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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192207239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-23
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1922
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Sonntag den LU. Juli 1923 Nr. 168, Seite S , Seite I inüeii). itüok Xnro ns. LokiluÜ- solort »b. «lurod äis 2001 wir na»' ack wsiü! IS. «ensprsokse »ir. §3887 !i», polier- e^rt, sovis »illip;8tsu su , Mi,., pt 1. sror. rs«. unck geln 71o ung. it dle 34SN N »Ir Mrlllii rkv» S ttI1M2I>KIS 1577 sl« i Lkedllnil an allor Lrsiss gn ckurob ckon bstiuullßx.Vor- Ocx«mis»tic>ll iNioUkei» StisALttsa su »^nsrksuoun- »gungsn S»K1- iok vsrsialor pokt unä 8un- — LIK. ckuroli Ikt. Lo Sks»>» LOW nung ivsrt aus ntken, » «g»r 81i'LÜtz 7b. »k»vlr« »I,I,tr«»«30,r. scke »äluri dsnälunr «a- aas s,t>a6«». tnn k 8sINt>8n mrm Smamiq«- , >ch^ »«>, In«e i ». ' f>'u Vortrag über Kindererziehung den fall,. Frauenbund, Zwcigverei» Leipzig, von Herrn Hochschntseelsocger W. Beier gehalten. Erziehung des Kindes zur Herzrnsreinigleit Wir berühren das ernsteste, dunkelste und betrübenste Ge biet, was dem Erzieher entgegentritt. aber auch das wichtigste: Erziehung zur Keuschheit. Wenn die Erziehung hier versagt, versagt jedes andere Erziehungsziel. Wenn die Erziehung hier gute Früchte zeigt, dann hat die Erziehung ihr Meisterstück ge leistet. Die Jungen und Mädchen werden auch in späteren Jah ren tüchtig sei», dank der Kräfte, die die Kinder haben rein sein lassen. Mehr" als srühcr muß uns Erziehung zur Reinigkeit ain Herzen liegen. Das Schwinden des GotteSglaubens untergräbt den festesten Tamm, dazu die systematische Hetze, die bis in un sere Schulen einschleicht, der Geist des ManimonismuS, der nur im nackten Gewinn und Erfasse» sein Heil sieht, nur haben unv besitzen will. Der Speist, der sieh äußert in der Genußsucht, in dem Trieb, sich möglichst viel Luit zu schaffen. Weichlichkeit un serer Feit, Mangel an Opfernntligkeit und Opfergesinnung sind die Quellen des Lasters. Männliche Kräfte fehlen auch beim männlichen Geschlecht. Das Kind wird verwöhnt und verweich licht. mau gibt »ach in der Erziehung und raubt dem Kinde die Widerstandskraft zu dem stärksten Triebe, der im Menschen steckt. Durch Statistiken ist uachgewiesen worden, daß jeder fünfte Mann sNphil'Skrank ist, das übt einen zersetzenden Einfluß auf das ge faulte Volksleben aus. Schuld an diesen Erscheinungen trägt der nervenaufreizende Einfluß des nimmer ruhenden Lebens: dadurch wird die Sinnlichkeit erregt, Theater (Pfarrhauskomödie, Reigens Kino peitschen sie auf, Bilder, selbst wenn sie nicht direkt gemein sind, doch von Ehebruch und Mord sprechen, wirten sie doch aufreizend und nervenaufpeitschend und müssen die Sinn- lichkeit des jringen Menschen reizen. Dazu kommt die entsetzliche Wohnungsnot. Professor Muckermann sagt: „Es haben oft lebende Menschen kaum mehr Raum, wie sie nach ihrem Tods cinnehmen werden." Da ist es kein Wunder, wenn die ttnsitt- lichkeit am sich greift, ja man muß sich wundern, daß noch Reste vou Sittlichkeit sich bewahren ließen. — Wir sehen diese Dinge, wir müssen unsere Jugend ertüchtigen, daß sie diesen Gefahren die Stirn bietet und sie überwindet. Erziehung der Kinder zur Keuschheit. Können Kinder der 11»kc»jchbt'it verfalle»? Ans sich selbst selten und doch können auch bei Kindern die Triebe vorzeitig geweckt werden. Die Kran kenhäuser sprechen, manche Kinder haben unter Vererbung zu lei den. Die Triebe können aufbrechen und die Kinder veranlassen, »»keusch z» handeln. Vieles Sitzen kann dazu beitragen, ferner scharfe Speise», die das Blut reizen; es ist begreiflich, daß das Kind zu Berührungen kommt, die zu schweren Fehlern Veran lassung geben können. — Ferner die Weichlichkeit — zu viel Rück sichtnahme bei schwächlichen Kindern; es ist nicht zu billigen, wenn die Kinder des Nachts unterwegs sind. Schlimm ist es, wenn man sie zu zeitig ins Bett schickt. Größer als die innere Veranlassung ist der Anstoß von außen. Es bäumt sich unser ganzes Gefühl gegen etwas Unglaubliches auf, nämlich, daß cm Kind die Roheit haben sollte, an einem anderen sich zu ver greifen. Die Forderung der Eltern ist da, größte Wachsamkeit ihren Kindern anzuempfehlcn im Verkehr mit Fremden. Die Kinder dürfen sich nicht von Fremden anfassen lassen und nie mit frem den Erwachsenen in ein anderes HauS gehen, keine Geschenke an- nehmcn, Süßigkeiten. Auch bei Auswahl der Dienstboten sei größte Vorsicht am Platze. Alban Stolz schrieb das bittere Wort, daß viele sich mit der weißen Schürze des Dienstmädchens be gnügen. ohne zu forschen, ob cs auch einen sittlich reinen Cha rakter habe. Es >st auch eine häßliche Gewohnheit, die Kinder ablüssen zu lassen. Weichlichkeit wird dem Kinde zur Gewohn heit. Auch wenig Küssen seitens der Eltern. — Groß ist die Verführung durch verdorbene Kinder. Cs ist etwas Eigenes um diese. Sic haben einen teuflischen Trieb, das Schlechte dem Kinde niitzuteilen. Natürliche Ursache — erst gemeinsames Han deln gibt die richtige Lust. Die Grotzmannsucht veranlaßt, inter essantes Geheiingehaltcnes anderen zu erzählen. Das geteilte Laster übt einen doppelten Reiz, ist auch eine gewisse Beruhigung zur das Kind Die Eltern haben die Pflicht, den Verkehr ihrer Kinder zu überwachen. Sie sollen sich nach dem Spiel erkun digen, über ihre Gespräche berichten lassen. .Haben die Eltern das Vertrauen der Kinder, werden sie auch die Wahrheit erfahren. Die Verführung von Kind zu Kind ist in Anstalten (Internaten) leicht möglich. Vorkommnisse an Schulen, auch an höheren, sollten alle Eltern zu größter Sorgfalt in der Erziehung anhalten. Der Anreiz zum Bösen kann auch ans der eigenen Familie kommen durch Mangel an Vorsicht. Unsere Wohnungsverhältnisse Ludst, statt in (kemnitr sind schwierig. Bei größeren Kindern sind getrennte Schlafzimmer unbedingt nötig. Lieber die gute Stube opfern, als die Unschuld der Kinder. Die Gesundheit des Seelenheils der Kin der, die Zukunft der Familie gehen vor. Alban Stolz sagt: nach dem 4. Jahre sollen Knaben und Mädchen getrennt s blasen. Vorsicht der Eltern ist geboten auch bei den kleinen Kindern schon. Der Geschlechtstrieb ist keimhaft vorhanden, das Kind saugt Bilder auf, diese ruhen unverarbeitet in dem Kinde. Ganz besonders möchte man warnen vor dem Besuch :es Kinos. Selbst wenn nichts direkt Unsittliches geboten wird -- die Freude an der Natur, am Vogelgesang, dem Ziehen der Wolken — geht ver loren. Strenge Wachsamkeit ist auch den Eltern geboten über Bücher. Um Unheil zu verhüten, halte man Schrank verschlossen. Und nun die Bilder! An Stelle des Kruzifixes und des Mutter gottesbildes sieht man häufig Abbildungen, deren Schaden offen in die Augen fällt. Als Katholiken wollen wir nicht vergessen, auch Meisterwerte christlicher Kunst, die in unser Heim den Schimmer des Glaubens hineintragen. — Also Wachsamkeit den großen gegenüber, gegenüber den Kindern, Wachsamkeit auch üben sich selbst. Jedes unfreie Wort, jeder unfreie Scherz muß bei Vater und Mutter verschwinden, damit die eigene Würde be stehen bleibt. Und nicht bloß das böse Beispiel muß vermieden werden, das Kind muß auch zur Schamhaftigkeit angehalten werden. Was ist Schamhaftigkeit? Nicht die Keuschheit selbst, Unkcuschheit ist vorhanden, wenn eine Beziehung zum Geschlecht lichen da ist. Schamhaftigkeit ist ein Schicklichkeitsgesühl, das den Menschen anleitet, gewisse Körperstcllen verborgen zu halten — im weiteren Sinne — ein Gefühl, was uns von allein Niederen und Gemeinen abhält. Darum achten auf die Kleidung. Viel wird gesündigt durch die schamlose Tracht heutzutage. Unsummen von Ansteckungskeimen werden in die Welt verbreitet und welche An reize durch Teilnahme an den heutigen Tänzen, welche Aus wüchse in unserem modernen Badclcben (Fainilicnbad). Die Erziehung zur Schamhaftigkeit ist wichtig, sie ist aber noch nicht alles, es muß hinzukommen die Erziehung zur Selbst beherrschung. Man hat zuviel Wert gelegt auf die Aufklärung und nicht auf die Willenserziehuna. Der Mensch braucht die Kraft zur Ueberwiudung. — Turnen, Marschieren, Sport in vernünf tiger Weise— Selbstbeherrschung auf dem Gebiete von Speis und Trank. Naturgemäße Lebensweise. Kein Alkohol für Kin der. Ritterlichkeit soll der Knabe haben zur Schwester, er soll in ihr das zartere Wesen, das seines Schutzes bedürftig ist, sehen lernen. Ritterlichkeit sollen unsere Knaben auch üben gegenüber den Dienstboten. Förster weist darauf hin, daß mit der körper lichen Reise der Jugend — auch das Wollen der Seele wachse. Deshalb große Ideen ins Herz pflanzen in diesen Jahren, Mut, Opferlicbe für herrisches, heldenhaftes Tun, Sinn fürs Große. Erhabene. Man weise auch hin auf die Märtyrer und Heiligen, Selbstbeherrschung ist mehr als auf andere den Fuß setze». Die sieghaften Ideen des Christentums einpflanzen. Freilich mutz ein Wort der Aufklärung hinzukommen. Dieses ist Pflicht der Eltern, schreibt Jesuitcnpater Schöbler in seinem interessanten AusklärungSbüchlein, das warm zu empfehlen ist. Keine Prüde rie, was natürlich ist, inüssen wir als natürlich gelten lassen. Es mag sein, daß auf katholischer Seite das wenigste geschieht. Vorzeitige Aufklärung ist von Uebel; das Alter ist individuell. Die Mutter muh ein Auge haben für die Aengstc und Nöte des Kindes. I» vertraulicher Rede, offen und ehrlich darüber reden. Nicht das Hauptgelvicht legen auf das Körperlicke, sonder» auf die Schönheit und Erhabenheit dessen, was die Eltern tun; nicht auf die Vorgänge der Tier, und Pflanzenwelt Hinweisen — be.m Menschen handelt es sich um ein Wesen. Las nicht nur aus der körperlichen Vereinigung der Elter» entsteht, sondern vorzüglich in der seelischen. Vor allem gilt es hier, das Vertrauen zu pfle gen zwischen Eltern und Kind. Eine zweite Aufklärung soll bei den natürlichen Erscheinungen der Entwicklungsjahre erfolgen. Vorsicht wegen der Gesundheit, aber sonst Ablenkung. Nicht zu großes Gewicht darauf legen, alles natürlich behandeln. Wie aber, wenn ein Kind in den Fehler der Selbstbcfleekung gefallen? Da muß man vor allem das Vertrauen der Kindesseele erwerben. Immer wieder in Liebe zureden, es aufmerksam machen auf die körperlichen und seelischen Schädigungen, soziale Folgen, Ver erbung oder kranke Kinder. Försters Werke: Sexualcthik. Jugend lehre — zu empfehlen. Tie rein natürlichen Gründe, die Förster und andere für die Reinheit ansührt, lassen uns immer noch un befriedigt. Es handelt sich um die stärksten Triebe. Es ist dem Menschen die Reinhaltung nicht möglich auf Grund einer rem- natürlichcn Sittenlehre. Die menschliche Seele schreit nach Hilfe Von oben. Darum dein Kind daran erinnern: Dein Leib ist ein heiliger Tempel Gottes, der Heiland wohnt in deiner Seele. Kein häßlicher Gedanke, kein schlechtes Wvrt, bist mehr als ein Fürsicn- kind, nämlich Gotteskind, sei stolz darauf! Der Heiland hat sür uns gelitten. — Das beste Mittel für de» Kampf um die Reinheit ist der regelmäßige Empfang der hl. Beichte und hl. Kommunion. Der junge Mensch muß wissen, ist kann mich überwinden. Nicht mit Härte, sondern Güte, Liebe, Verständnis zu den Kindern sprechen. Die furchtbaren Folgen vorstellen, kurze Lust — ewige Strafe. Mit furchtbarem Ernst, aber nie den glimmenden Docht ganz auslösche». Oft tragen nicht Bosheit, Gemeinheit schuld, sondern Schwäche. Wollen wir dazu beitragen mit nimmermüder Wachsamkeit, mit Entschiedenheit und geduldiger Liebe die Frage zu lösen. Es gilt ja das Kostbarste der Jugend, die Herzens reinheit. Die stellvertretende 1. Vorsitzende des katholischen Frauen vereins, Frau Nietsche, dankte unserem verehrten Herrn Hoch schulseelsorger Beier herzlich. Seine so warm empfundenen Worte hatten tiefe Erschütterung wohl bei allen hcrvorgerufen und sie bat die Anwesenden, sich recht zu freuen an der Reinheit des KindeS. Das Ideal der Reinheit solle ausgehen von uns Katho liken, die wir Träger dieser Kraft sind. V/eilefr leuei'ung im 2«>tung5grv,esbr lacki 100 kack 80 kack ^uni 1914 ^uni 1922 ^uli 1922 I 1 1 jVsk. —.20 UK. 10.— ?äl<. 20.— ? MMN»!««, In Rom und in Itallrn Von Dr. Adrian, Erfurt (Fortsetzung.) Außer den sieben Hauptkirchen Roms nenne ich noch einige andere, die mir besonders ausgefallen sind. Weit hinaus vor den Mauern, über die Porta Pia hinaus, an der Via Nvmcntaiia, liegt die Kirche der hl. Jungfrau Agnes. Sie ist die Titularkirche des Kardinals Bertram vou Breslau. Die Kirche ist 1300 Jahre alt. Von außen ist sie un ansehnlich, aber im Innern! „Eines der anmutigsten Heilig tümer Roms, von duftiger Jungfräulichkeit durchhaucht, im edel sten Ebenmaße aufgebaut, in seiner doppelten Säulenstellung übereinander ei» zum Himmel steigendes Gebet in Stein verkör pert." (De Waal.) Durch eine große Vorhalle steigt man auf breiten Stufen hinab, die Katakombe,ibitder und Inschriften be wirken die richtige Einstimmung und dann fühlt man sich ,n voller Wcltabgeschiedenheit mit seiner Andacht allein. Die an schließende Katakombe der hl. Agnes ist viel kleiner als die Eallistuskatakombe. Sie enthält aber mehr unversehrte Gräber. In einer Seitenkapelle ist die Prima Priinaria (Urkongre- gation) der Marienkinder: Maria mit Agnes und Emerentia»«. Diese Kirche vergesse ich so leicht nicht wieder. Eine andere Agneskirche steht am Navonaplatz. Hier war das Sünd.'nhaus, in dem St. Agnes vor Schande bewahrt wurde. An der Via No- mentana liegt auch die (wie mir scheint) einzige JosevhS- kirche von Rom, erst uncer Papst Pius X. (Joseph Sarto) 1906 erbaut. Ein Stückchen Wetter wohne» die Ursuli nen. Sie haben Pensionat und eine siinsklaksige Schule, wäy.-.'no dl» in Erfurt 14klassig ist. Das Schulwesen ist in Italien Mel weniger ent- wickelt als in Deutschland. Die Erfurter Niederlassung ist oben drein um etwa ölt Jahre älter als die römische. In Nom reden die Ilrsulinen mit den Fremden noch) durch ein Gitter. Die Schwester, die mit uns sprach, redete flüssig deutsch. Ob sie aber eine deutsche sei, sagte sie nicht. Sie war sehr freundlich und gab uns viele Bilder mit, aber daß in Erfurt und Deutsch land keine Klausur mit Gitter mehr war — das war ihr ganz unfaßlich. Eine andere Kirche, die zu den sehenswertesten gehört, ist San Elemente, nicht weil vom Li'eran. Hier sind vier Kirchen übereinander. Die jetzige Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist ähnlich so wie Maria in Cosmedin, auch mit dem marmorumhegten Prieslcrchor mitten in der Kirche. Ganz in der Erde verborgen liegt die Basilika von gleicher Form aus der Zeit Konstantins. Sie ist wieder auSgegrabcu. Noch ein Stockwerk tiefer kommt man in die Papstwohnung des hl. Klemens, des vierten Papstes und Zeitgenossen der Apostclfürsten Petrus und Paulus. Noch tiefer stößt ma» auf ein altes heid nisch-persisches Heiligtum, dem MithraSkult geweiht. So viel Knlturschichten, so viel Erdschichten. Wie viele Denkmale aus alter Zeit müssen hier nicht in der Erde noch verborgen sein! Eine der denkwürdigsten Kirchen ist das Pantheon, ein gewaltiger Rundbau mit Licht- und Ncgcnöffnung in der Decke. Das Sakrament wird hier nicht mehr aufbcwahri, denn hier geht es den ganzen Tag wie in einem Bienenkorb ein und aus. Als ich da war, redete mich ein Japaner an mi teinein japanisch- französischen Lexikon in der Hand. Mit dem Finger wies er auf das Wort pluie (Regen) hin und dann mit der Hand wieder nach oben auf die große Oessnung in der Decke. Er wollte sagen: „Wenn es nun aber regnet, was dann?" Dann wies er wieder ans den Fußboden: „Wo bleibt der Regen?" Bei gemein samem Suchen fanden wir dann auch kleine Roste im Marmor boden, wo das Wasser verschwinden konnte. Das Pantheon war ursprünglich ein Heiligtum für alle heidnischen Gottheiten aus dem Jahre 27 v. Ehr. In der christlichen Zeit wurde es der Himmelskönigin und allen Märtyrern geweiht. Daher Sancta Maria ad Martyres. In dieser Kirche liegt Rafael begraben. Auch das neuitalicnische Königtum hat sich hier seine Gruft ge wählt. An demselben Tage, da'ich dort war, hatte auch gerade der König von Belgien seinen Besuch gemacht und am Grabe Viktor Emanuels einen Rosenkranz von zwei Meter Durchmesser nicdcrlcgen bezw. an Bambusstangen aufstellen lassen, wie das in Italien üblich ist. Nicht weit vom Pantheon liegt die Jgnatiuskirche der Jesuiten. In dieser sind zwei prachtvolle Altäre dem hl. Aloysius und dem sei. Joh. Berchmanns geweiht. Am 30. März durfte ich auf dem Sterbezimmer des hl. Aloysius die ht. Messe lesen. In einem Nebenraume der Kirche ist die Prima Priinaria aller Kongregationen, der alle Kongregationen und Sodalitäten der Welt angcgliedert sind. Das zugehörige große Jesuiteukolleg. das als päpstliche Universität diente, ist vom ita lienischen Näubcrstaat annektiert — ganz nach berühmten Muster» auch in Deutschland. Jetzt ist die Gregorianische Uni versität im Palazzo Borromaeo untcrgebracht. Einen Morgen habe ich da auch den Hörer gemacht. Die Vorlesungen werden natürlich in lateinischer Sprache gehalten. Die erste Vorlesung hielt ein Spanier, die zweite ein Italiener, die dritte ein Fran zose, jeder in seiner Mundart. Daran mutz man sich auch erst gewöhnen. Etwas günstiger war es im Collegio Angelico der Dominikaner, wo erst der berühmte Franzose Lagrange, dann der sckyveizcrisch-deutsche Pater Schuttes den hl. Thomas erklärte. Mit Pater Schuttes habe ich später noch einmal einen Nachmittag zusainmengcsessen, uns über philosophisch-theologische Fragen zu verständigen. An der Kirche San Apollinare ist noch ein drittes Kolleg, an dem aber Weltpriester dozieren. Die Lehrmethode ist nicht historisch entwickelnd wie in Deuischland, sondern systema tisch-demonstrativ. Gleich daneben steht die große Augustinus. Kirche mit dem Grabe der hl. Monica. Hier ist ein viel ver ehrtes MuticrgotteSbild, vor dem man namentlich Männer beten sieht, wenn ihre Frauen der schweren Stunde entgegensetzen. So viele Weihcgeschcnkc und Kerzen habe ich nirgends gefunden. Ueberraschend schön ist die Kirche Maria von den Engeln, gerade dem Bahnhof gegenüber in den alten Thermen des Diokletian. Die Kirche bildet ein ungeheures Kreuz und ist mit gewaltige» Gemälden geschmückt. Der Meridian von Rom geht gerade durch diese Kirche. Gerade um 12 Uhr fällt durch eine kleine Oessnung der Sonnenstrahl darauf. Daran kann man sehen, in welchem Tierkreise sich die Sonne augenblicklich befindet. Nahe dem Eingang steh! das berühmte Siandbild des hl. Bruno, des Stifters des Karthäuscrordcns, dem diese Kirche früher gehörte, ehe er von den Jialienern vertrieben wurde. Dieses Bild von Houdon ist so fein getroffen, daß es beißt: „Bruno würde sprechen, wenn ihm nicht die Reget dae Lull schweigen geböte." Der berühmte MoseS von Michcl-Angelo befindet sich ln der Kirche „Petrus in Banden". Hier wird die Petruel.ue aus bewahrt. Tie Titularkirche des Kardinalcrzbischoss von Köln, Dr. Karl Joseph Schulte, ist die burgähnliche Kirche zu den vier gekrönten Märtyrern. Von außen wie ein Lieiuliaufe», im Innern überraschend schön. Neben dieser Kucke ist einer der interssantcstcn Krenzgänge NomS. Beinahe baue ich die herrlichen Klosterkirche» auf dem Avenün vergessen, ttuerst be sucht man hier die Benedcktiuer zu San Anselme. Kloster und Kirche sind ganz neu. Die meisten Mönche und Brüder sind Deutsche, auch der Abtprimas von Stotzingen. Hier wird der feinste liturgische Gottesdienst gehalten. Aui rüern waren wir (Dr. Flenckmann und ich) mittags zu Tische geladen. Neben San Anselmo ist die Gartenür, durch deren Schlüsselloch man einen herrlichen Blick gerade ans St. Peter hat, ävnltch so, wie wenn man von der Vcspcrbank im Steiger gerade Dom und Sever in Baumumrahmung sieht. Im Mittelalter gehörte den Benediktiner» das alte Kloster von San Alessio. Der hl. Alex war der Jüngling, der als Verlobter in-S hl. Land entfloh und nachher als freiwilliger Bett ler unerkannt unter der Stiege des eigene» Vaterhauses 17 Jahre gelebt hat. Neben San Alessio liegt das Dominikaner kloster zu Santa Sabina. Die Santa Sabina-Basilika ist eine der ältesten und schönsten, äbnlich wie Elemente, Ngnese und Maria in KoSmedin. Die Kirche stammt noch aus dem Jahre 425. Eigentümlich sehen die Fenster aus: seine Slein- gerippe mit mattdurchsicktigen Nlabastcrsicwen. Glas ist wcht verwendet. In diesem Kloster bat der hl. Thomas von Nauru als junger Dominikaner studiert. Im Starten steht ein dicker Apfelsincnbaum, den der hl. Dominikus mit eigener Hand ge> pflanzt haben soll. Von hier wie von anderen berühmten Punk ten habe ich mir Blumen mitgebracktt und zur Erinnerung ge preßt und aufbewahrt. Führer war ein Deutsch-Elsässrr. Dem Aventin gegenüber auf euier Höhe liegt das altertüm liche ebcmals griechische Kloster San Saba, das setz! den dcnt. scheu Jcsuitenzöglingcn des Germaniknms als Erholungsstätte dient. Die Germaniker trage» ganz rote Pricsteciuiändcr »nd gehen damit auch über die Straße und in die Vorlesung und draußen überall spazieren. In Rom ist man alles gewohnt Nur als einmal vier Chinesen in ihrer eigentümlichen Tracht über die Straße gingen, da blieben auch di: Römer >l Heu. Erwähnen muß ich noch das Kirchlein Maria della Pace (Maria vom Frieden), in dem ich oft die hl. Messe s. riesen habe. Berühmt sind hier die Sttwllci: und Progh-tt, veu Rasae! und der Klosterhof von Brrmaittc. Stark in der Erninen:»", steht mir noch da? marmoij!:oe-nde K:rch:- n Ma::a dellg Bikt, - io. erbaut zur Erl-uening an ' Schlacht au: Weißen Berge :«> V>-ag »n Jahre 1620. D:e Fck.chi, dieses S^geS schei- nen jetzt zum '^ei! wieder verloren zu gehen, inden V- nativ- nalistischcn Tschechen nach Ende des Weltkrieges eine buisitisch-
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