Volltext Seite (XML)
Die englische» Flottenrüstungeu London, IS. März. Long brachte im Unterhause das Flotten» bndget ein und sagte, die Flotte müsse stark genug sein, um ihve Pflicht mgenüber dem Reiche zu erfüllen. Es bestehe keine Flottenmacht, die England ernstlicb bedrohen könne. Nur die amerikanische wiche an» annähernd an die englische heran. Er denke, daß ein Rüstungswettbe- Werk mit Amerika England widerstrebe. Wenn irgend ein Wettbewerb mit Amerika eintrete, so hoffe und glaube er, daß dieser sich in de» Richtung einer Verminderung der Flottenstürken beider Nationen be- jgegnen werde. ?» Rücktritt des rumänischen Kabinett« i Bukarest, IS. März. Infolge der Opposition der Liberalen, der Konservativen und der Progressisten ist das Kabinett Vajda urückgetrcten. Der König hat den General AvereScu mit er Bildung einer neuen Regierung betraut. Da^ nerc Präsidium bc-y7is1.cn Landtages München, 19. März. In der gestrigen Vollsitzung des bayrischen Landtages teilte Vizepräsident Bauer mit, daß Präsident Schmitt tzurückgetreten sei. Die Präsidentenwahl wird morgen vorgenommen werden. Hierauf gab Ministerpräsident Dr. von Kahr bekannt, Laß er zum V rkehrsministcr t-n bisherigen Verkehrsminister von Frauendorfer ernannt Hai An die Spitze stelle er das Bekennt» ßli« strikten Feslhaltens an der Landesverfassung. Die Regierung stehe hierbei in vollem Einklang > sit der Reichswehr, der Polizeiwehr und der Einwohnerwehr. Auck e Arbeiterschaft sei in verantwortungsvoll bewußter Einsicht zur all meinen Freude zur Arbeit zurückgekehrt Hierauf stellte Regierungspräsident Königsbauer scsi, daß der bayrische Landtag unverrückbar auf dem Boden der Reichs- und Lan- be-verkasi'ing stehe. München. 20. März. In der gestrigen Gihnna de» Land tage» wurde Abg KöniaSbancr tBayr. Volk«» 1 zum Präsidenten de» Landtage», Abg Freiherr von .hallerstein (Soz.) zum ersten Vizepräsidenten gewählt. — Bei Besprechung de» Staatevertrage» erklärte BerkebrSminister Frnuenvorjer wegen des lieberem,igc» der bayrischen Post- nnd Telegraobenverwaltung aus das Reich: lieber allem siebt uns die Reichsversaisung Heute muß mehr denn je in uns die Erkennt, is leben, daß die Reichsverfassnng für alle ohne Ausnahme etwas Unantastbares ist Dem Vertrag wurde hier auf in erster nnd zweiter Lesung zuaest'nim». München!, IS. März, lieber die Vorgänge in Nürnberg machte Ministerpräsident Dr. Kahr in der Landiagssitzung Mitteilungen, wonach revolutionäre Matrosenabteilungen in Stärke ton 1200 bis 1400 Mann am Vormittag des. 17. März auf der Insel Schütt be waffnet erschienen waren. Um die Mittagsstunde schossen die Matro sen am Königstor aus den Häusern auf eine Abteilung Reichswehr „nd töteten und verwundeten eine Anzahl Fußgänger. Reichswehr- truppen erschienen und es kam zu eitlem Tumult,, wobei es eine grö ßere Anzahl Toter und Verwundeter gab. Am Nachmittage versuchte eine größere Menge, die Polizeiwache zu stürmen, was wieder zu Blut- vergießen führte. Es gab 23 Tote und 50 Schwerverletzte. Reichs wehr »nd Polizei sind Herr der Lage. Zur Beilegung des Streiks fan den Besprechungen zwischen der Streikleitung nnd der Reichswehr statt. Nack den heute nachmittag eingelaufcnen Telegrammen ist die Lage in Nürnberg ruhig. DnS Verfahren gegen Kapp und Genossen Berlin. 19. März. Der Okdrreichsanwalt hat das Verfahren gegen die Mitglieder der sogenannten Regierung Kapp, vor allem aber gegen Kapp selbst. General v. Lüttwitz, Herrn v. Jagow usw. bereits eingeleitet. Aunnf hör Gisenftcrftner Berlin, 19. März. Die vier großen Elsenbahnerorganisationen haben folgenden Aufruf erlaßen: An alle Eisenbahner! Die Unterzeich neten großen Organisationen des Eisenbahnpcrsonals hatten den Gene ralstreik ausschließlich zu dem Zwecke zugesagt, um die Wiederherstel lung der verfassungsmäßigen Zustände zu erzwingen. Nachdem der Zweck des Generalstreiks erreicht worden ist, Hallen die Organisationen in freier Entschließung an der ausgegekenen Parole fest, dm Verkehrs betrieb sofort wieder anfzunehmen. Für den erforderlichen Schutz der Arbeitswilligen soll gesorgt werden. Die Parole der Gcneralstreik- leitung, die Arbeit wieder anfzunehmen, ist keine Fälschung. Gewerk- schastsbimd deutscher Eisenbahnarleiter. Kartell der Eisenbahngewerk- schaftcn Deutschlands, gez. Quade, PluenS, Gewerkschaft deutscher Eisen bahn- und Staatsbcdiensteten, gez. Roth, Knoh.I, Allgemeiner Eisen bahnerverband, gez. Scaruppe, Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer, gez. Scharfschwert. An4 dem Ntnche Dresden, 19. März. In Altbayern, München, sowie der Obrrpfalz herrscht Ruhe; ebenso in Schwaben mit Ausnahme von Schwangau in der Oberpfalz, wo aber die Oberpfälzcr Bauernwehren die Ordnung wieder hergestellt haben. In Nürnberg ist gekämpft worden. Es werden 22 Tote gemeldet. Auch in Schwei nfurth und Hof herrschten Unruhen. Der Generalstreik hat in der Um gebung von Hof keinen Anklang gefunden. Die allgemeine Auffas sung geht dahin, daß die Regierung die nötigen Mittel in der Hand hat, um die staatliche Ordnung aus rechtzuerhallen. In Württemberg und Baden herrscht völlige Ruhe. Breslau, 19. März. Gestern nachmittag kam es bei der ^Schlesischen Zeitung" zu schweren Ausschreitungen. Die Menge stürmte das Gebäude. Sämtliche Fensterscheiben wurden zer trümmert. Im Maschincnsaal entstand eine Explosion, die auf den Papierlagcrraum Übergriff. Die Beamten konnten sich nur mit Müh« durch den Hinteren Ausgang retten. Einige von ihnen werden vcr- inißt. — Das Freikorps Aulock wurde bei seinem Abmarsch, den cS «entsprechend den getroffenen Vereinbarungen begonnen hatte, heute nachmittag auf der Schwcidnitzer Straße in heimtückischer Weise durch Feuer aus den Häufen, überfallen. Die Truppen setzten sich zur Wehr und säuberten di- Straße. Es kam dabei z„ einer längeren, sehr hef tigen Schießerei. Die Verluste sind noch nicht seftgestellt. Das Ge- neralkommando ist nunmehr nicht in der Lage, das bereits begonnene Herausziehen der Truppen aus der Stadt fortzuie»en. Berlin, Ist Mäiz Der O"erv>äsid n- v»n Kessel In Nreslan vat s-n Amt na» er lech» T-mc b.t>eide e niedergelegt. 9 er do t>oe Tn Pu »befehl-haver von Seli«e>ttw bl.ivt vorläufig noch im Amt Görlitz, 19. März. Seit der letzten Nacht ist der Verkehr nach Kohlfurt eingestellt, weil die dortigen Eisenbahner aus unbekannten Gründen streiken. Ferner sollen sich die Eisenbahner in Haynau, Sa- aan, Sommersield und Sohrau. also innerhalb dcS Direltionsbezirles Breslau, im AuSstand befinden. Wie weiter mitgetcilt wird, steht bei Weißwasser ein Personim^ig mitten auf der Strecke und kann seine Fahrt nicht fortsetzen, weil sich In der Nähe schwere Kämpfe anschei nend zwischen ReichSwehrtrpppcn und Roten Garden abspielen. Auch auf dieser Strecke wurde der Verkehr daher eingestellt. Kottbn», 19. März. Am 17. März morgens entsandt» der Garnisonälteste eine Abteilung mit Artill.-ric zum Durchstreifen der von Banden beunruhigten Gegend jüdisch köttbus. Die Abteilung säu berte die Stadt Drebkau und zersprengte auf dem Rückmarsch noch «inige Banden. Ein Hhftiqer Kampf entbrannte in Sachsenderf bet Rottbus. Die blutigen VerGSe der Banden waren schwer. Das Militär hatte zwer Tote r-.d stink Schwerverletzte nnd drei vermitzi«. Halle, 18. März. Durch Anlch <iq wird bekanntgemalt da» die verfassungsmäßige Regierung den demokratischen Abgeordneten Mechts- anwalt Dr. Schreiber zu Halle pnn Zivilkemmissar de- Etadtge- l ieles Halle bestimmt hat. Ihm inr -Seite ileht ein Ausschuß aller ver fassungstreuen Parteien. Dos Militär steh: jetzt aus dem Boden de* alten verfassungsmäßigen Regierung. Weimar, 19. März. Seit gestern herrscht hier Ruh«. LS finden Verhandlungen zwischen Bürgerschaft und^ Militär statt. Man sucht die Reichswehr zum Verlassen der M^dt zu bewegen. Der Rechts anwalt J>enck, der als Diktat,r in G-imar ausgerusen wnrtz«. de. Leiter der „Thüringer Lande-zeitung" von Etaegmann-Steiir. sowie andere Personen, gegen die Haftbefehle erlassen wurdeix, sind flüchtig. Kassel, 19. März. Amtlich wird mitgeteilt: Die Zahl der Opfer des gestrigen Tages beträgt 7 Tot« und 30 Verwundete. Dessau. 18. März. Der Generalstreik ist aufgehoben worden. Die Unruhen in Dessau haben in den letzten Tagen fünf Opfer ge fordert. Braunschweig, 19. März. Der Eisenbahnbetrieb ist wieder aus genommen worden. Die Zeitungen erscheinen wieder. In den großen industriellen Betrieben soll die Arbeit erst am Montag wieder ausge nommen werden. Magdeburg, 19. März. Der Vollzugsrat fordert in einem Aufrufe dazu auf, den Streik abzubrechen und die Arbeit am Sonn abend früh wieder aufzunehmen. kiel, 19. März. Die gestrigen Kämpfe dauerten bis in die Abend stunden. Erst nach Abmarsch der Reichswehrtruppen in die Kaserne von Kiel-Wick Irat Ruhe ein. In einer durch Vermittlung des Sta- ticnschess und des neugeschaffsnen Volksbeirates abgeschlossenen Ver einbarung wurde eine Linie festgesetzt, die von keiner Parier über schritten werden darf. In den Straßen sind durch das Mincnwerser- fcuer schwere Schäden angerichtet worden. Die Zahl der Opfer ist wahrscheinlich sehe hoch. Der Chef der Marinestation der Ostsee, Admiral EwerS, gab mittags bekannt, daß mit den Vertretern der Arbeiterschaft eine Eini gung erzielt worden sei. Der Rechtssozialist Garbe wurde zum Zivilgonverneur von Kiel ernannt. Essen, 19. März. Die Bergarbeiter sind im allgemeinen ter Aufforderung zur Wiederaufnahme der Arbeit gefolgt. Die Arbeit wurde wieder voll ausgenommen in Ostrecklinghausen, Nordbachum, Essen 3 und Verden. Im Revier Oberhausen ist nur die Zeche Lohberg noch ausständig. Aus anderen Revieren sind die Ver hältnisse zurzeit noch nicht festgestellt. Essen» IS. Mär, Eisen hat sich heute mittag der bewaffneten Arbeiterschaft »ach deftigem Kamvie ergeben Die beiderseitigen Verluste in den gestrigen und heutigen KLmtzfcn werden auf 800 Tote geschätzt.,, Düsseldorf, 19. März Die angciagte Wiederaufnahme der Arbeit ist durch kommunistische Elemente gewaltsam verhindert worden. 1 — » Die Laqe in Berlin' ' Berlin, IS. März. Heute mittag wurde in Berlin von Leuten in Stahlhelmen auf zwei Lastautos nach kurzem Ruse.Straße frei" unter die Bevölkerung geschossen. Von zuständiger Seite wird mit» geteilt, daß ds sich hierbei um von Spartakisten besetzte Kraftwagen und nicht um Regier»ng«tr»ppen handelt. Die Verfolgung ist aus genommen worden. Auch die von den Kommunisten verbreitete Nach richt, eS handele sich um Baltikumtruppen, stimmt nicht. Solche Truppen gibt es in Berlin überhaupt nicht mehr. — Infolge des Generalstreiks ist eS aut verschiedenen Bahnhöfen, so in Nieder- ichöneweide, Stra uß b erg, Fredersdorf und Hoppegarten, zu schweren Ansschreitnnaen gekommen. Von Berlin aus wurde ein Aanzerzug entsandt. Als heute gegen mittag zwei Panzerantos mit Reichswehrsoldaten, au» der Landsbergcrstraße kommend, den Alexandcrplah passieren wollten, wurden sie »sn der tansendköpftgen Menge angehaltcn und belästigt. Die Soldaten eröffnet«! i'asort Maschinengewchrfeucr, wodurch eine größere Zahl Personen getötet oder verwundet wurde. Im Polizeipräsidium sind zwei Tote nud v er Schwerverletzte zunächst nntergcbracht worden. Bei den gestrigen Ausschreitungen beim alten Schöneberger Nathause sind neun Offiziere getötet worden. Kleine Nachrichten Pari», 19. März. Gestern wurde in Pari« die Gewerkschaft der Intellektuellen gegründet. Sie will die Interessen aller Männer und Frauen verteidigen, die ihr Brot mit Geistes- und Gedankenarbeit verdienen. Paris, 19. März. Nach einer Havasmcldung aus Colmar ist dort ein Textilarbeiterstreik ansgebrochen. Mäerne kelriosren rsicüiialtiIsg io vrstkIkZsixsn kp»L.: ki«iT«n-Kst, u. 8pottp«Iro. Loliäs »IZssas ^ok«rtiiHsa»L kucrft naaü^lk>,ü ksvl ksinre. vresden-ü.» I'vrorNt 15V7V. »» sa» L1nx8tr»Lv Lb. Die Kämpfe in -einzig Leipzig, 19. März. Bei dm zwischen Vertreten: der Arbeiter- schast und der Militärbehörden In der Macht zum Donnerstag stattge- habijen Verhandlungen im Beisein des sächsischen WirtschastSministers Schwarz wurde eine Vereinbarung getroffen, die die Herbeiführung des Friedenszustandes in Leipzig ermöglichen sollten Tie Arbeiter nah men jedoch in den von ihnen abgehaltmcn V-rsammlungen diese Ver einbarung, die u. a. die Entwaffnung der Arbeiter bis zum 20. März vorsah, nicht an und eröffnten um >2 Nhr mittags wieder den An griff. Hierin erblickte der Stadtkommandant General Sensft von' Pils ach einen Bruch des Abkommens und erteilte nunmehr den Befehl zur Alarmierung der Reichswehrbrigave > 19 und zum Einmarsch in die Siadt, um dem bedrängten Zeitfteinulligenregimcnt zu Hilfe zu kommen. Weiter wurde 'er verschärfte Belagerungs zustand über Leipzig Erhängt. Bis in die Nacht hinein wütete ber Kampf, bei dem von srtten der Truppen auch Artillerie verwandt wurde. Die Arbeiter haben überall BaMkaden errichtet. Sin Militär flugzeug warf Bomben auf den Iohanuisvlatz ab; ein anderes Flug zeug, das zur Erkundung über der Stadt kreiste, wurde von den Ar beitern abgeschossen, wobei der b.ckinnte MilitLrfliegerleutnant Büch ner den Tod fand." Die hauptsächlichsten öffentlichen Gebäude, wie das Hauptpostamt, der Hauptbiynhos, da« Rathaus usw., tzefindm sich auch heute in den Händen der Z-itsreiwillig-n. Die Kämpfe dauern bis zur Stunde noch an. Ue-er die blutig'» Verluste aus den Kämp fen seit Mittwoch nachmittag ist Bestimmte« bisher noch nicht bekannt geworden, doch sollen sie auf «eiten der Arbeiter zt-mlich groß sein. Man spricht von Hunderten »on Toten und Verwun deten. Lraade», I». März lieber di« Lage in Leipzig am Freiing nachmittag » Uhr ersnhren wir Folgendes: Da der verein- darte Waffenstillstand nicht gehakten wardrn »nr. hntte sich die Lnge gefährlich ,»gespitzt. Brr Oberbefehl»haber war dnher g»- zwnngen, sie möglichst schnell zu kläre». Nachdem die »edingunßen, dir er zur baldigen Wirderherstrlnna der Ordnemg gestellt hatte, »icht angenommen worden war«», setzte die R,ich»wehr i» de» Nachmitt«g»st«nden mit starke« Kräften zum Angriff» an. Der An griff ist rasch ««» dr» Innern der Gtndt »ach Oste«, Gäben »nd Weste» vnrgrtragr» werden »nd demnach »ssendar de, Ar tel, begleitet gewesen. — >«f den Wirtschaftlminister Schwarz ist in Leipzig au» ber Nähr geschaffen werden, der Gchmß ader fehlgegangen. Dre»»e», 1». März, »er A,«nah«r»ustn,d i, Leipzig ist ven der Regierung »ur wegen der drängendrn Netlage de» Auge», dlick» »erhängt worden. Die Regierung hat damit ihr« Absicht, «achse» dem Belagerung»,ust„d zu »«freien, »icht durchkreuzt, sen- der, wird sefert nachdem in Leipzig die Lage geklärt sei, wird, de, >u»nahmezusta»d wieder a,shede». Al» Zipilkemmifsar beim Ober- befeblShadr, Leipzig ist de» der stchsischeuHugierun, Herr «tepha, ernannt werde», der de» Auftrag hat. m» WHertreten» der Karteien andauernd die verdinduug a»ft«chtz»erhälmi" Bericht der Reich««ehrbrigade Leipzig, 19. März. Ueber die Ereignisse in Leipzig teilt un« der Stab der Rkichswehrbrigade 19 folgendes mit: Am Sonntag den 14. März hatten nach Schluß großer Massenversamm- lungen veranstaltete DemonstrationSzüge zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und den den Ring um die innere Stadt abspervenden, am Abend vorher eingcrusenen Zeitfreiwilligen geführt. Der Montag führte nach erneuten Massenversammlungen in den Vor- mittagsstundjm zu einer in immer steigendem Maße um sich greifenden Bewaffnung der Arbeitermassen, deren Führung zugleich immer mehr nach links in radikalste Hände zu gleiten begann. Gleichzeitig verstärkte sich von den Vorstädten her immer mehr der Druck, immer zahlreicher drängten bewaffnete Massen gegen die von den Zeitfreiwilligen besetzt gehaltene innere Stadt, zumal seit Montag alend und mehr noch am Dienstag infolge Massentransporte von auswärts bewaffnete Trupps nach Leipzig Hereinzuströmen begannen, wodurch sich in den Abend stunden mehrfach Schiißereicn an verschiedenen Stellen der Siadt ent wickelten. Eine am Nachmittag des 17. März veröffentlichte Erklärung des Befehlshabers Wcstsachsen und Führers der Brigade 19 General major Sensst v. Pilsach. nach der am Abend ein mit allen Vollmachten ausgestattet»S Mitglied der sächsischen Regierung in Leipzig eintresfen werde, brachte nur eine vorübergehende Erleichterung der Lage. Die im Beisein des von Dresden am'17. März abends in Leipzig singe- kroffeney Minister Schwarz zwischen Generalmajor Sensst von Pilsach und dem Vertreter d»w Leipziger organisierten Arbeiterschaft, dem Abgeordneten der Volkskammer Lispinski (U. S.) geführten, sich bis in die Morgenstunden des 18. März hinzichenden Verhand lungen zeitigten als Ergebnis ein Mkommen, nach dem unter vorläu figer Einhaltung einer vom 17. März 10 Uhr absnds aaberanmten Waffenruhe in der Hauptsache u. a. der Abbruch des Generalstreiks, Abgabe der Waffen, sowie Zurückziehung der Zeitfreiwilligen aus der Stadt und deren Unterbringung in den um L.ipzig gelegenen Ort schaften vetzinbart wurden. Nach Erfüllung dieser Hauptbedingungen sollte der endgültige Friedenszustand eintreten. Dieses Abkommen so wie die vereinbarte Waffenruhe wurden jedoch von den lewassneten Massen von Anfang an nicht eingehalten. Vielmehr kam es gerade in dir Nacht vom 17. aus den 18. März mehrfach zu durch Angriffe der Massen aus dieZeitsreiwilllgen verursachten Schießereien in verschiedenen Stadtgegendcn, neben denen Haussuchungen nach Waffen, Plünde rungen und Barrikadenbnu in den in der Hand der bewaffneten Massen besindtthen Stat-'^ en hwgii.-en. Da schließlich am 18 Mär» mit tags 12 Ubr starte erneute Angriffe auf die Ze!!f e>>a "?gen am Bahn- Hofe und am Angustnsplah einsetzten, !ah sich der Befehlshaber West- sachscns gerwnngen. den Waffenstillstand als gebrochen »u erklären und aus eigener Machtvollkommenbeit erneut den Ausnahmezustand über Stadt und Amtshauptmannschaft Leipzig «n verhängen. Diese Maß nahme ist inzwischen seitens des sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Gradnauer gutgeheißen und auf die gesamte Kresshauvttnannschast Leipzig ausgedehnt worden. Generalmajor Sensst n. Pilsach wurde zum Beiehlshaber der Kreishauptmannschast ernannt Von ihm sind am 19. März 12 Nhr mittag dem bei ihm erschienenen Führer der Unabhängigen Lipinski eine Reihe von Grundbedingungen für eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Ruhe nnd Ordnung in Leipzig kekanntgegeben worden, in denen verlangt wird, daß die organisierte Arbeiterschaft sofort ihre Stellungen aufgibt, sich von den Straßen zurückzieht nnd die Arbeit wieder auinimmt. Ferner sind sämtliche Waffen in außerhalb des von den Truppen zurzeit belegten Stadt kernes angelegten Sammelstellen abzugeben und Gefangene oder Geiseln sofort dem Polizeiamte zuzusühren. Die militärischen Maß nahmen zur Brechung jeden bewaffneten Widerstandes seiten« der Aufrührer sind zurzeit im Gang«. Dir Lage in Sachsen Wie uns ani eine Erkundigung mstgeteilt wird, siebt man in Kreisen der sächsischen Regierung die Lage in Sachsen heute ssir wesentlich geklärter und beruhigender an. In Ostsachsen herrschten: allgemeinen Rübe. D'c Nachricht, daß der Kommunist Hö'z sich Zwickau» bemächtigt hat. hat sich nicht bestäftat. In Zwickau herrscht Ruhe, ebenso im Vogtland bi» aus Falkenstein, wo Holz sein Wesen treib». OsGatz, 19. März. Die Entwaffnung der Einwo hner wehr wurde hier mit Rücksicht auf die Beschlüsse der Volkskammer von einer stark besuchten Volksversammlung beschlossen. Im übrigen beschloß die Vcrsamnilung, solange im Generalstreik zu beharren, bis eine erneute Weisung von der Bezirksleitung erfolgt. Werdau, 19. März. Der Generalstreik, der vorgestern früh abgebrochen worden ist, ist gestern vormittag 10 Ubr wieder ausgenommen worden. Das Elektrizitätswerk a. d. Pl. stellte die Lieferung von Strom ein, sodaß u. a. die hiesigen Zeitungen nicht in dem gewohnten Umfange erscheinen konnten. Löbau, 19. März. .Ein« Volksversammlung sank! gestern nachmittag auf dem Altmarkte statt, der zahlreiche Teilnehmer zuströmten. Als erster Redner sprach Bezirksschulrat Dr. Wünsche, der mitteilte, daß eine Einigung der Sozialdemokratischen Parteien statt gefunden habe. Von der Demokratischen Partei sprach Parteisekretär Nicolai, der vor Ausschreitungen warnte und alle Parteien ermahnte, die kommenden Ereignisse in Ruhe abzuwarten und sich zu keinen Aus schreitungen hinreißen zu lassen. Nach einer Stunde löste sich die Ver sammlung in Ruh? auf. In allen Fabrikletrieben wurde wieder ge arbeitet. — Die Bergarbeiter i« Luga«»vel«n1tzer Kohlen, gebiet haben die Arbeit unter folgenden Bedinaunacn wieder auf- aenommen: 1. Abgabe der Waffen der Bürger an die Ak«ion»auS- ichüffe, 2. Auflösung der Zeitsreiwllligen-Regimentcr, 3. Bcsctzuna der Offiziersstellen in den Einwohnerwehren durch intelligente organisierte Arbeiter, 4. Schärfste Kontrolle der Koblenverteilung durch die Arbeiterschaft, d. Entlassung der politischen Gefangenen Bei Nicht erfüllung diesrr Forderungen wallen die Bergleute wieder in den Generafftreik trete».'s-, ^ H Eini^ Käüdgebüng'deS sächsischen Lindes- -p» arbeit-reales Wie uns gemeldet wird, erläßt der Vollzugsausschuß de» Sächsischen Landes-Arkeiterrate« folgende Kundgebung a» die OrtSarbeiterräte und Aktion»au«schüffe: „Durch das Vargehen der Berliner Putschisten sind die OrtSarbeiterräte zum großen Teil erneut in Funktion getreten. Außerdem haben sich in den ver schiedensten Städten sog. »ktionSaurschiisie gebildet. Für daS Tun und Handeln dieser Ausschüsse ist. die Ausstellung von bestimmten Richtlinien, die nur von einer Kantralle au« erfolgen können, eine Notwendigkeit. Die hierfür gegebene Zentrale innerhalb Gachscn» ist vorläufig der durch die Revolutian 'M8 geschaffene Landc»- Ardciterrat. Wir fordern daher die Ortsarbeiterräte und Aktions ausschüsse auf, unverzüglich ihre Adressen dem Bollzug»au»schnß de» Lande« - Arbeiterrats mitzuteilen, damit von hier au« die not wendige Ordnung und einheitliches Handeln in die Wege geleitet werden kann. Wir warnen davor, sich ohne weitere« ln« Fahr- waffer der unter kommunistischer Leitung befindlichen Ardeilerrätr zu begeben. Die Ausstellung de» auf dem Chemnitzer Kongreß be schlossenen Programm« besagt schon, wohin die Reise gehen soll, nämlich man versucht dort, die Arbeiterräte und Aktionsausschüsse in da« kommunistische Fahrwasser hineinzubringen. Der Vollzugs ausschuß de« Lande« - Arbeiterrat» wird unoer«üglich mit der säch sischen Regierung in Verhandlung treten, um Richtlinien für di« Tätigkeit der UktionSauSschUffe und Ardeilerrätr mit der Regierung zu vereinbaren. Wir bemerken, daß nnr der Vollzug«au«schuß de- LandeS-Ardeiterrat« hierzu tefugt ist und irgend ein» andere will kürlich gebildete Zentrale bei der Regierung wohl nicht die ge- «Unschte Beachtung finden würde." — »»r s8chfisch,r »e»et»»«b,««tr«d»»d. dt» Gewerk- schast der Beamte«, »ngeßetztrn »,d »»Wärter tm Gemeindadirnße hat f«l««»d« «»»dtztduu, ,»r »«Mischen «»,, drichl,Ienr M« sächsische» «e»tlndebt,«ttn stehen ei«»edr»k ihm« Tr«n«id«» ra«kh«ltlo» auf dem »ob«, de» »erfaffuug. »i« ,«tz«„ R,»rd»»„