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Drittes Blatt Sächsische Volkszeit»»« v«« 7. August 1S1V Nr. 17S Vermischte». v In Mexiko findet am 13. September ein großer Deutscher Tag statt. Am Vormittag wird das Humboldtdenkmal enthüllt werden. Am Abend findet eine Testvorstellung mit „Lohengrin" statt, zu der die Mitglieder des Metropolitan-Theaters aus Neuyork kommen. Den festlichen Veranstaltungen wird der Präsident der Republik Porfirio Dias mit den Spitzen der Behörden sowie der größte Teil des diplomatischen Korps beiwohnen. v Geschichte und Sozialdemokratie. Es ist interessant, festzustellen, wie sich in den Köpfen der Sozialdemokraten die Weltgeschichte widerspiegelt. In den „Sozialistischen Monatsheften" teilt Alwin Sänger seine Erfahrungen mit, die er diesbezüglich im Münchner sozial demokratischen Arbeiterbildungsverein gelegentlich der Veranstaltung von Bildungskursen gemacht hat. Um einen tieferen Einblick in die Persönlichkeiten der Schüler und deren Bildungsstand zu gewinnen, verteilte er einen Frage bogen mit 11 Fragen. Die Frage nach dem bedeutendsten Abschnitte der Geschichte fand fast ausschließlich ihre Beant- Wortung mit dem Hinweis auf die französische Revolution und das 19. Jahrhundert als das Jahrhundert der Technik, der Revolutionen und der Entstehung der Arbeiter bewegung; nur zweimal wurde die Entstehung des Christentums erwähnt; vereinzelt wurde auch das Alter tum, die Völkerwanderung, die Entdeckung Amerikas und die Reformation genannt. Für die bedeutendsten Männer und Frauen wurden erklärt: Marx (25mal), Lassalle (24), Bebel (19), Goethe (19). Napoleon (17), Engels (16). Schiller (14), Bismarck (12), Darwin (11), Heine (8), Tolstoi (6), Kant (6), Liebknecht (5), Vollmar (5), Shakes peare (5), Wagner (5), Zola (4), Gorki (4), ein- bis drei mal wurde eine Anzahl Naturforscher, Erfinder und Künst ler angeführt, Jesus Christus nur ein einziges Mal. Das Vorhandensein bedeutender Frauen wurde allgemein ver neint, nur einige Male wurden sozialistische Frauen der Gegenwart, sowie Maria Theresia, Katharina von Ruß land, Königin Viktoria von England und die verstorbene Kaiserin-Witwe von China, letztere wegen ihres „eisernen Willens" genannt. Herrenlose Erbschaften. vnlere Redaktion macht unseren Abonnenten nähere Mitteilungen gegen Lin sendung von L0 Pf. in Marken sür entstehende Porto- und Schrcibkoslen. Allen Anfragen ist die vorstehende Nummer beizusügcn. 93. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte de? im Jahre 1909 für tot erklärten Kaufmanns Albert D e h m e l. 94. Zirka 4000 Mark liegen bereit für Anverwandte der am 16. Mai 1871 zu Schwientochlowitz geborenen, am 6. Mai 1910 zu Rybna, Kreis Tarnowitz, verstorbenen Julie Kuberczyk. Sie war die Tochter des Drechslers Johann Kuberczyk und seiner Frau Marie, die eine geborene Zebralla war. 95. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte des ain 22. Mai 1873 zu Lodz in Polen geborenen, im Jahre 1905 für tot erklärten Karl Albert Partzsch. Er war der Sohn des aus Wilsdruff stammenden, an« 15. Dezember 1872 in Grojec verstorbenen Gerbers Karl Moritz Partzsch und seiner Frau Emilie, die eine geborene Erler war und sich später mit einem Wojciechowsky wieder ver heiratete. 96. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte der am 26. Juli 1909 zu Grunewald bei Berlin verstorbenen Ncstaurateurswitwe Charlotte Friederike Mathilde Thiele. Sie war eine geborene Schmidt. Sie hatte zur Schwester Marie Auguste Mathilde Schmidt, geboren ain 10. August 1829, zum Bruder Friedrich August Wilhelm Schmidt, geboren am 20. Oktober 1831, zur Nichte Helene Pauline Marie Luise Schmidt, geb. am 17. Oktober 1853. 97. Zirka 1800 Mark liegen bereit für Anverwandte der am 11. September 1840 zu Berlin geborenen, am 21. Januar 1910 zu Schönebcrg verstorbenen Königlichen Pan- lomimistenwitwe Ottilie Elisabeth Juliane Marie Ebel. Sie war eine geborene Haase, genannt Finger. Zckramm § kchtermevek. Dresden 8s68t>-. 18 (MIrlsrtistsI) piknaiZoks 81k. 2 von 4 l>sg. SN. i-snälisusZtk. 27 ZOO Sorten 2i^aretten. 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Ta sah er ihr einen Augenblick ruhig in die Augen — im nächsten Mo- ment aber lachte er hell und fröhlich auf. „Tie Verlobung — Fräulein Winterhauscrs — aber meine Gnädigste, wo denken Sie denn hin? Gefreut hat es mich, daß der arme Kollege endlich io weit war." „Na und Sie — Sie wollen mich am Ende wohl gar glauben machen, Sie Härten ihm tätige Hilfe dabei geleistet, endlich so weit zu kommen?" , N>.in! — Wie käme ich denn dazu, jemanden derartiges vorzuflunkern und nun gar Ihnen, mein gnädiges Fräulein? Ich habe gesehen, wie der arme Mensch heimlich schmachtete und zappelte — und ich hätte ihm gern ge- halfen — aber — gerade heraus, ich hatte keine Zeit dazu." „Keine Zeit! Hahahaha," rief sie jetzt, in die Hände klatschend, „Sie sind kostbar! Keine Zeit, weil Sie ihr selber den Hof machen mußten —I" „Aber nein — im Gegenteil! So hören Sie doch, meine Gnädigste — keine Zeit, weil wir gearbeitet haben — fest gearbeitet an einem Stück, dessen Sujet uns Fräulein Winterhauser mitgeteilt hat und daS uns einen Namen machen soll!" „Wie, Sie hätten —?" „Und wie können Sie überhaupt so etwas denken? Ich sollte hier als Nebenbuhler dieses armen Menschen austreten?" „Ter mir in so vielem nicht das Wasser reicht, was ein Frauenherz ge winnen kann," ergänzte die Meine höchst drollig, sich in wirkungsvolle Pose stellend. Man war jetzt in der Nähe des Weihers angekommen, wo der Esel ritt des Onkels einst der Liebeserklärung des Neffen ein so jähes Ende be reitet hatte. „O," sagte Dr. Eggenburg plötzlich wie elektrisiert, „wenn Sie das selbst sagen — das ist ja vortrefflich, was will ich denn mehr? Jetzt kann ich ja da fortfahren, wo ich vor etlichen Tagen abbrechen mußte." „Hier?" — rief sie unbedacht und ihn am Aermel ziehend — „hier fort fahren. damit wieder ein Ritter ohne Furcht und Tadel auf SilenoS grauem Tiere dazwischen fahre?" „Nun denn, anderswo — mir recht. Ich folge gern —" > „Nein, nein" — wehrte sie in einiger Verlegenheit — „Ich will jetzt nichts hören — absolut nichts." „O, meine süße Kleine — das weiß ich doch besser." ..Mein Herr!" versuchte sie streng zu sein — „wie kommen Sie dazu, mich so anzureden?" „Das darf ich nicht einmal? O — Pardon — ich wußte nicht, daß die Herzcnswunde, die man sich vor kurzem durch Fahrlässigkeit zugezogen, so tief gegangen. Jetzt sah sie ihn durchdringend an. „Darf ich fragen, was Sie damit meinen?" Statt aller Antwort sang er lachend: ' ' ''' „Du hast mit deinem Zauberlied Dich in mein Herze gesungen —" — 181 — Sie schritt voran und beide folgten ihr erwartungvoll. Auf ihrem Zimmer aiigekommen, bat die Schauspielerin die Herren, Platz zu nehmen, öffnete eine Schublade der Kommode und entnahm derselben ein viereckiges Kästchen, das sie auf den Tisch setzte. Als sie an derselben ein trichterartiges Gefäß anbrachte, stellte sich dieses als Phonograph dar. Ein Druck und die Detonation eines Schusses erschallte, dann ein Geräusch, als sei ein ganzer Schwarm von Wespen oder Hornissen im Zimmer, so daß sich die beiden Herren ganz verwundert ansahen und Dr. Elmblatt sogar entsetzt von seinem Sitze emporsprang. Dann aber erschallte die Stimme Elsa Hartungs und sie machte dem Dr. Elniblatt dieselbe Liebeserklärung wie in jener denk würdigen Nacht. Nachdem sich die beiden Herren von ihrem grenzenlosen Erstaunen er holt hatten, brach Dr. Hildebrand in lautes, fröhliches Lachen aus. „Na, wissen Sie," rief er, „Sie sind mir auch der größte Kobold, den ich jemals gesehen habe! Also der Phonograph war der Attentäter? Aber nun sagen Sic nur noch das eine, wie ist es möglich gewesen, daß das Ding plötz lich um ein Uhr nachts losging?" „Ganz einfach! Mit dem Phonographen ist nach Art eines Weckers ein Uhrwerk verbunden und mit demselben kann man den Phonographen zu jeder beliebigen Stunde in Tätigkeit setzen. Am Nachmittage, während sich alles unten im Garten erging, habe ich Len Phonographen ungesehen in das Zimmer des Doktors praktiziert und hinter die Hutschachtel auf dem Kleider schrank gestellt. Als in der Nacht der Hausknecht das Zimmer aufräumte und einmal hinunterging, um die Scherben wegzutragen, da habe ich ihn, die all gemeine Verwirrung benutzend, wieder verschwinden lassen. Daher ist die Durchsuchung des Zimmers fruchtlos geblieben." Dr. Hildebrand lochte, daß ihm die Tränen die Backen hinabrollten. „Also so ist die Geschichte und kann ich das unten gleich kolportieren?" „Gewiß! Dazu habe ich cs Ihnen ja gerade erzählt." „Nun — und warum haben Sie das denn getan?" „Das ist mein Geheimnis!" „So — so! — Nun, was ich erfahren habe, das soll vor dem Kaffee noch meine ganze Anstalt wissen und man soll sehen, daß man Ihnen bitteres Un recht getan hat." Damit ging er. Dr. Elmblatt aber stürzte, als Hildebrand hinaus war, zu Ellas Füßen und ergriff ihre Hände: „Weib," rief er, „Dämon, Teufelin, Engel oder Göttin! Was bist du denn nur, warum hast du mir das getan —?" „Warum —?" „Mir jetzt gleich! Bist du ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, so schaffst du auch wiederum stets das Gute! Du hast mich ja bewahrt vor einer der größten Dummheiten meines Lebens. Ohne deinen Teufels streich hätte ich ja nicht zu sprechen gewagt, hätte noch länger in den Banden jener Fühllosen, Kaltherzigen geschmachtet und mir noch nicht gleich jenen heilsamen Korb geholt. Und nun mußt du mein sein, du magst wollen oder nicht." Er sprang auf, alle Schüchternheit war von ihm gewichen, er umschlang sie mit beiden Armen und bedeckte ihr Stirn, Mund und Wangen mit glü- "Lnden Küssen. , „SArurnge Käüz«,^, --- 4S