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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-19
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1921
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Gemeinde- und Vereinsnachrlckten tz Dresden-Neustadt. Am S. März vereinigten sich die Ml- gtieder des Volks Vereins und ihre Freunde zu»« vierten Male iin Ballhaussaale zum Schlußvortrag des diesjährigen apologetischen Kursus des Herrn Paters Langer. Nochmal» setzte der Redner die in den vorhergehenden Abenden gewonne nen Bausteine der TiaubenSwahrheiten aneinander und zeigt« in feiner trefflichen Weise de» Vorträge», wa» für e>n schön-» Bauwerk der liebe Gott, in feiner unendlichen Vorsehung und Liebe für den Menschen aufgerichtet hat. Sie brauchen nur Be sitz davon zu ergreifen und in ihm heimisch zu werden, indem s,e sich bemühen, alle Stuben und Säle zu besuchen, sie kennen zu lernen, und wenn sie dann mit offenen Augen alle» überschaut haben, und eingedruugen sind in die Schönheit drk ganzen Baues, zu dem Gotte» Sohn Jesu» Christus selbst die Pläne entworfen und dessen Ausführung er selbst gele.tet und für dessen Sicherheit und Dauerhaftigkeit er selbst mit seinem Blute cingetrcteu ist, dann werden sie alle erkennen und auSrufen: ..Ein herrliches Erbe ist es doch, welches unö Gottes Sohn hier an? Erden hinterlasse» hat!" Und staunend iteht die Welt nun schon fast LOW Jahre vor diesem gewaltigsten Denkmal geisti ger Kunst. Einem Werke, das umtobt von Stürmen, wie sie die Welt vordem noch nicht gekannt hat, um dasselbe zu stürzen. Aber festgefügt sind seine Mauern. Noch kein Stein konnte ge tuckert werden. Im Gegenteil, die Ergänzungsarbeiten haben dem Ganzen nur noch schöneren Glanz gegeben. Immer leuch tender und strahlender steigt das GlanbeiiSaebäude au» dem Dunkel der Umgebung hervor. DaS Kreuz auf der Spitze leuche tet immer herrlicher und sendet seine Strahlen bis in die fern sten Ecken des Erdballes, um alle einznladen, seine Schönheit z» erkennen und dann in ihm zu «eben bis z» dec Stunde, wo sie eingehcn sollen in die ewige Wohnung deZ Himmels, welche Gott der Herr denen bereitet hat, welche schon ans Erde» Mieter in seinem Hanse gewesen sind, die Hausordnung getreulich gehakte» haben und darum für würdig der ewigen Mieterschaft. >n seinen! himmlischen Hanse befunden worden sind. Deshalb ruft der ge- schätzle .Herr Redner nochmals allen zu: »Sehet, ein herrliches Erbe ist uns hinterlasse»! An uns liegt es, diefeS Gebäude zi erhaltenI" Aber wir alle sollen nicht nur die Vorteile dieser schöne» Wohnung geniesten und uns in Ruhe über ihre Schön heit freuen, sondern wir sollen auch mit Hand anlegen» dieses kostbare Erbe zu erhalten. Kein Steinchen darf gelockert wer den. In jeden« Stübchen muh geputzt und gefegt werden, damit a» keiner Stelle auch nur der leiseste Tadel möglich ist. Die Gegner sollen überall suchen können und dann gestehen müssen, wie Pilatus zum Heiland gesprochen: „Ich finde ke-ncn Tadcl an ihm!" Erhalten und pflegen wolle» wir dieses Ge'onde. bis der Tod unS die Pflegeschaft abnimmt, und wir sie unserer! Hausherrn, dem lieben Gott selbst, getrost jnrückgeven können, damit er unsere Nachkommen zur weiteren Pflege beauftragt. Wenn wir diese Gedanken, als Erfolg diese? schönen Kurses, welchen uns Herr Pater Langer mit so viel Aufopferung gehal ten, nnö zu eigen machen, so wird auch er dadurch den schönste!! Lohn für seine Mühen finden. Im Namen aller Beieiligten konnte Herr von WolSkh unter lebhaftem Beifall dem Herrn Pater de» herzlichsten Dank zum Ausdruck bringen. Dank sägte ferner Herr Kansistorialrat Pfarrer Rothe allen denen, welche die Vortragsabende so zahlreich besticht habe» und dankte be sonders den, Volksverei» als den Peraustalter und seinem der zeitigen Vorsitzende», welcher mit so viel Eifer sich di-'er guten Sache gewidmet hat. Möge der auSgestreute Samen reiche Frucht tragen und der Voltsverein mit seinen schönen Zielen wachsen und gedeihen, damit er sich znni Geineindeverein her- auSbilde, dem alle Nenstädter ohne Ausnahme anoehören sollen. Zur Verschönerung des Abends sang »nler Neustädst» Kirchen chor unter der trefflichen Leitung des Herrn Kantor? Groh- m a n ii. Eins Kindersiiifcnic zweier Violinschnlcnniien unter liebenswürdiger Begleitung des Herrn Obernostiekretar« Pohl, sowie der Vortrag einiger Lieder vo» Irl. Hain, me sich, wie schon öfters in den Dienst der guten Sache gestellt hatte, gaben dem schön verlaufene» Abend eine» würdigen Abschluß. Allen Mitwirlenden deshalb nochmals beste» Dank. St. * Nadrbeeg. Vom 8. bis Ist Mär.: wurde durch Herrn Paier Brugg er anö dem . Redernptoristeiiaeden in Filipps- dorf auf Veranlassung unseres Herrn Pfarrers in kwr liebens würdigsten Weise Aushilfe in der Seelsorge geleistet. Jeden Tag waren früh und abends Predigt und dann den ganzen Tag über Gelegenheit zur hl. Beichte, wovon auch vo» den Gemeinde- mitglicdern ausgiebig Gebrauch gemacht wurde. Der Abend de» M. März versammelte die Gemeindemitglieder in Waltci? Gast lich zu einer zahlreich besnchieu Versammlung, in d-e nicht nur Herr Pater Brngger trotz großer Erkältung berz-ronickende Worte sprach, sondern noch ei» zweiter Redner zu Worte kam. ES war dies- Herr Dr. Gestenh aus Berlin vom VolkSverei,! Sächsische Volkszeitung — Nr. Ost — Ist. März 'LSI Der Schimmelreiter V-?rr ^ b bi l ^ or i'.r für da« katholische Deutschland. Er erfreut« die «»wesenden durch einen hochinteressanten, Snherst klaren Vortrag über die brennendsten Fragen der Gegenwart. lieber zwe« Stunden wußte der sehr geschätzte Redner in den gesoannt Zuhorenden die größte Aufmerksamkeit zu erhalten. Geradezu wundervoll waren seine Wort« am Schluff« feine» vortrage», in denen :r den jungen Mädchen und jungen Männern die Hoheit der weib lichen Würde vor Lugen stellte. Möchten alle dieir herrlichen Worte auf recht fruchtbaren Boden fallen. Diese Versammlung hatte auch den Zweck, den Volt»verein in unserer Stadt neu zu beleben und ihm nicht bloß di« alten, sondern auch recht zahl reiche neue Mitglieder -uzuführe«. Herr Pfarrer Hschornack dankte im Namen aller den beiden Herren in herztiDer Weis« und rief ihnen »Vergelt» Gotik" und ein recht baldige» „Auf Wiedersehen!" zu. E» sei an dieser Stelle bereit» erwähnt, daß zwischen Ostern und Pfingsten eine Versammlung des Volks- verein» stattfinden wird, in der in Iteben»würdiger Weise Herr Apotheker von WolSki au« Dresden einen vortiog halten wird. Auch unser Cäcilienverein batte sich in den Dienst der guten Sache gestellt, indem er unter der bewährten Leitung de» Herrn Lehrers Georg Banda sen. einige Lieder trefflich zu Gehör brachte. —r.—> Bautzen. Die Tage der Missionkerneuerung find leider zu End«. Tage reichster Gnaden und reinsten Glücke». Die Be teiligung war bei dem anhaltend schönen Wetter zahlreicher als vorige« Jahr, sowohl in den Früh- wie den Abend, und Standespredigten. Mit herrlichen Worten predigte Pater Groll am Donnerstag von der Unterstützung der katholischen Presse durch Abonnement usw., insbesondere der „Sächsischen s^nlerslülrl 8nr« ävrcft von XvnviAso; vritsrstiltut eis udsr uuvft äurvft Drtsilrmx von Druck»a rlis 8sxonis-8uekl>ruells«'si V.ii>.b.ll. Volkszeitnng". Möchten alle Zuhörer an deren Verbreitung mit helfen. Am vorigen Schlußsonntage predigten die Herren Patres in beiden Kirchen von der Würde der katholischen Geist lichen, „Ehret eure katholischen Priester!" ES möchten insbe sondere kinderlose Ehepaare und auch sonstige alleinstehende be mittelte Personen durch Unterstützung mit Geldmitteln dazu beitragen, daß unb'emiltelte begabte Jünglinge, welche gern katholische Priester werden möchten, aber au« Mangel an Geld dies nicht können, ihr Lebensziel, katholische Geistliche zu werden, erreichen. Möchten daher alle jene Bemittelten durch Aussetzung von Vermächtnissen in ihren Testamente» oder durch namhafte Geldbeträge zum »Studium kath. Theologen" flüssig mache», welche Beträge an das hochehrwürdige Domstift St. Petri in Bautzen oder an die katholisch.geistlichen Behörden in Dresden- Altstadt, Schloßstraße 82, abzuführen find. ES sei daher hiermit an di« »Dringende Bitte' der katholischen Behörden tm Frei staat Sachsen vom November vorigen Jahres erinnert, welch« im Dezember von den Kanzeln verkündet wurde. Ob bei den jetzigen unsicheren politischen Verhältnissen das Wendische Semi nar St. Peter auch fernerhin in Prag wird bleiben können, oder wo unsere katholischen sächsischen Theologen studieren wer den, ist eine Frage der Zukunft. Mit welch fesselnden Worten die Herren Patres täglich predigten, bewiesen die vielen Zuhörer in den Predigten und in de» Frühmessen am letzten Sonntag in beiden Kirche», lieber 2200 Kommunionen sind gespendet worden. Freudigen Herzens werden alle Teilnehmer an diese Tage reichster Gnaden und reinsten Glückes denken. Gebe Gott, daß auch bei der Missionserneueriina im nächsten Jahre der gleiche Glaubenseifer in der katholischen Bautzener Gemeind« sich entfalten möge. g Kamenz. Dem von der Ortsgruppe deS Volk »Ver eins^ für das kath. Deutschland am Soiintaa'den 18. März veranstalteten Vortrags- und Lichtbilderabend war e:n voller Erfolg beschieden. Der Geschäftsführer, Herr sihrmache» meister Johannes Redl, cröffnete unter Begrüßung der sehr zahlreich Erschienenen den Abend. Darauf nahm Herr D.. I e h n e - Bautzen das Wort zu seinem Bortrage: „Christ liche Weltanschauung." Die Anwesenden folgten mit größter Aufmerksamkeit den trefflichen wissenschaftlichen und überzeugenden Ausführungen des geschätzten Redners. Herr Pfarrer Sauer sprach über Zwecke und Ziele des Volksver ein« und sorderte zun, Beitritt aus. Fräulein Johanna Brau- ner erfreute die Versammelten durch den Vortrag eiueü Lieder »Der Zeisig" für Sopran. Die Klavierbegleitung hatte Herr Lehrer Schröer gütigst übernommen. Der Lichtbttdervortrag über das christliche Rom, ausgeführt von Herrn Kaplan Brus', bot außerordentlich viel Schöne«. Dank der rührigen Tätigkeit der Vertrauensleute wurden dem VolkSverei« 22 neue Mitglie der zngeführt. Allen Mitarbeitern nochmals herzlichen Dank. * Blumberg. Nach zweijähriger Pause veranstaltete am Sonntag den 18. März der Schulvorstand im hiesigen Kretscham wieder eine öffentliche S ch u l e n t l a s s u » g S f e i e rdie gut besucht war. Der Feier entsprechende Deklamationen und Lie der wurden von den Kindern der Oberklasse sehr verständnisvoll und deutlich vorgetragen. Die Entlassungsansprache hielt dec jeweilige Religionslehrer. Herr Kaplan Köhler-Ostritz, der den Kindern wie auch gleichzeitig de» Erwachsenen die weiteren Lebenswege für die christliche Weltanschauung sehr eingehend und m»stergültig zeigte. Reicher, auß begeisterten Herzen kom mender Beifall lohnte den Redner. Hierauf erfolgte die Ver teilung der EntlassungSzeugnisse durch den leitenden Herrn Leh rer Schal ze mit Ansprache über die weitere Ausbildung in der Fortbildungsschule der Knaben wie auch der Mädchen. Die Gemeind« Blumbcrg bildet nun mit RuSdorf, Klosterfreiheit und Altstadt einen Schulverband, der die entlassenen Mädchen in die Klosterschnle St. Marienthal schickt, kostenfrei werden dort di« Mädchen ausgenommen und unterrichtet — da» beste Zeichen der christlichen Nächstenliebe. Z„m Danke für die mühevoll« Arbeit zur Verschönerung der Entlassungsfeier ernteten die Kinder eine freiwillige Sammlung von 106 Mark zu einem Spa ziergange. Es wurden 7 Knaben und 3 Mädchtn entlassen. Nach Ostern treten hier rin 4 Knaben und 10 Mädchen, —sch. Partelnachrichten Leipzig. Der Windthorftgedanke «larschierti Die überau» rührige Jung-Zen trumSgrupp« veranstaltet, wie au» dem Anzeigenteil der vorliegenden Nummer hervorgeht, am 23. Marz in den schönen Räumen de» evangelischen VereinSbauscS, Roßstrahe 14. Aufgang L, eine Jubiläumsfeier größeren Stiles. Der Gedanke ist ein wirklich guter, der KO. Wiederkehr de» GründungStage» unserer Partei. LI. März 1871, in ernste» Feier zu gedenken. In Erkennung der ungeheuren Wichtigkeit der Wiridthorstbewegung in der Partei, bat e» sich der 1. Vor sitzende de» Landrsvorstande« der Sächsischen Zentrumspartei, Herr Rechtsanwalt Dr. Hill«, nicht nehmen lassen, einen Vor trag über „KO Jahr« Zentrum" zu halten. Mitglieder der Jung- ZrntrumSgruvve werden den Abend sonst noch verschönen. Jung mannen. keiner febke zu dieser großen Veranstaltung, daß ikm da» Erbe eure« großen Führer» gut verwaltet! Alle erwachsenen Parteifreund« find herzlich willkommen. Bauche«. Am Dienstag den 1V. März 1S21 fand die letzt« Sitzung de» Jungzenlrum» vor den Osterfeiertagen statt. Der stellvertretende Vorsitzende Herr Kaiser war >ür einen Vortrag über „DaS Personen» und Eherecht" gewonnen worden. Sr behandelte die einzelnen, hieraus bezüglichen Fragen nach den hierbei in Betracht kommenden Paragraphen de? Bürger, sichen Gesetzbuches. Seine Ausführungen ginaen näher aus di« Geschäftsfähigkeit der Personen, auf da« Verlöbnis und die Ehe mündigkeit ein, ferner besprach er die Ehehinderniffe. Rechte und Vertretungen der Ehegatten und die verwickelten Vermögen«, fragen. Ein recht reichlicher Beifall lohnte die interessanten Betrachtungen des Vortragenden. Im zweiten Punkte der Tagesordnung behandelte der erste Vorsitzende. Herr Hofs« mann, die uns all« bewegenden TageSsragen, unsere Hosfniin- gen auf dir Erhaltuna Oberschlesicn», London, und die. Völker- bundSidee. — Ein Musikstück für Violine und Klcrv.e,'. „Pora- neck" von John Lindsav, anSgeführi van den Seminaristen Benno Glatze! sviottne> und Franz Cienskowski (am Klavier), leitete den UnterkjaltnngStett ansS beste ein. Fräulein Schabe! sang zwei recht schöne Lieder: „Abend ans der Heide" non Iltmann und .Ich bab ein kleines Lied erdacht" von Unger. Mit ihrer reinen, wohltönenden Stimme bereitete sie allen große Freude, und sich selbst verdiente ste einen starken Erfolg. Der Schriftführer, Seminarist Erich KlanSnitzer, rezitierte einige Lieder von Edvard Mörike, und Seminarist Herbert Veith trua zwei humoristische Gedichte von Hallbaner vor. Ferner sang Seminarist Kurt Liebeskind Schumanns Lied: „Wohlauf, noch getrunken den funkelnden Wem". Einig« geineinsaine Gesänge schlossen die Sitzung ab. V. K. <1. Fortsetzung.) Daraus ging er, scheinbar auf nichts mehr achtend, fürbaß. Ader die tote Katze mußte ihm doch im Kvpse Wirrsal machen; denn er ging, als er zu den Häusern gekommen war a» dem seines Vaters und auch an den übrigen vorbei und eine weite Strecke »och nach Süden auf dem Deiche der Stadi zu. Jnmtttctst waiiderte auch Trien Jans ans demseioen in der gleichen Richtung; sie trug in einem alten blankarierten stiisenüverzng eine Last i» ihren Armen, die sie sorgsam, a r wäre cs ein Kind, iimklammerte; ihr greises Haar flat crte t.i dem leichten Frühlingswind. »Was schleppt Sie da, Trina?" fragke ein Bauer, der ihr entgegenkam. „Mehr, als dein Han? und Hof," erwiderte die. Alte; dann ging sie eitrig weiter. At» sie dem nuten liegenden Hanse des alte» Haie» nahe kam, ging sie den Akt, wie man bei uns die Trift- nnd Fußwege nennt, die schräg an der Seite de? Deiche? hinab- oder hinaussühren, zu de» Häusern hinunter. Der alte Tede Haien stand ehe» vor der Tür und sah ins Weiter: „Na. Trtcnl" sagte er, als sie mistend vor ihm stand »nd ihren .Krückstock in die Erde bohrte, „was bringt Sie Neues in Ihrem Sack?" „Erst laßt mich in die Stube, Tcdc Haien, dann soll Er e» sehen!" und ihre Augen sahen ihn mit seltsamen Fiinke.n an „So komm Sie!" sagte der Alte. Was gingen chm die Auge» des dni»»ie» Weibes an. sind als beide eingelreten waren, fuhr sie fort: ..Bring Er de» alten Tabakkastcn und das Schreibzeug von dein Tisch. Was hat Er denn immer zu schreiben? — — So, uni nun wisch Er chn sauber ab!" sind der Alte, der fast neugierig wurde, tat alles, wa» sie sagte, dann »abm sie den blauen sieberzng bet beiden Zipfel> und schüttete daraus den großen Katerleichnam auf den Tisch. „Da bat Er ihn!" rief sie, „Sein Hauke hat 'bn totgeschlagen" Hieraus aber begann sie ein bitterliches Meinen; sie streichelte -a? dicke Fell deS tote» Tieres, legte ilnn die Tatzen ziisammen. neigte ihre lange Nase über dessen Kopf und raunte ihm unver- ständliche Zärtlichkeiten in die Obre». Ted? Haien sah dem zu. „So." sagte er; «Hauke hat ihn totgeschlagen?" Er wußte nicht, waö er mit dem heulenden Weibe machen sollte. Die Alte nickte th» grimmig zu: «Ja, ja; so Gott, daS hat er getan!" und sie wischte sich mit ihrer von stockst verkrümmten Hand das Wasser auS den Angen. „Kein Kind, kein LebigS mehr!" klagte sie. „sind Er weiß es ja auch wohl, uns Alten, wenn eS nach Allerheiligen kommt, frieren abends im Bett d'e Beine, und statt z» schlafe», büren wir den Nordwest an unsere Fensterläden rappeln. Ich höre es nicht gern, Tede Haien, er koinint daher, wo mein Junge mir im Schlick versank." Tede Haien nickte, und die Alte streichelte das Fell ihre» toten Katers: „Der aber," begann sie wieder, „wenn ich Win ters am Spinnrad saß, dann saß er bei mir und spann auch nnd sah mich an mit seinen grünen Augen! sind kroch ich. wenn es mir kalt wurde, in mein -Bett — es dauerte nicht lange, so sprang er z» mir und legte sich auf ineine frierende» Beine und wir schliefen so warm mitsammen, als hätte ich noch meinen jun gen Schatz im Bett!" Die Alte, als suche sie bei der Erinnerung nach Zustimmung, sah de» neben ihr am Tische stehenden Alten mit ihren funkelnden Augen a». Tede Haien aber sagte bedächtig: „Ich weiß Ihr «ine.! Rat, Trien Jank." und er ging nach seiner Schatulle und nahm eine Silberinünze aus der Schublade — „Sie sagt, daß Hauke Ihr das Tier vom Leben gebracht hat, und ich weiß Sie lügt nicht; aber hier ist ein Krontaler von Christian dem Vierte», damit kauf Sie sich ein gegerbtes Lammfell für Ihre kalten Beine! sind wenn unsere Katze nächstens Junge wirit. so mag Sie sich da» größte davon anssuchen; das zusammen t»t wohl einen altersschwachen Angorakater! sind nun nehm Sie da? Vieh und bring Sie «L meinethasb an den Racker in der Stadt, und halt Sie das Maul, daß es hier auf meinem ehrlichen Tische gelegen hatl" Während dieser Rede hatte das Weib schon nach dem Taler gegriffen nnd ihn in einer kleinen Tasche geborgen, die sie »nter ihren Röcken trug; dann stovfte sie de» Kater wieder in das Bettbübr, wttchte mit ihrer Schürze die Blutflecke,, von dem Tisch und stakte zur Tür hinaus. „Vergiß Er mir nur den jungen Kater nicht!" rief sie noch zurück Eine Weise später, als der alte Halen tn dem engen Stüblein ans- und absck'ritt, trat Hanke herein »nd warf seinen bunten Vogel auf den Tisch; als er aber auf der weisMschener- te» Platte den »och kennbaren Blutfleck sah, fragte er. wie bei läufig: „WaS ist denn daS?" Der Vater blieb stehen: „Das Ist Blut, was du hast fließen machen!" Dem Jungen schoß eS doch heiß ins Gesicht: „Ist denn Trien Jans mit ihrem Kater hier gewesen?" Der Alte nickte: „Weshalb hast du ihr den lotgisthlage»?" Hanke entblößte seinen blutigen Arm. „Deshalb." sagte er; „er halte mir den Vogel fortaeristenl" Der Alt« sagt« nichts hieraus; er begann eine Zetttang wieder auf- und abzngehen, dann blieb er vor dem Jungen stehen und sah eine Weile wie abwesend auf ihn hin. .Da? m t dem Kater Hab ich rein gemacht," sagte er dann, „aber sichst du, Hanke, die Kate hier ist zu klein; zwei Herren können daraus nicht sitzen — «S ist nun Zeit, du mußt dir einen Dienst be sorgen!" „Ja, Vaier," entgegnete Hauke; „Hab dergleichen auch gedacht." „Warum?" fragte der Alte. „Ja, man wird grimmig in sich, wenn man e§ nicht an einem ordentlichen Stück Arbeit anslasscn kann." „So?" sagte der Alt«, „nnd darum hast du den Änaoccr totgesckstagen? DaS könnte leicht noch schlimmer werden?" „Er mag wohl recht haben, Vater; aber der Deichgras hat seinen Kleinkneclst fortgejagt; das könnt ich schon verrichten!" Der Alte begann wieder ans- und abzuaehcn n>'d spritzte dabei die schwarze TabakSjanche von sich: „Der Detchgraf ist ein Dummkopf, dumm wie eine Saatgans. Er ist nn^ Deich graf. weil sein Vater und Großvater eS gewesen sind, md wegen seiner neunundzwanzig Fennen. Wenn Martini heranstnnmt nnd hernach die Deich- und Sielrechnnngen abgetan werden müssen, dann füttert er den Schulmeister mit GanSoraten und Met nnd Weizenkringeln »nd sitzt dabei nnd nickt, wen» der mit seiner Feder die Zahlenreihen hinnnlerlänft und sagt „Ja. ia, Schulmeister, Gott vergönn? ibml Mas kann er rechnen'" Wenn aber einmal der Scknttnieister nicht kann oder auch nicht will, dann muß er selber dran nnd sitzt und schreibt un> streicht wieder ans, und der große dumme Kopf wird 'bin ro »nd beiß, und die Augen quellen wie Glaskugeln, als wollte da? bißchen Verstand da hinaus." Der Junge stand gerade ans vor dem Vater und wunderte sich, wa? der reden könne; so hat er eS nach nicht von 'hm ge hört. „Ja. Gott tröstl" saate er, „dumm ist er wobl; aber seine Tochter Elke, die kann rechnen!" Der Alte sah ihn scharf an. „Ahoi. Hauke," ries er. ..wa» weißt du von Elke VolkertS?" „Nichts. Pater, der Schulmeister bat eS mir nuc erzählst" Der Alte antwortete nichts darauf; er schob nur lcdäckit'g seinen Tabaksknoten ans einer Backe hinter die andwe. „sind du denkst," sagte er dann, „du wirst dort auch »''trechue? können."- ,.O ja, Vater, das möchte schon gehen." erwiderte der Sohn, und ein ernste» Zucken 'ies um seinen Mund. Der Alte schüttelte den Kopf: „Nun, aber ine'nclhalb,' versuch einmal dein Glück!" sFortsetzung folgtj
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