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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192103197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-03
- Tag 1921-03-19
-
Monat
1921-03
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1921
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Sonnavenü den 19. Marz 1921 «»chMch, Die Zugend und die Zentrumspartei Zum 39. Todestage Ludwig Windthorsls fand in Köln «in Beriretertag der rheinische» Windthocstbunde statt. Ter Voriragsjaal der Bürgergescllschaft war dicht besetzt. Nach Eröffnung der Tagung durch den Generalsekretär der rheinischen Zenlrnmspartei. Dr. Ham macher, best' ach dann, wie wir der „Köln. Volksztg. entnehmen, Dr. Schar in ützel in klarer, überzeugender und großzügiger Weis« die Notwendigkeit und Bedeutung der Windthorstbunde. Wenn neuerdings die Zentrumspartei zur Gründung von Wii.dttiorstbundeii als der „gegebenen Einrichtung zur Erfassung und politischen Schulung der Zentrumsjugend' aufruft und diese Windlhorstbunde cingeordnet wissen will in die örtliche Partei organisation. so ha: sie den Gedanken der Windthorstbunde der Vorkriegszeit nach zwei Richtungen gewandelt bezw. gewandelt und erweitert: I. die Windthorstbunde sollen nicht mehr selb- ständige Vereine sein, die mit der offiziellen Parteiorganisa tion in mehr oder weniger enger Fühlung stehen, son dern sie sollen in die Parteiorganisation unmittelbar als in tegrierender Bestandteil eingegliedert sein. Im Un terschied von den Windthorstbunden der Vorkriegszeit, die eine verhältnismäßig kleine Avantgarde, eine Oualitäts- truppe waren und sein wollten, sollen die neuen Winbthorst- k'unde Massenorganisation. Zusammenschluß der Ge- s a »ik - ZrnlcuiuSjugend sein. Tir Partei Wender sich nunmehr an die Söhne und Töchter der ZcntcnniSanhänger vorn >4. Lebensjahre an und nimmt iie als für die Partei v o r h e r k»e st i m m t, prädestiniert, für sich in Anspruch. Sie denkt sich die Art des Vorgehens fol gendermaßen: Tie jungen Leute sollen vom k4. Lebens jahre ab sich in die Liften der Windlhorstbunde und damit ge wissermaßen in die Smmmrolicn der Partei eintragen. Sie sollen bis zum 17. Lebensjahre entweder in den konfessionellen Iugendvereinen oder in einer besonderen Abteilung des Windt- horstbnndeö allgemeinen staatsbürgerlichen Un terricht erhalten, dann vorn 17. Lebensjahre bis zum wahlfähigen Alter im Windthorstbunde in die allgemeine Politik und in die Geschichte und Politik der Ieii- irumSpar'.ei eingesührt werden, damit sie bei Erreichung des wahlfähigen Alters darüber Klarheit haben, welcher Partei sie ibce Summe geben müiscu. In unserer Zeit des Jahrhunderts ertanme mau, dag die Erziehung mit der Schulenunsiung keinesfalls als vollendet zu betrachien ist, daß damit vielmehr erst der Unterbau des Er» ziehuiigcwerkeS errichtet ist, daß mit Schulau-Siritt erst die wichtigere und schwierigere Arbeit beginnt. Aus dieser Erkenntnis wurde die Idee von der Notwendigkeit der Iugendvflegc in der Nachschulzeit geboren. Mit außcrordenr- lichcr Freude haben wir im kehlen Jahrzehnt wahrgenorurien. Wie die für die Jugend beiiimmten konfessionellen Vereine aus- gebanl worden sind und welch hervorragende Agiiatio'Glra't "r eniwickett babcn. Aber auch der Staat und die politischen Par teien bemühen sich weit mehr als früher, Köpfe und Herzen der heraini'nchseiiden Generniion zu gewinnen. Die Zentrumspartei ließ sich bei dieser erhöhien Sorge um die Gewinuu tg der Ju gend davon lcilen, daß die Jugend den einschmeichelnden Agita tions-Phrasen der Svzialdemokrmie nur zu leicht Gehör schenkt, best»der? dann, wenn sie in Fabrik. Werkstäite, Bari-.in und an den Sinnen der Erholung mit beharrlicher Aufdringlichkeit aus sie cinsiücmen. Hauptsächlich um die Jugend vor dem Hi'Vsi.ken in die sozialdei.iokrmiiche Bewegung me bewahren, haben Staat und bürgerliche Parteien sich der Jugend angenommen. Vm> den bürgerlichen Pauestn hat allein die Z e n t r u in S pa r t ei er folgreiche politische Iugendvsleae getrieben. Die SchnlnugS- nibeil an der ZenirumSjngeiid har sich keineswegs er schöpft in der negaiiven Abwehr sozialdemokratischer odcr liberaler Einslüne. sondern sic bat positiv die jmiigen Leute z i Pvlibürgcrn zu erziehen sich beinah!, zu Männern, die ib.re Pflichten gigenüver dem Volk-ganzen klar erfaßen. Seit dem Znst.mmenbrnch des deulschen Volkes infolge deS verlorenen K-.-st-ges und der verbrecherischen Anzettelung der Reaalusion im Innern haben die W.-B. die ZenirumSjugend vor allein zur Arbeit am Wiederaufbau des unglücklichen Volkes und Vater landes ansgeru'en. Gegenüber dem Bedeuten, die inngen Leute wurden durch de» Beitritt znm W.-B. leicht ibren Jugend- oder religiösen oder jw end!iehe» SlanbeSvereinen entfremdet werden, ist zu entgeg nen: Bestände diese Gefahr wirtlich, dann dürsten sic unter Dinen Umständen dem W.-B. beilreten. Denn zwe'iellos ist für de, jungen Mann die religiös-arologeiische, sittliche and Cba- raklerbüdnng und die berufliche Fortbildung in diesen kür das ganze. Leben entscheidenden Jahren weit wichtiger als die Mitgliedschaft und Betätigung in einem v o l i 11 s ch e ii Verein. Die inngen Leute aller Berufe, Kauf- lente, Hnndwerrer. Beamte, Arbeiter, Sindenten müssen den kür sie best'mmwn reügiöien und IiandsSvereinen angehören. Aber diejenigen, die zu polnischer Bildung einen oder zwei Abende i »i Monat de» Windlhoritbund besuchen, werden dadurch diesen, ihnen näher liegenden Pflichten keineswegs ent zogen. Wir haben seit niebr als 20 Jahren die Erfahrung ge mach!. daß gerade die Angehörigen der Windthorst- bnnde in ibren speziellen Fachver einen die tüchtig sten n » d eifrigsten Mitglieder sind. 2. Ein zweiter Einwand lautet: „Tie politische Betätigung in der -Jugend ist ü b e r f l n s s i g. Wenn die jungen Leute nur brave Menschei! werden, dann werden sie schon von selbst später zur Zenlrnm.-nariei Wunne», für die Zentrum-Partei ihre Stimme aäeeben." Leider 'risst daS nicht allgemein zu. Wir irejsen andererseits aber auch leidersehr vicst- durchaus religio »ad kirchlich gesinnte Männer, die sich nicht klar darüber sind, daß auch die religiösen Weltanschauungs- niid kircheuvolitischen Kämpfe beute ausaefochien werden in der Arena des Varlamenr?. und daß cS deshalb nicht genügen kann, wenn -eiuand für sich und feine Familie, in seinem Hanse, seine Religion beläiigi, sondern daß er auch zu gegebener Zeit inS öiieniliche Leben lsinansireten, daß er vor allein bei den Wahlen »iil dem Stimm "Niel in der Hand für die Partei eintreten muß. die doch als einzige seine religiösen und kirchlichen Ideale vertritt. Neben einer nichtigen, religiösen, apologenschen Schulung ist also auch politische Schulung eine dringende Not wendigkeit Daß die Katholiken betende, brave Menschen sind, genügt nicht, um ihnen iin politischen Leben Geltung und Ein fluß zu verschösse»; de» müssen sie durch gründliche politische Schulung und zähe politische Arbeit mühsam Schritt um Schritt sich erringe». Die ZeniruinSvariei wünscht auch deswegen dringend, daß die jnnaen Leute schon frühzeitig in den Windthorstbunden und in der Partei sich betätigen, weil sie dieselben nicht nur polnisch schulen, sondern auch zu politischen Persönlich, keiten erziehen, nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen der Heranwachsenden Jugend gewinnen will. Ihr Ziel ist, politischen Mut. Opferfteudigkeit und Idealismus in den Herzen der Jugend zu wecken. Für solchen Idealismus aber muß frühzeitig der Sinn ge weckt werden. An-H dec politische Charakter muß in der Jugend grimdgelcgi werden. Der snnge Mann muß frühzeitig lernen, z. B. für die Bestätigung in seiner Berufsorganisation, daß man nicht ertcava,mitte Forderungen an die Partei richten darf, sondern daß die Zenlrumsvartei für alle Stände das Prin zip der a u s g l e i ch c n d e n christlichen Gerechtigkeit durchführen must. Opferfreudigkeit muß in den Herzen der Jugend lichen geweckt werden. Ueberwindung der Mt Ns chen- iurcht müssen sie lernen, Parteigrfühl und Partei di sziplin kennen lernen vor allen Dingen! Wenn das nicht in die Herzen der jungen Männerwelt gelegt wird» dann finden wir nicht daS volle Verständnis für die Notwendig keit der Partei im Interesse des deutschen Volkes und nicht zu letzt des katholischen Voltsteiles. TeL Idealismus der Jugend bedarf die Zentrumspariei Mich, um die Führer und Unter führer heranzubilden, deren wir heute mehr als früher be dürfen. Gerade heute in der de mckratischen Republik, in der das Volk selbst die Leitung seiner Geschick« in die Hand genommen hat, find diese doppelt nötig. Hebung und geistige Bildung des Arbeiters A»S Hlhes „Arbeiterfrage" 11899) Tie Arbeit in der eigenen Werkstatt, in und mit der Fa milie, ist verdrängt durch die Fabrik. An Stelle der Herstellung des ganzen Werkes, nach eigener Konzeption, ist eine weit gehende Arbeitsteilung getreten, die individuelle, persönliche Ar beit ist abgelöst durch die Bedienung der ArbeitSmaschine. Die Freude, welche in der selbständigen Ausführung der Arbeit, in der Manuigsaliigkeit und dem Wechsel derselben gegeben ist. der ethische Gewinn, den eine allmählich fortschreitende Vorbildung — Lehrling, Geselle, Meister — gibt . . . alle diese idealen Mo mente der Arbeit kommen in der Fabrik weniger zur Geltung. Nehmen wir dazu noch die vielfach lange Arbeitszeit, den Auf enthalt in den oft überfüllten, oft heißen, mir Staub und Ocl- gernch geschwängerten Arbeitsrnumen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Geschlechier und Lebensalter, endlich die Zusam- mendrängnng der Massen in den Industriezentren und Miet- kasernen . . . alles das sind Gefahren, die dringend des Ausglei ches bedürfen. Dieser kann und soll geboten werden vor allem durch Erschließung der Bildungselemente, die in den großartigen iechnischcn und wirrschaftlichcn Forlschritte», in der gewaltigen Geistesarbeit und Kulturentwicklung unserer Zeit gegeben find. Tie physisch entlastete, geistig freigewordene Arbeitskraft soll zu einer frohe», geistig-sittlichen Betätigung herangebildei und er zogen werden. In erster Linie steht natürlich eine gründliche Fachbildung. Tüchtigkeit im Fach stärkt auch Geisteskraft und Wille», stählt vor allem den Charakter. Diese Fachbildung soll dann ihre ErgänznnZ finden in einer allgemeinen lebendigen geistigen Betätigung und Interessengemeinschaft. 'Bildung ist die bewußte, harmonische Entwicklung her geistigen Fähigkeiten: Verstand, Gemüt und Willen; christlich ausgedrücki: die Herausgestaltung des Ebenbildes Gotte» im Mensche». ES ist harmonische Ausbildung, nicht einseitige Bil dung des Verstandes oder gar des Gedächtnisses; es ist die Ent wicklung und Erziehung zur Selbsttätigkeit, nicht die Belastung mit ungeordnete», unverstandenen und unbeherrschten Borsiel lungen, Kenntnissen und Zielen. Der Arbeiter soll befähigt werden, mit offenem Blick mit Verständnis und Interesse die Verhältnisse und Geschehnisse seiner Umgebung, seiner Wirkungskreis« zu beobachten und zu beurteilen; seine Phantasie soll durch' veredelnde Vorstellungen und Bilder befruchtet werden; würdige Gedanken, edle Ziele und Motive sollen sei» Ge.nüt erheben» seinen Willen beflügeln, seinem Charakter Festigkeit und .Halt geben. Er soll aufrecht durchs Leben gehen, sich offenen Sinn «rsck,ließen und bewahren für daS Wahre, Gute und Schöne, er soll sich freuen an den Werken GokteS und den Großtaten edler Menschlichkeit; er soll freudig teilnebmen an den religiösen, geistigen, nationalen Be strebungen der Zeit, — nicht aus- und untergehen in dem Druck der Arbeit und Tagessorge. Wahrlich ein hohes Ziel, die Krö nung und Vollendung der Sozialreform. Verstand. Gemüt, Willen sollen gleichmäßig ergriffen, be- fruchtet, gebildet werden; es soll die eigene Tätigkeit und Fort bildung angeregt und gestärkt werden. Nn, dieses Ziel zu er reiche», werden die Bildungsbestrebungen zweckmäßig an das anknüpfe», was dem Vorstellungs- und Erfahrnngskreise deS Arbeiters am wüststen liegt, was zugleich Gemüt und Willen anregt und fortreißt, das ist vor allem: a) die Religion, b) die Familie, ch der Beruf, d) die Natur, r) Hei- mat und Vaterland. Vorträge und Voriragslm.se verfehlen vielfach ihren Zweck, weil sic zu abstrakt sind und dem Borstellungskreise der Arbeiter fernliegeu: — man steige in das tagtägliche Leben der Arbeiter hinab; man begleite ihn zur Kirche, besuche ibn im Hause, in seiner Familie, seinem Heini, folge ihm in die Werkstatt«, in die Versammlungen seiner Berufsgciiosscn, man gehe mit ihm spa zieren in Gottes freier Nainr, man erzähle ihm von seiner Hei mat, seinem Vaterland«: — da wird er uns verstehen, und gern auf unsere Gedanken eiugcben und bald auch allein feinen Weg weiter finden. So wird die Volksbildung veredelnd wirken und insbesondere auch die Einheit der Bildung gewahrt bleiben. Als B i I d u n g s m i t t c l bieten sich: a) Vorträge, womöglich mit Lichtbilder», Zeichnun gen usw., b) ll ii t c r r > ch i S k n r s e , Dolkshochschulknrsc nsw., ch Einrichtung von Museen: Gewerbeinnseen, Kunst sammlungen, bntoriichc Museen, Museen für Heimat- und Völkerkunde, für Naturkunde usw. und Füh rung durch solche Museen., d) Einrichtung von Bibliotheken. Lesefälen usw. e) LesetlubS: Vorlesen mit verteilten Rollen, ge meinsame Lek'üre und Erklärung von Klassikern usw,, f) Dramatische Aufführungen, Deklamatio nen usw., g) V o l k S b i l d u n g s a b e n d e. h) Erleichterung der Beschaffung guter Bücher <Familienbibliotbek) und Bilder, Kolportage usw. Soweit interkonfessionelle Vereine, Gemein den usw. sich die Pflege der Bildung zum Ziele sehen, muß den verschiedene» konfessionellen und politischen Anschauungen volle Rücksicht gewährt werden." Dem Leben entqeoen! Eine Schulcntlassungörede An der Hand der lieben Mutter, schüchtern und bangen Herzens, tratet Ihr — Knaben und Mädchen — über der Schule Schwelle, der Ihr nach acht Jahren seht Lebewohl sagen müßt. Eure gute Mutier, die Euch der Orksschuke zuführte, lebt noch. „Wenn Du nock, eine Mutter hast, so danke Gott und sei zu frieden!" Eure Väter, die der Krieg jahrelang Euren Blicken entzog, sind glücklich zurückaekebrt. Danket auch ob dieses Glückes Gott dem Herrn l Wie so manches Kind, das die Schule verläßt, steht da obne Vater und ohne Mutter! Acht lange Jahre sind vergangen. Eure Schulzeit ist vor über. Wie so ganz anders ist eS unterdessen geworden, leidec nicht besscrl Ibr tretet ein ins Leben. Ihr kennt den Wert der Gewissenserforschung. Ihr wißt a»S der Rechenstunde, daß jeder Geschäftsmann Rückblicke tut. um zu erkunde», was ihm sebli, um zu ergründen, was ihm uotiut, um sein Geschäft vor wärts zu bringen. Eure acht Schulfahre find dabin. Sie kebren nicht mehr zurück. Ihr habt gelernt. Eure Zensuren zeigen an Eure Fort schritte. Darin kann nicht jeder di« beste Zensur haben. Doch Euer Betragen muß stets ohne Tadel sein und, meine Lieben, ich betone dies ganz besonders. auch immer ohne Tadel bleiben Spurlos mögen an Euch vorüi ergehen die prob und widerspen» Nr. 8b. Seile S stig machenden Flegeljahre und die zur Leichtsinnigkeit führen- den Backfischjahre. Fleiß und Aufmerksamkeit verlangt nicht nur die Schule, sondern erst recht das Leben. Ein ordentlicher, anstelliger Knabe ist stets gern gesehen, ein sauberes, flinkes Mädel überall willkommen. Also nicht allein für die Schule haben die ersten vier Zensuren Geltung, doch Ihr sollt auf sie verwiesen werden rechtzeitig, schon während Eurer Schulzeit. Jung gewohnt, alt getan! Nicht allzu schwer wird es Euch fallen, zu dienen. Ihr könnt Euch beherrschen. Euer sittlicher Verhalten weist darauf hin. Merkt es Euch ja: Lehrjahre sin) kein« Herrenjahrei Such wird leichter fallen die Lehrzeit. Ihr habt gelernt, gut aufzupassen und gewissenhaft nachzuahmen. ÄuS «inen! Lehrlinge wird rin Geselle. Der Geselle kann auf. rücken zum Meister. Doch wie es gewesen bisher, so wird es auch immer bleiben. Es ,st noch kein Meister vom Himmel ge fallen. Von Eurer lieben Mutter übernahm Euch vor acht Jahren die Schule, der Ihr jetzt Lebewohl sagen wollt. Euer Lehrer, der Euch damals aufnahm, entläßt Euch heute. Tag für Tag kehrtet Ihr bei ihm ein. Wie Tuch die liebe Mutter reicht das tägliche Brot, so speiste auch er Euch, aber nicht mit leiblicher Nahrung. Ihr wäret ständig seine Lischgenossen. Euren Blicken fern war er 2)1 Jahre. Gr kehrte auS dem Felde zurück. Um ihn versammeltet Ihr Euch wieder. Nun acht Jahre zurück. Der Abc-Schütze zählt bis 19, ja bis 29. Er ist,'-in Prachtkerl, ar. ihm wird der Lehrer sein« Freude haben. Vieles andere noch geben redebeflifsene Eltern dem Lehrer bekannt. Der Lehrer probiert. Zähle rückwärts. Zeige 17 k Ta hapertS! Wie rin abgerichieter Vogel hat der kleine Schütze das Zählen gelernt. Nun, Lehrer, lehre Du ihm, was 12 bedeutet t Liebe Kinder! Dem Lehrer haben Eure lieben Eltern noch ein hübsches Stück Arbeit gelassen, ja lassen müssen. Sie sind verpflichtet, für ihr und Euer Wohl den täglichen Arbeiten nachzugehen. Darum bestellte der Staat zu Eurer Ausbildung die Lehrer. Ter Lehrer bat zu ergänzen, zu erweitern, zu be reichern dek Kindes Kenntnisse. Schreiben lernte man Euch. Lesen wurde Euch gelehrt. Ihr habt kennen gelernt daS Ein- maleins. In Länder», denen «in achtjähriger Schulgang unbe. kannt, ist damit der Schulpflicht Genüge getan. Ihr lerntet für» Leben mehr. Ihr braucht auch im Leben mehr. Die Prozent rechnung kann angesprochen werden als angewandte» Einmal, eins. Wie oft wird sie jetzt benötigt. Auf der Sparkasse, bei Preiserhebungen, für Preissteigerungen gilt als Maßstab der Hinweis auf 100. Prozent heißt aufs 190 — für 199 Stück. Ihr lerntet für das Leben, indem Euch Euer Lehrer führte im Geiste durch daS schöne Sachsen, durch Deutschlands blübende Gaue, durch Europas kultivierte Länder. Der Kölner Dom, ein Meisterwerk der Baukunst, das Münster zu Straßbnrg mit seinem kunstvollen Uhrwerke, daS nun jenseits der deutsche,, Grenzen liegt, die Eophienkirche in Konstantinopel. in der b«. reiiS Jahrhunderte schon der Türke ruft: Allah ist Gott und Mohainmed ist sein Prophet: die Stätten aus christlichen, au» glaubensstarken Jahrhunderten wurden Euch im Bilde geboten. Der Heimat Schönheit wurdet Ihr inne auf Ausflügen und bei Klassenwandcrunaen. Im Kaiserpanorama sahen wir der Bern- hardinermönche Wirkungsstätte. Vor unseren Blicken erhob sich das Hochgebirge der Alpen. Ihr lerntet lesen aus dem Buck« der Natur, das unser Herrgott anfgeschlapen hat. Seine Werke bewundern wir. Es naht der Frühling. Da gibt'S zu überden ken daS geheimnisvolle Leben unter der Erde. z. B. in der Zwiebel d«S Schneeglöckchens. Zur rechten Zeit bricht sie auf. und der Frühlingsbote steckt sein Köpfchen hervor ans Sckmee und Eis. Das kleine, grüne Hälmchcn erfriert nicht. Doch ein unbedachter Spatenstich kann eS zunichte machen. Uns er freuen wieder die geflügelten Sänger. In der leichtbeschwingie:, Vugekwelt beimi'ch zu »'--»den. ist keine seickte Sache. So. Ihr Kinder, mehrt Euern Wisseiisscbak, bereichert Euere Keuntiiillek Gute Bücher — denkt an die Bücher der Sckiulbibliothek — mögen Euch werden zu guten Freunden! In ihnen lest oft und gern! Sie erheitern Euer Gemüt, weiten Euern Blickt Im Zeichnen kommt eS an auf Sauberkeit und genaues Seben. Die Per spektive. die Euch die Babnsckienen von KindSbeiuen an zeigten, lerntet Ihr keimen und aufzeichnen. Fleiß erringt den Preist Sn dursten die outen Schreiber Ri-ndlch'sisi üben. Saubere Ar beiten winkten als Lobn. Sie wirst Du bewahren und oft noch betrachten. Sie sind Dein Empfehlungsbrief an Meister und Herrschaft. „Was liiißt eS dem Menschen, wenn er die ganze Well ge winnt aber Schoden leidet an feiner Seele?" sagt die hl. Sch r st. Denket an Napoleon I„ dem zu Füße» log ganz Europa! Nu' der einsamen Felseninsel St. Helena konnte er gedenken des BluteS und, der Menschenleben, durch seine Veranlassung ge opfert. Der Weg des Rechte? lobnt den, der ihn beschreilet. Stand' -'-' wir führt zum Ziele. „Nicht wie ein Sklave füge Dich Deinen Neigungen, son dern wie ein Herr herrsche über sie," ermahnt St. Thomas in feiner Nachfolge. „Ein jeder wähle sich seinen Helden, der sinn den Weg zu»! DIum» Voranpeschritten," ruft unser großer Dichter. So wähli Euch, meine Kinder, Euren Helden. Gottrs Freunde, die Heiligen seien Euch Führer und Leitstern zum rw>. gen Ziele! Verdüstert sich Euer Lebensweg und will dichter Nebel Euer Ziel verdecken und Euch kleinmüug wie die Jünger im Schisi- kein aus dem See Geiirsarerb machen, so gedenkt des Verses, de» ich eingeschrieben habe in ein Albuin: „sind ob die Wolke iie verhüllet, die Sonne bleibt am Himmelszelt; es waltet dort ein heilgcr Wille, nicht blindem Znkall dient die Welt. DaS Auge, ewig rein und klar, ninimi aller Wesen liebend wahr." Vor acht Jahren an der Hand der lieben Mutter lrsitt Ihr Eure Hand in meine Hand. Wiederum wollt Ihr legen in Eures Lehrers Hand Eure Rechte — Abbitte, Dank und L-'bc- wohl finden sich vereint im Händedruck an der Schulzeit lerttil Tage. Dankt Eurer guten Mutter. Euer», treusorgenden Vaicc, Euer», wohlmeinenden Lehrer durch einen guten Lebenswandel! Wie ganz anders wird eS auSseben nach acht Jabren! „Wer . Obren hat zu hören, der höre!" spricht Christus. So ziehet inl Leben mit Gott! Wenn Deines Lehrers Wort verstummt, Wenn in der Ferne weit der Eltern Lehren Du vermißt. So denk an Jesu inhaltsreiches Wort: „Gib Rechenschaft, gib Rechenschaft!" Wenn Deine Unschuld in Gefahr, Wenn in Gesellschaften bedroht der Satan Deine Seele. So denkt an Jesu inhaltsschweres Wort; „Gib Rechenschaft, gib Rechenschaft!" Wenn auf dem Sterbebett Du ruhst, Wenn deine müde Rechte ein Kreuzlein fest umschließl. So denk an Jesu inhaltstiefes Wort: »Gib Rechenschaft, gib Rechenschastl" Lehrer Wittig - Rusdmk. ro Mitt - Preise mäßig - «oulermrM
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