaktenr Dr. Ocrtcl als konservativer Reichstagskaildidat für den W «hlkreis Ierichsiv aufgestellt. — Der Umsatz der Warenhäuser in Preußen ist in einer eigenartigen Wandlung begriffen. lilOl gab es 109 Warenhäuser mit einen« stenerpflichtigei« Umsatz von 178,6 Millionen Mark, die 6 08 Millionen Mark an Warenhaussteller zu emr'chlen hatten. In« Jahre 1903 waren es nur noch 7:'. Warenhäuser «nit einen« Umsatz von 113. und einer Stenerleistnng von 1.9 Millionen Mark. Die Warenhansstener hat also dahin gewirkt, daß der Umsatz zinückging und was sehr erfreulich ist. daß nament lich die Warenhäuser in den mittleren Städten sich nicht vermehrten, sondern teilweise eingingen. Die große«« Warenhäuser dagegen haben eine» Rnckglg nicht erfahren, 19«>1 hatten 6 Warenhäuser einen Umsatz von 88 Millionen, also m-chr als die Hälfte des Gesamtumsatzes. 1903 aber 7 Warenbänser von 84 Millionen. Das Wareiihausstcuer- gesetz. das nicht nur in Preußen sondern auch in Württem berg und Bayern seine Erislenz dem Zentrum verdankt, hat somit im allgemeinen sehr gut funktioniert; jetzt hat man auch Anhaltspunkte, wie es ausgebaut werden kann, um nameiitlich die große«« Häuser, die sehr leistungsfähig sind, z» treffen. Man kennt den Umsatz und kann die Steuerschraube entsprechend anziehen! — Sie lassen sich nicht schvlmeistcrn. Aus dem sozial demokratischen Parteitag in Bremen wnrde unter anderen auch der sozialdemokratische Abgeordnete GewerkschaftS- sekretär Körsten unangenehm angehaucht, «veil er es gewagt hatte, die ganz vernünftige Forderung aufzustellen. die Partei solle für die Verbesserungen sozialpolitischer Gesetze stimmen. Das hatte den Abgeordneten Ledebur veranlaßt, die vvmmersche«« Wähler Körstens als rückständig zu ver höhnen. Das haben diese sich nicht gefallen lassen «md der sozialdemokratische Wahlverein in Stettin hat eine ge harnischte Resolution gefaßt, in der er gegen die „hoch- fahrende Art" „entschieden" protestiert, in der Ledebur die pominerschen Parteigenossen als ..rückständig und «ninderwertig hinzustellen versucht" habe. Dabei ver trat einer, der in Bremen dabei gewesen «var. die Be hauptung. die «vir schon vor einige«« Tagen aufstellten, daß ein großer Teil der Delegierten in der Sache — als in der Frage, ob die Partei für die Verbesserungen sozial politischer Gesetze stimmen solle oder nicht — ans Seiten der Stettiner gestanden hätte, daß er aber nicht gewagt habe, gegen den Parteivorstand anfzutreten. — Das wird solange nicht anders werden, als der Parteitag sich znsammensetzt aus solchen, die bei der Partei angestellt sind und solchen, die dieses Ziel noch erhoffen, und danach streben die meisten. Oesterreich-Ungarn. — Große Eisenbahner-Kundgebung. Tic drückende Lebensmitteltenerling hat den „Vcrkehrsbund des christlichen Eisenbahnpersonals Oesterreichs" veranlaßt, in die Volks halle des neuen Wiener Rathauses für den Sonntag eine große Balmbedieiisteten-Versammlttlig alles Kategorien und aller in Wien ciumündeudci« Bahnen cinznberufen. Die Versammlung wies einen massenhaften Besuch auf; es wa ren auch die Abgeordneten Regierungsrat Dr. Geßmann und Armani« erschienen. Viel Beachtung fand die Anwesen heit des Ministerialsckretärs Tr. v. Zelenka, der in Vertre tung des Eiscnbahnministerinms erschien. Der christliche soziale Abg. Negiernngsrat Geßmann befaßte sich mit der gegenwärtigen Teuerung der Lebensmittel und betonte, daß die Lage der Eisenbahner eine triste sei und besonders in dem gegen«r«ärtigen Moment aktuell geworden ist. Auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens sind die denkbar größten Fehler geschehen. Tie Staatsbghncn sind das Schmerzens kind der ganzen österreichischen Volkswirtschaft. Ein Staatsbahnbetrieb, der von den investierten Kapitalien 2^, Prozent Reingewinn erzielt und die investierten Kapitalien aber «nit 4 Prozent selbst verzinsen «nuß, ist an und für sich von« volkswirtschaftlichen Standpunkte ein Unsinn. Es sprach sodann der Lokomotivführer Mühlschranz, wel cher an die Regierung wegen Unterbindung an die verschie- denen Ringe und LebenSmittelwuchergesellschaften appel lierte, worauf der christlich-soziale Abgeordnete Armann