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vermischtes. v Die Ehrung eines Helden. Eine seltsame Ehrung hat der Kaiser von Rußland vollzogen. Ans aller höchsten Befehl ist der Bombardier Agafon Nikitin „aus ewige Zeiten" den Listen der 6. Batterie der 21. Artillerie brigade zugezählt. Dieser schlichte Soldat ist ein Held ge wesen. Als die Festung Geog-Tepe 1881 belagert wurde, nahmen die Tekinzen während eines nächtlichen Ausfalles den Bombardier Agafon Nikitin gefangen. Sie führten ihn zu einer Kanone, die sie kurz vorher von den Russen er beutet hatten, und wollten ihn, da sie selbst nicht verstanden das Geschütz zu bedienen, veranlassen, auf die Russen zu schießen. Aber weder Geldversprechungen noch Drohungen halfen — der Soldat blieb unerschütterlich bei seiner Wei gerung. Die Tekinzen wurden schließlich wütend und fin gen an, ihn auf barbarische Weise zu martern. Sie schnitten ihm die Ohren und die Nase ab, schnitten große Stücke Fleisch aus seinem Rücken — sie rösteten den Unglücklichen an einen» Feuer, aber nichts vermochte ihn dahin zu brin gen, seinem Fahneneid untreu zu werden. Er starb den grausamsten, qualvollsten Tod für seine Soldatenehre. Die sem Helden ist auf dem Wall von Geog-Tepe, gegenüber der Kaserne der 6. Batterie der 21. Artilleriebrigade ein Denk mal gesetzt. Jetzt ist nun auf allerhöchsten Befehl des Zaren angeordnet, daß täglich beim Abendaufruf als erster Agafon Nikitin aufgerufen wird». Dann antwortet der Flügel mann mit lauter Stimme: „Gefallen zum Ruhme der russi schen Armee iin Feldzuge gegen die Achal-Tekinzen." v Ein schweres Unglück hat sich in der kleinen Gemeinde St. Gaudens (Departement Vienne) ereignet. Das Dorf liegt an einem überhängenden Felsen, der mit seiner hervorragenden Kuppe das Dorf wie mit einem Dache bedeckt. In den ersten Morgenstunden stürzte plötz lich ein getvaltiger Felsblock von der Höhe des Berges in das Tal und zertrümmerte zwei Häuser, deren schlafende Bewohner von den Steinmassen begraben wurden. Bisher sind vier Leichen geborgen worden; 17 Personen werden vermißt. v Der größte Wolkenkratzer Amerikas und damit der Welt ist ohne jede Frage das „Wooiworth building" in Neuyork. das nun bald seiner Fertigstellung entgegensieht. Es enthält 30 Etagen und einen Turm mit 25 Etagen (also im ganzen 65 Stockwerke) und zur Krönung der ganzen Anlage auf dem Gipfel des Turmes einen rie senhaften Scheinwerfer. Die Gesamtkosten zur Herstellung dieses Gebäudes, das eine Höhe von 750 Fuß erreicht, be- tragen 8 Millionen Dollar, und zwar entfallen auf den An kauf des Terrains 3sH Millionen, auf die Fundaments arbeiten 1 Million und auf die Baukosten 3sH Millionen. Damit ist also das Neuyorker Rathaus, das 40 Etagen zählt und 650 Fuß Höhe aufweist und vor kurzem als höch ster Wolkenkratzer galt, nicht mehr das höchste Gebäude. v Ein Bäcker machte eines Tages die unangenehme Entdeckung, daß das gebackene Brot rote Flecken enthielt, deren Entstehung ihm völlig rätselhaft war. Eine chemische Untersuchung zeigte, daß es sich um den sehr kräftigen Farb stoff Eosin handelte, und schließlich kam man dahinter, daß das Mehl in eineni Sacke versandt worden war, der vorher „um Transport von Gerste gedient hatte, die mit Eosin ge färbt war. WLI.M lüMW I t. n»bs llsi- 8«. Ueswigg'arctie uns Onisr äs» binäen Vvi'xiiAVöi-i.lleguiirc VjmMllk 1 7^—111 ItzMsr nri Ilriuso /.Ilillllül I tl lillb, UlvKti'isvtz.I-iotzt Schramm § kchtermever, Dresden 1_anäl,au88li-3ks 27 s>ikna>8vliv 81>'aks 2 E- ikWis LelWMilWLüiMs ^lmelöli, 6o!^ u. Aldemaren llmiW Mo MW in Arosor /.» ,27 . dilti >-8tsn proissn. Mor N/sffiuai' 2- v. ?c>srpi»rn! nvmilv» ütl L, im Ilotnl L-tolvoitz. 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Billigste Preise — 52 — Sie wandte sich zur Tür — da stand ihr Vater im Nahmen. „Hilde!" rief er, „Was sagst du da? . . . Ich habe eure Unterredung gehört, ohne cs zu wollen. Zeige mir das Bild!" Hilde umklammerte mit zitternden Fingern das Bild. „Nachher, Papa," sagte sic. „Vor dir habe ich kein Geheimnis. Doch muß erst Klarheit zwischen uns sein. Hier steht deine Gattin — und hier deine Tochter . . ." „Wähle!" rief Elga ihrem Gatten zu. „Wer steht dir näher: die Gattin — oder die Tochter?" „Quält mich nicht! . . . Vertragt euch!" „Nein — Wählei" rief Elga. „Ich bin dein Weib, ich habe dich lieb — durch heilige Bande bin ich an dich gebunden. Du wirst also wissen, wer das Recht hat, hier zu leben!" „Es ist schrecklich," stöhnte Sonneck. „Papa," sagte Hilde, „es ist besser, wenn ich gehe. Ein finsterer Zug grub sich zwischen Sonnecks Brauen. „Gut denn." rief er, „wenn es nicht anders sein kann, so soll es geschehen, wie Ihr es haben wollt . . ." Elga wollte sich ihm in der Freude ihres Sieges an die Brust werfen aber er schob sie heftig von sich. „Geh jetzt," rief er barsch. „Ich muß mit Hilde reden! . . . Geh! . . ." Da ging sie. Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hsttte, sanken sich Vater und Kind in die Arme. „Hilde, mein teures Kind," rief Sonneck mit schmerzlicher Stimme, „muß ich auch dich noch verlieren?" „Wir wollen in Frieden auseinandergehen, Papa. Ich weiß, ich habe dich heute erzürnt. Willst du mir verzeihen? Willst du mich noch ein bißchen lieb haben?" „Ach, Hilde, das ist ja alles vorüber. Das ist ausgelöscht durch den großen Schmerz, daß du von mir gehen willst." „Ich muß, Papa. Es ist besser so. Für dich und für mich. Dann kommt vielleicht Friede unter dieses Dach." Sonneck schüttelte den Kopf. „Niel" sagte er schmerzlich. „Mit dir geht all mein Glück, all mein Sonnenschein. Die Nacht bricht herein, dis dunkle, endlose Nacht." Hilde schlang die Arnie um ihn und geleitete ihn zu seinem Sessel. „Laß uns in Ruhe darüber reden, Papa." Sie warf ein paar Scheite in den Kamin, daß das Feuer aufflackerte, und löschte die Lampen bis auf eine. Milde Dämmerung erfüllte das Gemach; die roten Flammen im Kamin zuckten und züngelten, draußen heulte der Sturm und der Regen rann . . . Hilde setzte sich auf einen Schemel zu Füßen ihres Vaters und ihre Hände ruhten fest ineinander. So saßen sie lange schweigend. Dann sprach Herr von Sonneck: „Wir Sonnecks haben Unglück in der Liebe, weil wir ein zu heißes Herz haben, weil wir zu viel Sonne, zu viel LebenSglut in uns tragen. Mir ist es auch so ergangen. Ich erhob meine Augen zu Sternen, die mir unerreichbar waren. Eine Zeitlang wandelte ich in ihrem goldenen Lichte, aber ich stürzte ans allen Himmeln und mußte entsagen. In der Ehe deiner Mutter erblühte mir ein neuer Frühling, dann zerbrach auch dieses Glück... Jetzt ist eS für mich Herbst geworden ... ein Herbst ohne Hoffnung." — 49 — „Hilde . . . Das hast du mir getan? In das Haus meines Todfeindes bist du gegangen? . . . Meinen Befehlen, meinem Wunsche zum Trotz! Weißt du, was du damit getan hast? . . . Weißt du, daß du mich damit zum Spotte m de» Auge» dieser Geldmeiischcii gemacht hast? . . . daß sie jetzt über diesen stolzen Sonneck lachen und sagen: Seht, er hat sich doch gebeugt, der alte- trotzige Necke. Er ist zahm geworden! Die Not hat ihn klein geschlagen, den alten herrischen Aristokraten: er ist zu uns gekommen! Weißt du, daß du niich daniit — verraten hast. Weißt du das? . . ." „Ja, Papa, ich weiß alles —" „Und doch hast du es getan? Warum? Warum? . . ." „Weil ich uns alle aus großer Not und Bedrängnis rette» wollte! Weil ich glaubte, jener Mensch trage als solcher auch ein Stück Menschlichkeit in der Brust . . . aber ich habe mich getäuscht, diese Menschen haben kein Herz im Leibe, sondern einen Stein . . ." Ter Major trat noch einen Schritt näher, seine Faust umspannte krampf- baft den schweren Stock. „Und du hast vor diesen Menschen gebettelt, du. Hilde von Sonneck. die ich immer für etwas ganz besonderes hielt, für einen Aus bund non Stolz und Noblesse, für ein unerreichtes Adelsweib — du hast dich vor chnen erniedrigt? . . ." ..Papa — ich wollte retten — und versöhnen!" Der Major lachte laut ans; der Stock stamvfte den Boden. „Retten?... Versöhnen? . . . Kannst du zwei Welten zusammenschmieden? . . . Oder Berg und Tal ebnen? ... So wenig sich Feuer und Wasser zu einem neuen Elemente verschmelzen, ebenso wenig lassen sich zwei Charaktere wie die unse- riaen ansgleichen. Alte und neue Zeit ringen miteinander, die eine mit dem Schwerte, die andere mit dem Hammer! Da dröbnt die Erde wenn sie zu- sammenstoßen. Einer muß unterliegen. Wer wird es sein? ... Ich fürchte fast: die alte Zeit! Aber wenn sie fällt, so soll es in Ebren kein. Ich habe bisher geglaubt, ihr alle stehet treu zu mir in diesem Kampfe um unser höcw stes Kleinod - um die Ehre! Ich war so stolz darauf, daß ihr meines Blutes seid. Meines Stammes, vom alten echten Adel! Und nun muß ich sehen, wie mir mein liebstes Kind untreu geworden ist. Ein Sturm fuhr über unser Haus und über unser Geschlecht - und du hattest nicht Kraft genug, ihm zu widerstehen. Im ersten Anprall hat er dich von meiner Seite gerissen Nun stehe ich allein, ganz allein ... Du — mein eigenes Kind! — bist inir un tren geworden . . . Ter Blitz bat zwischen uns eingeschlagen . . . versiebst du das? . . Du hast unser Wappen beschmutzt!" „Pava. sprich nicht so! Stoße mich nicht von deiner Brust!" „Ich muß. Was du tatest, war Frevel an unserer Ehre und Verrat an deinem Vater! . . ." Seine Augen blickten so zornig, daß Hilde erschrocken vor ihm zurückwich. „Aber Papa," sagte sie unsicher, „ich tat es doch nur auS Liebe zu euch. Ich wollte euch retten aus dieser peinlichen Lage." „Retten? — als ob ein Weib das vermöchte! Solcher Kampf auf Leben und Tod ist nicht Frauensache. DaS überlasse du nur den Männern. Glaubst du etwa, der Haß. der jahrelang so heiß in der Brust brannte, der lasse sich über Nacht auslöschen? — Nein das brennt ein ganzes Leben lang! . . . Ach, wie war es ehedem hier so schön! Da schien wirklich dw -Forme! Da waren 1« l l .Schloß Sonne'