Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 22.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-22
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.07.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vaqstsch« Volks»,ttung F»c.,ug oeu LL. Jul' 1931 Abberufung de Marinis? Oppeln. 21. Juli. Bekanntlich ist der italienische Regierungs- kommissar, General de Marini, nach Rom ,gereist. In Oppeln hegt »lan die Befürchtung, das, ec endgültig von seinem Posten ab berufen sei. De Marini erfreute sich '„egen seines Gerechtigkeitssinnes der Achtung und Wertschätzung der gesamten Bevölkerung. — In hiesigen Ententekreiseu macht sich die An sicht geltend, dass die Entscheidung über Oberschlesien auf längere Zeit hinaus verzögert werden wird. Verschiedene höhere Beamte haben daher ihre wegen des Ausstaudes svrtgesandten Familien z u r ü ck k o in m e n lassen. Auch hat die Interalliierte Kommission die Verträge über Zivilbeamte, die Anfang August ablaufen, ver längert und eine Anzahl neuer Beamte kür den geheimen Dienst verpflichtet. Ebenso werden innerhalb der Polizei Umgrup pierungen vorgenommen und neue Hundertschaften gebildet. Um vberschlest,» London, 21 Juli. In einer Milteilmia der all ierle« .Kom mission an d>e Bolschaiterkonlettuz wird «»«oelühri. das!, Wern die obeisckckcsi'che Frage nicht sofort vom Obeistt» Na» in Anguss gnominen weide, die alliierten Sticilklä'te in Oberschltjie» von 20 0 00 aus 6 0 00 0 Monn erhöht werden müßten. Frauzöstschr Greueltatrn Berlin, 2> Jn>!. Wie die Blätter aus Gleiwih melde», wurden doit die ersten Gefangenen au» der französisch-« Kalk'«« iiei- oclass-'u, die nach der E moiouiig des französische» Majors Mouta- Idgre sistgeromniin woide» waren. Sie gaben furchtbare Schil den, »gen über ihre Bebandluna durch die Franzosen während ihrer ii'infzebiuäalgcn Ge'anoenschalt Je acht Grfaneene datlen a>» Schlasf.e>ge»> eit eine Prlische. Mißhandlungen waren an der Tagetoidnuug Ein Schlosser au» KönigSbütte hatte drei Baionettst che und 5!olbt»schläge ans de» Kops erhalten- Die Fni- lasiiina er'olate, da sich die völlige Schuldlosigkeit der F.stgeuom- menc» hcrausgestellt Halle. Bedrückung de» oberschlrfischen Heimkehrer Berlin, 2t. Hulk. Au» Oberschlesien wird gemeldet! Die franzSsiichen Truppen, die in Ausführung der Verfügung der Inter, alliierten Kommission über die Heimkehr der Flüchtlinge in rigoroser Weise gegen die au» den unter polnischem Terror stehenden Land gemeinden in di« Städte geflüchteten Deutschen Vorgehen, sperrten in Gletwisi gan-e Straßenzüg« ab. Sämtliche Häuser wurden durchsucht. E» wurden «4 Personen verhaftet! dir noch nicht tn ihre Häuter zmüctaekebrt waren. Ein deutscher Flüchtling, der eewiuigen war, tn leinen HetmatSort Eodul im Kreise Rybntk zurückzukehrcn, wurde dort von den Polen erschlagen. Lebtnsrnitselunruhen in Polen Frankfurt, 21. Juli. Tie „Fronlfurter Ztg." meldet au» Danzig: Nachdem benits vor «siiaer Zeit tu Pose», Vromberg und anderen ehemals preußischen Städten Le bc nS mittelun ru h en auegebiochcn wäre», weben jetzt auch aus Nordpommercllen Tcut>u»gsu»ruhen und G.n-raistrcik gemeldet. Der Grund hierfür ist die uiinö'e pomische Wiitlchaslkpolitik. Seit Aushebung der Zwo, gSwirllchast sind die Pict'c olleiit! alben uuaeheuer i» die Höbe lvschivllt. So -ablt man in Neustadt ieit dem 15. ds. Mt», für ein Pfund Bro! 90 statt 94 Mk. Die Preise sür alle Lebensmittel halten hinimt gleichen Schrtt. Es ist ganz natürlich, daß die »ot- lc dcndc B vöikcinng zi>r ostenc» Empötu, g getrieben wird. Am Sonnebeid haben !ie Gewcrksckailen in Ponmeiellen den Geneial- streik eikleirt. Vor t»m Neustüdlcr Naihanst' »nd der Staiostei kam es za Z n s a mm e »stöß e n zwischen deinoustri,rinden Aibeiter» und Polizine». I» Neuiledt, Putzig und Eedingcn sind alle Ge chäsie geschlossen. De Städte liegen ohne jeglichen Verkehr wie erstorben da. Tie Hafenarbeiter in dem staatlichen polnischen Haten Putz g, seine die Bai nardeiter, die die neue polnische Eisenbadn- Üeecke von Putzig »ach KarlhauS unter Umgehung des Freistaates Danzig fenig steUcn sollen, haben sich dem Ausstand angeschlossen- Die Aaluka nnd die deutschen Zahlungen Paris, 21. Juli. Nach deutscher Erklärung ist die volle Zahlung der ersten Milliarde bis zum 31. August gesichert. Das Garantickomitce der Wicdcrgutiiiachungskom- mtssiou beschäftigt sich nun mit der Frage, ob nicht gerade im Interesse der Alliierten für die Zahlung der Restsumme an dem Stichtage des 31. August abgesehen und eine Verlängerung der Zahlnngssrist über diesen Tag hinaus bei den alliierten Regie rungen in Vorschlag gebracht werden sollte. Das Garantiekomitee hat die Beobachtung geinacht, daß die Bemühungen der deutschen Regierung, die sür diese Zahlungen notwendigen Kredite börsen» mäßig zu beschaffen, durch das Gegenspiel der Spekulation sehr erschwert worden sind. Durch die Spekulation wird der Dollar- kurs iinmer weiter in die Höh« getrieben, so daß auch die alliierten Währungen dadurch Schaden er leiden. AuS diesem Grunde hat das Garantiekomitce den Be schluß gefaßt, die Frist zur Zahlung zu verlängern, was de» Tepiscnhaudel wieder in normale Bahnen lenken würde. — Es handelt sich hierbei jedoch erst »m Vorschläge des Garautiekomitecs an die Regierungen. Sächsische Volkszeilung — Nr. 167 — 22. Juli 1921 Der Eiinsebub Fränkischer Dorfroman von Di na Ernstberger (Nachdruck verboten) t62. Fortsetzung.) Sie nahm sich vor, den Tag der Abreise noch so lange hi»- auczuschieben, als sich dies mit der früher gesagten dringenden Eile ihrer Heimkehr nur einigermaßen vereinbaren lieh. Ihre gute Slimiming aber war dahin. „Es ist doch nicht recht getan, daß wir während meines Ausenihaltcs nie die einstigen gemeinsamen Plätze unserer Kin- dcrheldentaien aussuchten," sagie sie plötzlich, auf ein anderes Thema überspringend. „AIS ich hierher fuhr, an dem großen Hüteanger vor dem Dorfe vorbei, war mirS, als sähe ich einen blonden, hübsitzen »'siinsejungen, iiiinilien seiner Schützlinge im Grase sitzen und dicht an seiner Seite die geschwätzige Pro- sessorslore. Alles ist hier noch ganz wie sonst. Sogar der große Dornbusch aas den, Anger sieht n„ch unverändert, nnd wie vor viele» Jahren sah ich dort spielende Kinder ihre Gänse hüten. — Wie, Vetter, was hätten dazumal die beiden Kleinen wohl gesagt, wenn jemand ihnen vorhcrgesagt Härte, daß sie nach langen Jahre» einst unter solch veränderten Verhältnissen sich wieder gegenübertreten.' Joseph streifte umständlich die Asche von seiner Zigarette in den bereilstchcndcu Behälter, dann sah er zur Fragenden hin über. „Ich kann mich nicht mehr in die Gefühle des kleinen Flick- schuslcrjosephs denken, gnädige Frau. Auf keinen Fall hätte er an solch gewaltigen Umsturz der Verhältnisse geglaubt." „DaS nenne ich wahr gesprochen, wenn Sie sagen, Sie können sich nicht mehr in die Gefühle des kleinen Flickschustcr- lcsephs denA-n, marc mer-l die» wohl, da» zeremonielle „gnädige Frau" klingt furchtbar steif und förmlich unter alten Freunde» und Bekannten." „Das may wohl sein! Doch greift die Freundschaft weit zurück. — Die Jreundschrftscechte der Kinderjahre verjähren schnell; — ein Tor, wer das nicht früh begreift. Die Verwandt schaft aber ist mir noch z» neu, um schon den richtigen Ton im Verkehr hcrauSzufinden. Zudem, ich habe mir stets schwer getan im Verkehr mit Damen; war stet» da etwas unbeholfen. Ich habe meine Jugend aus dein Dorfe verlebt. Der Dörfler m chi sich immer noch' bei mir benurldar." Ein weiterer hollLndischer Kredit Berit», LI. Juni- Bei Bekanntgabe des Kredits von 150 Millionen Goldmark wurde mitgeteilt, daß die Verhandlungen mir internationalen Finanztreisen zwecks Beschaffung weile,er Kredite fortgesetzt werden. Wir erfahren heute von d:: Reichs» bank, daß durch Vermittlung des Bankhauses Mend-lSjohn u. Ec- in Amsterdam es gelungen sei, inzwischen einen neuen Kredit von 50 Millionen Mark für die Reichrbank ,u beschaffen. Verhandlungen wegen fernerer Kredite schweben. Flottenba« «nd Abrüst««s London, 21. Juli. Eine starke Gruppe im Unterhaus ver» sucht, den Bo» von vier neuen Kriegsschiffen, der >m Etat vorae'eh « ist. zu verhindern. Dagegen betone» WIfton Ehurchill. Beatty und ihre Anbänger» daß, wenn diele v'er Sck'fse nicht erbaut werden, die britische Flotte auf den dritten Rang unter den See mächten kier-ibgesehl sein werde. Die M-kncheit im Unterhaus« ist aber der Ansicht, daß ine Washingtoner Konferenz es uneiwimicht erscheine» lsiße, weitere Ausgaben für Marinrrüstiiiigen zu mache». Tie Minderheit beliarplet, man solle das Ergebnis der Konwr-nz abwaric», das Vauproaramm könnte nachher obgeäud-rt werden. Wenn tue Konferenz kein EigedniS bringen sollte, sei England in ernste G.fahr geraten. Demission Lloyd Georges? Parka, 21. Juli. Nach dem „Petit Parisien* betrachten in- formieit« Kreise die englischen Verhandlungen mit wach'eicker Skepsis. Lloys George sei iest entschlossen, eine Einigung zu crzielcn. Sollte die« Wider Erwaiten nicht möglich sein, so rechne mau gegebenenfalls mit einer Demission Lioyd George». Rotterdam, 21, Juli. „Manchester Guardian" bringt eine Unterredung leine» parlamentarsichen Mitarbeiter» mit Lloyd George. Unter anderem bezeichnet Lloyd George neben der »beischlesischen Frage auch die Sanktionen als eine Sache, die gleichfalls die englischen Interessen berühre und bet der er nicht einiehe, wie Enaland leinen Standpunkt aufgeben könnte. Ueber Irland sprach Lloyd George, daß ein« Selbständigkeit Irlands über de» Rahmen der gemachten Zugeständnisse hinan» nicht möglich sei «nd daß er kein solche» Abkommen mit seinem Namen decken wccde. Der Wiederaufbau Berlin, 21. Juli. Die „Voss. Ztg." veröffentlicht einen An«, zug aus der Veiv'.dnung über Sachleistungen <ür den Wie deraufbau. Die Verordnung geht von der Grundbestiwniung aus, daß die sür den Wiederaufbau erforderlichen Warenmengen nach Möglichkeit ans dem Wege freier Vereinbarung auszubringcn sind. Nur soweit sic auf dicicm Wege nicht beschafft werden rönnen, sollen sie von LeiNungSverbänden oder von den Inhabern der einzeln«»! Betriebe selbst angefordeit weiden. Die Leistung?verbände sind in erster Linie die Länder, daneben hauswirtschastliche, gewerbliche und kausniäninsche Verbände, mit Genehmigung des ReichSm nisterS für den Wiederaufbau. Die Anforderungen der Leistungen erfolgt durch dir AttfordeinngSbebörde. Englisch-italienischer Zusammenschluß (E'gcner Drahtber,cht der „Sachs. V o l k S z e i t g.") Rom, 22. Juli. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß England und Italien in wichtige» außenpolitischen Fragen eine gemeinsame Linie verfolgen. Dieses außenpolitische nähere Zusammenrücken von Rom und London ist vor allem die Folge der französisch-belgische» Machtpolitik, die, wie von italienischer diplomatischer Seite bestimmt versichert wird, unter keinen Um ständen von Italien irgendwelche Stützung erhält, bisher nicht erhalten habe und auch in Zukunft nicht erhalten werde. Die amerikanischen Witrtschaslsvcr Handlungen mit dev Tscheko-Slowakai (Eigener Drahtberrcht der »Sachs. VolkSzeiig.') Berlin, 22. Juli. Die amerikanische WirtichaflSdelegat'on, die am Montag aus Brriin in Prag angelommen ist, reiste heute nach Wien ab- Ihr Führer äußerte sich »ach einer Ausgestaltung de« HandelSvcrkchr» der Tschecho-Slowakai mit den Berein'gien Staaten wohl nach Befestigung der Valuta ermöglicht werden könne, das gelte auch für die anderen mitteleuropäischen Staasin. Die Ueberaabe Westungarns (Eigener Drahtbericht der „Sachs. V o lk« zei t g.") Wien, 22. Juli. Der deutsch-österreichischer, Regierung sind, wie mitgeteilt wird, weiter« Informationen über die Prozedur der Ueberaabe Deutsch-Wcstungarn» zugegangen. Danach haben dt« drei Ententegenerale, welche die Uebernahme Deutsch-WesiungarnS in Oedenburg durchzuführen haben, die formelle Instruktion er halten, diese Uebernahme sofort ohne Aufschub zu verlangen. Auf das Wort .sofort« ist besonderer Nachdruck gelegt. Weiter ist der deutsch-österreichischen Regierung mttgeteilt, daß zwischen der Ueber nahme der westungarischen Verwaltung durch die Entente-Generale und der Weitergabe der behördlichen Funktionen an die deutsch- österreichische Regierung kein Zwischenraum liegen w:rde. ES be steht jedoch keine Möglichkeit irgendwelcher Verschleppung. „Ei, waS Sie sagen! Das ist mir neu! — Der Dörfler ha- sich, wie ich sicher weiß, mit staunenerrcgender Leichtigkeit au' dem glatten Parkett des Salons zurecht gefunden. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und bestaunt. — Nnd WaS de» Verlor mit Damen betrifft — hm! Marianne, was sagst du dazu. Glaubst du, daß dein Mann da unbeholfen sei? —" Marianne ordnete ein Körbchen frischer, roter Kirschen als Nachtisch, während sich die beiden nnierbielten. Sie bemühte sich jetzt zu lächeln. „Ihr vergeht sa ganz die guten Früchte mit dieser inter essante» Unterhaltung." sagte sie, Lores Frage umgehend. „Ev wird gekränkt sein, wenn ihr den selbstgepflückten Früchten nicht mehr Beifall schenkt. Bitte, Lorel Soviel ich weiß, ißt du sie gern." Sie hatte Lore die Früchte gereicht. „Und ich, Marianne? Willst du mir nicht auch etwas- von diesen Herrlichkeiten geben?" sagte Joseph, seine Frau liebevoll ansehend, als sic die Kirschen wieder ans de» Tisch znrückstellen wollte. „Verzeih! Ich dachte mir, du nimmst dir selbst," sagte sie ihr Tun entschuldigend. „Aus deiner Hand schmecken sie mir aber b.sje>," erwiderte ee galant, während, Marianne für ihn die schönsten Früchte auS- suchie. „Soll diese Bcinerkuiig wohl eine Ihrer Unbeholsenheitcn im Verkehr mit Damen sein, verehrter Vetter?" begann Lore aufs neue mit nervösem Lachen. „Wo mau nicht anders scheinen muß, als wie man eben ist, da ist man meistens auch nicht unbeholfen. — An den Ver kehr uni meiner Fraa dachte ich da nicht, als ich von Unbeholfen- heilen im Verkehr mit Damen sprach. Marianne macht nicht Anspruch auf galante Phrasen und Salonmanieren — ihr ist die offene gerade Art des Dörflers lieb. Sie weih, daß alle» von Herzen kommt." Marianne war »roh, als Ev sie mitten in dieser Ausein andersetzung in die Küche ries^ Ihr war der Gang der Unter haltung peinlick geworden. Mit feinem Gefühl hatte sic da» Herausfordernde Lores erkannt; erkannt auch die gereizte Stim mung in Josephs Antworten. Sie sah es nicht mehr, wie eS bei ihrem Weggang in Lores- Augen freudig aufblitzte; wie ihre Finger »ngednld'g ans die Tischplatte iroinmclic», als Marianne sich für einen Mo ment nochmals in das Zimmer zurückwandle. „Aber, ich mache doch wirklich auch keine Ansprüche auf galante Phrasen. Ick sagte «S ja eben, daß ich dies iormelle „gnädige Frau" so ungern höre. Ich habe stets Ihren offene», Nr. 107. Seite » Russischer Hilferuf an Amerika lEigener Drahtbericht der „Sächs. Volk«zeitg") Wien, 22 Juli. Wie gemeldet wird hat die Sowjetregiermig sich auf vertraulichem Wege an die Vereinigten Staaten von Amnika gewandt mit dcm Ersticken, dem russischen Volke eine ausgiebig« Hilfe zu gewähren. Von amerikanischer Sette wurden folgende Bedingungen für eine solche Hilfeleistung gestellt: sofortige De mobilisierung der Roten Armee, sofortige Einführung der politischen Freiheit, in erster Linie der Pressefreiheit «nd der persönlichen Frei, beit, sofortige Autz'chreibiing von Wahlen für dte konstituierend« Nalionaloersammluna, Rückkehr für alle F'üchilinge aus Sowjet, rußlcmd Zwecks Weilerverhandlung hat die Sowjelregicrung Gorki nach London und Washington geschickt. Dte Cholera in Ruhland (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VolkSzeitg.'i Kopenhagen, 22. Juli. Einem Telegramm aus Helsiiigsois zufolge ist dort aus Moskau die Nacht eingegangen, daß die rujsi. scke Negierung daS Gouvernement Odessa für Cholera versucht erklärt hat. Im dortigen Gebiet rast die Epidemie mit umnn, änderter Heftigkeit. Waffcnfunde in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M.. 21. Juli. Zu den Wasfensunden in der Mcehlerschule teilt der Polizeibericht mit: Eine Durchsuchung der Räume ergab, daß ein früherer Student von dem Auto Kisten nach dem Keller transportieren lieh. Ferner befanden sich dort 60 Kisten Jnfanteriemunition nnd Benzintanks mit 409 Gewehre». Nach Angabe des verhafteten SchulperwasinS wurden die Tanls von einen, Studienrat dorthin gebracht mit der Angabe, es seien Steine für das Senckenbersche Muicum darin. Eine Untersuchung beim Studienrat förderte erhebliche» Belastungsmaterial zutage, außerdem gewisse Anhaltspunkte sür das Bestehen von Organisationen und sonstiges eine Reihe dc- karnter Persönlichkeiten be'astendes Material. Der Gang der Untersuchung hat ergeben, daß weitere Gewehre versteckt sein mußten. DaS führt« zu einer Untersuchung in einem Lolale auf der Hundswiese, wo über 500 Gewehre und 40 Kisten Muni, tion gefunden wurden. Die Lage der Reichseisenbahn Berlin, 21. Juli. Eine a»S Düsseldorf datierte Nachricht spricht von einem stark wachsenden Defizit der Eisen bahn und sieht als Ursache dafür und für die ständig zuriick- gehenden Leistungen der Eisenbahn die letzten Tariferhöhungen au. Die Nachricht ist unzutresfend. Auszugehen ist davon, daß die im Dezember 1920 durchgeführte Reform des Tarissystem» und die am 1. April 1921 in Kraft getretene Tariferhöhung di« Gütcrfrachten um annähernd 70 Prozent gesteigert haben. Noch den Tariferhöhungen sind die Einnahmen aus dem Güterverkehr im April jedoch nicht in diesem Umfange, sondern sogar um 80 Prozent gegen den gleichen Monat des Vorjahres gestiegen. TaS bedeutet besonders in Anbetracht der zahlreichen, im Hnckück auf die kommenden Frachterhöhungen im März vorgenominenen Vorwegbeförderungen eine Steigerung des Verkehrs um etwa 16 Prozent. Der Mai weist demgegenüber eine Steigerung der Ver kehrseinnahmen um nur 51 Prozent auf, in Wirklichkeit aber einen Verkehrsrückgang von annähernd 20 Prozent gegen aber dem des Vorjahres. Dieser Rückgang ist, soweit es die die er vorliegenden Meldungen erkennen lassen, auch im Juni noch nicht ausgeglichen. Die Gründe für das Nachlassen des Verkehrs sind in erster Linie neben der allgemeinen K on j nn k tu r a b schwli eh ung, in dem Ausfall des o b er sch l es i s ch « n Ver- kehrs und in den ständig fühlbarer werdenden Wirkungen dcc Sanktionen am Rhein zu suche». Stark beeinflußt werden die Verkehrsleistungen und infolgedessen die Einnahme» auch durch den Fortfall der Ueberschichte» im Ruhrrevier, In, Personenverkehr stiegen die Einnahmen nicht nur um das Maß der am 1. Juni durchge- führten Tariferhöhungen, sondern ioeit darüber hinaus. Die Entwicklung des Reiseverkehrs ist zurzeit durchaus zufriedenstellend. In dein Haushaltsvoranschlag ist der Fchllr betrag der Eisenbahn sür 1921 ans etwa 6,5 Milliarden geschätzt worden. Die inzwischen durchgesührte Erhöhung der Koh- lenp reise muß ihn um eine Anzahl von Hunderten von Milli onen erhöhen. Eine bestimmte Aeußerung über das finanzielle Ergebnis des Haushaltsjahres abzngeben, ist jedoch im übrigen jetzt, nachdem erst drei Monate desselben verflossen sind, lein Sachverständiger imstande. Das Ergebnis wird von der Gefiel- tung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse entscheidend beeinflußt. Jedenfalls ist aber bestimmt zu erwarte», daß der Fehlbetrag des Jahres 1921 ganz wesentlich hin- -ter dem von 1920 zu rückbleiben wird, ein Ergebnis, das in erster Linie auch aus die Tariferhöhungen ziirück.m- führen ist. Eine Denkschrift des Kronprinzen Rupprecht Die Deutsche Telegrnphcn-Jnsormation verbreitet eine ge heime Denkschrift des eheinaligen Kronprinzen Rupprecht non Bayern, die dieser im Juli 1917 dem Grafen Hertliug zugrheil ließ, und tn der er seine Gedanken über die Friedeiismöglich-i keilen darlegte. Er schildert zunächst die militärische Lage nnd geraden Charakter bewundert, »nd nun muß ich mein Ohr lag- lich mit diesem fremden, steifen „gnädige Frau" verletzen lassen. Verstehen Sic es denn nicht, daß ich Lore viel, viel lieber höre!' Mit ihrem liebenswürdigsten Lächeln sah Lore ihn an. Seine Züge blieben unverändert ernst. „Es lohnt sich jetzt nicht mehr der Mühe, meiner Znnze andere Worte anzulernen, gnädige Frau " sagte er auswrichcnd. „O doch! Um dieses .leine Wort Lore aus Ihrem Munde wieder einmal zu hören, würde ich all das Dringende, daS m'.ü heimrnft, übersehen und meinen Aufenthalt verlängern." Hastig kamen die Worte aus ihrem Munde; aus tz -ii Wangen brannten zwei grellrole Flecken. Josephs Oberkörper straffte sich Wie zur Abwcyr '-wwe tc sich tiefer in die Polster zurück. „Nein, gnädige Frau. Solch Ovfer um diese Nichägkci! — taS wäre zu viel verlangt. — Und dann — es würde anck um sonst gebracht. Ich halte nach zäher Dörflerart an dem fest, waS ick einmal gut nnd tzusscnd gesunden habe und passend cesi! siel mir der Tön im Verkehr mit anderen, den ich wähle, Fch finde das sonderbar, wenn sich Fernstehende beim Taufnamen nenne». Dies Vorrecht möchte ich nur bei meiner Frau ge nießen." Ganz ruhig und leidenschaftslos hatte er gesprochen. Lore aber war erbleicht; in ihren Mienen zuckle es: ibre Finger strichen nervös an den Falten ihres Kleides. Sckui d n> lang war es still, dann haftete sich ihr Auge kalt auf 'e» Sprecher; fast feindselig bliüie es- ans in ihrem Blick. — Sie wcllke eben die Lippe" zur Ewige'unna össn'n, da 'am Mari anne wieder in daS Zimmer gNLÜck. „Heute nachmittag könnten wir ja gleich einen Spazier gang hinaus a»f den Hüteanger machen," sagte sie schon unter der Türe. Lore amworteie nicht sogleich; sie schien zu überlegen. Dann plötzlich: „Ich will diesen Naiyrnittag dazu benutzen, um meine Sachen zu packen." Marianne merkte sofort, daß etwas LoreS Stimmung ge trübt hatte. Sie bemühte sich deshalb doppelt, IlebenSwürdii zu sei». „Aber auf den Tag wird eS doch nicht eilen. Bleibe noch ei, wenig," sagte sie herantretend. „Gott, was soll ich eigentlich noch länger hier?" entgegnet« Lcre im Tone nachlässiger Langeweile. „Ich wollte ja eigent lich einzig nur dich i» deinem neuen Heim einmal sehen, hevor . . . bevor . . sie schien zu zögern, dann endet« sie schnelli .Bevor auch ich ein neues Heim besitze und unsere Wege west von einander fuhren." (Schluß folgt?
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)