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richtsdirektor Dr. Groeber sprach in eindrucksvollen Wor ten über die „Kräftigung der Autorität". Da wir der Rede gröbere Beachtung schenken möchten, so stellen wir dieselbe einstweilen zurück und lassen die beiden nächsten Redner folgen. Der heutigen Sitzung wurde ein besonderer Glanz da durch verliehen, dab der päpstliche Nuntius ihr seine An- Wesenheit und eine Begrüßung schenkte. Unter den an wesenden Damen seien besonders hervorgehoben die Prin- zessin Maria de la Paz von Bager» und die Schwester des bayrischen Ministerpräsidenten Freisränlein von Podewils. Das hohe Lied der christlichen Charitas wird ans jeder deutschen Katholikenversaniiiilling gesungen. Heute bringt uns der Vorsitzende des groben, so anregend wirken den Charitasverbandes. Prälat Dr. Werth m a n n ans Freilmrg dasselbe zu Ohr. Cr führt »ns die stete Sorge der Kirche um die Bedrängten vor Angen bis in unsere Tage. Was grobe Heilige geschossen, es lebt noch heute in mächtigen Organisationen fort, stets Trost und Segen in verlassene Hütten nnd verlassene Herzen bringend. Und doch, sollte man bei dieser anerkannte» Segenstätigkeit es für möglich halten, das; eine moderne Philosophie mit Spencer nnd Nietsche an der Spitze, der Kirche es zum Vorwürfe anrech net, das; sie sich der Armen anniinint, statt sie in sich ver elenden zu lassen? Solche» philosophischen .CannibaliSinnS kann nur unser lebhaftes Psni gelten. „Kommt her. die ihr mühselig und beladen seid", so lautet nach Christi Wort der Grundsatz der Kirche. Cs gibt Leute, welche die Not des Proletariats abznschassen vorgeben, nnd doch sehen wir sie sonderbarerweise im Banne jener die Uniiienschlichkeit pre digenden Philosophie. Lieber wollen sie das Volk hungern sehen, als von der barmherzige» Liebe gespeist. Anders dachte der französische Atheist nnd Revolutionär Prondhon, gestand er doch ossen, das; ihn das Wirken der barmherzigen Schwestern i,n Innerste» rühre. Gros; ist die Schar der Heldinnen der christlichen Liebe. 32 800 zähle» wir in Deutschland, I ö7 ooo Ordciissianeii in der ganzen Welt. «>000 Vinzenzvereine mit 100 000 Mitgliedern nehmen sich der Armen selbstlos an. Dazu tommen die Elisabethen , die Mädchenschntzvereine nsm. nsm. Redner schildert alsdann die Anstände des Elends in Frankreich und England, wo die christliche Eliaritas teils versolgt wird, teils nicht die Aus dehnung erlangt hat. die der Linderung notwendig ist. Ein warmer Appell, namentlich auch an die Damenwelt, die Reihen der Streiter sür die christliche EharitaS zu mehren, schliebt die eindrmlsvolle Rede. Möge sie allgemeine Be achtung sinde» und der Zeit der Not entsprechend viele Her zen gewinnen, welche sich der Arme», vom Schicksal Ent erbten annehmen. In markigen Züge» legte daraus ReichStagSabgeord neter Dr. < haIer in Wnrzbnrg die „Pflichten der katholi sche« Männer" dar. Man nennt unsere Generalversamm lung die grobe Heerschau, das ist sie auch. Wir treten nicht zusammen, um zu zerstören, sondern »m Gottes Sache zu verteidigen. In allem hat die Welt Fortschritte gemacht, nur nicht in ihrem Verhältnis zu Gott. Ueberallhin trägt der verwegene Geist der Gottentsremdnng seine Saat, überall die Uiiznsriedeiiheit mit dem beschiedenen Lose grob ziehend. Deingegeniiber ist der Zusammenschluß aller ehrlichen, gott- getreuen Männer eisernes Gebot. AIS Haupt der Familie innb der christliche Man» Sorge trage», das; in ihr alles nach christlichen Grundregeln geordnet ist. bei ihm selbst, bei der Ara», bei den .mindern. Die Pslicht des Mannes ist als dann die gewissenhaste Arbeit in seinem Berufe. Tie Arbeit mnb jeden zieren, sei er Hoch oder Nieder. „Tn du redlich nur das deine, Tn'S in Schweigen und Vertrau'», Rüste Balten, Hane Steine, Gott der Herr wird bau'»." Ein echter christlicher Man» soll dann aber auch ein guter Patriot sein. Fürst und Vaterland liebt er ans dem geheiligten Gefühle der Religio» heraus. Sein Patriotis mus ist nicht verschwommene Schwärmerei, kein Deckmantel egoistischen StrebenS, sonder» ein werktätiges Arbeiten am Wollte des Vaterlandes. Der Man» stehe fest im össentlichen Leben, bekenne seine ehrliche Ileberzengnng, den» sie ist sei ner wert. Dies gilt bei seiner Presse, die er unterstützen, während die cknistnsseindliche ans seinem Hanse bleiben mnb, dies gilt vor allem auch bei den Wahlen, wo der Stimm zettel seine Wasse. Zeigen wir nach anben durch unser Wir ken, das; wir Katholiken nicht minderwertig sind. Wohlan denn, katholische Männer! Zeigen wir stets, das; wir den Vergleich mit niemanden zu schenen brauche», erweisen wir nnS als ganze Männer in der Familie. im Berufe, im öffent lichen Leben, als trene Sölme des Vaterlandes nnd der Kirche! Mag der Kamps uns nmzittern. unser Ruf soll sein: ln t.o Domini- mx-ravi. non oonkumlnr in lotorninn! — Ans dich, o Herr, habe ich gehofft! Wanken werde ich nimmermehr! Politische Nitndschmi. Deutschland Der Kaiser hat es bei den Katholikenfeinden gründ lich verschüttet, Zum erstenmale sandte er die Dankes antwort nicht durch Vermittlung des Geh. Kabincttörateö v. Llicanns. sondern bat sie selbst unterfertigt. Die „Köln, Ztg." hebt hervor, das; bis jetzt „die Antworten auf die HnldignngStelegramme am Katholikentage lauteten: Seine Majestät lassen bestens danke», v. LucannS. Jin vorigen Jahre lautete die Antwort bedeutend wärmer nnd in diesem Jahre antwortete der Kaiser selbst." Im übrigen ist diese Darstellung der „Köln. Ztg." nicht richtig-, wir greifen um zwei Jahre zurück. Im vorigen Jahre lautete das Aut- wortStelegramm nach Köln: „Se. Majestät haben den Hul- dignngsgrnb mit Freuden entqegengenommen und lassen das Präsidium ersuchen, der Generalversammlung sür den Ausdruck treuer Ergebenheit Allerhöchstihren wärmsten Dank auSznsprecheii." Und 1002 nach Mannheim: .Se. Majestät haben den Ausdruck der Treue huldvollst ent- gegenzuuehmen und mich zu beauftragen geruht. Allerhöchst- ihren Dank auvzusprechen". Die .Köln. Ztg." nennt die Telegramme des Kaisers und des Prinzre-enten eines der bedeutsamsten BlLtter der Geschichte der Katholikentage, weil .die höchsten Autoritäten da» Zentrum, entsprechend seiner Machtstellung im Deutschen Reiche, gegrüßt hätten. — Zentrum und Katholikentag werden hier absichtlich mit einander verwechselt. Der Kaiser hat wohl den Katholiken- tag. aber nicht das Zentrum gegrüßt. Im übrigen hat im Jahre 1902 der protestantische Großherzog Friedrich von Baden, als die Versammlung in Mannheim tagte, ebenfalls persönlich geantwortet und auch der Pnuzregcnt saudte einen freundlichen Grutz 1897 nach LandShnt. ES ist also eine Uebertreibung. wenn die „Köln. Ztg." von den bedeutendsten Blättern in der Geschichte der Katholikentage spricht. Selbstverständlich sind die deutschen Katholiken ihrem Kaiser dankbar für die grobe Freude, die er ihnen durch das warm gehaltene Telegramm gemacht hat. — Das Telegramm des Prinzregerrteu von Bayern an den Regensburger Katholikentag lautet: „Seine Königliche Hoheit der Pnuzregcnt waren über die Huldigung und die damit bekundete treue an häugliche Gesinnung der in der allen RatiLboua tagenden öl. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands sehr eifreut und entbieten den Teilnehmern allerhöchst- ihren freuudlichsteu Dank und Grub- Im allerhöchsten Aufträge Frhr. v. Wiedemaiul. Generalleutnant und Generaladjutant." — Der Kronprinz von Griechenland, der in Eronberg im Tamms weilte, trat am 2 t. d. M. mit seiner Familie die Heimreise »ach Griechenland über München—Venedig an. Die deutschen Vertreter für die Handclsvrrtragö- Uutcrhandlungru mit der Schweiz sind am 2 t. d. M. in Luzern hier eingeti offen. Die Verhandlungen begannen am Nachimltag. Wir hatten beinängelt, dag die Berlusttclegromme ans dem Schutzgebiet nach dem Gefecht vom kl. August so lange ans sich warten ließen. Die Sache findet nun eine Erklärung durch ein Telegramm des Generals v. Trotha, welcher melde!: „Der Feldtelegraph zerstört gewesen. Helio graph durch Telegramme sür Operationen überlastet. Die namentliche Verlustliste durch Offizierpatrouill^iiach Oka- handja ans den Draht gebracht, daher die Verzögerung." Wie die Münchner Neuesten Nachrichten erfahren, hak der Vortrag, den der VerkehrSininistcr von Frauen- dorser kürzlich dem Prinzregenten in Schieb Linderhof hielt, die Verstaatlichung der Pfalzliahnru betroffen. Die Glshuildertjahrfeirr des Gymnasiums Karolinum in Osnabrück nahm einen glänzenden Verlauf. Am Dienstag, abends 8 Uhr. begann der Schüler-Fackelzug unter dem Geläute der Domglockeu. Er durchzog die grobartig ge schmückten Stroben bis zum Sammelpunkt ans der Großen Domfreiheit, wo der Fackelzng Halt machte und der Ober primaner Leonhard dem Festgedanken Ausdruck gab. den der Direktor Professor Dr. Ruhe sofort erwiderte. Auch die Gymiwsialkirctie hatte Schmuck angelegt. Darauf snminelte man sich im VereinLhanse zur Begrüßung der Gäste, denen Professor Dr. Ruhe warme Worte widmete, während Sanitätsrat Dr. Böger der früheren Schüler gedachte. Aus Amerika, Rußland. Schweden sind solche herbeigeeilt, aus letzterem Bischof Bitter, apostolischer Vikar in Stockholm. Am Mittwoch fand ein Pontifikalamt in der Gymiiasialkirche statt. Zum Jubelfeste ist eine Fest schrift des Prof. Dr. Jäger erschienen, welche die Geschichte der Anstalt. Gründling. Mittelalter. Humanismus, Rcfor- mationSzeit. die Periode der Jesuiten und Franziskaner bebandelt bis zur neuesten Zeit, wo die alte Anstalt ein vollberechtigtes Gymnasium wurde. Windtlwrst war einer der ersten Schüler, welche ans der Anstalt das Reifezeugnis erhielten. — Was ist ci» Fickiistartcll? Dr. Stöpel definiert dieses neue Wort in seinem soeben erschienenen Buche über das Kalifimdikat als ein Kartell, an dein der FiSknS eine ge sellschaftliche Gewinnabteilnng erbält und in dein er durch Ausübung von Sonderrechten die Leitung der Verwaltung in seiner Hand bat. Das FistnSkartell stellt, so fährt Stöpel fort, in der Mitte zwischen freier Pripatkonkurrenz und staat licher Bnreantratisiernng. wie eine staatliche Monopol- oder Regieverwaltung sie notwendigerweise im Gefolge hat. Ge wisse Industrien Pertragen eine staatliche Monopolisierung nicht, so der Kali-, der Koblenbergbau und die Salinenin- dnstrie. In solchen Fällen bezeichnet eine fiskalische Beteili gung ein AuSknnstSiiiittel, das die Vorzüge der Verstaat lichung obne ihre Nachteile besitzt. Stöpel entwickelt dann die Vorzüge des FiSknSkartellS am Kalisyndikat und an dem Salinenkartell, wobei er auch nicht die Vorwürfe verschweigt, die gegen die bnreantratische Leitung des Kalisyndikats oft genug erhoben werden. Ans einem Gebiete deS Bergbaues, vielleicht dein wichtigsten, nämlich dem Kohlenbergbau, seien bereits Ansätze zu einem Fisknskartell vorhanden. Den bei den Debatten über die Kvhlennot laut gewordenen Wünschen nach einem Staatsinonopol für Kohlen kann Stöpel nicht beipslichten. „Viel passender", so fährt er fort, „wäre hier ein Fisknskartell, das heißt, daß der Fiskus mit dem rhei- nisch.westfälischen Kohlensyiidikat zu einer Vereinigung zu- sammentrete und sich innerhalb derselben einen maßgebenden Einfluß ans die Gestaltung der Preise und die Handhabung der Verwaltung zu sichern verstünde." Diese Anregung Stöpels gebt nunmehr durch Verstaatlichung der Hibernia in Erfüllung. Der amtliche bayrische Saatenstandsbericht für Mitte August bebt hervor, daß die lange anhaltende Dürre das Wachstum der Pflanzen empfindlich geschädigt habe, nament- lich in Mittelsranken, Oberfranken und ganz besonders in der Oberpfalz, woselbst nach einzelnen Berichten ein Notstand sebr zu befürchten sei. Die Getreideernte ist größtenteils be endet. Das Ergebnis für Wintergctreide ist gut, für Som- mergetreide weniger günstig, immerbin im allgemeinen nicht gering. Futterpflanzen stehen schlecht, Klee spärlich, die Grummcternte verspricht nur teilweise geringen Ertrag. In einigen Gegenden herrscht Mangel an Grünfuttcr. Trockene Wiesen sind völlig ausgebrannt. In mehreren Gegenden, namentlich der Oberpfalz, ist Futtcrnot eingetretcn. Die Durchschnittszahlen sind für Winterwcizcn 2,00, Sommer- weizen 2.60, Winterspelz 1.74. Winterroggen 1,87, Sommer- roggen 2,19, Sommergerste 2,11, Hafer 2.53. Raps 1.S6. Kartoffeln 2,87, Klee 3,42, Luzerne 2,93, Wiesen 3,49, La- bak 2,32, Hopfen 2.69, Wein 1,49. — Der ueue badisch« VuubeSratsbrdoluuichtiOlie, Frei- Herr von Bodmann, scheint als unentwegter Porteimann auf seinem Posten in Berlin wirken zu wollen, vorerst wird sich ihm hierzu allerdings nicht sehr viel Gelegenheit bieten. Der Einfluß der badischen Regierung auf die Reichsgesetzgebung wird mehr durch Gesandten ausgeübt, als durch die ihm zur Seite stehenden Beamten. Wie wir allerdings aus bester Quelle erfahren, soll der badische Gesandte Graf von Berk heim sich mit dem Gedanken tragen, in nicht allzuferner Zeit von seinem Posten, den er nur auf wiederholtes Ersuchen des Grobherzogs von Baden selbst angenommen hat. znrückzu treten. Sein Nachfolger ist dann Freiherr von Bodmann. dessen Stellung als stellvertretender Bundesratsbevollinäch tigter in den Berliner Kreisen wie des Bnndesrats selbst nur als eine durchgehende zum Gesandtschaftsposten aufge faßt wird. Da Freiherr von Bodmann als badischer Minister nicht mehr in Frage kommen dürfte — eine Zcitlang war er Kandidat ans ein Ministerium — so sicht man ihn als künfti gen badisclren Gesandten am Berliner Hofe an. Allerdings wird er hier für seine nationalliberalen Ideen recht wenig Gegenliebe finden. Gegen die Manöverbummler ist in dankenswerter Weise das Generalkommando des achten Armeekorps in Köln entschieden vorgegangen. Bei den Manövern des letzten Jahres hat sich die Ansammlung großer Zuschanerinassen äußerst lästig gemacht. Einerseits verursachten sie einen recht beträchtlichen Teil des Flurschadens, für den die Trup pen verantwortlich gemacht wurden, andererseits störten die Zuschauer die Hebungen sowohl ans dem Manöverfclde selbst als auch mittelbar durch Sperrung der Wege und Straßen. Deshalb erinnert der kommandierende General an folgende Grundsätze: Jedes Betreten bestellter Felder usw. durch Zuschauer gelegentlich der Manöver ist verboten. Die Gen darmen und das übrige Ansfichtspersonal haben Anweisung zur Feststellung der wider dies Gebot handelnden Persön lichkeiten erhalten, uni diese für den entstandenen Sctxwen haftbar machen zu können. Ter Aufenthalt von Zivilper sonen in der Nähe übender Truppen ist unbedingt untersagt und durch die Truppe selbst zu verhindern. Für die durch unerlaubte Annäherung an die Truppen entstehenden Un- gliicksfälle gewährt die Militärverwaltung keinerlei Ent schädigung. Ten Anordnungen der Gendarmen usw. insbe- sondere ans Freibaltung der Straßen ist unbedingt Folge zu leisten. Durch Vorführung der Biwacks- nnd Bagage kolonnen der Truppen bestehen für die Prwatfuhrwerke leicht lange Ansenthalte-, für den an Zeit gebundenen Ver kehr empfiehlt sich datier möglichste Vermeidung des Ma növergeländes. Die Straßen der in der Nähe der Biwacks gelegenen Ortschaften müssen unter allen Umständen frei bleiben: die Anhaltung haltender Wagen vor Gasthäusern in diesen Orten ist durch die Ortspolizei zu verhindern. Die Truppenteile der Gendarmeriepatronillen werden ent sprechende Anweisung erhalten. Mag auch den Maiwver- bnmmlcrn dieser Erlaß nicht angenehm sein, so ist er dock, im Interesse der Landwirtschaft wie der Militärverwaltung sehr zu begrüßen, da erfahrungsgemäß die größten Manö- verschäden durch die Besucher des Manövers lirrvorgerufen werden. Frankreich. — Das Journal osficiel veröffentlicht eine durch den Ausstand der Hafenarbeiter verursachte Kundmachung über die von der französischen Regierung getroffenen Maßnahmen zur Alifcechterhaltiiiig des Verkehrs zwischen Marseille und den Häfen von Algerien, Tunis und Korsika. Nutzland. Die Taufe des Thronfolgers wurde am 2-t. August in der Peterhofer Palaiskirche vollzogen. Der kaiserliche Wagenzug mit der achtspännigen goldenen Staatskarosse fuhr unter Vorritt von Husaren nnd Kosaken ans Alexandria nach dein großen Palais: am Zuge in die Palaiskirche nah men teil: der Kaiser, die Kaiserin-Mutter, die Königin der Hellenen, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Battenberg und die Mitglieder des kaiserlichen Hauses. Nachdem die Taufe durch den Metropoliten vollzogen worden war. legte der Kaiser dem Täufling den Andreasorden an. Glocken geläut und ein Salut von 300 Schuß tiindigtcn in Peterhof wie in beiden Residenzen die vollzogene Taufe an. Während der Thronfolger in feierlichem Zuge nach Alerandria znrnck- gebracht wurde, nahmen die Majestäten die Glückwünsche des vollzählig erschienenen diplomatischen Korps, des Hofes nnd der Würdenträger entgegen. Den Anwesenden wurde ein Frühstück serviert. Peterhof und die Residenz haben Fest- schiimck angelegt: abends fand Illumination statt. — Ein Tagesbefehl des Kaisers ordnet ans gesetzgeberischem Wege an, den finnländischen Militärbezirk anfzuheben und dem Petersburger cinznverleiben. Für die Armee und die Flotte sind auf Grundlage des Manifestes besondere Gnadenerlasse erfolgt. — Der ostasiatische Krieg sclmdigt beide Teile in wirt schaftlicher Beziehung recht schwer: wir denken hierbei nickt nur an die Kosten des Krieges, sondern auch an die indirek ten Schädigungen im Erwerbsleben. Japan nnd seine auf- keimende Industrie leidet darunter am meisten: es sind tau- sende von Arbeitern zu den Waffen gerufen worden und ganze Jndnstriegegenden sind ruhig und still geworden. Ein genaues Bild über den Umfang dieser Schädigungen hat man noch nicht: aber aus Rußland kommen bereits einzelne Zahlen und diese lassen ermessen, wie groß der Schaden erst in Japan sein muß. Rußland erträgt dies noch leichter, da cs seine Soldaten aus dem ganzen riesigen Reiche holt und nicht aus einer Gegend alle beruft, wie cs in Japan der Fall ist und doch seufzt man selbst in Rußland stark darüber. Die Produktion ist auf ein Minimum herabgcmindcrt, und un- aufhörlich treffen ans dem Innern des Reiches Nachrichten ein. die den Produzenten die größte Vorsicht gebieten. Die Situation einzelner Fabrikanten ist eine verzweifelte. Be reits abgesandte Waren kommen retour, die Lagerräume sind überfüllt und Proteste über Proteste laufen ein, denn viele Kaufleute im Innern können oder wollen nicht zahlen. Selbst Kaufleute de« WolgagebicteS machen diesmal keine Ausnahme, die doch sonst immer noch bei ähnlichen Krisen zu den besten und gewissenhaftesten zählten. Hierzu kommt auch noch, daß die russische Regierung mit ihrer berühmten Saumseligkeit keine Maßnahmen trifft, die den Fabrikanten vor dem Ruin bewahren könnten. Nichts vermag sie auS ihrer Gleichgiltigkeit aufzurütteln. In Lodz allein sind über 18VV0 Arbeiter brotlos, jeden Tag' brechen auf der