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Sächsische Volkszeitung : 14.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190503142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050314
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-14
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.03.1905
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glaubhaft zu machen*. Aber glaubt man denn, die Katholiken würden solchen gleisnerischen Phrasen Glauben und Vertrauen schenken, wenn sie tagtäglich sehen müssen, wie gewisse Kreise nach einem Kulturkampf förmlich lechzen? — Ei» neuer Kardinal für Deutschland. Der Bayer. Kurier hört, es fänden gegenwärtig Unterhandlungen zwischen dem Vatikan und Berlin statt, die sich auf die Ernennung eines neuen Kardinals für Deutschland be ziehen. Es handle sich hierbei um die Erfüllung eines persönlichen Wunsches des Kaisers, dem der Papst PiuS X. symphathisch gegenübersiehe und im Prinzip auch bereits zugestimmt hat. Als aussichtsreichster Kandidat für den neu zu schaffenden KardinalShut wird Erzbischof Dr. v. Stein in München genannt. Der Kurier registriert diese Meldung, ohne sie im Augenblick auf ihre Richtigkeit prüfen zu können. — Die Haffuung ans Fertigstellung deS ReichShauS- halt- bis zum 1. April ist nun begraben. Selbst mit Abendsitzungen ist das nicht mehr zu erreichen. Es steht noch aus: Der Kolonialetat, der Militäretat, die Zölle usw. und mau darf sich nicht der Hoffnung hingcben. daß in drei Wochen all dies erledigt werden kann. Im Reichs- schahamt arbeitet man bereits an einem Rotgesetz für einen halben Monat. Bor Ostern wird der Etat jedoch ganz bestimmt fertig. — Au der TadelSrcsolution gegen die sozialdemokra tische Fraktion, die in Hanau angenommen wurde, weil bei der Abstimmung über die Handelsverträge eine Anzahl Genossen gefehlt haben, bemerkt die Münchener Post: „Die Parteigenossen an anderen Orten, auch wenn ihre Meinung vorläufig noch nicht in Resolutionen zum Ausdrucke ge kommen ist. sind nicht minder entrüstet über den Fall. Außer Krankheiten und Todesfall in der Familie gibt es überhaupt keinen Entschuldigungt-grund sür das Fernbleiben eines sozialdemokratischen ReichStagsabgeordi'eteu in dieser wichtigen Abstimmung." Wir unterstreichen diesen Tadel, nicht nur so weit er sich ans die Handelsverträge bezieht, sondern ganz allgemein. Auch vom Zcntrnm könnten mehr Abgeordiut.' zur Stelle sein, die ihre Diäten im Ab geordnetenbanse beziehen. — Die verbreitete Meldung von der Beraustaltnng von Familicnabcndcn katholischer Unteroffiziere m Bromberg wird von der „Ostdeutschen Rundschau" in Bromberg ans Grund von authentischen Informationen sür falsch erklärt mit dem Hniznfügen. daß die Beranita'.tnngen inter- konfessionell sind. — In das Herrenhaus berufen ans Lebenszeit ist durch Allerhöchsten Erlaß vom >'». März d. I. ans be sonderem königlichen Vertrauen der hier wohnhafte General der Infanterie v. LeszcjyüSk', Ehef des Iniairterie Regiments Markgraf K..rl <7. Brandenl'nrgnä'.es) Nr. 00. Das preußische Abgeordnetenhaus nahm am am Sonnabend das Ertraordina'nun des Eisenbahnetats an. wobei sehr viele Einzelwünsche laut wurden. Minister v. Budde will sie alle erfüllen im Lause der Z,it. Der Etat der Zenlralgenossenschafkckasse wurde mit wenigen Worten erledigt. Geschäftsführung Hn Reichstage. Ganz eines Sinnes sind wir heute mit dem „Bert. Tagebl.", das sich sonst am kältesten znm Zentrum stellt. Das genannte freisinnige Blatt beschäftigt sich mit der Debatte vom Freitag und be- llagt mit Recht, daß die sozialdemokratische Debatte leider immer mehr zu einer persönlichen Zänkerei sich ausgestalte. Ganz richtig! Wir dürfen nur die Namen Ziibeil-Pcmli- Potsdam: Ziibcül- Dr. Mngdan-Scheidemann! nennen. Be sonders am Freitag war es ganz widerwärtig, diese Zänke reien mit anznliören. „Das „Beil. Tagebl." schreibt darüber mit Recht: „Was sollen solche bösartige Reibereien eigentlich nutze»? Wem Helsen sie denn? Wer hat denn den Vorteil davon? Der Reichstag ist doch nicht dazu da. die einzelnen Bevölkernngsschichten anseinanderznhetzen. Er soll dem Frieden dienen, dem sozialen zu allererst. Gewiß, Parteien müssen sein: mir sollen sie nicht Selbstzweck werden, sondern Mittel znm Zn»ck bleiben. Das gestrige Gezänk war einfach widerwärtig. Die sachlichen Ausgaben müssen dabei not wendig zu kurz koinin». Abgeordneter Gröber (Zentr.l hob sich vorteilhaft über das geschilderte N ivea n empor, indem er sich mit den kläglichen Zuständen der Heimarbeit in der Wäschetonsektion beschäftigte. Er be tonte mich einer Schilderung der hier herrschenden Verhält nisse, er empsinde ein Gefühl der Bedauerns und der Be- sck-sininng darüber, daß so etwas heute noch möglich sei. Ge wiß könne man nur bedächtig Vorgehen: aber etwas müsse unbedingt geschehen. Besonders forderte der Zeiitrnins- redner. daß die Arbeitgeber eine Liste über die Heimarbeiter führen müssen, daß die Sonntags- und Nachtarbeit verboten und daß eine gründliche Wobnnngsiiisvektion eingeführt wird." Diese Anertennnng des Zentrninsredners verzeichnen wir sehr gern. Aber angesichts dieser Tatsachen berührt es sehr eigenartig, wenn die liberale „Brest. Ztg." nun den Reichstagspräsidenten anrempelt, weil er untätig ans seinem Präsidentenstnhl sitze. Was kann Graf Ballestrem übrigens machen? Das genannte Blatt muß selbst zugesteben. daß er eine ..allgemeine Ermahnung" ab und zu an das Hans richte. Freilich ist dies geschehen, schon wiederholt aber nicht mit sehr viel Erfolg. Der Appell an die „Pöllige Selbstzucht" der Parlamentarier ist von der „Brest. Ztg." sehr am Platze, aber gerade zuerst gegenüber dem linksstehenden Liberalis mus ä In Gotbein, Gerlcich, Tr. Mngda» und Kopsch! Boi» Freisinn buben in dieser sozialpolitischen Debatte mindestens ebenso viele Redner gesprochen wie vom Zentrum, obwohl das letztere fünfmal mehr Abgeordnete zählt. Dem Reichs- tagSPräsidenten einen Vorwurf machen zu wollen, ist ganz »»gerecht: er arbeitet ans die Beschleunigung der Geschäfte bin. so gut es gebt: aber ein Diktator ist er nicht, daß er einfach Schluß der Debatte machen könnte. - Zrntrum und Bergarbritkrschutz. Für die Berg- arbeiterwüiisclie ist charakteristisch, daß fast genau dieselben Beschwerdevnnkte, die im Bergarbeiterstreik porgebracht wurde», schon twr über 20 Jahren geäußert wurden. Da mals schon nahm sich das Zentrum der Bergarbeiter energisch an. Im Jahre 1892 wnrde von ihm nicht weniger als drei mal die Lage der Arbeiter im Nnbrrevicr berührt und gründlich geschildert. DaS erste Mal gescl»h dies von Herrn v. Schorlemer am 10. Januar 1882 im Reichstage, das zweite Mal infolge der Lbleugnungen des Dr. Hamacher am 3. März im Abgeordnetenhause von seiten der Abge ordneten Schröder-Lippstadt und Jul. Bachem und zum dritten Male wieder im Abgeordnetenhause von seiten des Herrn v. Schorlemer am 27. März. Die Beschwerden er- regten ungeheueres Aufsehen, leider wurden sie als ..sozial demokratisch" hingestellt, und dieses Schlagwort gegen das zu jener Zeit noch ganz „reichsfeindliche" Zentrum scheint damals eine gründliche Untersuchung verhindert zu haben. In der Reichstagssitzung vom 10. Januar 1882 führte Herr v. Schorlemer aus, daß die Arbeitslöhne mit dem Auf schwünge der Produktion nickst Schritt gehalten; daß die Ver besserung der Löhne nur eine scheinbare, durch Ueberschickstcn erklärlick» sei; daß Zwang zu den Ueberschichten angelvendet werde: daß die Arbeiter den zehnten Wagen umsonst arbeiten müßten: daß derart genullt werde, daß 20—40 Wagen auf eine Schicht kämen; und daß die Strafgelder zu ganz un- gemessener Höhe stiegen. Herr v. Sckwrlemer zog wörtlich daraus die Folgerung, daß auf sehr vielen Zechen wirklich eine Bereick»rung, eine Vevorteilung der Zechen stattfindet, auf Kosten der Arbeit, des Schweißes und des Hungers der Arbeiter. Denn hier handelt es sich um berechtigte Klagen der Arbeiter, um solche Klagen, die tief in die Herzen ein- fressen." Ter Redner des Zentrums schloß seine damalige Ansprack» mit den ernsten Wörtern „Davon sollte man lernen, und deshalb sollte der letzte Augenblick benutzt werden, von dem Hernr Reichskanzler sowohl wie von der konservativen Partei, eine wahre christlich-konservative Re formbewegung ins Leben zu rufen und zum Erfolg zu bringen. Wenn das nicht geschieht, dann wird der Herr Ncickrskcmzler und auch diese Seite des Hauses (nach rechts) von dem schrccklick»» Wort betroffen werden: „Zn spät!" In der Tat! Wären diese Worte des ^ntrnmSredners schon damals ans furchtbaren Boden gefallen, dann wären solche für die gesamte Volkswirtschaft so schädlichen Kata strophen. wie die Streiks vom Jahre 1889 und diesem Jahre höchst wahrscheinlich uns erspart geblieben. Mögen aber besonders für die nächste Zeit sich die Schlußworte Schor- leiners die Konservativen und ein Teil der nationallibcralen Partei gesagt sein lassen und für sie eine Mahnung sein, ge meinsam mit dem Zentrum die Berggesetznovelle unter Dach und Fach zu bringen. Sonst dürfte dieses „Zn spät" wirk lich einmal znm Ernst n»rden. Eine Spaltung in der evangelischen Landeskirche ans Anlaß des Falles Fischer stellte Pfarrer Stuhrmann in der von 2000 Personen besuchten F-reitag-Abendversammlnng der positiven Parochialvereine Berlins in Aussicht. Pfarrer Stuhrmann. der über das Thema sprach „Ter Kampf um das Glaubensbekenntnis unserer ebangelischen .Mrche, ein Kampf nni ihre Eristenz" führte ans. daß durch den Fall Fischer die evangelische Landeskirche jetzt vor dein verant wortungsvollsten Moment ihrer Geschichte stehe. Es lxmdle sich darum, ob der positive Gottesglanben in der Ltzirche herrschen solle, oder ob das Neheneiiianderbestehen des Glaubens und Unglaubens in der Kirche als gleichberechtigte Ansclianniigeii geduldet würde. Die Entscheidung liege gegen wärtig beim Odertirchenrat. Es gebe nur zwei Möglich keiten: entweder der O b e r k i r ch e n r a t sanktio niert Glauben und Unglauben als zwei gleich berechtigte Lehren der Kirck»: dann wurde die Kirche sich zer schlage». dann würden viele Tausende lebendiger Christen »nd Pastoren zur Sezession von der Landeskirche gedrängt werden und es würde eine Spaltung der Kirche ei »treten. Die zweite Möglichkeit, die mit Bestimmtheit zu erhoffen ist, wäre aber, daß der Oberkirchenrat fest und ohne Ein schränkung ein Zeugnis ablegt, sür den heiligen Glauben der Kirche und ans diesem Bekenntnis auch die richtigen Konsegnenzen zielst. Nach dein Schluß der Rede des Pastors Stnbrmann wnrde von der ganzen Dersannnlnng gleich zeitig laut das christliche Glaubensbekenntnis gesprochen. Als zweiter Redner sprach Herr Paul Burg, der Schrift führer der hiesigen Fleischerinniliig. Nach langer und zum Teil sehr erregter Diskussion schloß der Vorsitzende Dr. Griese die Versammlung mit dem gemeinsamen Gesang der Strophe ans dem Lntherlied: „Das Wort sie sollen lassen stabil!" Wie lange? — Der Gewinn der katholischen Studentenverbindun gen infolge des Protestanteiirilliiinols wird ein innncr grö ßerer. Man hat schon so oft bei solchen Protestgeschichtcn dieselbe Erfahrung gemacht: erst protestiert lind lärmt alles, man schreit mit, weil 99 andere auch schreien. Fragt man aber einen ans dem Chorus, weshalb er schreit, so erhält inan höchstens die geistreiche Antwort: Weil es die anderen auch tun. Derweil merkt aber der Protesthanfeil gar nicht, daß sein Lärm ein ganz widersinniger ist. weil es sich in der Konsegnciiz auch gegen das richtet, was man verteidigen null. So ging es auch heim Streit um die „akademische Freibnt", die angeblich bedroht sein sollte, und in Wirk lichkeit nur von jenen gefährdet war. die die katholischen Verbindungen iliiterdräckeii wollten. Man sieht jetzt bereits in manche» Kreisen das Gefährliche dieses Treibens ein. So äußert sich der bekannte Professor der Theologie in Halle a. S. Dr. Erich .Haupt im Märzhcft der „Deutsch- evangelischen Blätter" über die studentische Bewegung gegen die katholischen Verbindungen dabin: „Es ist mir Pflicht, meine Stellung dazu, die im Gegensatz zu der vieler meiner Freunde steht, hier zum Ausdruck zu bringen. Ich kann mich nur mit dem Standpunkt des Kultusministers eiiiperstanden erklären. Ich sehe nicht nur keine gesetzliche Unterlage für ein Verbot konfessioneller Verbindungen, son- der» ich würde auch ein solches für höchst liberal halten. Allerdings scheinen mir solck» Verbindungen der katboli- scheu Studenten nicht allein „unerfreulich" zu sein, sondern ich sebc darin auch ein berhängnispolles Mittel, diese in die schärfste Abhängigkeit von dem jetzt herrschenden Ultramon- tanismns z» bringen, dessen Macht also zu mehren und die konfessionelle Spannung und Spaltung zu vergrößern. Das ist für mich als cvanaelischen Christen und Staatsbürger lehr beklagenswert. Aber bei alledem Muß die akademische Freiheit und die individuelle Freil»it unserer katholischen Studenten anerkannt und gewahrt werden. Es gibt auch andere mir sehr unerfreuliche Formen studentischen Lebens, aber darum ist auch kein Recht vorhanden, sie zu verbieten, so lange sie den allgemeinen akademischen Gesetzen nicht zu- widerlstmdel». Ist es überhaupt erlaubt, der römischen Kirche anzugehören, warum sollen die ihr Angehörigen nicht auf grund dieser gemeinsamen Anschauungen und Inter essen sich zusammentun? Und warum soll man ihnen die herrschenden studentischen Formen solcher Vereinigungen versagen? Erst dann wäre meines Erachtens ein Einschrei ten gegen sie veranlaßt, wenn sie irgendwie polemisch gegen andere Studenten oder Korporationen aufträten oder in provokatorischer Weise ihre Anschauungen geltend machten. Und was würde es helfen, ihnen diese Form des Zusammen schlusses verbieten? So gut evangelische Theologen auf der Universität sich zu privaten Bibelkränzchen verbinden, welche nicht die Formen einer studentischen Korporation haben, so gut würden auch die katholischen Studenten sich in der Form privater Vereine -usammenschließen können. Die römische Kirche würde ihren Einfluß auf sie auch in dieser Form in genau demselben Maße gelten- machen können, und die Spannung und das Mißvergnügen gegen den Staat würde bei den jungen Männern nur erhöht wer den. Im Interesse einer wahrhaft liberalen Gesinnung halte ich diese ganze Bewegung für sehr bedauerlich!" Für diese ruhigen ENvägungen hatte man in liberalen Kreisen im letzten Monate aber gar kein Verständnis, man schocke eben nur: „Haltet den Dieb!" Dieweil man selbst aus der akademischen Freiheit den Juwel, das freie Korporations- recht, gestohlen hatte. Es ist gut, daß ein protestantischer Theologicprofessor diese Heuchelei einmal annagelt. — Ein eigenartiger Bilderstreit ist in der protestan tischen Gemeinde Delve (Norder Dithmarschen) zwischen dem Geistlichen und deni Kirchenvorstand einerseits und der Ge nwindevertretung ansgebrochen. Es handelt sich um eine Nembrandt-Kopie „Isaaks Opferung". Ein kunstliebender Kieler Industrieller, Dusch, hatte der Kirche in Delve den Rc-mbrcmdt geschenkt. Ter Kirchenvo-rstcmd erhob unter Fübrung des Ortsgeistlichen Einspruch gegen die Auf stellung des Bildes mit der Motivierung, daß cs durch seine realistische, grobsinnliche Ausführung die Andacht zu stören geeignet sei. Der Stifter wünschte darauf das Bild zurück. Allein die Gemeindevertreter beschlossen mit großer Mehr beit, das Bild zu behalten, das nunmehr im Gotteshause cmfgehängt wurde. Am letzten Sonntag erlebten indes die Gemeindemitglieder eine Ueberraschnng. Als sie in einer Zahl von über 15)0 Personen das Gotteshaus betreten wollten, war die Kirck» geschlossen. Niemand öffnete. Der Pfarrer weigerte sich, Gottesdienst zu ballen, so lange das Bild in der Kirche cmfgehängt sei. Nun muß das Kon- sistorinm entscheiden. — Ein „Bekenntnis der Philistern" soll der sozial demokratische Abgeordnete Fischer-Sachsen, der sich zu den Revisionisten zählt, abgelegt haben. Er behandelt in den „Sozial. Monatsheften" die Frcnwnfrage und die Art der Behandlung hat den tiefsten Grimm des „Vorwärts" er zeugt. Er schreibt: „Fiscl»r erhebt sich kühn, uni die Partei zu reformieren durch — die Zurückführung zu den Anschau ungen einer längst überwundenen Zeit, zu Anschauungen, wie sie über diese Frage bei liberal-sozialen und klerikalen Politikern üblich sind. Er bekennt selbst, daß er über die Frauenfrage Ansichten bat, die bisher von den Wortführern unserer Partei als „spießbürgerlich, philisterhaft, klein bürgerlich" abgcwiesen wurden." Was sagt denn Fischer? Nun nicht weniger als: „Die sogen. Frailenemaiizipatton widerstrebt der weiblichen Natur und der menschlichen Natur überhaupt, ist Unnatur und daher undurchführbar." Ein solches „Bekenntnis" muß Sturm erregen! Wie sind Bebel und Kantsky, Klara Zetkin und Rosa Luxemburg damit ins Unrecht versetzt? Deshalb muß Fischer „verbannt" werden: seine ganz vernünftigen Ansichten, die allerdings nicht der Parteischablone entsprechen, werden dom „Vorwärts" nicht widerlegt: er sucht sie nur damit abzutnn, indem er sie als philisterhaft bezeichnet. Wie wird es dem armen Genossen erst gehen, wenn er in die Hände von Clara Zetkin fällt? Aber für uns erhebt sich die Preisfrage: Welcher Punkt des sozialdemokratischen Programms ist überhaupt noch un bestritten? Antwort: Kein einziger mehr! Oefterreich-Uri§arrr. — Tic Audienzen der znm Kaiser berufenen ungarischen Staatsmänner sind vorüber und die Frage „Was nun?" stellt sich von selbst zur Diskussion. Kossttth veröffentlicht im „Magyar Orszag" einen Artikel, in dem er folgende Ge danken entwickelte: Tie Lösung der Frage ist mit keinem Schritte nach vorwärts gekommen. Wir stehen l»nte dort, wo wir standen, als Graf Andrassy vom Monarchen empfan gen wurde. Mit Geduld und Wohlwollen hat der König die Wünsche der Majorität der Nation angehört. Aber trotz des sichtlichen Wohlwollens hat der Monarch auf den wich tigsten der Wünsche, den die öffentliche Meinung der Nation am energischesten fordert, mit einem „Nein" geantwortet. Ter Artikel schließt mit einer Polemik gegen Tomasics, der vor dem Kaiser den Standpunkt darlegte, daß die Kroaten für den Fall, als die ungarischen Regimenter in der gemein sainen Armee die ungarische Sprache erlangen, für die kroa tischen Regimenter die kroatische Kommandosprache erhalten müssen. Damit habe Tomasics den Forderungen der un garischen Nation große Hindernisse in den Weg gelegt. — Franz Kossttth veröffentlicht in ein-'m Blntte cincn Artikel, wonach eine wirUchafrliche Trennung Ungarns von Oesterreich in der Weise durrbzulübren wäre, daß in dem zwischen den beiden Ländern obznschUeßenden Zoll- vertrage nur bezüglich einiger IndnstriearUkel Schutzzölle ausgestellt werden, daß hingegen bezüglich der übrigen, sowie für die Einfuhr der hauptsächlichsten ungarischen Rohprodukte nach Oesterreich auch weiterhin ZolUreibeit bestehen solle. Bezüglich der etwaigen Einwendung, daß dieser Lösung die MeistbegünstianngSklnnsel fremder Ver träge entgegenstehe, bemerkt Koffutb. die übrigen Staaten würden unbedingt einsehen. daß die Identität deS Monarchen zwischen Oesterreich und Ungarn eine besondere Lage schaffe. — Die 17 katholischen deutschen Korporationen von. sämtlichen Hochschulen Oesterreichs haben gegen den soge nannten ..Deutschen Hochschultag" der „gesamten" deutsche,! Studentenschaft Stellung genommen und folgendes Memo randum beim Unterrichtsministerium und den Behörden sämtlicher Hochschulen Oesterreichs überreicht: „Die ge- fertigten deutschen Studentenkorporationen legen dagegen Verwahrung ein, daß js>ner Teil der deutschen Studenten- schaft, der den jüngsten Hochschultag veranstaltete, sich als
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