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Sächsische Volkszeitung : 17.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192106173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-06
- Tag 1921-06-17
-
Monat
1921-06
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.06.1921
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Freitag den 17. Juni 1921 (Komin.l und Mittwoch (U. Soz.). Ter Antrag Hoffmann (Komm.) auf Haftentlassung des Abgeordneten Thomas(Kom-) wird im Wege des Hammelsprunges mit 187 gegen 108 Stimmen vbgelehnt. Dafür stimmt die Linke geschlossen. Tie Beratung des Gesetzentwurfes über die Regelung dc-s Verkehrs mit Getreide wird fortgesetzt, und zwar mit der Abstimmung über den 8 1» der die Umlage sestseyt. Zunächst werden die unabhängigen und sozialdemokratischen Anträge auf Beibehaltung der Zwangswirtschaft nbgelehnt. Antrag Dusche auf sofor tige Einführung der freien Wirtschaft, wird in namentlicher Abstimmung mit 173 gegen 156 Stimmen ab- gc lehnt, bei drei Stimmenthaltungen. Die sozialdemokrati sch«, und unabhängigen Anträge auf Erhöhung der Um lag e ans 1,5 Millionen Tonnen werden abgelehnt. Antrag Böhme iBnrlage,, die Umlage auf 2,5 Millionen Tonnen her ab z u s e v e n wird in namentlicher Abstimmung mit 211 gegen 126 Summen angenommen. Antrag Hergt, als ersten Ab lies e r n n g s ! e r m i n den 15. November statt des Oktober cinziisepen, wird abg c l e h n l. Präsident Lobe bemerkt, daß damit de m 6! csetz ja eigentlich die Seele genommc » worden ist, da der Minister aber allem Anschein »ach nicht beabsichtige, den Entwurf zurnckziiziehen, habe das .Haus also die Beratung fort- ziffetzen. Abg. .Heim «"Bahr. Vp.): Die Landwirtschaft allein unter Zwang zu stellen, sei ein Unding und eine Ung e r e ch t i g k c i t. Das Umlagcverfah.en habe alle Nachteile der Zwangswirtschaft, und darin, daß dem Landwirt freies Getreide übrig bleibt, liege seit! größter Fehler. Bayern marschiert bei der Erfassung des Getreides weitaus an erster Stelle. Bah ern hat das Doppelte ab geliefert wie das übrige Reich. Getreide mit zweierlei Preisen kann nicht von ein und derselben Hand gebaut und bewirtschaftet werden. Jetzt oder nie müssen wir den Sprung in die freie Wirtschaft wagen. Die Ge schichte wird immer teurer und schwieriger. Ich kann mir nicht vvrstcllen, wie die ganzen .Herstellungsverrechnungen und Ver teilungen auch nnr in einem Vierteljahr durchgelührt Inerden können, wenn wir mitten in der Ablieferung stehen. Reichswirtschastsniinister Hermes: Ter sofortige Schnti in die freie Wirtschaft bei der Getreidewirtschaft ist unmöglich, "lewiß ist die Zwangswirtschaft produktionshemmend, aber wir müssen die Belastung der Üvnsumente» in Betracht ziehen und beide 'Momente miteinander verbinden. Ich bin der Landwirt- schast in der Preisbildung immer so weil wie möglich entgegen- gckommen. Das ganze ist für mich eine Temposrage. Ich hasse, daß mit der Umlage sich die Zustände weiter bessern werden. F.eirs Getreide hat auch' jetzt schon bestanden, im Schleichhan del Die Verführung für den Bauer war immer da, im Prin zip wird also nichts geändert. Das Entscheidende ist: Wie kön nen wir den VersoranngSberechligten weiter das nötige Brot zu erträglichen Preisen beschaffen? Daranch, hat noch keiner der Herren eine befriedigende Annvort gegeben. Wir wollen eine bestimmte Menge ans der Landwirtschaft noch einmal Heraus bolen, und das kann die Landwirtschaft bei gutem Willen leisten. Tie Kosten der Rcichsgetreidestelie beliefen sich im letzten Jahre e is rund 85 Millionen Mark. Die vom Abgeordneten Dr.Hertz gestern : emängc.le, AnsstNwvewilligungen von H ü l s e n f r ü ih re n . Getreide und Saalirnclit bezogen sich inz wesentlichen auf i r. bül'ni. mäßig >e!>r geringe Mengen, die zum Teil nach Stau st mv.. -inn Teil nach dem ehemals dentsthen Gebiet, Danzig n st r'l. i i. genauen sind. Die Ausfuhr von Hülfensrnchtcn ist auch in -m Falle nicht be wiüiich, wo etwa tiommniicn sich i ..in in malig ei.geoccli haben Ich erkenne gern an. daß große 7 e der strolchen Landivi tsclia't bis honte ilirs Pflicht orie.n i r. o ist w ire die .,.vang>!v:> lschaft sclwn lange zu sammen.zebro,che». Abg. Dr. Heim lBahr. Vp.) tritt nochmals sür die freie Wielstvast ein. Abg. And re -Zentr.): Durch die Zulassung des freien Handel- mit Getreide würde der Getrcidcpreis in einigen Tagen au den . rmaiHrreis heran schnellen und unser Brolpreis sich so'ort r e o r e i s a l> e n. Tie Vereint,vorlnng dafür überneh me:: m: nicht. N.'i.iisier e r IN c s betont nochmals, das; die Vorhände Ne-ecven zum ili'bccg.ii'.g -iic freien Wielschnsl nicht ans- reiche n I»üc0ci i. Die P n r a g e ci p h e n 2 n nd 3 werden n n g c n v in - in c ii Abg. c ui e t i ' c Tunt. V-i 1 bennlcngt zn 8 1 eine andeci 2-v'c". nng des Glicht hnpes, woiicin, die Erzeuger nach dcn Vor- schlagen der Landwirtichastslammcrn und der freien landwirt schaftlichen Beriifsvcctrctmigen Vertretung finden solle». 8 4 wird nnler Ablehnung dieses Antrages angenommen. Angenommen werden eine Anzahl von Einigungsanträgen der Mehrhciispartcieii sowie ein Antrag Bill in (Zentr.), wo nach die oberste» Landesbehördcn das U m l a g e s h st e in der üi e i ch s g e t r e i d c st c l l c bis z n in 15. Juli niitzutci- l e » haben. Zn 8 11 wird ein Antrag der Dentschnntionalen, st.e sür Hafer vcstetzcaden Beschränkungen anszuheben, vom Ab geordneten B a ch m a » n -Diiat. Vp.) de ürwortct. Nach län gerer Ansspracge wird der Ancrag a b g elehnt und H 41 ,n der Fassung des Ausschusses angenommen, desgleichen die folgenden Paragraphen. Zu - 56 begründet «bg. Simon (Franken, U. Soz.) einen Antrag seiner Partei, der sür die Festsetzung der Umlagepreise auch die Zustimmung drS Reichs tages verlangt, und fragt, wann die Lrh ö hung des Brot- vre tses etntreten wird. Der Antrag der Unabhängige» wird sodann nach kurzer Aussprache abgelehnt und der Rest des Ge setzes kn der A u s sch » ß f a s su n g angenommen. Der Aus schuß beantragt zum Gesetz eine Entschließung gesetzlicher Vorkeh rungen zum Schutze des realen Lohnes angesichts der zu erwartenden Teuerung zu treffen und namentlich die Nen- teneinpsäiiger vor weiterer Verelendung zu schütze». Abg. Hertz (U. Soz.) greift die Demokraten wegen ihre- Verhaltens gegen die Lohnempfänger an. Er fordert sofortige Loh naufbes- seruiigen der Beamten und Arbeiter, damit sie die Mehrkosten der Ernährung tragen können. In namentlicher Abstimmung wird nunmehr der Ausschuhantrag mit 206 gegen 136 Stimmen abgclehnt und Antrag Cnno- Dusche gegen die gesamte Linke angenommen. Das Haus beschließt sodann, die Sitzung bis pünktlich 8 Uhr zu un terbrechen. — Um 8.15 Uhr wird die Sitzung wieder ausgenom men. Ans der Tagesordnung steht nunmehr die 3. Lesung des Gesetzes über die Regelung des Verkehrs mit Getreide Während der Panse haben die Parteien des Zen trunis, der Volkspartei und der Demokraten sich auf einen Antrag geeinigt, der an die Stelle des abgelehn-ten ß 1 treten soll und de» gleichen Wortlaut hat wie die bisherige Fassung, also die Umlage ans 2,5 Millionen fest setzt und lediglich die ersten Lieferfristen ans Oktober und Dezember verschiebt. Abg. Schiele (Dual. Vp.) erklärt namens seiner Partei, schweren Herzens sür diesen Antrag einzutreten, da eine Ableh nung die Beibehaltung der Zwangswirtschaft bedeuten würde. Der 'Antrag sei also das kleinere Uebel. Der Antrag wird von sämtlichen bürgerlichen Parteien gegen die Linke aiigenommcn, ebenso der Nest des Gesetzes mit unwesentlichen Zusätzen und Aenderuugen. Zur G e s a m t a b st i in in u » g erklärt Abg. Dr. Hertz l». Soz.), daß seine Partei das Gesetz ablehnen innjse, da cs ein Todesurteil für die Lohnempfänger und Erwerbs- schwachcn sei. Das Umschwenken der Deutschnationalen sei ein Beweis dafür, daß das Umlageverfahren nur eine verschleierte Einführung der freien Wirtschaft sei. Die Ablehnung aller von der Linken gestellten Anträge sei eine Kampfansage an die Arbeiter schaft. Sie sage der Regierung und dem System schärftsten Kampf an. Abg. Eckn rdt (Komm.) schließt sich dieser Erklärung an. Tic bürgerlichen Parteien hätten mit der Einigung den Beweis erbracht, daß sie znscnnmenhielte», wenn es gegen die Arbeiter schaft gehe. Das Gesetz wird sodann unter lauten Psuirufe» der Linken nngcnommen, desgleichen eine dazugehörige Entschließung. Keine Sitzung des Obersten Rates? (E gen er Drahtbericht der «Sachs. V o l k S z e i t g.") Amsterdam, 17. Juni. Aus London wird cemcldet, da für die nächste Ziiknnit keine Sitzung des Obersten Rates anberanmt il», acht der Außerministcr Lord Cnrzon am Freitag früh nach Paris, »m mit Brian d Vorbesprechungen über die Ostfragc» abzuhalten. Der italienische Vertreter wird zweifellos eingciadcii wcrde», an dcn Unterredungen teilzunchmen. Verhandlungen der Entcntcfinanzminister Paris 16. Juni. Wie „Petit Parisien" miiteilt, hat die gestrige .Bonserenz/bon Finanzsachverständigen der alliierte» Ne gierungen lediglich den Zweck gehabt, nochmals über die Ver teilung der deutschen E n t sch ä di g u n g s z a h l u » - gen -zu beraten. Die Konferenz beschäftigte sich auch mit der Frage der Unterhaltungskosten der Okkupationsarmee. Für Frankreich nahm Minister Loncheur daran teil. Eine Gcsamtschiildverschreibung Paris, 15. Juni. Der Nsparationsausschuß keilte mit, daß die deutsche Negierung zu der un Londoner Abkommen vorge sehenen Frist vom 1. Juli eine Gesamtschuldverschrei bung von 12 Milliarden Goldmark übergeben werde, eine Entscheidung, die im 'Einvernehmen mit den Deutschen getroffen worden sei. In der Angelegenheit der deutschen Holzlieferung erwarte man eine strenge Jnnehaltung der vorgeschriebenen Fristen. Vom 28. Mai bis 28. September 1921 sollen 960 069 Kubikmeter Holz geliefert werden, die unter Frankreich, Italien und Belgien verteilt werden. Die Reparation Berlin, 16. Juni. In der heutigen ersten Sitzung de» neu kiiigcsttztcn Reparationsausschusses dcS Reichswirschafis- raieS cab . der Nc'chsministcr sür dcn Wiederaufbau Dr. Rathen au eine anSfnbrlichr Darstellung der mit dem Wiedcranfba» zusaimnen- tiättgendcn Fiagcu nnd der Verhandlungen mit dem französischen Minister Loncheur. Der Pariser Berichterstatter der „Moiningposi" schreist, in Franknich nehme die Ansicht zu, daß die letzten Be- Nr. 137. Sei«-. 2 sprechungen zwischen Loncheur nnd Ratstenau die Vorläufer zu einem Einvernehmen zwisben Fabrikanten und Fnuzlulcn Frankreich» und Dentsch'and» seien, um einem »stemati'chen W,.h„- aufbau in den zerstörte» Gebieten zu bewcrkstclligcn. Hauses Befürchtungen London, 16. Juni. Oberst Hanse schreibt im „Philadc-lp'l-, Public Leader" er habe persönlich den Eindruck, daß unter den gegebenen Vedingnngen Deutschland zahlen könne und wolle. Es erscheine aber notwendig, daß sowohl in Frankreich als nncb in Deutschland stetige Regierungen seien. Hanse e>klärte, es würde rin großes Unglück bedeuten, wenn ln Deutschland Nen- wah len erfolgen würden Das Ergebnis würde sicher sei» eine stärkere Linke, eine viel stärkere Rechte und schwache Mittelpaneirn. Wenn die äußerste' Linke oder die äußerste Richte die Konlrolle in Deutschland erhielten, so würde dies ein entschiedener Wechsel in der Politik sein und vielleicht zu einer Art van Bürgerkrieg führen. Horffe bewirkt in seinem Arlikel außerdem, daß in Berlin wenig von Reichtüm und Wohlfahrt zu spüren sei, wovon immer gesprochen werde. Die Teilung des deutschen Kab-ls Paris, 16. Juni. „Chicago Tribüne" rneldet aus Washing ton, das Staatsdepartement hat vorgestern angekiindiat, daß offiziöse Verhandlungen mit Vertreter der Großmächte über die Verteilung der ehemaligen deutschen Kabel ansge- noininen worden seien. Ein besorgter Bater London» 16 Juni. Lloyd George erklärte in einer auk der Walliser Mcthodistenversommlung gehaltenen Rede, es bestehe wirklich Gefahr, daß, wenn nicht etwa? mehr getan werde, um Ne öffentliche Meinung in dcn zivilffiertcn Ländern der Welt zu be- lehren, der Völkerbund ei» neuer Boden sür Unfrieden nnd Streitigkeiten werden könnte. Es könnten im Bunde Parteien und Gruppen gebildet werden und eines Tages, wenn die Mehrheit auf drr rinen Seite stehe, und die Macht auf der anderen, werde man sehr», daß die Erörterungen des Völkerbundes nur z « den größten je erlebten Konflikten geführt hätten. Lloyd George laste, er sei voll Enttäuschung, wenn er sehe, daß trotz der Lehren de- großen Krieges der Geist nationalen Hasses, der Hab« sucht uns der schlimmsten Flo gen nationalen Stolzes ebenso vorherrschen wie früher. Dies sei keineswegs auf große Länder besch: sinkt. Die verborgene» vom Kriege ausgcgrabenrn Nationen seien sogar noch schlimmer. — Einige dieser befr-stri, Nationen scheinen dadurch, daß sie solange angekcttet waren, noch schlimmer geworden zu sein. Lloyd Georg« sagie, er könne vnicr diesen Nationen keinerlei Zeichen des Bestrebens zugunsten einer Intervention des Völkerbundes aller Streitigkeiten oder irgend eine Achtung vor den Beschlüssen des Bundes sehen. Das Gewissen der Völker müsse geprüft werden. Ob der Völkerbundsvenrag die beste Organisation zu diesem Zwecke ist, oder ob der amerst . Nische Vorschlag eher Erfolg haben würde, darüber brauche tue Kirche nicht zu diskutieren. Ihre Ausgabe sei es, die Ntmosohärs zu schaffen. Zum Wiederaufbau (Eigener Drahtbericht der «Sachs. V o I k S z e i t g."', Berlin, 17. Juni. Das Vorstandsmitglied des Deutschen Bauarbeiterverbandes Silberschmidt ist als Bauleiter und Mil- arbeiter tn Arbeiterangelegenheiten in da? Reich s ministe» i u m für Wiederaufbau und das Neichskommiffariat zur Ausführung von Aufbauarbeiten in dein zerstörten Gebieten berufen wo:dcn. Zurückverkauf deutscher Schiffe (Eigener Drahtbericht der „Sachs. V o l k s z e i! g."j London, 17. Juni. Es ist wahrscheinlich, daß frühe e deutsche an England ausa ufrrte Schiffe im Werte von 800 (00 Pfund SterlinganDeuGchlandzurückvcrtavflw: rden. Hennekcr und Lerond (Eigener Drahtbericht der «Sächs. V o l k s z e i t g.'i Oppeln, 17. Juni. Ti.> Vml.gmig dcs englischen Hm „ - quartier« von Haimendorf rach G.oß-Llrehlitz ist uns gewiss Un stimmigkeiten zwischen General Heuneker und G , u - ral Lerond zurück,zuführcu. Hci-ncker, dcr m't bestimmter mil-tä, sin Vollmacht nach Obcrschlesicn kam. sah sich plötzlich dun sran ösi'- .n General Gratier unterstellt und in seine: Wi ksainkeit e u c inl. Lerond erklärte, daß die Säuberunasaktion so lau unterbleiben werde, bis die politische Ve »irr taug des deutschen Selbstschutzes, dcr Zwölfrr-Ausschuß die Bedingungen Korfantys anerkennen würde. Darauf cr- klärte General Henneker kategorisch, die Aktion wird doch fortgesetzt, und zwar ohne Rücksicht auf die Verhandln»^». Gestern tagte der Zwölfer-Ausschuß der deutschen Parteien und -N- werklchaflen den ganzen Tag. Da eine Abordnung des Aiisichusi r- jedoch nach Berlin berufen wurde, konnte noch kein Beschluß gefaßt werden. Dieser wird im Einklang mit dcr Reicksr g >rnng zustande kommen und heute dcr i»ter»a:ionalen Abstiniwmirs. kommission unterbreitet werden. Jiizwüchen gehen die Po >n weiter aktiv vor und setzen ihre Grautamkiiten 'o:t. Die Stimmung der Bevölkerung ist sehr pessimistisch. Man ist all lemc, der Ueberzmgung, daß der P an LcrondS dahni geht, irn polnische Herrschaft sich durchsetzen zn lassen und dann zu cnst r v. daß nichts mehr zu tun sei, und den Polen einfach das Gevi.« z» überlassen. .-t.ri sie mißtrauisch, als er ihr sagte, daß sie sich um eine Slell? c s Haushälterin bewarb. Woran Marianne feinfühlend nicht rühren wollte, darnuer sprach die Flickschusterin herb und kalt. „Halt dir die Lore vom Hals," warnte sie ernst. „T s Luder war dran schuld, daß du bei Hänsle verlassen Han n o dein Schusterstnhl. Wer weiß, waö die für Unheil wieder drinnc. kommt die amal dir wieder nah! Ich glaub, die dünna Smog spuckt dir immer noch im 'Kopf; weiht, mir nix, dir nix schiffst ma kei Partie aus, wie die Bürgermeisters-Kundl." Erschrocken hielt die Mutter inne; mit blutrotein Kopf wir Joseph aufgesprungen von seinem Platz; ein Buch, das er off-bcr spielend in der Hand hielt, warf er heftig auf den Tisch und mit großen Schritten durchmaß er einige Male das Zimmer. . „Sprich nie mehr diesen BlRisinn, Mutter," sprach er heftig. „Ich hätte doch gedacht, nachdem du schon so lange bei mir bist, du wärest endlich einmal zur Vernunft gekommen und würdest selbst einsehen, daß von einer solchen Heirat nie, gar nie die Rede sein kann. Du bist doch sonst nicht so unvernnniii-z. Glaubst du denn, dieses Bauernmädchen könnte sich je bei mir glücklich fühlen? Siehst du denn nicht die weite Kluft, die uns trennt?" „Du bist doch auch nix gewesen wie der arme Flickschuster- Joseph. Da is die Kundl doch noch ganz was anders," unter brach sie ihn trotzig. „Laß dies Thema jetzt, wenn du nicht willst, daß ich bis Zimmer verlasse. Ich Hab es dir schon einmal erklärt, daß jedes Wort hier unnütz ist? Beleidigt schwieg die alte Frau still. Joseph trat an da» Fenster und trommelte nervös gegen die Scheiben. Als er länger nichts sprach, sing sie leise zu schluchzen an. Da reute ihn seine Heftigkeit. Er wckndte sich der Weinenden zu. „WaS weinst du denn, Mutter," srng er in weichem Tone, „ich Hab eS doch nicht bös gemeint. Ich kann dich doch nicht in dem Wahn mit dieser Heirat kaffen I" „Ich willS sa auch net, wenn« amal net anders geht. Nur besteh ich darauf, die Lore dürfs dann a net sein." «Da darfst du ruhig sein! Die Sorge bist du los. Ich Heirat niek" „Auch net die Lore?" ' „Niel' So fest und bestimmt sprach Joseph daS Wort, daß die Flick» schustcrin "schnell alle Befürchtungen, die Mariannens Besuch bet thr verursacht hatte, vergaß und sich beruhigte. ' (Fortsetzung folgt 5 Sächsische Voile-stiuing — Nr. 137 — 17. Juni 192' Ter Gänsebub Fränkischer Dorsroman von Dina Ernstberger s36. Fortsetzung.) Verneinend schüUclic sic traurig das Haupt. Schnell, als srnnnue sie sich der Dräue, die plötzlich über ihre Wange ro!:e, Güitle sie ein kleines Taschentuch sekundenlang an dns nasir Auge. Als sic wieder zn ihm aufsnh, glänzte es in ihrm Augen noch vrrrälerisch von verhaltenen Tränen. „Sie sind zn gut," tam cs gepreßt über ihre Lippen, „ich aber »,»ß dem sonnigen Glück entsagen, das Sie hochherzig der Verlassenen bicirn Mich zwingen dazu ganz bestimmte Gründe. — Es ffi nick, leicht, darauf freiwillig zu verzichten, was wir in jahrelangem inneren Entbehre» heiß ersehnt haben »nd was sich uns dann verlockend plötzlich bietet." „lind was zwingt Sie dazu?" Marianne zögrrle zn erwidern; nervös spielten -hrr Finger mit dem Täschchen in ihrer Hand. Die Antwort mach e sie ver legen. AIS Josepb immer noch beharrlich schwieg, kam leise, wie ein Hauch Lores Name über ihre Lippen. So leise auch das Wort gesprochen wurde, Joseph hatte es gehört. Eine» Moment waren beide ganz still. War es nur das vorhergegangene Schweigen, was Josephs Stimme a.s ein mal so hart und rauh erscheinen ließ? „Lore! Was hat Ihre Verwandte damit zu schaffen?" fn,g er scliars, währcnd ein fremder, slolzcr Zug in seinem Angesicht erschien, der Marianne erschreckte. „Ich wohne in Lores Nähe," sprach sie verschüchtert; „sie würde cs ^rsahrcn, wo ich weile." „lind warum soll cS denn auch Ihre Verwandte nicht er fahren, nachdem sic scheinbar damit einverstanden ist, daß Cie sich allein und ohne Hilfe das- Brot unter Fremden zu verdienen suchen. Sind Sie ihr Rechenschaft darüber schuldig, was Sie tun?" „Sic ist die letzte, einzige Verwandte, die ich noch besioe." „Verwandtschaft, die nicht opferfreudige Liebe kennt, ver dient den Namen »ich»" „Ich habe in, 'Hanse ihrer Eltern viel genossen." „Mitleid und Liebe haben Sie entbehrt." Marianne schwieg still, sie wußte nicht« mehr zn sagen. Den wahren Grund, warum Lore nicht wissen sollte, daß sie in diesem Hause Stellung genommen hatte, konnte sie ihm ja doch nicht sage», ohne alte, längst vergessene Erinnerungen, die ihn schmerzlich berühren müßten, wieder an das grelle Tageslicht zu ziehen. Dies wollte er ja selbst vermeiden, denn mit keiner Frage noch hatte er die Verhältnisse der einstigen Jugendpflegerin ge streift. Die Verbitterung, die aus seinen Worten klang, er zählte deutlich, daß die Wunde, die ihm einst ihr Verrat schlug, iiücy immer blutete. „Sind Sie mir nicht bös, Herr Berger, daß ich Ihre Hoch herzigkeit nicht besser danken kann," bat sie ängstlich und hielt ihm ihre kleine Hand zum Abschied hin. „Gott segne Sie für die warmen Worte. Es ist ein trostvoller, erhebender Gedanke für das arme Menschenherz, zu wissen, daß sich edle Menschen unsere.Freunde nennen." „Die wahre Freundschaft zeigt sich gern durch opferfreudige Taten, vergesse» Sie das nicht." » „Ich werde dieser Stunde stets gedenken. Grüßen Sie mir Ihre Mutter schön." Sie reichte ibin zum zweiten Male die Hand zum Abschied hin; jetzt legte auch Josepb die seine hinein. Schon an der Türe, hielt er sie auf einmal nochmals zurück. „Darf ich nicht wc iigstens Ihre Adresse erfahren?" frua er schnell. Auf ihre bejahende Antwort reichte er ihr ein Blatt Papier und fest schrieb Marianne darauf ihre Adresse nieder. Unge lesen steckte Joseph das Papier in seine Brieftasche, dann noch mals ein flüchtiger Druck der Hand und wortlos verließen sie beide den Salon. I» dcr Küche nebenan stand Ev und sah erstaunt, wie ihr Herr diese fremde Dame die Treppe hinabgeleitete. Lauschend steckte sie dcn Kopf durch den Türspalt; sie hörte nichts, als ihre leisen, gedämpfte» Schritte auf dem tcppichbelegten Boden. Jetzt standen beide an der HauStüre. Doch sonderbar! Keine» wußte da was zu reden, dachte kopfschüttelnd Ev. Doch halt! Jetzt hörte sie auf einmal Joseph sprechen. Fest und bestimmt klang es herauf zu ihr: „Leben Sie wohl, wir sehen un» wieder!" — Noch an demselben Tag hatte Joseph eine lange Unter redung mit seiner Mutter. AIS er ihr von dem Besuch erzählte, wurde sie ernst; unmutig hörte sie ihm zu, als er sagte, daß die» die junge Dame gewesen sei, die ihn mit Lore daheim besuchte, damals, als sie sich vor dem vornehmen Besuch in den Ziegen stall flüchtete. Sie konnte e» noch immer nicht vergessen, daß Lore eS war, die ihren Joseph dem heimatlichen Boden entriß, und immer hatte ihr davor gebangt, daß sie sich einmal tvieder irgendwo begegnen würden. „So sehn die richtigen Dienstboten schon »»»," antwortet«
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