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Nr. L40 L8. Iahrg. Montag, den 23. Juni ISIS abends l»*,«»« ^ «tt wustr. Beilage vierteljährlich In Dresden und gan, Deutsch, fte, Hau, S.»t» bi Oesterreich >»»«'-« > diertelja-rlich ».88 In »tniel.Kummer iv M, «ächstsche «ollS,eituna erscheint an allen «ochentagen nachmittag». «rslhüftvsteUe «nd Redaktion Lrc»den-A. 1«, Etoldeinftvatz« -« Fernsprecher 21:18« Postscheckkonto Leipzig Nr. 18", rt»«a von Anzeige«, h«e voiiGrschtislSanzeiaen di» 10NH' gamtlieiianzeigeu bis il ühr varu». Preid IlirdieHlitEpailjktlelO z/imtlieilä mcletl I gamMe» - Unzrigen »8 1 Für undeutlich geschriebene, sowie durch gs«rn> iprccher ausgegebcuc Nnzctgen löniien wk dst Verantwortlichkeit sitr die Nichtigkeit des »eMt nicht übernehmen. evrechstunde der NcdaMont 11—1» lthr vormUiag». -ll Einzige Katholische TageszeitmU in GWsert. MkDM dM Armt-mMKpmrkL Ansgabs ^ Mit Wrstrierter UMtWhMmrgsöeMgk «Md Mig. Moch«rdMW8 UMiEEM -UWWSM W NM mit der WocheNheikGP- Unterzeichnung ohne Vorbehalt Das neue Reichskabinett Weimar^ 21. Juni. Das neue Rcichsiuinistkrstnii sttzl sccki wie sollst zusammen: Präsident des siccichsministerinins: Bauer (Soz.), Neichc-minister des Auswärtigen: Hermann Mül ler (So.;.), Inneres: Dr. David (Sv,',.), Vertreter de» Reichsmlnisterpräsidentcn und sstrichS- minister der Finanzen: Erzbcrgcr iZentr.), Reichswirtschastsmiiiistcr: W isscl (To,',.), Neichsarlieitsiniiiister: Schlicke (Svz.), Rcichoschaoiiiiiusler: M aper Kansbenren « Heute.), Relchspostmiiiistcr: Gicsberts (Zentr.), Rcichsvertchrsininister und weiter betraut mit der Führung des Rcichskvluuialamtes: Bell (Ztr.s, Neichsinchrmiuister: Noske (Svz.), Reichsernährnngsminister: S ch m i d t (Sv,;.), Neichsjustizmittister: (bleibt vifeu). Unter den Acinisterii befinden sich ein Lader und ein Württemberger. Die Entscheidung in der 9Uttwuu!- versainmlung Weimar.. 22. Juni. Das Hans ist stark beseht, die Tri bünen sind überfüllt. Präsident Felirenbacb eröffnet die Sitzung kur,; nach 12^ Uhr. Tagesordnung: Ent- gegennahme einer Erklärung der neuen Neichsregiernng. ' Reichsministcrpräsident Bauer widmet den aiisscheidcndcn Mitgliedern der Regierung Worte warmen Dankes für ihre hingehende und anfoptcrnde Tätigkeit, ebenso der Friedensdelegation. (Beifall links./ Der Rücktritt des alten Kabinetts erfolgte, weil sich die An» sichten über den Friedensentwurf scharf gegenüberstanden, aber nicht getrennt nach Parteien, sondern getrennt nach den Verantwortlichkeiten jedes einzelnen Ministers. Un endlich schwer war für uns alle der Entschluss, der neuen Ne gierung beizntreten, deren erste und letzte Aufgabe es sein muß, den Unrechtsfrieden abznschließen. Wir stehen mehr aus Parteiintercsse und noch weniger aus Ehrgeiz an dieser Stelle, wir stehen hier ans Pflichtgefühl, aus dem Bewußt sein, daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten, was zu retten ist. Die Niebtteilnahme der Demokraten au der Negierung bedauern wir außerordentlich. Das Pro gramm des neuen Kabinetts wird dasselbe bleiben, das der Negierung Scheidemann zugrunde gelegen hat. Wenn ich bei der Uebernahine nicines schweren Amtes eine Bitte anS- spreehen darf, so ist es die: Lassen Sie die Frage „Annahme oder Ablehnung" nicht zur Parteisache werden., Glauben Sie ans der einen Seite nicht, daß die Befürworter der Ab lehnung volksfremde Ehauvinistcn oder Jntcressenpolitiker seien, glauben Sie aber auch nicht, daß diejenigen, die sich notgedrungen und unter Selbstüberwindung zur Annahme dnrchgernngen haben, feige oder schlapp seien und kein Ge fühl für nationales Nechtsbewußtsein haben. Tie Zeit der Erwägungen ist vorüber, die Stunde des Handelns ist ge kommen und damit die Stunde der Verantwortung. Von dieser Verantwortung trägt jeder von Ihnen sein Teil. In einem sind wir alle einig: in der schärfsten Verurteilung des uns vorgelegten Friedensvcrtrages, zu dein wir unter unerhörten Zwange unsere Unterschrift geben sollen. Ai» Montag abend soll der Krieg aufs neue beginnen, zu dem jedes Mordinstrument bereit steht gegen ein loche loses und waffenloses Volk. In dieser Stunde auf Leben und Tod, unter dem drohenden Einmärsche erhebe ich znm letzten Male in einem freien Deutschland Protest gegen diesen Vertrag der Gewalt und Vernichtung, Protest gegen die Verhöhnung des Selbstbestimmnngsrechtes, gegen diese Knechtung des dentjcherr Volkes, gegen diese neue Bedrohung des Welt sriedens unter der Maske eines Friedensvcrtrages. Keine Unterschrift entkräftet diesen Protest, den wir für alle Zu kunft erheben. (Beifall.) Tie Regierung hat davon abge sehen, aus der fast unübersehbaren Reihe mehr oder minder unerträglicher Bedingungen die eine oder die andere noch abzuhandeln. Tie Negierung muß Rechnung tragen, daß sie das Volk nicht in -18 Stunden vor einen neuen Krieg stellt. Denn die Ablehnung wäre keine Abwendung dos Vertrages. Ein Nein wäre nur eine kurze Hinausschiebung des Ja. Im Namen der Reichsregiernng habe ich zu erklären, daß sie m Würdigung aller dieser Umstände und vorbehalt lich der Ratifikation durch die Nationalversanniilung sich entschlossen hat. de«, uns vargelegten Friedensvertrag unter zeichnen zu lassen, daß sie diese Vollmacht gibt, indem sie den Gegnern unumwunden erklärt: Kein Volk und auch keine der ve'büisteten imd assoziierten Mächte tonnen dein deutschen Volle 'p.uüüicn, einem Friedensinstruwent ans innerer Ueberzeugnna ziizilstinmien, durch das ohne Be fragung der Bevölkerung lebendige Glieder vom Reiche ab getrennt. die deutsche Staatshoheit dauernd verletzt und dem deutschen Volte unerträgliche wirtschaftliche und finan zielle Lasten ansenegt werden sollen. Wenn sie dennoch unter Vorbehalt unterzeichnet, io betont sie, daß sie der Gewalt weicht in dein Entschluß, dem unsagbar leidenden deut'chcn Volt einen neuen Krieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Ge bietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und eine unbarmherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefan genen zu ersparen. Sie erwartet in Ansehung, der gewal tigen Laßen, die das deutsche. Volk übernehmen muß. daß sämtliche deni'chen Kriegs- und Zivilgefangencn mit Be ginn voin l. Juli an in nnnnlerbrochener Folge und in kurzer Frist znrückgegeben werden. Deutschland hat die seindlieten K; iegsgefangenen in zwei Monaten zurück- geführt. Die Regierung der deutschen Republik verpflichtet mb, die Deutschland anfeelegten Friedensbedingungen zu er füllen, sie will sich jedoch in diesen! feierlichen Angenblick mit rückhaltlowr Klarheit äußern, nin jeden Vorwurf einer tlnwahrhaftigkeit. die Deutschland seht oder später gewacht werden tönnle, von vornherein entgegenzutrcien. Die ans erlegten Bedingungen überschreiten das Maß dessen, was Deutschland tatsächlich leisten kann. Wir siililen uns dabei zu der Erklärung oerpsli.btet. daß wir alle Vorbehalte wachen und jede Veiantwoitnng ablelwen gegenüber den Folgen, die über Deutschland verhängt werden tonnten, wenn die Undnrchfübrlwrteit der Bedingungen auch bei schärfster Anspannung des deutschen Leistungsvermögens in Erschei nung treten muß. Wir legen weiterhin den größten 'Nach druck ans die Erklärung, daß wir den Artikel 231 des Frie» dcnsvertrages der von Deutschland fordert, sich als alleinigen Urheber des Krieges zu bekennen, nicht annehnien können und durch die Unterschrift nicht decken. Ebensowenig kann cs ein Denlscher nnt seiner Würde und Ehre vereinbaren, die Artikel 227 bis 230 anznnehinen und ansznfübren, ir denen Deutschland zngemntet wird. Angehörige d.eS deutschen Voltes, die von den alliierten und assoziierten Mächten der Verlehnna internationaler Gesetze und Vornahme von Hand- Ittngcn gegen die Gebräuche des Krieges bezichtigt werden, zur Aburteilung anszuliesern. Wir nehmen an, daß es den alliierten und assoziierten Regierungen erwünscht ist, wenn wir offen reden, sowohl Inas unseren, guten Willen, wie auch unsere Vorbehalte beirifst Daher werde» wir die Vol l- n a ch t z n r U n terzei ch n n n g in folgender Form geben: Die Negierung der deutschen Negierung ist bereit, den Friedensveclrag zu unterschreiben, olme jedoch damit anzn- cikennen, daß das deutsche Volk der Urheber des Krieges sei und ohne eine Verpflichtung »ich Artikel 227 bis 230 (Aus lieferung Deutscher zur Aburteilung an den Verband) de-S Friedens-Vertrages zu übernehmen. Präsident F e b r e n h a ch: Es sind zwei Anträge cin- aegangen. Ter erste Antrag Schuld <Soz.). Gröber (Zentr.) lautest Tie Nationalversammlung billigt die Er- llärnng der Regierung und spricht ihr das Vertrauen anS. Der zweite Antrag lautet: Die Nationalversainwlnng bil ligt das Verhalten der Negierung in der Frage der Unter zeichnung des Friedensvertragcs. Abg. L ö h e (Svz.) verliest eine Erklärung über den Standpunkt der sozialdemokratischen Fraktion, in welcher ge- sagt wird: Wenn wir dafür sind, daß dieser Friedensvertra,,' unterfertigt wird, so nur nw deswillen, weil wir noch Fürchterlicheres ahnen, falls er von uns abgelehnt wird. Nach kurzer Frist müßten wir uns bedingungslos unter werfen und doch den Frieden unterschreiben, der »och härter werden würde. Was aber undurchführbar ist, bleib: auch nach unserer Untei-schnst nnansführbar. Inzwischen ist der Antrag Schulz- L öbe - G r ö - her in folgender veränderter Fassung vorgelegt worden: Die Nationalversammlung spricht der Regierung ihr Ver trauen ans. Abg. Gröber (Zentrum): Tie Zentrnmsfraktion stimmt den Erklärungen der Negierung zu und wird die neue Regierung, an deren Zu sammensetzung sie sich beteiligt hat, unterstützen. Für dst Stellung des Zentrums ist entscheidend der Gesichtspnnli. daß wir einen neuen Krieg unter allen Umständen vermeide.: müssen. Wir erkennen aber die Verpflichtung nickst an, an h undurchführbare und unerträgliche Bestimmungen anszu führen Sächsisch" Juni. Ans dem Parle er 7ä. mwcn e,.a::pailei ain 0. 'Ap.il d. I. wa :öe rer r ii a. a > tz a . e r P aiiet - o : g anisatio n in S . Ren besthlwi-w. 7 :e 7'orarbwlc'r i'iirden deni aesetzi st:: jüc^ -m>en . :ststrstaaev. der ieiideni sehr eifrige Aibc-il i geleiste: l. t, A. ick den: i,:stw'che>r ,.lle:> Orlsgruppen E/c'Ieg cabeit remben .r.,r, >ni^ ;>> Satziiiigsentwnrfe des tz.ma all: I. ' : w. : sti.s l. ist-: stl äi:ßer», lw'.te der Pa>!eivo> sitzende. ee Rem "m > :sanst- wann M i eö a e I v o n S et ö n b r : R o t e ? ,n - '. - brrg, die Vorsitzenden der Ortsgruppen >iir a.csiern vor mittag halb 11 Ubr zur Beichlußfassnug iu das kalb. Ge- sellenhans zu Dresden geladen. Vertrelen wäre : D? d m Leipzig, die Lößnitzortsehasten, ZiLlan, Oil ritz. '.'Reis: m, Großenhain. Riem. .Kamen.;, Zwickau. Ebemniv. Rm-wc und Grimma. Zuerst winde zum zweiten Vorsitz :st : e: i- iliui'nig Herr Pfarrer B vdenb n r g Dresden w:. >. Alsdann wurde in die B e r a l n n g o e r S a n n n e n ei..getreten. Mit wenigen Aendernnge» wurden stannäc, Paragraphen e i n st i m in i g angenommen. Dw Satzmi- gen sagen über den Z w e ck d e r P a r lei: Die steiilrnws-- partei jür Sachten erstrebt den Znsaminenschliiß aber auf dein Boden der deutschen Zeiitruiiispartei (chrisiiictze Volks« Partei) stehenden Einwohner Sachsens männlichen und weiblichen Geschlechtes, die nach den jeweils gellenAn Wahl gesetzen das aktive Wablreehr besitzen, zur VesteDang der politischen Ziele der Zeiitrmnspartei, insbesondere A»k- jtellnng eigener Kandidaten für die gesetza'benden ^...sther- .tc.s'.en Deutschlands, Saeläens und sächsischer Ge ^ . :>>. Dem L a u d e s v o r st a n d gehören an n. der gasch »sts- führende Ansschuß, l». die Vorsitzenden, die niiiidestens 2-'-0 Mitglieder zählen, sowie die Vorsitzenden etwaiger DstS- gruppenveibände die mindestens 2.70 Mitglieder 'ä'ckeri, ca die seiveiligen Ebrenbeiräte, <!. der Haiiptsthristlcmw des Parleiblattes oder dessen Vertreter, der Parteisekretär. Der geschäslssührende Ansschuß besteht aus deni Vostc-.'n- deii. dessen Stellvertreter, dem Parteisekretär, einen: Schrift führer und einem Kassierer. Der geschäftsführende Aus schuß bat seinen Sitz in Dresden, ist aber von dem Vmuand der Dresdner Ortsgruppe getrennt. Tie E r r i ch r n n Z d e s P a r t e i s e k r ctariate s wurde beschlossen: e: soll vorläufig nebenamtlich geführt werden. Als Parle .tz etär wurde einstimmig Herr Hanpiicaristleiter Heßl ' a 1e- sriiinnt. Das Parteisekretariai soll nach Möglichkeit rmeist- am 1. Oltober eröffnet werden. Von besonderer Wi nligleit ist noch die Bestimmung, daß die ordentliche!: Parststaae in- den verschiedenen Städten des Landes abgebachm wer den sollen. Die Verhandlungen waren allseitig v-n dein GEmaken getragen, daß der Ausbau der Organiststion nnbedin st not- wendig ist, u. daß für die Schaffung des Parteisekretariats! in' Interesse der Sache bewndere Opfer uebeu.hl neiden >i j'jicii. Gegen 2 Uhr fanden die Verband unaen iw Ende. Znili Schlüsse dankte der Vorsitzende der O'lsarupve Leip zig, Herr Fabrikbesitzer Georg Strieder jun.. Am Lin-^ desvorsitzenden der sächsischen Zentrnmspariei, Herr» lstegie- rnngsanitmann von S ch ö n b e r g - R o t li - S ch ö »her z und seinen Mitarbeitern unter abseitiger Znstinnni'ng für die geleistete Arbeit und für die vorzügliche L"itiing der Ver handlungen. Weiter brachte Herr Strieder auch noch unter eininütiger begeisterter Zustimmung der „S i cö s i s ch e n VoIkszeitn n g " be» D a n k und das V e r trauen der Partei zum Ausdruck. Durch die gestrigen Verhandlungen ist di? Sächsische Ze: lrnnisparici endgüliig i.ns eine neue Ginns'age gestellt ivoiben. An unseren V ilaeiireiinden im gei.zen Lande liegt es nun, dafür Sorge zu tragen, daß der Z enir u :n Sge - d a n k e weiter festen Fuß saßt. X Rückkehr der Gefanaenen und das Ende der Hungersnot bringt. Auch bietet der Friedcnsvertrag die Möglichkeit, die dentßhe Einheit, wenn auch geschwächt, ansreckst zu er halten. Wenn Deutschland in eine Reihe von Kleinstaaten zeriissen würde, so können fick? die getrennten Teile nrernalS wieder zu einer Einheit znsaininensinden. Wir können uns jedoch nicht dazu hergeben, eine Lüge anznerkcnnen, wie sie in dein Artikel enthalten ist, in welchen: Deutschland aner kennen soll, daß es der allein schuldige Urh.'bec des ganzen Kriegselends isi und wir weisen anch die Schmach und die die Schande de: Auslieferung dcnlsckier Angehöriger an wir feindliches Kiiegsacliebt wegen angeblicher Verichlnnaen zurück. Es ist »ns bitter schwer geworden, aber wir haben Es mutz aber bedacht werden, daß der Frieden diemis gesagt, daß. wenn wir anch militärisch, poiil'ich, si.mn