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Sächsische Volkszeitung : 22.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-22
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.07.1921
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Freiing den SS. Juli 1921 betont, dag die russische Ofsensive zum Stillstand gelangt sei, und das, man wohl annehmen könne, daß diese die letzte Krast- anstrengung der Russen gewesen sei. Er glaubt, daß, sollte Ruß land -uni Frieden bereit sei», auch Italien an der Wetterführung des Krieges kein Interesse mehr haben würde. Eine Verwendung österreichischer Truppen oder Bulgaren an der Westfront hält er für aussichtslos, da diese dein feindlichen Feuer nicht gewachsen seien. Deutschland bleibe also im Westen auf seine eigene Kraft angeiviefen und könne sich infolge der feindlichen Uebermacht dort nur defensiv verhalten. Der Unterseeboot-Krieg werde wohl nicht eine Aushungerung Englands herbeiführen, sondern der ein ige Ersvlg werde wohl die Behinderung der Produktion durch Ab- schneidnng von der Zufuhr von Rohmaterialien sein. Er hält cs deshalb für äußerst wichtig, den Frieden mit Rußland herbci- znsnhrcn unter Verzicht jedweder Aunektionen und Entschädigun gen. England fei der gefährlichste Gegner, aber die Bom benangriffe auf London seien nichtnur verfehlt, sondern lösten noch die Forderung zu Repres salien in deutschen Städten aus. Die amerikanische Hilfe sei nicht zu unterschützen. Es müsse darauf hingearbeitct werden, daß der statuS gno ante bellum wiederhergcstellt werde. Aber an der Forderung der Rückerstattung der Kolonien dürfe der Frieden nicht scheitern. Zu den innerpolitischen Verhältnisse» erklärt Kronprinz Rupprecht. daß die Leistungsfähigkeit Deutschlands Aufträge in Massen wieder bringen dürste, wodurch die Valuta bald wieder stabilisiert sein dürste. Er weist damals schon daraus hin, daß cs wohl kaum möglich sein werde, die Hohenzollern in Deutsch land zu halten. Leuten Endes werde wohl ein republikanischer Einheitsstaat an ihre Sielle treten. Die neue Ernte Berlin. 21. Juli. Wie da« Neichsminlsterium für EcnShrung »nd La, dwirlsckait glaubt, hat die Einte in den Tessen Deutschlands, die genügend Niedcischlage zur rechten Zeit erhielte», wohl durchaus befncdigende Ergebnisse. Dagegen lauten auS vielen Geaenbe», n o der Regen fehlte, die Rachrichlen über die Getreideernte recht ungünstig. Im ganze» wird man kaum annehmen dürle», daß der Ernteertrag durchschnittlich über den einer Mitleiernte erheblich hinansgeht. Zum Tode Franz Atzes Die Z e n t r n in s j r a k t i o n des deutschen Reichs tages hat anläßlich des Mlebcns ihres hochgeschätzten Mitglie des und Kollegen an die nächsten Angehörigen des Verewigten nachstehendes Telegramm gelangen lassen: „Die ZenlrumSsraktivn des deutschen Reichstages hat aufs tiefste erschüttert die Nachricht von dem tzinscheideii ihres all- oerehrien und unvergeßlichen Kollegen, des Prälaten Prof. Hitze erhallen. Der Heimgang dieses unermüdlichen,' pflichttreuen und oonresslich sachkundigen Mannes bedeutet für die gesamte Sozial- volilik nichr nur der Partei, sondern vielmehr des ganzen Deutschen Reiches einen unersetzlichen Verlust. Unseres Danke-, den er während seines Lebens in großer Bescheidenheit stets von sich gewiesen hat, darf ec gewiß sein. Er soll sich bewähren in einer gleicherweise hingebenden Fortführung der Arbeit in den Bahnen, wie sie uns unser nun verewigter Altmeister der Sozial- boliuk gewiesen hat. Die ZentrumSsraktion des deutsche» Reichstages: Trimborn." Im Name» der Deutschen Z e n t r u in s p a r t e i ist folgende telegraphische Bcileidskundgebung im Traiicihaiise cin- gcgangen: „Ein großer Führer ist von unS geschieden! Sein Name und feine Werke werden nicht nur in der Geschichte der Partei mit goldenen Lettern eingegraben sein, sondern der Name. Hitze wird für alle Zeiten an der Spitze deutscher Sozialpolitik stehen. Der Mensch Hitze war für unS ein Wegweiser und wird in der Znluust uns Ansporn sei». So mwergeßticn die Taten und das Wirken unseres Hitze waren, so unvergeßlich wird das Andenken dieses großen MnnncS in »nscrcr Partei sein." Das N c i ch s g e »e r a I s e l r e t a r i a t der deutschen Z c n t r u m s p a c t e i hat folgendes Beileidstelegramm übersandt: „Für die Organisation und ihre Arbeit war der Name Hitze .'in Programm. Tie nnerinüdliche und treue Wirksamkeit deS großen Führers war für uns ein Vorbild, dem nachznciseru wir nicht müde wurden, das uns auch in der Zukunft eine Triebkraft sein wird, mit der gleichen Liebe und Hingabe wie der unvergeß liche Tote cs getan hat, den Idealen unserer Partei zu diene». gez. Katzc » berge r." Auch der R e i ch S v e r b a u d der deutschen Windt- horstbu » de hat der Familie des Verewigten seine tiefe Trauer über den Heimgang dieses vorbildlichen ManneS zum Ausdruck gebracht. Das Telegramm hat folgenden Wortlaut: „Zum Hin- schciben des Prälaten Hipe, den wir als Vorbild verehre», unser linsrichliges Beileid. Wir werden ihm nachzneiferu strebe» und chm ein bleibendes Anbeuten bewahren." Ter Schmerz »in seinen Heimgang und die Teilnahme au öcm herbe» Verlust, den der nächste Verwaudteukreis dieses stillen und großen Mannes erlitten hat, sind weit über die Grenzen der Partei hinaus allgemein. Vom Ncichsgeneralsekretariat der deut schen Zcntrumspnrtei sind unverzüglich alle Schritte für eine würdige Bestattung eingcleitet worden. Die Gesamtpartei, die Zrntrnnlsfrattiou und das Reichsgeneralsekretariat haben an sei nem Sarge Kränze »iederlege» lassen. Es ist anz»»eh»ic», daß trotz der Parlamentssericn mancher Reichstags- und Landtags- abgcordncle den Weg nach dein stillen Landgut finde» wird, ans dem Pros. Dr. Hitze seine letzten Lebensjahre verbracht hat, wenn er nicht, wie so oft, zu anstrengendster Arbeit in Berlin weilte. Fast alle Blätter der R c ich s h a n p t st a d t widmen dkm Sozintpolitiker Dr. Franz .Hitze einen anerkennenden Nachruf für seine Arbeit und Tätigkeit, die er innerhalb der Zentrumspartei nn Dienste für das arbeitende Volk und die soziale Gesetzgebung gclcisiet ha!. Es ist dies der deutlichste Beweis dafür, wie Franz Hitze weit über seinen engeren Kreis hinaus geachtet wurde, wie scinc Gcdankengäilge zu einem Gut der gesamten Menschheit ge worden sind und lvie man auch von politisch gegnerischer Seite Be deutung und Persönlichkeit dieses einfache», schlichten, aber klugen Mannes einznschätzeii weiß. So schreibt beispielsweise der „Vorwärts": „Besonders in letzte» Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts spielte Hitze eine öedcnlende Rolle und beschästigte sich mit Kultur- und Bildnngs- fragcn, die den Nahmen der engeren Zentrumspolitik ost über schritten. Hitze stellte die programmatische Forderung deS Rechtes ans Arbeit auf, und als einer dec wenige» des damalige» Zen- tcnms suchte er dem Sozialismus gerecht zu werden, den er „ein touscgncntes und großartiges System" nannte. Auch während des Schandgesetzes gegen die Sozialdemokratie wagte er es, die kollegiale Frenndschaft mit den bekanntesten Führern unserer Partei aufrecht zu erhalten, eine Handlungsweise, zu der damals Mut und aufrechte Gesinnung gehörte». Hitze gehört zu senem Typus der bürgerlichen Sozialpolitiler, die sich der sozialistischen Gedankenwelt beträchtlich nähern, ohne doch — infolge ihrer andersarligcn Einstellung — völlig in sie eindringeu zu können. Am Ick. März d. I. beging der nun Verstorbene seinen 70. Gc- lnrtstag. D>e Sozialdemokratie wird dem Werk und der Persönlich keit dieses Mannes ein ehrenvolles Gedenken bewahren." Tie „Freiheit", das Haupivrgan der U.S.P.D., schreibt: „Hitze war als die sozialpolitische Autorität des Zentrums zu betrachten. Er war einer der ersten, der ii» KlerikaliSmus die Bedeutung der sozialen Frage erkannte. Seiner Tätigkeit vor allem hat es das Zentrum zu verdanken, daß verhältnismäßig erheb- liche Teile der katholischen Arbeiterschaft dieser Partei treu ge blieben sind. Als katholischere Priester konnte er allerdings den Klassenkampf al- die Grundlage der proletarischen Emnnzipa- tton nicht anerkennen, er hoffte vielmehr, da- Los der Arbeite« dadurch zu verbessern, daß er die Unternehmer für soziale Inter essen zu gewinnen suchte Wir brauchen nicht zu »-tonen, daß der Sozialismus von der klerikalen Sozialpolitik durch «in« Gttchslsche volk»z,1t««s ganze Welt getrennt ist; jedoch darf anerkannt werden, daß Hitze in seinem Sinne eine ersprießliche Lebensarbeit vollbracht hat. Er hat seiner Partei die theoretischen Waffen geliefert, mit denen sie einen Teil der katholischen Arbeiter bei sich zu halten ver mochte." Tie „Vossische Zeitung", eine demokratische Stimme, stellt nach einer kurzen Skizzierung der Hauptdaten Franz HitzeS fest, daß das Zentrum in ihm einen seiner führenden Männer ver loren habe. Auch sämtliche Blätter der Rechtspresse melden mit einem kurzen Hinweis aus die Haupttätigkeit hitzes den Tod des verdienten Zentriim-Zmaiines und Svzialpolitikcrs. Genera! Hoffmann gegen Hindenburg uuö Luderworff Der sozialdemokratische Schriftsteller Albert- Dresden hatte mit dem von Brest-Lltowsk her berühmten Genera Hosf- li'onn eine Unterredung, in der dieser sich außerordentlich scharf über Hindeliburg, Ludcndorff und andere aussvrach. Albert be richtet darüber: Hoffmanii spielte in Brest den Hausherrn und leitete hie Vorbesprechungen za drei und zu vier. Erschwert wiren die Verhandlungen durch die Vulgär:a denen General Falkeiihayn voreilig Versprechungen gemacht bait-. Hermann soll in der Unterredung Falkenkahn „den schlchimsten Verbrecher des Krieges" genannt haben. Falkcnhahn ha ic den Bulgaren die Dobrudscha und serbische Gebietsteile versprochen, da u: iie aus die deutsche Seite treten sollten, und nun bestanden die Bul- gc ieu darauf. Alle anderen w> Ilten Frieden ohne Annexionen. Sclon an dieser Klippe wären die Verhand'nnpe» gcscbeitert, wenn man nicht eine Schiebung gemachl hätte. Kühlmann und Czernin beruhigten die Bulzeren nämlich dann*, daß die For mel „keine Annexionen" »ur ge len solle, wc».> — cui altge meiner Friede zustande käme. Diese Winkelzüge vaßien General Hossmann »ickit. „Man log, wie man im Auswärtigen Amt seit 25 Jahren andauernd gelogen hat", erklärte er Atbertz Mai: log auch, und ganz besndcrS tat das C-rrn >' bei der Formel über die Selbstbestimmung der Völker denn Ezerniii hatte vorher in vertrautem Kreis gesagt, daß er das Wo." Selbst bestimmung gar nicht in die Dcbatte werfen dürfe, denn sonst kämen ihm Tschechen, Nuthene» und Südslawen mit denselben Forderungen. Späte- log amu wieder, die Formel socke eben nu> gelten, wenn auch die Westinächte sich an een Verb idlnngs- tisch sei,teil. Dagegen habe ch Front gemacht. — Never Lnden- dcrfss und Hindenlnirgs „Erinnerungen" erklärte General HKt» mann: „LildendorsfS Buch ist ein Verteidignngsbuch, deshalb dumm, falsch und zum Teil erlogen. Ileberall, wo er sich ver teidigt, wimmelt wS von Jrrtümer». lind der gute Hmdenburg: Na sei» Buch ist gar so, daß eS eine» Hund jammern könnte. Der einzige, der gut bericht': und wirklich etwas zu sagen ha^ weil er eben auch ein ganzer Kerl ist, ist Tirpitz." Weiter soll Hrfsmcmu gesagt habe», er wolle einstweilen keine Erinnerung»! schreibe», denn sonst müßte er der Welt unterbreite», daß Lu- deudorff kej» Feldherr war, das wolle er vorderhand noch nicht, Hcfsmanns Briefe au seine Frau auS dem Feld sind bei einer ausläudischeu Bank bei NevolntioiisauSbrnch deponier! worden. Mouche würden von der Veröffentlichung wenig erbaut sein, so z. B. Gras Becnstorss. Er habe dem parlamentarischen Ilnter- suchiliigsansschntz vocgeloge», daß Amerika ohne lkbootkrieg nicht in den Krieg gezogen wäre. Meiner Frau aber hat er," so er klärte .Hossmann, „in> Hotel Adlon in Berlin klipv und klar ge sagt, das; nach seiner lleberzeugung Amerika auch ohne Ilboot- krieg Deutschland den Krieg erklärt haben würde." Weiter sagte Hcsjmann, die Marneschlacht sei eine diretie Folge von Führerunsähigielt. Auf dem linken Flügel habe man lt. Divisionen znvicl, ans er», rechten zu wenig gehabt. DaS Hölle beinahe ein Laie merken müssen. Wir hätten die Schlacht wie den Krieg unbedingt gewinnen können, aber mau blöderte da und dort in Eiuzc.atlionen herum und traute sich keinen entscheidenden Schlag zu führen. Nicht einmal 1918, als ich Ludendorff eine Million Soldaten, die wirklich kämpfen wollten, nach dem Westen geschickt halte, wagte man einen entscheiden den Schlag (?). Und die Ainicnsoffensive (?)... Die Aktion gegen Italien war ekenfalls nickt genügend vorbereitet, sonst hätte inan die Linie Genua—Venedig sicher erreicht . . . Hätten wir tOtck sofort zwei Korps mehr »ach Rußland geworsen, wären wir in kürzester Frist in War;chau gewesen und hätten das gc- sainle Kriegslager Rußlands für uns verwenden können .... Ter beste und tüchiigste Offizier war eben nicht Ludcudorsf, son- dtrn Eonrad v. Hötzcndorsf. Hofsmann gab in der Unterredung zu, auch Fehler in Brest-Litowsk gemacht zu haben. Trotzki habe dort in erster Linie nicht den Friede», sonoern Agitation für die Ww'r. o gewollt. Als er gac nicht aufgehört habe, zum Fenster hinaus zu reden, habe er, Hoffman», dein ein Ende gemacht. Trotzki Hobe anmaßend getan, als stünden die Russen vor BerlinI Es se. nicht wahr, daß er, Hoffmann, mit der Faust auf de» Tisch geschlagen habe. Das habe Tretzki dreist erfunden. Den Nalionalbelschewi-slinls verwirft Hoffman». Pros. Cltzbacker sei einfach verrückt und so mancher Politiker von ganz rechts ebenfalls. „Denn ohne die Arbeiter können wir doch über- be.np: nichts ansangen Es muß der Weg zu ihnen gefunden werde». Das eiende Parteigezünk reißt uns nur immer tiejer hinein. Ter FriedenSvcrtrag ist »ur erfüllbar, wenn mehr als bisher gearbeitet wird " Auch nach Rußland mützien wir den Weg finden, sobald dcrl eine verhaudlungssähige Macht vorhan den sei. Mau könne nicht dauernd 200 Millionen Russen aus der Weltwirtschaft m.sschließeu. Sie bildeten heute das Defizit unserer Weltwirtschaft. Hogmaiiii hält gute Verbindimg nach Rußland aufrecht und hat auch die Hoffnung nicht anfgegebcn, daß das Misstrauen der Arbeiter gegen die Volksgenossen über wunden werde» wird. Diese Osfcnherzigkciien i^eneral Hossmanns werden jeden falls noch ein sehr lebhaftes Echo Hervorrufen! Soktemmwesen K. K. München, 2t. Juli. Bauern ist i» letzter Zeit wirk- !,ch ein Land der Invasion geworden. Aposteln der Revolution, die von Norden und Osten gekommen waren, glückte es, durch Neöerrn»>pelnng de» polnischen Umsturz herbeizuführeil. Nun tterden zahlreiche Orte, vorab München, von Sendlingen nicht- katholischer Sekten heangesncht: von Baptisten, Meniioiiiten, Methodisten und Adveiuisten, um »ur einige zu lehren; aber verlangen darf man, daß er dabei Wahrhaftigkeit und Gerechtig- keil anderen gegenüber nicht verletzt. Unter jenen Sekten ent falten jedoch namentlich die Adveiuisten eine Propaganda, die sogar Lüge nnd Betrug zu Hilfe nimmt. Bei den „Zeltnussw- nen", die anf freien Plätzen abgehalten werden, verschweigt man zunächst, von wem sie anZgehen; bei der Anpreisung von Schriften nnd Traktätchen versucht man den Anschein zu er wecke», als ob sie katholisch seien nnd katholischen Zwecken dienen. Erst am Ende der „Mission" erfahren die Besucher solcher Veranstaltungen, wer die eigentliche» Einberufer sind. t>N! jeden Preis will man Kalboliken heranlocken. WaS man den: Publikum zu bieten wagt, sind größtenteils längst wider legte Anschuldigungen gegen die katholische Kirche. Man ope riert z. V. mit der Aehauptnng, die Katholiken, diese Bedauerns würdigen, dürften L>e Bibel nicht lesen! Mißstände, die einmal in der Kirche fick cingcsch!ichci> halten nnd zeitgeschichtlichen Charakter trugen, werden verallgemeinert, schlechte Päpste und Bischöfe sind in der Kirche Alltagserscheniungen, wenn man diese Seklenpredigcr hört. Lügen werden bewusst wiederholt, selbst wenn die Verkünder fick an anderen Orten bereits unmög- lick damit gemacht haben. Daß all« Mittel als recht betrachtet werde», um Anhänger zu gewinnen, bekundet folgender Fall: Ein Geistlicher hatte Nr. 167, Seite st gegen lebende und jüngst verstorben« kirchliche Würdenträger die schwersten Anschuldigungen und Beschimpfungen verössent- licht, von denen jeder vernünftige Mensch sich sagen muhte, dah sie von einem Irrsinnigen ausgehen; es war auch bekannt, daß sich die Staatsanwaltschaft mit lenem Manne beschästigte. Dies alles hielt indes die Adventisteii nicht ab. jene Anklagen weiter zu verbreiten, um Katholiken zu „bekehren". Der Priester wurde vom Gericht als unzurechnungsfähig erklärt, die sektierischen Prediger aber konnten sich trösten mit dem Satze: es bleibt immer etwas hänge»! Man hat sogar die Kühnheit, in einer überwiegend katholischen Stadt wie München die Katholiken durch öffentliche Plakate aufs schwerste zu beleidigen; lange Zeit Waren Anschläge verbreitet, ans denen der Papst ziemlich ein deutig als der Antichrist hingestellt wurde. Das erzbischöfliche Ordinariat sah sich wegen dies-r eigenartigen Propaganda wie derholt genötigt, die Kathol'ke» zu warnen. Ein großer Teil dieser Prediger besteht nun zwar aus Leu ten ohne jede wissenschaftliche Bildung; aber auch von Ihnen sollte man erwarten dürfen, daß sie mit Dingen, die als Un wahrheiten erwiesen sind, anständigerweise keine Proselrston mache». Bei den Anhängern der Sekten aber fällt die Kritik losigkeit und Leichtgläubigkeit ans — eine Erscheinung, die be reits bei der Entstehung der m-'sten jener Genossenschaften hcr- vortrat. Erinnert sei iinr an das einfältige Machwerk der „Offenbarungen" der Mormonen, das John Smith unter Lei tung des „Engels Moroni" in einem Berg bei Manchester gefun den haben will, und an die „Offenbarungen" und „Weissagun gen" der bei den Adventisten gefeierten Frau Ellen Gould Mhite, die sogar von ihren Anhängern als bewußter Betrug zugegeben wurden. Der Krieg hat Probleme aufgeworfen, welche die Re ligion in den Augen vieler im religiösen Denken Ungeschulter nicht beantwortet bat. wie die der göttlichen Vorsehung und Ge rechtigkeit. DaS ist die Ursache, weshalb manche an ihrem bis herigen Glauben irre geworden find; sie erwarten von den neue» Lehren und Predigern eine glücklichere Lösung. Die letz« teren besitzen nun offenbar die Fertigkeit, bestimmten Neigungen gewisser Volksklassen entgegen zu kommen und die Urteilslosig keit der Menge auSzunntzen. Mögen die Adventisten sich mit der Prophezeiung des Weltunterganges noch so ost bloß stellen, si- werden immer wieder solche sind, die daran glauben. Wenn diese Sekten der Kirche auch keinen erheblichen Eintrag tun. so verwirren sie doch manche einfältige Seel«. Darum ist Aufklärung über vaS Unwesen nötig. Nachricht aus Sachsen — Die Tagesordnung für die nächste Landtagsfitzung. Am 29. Juli wird der Landtag zu einer kurzen Zwischenlösung zu- sammentreten. Am ersten Verdandlungstage werden das Grund« steuergesetz, das Gewerbe steuergesetz, das Gesetz über die Verteilung der persönlichen Volksschullasten zwischen Staat und Schulgemeinden, daS Gesetz über die Vess-nma der Wirtschaft« ltchcn Verhältnisse der Hebammen und der Einspruch des Reichs« finanzmIMers gegen die sächsischen Beso ldungsvorlageq veihandelt werden. Besserung anf dem sächsischen ArbeitSmartt Wie uns unterrichteterseitd gemeldet wird, hat die Besserung des Arbeitsmarktes in Sachsen auch im Juni allgemein angehalten. Bei 62 Arbeitsnachweisen ist die Zahl der Arbeitsuchenden von 60 630 Anfang Juni auf 57 272 Anfang Juli gesunken. Neben dem Fortgang der landwirtschaftlichen Arbeiten ist dies auf die anhaltende Belebung der Lantäugkeir zurückznführen. Außer dem beschäftigt allerdings die produktive Erwerbslosenfürsorge zahlreiche Personen, die sonst der Unterstützung anheimgesallen wären. In der Landwirtschaft war die Vermittlung äußerst rege. Die Zurückziehung der russischen Kriegsgefangenen auS der Landwirtschaft ist nahezu beendet. Im Bergbau bewegte sich die Arbeitsvermittlung in mäßige» Grenzen. Die Metallindu strie zeigte weitere Belebung. Tie Zahl der Arbeitsuchenden sank voi, 10 000 auf 7800. Die Besserung der Lage hielt auch :m Spinnstoffgewerbe an. wo oie Zahl der Arbeitsuchenden von 10 000 auf 7700 znrückfiel. Ungünstig war die Lage in der Papierindustrie, im Sattler-, Polsterer- und Tavc;iereraennr->e. im Holz- nnd NahrungSmittelgewerbe. Im Bekleidungsgewerbe hielt die günstige Lage für Schneider an im Gegensatz z»m Schnhmackergewerbe. In der Hutindustrie setzten infolge Sai» souschlusses Entlassungen ein. Im Baugewerbe konnte der große Bedarf an Maurern, Malern und Dachdeckern nicht gedeckt wer den. Tie ungelernten Arbeitslosen verminderten fick von 18 700 aus 15 500. Gegen den früheren Ladenschluß Nach der Dresdner Handelskammer wendet sich nun auch, wie uns gemeldet wird, die Plauener Handelskammer gegen die Bestrebungen aus früheren als de» 7-Ühr-Ladenschluß. Sic er klärte eine derartige Maßnahme als mit den Interessen des Einzelhandels wie der Verbraucher sur unvereinbar, sie crbob daher beim sächsischen Wirtschastsministeriuni »achdrüctlichst Ein spruch gegen jene Bestrebungen. In der Begründung weist sie dar auf hi», daß weit« Kreise deS HandclS, namentlich des Einzel« Handels, hart ums Bestehen zu kämpfen haben und jede Mög lichkeit zur Steigerung ihrer Einnahmen ausnützen müssen. Bei früherem Ladenschluß vermindere sich erfahrungsgemäß das Eui- künnnen. Es könnle nicht auSbleiben, daß Angestellte enUanrn würden. Die Allgemeinheit hätte dann die finanziellen Folgen der gesteigerten Arbeitslosigkeit zu tragen. Die Hanptgesckriiko- stunden fallen gerade in die Zeit von 5—7 Uhr abends. Dauer können die Käufer die Beibehaltung der ihnen genehmen gcgru- wäriigen Regelung verlangen. Tic Affäre Tr. Voth — Burgstädt. In Burgstädt gehen seit längerer Zeit über den dorügen Bürgermeister Dr. Roth, der bekanntlich dem frühere» Landtag und der sächsischen Volkskammer als demo kratischer Abgeordneter angehörte, Gerüchte, in denen der Bür germeister schwerer Verfehlungen bezichtigt wird, und die schließ lich dazu führte», daß Dr. Roth ei» Disziplinarverfahren gegen den Bnrgstädier Verwaltnngsobcrsekrctär Franke beantragte. Ueber die Anschuldigungen, die gegen den Bürgermeister Dr. Roth erhoben werden, berichtet der „Bnrgstädtcr Anzeiger" fol gendermaßen: „Bürgermeister Dr. Notb sol! sür den Bruder eines Freundes sHeckcl), der von der SiaalSanwaltschafi wegen großer Schiebungen gesucht und in Haft genomine» werde» sollte, eine» Auslandspaß haben ausstellen lasse». Der gesuchte Heckei sei auch i n S Ausland (Italien) geslückuet. Ferner sollen für zwei Chemnitzer auf dein Rathause in Burg städt Auslandspässe auSgefcrtigt worden sein. Beide Cbem- nitzcr seien bei Ausstellung der Pässe selbst »ich: nur nickt zu gegen gewesen, sondern auch als in Burgstädt wohnhaft bezeich net worden, obwohl in Cheinnitz keine Abmeldung erfolgt iei. Einem der Chemnitzer habe man in Chemnitz seit Jahren dic Ausscrtigung eines solchen Auslandspasses verweigert, da die beir Person ini Rufe eine? Kriegsgewinnler? gestanden habe. Weiter kommt n»S zur Kenntnis, daß Bürgermeister Dr. Roth bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz um Strafverfolgung gegen Franke »achgesucht habe. Zu der in dieser Beleidigungssache an- beranmtcn Hanptverhandlung vor de», Burgstädter Amtsgericht halte der Angeklagte «Franke) mehrere Anträge cingebrachl, auf deren Grund nach weiteren Erörterungen dann von der Staats- anwaltschaft Chemnitz das Offizial st rafverfahren gegen Bürgermeister D r. Roth und Genossen cin- gelcitet wurde. Bürgermeister Dr. Roth hat nun für seine Per son in dieser Strafsache beim Justizministerium in Dresden ein Nieder schiagungSgesuch eingereicht." Demgegenüber veröffentlicht Dr. Roth in der nächsten Nummer desselben Blattes eine Erklärung, in der er eS als unwahr be zeichnet, daß ein Offizialstrnfberfahren gegen ihn eingclcilef worden wäre, daß er sür sein«. Person ein NiederschlagSgcjuch beim Justizministerium eingereicht babe und daß «r «lt df>
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