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Donnerstag, 2. November 1922 iked-i'ntton und Gefchäsioslelle: Dresden « kl. 16, Holbeinstrabe 4V Nr. LÄ« 21. Jahrg. Fer»>precher: NtdüliUon 32723 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14797 Dir LäckNochc Boirszelvoio cilckiein' zurzeit dreimal wöchentlich. BeznaSvrelS für November durch die Bost 18? Anzciaenvreisr Dlo eingeivallene Peiit-elle 18 für Familien- und VereinSanzeiacn, Siegen. und Nn i.eniche :8 Die Petn.NcllamczeNe nr rcdalNoncUc» Teil. io mm bren. 4l» Für Fnierate mit beionderec PlazicrungSoorichrisi anl obige Breite 25 Brozen, -sufchlaa. Ollertenaebühr: iür Setbfiabliotcr 2 ne. bei Ueberfondnna d»ra> die Poti aukerdem Porioziitchtag. I„i Falle höherer Gewalt oder beim Ausbleiben der Papicrlicleriingen »tw. erliichl >eöe Berpflichlnng auf Lieferung der Zeitung sowie Erfüllung von A»ze>ge»-MN trügen und Leistung von Schadenersatz. Einzelnummer 12 M. Sprechstunde der Redaktion: 5—» Uhr nachm. 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Die bayerische Mittclpartci erhebt Einsprnch gegen die Wahl des früheren bayerischen Kultusministers Dr. von Kirilling zum bayerischen Ministerpräsidenten. Der Minister des Inner» Dr. Nemmele wurde zum badischen Staatspräsidenten estianirt. Der bisherige italienische Not'chaster in London. Demar- tini, wird als Nachsoiger Frassatis auf dem Berliner Bot- schaficrposien genannt. Dr. Wärt!) nnd Dr. Herines waren mit den Finanzsach verständigen und Botschaftern der Entente zum amerikanischen Botschafter Hughlon für Dienstag eingcladcn. Nachlese! ** Das vorläufige amtliche Endergebnis stellt sich leider noch ungünstiger dar als anfangs mitgeteilt. Die Vereinig ten Sozralrsten werde» voraussichtlich 41 Mandate erhalten die Kommunisten 10, so dah die Linke über eine Mehrheit von sechs Sitzen verfügen wird. Daß die Vereinigte So zialdemokratie ob dieses Wahlerfolges, der ihr wohl selbst etwas -überraschend kam, in ihrer Presse in ein indianisches Freudcn- gehenl auSbricht, kann darum kaum wundernchmen. Denn so viel ist sicher, diese jüngste Wahl — die erste nach der sozialisti schen Einigung — wird weit über Sachsens Grenzen hinaus a'S Stimmungsbarometer der allgemeinen politischen Lage bewertet werden, und nach den bisherigen Erfahrungen hier in Sachse» zu urteilen, geht man wohl in der Annahme nicht fehl, dass nach diesem Wahlausfall den sozialistischen Führern der Kamm ziemlich schwellen dürfte. Doch ganz ungetrübt scheint auch auf dieser Seite die Freude über das Ergebnis nicht zu sein; durch ihren prozentual stärkeren Erfolg haben die Kommunisten ein ziemliches Quantum Wasser in den reinen Frcndenwcin der Sozialdemokraten gegossen, und man beginnt sich heute bereits den Kopf über die künftige Regierungsbildung zu zerbrechen. Eine absolute Mehrheit werden die Sozialdemokraten im neuen Land tage ebenso wenig haben wie bisher und man kann wirklich ge spannt sein, ob man die neue Negierung weiterhin auf die tönernen Füge kommunistischen Wohlwollens stellen wird, die sich in der Vergangenheit nicht gerade als die festesten Stützen er wiesen haben. Schon am Montag abend führt der „Vorwärt ö" Klage über das Gebaren der Kommunisten, die durch :hre Zer- svlitternngspolitik eine rein sozialistische Mehrheit verhindert hät- ten. Der sozialdemokralischen Partei werde auf jeden Fall die Regierungsbildung zufallen. „Sie wird es tun müssen," heißt es dort weiter, „auf die Gefahr hin, daß kommunistischer Unverstand die geradlinige sozialistische Politik aufs neue zu durchkreuzen sucht. Eine um so größere Berantwortung wird unter solchen Umständen den re publikani sch gesinnten Vertretern unter den bürgerlichen Parteien Zufällen. Sir wer den im Landlage sich ernsthaft überlegen müssen, ob die Oppo sition, die sie bisher unter dem Einfluß der Deutschnationale« getrieben haben, auch weiterhin ihr einziges Streben bilden soll. Auf jeden Fall kann die Vereinigte Sozialdemokratische Partei ihre Arbeit für Demokratisierung im sozialistischen Geiste mit neuen Kräften an-suchinen." Zunächst einmal scheint man doch in der NedaktioiiSstube des Berliner „Vorwärts" über die Verhältnisse in Sachsen nicht ganz richtig orientiert zu sein. Sonst müßte man wissen, daß die „re publikanisch gesinnten Vertreter unter den bürgerlichen Parteien" auf jeden Fall weniger unter dem Einflüsse der Deutschnationalen gestanden haben- als sich die Herren von der Sozialdemo- kratie im Schlepptau der kommunistischen Ge nossen Lcsanden. Und wäre das Schlepptau nicht gerissen, so hätten wir überhaupt keine Neuwahlen gehabt. Man kann wirk lich gespant sein, ob man dieses alte Tau jetzt wieder flicken wird — denn anders ist eine rein sozialistische Negierung nicht gu. denkbar —, oder ob inan endlich einmal in demokratisch-parla mentarischem Sinne eine Negierung bilden wird, die für das Volk in seiner Gesamtheit da ist und nicht nur für eine Klasse. Von der „Demokratisierung im sozialistischen Geiste" haben wir wirklich vollauf genug! Warum sollte es nicht auch in Sachsen möglich sein, alle verläßlichen Kräfte, die sich auf den Boden der Verfassung stellen, zur Negieri.mg heranzu ziehen; das gebe eine starke Mitte von 67 Mandaten der Sozirl- demolraten, Demokraten und der Deutschen Volkspartei, gegen über einer Opposition von 39 Deutschnationalen und Kommu nisten. Die Zukunft wird uns lehren, nach welcher Richtung sich unsere sächsische Politik entwickeln soll. Aus diesem Ergebnis dürften aber auch die Deutsch- nationalen gewisse Lehren ziehen. Vor allen Dingen sollte cs ihnen beweisen, daß man auf bisher gepflegte Weise die sozia- Mische.Weltanschauung und ihre politischen Auswirkungen nicht Die Parteiführer beim Kanzler Berlin, 8. November. Der Reichskanzler empfing gestern nachmiitagS die Parteiführer der Koalitionsparteien sowie der Deutschen Volkspartei und der Bayrischen Volksparte', um sie über die politische Lage zu unterrichten. Später waren auch die Führer der Dentschnaiionalen Volkspartei beim Kanzler. Eine Stellungnahme der Parteien konnte noch nicht herbcigeführt wer- den, da die Gutachten der Sachverständigen noch nicht Vortagen. DasersteGutachtenderSachverstänbigenüberreicht Berlin, 8. November. Gestern abend ist das erste Gutachten der Sachverständigen, unterzeichnet von Brand, Eassel, J-nk und Keyncs, dem Reichskanzler übermittelt worden. Es ist 'in eng lischer Sprache abgefaßt und wird voraussichtlich noch cm Laufe der Nacht übersetzt link bearbeitet werden. Sobald die Sachver ständigengutachten vollständig vorliegcn werden, wird die deutsche Negierung unter Berücksichtigung dieser Aeußerungen ^er Rcpa- rationskommission die von ihr verlangteil Einzelvorschläge über den Plan einer auswärtigen Anleihe übermitteln. Die Antwort der Reparationskommission Berlin, 8. November. Die Gerüchte, die davon wissen woll ten, daß die Antwort der ReparationSkommissioir einen Verhand le ^bruch darstellt, werden als unzutreffend bezeichnet. Tie Noce der NeparationSkommission läßt vielmehr weitere Verhand- luiigSmöglichkeiten durchaus zu. Es ist auch nicht anzunehmen, daß die Mitglieder der NepnrationSkominission vor Ende der Woche Berlin verlassen. Das NcichskSabinctt ist znsammengeirc- tcn und ist sich, wie die „V. Z. berichtet, über neue deutsche Vor schläge bereits einig geworden, die der Revaraiionskommission beute früh überreicht wurden. Angeblich soll ans Grund einer Vereinbarung mit der RcparationSkomniission deren gestrige Ant wortnote vorläufig überhaupt nicht veröffentlicht werden. Man nimmt an, daß diese Besprechungen durchaus sachlich verlaufen. Am Donnerstag dürfte die Revarationskommlssion nut der Neichsregicrung über die neuen deutschen Vorschläge verhandeln. aus der Welt zu schassen vermag. Es könnte nichts schaden, wenn man in diesen Kreisen allmählich einsehen würde, daß durch die lauten Phrasen „nationales Bewußtsein" nicht an deren Leuten übermittelt wird, sondern einzig und allein durch praktische Arbeit, gegebenenfalls auch durch Arbeitsgemeinschaft, ans der nie und nimmer eine GesinnüngSgeineinschafi zu werden braucht. Die nationale Phrasendrescherei der Deutschnationalen mußte freilich — man kann fast sagen, natur- notwendig (wenn man noch ein wenig Verständnis für politische Pädagogik besitzt) — selbst die vernünftigen Kreise der Sozial, demokratie abschrecken; sie mußte die Ausbreitung eines gesun den nationalen Bewußtseins mehr hemmen als wie fördern. Und wenn heute im Reiche unter den Führern der Sozialdemokratie Männer wie der Reichstagspräsident Lobe u. a. des öfteren großes Verständnis für nationale Belange bewiesen haben, wenn sich in diesen Kreisen seit 1918 ei» bedeutender Ge sinnungswechsel gerade in dieser Hinsicht vollzogen hat, so ist das einer der Erfolge der Ausgleichs- und V e r n u n f tp o l i- tik unseres Reichskanzlers Dr. Wirth, die von doutschnationaler Taktik allerdings meilenweit abweicht und von diesen Herren nicht einmal verstanden wird. Den Verlust eines Mandates werden die Dentschnaiionalen kaum erwartet haben. Sonst hätte man seine Agitation vielleicht doch etwas weniger gegen das „ungefährliche" Zentrum g.'» richiet, als vielmehr gegen den wahren Feind. Vielleicht findet man jetzt Muße, um an Hand des Wahlergebnisses festznstellen, wie viele Stimmen die Deutschnationaien wohl mit ihrer kost spieligen Agitaiion im katholischen Lager gewonnen haben. Das wäre gar nicht zu uninteressant und obendrein noch lehrreich. Die „Germania" hat nur zu recht, wenn sie schreibt: „Wer die sächsische Wahlbewegung verfolgt hat, könnte fast aus den Gedan ken kommen, cs handle sich darum, in Sachsen eine Zentrums» Mehrheit zv beseitigen, ausgerechnet in Sachsen, wo das Zentrum im Landtage über einen ganzen Abgeordne ten verfügte." Wo bleibt denn jetzt die sichere 10. Stelle ans der Kandidatenliste der Deutschnationalen im Wahlkreise Ost sachsen? Vielleicht hat man am heutigen „Feiertage" die nötige Ruhe, um einige Erwägungen anzustellen über die furchtbare Klugheit, mit der man in diesem Wahlkampfe vorgegangen ist. Den „Erfolg" hat der D e u t sch na t ion a l e Katholiken- auö schuß auf jeden Fall zu verbuchen: Er hat redlich dazu beigetragcn, die sozialistische Mehrheit im Landtage in genügen der Stärke zu erhalten. Ob damit auch eine gewisse Befriedigung vrbunden ist, wollen wir dahingestellt sein lassen. An den Deutsch nationalen wird es sein, in nächster Zukunft die Interessen und den Schutz der christlichen Staatsbürger zu vertreten und wir können nur die Erwartung hegen, daß es in besserer Weise ge. schieht als bei Abschaffung der christlichen Feier tage! Wenn das alles Wahrheit werden sollte, was die deutsch- nationalen Flugblätter in allen Tonarten versprochen und an gepriesen haben, dann müßte allerdings ein ziemlicher Wandel vor sich gegangen sein, an den wir noch gar nicht recht zu glauben wagen. Deniwch wollen wir aufmerksam hinhorchen: Di? Zu kunft hat das Wort! Berlin, 8, November. Der „Vorwärts" erfährt, daß der In halt der Note keineswegs den überaus pessimistischen Berichten entspreche, die insbesondere von Paris aus verbreitet werden und die sogar von einem bevorstehenden Nllimairan wissen wollen. Vielmehr ersuche die Neparationscommission darin die Rwchsregie- rung um weitere umfassende Vorschläge. Von einer anderen Seite hört das Blatt ferner, daß die Note betone, daß es Dache der Neichsregicrung sei, eine» festen Plan über sie positiven Schritte zu unterbreiten, die sie einzuleiten gedenke, um zu einer Anleihe zu gelangen. Der Berliner Korrespondent des „Journal" berietet, dre Kommission werde am Sonnabend aus Berlin nach Perus ab- reisen. Die letzten deutschen Vorschläge, deren Nebergabe sie er warte, werde sie nach Paris Mitnehmern Berlin, 8. November. lieber den Stand der Repara- tionSvcrhandlunge» verlautet noch, dah gegenwärtig die Lilvation günstiger beurteilt wird. Man hoffe zu einem beide Teile eint, germahen befriedigenden Ergebnis zu gelangen, so dah die Rcpa- ratioiiSkoininission, wen» sic Ende der Woche nach Paris zurück- kehrt, die Vorschläge der Neichsregiernng und das Gntochte» der internationalen Finanzsachverständigen mitnehincn und der nach Brüssel cinznberufendcn Finnnzkonferenz vorlegcn kan«. Jni Mittelpunkte der neuen deutschen Vorschläge, soll, wie cS heiht, die Frage stehen, wie eine auswärtige Anleihe von Tsnisch.and garantiert werde» könne. Dir Vorschläge solle» sich an gewisse Anregungen aulchnen, die Bradbnry in den leisten -agcn ge macht habe. Die Besprechungen mit den Sachverständigen für Kohlen fragen trug einen rein informatorischen Charakter. Tie deutschen Kohlcnsachvcrstäiidigcn gaben den Vertretern der Reoaratinns- kommission genauen Einblick in die ganze Frage der KMensör- derung und des Kohlcnverbranches in Deutschland. Dabei Minen auch die Schwierigkeiten bei der Ablieferung der geförderten Kohleunieiigen und die Hemmnisse bei der Versorgung m.t HauS- brandkohle zur Sprache. Ferner wurde die deutsche Koblenein- und -auSfuhr sowie die damit zusammenhängende Ueber'astuiig des Devisenmarktes eingehend erörtert. Aus dem Ausland Der Kandidatensonntaq in England London, 7. November. Nach der Aufstellung vom Sonntag, dem sogenannten Kandidatensonntag, hat die Bonar-Law-Partei (Konservative) 450, die Lloyd-George-Partei (Nationalliberale) 190, die Asgi.ith-Partei (Liberale oder linabbängig-Libcrale) 334 und die Arbeiterpartei 400 Kandidaten namhaft gemacht. Aus die anderen Parteien entfallen 42 Bewerber. Mussolinis Wahlreformen Mailand, 7. November. Der „Eorricre della Sera" schreibt zur kommenden Regierungserklärung bei Wiedereröffnung der Kammer am 16. November: Zweifellos wird die Abstimmung der Negierung ein Vertrauensvotum bringen. Nur dis Sozialdemo kraten und ein Teil der Dcmokrateir wird gegen das neue Kabi nett stimmen. Unter den Gesetzentwürfen, die Mussolini der Kammer Vorleger, wird, befindet sich auch ein Entwurf einer Wahlrefornr. Mussolini hat die Absicht, ein System cinzuführen, das dem Frankreichs ähnelt. Deutsches Reich Keine Arbeitsruhe am 9. November Berlin. 7. November. Die im GewerkschastSring deutscher Arbeiter, Angestellten und Beamten zuscimmenge'chlrwcne» Or ganisationen (ebnen die Arbeitsruhe am 00. November ab und überlassen cs ibren Mitgliedern, ob !ie sich an diesem Tags an den Arbcitcrseiern beteiligen wollen. ,/ Staatsleistungen an Regierungsgesrllschaften Nach Artikel 173 der Reichsversassung bleiben die bis herigen, aus Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln be ruhenden Ctaatsleistungen an die NeligionsgcseUjchaftcn be stehen. Die Trutschnativnalen beantragten im Reichshanshalt- ansschuß, daß die Reichsregrernng auf die Länderregicrimgeni cinwirken soll, daß die Länder den Neligionsgesellschaften infolge dev Geldentwertung mehr als bisher entgegenkommcn sollen. Da die Vertreter des Reichsratcs in dieser Sitzung nicht an wesend waren und die Länderregiernnge» zu diesem Antrag nicht Stellung nehmen konnten, stinimtcn die Müglieder des Zentrums im Ausschuß gegen diesen Antrag. Der Antrag wurde, da auch andere Parteien dagegen waren, mit großer Mehrheit nbgelehnt. Es geht nicht an, daß Anträge, die die Finanzen der Landes belasten, ohne Anwesenheit von Vertretern der Landesregierungen behandelt werde». Es sind jetzt oft gering Differenzen ent stände», weil über Ländersachen verhandelt wurde, ohne daß den Ländcrrcgierungen die Möglichkeit gegeben war, zu solchen An trägen Stellung zu nehmen. Daß die Dcutschnationalen diesen Antrag gestellt haben, ist insbesondere auch deswegen interessant, weil sie noch vor wenigen Tagen auf ihrem Parteitag in Görlitz in stärkster Weise für den Föderalismus eingetreten sind. Ihr Antrag im RcichsbanshaltsauSschnß entspringt ans rein agitato rischen Gesichtspunkten. Die Zcntrumspartei wird mit allem Nachdruck dafür ein- treten, daß die Länderregierungen ihren Verpflichtungen gegen über deir Neligionsgesellschaften Nachkommen und insbesondere der Geldentwertung Rechnung tragen. Nur dürfen solche Ver handlungen im Reichstag nicht ohne Anwesenheit der Länderver- tretnngcn erfolgen. In den Ländern, in denen die ZcntrnmS- partei eine starke politische Vertretung hat, ist nach diesem Gesichts punkte auch verfahren worden. Wenn in Ländern wie Braun- schwelg, Sachsen, Thüringen dies bisher nicht geschah, dann ist/ daran nicht das Zentrum schuldig, sondern die Deutsch nationalen, die in diesen überwiegend evangelischen Staaten aus diesem Gebiete praktisch noch nichts erreicht haben.