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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192207239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-23
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1922
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Sonn lag den 23. Jul« 1922 Nr. 168. Seile 2 3. Ausschuß zur Prüfling der Kapitalflucht. -1. Ansschusi zur Beichaisung von Statistiken. Es sind angeblich auch 1 Sähe, die als Gcjaintgutachten in Paris übergeben worden sind. Sie lauten: 1. Ter Reichshaushaltsplan »ins;, bevor er dem Reichstage zugeht, kontrolliert und gutgeheistei« sein. 2. Tic Ein- und Ausfuhr wird besonders kontrolliert. 3. Tie Kapitalflucht wird besonders überwacht. 4. Die finanzielle», wirtschastlichen und industriellen Statistiken tperden besonders scharf geprüft werden. Es ist seht die Zeit gekommen, wo die Sulturwelt, die noch einen Anspruch daraus erhebt, auch einen geschlagenen und mit schwere» Leistungen beladenen Staat gerecht zu behandeln, ihre Stimme erhebt, damit nicht hier das Schauspiel geboten wird, das manche Kreise jener, die in Versailles beiiaiumensasteu, her- bei sehnen: Die vollkommene Versklavung des deutschcu Volkes in einem Staate, der als Vasallenstaat der westeuropäischen Herren anzusehe» wäre. Wenn diese Stimme sich noch länger verschließt, so kommt der Augenblick, in welchem man sagen kann, die Kontrolle über Teutschlaud besteht; Sachliefernngen an Frankreich Ter „Deutsche Reichsauzeiger" verösseutlicht eine Bekannt machung betreffend die Ausführung von Reparationslieferungen im freien Verkehr an Frankreich. Nach dem Lieferungsversahren können uur durch französische Kriegsbeschädigte Gegenstände be zogen werde«, und zwar nur solch« Gegenstände, die ausschließlich zur Verwendung für den Riederaufbau von Immobilien und Mobilien in alle» zerstörte» Teilen des srauzösischeu Staats gebiete- in Europa bestimmt sind. Die Verträge unterliegen deu laudesüblichen Grundsätzen, sowie de» jeweils geltende» Faktu rierung-- und Devisenvorschriften. Es besteht keinerlei Zwang zum Abschluß solcher Verträge. Die Verträge müssen Lieferungen un Werte von mindestens InOO Solvinark zum Gegensinns haben, wobei die Goldinark «ach dem Tageskurse des Dollars zu rechnen ist. Ausgeschlossen sind Verträge über Waren fremder Herkunft, soweit sie nicht auf deutschen« Gebiete verarbeitet worden sind, über Nahrungsmittel, die aus eingeführtcn Rohstoffen hergestcllt sind, über Gegenstände aus Gold, Platin und Silber und über Lieferungen gewisser in einer Anlage zu den Vereinbarungen vom 2. Juni 1922 verzeichneter Gegenstände. Die Auswanderung Ein erfahrener Politiker schreibt uns: Erfreulicherweise beginnt die Klärung der Geister nuninehr auch im Lager der Teutschuationaleu. Ein Zersetzungsprozeß hat dort gegen deu Wille» einiger Radikalen begonnen. Dieser Prozeß ist sicherlich erst in seinen Anfängen. Jmiuerhin ist ein Urteil über diese Entwicklung heute schon möglich. Wenn es heute vielleicht auch erst eine Einzelerscheinung darstellt, daß der frühere badische Justizminister, der Abgeordnete Dr. Düringer, seiner Partei den Rücken hinwendet, so liegt doch eine grund sätzliche Bedeutung gerade bei eincin solchen Schritt des Mannes, den die deulschnationale Partei des Reichstags als den Redner der ersten Garnitur auftrcte» ließ, als die Gesetze zum Schutze der Republik das Parlament beschäftigte». Gewiß kann man nicht sagen, daß einzelne Mitglieder jener Rechtspartei als Mittäter an den politischen Attentaten iin ver gangenen Jahre anzusehen sind. Aber niemanden wird cs geben, der in Abrede stellen kann, daß gewisse Kreise der äußersten Rechten es gewesen sind, in denen sowohl Schulz, Tillessen wie auch Techow, Kern, Fischer und Günther verkehrt haben. Schon im Altertum prägte man in solchen Fällen den Satz: „Sage mir, mit wem du umgehst, uud ich sage dir, wer du bist". Warum soll die in einem solchen Satze enthaltene Wahrheit heute nicht mehr gelten? Die Gruppe der deutschuationalen Abgeordneten Mulle, Bazille, Westarp, Graefe, Vruhn, hat unmittelbar nach dem Attentat ans den Außenminister Dr. Nathenau im stillen Raum des Fraktionszimmers wie in der Oeffenllichkeit, vor allem in Mulles „Deutschen Tageblatt", davor gewarnt, daß jener „Tren nungsstrich" gezogen werde, den eine erdrückende Mehrheit des Reichstags von jenen deutschnationalen Abgeordneten forderte, die niit der Politik der deutschvölkischen Gruppe nicht und nimmer sich identifizieren wollen. Mulle hat es damals offen ausgesprochen. Er schrieb: Wenn es in der gegenwärtige» Krise zu einer Neichs- tagsanflösung kommt, so soll die deulschnationale Parte« ja nicht vergessen, daß ihre stärkste Stühe die völkische Bewegung ist. Aus ihr und durch ihre Arbeit seien bei der letzten Wahl viele Stimmen jenen Abgeordneten zugeflossen, die heute mehr auf dem Flügel der Deutschen Volkspartci ständen. Zwar war Wulle von dem endgültigen Sieg seiner Sache überzeugt. Aber er hat doch schon erkannt, daß der völkischen Bewegung, die zu sehr auf der Negation aufgebaut ist, kein dauernder Erfolg beschicken sein kann. Durch deu HiuauSwurs, den der Wulle-Glciche Abgeordnete Major Henning erleben mußte, ist gleichzeitig auch der rechte Flügel dieser Partei in Bewegung gesetzt worden. Es verlautet, daß die ganze Wullc-Gruppe folgen wird. Damit tritt eine Gesundung iin parteipolitischen Leben ein. Sie «st ganz besonders dadurch notwendig geworden, weil diese Rechtsradikalen iin An schluß an die politischen Debatten der letzten Tage mit offenen und versteckten Drohungen hervorgetreten sind, deren eine man doch sesthalten muß, die gegen den Führer der Deutschen Volks partei, den Abgeordneten Dr. Stresemann, erhoben worden ist. Sie findet sich im „Deutschen Abendblatt" (Nr. 153 1922) und lautet: „Nachdem Herr Stresemann es dnrchgedrnckt.hat, daß seine Partei die Erklärung abgab, der Wiederaufbau Deutschlands sei nur aus dem Boden der (heutigen) republikanischen Staats form denkbar, hät er sich und seine Partei endgültig aus dev Reihe der Rechtsparteien gelöst. Diese Klärung ist wie jede Klärung außerordentlich begrüßenswert, wozu ja noch der in diesem Augenblick besonders unerhörte Vorstoß Stresemanns gegen die Völkischen koinmt, der ihm nicht vergessen bleiben wird." Mit Wulle sagen auch wir: „Jede Klärung ist außerordentlich begrüßenswert". Dazu rechnen wir auch die Auswanderung, die zurzeit aus den Reihen der Deutschnationalen erfolgt. Nach links und rechts marschieren sie ab, lveil zu ihrer Sache in der heutigen Forin sie nicht mehr den breiten Boden finden. Aus dem Ausland Funk enverbindung Oesterreich - Amerika Wien, 22. Juli. Seit gestern ist die ASseudung von Funken» lelegrammen nach Amerika möglich. Die Telegramme werden mit dem SiemenSscken Schnelltelegrophen nach Berlin »nd dort über die Trcmsradiobctriebkzentrale der Großstation Nauen geleitet. Erneute Verteuerung des Brotes in Wien Wie«, 22. Juli. Für nächste Woche tritt abermals eine enorme Verteuerung des VroteS ein. Gestern ist das Schweine schmalz und das Fett bereits bedeutend in die Hohe gegangen. Ein Kilo Schweineschmalz kostete Western 15 000 Kronen. Sin Liter Milch kostet 1400 Kronen. Tschechisch-deutsch-österreichischer Vertrag Wien, 22. Juli. Im Nationalrat wurde die Vorlage be treffend den Vertrag mit Deutschland «r»d der Tschechoslowakai über de«, Ausgleich und die Vermeidung der Doppelbesteuerung augenommei«. Ministerpräsident Graf Dethlen zur National versammlung Budapest, 22. Juli. Ans eine Interpellation erklärte gestern Ministerpräsident Graf Bethlen in der Nationalversammlung, daß die von den Wienern Blättern gebrachte Mitteilung vom Rücktritt des NeichsverweserS uud über die Wiedererrichtung der Paladine» würde, sowie über die aiierkannten Kronrechte des Erzherzogs in keinem Wort der Wirklichkeit entsprechen. Der Kampf Pilsudskis gegen Korfanty Korfanty, die geistige Triebfeder der Kämpfe und der Auf stände in Obcrschlesien, der Eskstei» der nationalistischen Rechte iin Warschauer Parlament, hat es gewagt den Kampf gegen das Staatooberhaupt Pilsndski aufzunchuicn. Vom polnischen Reichs tag mit knapper Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt, «veil der Staatspräsident wegen der Schwierigkeit mit einem großen Teile des Parlaments keinen Ministerpräsidenten mehr ernenne» wollte, zog Korfanty in das Haus seines noch amtierenden Vor gängers ein und stellte mit vieler Mühe die Liste seiner zukünftige!« Kollegen zusammen, unbekümmert darum, daß der Staatschef erklärte, er werde nie die Wahl bestätigen »nd dieser sogar mit dem Rücktritt drohte, ««»bekümmert darum, daß die Massen des Volkes und der Arbeiter gegen ihn in mächtigen Zügen denion- ltrierten und seinen Rücktritt verlangte, unbekümmert darum, daß sein Vaterland seinetivegrn vielleicht in einen Bürgerkrieg hineinaerät und sich selber schwächt und vernichtet. Was kümmert es diesen Mann, der aus lauter Ehrgeiz und fanatischem Patrio tismus schon tausende ins Verderben gestürzt hat und der über Leichen hinweg gegangen ist, ohne mit einer Wimper zu ,zucken. Er ist derjenige, der den Standpunkt vertritt, mir unbedingter! Treue die Weisungen von Paris zu befolgen. Das kommt auch schon darin zum Ausdruck, daß er zum Finanzminister für sein Kabinett den früheren Finanzminister Michalski zurückberufen hat, der im Dienste französischer Finanzleute steht, deren Pläne er schon früher einmal zu verwirklichen suchte. Wenn beide Parteien auf ihrem Standpunkt bestehen bleiben, dann kann es »och in Polen zu schweren Ausschreitungen kommen. Pilsndski hat die Arbeiterschaft und einen großen Teil des Heeres hinter sich, während Korfanty die fanatische Rechte hinter sich hat, die «licht davor znrückschreckt mit Waffengewalt ihren Willen durchzusetzen. Die Episode Korfanty Warschau, 22. Juli. Nach der Absage, welche Pilsndski an Korfanty bei der Unterbringung der Ministerliste erteilte, beschloß der Klub der VerfassungSsreunde Korsanly die weitere Unterstützung zu versagen. Hierinit ist die Episode Korfanty erledigt. Deutsches Reich Strafverfolgungen wegen Preistreiberei an Kartoffel« Das preußische Staatsministerium hat die Auflösung der durch Erlaß des Staatskommissars für VolkScrnährung vom 2. Dezember 1921 geschaffenen Ausschüsse zur Ermittlung der Angemessenheitspreisen für Kartoffeln beschlossen. Dadurch sind die durch frühere Nundberfügungen gegebenen Richtlinien für die Bekämpfung des Kartoffelwuchers hinfällig geworden. Die Strafverfolgungsbehördei« werden künftig, so lange eine normale Marktlage für Kartoffeln besteht, bei Einhaltung der amtlich notierten Marktpreise von einem Einschreiten wegen Preistreiberei absehen dürfen. Für den Fall einer Notmarktlage muß es ihnen überlassen bleiben, nach ihrem eigenen Ermessen nach Anhörung geeigneter Sachverständiger die Grenzen zu be stimmen, bei deren Ueberschreiten sie eine Strafverfolgung wegen Preistreiberei für geboten erachten. Noch ein Anmestieerlatz Halle, 22. Juli. Die wegen Beteiligung ain LnndfcickenS- bruch in Neuhnldenslebcn im Mai und Juni von den« Magdeburger Gericht zu erheblichen Strafen verurteilten Personen sind sämtlich amnestiert worden. Eine neue Verhaftung Erfurt, 22. Juli. Gestern Nachmittag wurde der Kapitän» leutnant Wolsgang Dietrich aus Erfurt festgcnommen, weil er ver dächtig ist den Rathenaumördern Fischer und Kern bei ihrer Flucht behilflich gewesen zu sein. Ei« Dementi der bayrische« Negierung München, 22. Juli. Die offiziöse bayrische Staatszeitung schreibt unter der Ueberschrift: Kein Schritt Frankreichs bei der bayrischen Staatsregierung. In einigen Blättern wird gemeldet, daß bei der bayrischen Staatsregierung im Anschluß an den Prozeß gegen den Hochverräter Leoprechting ein diplomatischer Schritt seitens der französischen Regierung erfolgt sei. Demgegenüber stellen «vir fest, daß davon der bayrischen Staatsregierung nichts bekannt ist. NW Fest im Sturme Erzählung von Friedrich Friedrich (15. Fortsetzung.) Lindner zuckte lächelnd mit der Achsel. „Ich kann nur mit Bestimmtheit angeben, daß der weitem größte Teil aus preußischen Banknoten zu je hundert Taler be standen. Die Kassenscheine waren auch meist preußische — mehr «vermag ich nicht anzugcben." „Sie haben sich die Nummern der Banknoten nicht ge merkt?" „Nein. Ich hatte keine Veranlassung dazu, denn ich konnte nicht ahnen, daß dies vielleicht von Bedeutung sein würde." „Und Sie erinnern sich auch keines zufälligen Merkmales?" Lindner sann nach. „Nein. Es wäre vielleicht möglich, daß ich, wenn die Bank note» mir vorgclegt würden, mich an ein solches erinnere und dasselbe wieder erkennen würde." „Jensens sämtliche Sachen sind durchforscht, es hat sich unter denselben das Geld nicht gefunden, ebenso wenig wie die Brieftasche." „Erlauben Sic mir eine Beinerkung, Herr Richter " warf Lindner ei». „Ich weiß nur, daß Wolffhcim die Brieftasche mit dem Gelde bei sich trug, als er mein Haus verließ. Es wäre ja möglich, daß er das Geld hier gelassen hätte." „Wann hat er Sie verlassen?" fragte Hartmann. „Es mochte ungefähr acht Uhr sein. Er erwähnte daß er sich hcimbcgeben werde; wie ich indes gehört habe, ist er zuvor noch in einer Restauration eingekehrt." «Wußte jemand darum, daß er das Geld bei Ihnen in Empfang nehincn würde?" „Da? weiß ich nicht. Ich habe zu niemand darüber gespro- chen, da es mir überhaupt peinlich war, den Wechsel ausgestellt zu haben, und ich will offen gestehen, daß dies mich beinahe be wogen hätte, ganz zu schweigen. Nur der Gedanke, daß ich zur Erforschung der Wahrheit vielleicht dadurch beitragen würde, hat mich veranlaßt, zu Ihnen zu kommen." „Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar dafür," sprach Hartmann. „Ihre Eröffnung ist von der größten Bedeutung. Ich werde sofort in dieser Beziehung die genauesten Nachforschun gen anstelle!« kaffen. Namentlich werde ich Jeusens Sachen noch einmal genau durchsuchen lasten." „Es wäre wohl zu dreist, wenn er die Brieftasche und selbst eine solche Summe in Händen behalten hätte," bemerkte Lindner. „Wo sollte er sie gelasten haben?" Wieder zuckte Lindner mit der Achsel. „Ich kann an« wenigsten Aufklärung darüber gebe». Jeden falls würde beides sich an einem anderen Orte sehr leicht ver bergen lasten, »m eS später zu holen. Doch, es ist ja noch nicht erwiese», daß Wolffheim die Brieftasche noch bei sich trug, als er erschlagen wurde." „Dies werde ich leicht erforschen, denn er könnte sie nur hier in Burgtal gelassen haben und er scheint sich unmittelbar von Ihnen nach der Restauration begeben zu haben." „Herr Richter, ich habe Ihnen dieses alles mitgeteilt; ich sah es als eine vertrauliche Mitteilung an — kann es nicht eine solche bleiben?" „Unmöglich, Herr Lindner!" rief Hartmann. „Ihre Aus sagen sind von der größten Wichtigkeit, ich kann nicht umhin, dieselben zu Protokoll zu nehmen." „Damit bin ich gern einverstanden," erwiderte Lindner, „eS ist mir nur.peinlich, in öffentlicher Sitzung als Zeuge aufzutreten, da ich »och nie in solcher Eigenschaft vor dem Gerichte gestanden." „Ich werde Ihnen auch dies nicht ersparen können. Sie überschätzen die Unannehmlichkeiten eines solchen Schrittes." „Wenn es nötig ist, werde ich es natürlich tun," fuhr Lind- nezp.fort. «Es kommt indes noch ein besonderer Umstand hinzu, der es mir peinlich macht, in dieser Angelegenheit als Zeuge aufzutreten." Der Richter blickte ihn fragend an. „Darf ich wenigstens in dieser einen Beziehung auf Ihre Diskretion rechnen?" fragte Lindner. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen ein Versprechen geben kann, ehe ich weiß, worum eS sich handelt." Lindner zögerte dinen Augenblick m it der Antwort. „Ich will eS Ihnen offen sagen," sprach er dann. „Ehe Jcnsen nach Amerika ging, hatte er ein flüchtiges Liebesverhält nis mit meiner Frau, sie war damals fast noch ein Kind. Ich glaube sogar daß dies Verhältnis, gegen welches der Vater mei- »er Frau sehr entschieden auftrat, ein Grund mit gewesen ist, weshalb Jensen nach Amerika gegangen. Diese Jugendtorheit ist längst in Vergessenheit geraten, sie steht mit Jcnsens Tat in keiner Beziehung, allein es würde doch für meine Frau höchst peinigend sein, wenn dieses Verhältnis bei der Verhandlung irgendwie erwähnt würde. Darf ich in dieser Beziehung auf Ihre Schonung rechnen? Sie werden mir nachfühlen." „Ich glaube Ihnen fest versprechen zu können, daß dies Verhältnis nicht berührt werden soll," entgegnete der Richter. „Wollen Sie auch dem Staatsanwalt diese Bitte ans Herz legen?" „Auch dies werde ich gern tun." „Sie werden nun auch begreifen, weshalb es mir so peinlich ist, in eincin Prozeße gegen Jensen als Zeuge anfzutreten. Doch werde ich mich nicht weigern, wenn Sie nur die Bitte in Betreff meiner Frau erfüllen." „Kennen Sie Jensen persönlich?" fragte Hartmann. „Ich bin nie mit ihm zusammengetroffen, obschon ich nicht leugnen will, das; es mich interessiert habe» würde- ihn kerinen zu lernen, denn er soll ein sehr tüchtiger Man» sein, der in un glaublich kurzer Zeit auf dein Hüttenwerke ein neues Licken her- vorgerufcn." „Der Faktor gibt ihm das größte LoL." bemerkte der Rich ter. „Seine Tüchtigkeit ist nicht in Zweifel zu ziehen, am meisten fällt mir indes auf, daß der Faktor mich seinen Charakter als einen durchaus rechtschaffenen darstellt. Er traut ihm eine solche Handlung in keiner Weise zu, auch mir wird es schwer zu glau ben, das; er einen Raubmord begangen hat." „Ich stimme Ihnen vollkommen bei," warf Lindner ein. „Es ist wohl nicht anzunehmen, daß er seinen Schwager erschla gen habe, um ihn zu berauben. Cr konnte auch wohl kaum wißen, daß derselbe da? Geld bei mir in Empfang genommen, höchsten? könnte er, nachdem er die Tat begangen, «hin die Brief tasche genommen haben, um den Verdacht von sich abzulenken. Freilich mutz erst erwiesen werden, daß Wolffheim die Brieftasche noch bei sich führte — dies werden Sie jedenfalls erforschen. Der Polizeikommistar trat ein. Er hatte Jensens Sachen noch einmal untersucht und brachte eine Anzahl Briefe und das Geld, welches er in dem Besitze des Verhafteten gefunden hatte, um diese Gegenstände in Hartmanns Hände nickerzulegen. „Haben Sie noch Näheres erforscht?" fragte dieser. Ich habe noch einen zweiten Zeugen erforscht, der gesehen, daß Jensen sich gestern abend dem Walde zu begeben hat, dies ist indes von wenig Bedeutung, da Jensen nicht leugnet, in dem Walde gewesen zu sein." In welcher Gegend hat derselbe ihn gesehen?" fragte de.r Richter. „In derselben, in welcher der Bursche des WaffermullerS ihn beobachtete. Er ist sehr rasch gegangen und hat es offenbar sehr eilig gehabt, um Wolffheim einzuholen oder auch, um ihm zuvorzukommen." „Herr Kommissar," fügte der Richter hinzu, „Wolffheim hat eine Brieftasche von braunem Leder bei sich geführt, in welcher er eine ziemlich bedeutende Summe geborgen; lasten Sie doch den Wald m«f das genaueste durchforschen, vielleicht findet sich die Brieftasche in demselben." Der Kommissar entfernte sich. Auch Lindner wollte gehen, der Richter hielt ihn noch zurück. Nur wenige Minuten bitte ich Sie noch zu bleiben," sprach er. „Wollen Sie diese Banknoten, welche in Jensens Besitz ge funden find, ansehen? Es wäre ja möglich, daß Sie eine der selben wickererkennen." «Es wird schwer sein," bemerkte Lindner, kam indes der Aufforderung des Richters nach. Aufmerksam betrachtete er die ihm vorgelegten Banknoten, eine nach der anderen. «Es ist mir unmöglich, sie wiederzuerkennen," sprach er. „Die eine Banknote sicht wie die andere aus, und die Nummern habe ich mir nicht gemerkt. Doch halt!" unterbrach er sich plötz lich, indem er eine der Banknoten prüfend besah. «Diese Bank note war, wenn nicht ein Zufall ein wunderbares Spiel treibt» Unter denen, welche ich Wolffheim gegeben habe." Hartmann trat gespannt an ihn heran. „Warm« erkennen Sie dieselbe wieder?" „Ln einer Kleinigkeit, ja wenn Sie wollen, an einer Lacher, krchkeit — hier an diesem Tintenflecke. Fällt Ihnen an demsel ben nicht» auf?" (Fortsetzung folgt.) Kotei inftentzos ° mMg Mle 2immer mit Halt« unft Wärmwasser 30 vsaer kreile mäßig NoukerenrM
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