Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 18.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192207189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-18
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.07.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 163. Seite 3 Dienstag den 18. Juli 1922 Nachrichten aus Sachsen — Die Staatliche Krastwagenverwaltung richtet« seit vergangenen Sonntag den 16. Juli eine Krastwagenvcrbindung zwilchen der Stndt und der Festung Königstein ein. Der Fahrpreis beträgt 10 Mark siir die Bergfahrt und 6 Mark für die Talfahrt, Gepäck- und Expreßgut werden nach den tarifmäßigen Sätzen beordert. Die Kraftwagen verkehren ab tlönigstein Reißigerplatz vorm. 10,16, nachm. 2,20, 6,00 (außer Sonnabends und EonntagS), 8,10 (nur Sonnabend» und Sonntag») und ab Festung Königstrin 8,20 vorm., 1,20 und 5.00 nachm. — Die Postflagge«. Eine Anrahl von Post, und Telegraphen, ansta'ten hat der Anordnung der Reichiregiernng. die Dienstgebäude an. Tage der Trouerkundgebungen für Oberschlesten und der Bei« sttzungrfeierli'chkciten für den Minister Rathcnau zu beflaggen, nicht Folge geben tonnen, weil ihre in den früheren Reichsiarben gehaltenen Flaggen sich zur Aendcrung noch bei den Fahnenfabriken befanden und neue Flaggen noch nicht »u beschaffen waren. Behauptungen, daß Postamt?v0lsteher absichtlich die Beflaggung de» D'enstgebäude» unterlassen hätten, treffen demnach nicht z». Die Neichkpostverwaltung wirkt auf di« möglichst schnelle Neulieferung oder Umarbeitung der Naggen hin, jedoch bedarf die Erled'gung der Aufträge immerhin einiger Zeit, da e« den Fabriken nicht möglich ist. sich jür eine nur bonibergchende Arbeit auf einen Massenbetrieb einzustellen und e» ihnen t- T. auch an den nötigen Fahnenstoffcn mangelt. — Telegraphisten»Wettstreit. In diesen Tagen sinket be* allen größeren deutschen Telegrapbenämtern ein Telearaphisten-Wett» streit statt. Er hat ». a. den Zweck, die Tclegraphenbeamtcn zur Ent' faitung eine» dem Dienst -«gifte kommenden Wetteifer» anzuspornen und ihre Teleeravhierfertigkeit — sowohl wa» die Schnelligkeit al» auch wo» die Sicherheit de» Arbeiten» aiibetrifft — zu erhöben. E» werden Wettbewerbe abgehalten Im Geben mit der Morse- oder Klopfer taste, im Aufnebmen am Morseschreiber oder Klopfer und im Allfnthmen von Fririktekegramnien, im Geben mit dem HuaheSapparat und mit dem Fiinstastciisender de» Baudoapparat» sowie im Stanzen von Telegrammen mit dem Siemenstastenlocher und mit dem Klöppel« locher de» Whcatstoiikapparate». Der Wettstreit ist es» Vorläufer de» vom 18 bi» 21. August in Berlin stattsindeiide» 8. intern. Tele. graphisteir-Wettsireii», bei dem sich die deutschen Telegraphcnbcamten, die jetzt die höchsten Leistungen aufweisen werden, mit den besten Telegraphisten fast aller europäischen Länder auf dem Felde ihrer Berufstätigkeit messen werden. DI« Beteiligung der Beamten am deutschen Telegraphisten-Wettstreit ist recht groß. SchirgiSwalde. Seit Jahresfrist bemühicn sich einige Gemeinden de» AmtSgerichisbezirks SchirgiSwalde um die Ge« uehmigung zur Errichtung einer Realschule für den Amtsgericht», bezirk SchirgiSwalde m SchirgiSwalde. Die Bemühungen sind nicht vergeblich gewesen. TaS Ministerium des Kultus und össent« lichen llnteriichtS hat vielmehr, nachdem umfangreiche Erörterungen wegen des vorhandenen Bedürfnisses vorgenommen worden sind, sich bereit erklärt, die Realschule zu genehmigen, wenn ein leistungs- sähiger Gcmrindeverband zustande kommt. Sache der beteiigten Genieinden ist es nun, dasür zu sorgen, daß nicht etwa in letzter Stunde an kleinlichen Bedenke» diese große Frage scheitert. In Würdigung der zweifellos den Gemeinden des Bezirks durch die Errichtung einer Mittelschule werdenden großen Vorteile müssen sie natürlich gewisse Opfer auf sich nehmen. Dies können sie aber srcudigen Herzen» tun, denn durch die Errichtung einer solchen Schule erhalten nun auch Kinder aus dem Arbeiter« und Mittel« stände unserer Gemeinde die Gelegenheit, sich eine bessere Schul» bildmig zu verschaffen. Wenn e» auch zunächst nicht möglich sein wird, wie anfänglich in Aussicht genommen, Schulgeld- und Lern- mittelsreiheit für die Schule durchweg rlnznsühren. so steht aber doch fest, das; siir die bedürftigsten ausnahmesähigen Schüler de-S Bezirks eine große Zahl Freistellen geschaffen und auch Lernmittel freiheit von einen, gewissen Schuljahr ab den bedürftigsten Schulen gewährt werden wird. Darauf hingcwirsen darf auch werden, daß die Kasten für diejenigen Eltern, welchen eö nicht vergönnt sein wird, sür ihre Kinder Freistellen zu erhalten, immer noch erträglich bleiben und vor allem noch weit zurückstehen werde» gegenüber den An'lvendungen, welche der Besuch einer Mittelschule auch nur in tcr Nachbarstadt Bautzen verursacht. Man darf deswegen annehmen, daß die einzelnen Gemeindevertreter, ganz gleich welcher politischen Partei oder wirtschaftlichen Gnippe sic zugehvren, nur ein freudiges „Ja" sür den Beitritt ihrer Gemeinde zu dem Montag, den 24. Juli, zn gründenden Gemelndeverbande haben können, umsomehr, als die der Frage ursprünglich sich hemmend entgegenstellende Raumsrage dadurch gelöst worden ist, daß die Stadtgemeinde SchirgiSwalde einen vollen Flügel ihres gegenwärtigen Schulbaues sür die Real schule zur Verfügung stellt und als weiter ein Zusammenschluß der Industrie und sonstigen Gönner der Schule freiwillig« lausende Jahresbeiträge zugestchert haben. — Bautzen. Eine politische Aussprache gab es in der letzten Stadtverordnetensitzung. Beide sozialdemokratische Parteien hatte» den Antrag eingebracht, den bisherigen König-Friedrich-August- platz, auf deni sich der Bautzener Justizpalast mit Amtsgericht und Landgericht befindet, in Rathenauplatz umzubencnnen. Der Führer der Mehrheitssozialisten Prof. Schuster wies auf die Verdienste Nathenans um den deutschen Wiederaufbau in außcr- ,,»d inncrpolitischcr Beziehung hin, und würdigte die Persönlich keit deS ermordelen Außenministers als Mensch, Politiker und Schriftsteller. Es gebe viele monarchistische Tcnkzeichen in Bautzen, denen ein republikanisches gegenübergestellt werden soll. Der Platz an dem Justizpalast sei deswegen gewählt worden, dainib denen, die dort Recht zn sprechen habe», jederzeit vor Augen ge führt werde, daß sie jetzt Recht zu sprechen haben im Dienste der Republik und daß sie Diener der republikanischen Staatsver fassung sind. Die demokratische Fraktion trat durch ihre» Sprecher, Stadtverordneten Fabrikdircktor Johne sür den Antrag ei». Stadt- verordnetcnvorsteher Professor von der Aa schloß sich ebenfalls dem Anträge auf eine Ehrung Rathenaus an, sah aber in der Wahl des Platzes eine parteipolitische Tendenz, welche die wirt schaftliche Vereinigung ablehne. Die Monarchie gehöre der Ge schichte an, und die Geschichte bleibe, daran könne auch die Um benennung von Straßen und Plätzen nichts ändern. Aus Dresden —* Der internationale Rlngerwcttstreit bei Sarrasanl reift seiner Entichciduna entgegen. Niemals ist ein sportliches Ereig nis in Dresden mit größerer Spannung verfolgt worden. An über raschenden Momenten ist dieser Tomnier mehr als reich gewesen. Allein da» Auftauchen Köhler«. des »kommenden Mannes", sein Sieg über den Weltmeister Kornatz ist eine Sensation, die die ganze Fach welt in Aufregung versetzt hak. Man ist gespannt, wie die anderen Dresdener Lieblinge, der muntere Buchheim, der aalglatte Schwarz bauer, der ernste Roland gegen diesen neuen Kampier abschneiden werden, und auch sein Abschneiden gegen Len Weltmeister Säst erregt Interesse. Auch der deutsche Meister Schikat hält sich tapfer an der Spitze der jungen Garde. —* Eine sehenswerte Ausstellung vo» Speist-, Kaffee- und Molkascrm'cen sowie Kunstgeoenständcn der Staatliche» Porzellan- Manufaktur zu Meißen — veranstaltet von der Fa. Gebr Metzenmacher, Prager Straße — ist zurzeit im Hotel Noro, Prager Straße Eingang Mokczinskysiraße zu sehen. —* Indische Ausstellung. Das Museum für Völkerkunde hat in seiner Ausstellungshalle in der Herzogin Garten (Ostra-Allee) eine Sonderausstellung eröffnet, die hervorragende Erzeugnisse des indischen Kunstgewerbcs: der Textilkunst, der Metallbearbeitung, der Holzschnitzerei, Flechterei, Steinbildhaucrei u- a. vorführt. Die Ausstellung ist bei freiem Eintrit geöffnet Sonntags 11—1, Mitt wochs und Sonnabends 4-6. —* Gestört«« Fremdenverkehr. Der Verein der Hotel besitzer und die Bereinigung der Hotel-, Gast- und SchankwirtschastS- vereine sowie der KaffcehauSbesitzer von Dresden und Umaebung haben solqende Entschließung gefaßt: »Die genannten Vereine sehen sich ver anlaßt, die StaatSregieiung. den Landtag und städtiichcn Behörden wie die gesamte Oeffentlichteit anf die schädigenden Folgen hinzuweiien, die der Dresdner Hotelindustrie und dem Fremdenverkehr durch, Demon strationen und Umzüge ,»getilgt werden- Die Tatlacke, daß nicht nur einzelne Inhaber von Hotels, Restaurants und Caiös. sondern auch die Fremden von Personen bedroht werden dürfe», tollte den verant wortlichen Stellen Mahnung genug sei», daß die Sicherheitsverhält, »isse in Dresden unhaltbar geworden sind. Die Vereine erheben de?- halb ernstestkii und nachhaltigsten Protest dagegen, daß die sich meh renden Angriffe auf Hotels — wie es scheint — ungesiihnt bleiben. Damit ist jeder Respekt vor der öffentliche» Ordnung beseitigt und die Nichtachtung fremden Eigentums geiördeit worden. Das Ansehen de» Staates fordert gebieterisch das Verhindern solcher Zustände. Die Vereine erwarten deshalb, das; In erster Linie die Regierung alle ihr zu Gebote stehenden Mittel anwendet, damit in Zukunst solche auch die Allgemeinheit schwer schädigende Unruhen verhindert werden- Die Vereine sind daher fest entschlossen, für alle den einzelnen Mitgliedern zngelitgten Schäden gemeinsam ein,zustehen und gegebenenfalls die Regierung für die «»siebenden Verluste haltbar zu machen, sofern trotz dieses öffentlichen Hinweises der unerläßliche Schutz auLbleiben sollte." Gemeinde- und VereinsnachrMeri * Bautzen. Zur Erstellung neuer Wohnungen bewilligten die Stadtverordneten einen Betrag von 10 Millionen Mark, der haupt sächlich zur Bezuschussung privater Bauten verwendet werden soll, ! der Kriegersiedlung soll zur Erstellung eines weiteren Doppelwohn- » Hauses ein Betrag von -175 000 M. zur Verfügung gestellt werden. Weiter soll dein Männerhospital ein Anbau «»gefügt werden, in dem ein Altersheim sür solche Personen eingerichtet werden soll, die jetzt eine selbständige Wohnung inne haben und diese dann der Stadt zur Verfügung stellen. Tie Verhandlungen wegen Ankanss der Husarenkaserne haben sich leider zerschlagen» da das Ncichsscl-atzministerium grundsätzlich auf dem Standpunkt steht, daß kein Neichseigentum verkauft werden soll, seine Ermietung würde aber unzweckmäßig sein, da die erforderlichen lim- und Einbaute» nicht weniger als 20 Millionen Mark kosten würden. Für die Freimachung von Wohnungen bezw. Wohnraum sollen Prämien von 1000—1600 M. ausgesetzt werden. Gewerkschaftliches Mehr als je sind wir in dieser Zeit der politischen Unruhe und Gärung verpflichtet, die Ziele unserer christlichen Gewerkschaf, ten herauszustellen und für unsere Weltanschauung zu werben und zu wirken. Wie mit der Erinordung des Ministers Rathcnau dem Volke ein großer Schaden zugefügt wurde, so wird durch die Wiederholle Arbeitsruhe unser Volks- und unser Wirtschaftsleben aufs schwerste geschädigt. Weder die freien Gewerkschaften und die zn ihnen stehenden Parteien, die sich nicht genug tun können, Lee Erregung im Volk zum Schaden unseres Vaterlandes zu schüren, noch der „Deutsche Beamtenbnnd", der in diesem Strudel ziel. mW haltlos dasteht, vermögen ihren Mitgliedern ebensowenii. wie unserem Volke Wege zur Erneuerurrg und zur Errettung zu wei sen. Klar mW vollkommen eindeutig steht im Wirbel dieser Zei ten unsere Bewegung, die christlich-nationale Arbeiter-, Angestell ten- und Beomtenbewegung, deren Glieder mich wir sind. Die Kundgebungen des D. G.-B. wie auch der christlichen Gewerkschaf ten. wie sie in letzter Zeit wiederholt durch die Presse gegangen sind, geben dafiir den deutlichsten Beweis. Nun gilt es aber, Latz mich jede auf unserem Boden stehende Partei sich hinter unsere Bewegung stellt und von ihrem Geiste erfüllt ist. Das muß sich jetzt zeigen. Es gilt noch so viele irregeleitete Kolleginnen und Kollegen, sowohl aus dem Lager der freie» Gewerkschaften und der Afa, als auch aus dem Beamtenbund herauszuholen, da sie dort unbefriedigt sind und bleiben. Tausende schauen anf unsere Be wegung, hoffend, daß sie die Rettung für unser Voll bringt. Jeder deutsche Manu und jede deutsche Frau ist berufe», diese Suchenden zu führen. Daran helfft alle mit! Deshalb gilt eS auch für die Parteien der Gewerkschaftszugehörigkeit ihrer M'tali-Wer größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das Dresdner Kartell ist sich dieser seiner Aufgaben vollauf bewußt, hat ab-r auch erkannt, daß cS allein eS nicht erzwingen kann. Wer d'e Gesundung un seres Volkes will, führe daher alle Beamten. Angestellten und Arbeiter der christlich-nationalen Gewerkschaftsbewegung gm Kämpfer heraus, ehe alles zusammenbrichtk Kartell der christlichen Gewerkschaften Dresden 2. Vorsitzender: Reichel. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Linzeu; für den Inseratenteil: Josef Fohmann. — Druck und Vrr« lag der .Saxoma-Buchdruckerer G. m. b. H. in Dresden. Devisenkurse im Freiverkehr mittags 12 Uhr, mitgeteilt von der Commerz- und Privat-Bank. Filiale Dresden Berlin Juli s Geld Briol Neuyork . . . 1 Dollar 450.— 453.— Paris . . « » » » . . 100 Fr. 8745.— 3767.— Zürich . . » » » « . . 100 Fr. 8300.— 8350.— Stockholm. . . lOO Zkr. 12000.— 12100.— Prag . . 990- 1000.- London. . 1 Pfd. Sterl. 1990— 2000.— Holland . . . 100 Fl. 17250.— 17300.— Kopenhagen . . 100 Kr. 9940.— 9970.— IMn-A.. M«IiM. S N«ein Lade,,« Bitte genau auf Rr. S zu achten! Wir haben keine Filiale. Wollen Sie noch vorteilhaft kaufen, so versäumen Sie nicht die seltene Gelegenheit. Von Montag de« 17. bis mit Sonnabend den 22. Juli Großer Stoffverkauf. In Kammgarn» Homespuns, Tuch, Covercoats, Flansch, Loden, Futterstoffe usw. für Anzüge, Mäntel, Kostüme und Schlüpfer. Feinste Qualitäten, hochmoderne Muster. Aeußrrst billige Preise. Wir sind keine Vertreter und führen keine MnstcrcouponS. 1997 In Rom und in Italien Von Dr. Adrian, Erfurt (Fortsetzung.) Haben Sie auch die Wallfahrt zu den sieben Haupturchen Neins gemacht? — Ja, aber erst dann, als wir uns das Gröbste angesehen hatten und die erste Neugier befriedigt war. Denn mau kann nicht gut zwei Herren dienen, Geschichts- und Kunst- studien mcchcu und der Andacht leben. Erst nach Verlauf von 8 Tage», als ich die Harftftplähe, die wichtigsten Straßen und die schönsten Kirchen kennen gelernt hatte, drängte es mich, die Pilgerreise anzutreien. Wenn man die Ablässe gewinne,: will, muß man die Wallfahrt an einem Tage beenden; man darf aber auch noch den Nachmittag vorher mitbcnutzcn. Bei mir war es Samstag und Sonntag, der 1. und 2. April. Nachher wurde ich gewahr, daß es sich für mich um einen wichtigen Gedenktag han delte, a»S der vorigjährigcn Krankheit und aus dem 14. Lebens jahre und obendrein war cs mein Primiztay. Dadurch wurde die Stimmung nur um so gehobener. Ich begann mit St. Panl anßerhalb der Ma uern -n» her rSach Ostk». SchoO ekiiste Tage vorher waren wir «bk ilkeAÄi Schi»:--» und Prof. Güttler aus Freiburg dort ge wesen und hatten »nS den herrlichen Bau angesehen. Viele sagen, die Paulus-Basilika sei noch weit schöner als die Peterskirche. So groß ist sie ja nicht. Der danebenstchende unschöne Turm kann den Vergleich mit der PeterSkuppel nicht im entferntesten aus- halteu, aber diese ausgesuchte Pracht und dieser Glanz im Innern »vielt bezaubernd. Das Ganze trägt noch den Schimmer des Neuen. Denn die bisherige Basilika ivar durch Verschulden eines Klempners 1823 qsigehranpt, ine neue, ans dev Liebesgaben afler christlichen Völker und Fürsten der Erde gebaut, wurde 1854 zum Feste der Unbefleckte» Empfängnis Marien? eingeweiht. Wie glänzt hier der Marmorboden, wie reihen sich die Säulen, wie strahlt die reichgebrochene Decke im Goldglanz, wie leuchten die alte» und neuen Mosaikbilderl DaS Chor war nämlich bei dem Brande erhalten geblieben. Ringsum, oben an den Wanden im .Hauptschiff, dem Querschiff und den Seitenschiffen sind die in Mosaik auSgeführten Bildnisse der 260 Päpste von PctruS bis Benedikt XV. Die Paulsbasilika ist fünfschiffig wie die Severi- lirche i» Erfurt. Nur sind hier vier Reihen von je 85 Säulen von Granit, jede aus einem Block gehauen. Unter einem Baldachin von Alabaster auf Porphyrläulen ruht der Völkerapostel, der so viele begeisterte Verehrer gefunden hat. Begraben ist er hier seit seinem Martyrertode im Jahr« 67. Der Ort seiner Enthaltung siegt Stunde weiter, in Trefontane (Dreiguellen). Das Haupt soll beiin Herabrollen von einer Höhe dreimal aufgeschlagen sein, und jedesmal sei eine Quelle entsprungen. Drei Kirchlein gibt eS dort auch im schattigen Eukal>)pt»shain. Der Eukal,chlus ist von den Mönchen ai^ebaut zum Schutze gegen das dort herr schende Fieber. In einer Wirtschaft nebenan verschenkt man den prickelnden Eukalyptuslikör. Bei meiner Wallfahrt war ich nicht in Trefontane, sondern nur in St. Paul nick, hielt Zwiesprache mit dem Verfasser der herrlichen Briefe über sein vierfaches Ideal: vom Gottmenschcn, vom Christenmcnschen, vom Apostelamt und von der Einheit des Gottesreiches in Christus. „Schaut nicht auf das, was hinter euch liegt, sondern auf das, was vor euch liegt/ Von St. Paul führt ein einfacher Landweg, „Weg der 7 Kirchen", durch Felder, Garten und Gräber irach St. Seba stian an der Via Appia. Sebastian war .Hauptmann der Leibwache am Hofe Diokletians und Schützer der Unschuld einer Hk. Agnes. Als Märtyrer wurde er von Pfeilen durchbohrt und wird als Patron der Schützen verehrt. Viel beten tonnte man hier nicht, denn es fanden Ausgrabungen in der Kirche statt. Wir sind hier mitten in den Gräberfeldern Roms. Nach Süden zu beginnt hier der schönste Teil der Via Appia mit de» vereiiHeltc» Pinien, Zypressen und Denkmälern, namentlich dein schönsten, dem der Caecilie Metella. Etwa 10 Minuten von St. Sebastian anf Rom zn ist der Eingan gzur größten Katakombe, der des hl. Callistus, wo mich meine Reisegefährte» erwarteten. Trappistcn halten die Wache und haben die Führung. Wir waren an einen deutschen Pater Otto gewiesen. Ich fragte einen Pa ter, der da gerade saß, auf italienisch, ob wir den Pater Otto haben könnten. Er fragte sofort deutsch wieder, woher wir den denn kennten. „Er ist uns von llditore Schneider und in der Anima empfohlen worden; der würde uns alles gründlich zeigen." „Ja, der Pater Otto bin ich." Wir kauften uns also Einlaßkarten und ein« dünne Kerze und dann glngs hinein in die Tiefe. Im Vorraum der Katakombe waren die bemerkenswertesten Bilder und Symbole auf den Wänden zusammengestcllt. Der Pater er klärte alles sehr genau. Dann kamen wir in die schöne Papst gruft. in der auch der Papst CallistuS begrabe» worden war. Neben der Papstgruft war die Kapelle der hl. Cacilia mit einer Nach bildung des Marmorbildes von Maderno. Frische Mumcu standen davor. Nun weiter hinein in die unterirdische Stadt. Das oberste Stockwerk mag vielleicht 10 Meter unter der Oberfläche liegen. Die Gänge sind etwa 1 Meter breit. Sie laufen meist gerade und rechtwinklig wie die Straßen einer Stadt. An den beiden Sciten- wänden find die Gräber in den Tuffstein eingehaueu, und zwar so, daß die Toten parallel mit den Gängen zu liegen kamen. Groß, Grabstätten für Erwachsene wechseln mit kleineren für Kinder ab. Als die Katakomben wieder aufgedeckt wurden, umrcn die Leiber noch ziemlich erhalten. Der Zutritt der Luft ließ sie schnell ver fallen. In manchen Gräbern lagen noch größere und kleinere Neste. Mitnchmen durfte man aber nichts. Die Leichname sind ohne Särge, in Leinentücher cingehiillt, beigesctzt worden. Durch Marinorplatten oder Ziegelsteinplatle» wurde» die Gräber lust- dicht verschlossen. Auf den Stein wurde der Name des Toten geschrieben. Ost'sind an dem Grabe Gläser angebracht, in denen eine rote Flüssigkeit vertrocknet ist. Die einen sage», Liese Gläser hätten das Blut der Märtyrer enthalten und seien ein Zeichen, daß hier ein Märtyrer ruhe. Andere behaupten, es seien Essenzen Hinei »gegossen worden, um die Luft in den unterirdischen Gängen zu verbessern. Manche haben eine größere Grabstätte, gewöhnlich im Halb kreis gebaut. Am schönsten sind die Grabkapellcn. Hier gibt es viele bildliche Darstellungen, die das Glaubenslevei; der ersten Christen zum Ausdruck bringen. Am l>äufigsten sind die Bilder von Jesus ans dein giften Hirten, auch von Petrus, Maria, der Kirche und vielen Vorbildern aus den; alten Testamente, wie Mo ses, Elias, Jonas. Auch die sämtlichen 7 Sakramente kau» man dargestellt finden, am häufigsten die Taufe und das Altarsakra- »rent. Sehr oft kommt der Glaube an die Auferstehung zu»; Aus druck. Als sinnbildliche Darstellung ist am lckaiintesie» der Fisch, griechisch Jchthys. Dieses Wort enthält die Ansangsvuchstaben des Titels Christi: Jesus, Christus, Gottes Sohn, Erlöser. In; Kreuz gang des Erfurter Domes ist auch ein solel-er Fisch. Tic Taube ist das Bild der Seele. Von den Katakomben könnte man viel erzählen; wir waren im ganze» 5 Stunden darin. In der Calli- stuSkatakombe sind drei, ja bis 5 Stockiverke unierciuandcr. Alle Gänge machen in ihrer Länge etwa -18 Kilometer au-s. Die Cal- listnSkatakonftie ist erst in; letzten Jahrhundert namentlich dnrcb den Gelehrten de Rossi aufgedeckt und au sgc forscht worden. Auf seine Veranlasst»^ hat Papst Pius IX. das ganze Gelände an getanst. Auf diesem Gelände hatten wir u»S bei der Rückkehr beinahe verlaufen. Der Pater Otto war nämlich in seiner Füh rung so eifrig, daß nachher die Zeit zn knapp wurde, uns zma Eiartentor zn begleiten. „Gehen Sie dort nur hinaus, das Tor wird Wohl offen sein." Es war aber schon zn. Wir suchten uns also einen anderen Weg über das Feld. Wir dachten: irgendwo müssen wir da dock; hinkommen. Aber nein, als wir an; Ende de? päpstlichen Gelä;ft>cS ankaincn, gerade den; Kirchlein, ..Domine quo vadis" gegenüber, war wieder ein großes eisernes Tor. Es war geschlossen. Was nun machen? Tie unternehmungslustigen jun gen Damen wollten schon über die anscheinend niedrige (llarten- mauer. Aber die Mauer ging mindestens 5 Meter tief auf die Straße. Ta lag mitten im Felde eine Meierei. Und siehe da, zeigte sich auch schon ein Trappistenbrndcr. Ich redete ihn not dürftig italienisch an. Er antwortete sofort deutsch. Er selbst war aber ein Holländer, mit dem ich inick westfälisch platt unter halten tonnte. FrHindlichst öffnete er uns das Tor und ließ und hinaus. Meine Begleiterinnen waren froh, noch einmal dem Kloster entronnen zu sein. (Forts, folgl.l
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)