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Wesenheitsgelder wird abkaufen lassen. Die Sehnsucht des Freiherrn von Zedlitz, eine klare Antwort zu erhalten, wird durch diese Zeilen befriedigt sein! Politische Mrndscha«. Deutschland — Der Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium Hermann Ritter v»n Pfasf ist zum Fi n a n z m i n i st e r ernannt. — Der Bandesrat stimmte in seiner heutigen Sitzung dem Entwurf einer Eiienbahi.bau- und Betriebsordnung zu. — Die neue Militärvorloge. Nicht nur deutsche Blätter, sondern sogar französische wissen allerlei über die neue Militärvorlage zu melden; io ist der Pcniser „Temps" vom 80. Oktober sogar in der Lage, eine Mitteilung des Zentrnmsabgeordneten Dr. Sv ahn an den preußischen Kriegsminister bezüglich der Heeresvermehrnng zu publi zieren. Wir sind von zuständiger Seite ermächtigt, diese Notiz als völlig n n w ahr zu bezeichnen. — Die Lippesche Frage. Nun hat der Schaumburg- Lippesche Minister die Zustimmung des Fürsten Georg zu seinen Vorschlägen über die Festsetzung des Schiedsgerichts erlangt. Die Regentschaft des Graf-Regenten wird als zu Recht bestehend anerkannt. lieber die Tbronsolgerfrage sollen zwei Senate des Reichsgerichtes ohne jede Mit wirkung einer fürstlichen Persönlick seit entscheiden. — Die Rückwirkung der MilitiirpcnsionSgesetze, gegen welche wir uns stets ans finanziellen und prinzipiellen Gründen anssprechen mußten, scheint nun tatsächlich aus geschlossen zu sein-, ein Artikel der offiziösen „Bert. Pol. Nachr." läßt dies dnrckchlicken und begründet diesen Ent schluß in derselben Weise, wie wir es taten. Nur deutet das Blatt an, daß für die Kriegsteilnehmer unter Umständen eine Rückwirkung eintreten könne. Eine solche Bestimmung würde im Reichstage sehr stark bekämpft wer den, da es höchst ungerecht erscheinen müßte, die Friedens- invalide» ansznschließen. Für den Pensionierten Militär ist eS gleich schlimm, ob er seine Gesundheit im Kriege oder im Frieden dem Baterlande geopfert bat: ersterer erhält schon so wie so die Kriegsznlage. Aber die Friedensinva liden ansznschließen, müßte in den Reihen derselben die höchste Erbitterung erzeugen und da es nicht angeht, die neuen Pensionsgeseve ans alle Militärs rückwirkend zu niackieii, so darf dies auch nicht für einen Teil geschehen. Wo die Verhältnisse besonders drückend wirten, da könnte ans dem Wege des Gratials Minderung verschafft werde», wie cs bei der Nenregelnng der Pensionen der Volksschnl- lebrer auch in fast allen deutschen Staaten geschehen ist: man bat snr diese die neuen Pensionsgesetze auch nicht rück wirkend machen können, obwohl da die Not mindestens so groß war wie bei den Militärs. Diese Stellung nimmt auch bereits die gewiß nicht militärseindliche „Kreuzztg." ein: sie meint: „Trotzdem können nur cs nicht mit dem (Ge wissen verinigen. den Wunsch ans eine allgemein rückwir kende Krait des Pensionsgesetzes als eine nnnmstößliche Be dingung zu bezeichnen, deren Nichterfüllung das ganze Oie setz hinfällig mache." Das preußische Abgeordnetenhaus hatte am :>. d. M. eine bunte Tagesordnung. Da wechselten alle nur denk baren (Gegenstände mit einander ab. Die neue Wegord nnng für die Provinz Westprenßen wurde an die Kommis sion überwiesen. Der frühere Unterstaatssekretär im Reichs- postamte und jetzige ministerielle Abgeordnete Fritsch hat in seiner amtlichen Tätigkeit gelernt, daß man eine gute und stramme Disziplin unter den Beamten auch ansrecht erhalten kann, wenn man die Arreststrafe als Tisziplinar- mittel ansgibt: für die Reichsbeamten besteht diese entwür digende Strafe nicht mehr: ein Antrag Fritsch forderte nun für die prenßischen Beamten Abschaffung der Arreststrafe: das ganze Hans stellte sich freundlich zu demselben, nur der konservative Major a. D. Strosser meinte, daß im Heere doch inxii der Arrest bestehe und selbst über die Offiziere ver kennten an Tolstoi erinnern mit seiner Benrteilnng des Evangeliums. Noch viel gewaltiger ist die Anerkennung, welckre dieier Botschaft des Christentums geworden ist, durch die Bnnlerotterklärnng der modernen „Herrcnmoral" an gesichts der sozialen Aufgabe. Eine Bankerotterklärnng aber, wie nur eine es ist, wenn ans den Kreisen dieser Herrenmenschen heraus An- schannngeii laut werden, wie die, daß die soziale Gliederung eben das natürliche Resultat der natürlichen Auslese im Kamps nms Dasein sei: „Ein Proletarier, der noch Proletarier ist, hat ohne Zn>eisel nickst die Eigenschaften, welche ihn dazu befähigen, im Leben einen besseren Platz einznnchmen, denn sonst wäre er kein Proletarier geblieben." So Ammon, die Gesellschaftsordnung und ihre natür lichen Grundlagen. Fena 1897,. H. -18 und 102- 108. Fa noch mebr: der Mann zitiert beifällig das anonyme Buch: „Die Aristokratie des Geistes", in welchem der Vorschlag gemackst wird. „Verwesnngsorte", das beißt Penns- und T^accknistempel. Spielhöllen und Schnapsbrennereien zu er richten, um die Auslese zu fördern!! Das ist die Nietzschesche Predigt: „Die Schwackien und Mißratenen sollen z» gründe geben: erster Satz unserer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen" in Praris nmgesetzt! Aber das ist die Bankerotterklärnng, daß man nicht die Kraft in sich fühlt, helfend und rettend einzngreifen und an der Bekämpfung des Elends und der Mißstände überhaupt zu arbeiten. Freilich, dazu gehört eine andere Kraft, als sie die Weltansckxinnng jener Selbstlinge geben kann, jene Kraft, »»clckie Ebristns in seiner Liebe vom Himmel ans die Erde gebracht hat. Darum ist cs nickst wahr, daß Christus der modernen Welt nichts mehr zu sagen habe. Fm Gegenteil: je schärfer die sozialen Konflikte werden, je dringender sic eine Lösung heischen, je mehr die Menschheit an Knltnranf- gaben sich bingeben will und je mehr sic über Sinn und Zv'eck aller Kulturarbeit nachsinnt, je unerträglicher der Gedanke ist. in aller Kulturarbeit das sinnlose Wälzen eines Steins, eine ztvecklose Sisyphusarbeit zu scheu, desto mehr unrd sic erkennen, daß Christus ihr viel, sehr viel zu sagen hat. daß seine Botsckmft auch für sie ein Evangelium, eine Frohbotschaft ist. hängt werden könne: aber das Heer besteht einmal zu sei- nem allergrößten Teile aus jungen Leuten und hat eine ganz andere Organisation und Aufgabe, als eine Zivilver- waltung und deren Beamte. Deshalb hat es uns sehr ge freut, daß der Abgeordnete Dr. Bachem so entschieden für die Beseitigung dieses nicht mehr zeitgemäßen Strafmittels eingetreten ist, er wies darauf hin, wie Standes- und Ehr- gefühl durch den Arrest verletzt werden: nur der Regie rungsvertreter wollte dies nicht anerkennen: aber das Haus nahm einmütig den Antrag Fritsch an. Dasselbe günstige Schicksal wurde dem Antrag Ernst (freis. Vereinig.) — unterstützt von allen Parteien — zu teil; dieser wünscht eine Summe im Etat zur Förderung des l>auswirtschaftlichen Unterrichts in den Mädchenvolksschulen: in der Debatte fiel gar manches gute Wort und zeigte, daß hier eine tiefe, wunde Stelle in unserem Volksschulwesen klaffte, nicht nur in Fndustricgegenden. Ter dritte Antrag aus dem Hause war von dem Zentrumsabgeordneten Schmed ding ge stellt und forderte eine gesetzliche Regelung der Fürsorge für geisteskranke und schwachsinnige mittellose Personen; das Hans blieb in seiner guten Laune, und nahm auch die sen Antrag einstimmig an, ebenso den sreikonservativen, der für den Geltungsbereich des l-annoverschen Schulgesetzes das Ende der Schulpflicht mit dem Schluß des Schuljahres, in welchem der Schüler das Ist Lebensjahr erreicht, festge setzt wissen will. Tann kam eine Reihe von Petitionen ver schiedenster Art: ein lebhafter Kampf entspann sich hierbei um das Gesuch der K^efelder, daselbst ein Landgericht zu errichten. Husaren haben die Kreselder schon, nun möchten sie auch Landrichter, und Tr. Bachem konnte ihr Gesuch so gut begründen, daß das Hans dasselbe zur Berücksichti gung empfahl. Hoffentlich bekommen die guten K-refelder nun ihr Landgericht. Freitag wird über die Scherl-Lotterie verhandelt. — Eine brachtensiverte Kundgebung gegen die Fach- schulanssicht bringt die „Nat.-Ztg.", die sonst in Sckmlfragen ziemlich links steht. Ein Protestantischer Geistlicher ergreift liier das Wort, um die verschiedenen Schnlprogramme zu besprechen: darin lesen wir: „Wenn aber jene Programme diese Forderung dahin überspannen, als sollten lediglich ans den Volksschnllehrern hervorgegangene Schulinspekto ren angestellt werden dürfen, so scheint das zu weit zw gehen. Diele Forderung hat eine verdächtige Aehnlichkeit mit jenen kirchlichen Selbständigkeitsbestrebnngen, nach denen es unwürdig erscheint, daß über geistliche Angelegen heiten auch Nickstgeislliche mitznreden haben. Hüten wir uns doch ja. »eben der kirchlichen Hierarchie eine Schnl- lüerarchie anfznricksten! Unser Polt will weder eine Kirche, die nur nach den Wünschen der Theologen gestaltet ist, noch eine Schule, die nur nach den Wünschen der Pädagogen ge staltet ist. An der Schulaufsicht müssen alle Interessen an der Fngenderziehnng gleichmäßig beteiligt werden. Die Beschränkung der Schulaufsicht ans ausschließlich staatlich angestellte Pädagogen bedeutet auch praktisch nichts anderes, als die große Mehrzahl der Volksschulen in Dörfern und kleinen Städten von jeder regelmäßigen Aufsicht zu ent binden, und den Lehrer so frei zu stellen, wie kaum ein anderer Beamter stetst. Tenn selbst wenn die Zahl der Kreisschillinspektoren stark vermehrt würde, wie oft kann denn der einzelne die Schulen und Lehrer seines Bezirkes besuchen? Dabei kommen die Lehrer in einem Alter ins Amt, in dem alle anderen Beamten noch nichts als Lernende sind. Mir scheint demgemäß der vielbesprochene Schnl- antrag das Nichtige zu treffen, wenn er örtliche Schulvor stände bilden will, an denen die bürgerliche Gemeinde, die Kirche »nd die Lehrer Mitwirken." Selbstverständlich sind nur nickst mit allen diesen Ausführungen einverstanden, aber es ist doch bemerkenswert, wenn ein liberales Blatt sich gegen die Forderungen der liberalen Lehrerwclt ausspricht. Gewiß müssen an der Schulaufsicht „„alle Interessen der Fngenderziehnng" beteiligt sein, aber hierzu gehört doch nickst in letzter Linie die Kirche. Wer deshalb den Geist lichen ans der Schulaufsicht zu verdrängen sucht, die Orts- schnlnnssickst zu beseitigen sucht, der handelt gegen die wah re» Fnteresse» unserer Fngenderziehnng. — Das preußische Koiitraktbrnchgcsctr scheint nun doch Aussicht ans Annahme zu haben. In der gestrigen Kommissionssitznng zeigte sich, daß eine Mehrheit für das selbe sich finden wird. Die Frage wurde bekanntlich auch im Reichstage besprochen, wo Staatssekretär Nieberding selbst viele Mängel des Entwurfes zugab. Somit mußte derselbe in erster Linie wesentlich nmgearbeitet werden. Wir haben sehr wenig Hoffnung, daß dies in einer be- friedigenden Weise zu erreichen ist. Wenn der Entwurf sich auch nur gegen die landwirtschaftlichen Arbeitgeber richtet, so leidet schließlich der ländliche Arbeiter doch auch unter dem Gesetze. Ter Abgeordnete Herold hat dies am lll. Juni lOOst sehr deutlich ausgesprochen. Er betonte, daß das Zentrum „eine Einschiünkung durchzusctzen sich be mühen würde, dahin, daß nur der Arbeitgeber bestraft werden sollte, der einen Arbeiter znm Konlraktbrnch vcr- leitet in der Absicht, ihn in seinem eigenen Dienst zu ver wenden. Dadurch wird dem Arbeiter der Eintritt in den Dienst nur bei dem einem Arbeitgeber unmöglich gemacht, der ihn verleitet hat. und jeder, der noch etwas Gefühl für Treu und Glauben und Redlichkeit hat (sehr richtig! rechts), muß dieses Streben der Zentrumsfraktion unterstützen. Ich glaube, daß selbst in der sozialdemokratischen Partei noch so viel Rechtsgefühl besteht, daß sie es für augezeigt erachtet, ein derartiges Vorgehen eines Arbeitgebers, einen Arbeiter zum Koutraktbruch zu verleiten, um ihn für sich in Dienst zu nehmen und ihn seinem Mitarbeiter zu ent ziehen. auch kriminell zu bestrafen. Und auf diesen Punkt — habe ich ausdrücklich angeiührt — wollen wir das Ge setz beschränken und zurückführen." Ebenso wollte er dem gewerbsmäßigen Gesiudevermittler, der in gewinnsüchtiger Weise zum Koutraktbruch verleitet, bestraft wißen. Eine Einschränkung auf diese beiden Punkte halten wir als das weiteste Entgegenkommen, das gegeben werden kann; die Verleitung zum Kontraktbruch selbst unter Strafe zu stellen, ist unmöglich, wie eS alle Versuche seit 1873 darin«; in die Maschen eines solchen Gesetzes könnten sich die ehr lichsten Leute verwickeln. — Der erste sozioldemokrotische Bürgenneistrr ist im Städtchen Ziegenhain bei Jena gewählt worden. Es ist der sozialdemokratische Gcmeindcrat Buchdrucker Grctscher, der in der Stichwahl die Mehrheit erhielt. Ob er be stätigt wird» Oefterreich-U«gar». — I« Anwesenheit de« Kaisers, der Minister und anderer hoher Würdenträger fand am 3. d. M die Schluß- steinlegung de» neuen Gebäude» der Konsular-Akademie statt. Der Kaiser betonte die Wichtigkeit der Ausbildung des Konsularkorps, welches sich, den höheren modernen Ansprüchen entsprechend, nicht nur mit kommerziellen An gelegenheiten. sondern auch mit politischen und richterlichen Funktionen zu befassen habe. — In der am 2. d. M. stattgehabten ersten HoudelS- vertragS-Konfereuz begrüßte Graf Goluchowski den Staats- sekretär Grafen Posadowsky und dankte ihm dafür, daß er sich der Mühe unterzogen habe, nach Wien zu kommen, um durch persönliches Eingreifen das Zustandekommen des Handelsvertrages zu fördern. Er sprach ferner den Wunsch aus, Graf Posadowsky möge zur günstigen Stunde nach Wien gekommen sein und es möge gelingen, die wirtschaftlichen Beziehungen der politisch so innig verbünd ten Reiche auf sichere und dauernde Grundlagen zu stellen. Graf Posa dowsky dankte in herzlichen Worten für die Begrüßung und äußerte, er sei mit größter Bereitwilligkeit nach Wien gekommen, um das HandelsvertragSwerk zu fördern und dadurch zu bekunden, welch hohen Wert auch das Deutsche Reich auf dauernde kommerzielle Beziehungen mit der Nachbar Monarchie legt. Die programmgemäß vorgesehenen Verhandlungen der kommissarischen Vertreter dürften bis Sonntag oder Montag dauern. Dann folgt eine zweite Konferenz der Minister, welche wahrscheinlich in Budapest stattfinden wird. — Ans einen Antrag Kossuths im Ungar. Abgeordneten hanse. Ungarn solle sich den auf Beendigung des russisch japanischen Krieges gerichteten Bestrebungen der Vereinigten Staaten anschließen, erklärte Ministerpräsident Graf Tisza, daß das Vorgehen einer neutralen Macht nur dann Aus sicht ans Erfolg habe, wenn die kriegführenden Mächte die Dienste einer neutralen Macht in Anspruch zu nehmen wünschten. Die Mehrheit beschloß in diesem Sinne. — Ter neue österreichische Landwirtschaftvminister Graf Bnqiioy hat anläßlich der Vorstellung der Beamtenschaft seines Ministeriums erklärt, daß er sein bisheriges Pro gramm, das hochagrarisch ist, auch weiterhin energisch ver fechten werde. Mit Rücksicht auf die beginnenden Handcls- vcrtragsverhandlnngen ist diese Kundgebung nicht offne Bedeutung. Rom. — Der päpstliche Untcrstaatssekrctär Della Ebiesa er- klärt die Meldung von einer Milderung des Wahlverbois non axpaciit für falsch. Das Verbot bleibe in vollem Um fange bestehen. — Tie Freimaurerei sucht einen Sündenbock, das heißt sie kneift ans und sucht wenigstens nicht allein daznstehen, nachdem man ihr gemeines Spitzelsystem enthüllt batte, das sie in der Armee organisiert hat. Sie beutet jetzt die Aus sage des Majors Large iin D'Autriche-Prozeß aus, der be hauptet hat, daß seit Cavaignac unter den Kriegsministern Billot, Chanoine und Zurlinden Kondnitenzettol im Kriegs- ministerinm gesammelt wurden, welck>e zwar nicht Offiziere, aber Deputierte, Senatoren, und Journalisten Frankreichs und des Auslandes betrafen. Dieses Dossier wurde ans grnnd von Denunziationen bergestellt, welche auch von einer geheimen Genossenschaft und ihren Anhängern in Frank reich und im Auslande geliefert worden sind. (Von welcher Genossenschaft, wird nicht gesagt.) Diese Gesellschaft sei weit gefährlicher und noch weit verzweigter als der Frei maurerorden. Mit unerhörter Frechheit rühmt sich noch in einer Kundgebung an die Logen der Verwaltungsrat des „Grand Orient" von Frankreich, in der er gegen die An griffe protestiert, die gegen ihn gerichtet worden seien in der Absicht, seine Denunziationen zu entstellen, dank rvelcher er dazu beigetragen habe, die Republik vor den heimlichen Machenschaften derjenigen zu retten, die stets ihre Feinde waren und sein werden. Der „Grand Orient" habe, indem er dem Kriegsministerinm Auskünfte über treue Diener und über Feinde der Republik gab, von einem gesetzlich ihm znstebcndcn Rechte Gebrauch gemacht und damit streng seine Pflicht erfüllt. Ohne die Angebereien würde die Republik nicht mehr bestellen und die Kongregationen triumphieren. Sie wirst den Anklägern vor, iin Falle Dreyfns den Gipfel der Unoerechtigkeit erreicht und, wie der Fall d'Autriche be weise, im Kriegsministerium eine Niederlage von ver- läuinderischen Aktenstücken geschaffen zu haben. Endlich wird die Feigheit gewisser Repirblikauer gerügt, trotzdem die Republik triumphiert habe. Diese dürften sich aber nicht wundern, wenn sie in der Stunde der Vergeltung so behandelt werden, wie sie diejenigen behandeln wollten, denen sie sowohl im eigenen Interesse, als aus Erkennt- lichkeit hätten treu sein müssen. — Der neue Vorschlag Combes betreffend Trennung von Kirche und Staat ist noch schlimmer als der Briandsche. Er verbietet unter anderem jede Vereinigung der Diözesen zu gemeinsamen Aktionen; in einem Artikel werden diejeni gen mit Strafe bedroht, welche unter irgend einem Vor wände der Autorität oder der Entlassung aus dem Amte andere zur Ausübung eines Kultus zu zwingen oder daran zu hindern versuchen. Damit wären ja sogar die Eltern der Kinder, welche diese oder ihre Dienstboten, ebenso die Dienst- und Arbeitgeber, welche ihr Personal zu-religiöser Betätigung anhalten, mit Strafe bedroht. — Der Kongreß für WohunugS.Hygiene ist in Paris am 3. November unter Vorsitz des Unterrichtsministers Chaumiä eröffnet worden; bei demselben waren Deutsch land, England. Rußland. Italien, Spanien, Belgien und Rumänien vertreten: ingesamt waren einschließlich der französischen 150 Delegierte anwesend. — Die Verhandlungen zwischen der englischen und der russischen Regierung bezüglich der Ernennung der inler- nationalen Kommission zur Untersuchung des Vorfalles in der Nordsee schreitet fort. Beide Herrscher haben ihre Be- friedigung über das Vorhandensein der Aussicht auf fried liche Beilegung de« Streitfalles auSgedrückt. Der Bor-