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Nr. 48 — LO. Jahrgang Gonntaa den LS. Fedruar MchsMeUMsMullg ^ w-rd-n dlc »aewnlt^ne PcMMi-oder dorcn R-mm mit Erscheint täglich «ach«, mit Ausnahme der Sonn, und Festtag». «»«gäbe 1 mit .Die Fett in Wort und Bild- viertelsttbiltch 2.1» 41. In Dresden durch Boten 2,4» 4t. In ganz Deutschland sret HauS 2 82 41: in Oesterreich 4,4» L «aSgabe v ohne illustrierte Beilage vierteljährlich 1,8» 41. In Dresden durch Boten 2,1» 4t. In gan, Deutschland srei Hau» 2,2» 4«: in Oesterreich 4,07 ic - Eiuzel-Nr. I» 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die »gespaltene Petitzeile 15 1 RcNamen mit 5» 4 die Zeile berechnet, bei Wiedeiholungen entsprechenden Rabatt, «nchdrnlkerri. Redaktto» und «rschäftSstelle! Dresden, PtUntqer Strafte 4». — Fcrusprecher 1»«» Für Rückgabe unverlangt. Schriftstücke keine Verbindlichkeit " bRcdallioiiS-Sl'rechsluiioe: II bis 12 Uhr. wi^>-i5r 0888v8dl-/z :: 87^888 80 brviliottd- un» ^tollsr-^usnskmsn Vobßi'öüvi'unxvn lOnlio»d>I»si> 8port " «0 pevlss müllig rol.-^nmoiclungtVS? Kaktee-OenuL ist teuer, wertlos, ßesunciIieitsscIiLc>i8L»cI. Kakao - Oenuü ist billix, vertvoll kür LrnLkrung uns Oesunäkeit, vvovlsclimeekeiiä una bekömmlieb. ^jr empiöklen unsere Sperialsorteo ru 80, 100, 120, 140-200 ?kg. per pkunä. Oerlinx L kockstrok, vl'egäen. dlleclerlsgen in slien Sigätteilen. Für ven Monrt Mürz abonniert man auf die „Sächsische Bolkszeitnng" mit der täglichen Roman beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von bb Pfg. (ohne Bestellgeld), durch den Boten ins HauS VO Pfg. Bezugspreis auf die Ausgabe mit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Die Zeit in Wort Die Kronprinzenreise nach Rom. Dresden, den 26. Februar 1SI1 Die internationale Freiiiiaurerel bestürmte den Kaiser immer kühner, nach Roni zu gehen, um den Gedenktag der Wegnahme Noms gemeinsam mit den ^alieni.then Na- thanisten, Sozialisten und Brüdern zu feiern. Nun machte der Kaiser diesen Treibereien ein Ende, indem er bestimm e, -aß das Kronprinzenpaar im April die Glückwünsche des Kaisers in Rom überbringen wird. Der Deutsche Kaiser aber geht nicht nach Rain. Er re spektiert es, daß der Heilige Stuhl das heurige Jahr als ein Trauerjahr erklärt hat, das es dem Vatikan unmöglich machen würde, einen Souverän gastlich zu empfangen, der an den Festlichkeiten des jubilierenden Jung-Jtalien teil genommen hätte. Der deutsche Kaiser läßt sich nicht von den Nathanisten als Sturmbock gegen den Vatikan gebrau chen. Dabei ist er natürlich weit davon entfernt, diese echt kaiserliche, echt deutsche, echt ritterliche Respektierung der Empfindungen des Vatikans zu einer Unhöflichkeit gegen über dem Volke und der Dynastie des verbündeten Italien zu machen. Fällt ihm nicht einl Er hat das deutsche Kron prinzenpaar, das auf der Rückreise aus dem Orient sich be findet, beauftragt, einen Abstecher nach Nom zu machen, dort dem italienischen Königspaare sich vorznstellen und ihm im Namen des deutschen Kaiserpaares zum Jubiläum der Gründung Neuitaliens zu gratulieren. In einem Hand schreiben an den König von Italien hat Kaiser Wilhelm noch eigens seine Glückwünsche niedergelegt. Aber nach Rom geht er in diesem Jahre nicht. Die Berliner Erklärung hat im Lager der Nathanisten Italiens und"Deutschlands wie eine Bombe eingeschlagen. Seit Wochen bearbeitete die ganze Freimaurerpresse des Dreibundes den deutschen Kaiser, damit er die Nomfahrt unternehme. Er sei das dem Dreibunde schuldig: Italien würde sonst ein Bündnis mit Frankreich eingehen: aber auch die Gefühle der deutschen Protestanten würde es ver letzen, wenn der Kaiser dem Papste und dem Zentrum zu liebe die italienische Nation beleidige. Man setzte dem deut schen Kaiser förmlich den Revolver auf die Brust. Tag für Tag brachte die liberale Presse Deurschlands und Oester reichs Unterredungen mit italienischen Politikern, wie Ferrari, Marini, Cirmeni, Chiementi u. a.,. die alle die schrecklichen Folgen schilderten, die eintreffen würden, wenn .Kaiser Wilhelm nicht zur römischen Ausstellung käme, und ihm bald sein Ja abschmeicheln, bald abpressen wollten. Das eine Mal sagte man, der Besuch Roms könnte ja unmöglich eine antivatikanische Deutung zulassen, das andere Mal, Kaiser Wilhelm müsse sich endlich zwischen Vatikan und Ouirinal entscheiden. So wurde Tag für Tag in der skan dalösesten Weise, von Palermo bis Hamburg gehetzt. All diesen Hoffnungen hat der Kaiser mit männlicher Entschiedenheit, die in diesem Falle auch eine eminente po litische Klugheit verrät, ein Ende bereitet und der Drei lund wird darunter nicht im geringsten leiden, daß man die Gefühle der katholischen Bevölkerung der drei Reiche achtet und sich nicht für nathanistische Demonstrationen gegen den Papst hergibt. Wenn es auf die Nathanisten ankäme, wäre der Dreibund ja längst in die Brüche gegangen. Das offizielle Italien mag aber aus dem Vorfälle eine Lehre für die Zukunft ziehen. ES mag erkennen, dast ihm das Nathanistenregiment nur moralische Niederlagen in Europa bereiten. ES möge sich aber auch endlich zur Ueber- zeugung durchringen, daß die Gutmachung des Raubes von 1870 bezw. die Verständigung zwischen Ouirinal und Vatikan nicht so sehr im Interesse deS letzteren gelegen, sondern vielmehr eine Existenzfrage für Italien ist. Nicht nur, daß die katholischen Souveräne noch niemals durch einen Besuch des Königs in Rom dieses als Hauptstadt Italiens anerkannt haben, auch nichtkatholische Herrscher, wie eben der deutsche Kaiser, weichen dieser feierlichen An erkennung nach Tunlichkeit aus. Wer schon Nom nicht als die Papststadt anerkennen will, der rechnet doch wenigstens mit der Tatsache, dast in Nom zwei Souveräne residieren, der seit Jahrhunderten dort residierende, jetzt aber Entrech tete im Vatikan und das Oberhaupt des jungen König reiches Italien auf dem Ouirinal. Wenn letzteres sich ohne Vorbehalt anerkannt sehen will, dann ist es seine Auf gabe, sich zuerst eine Versöhnung mit dem Vatikan zu er wirken. Politische Rundschau. Dresden, den 25. Februar 1911. — Im Reichstage ist am Freitag die Militärvorlage mit 247 gegen 63 Stimmen und 1l Enthaltungen angenom men worden. Nun folgte der Militäretat. Abg. Erzberger vom Zentrum leitete die Debatte ein: er lobte die sparsame Etatsanfstellung, wenn er auch in dieser Hinsicht noch mehr forderte. Dann ging er die einzelnen Punkte durch, for derte besonders Einschränkung der Kontrollversammlungen und Abschaffung von Monopolen. Abg. Noske (Soz.) trst für Erhöhung der Soldatenlöhnung und Verkürzung der Dienstzeit ein. Der Freisinnsmann Müller-Meiningen sicht in einer erhöhten körperlichen Ausbildung der Jugend die Garantie für ein gutes Heer. v. Liebert (Rp.) ging auf die Fremdenlegion ein und forderte scharfen Kampf gegen diese. Der Kriegsminister v. Heeringen ging auf alle die angeschnittenen Fragen ein. Seine Ausführungen fanden hohen Beifall im Hause. — Im Preußischen Abgeordnctenhanse geht die Etats beratung flott weiter. Die Etats der Staatsschuldenver- waltnng, der Zölle und indirekten Steuern und direkten Steuern fanden ohne große Debatten ihre Erledigung. — Zum Besuche des Kronprinzenpaarcs in Rom schreibt die „Nordd. Allgem. Zeitg.": „Die Mitteilung ist in den größeren deutschen Zeitun gen durchweg sympathisch ausgenommen worden. Eine Ausnahme machen zunächst nur das „Berl. Tagebl." und die „Voss. Ztg.", die in rührender Uebereinstimmung wie der einmal an einer Entschließung der Negierung herum mäkeln, allerdings mit folgendem Unterschiede: Die „Voss. Zeitg." schreibt die Entschließung über den Kronprinzen besuch in Rom als Sieg dem Vatikan, das „Bert. Tagebl." sich selbst aufs Konto. Es wird den beiden Blättern über lassen werden können, die Frage, welches von beiden recht hat, unter sich auszufechten." Gegenüber den Pressestimmen, die das Unterbleiben der Kaiserreise nach Rom als die Folge eines vatikanischen Druckes auf Deutschland hinstellen, betont der „Lokalanz.", daß seitens des Vatikans zu keiner Zeit und in keiner Form der Versuch gemacht worden ist, eine Pression auf die Ent- schließnngcn des Kaisers ansznüben und daß somit die kai serlichen Dispositionen in Bezug auf die Art und Weise, wie der Monarch dem befreundeten Italien die herzliche Anteilnahme Deutschlands an seinem Nationalfeste zum Ausdruck zu bringen gewillt ist, durch eine etwa er betene Rücksichtnahme auf den Vatikan nicht beein flußt werden konnten. — Erweiterter Kellncrschutz. Eine Reihe von sozial politischen Organisationen bitten um Berücksichtigung nach stehender Vorschläge im Interesse der Angestellten des deut- scheu Gastwirtsgewerbes: „1. die am 23. Januar 1002 auf Grnnd des 8 120 a Absatz 3 der Gewerbeordnung vom Bundesrate erlassenen Bestimmungen über die Beschäftigung von Gehilfen und Lehrlingen in Gast- und Schankwirtschaften werden auf das gesamte gelernte wie ungelernte, höhere wie niedere Per sonal von Gast- und Schankwirtschaften, Kasinos, Privat hotels, Sanatorien, Kurhäusern. Klublokalen, Vereinshäu- fern, Speisewagen und verwandten Betrieben ausgedehilt. 2. Der in den genannten Bestimmungen vom 23. Januar 1002 geschaffene Schuh für die jugendlichen Angestellten männlichen und weiblichen Geschlechtes wird auf die Ju gendlichen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres ausge- dehnt. 3. Die Durchführung der genannten Bestimmungen vom 23. Januar 1902 wird durch eine wesentlich verschärfte Aufsicht der Gewerbeinspektionen, der Polizeibehörden und etwaiger anderer damit zu betrauender Stellen, auch Weib- licher Hilfskräfte, sowie durch strengere Strafbestimmungen gesichert." ES scheint sehr fraglich, ob der BundeSrak auf diesen Antrag eingeht. Lssds Lsrugsguslls! llvus aaä xvbrttnetlt.s, all« Uolr- uaä LUIar^sa sovi« vkvti LsiojiounK von 80 Lt»rk lUsslx« 2»KIre»i»e, kok«, Kassenrabatt l IUet-l-l»ao» I 1ob,ao-v«orx«o-1IIse IS — Die Versammlung rieS Gesamumtschusscs des Hansa- bundcs am Freitag im Langenbeckhaus in Berlin wurde vom Bundespräsideiiten Niesser mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Durch die ganzen Verhandlungen zog sich, um das vorherzusagen, wie ein roter Faden, der Kampf gegen den Bund der Landwirte. Landrat a. D. RLtger schilderte dann die Aufgaben des Hansabundes. Nicht ein seitige Herrschaftsgelüste, nicht einseitige sozialpolitische Aspirationen, nicht Feindschaft gegen die deutsche Land wirtschaft haben den Hansabund gegründet. Wir haben uns zusammengefunden im Vertrauen auf die gemeinsamen Interessen aller Erwcrbsgrnppen: Aufgabe des Hansa- blindes ist nicht Agitation, sondern Aufklärung. Zum Schlüsse auf den Privatbeamtenversicherungsentwurf über gehend, gibt Redner der Hoffnung Ausdruck, daß die Pri vatangestellten die Ansicht der Leitung des Hansabundes teilten, daß der Entwurf zu verwerfen sei. Täusche er sich darin, dann würde das allerdings eine schwere Schädigung des Hansabundes bedeuten, da sich dann zeigen würde, daß das Vertrauen zwischen Arbeitgebern n. Angestellten gestört sei. Der Bnndesdirektor Knobloch erstattete den Geschäfts bericht. Er beschränkte sich darauf, mitzuteilen, daß die Zunahme der Mitglieder 47 000 Personen beträgt, daß^61 Dezirksgruppeii, 603 Ortsgruppen vorhanden sind. Im übrigen beschäftigte er sich mit der Fürsorge des Hansa- bmides für den Mittelstand. Im weiteren machte der Red ner Front gegen den Privatbeamtenversicherungsentwurf und die Schiffahrtsabgabenvorlage. Sodann erstattet Gene raldirektor Dr. Waldschmidt ein Referat über „In dustrielle Förderungen." Sein Referat begann er init einer Verteidigung gegen den Dor.vurf, daß der Hansabund land- wirtschaftsfeindlich sei. Die Vertretung der Landwirtschaft i» den Parlamenten ist stark, stärker als es ihr prozentual zukommt. Handel und Gewerbe sind dagegen im Reichs tage nur mit 13 Proze.-:, im preußischen Abgeordneten haus«: nur mit '7i/> Prozent und im Herrenhaus«: mit noch nicht 3 Prozent vertreten. Was wir wollen, ist, daß wir in den Parlamenten unsere Interessen hinreichend vertreten können. Im weiteren wendet sich Redner gegen die Sozial politik. Nicht bekämpfen wollen wir die Sozialpolitik, aber wir verlangen ein ruhigeres Tempo, damit sich das in dustrielle Rennpferd verschnaufen kann, ehe ihm neue sozial politische Hindernisse in den Weg gelegt werden. (Sehr-rich tig.) Zu bedenken ist vor allem auch, daß das industrielle^ Rennen ein internationales ist, und daß es da nicht zulässig ist, das deutsche Pferd besonders schwer zu bepacken. So dann erstattet Stadtrat Schulz- Memel ein Referat über die Lage des deutschen Detailhandels. Die schwersten Feinde der Detaillisten seien die Warenhäuser und die Konsumver eine. Ein anderer Feind sei das Wanderlagergcwerbe, dem sei mit Steuern nicht beizukommen und darum verlangten die Detaillisten ein gesetzliche Verbot. Helfen müssen sich die Dctaillisten schließlich selbst und sich zu diesem Zwecke organisieren. Das nächste Referat erstattete Schmiede meister Scholz über das Handwerk der heutigen Zeit. DaS Handwerk habe schwer zu kämpfen. Aber das müsse er doch sagen, «daß ein großer Teil der Schuld den Handwerkerstand selbst treffe, weil er nicht die Forderungen der Zeit recht zeitig erkannt habe. Der ärgste Feind des Handwerks sei das Borgnnwesen: ihm müsse energisch zu Leibe gegangen werden. Dem Hansabunde sei es auch zu danken, daß er dem Handwerke eine angemessene Vertretung in den Par lamenten verschaffen wolle. (Beweis die Landtagswahl in Breslau, wo der Hansabund den Schornsteinfegermoister Conradt bekämpfte. Anmerkung der Redaktion.) lieber die gemeinsamen Aufgaben von Prinzipalen und Angestellten sprach Marquart - Leipzig. Der Hansabund wolle Gleich berechtigung, die auch Fürst Bismarck gefordert habe, die der Bund der Landwirte immer so gern für sich in Anspruch nehme. Der Hansabund wolle Gleichberechtigung für Han del und Gewerbe und darum erstrebe er Verbilligung des Verkehrs und die gerechte Verteilung der Steuerlasten. Um dieses Ziel zu erreichen, müßten Arbeitgeber und Arbeit nehmer zusammenarbeiten auf dem gemeinsamen Boden des Hansabundes. Zum Schlüsse richtete Obermeister R a - Hardt einen Appell an Industrie und Handwerk, sich zu sammenzuschließen zur Wahrung ihrer gemeinsamen Inter- essen. Voraussetzung sei natürlich die Abgrenzung zwischen Fabrik und Handwerk. Hoffentlich würde die Verständi gung im April bei der gemeinsamen Konferenz von In dustrie und Handwerk im Reichsamte des Innern erreicht. Bevor man in die nächsten Wahlen gehe, müssen die Diffe renzen zwischen Industrie und Handwerk beseitigt sein. Präsident Riosser verwahrt zum Schlüsse den Hansabund gegen den Vorwurf, daß er alles Herunterreißen wolle. Wei- ter polemisiert Redner gegen den Vorwurf, daß er eine der-