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Drittes Blatt Sächsische Bolkszeitung vom 22. Dezember 1907 Nr 292 Pslttifche Nundschau. (Aortfetzung au» dem Hanplbkatt.) — Die Reichspartci will sich neu ksnstituiercn. Mit dem 1. Januar 1908 tritt die gelegentlich der Feier des vierzigjährigen Bestehens der Reichkpartei und der sreikonser- vativen Fraktion beschlossene zentrale Organisation der frei- konservativen Partei ins Leben. Den Vorsitz des Ausschusses führt das Mitglied des Abgeordnetenhauses Frh. v. Zedlitz. Stellvertreter sind Reichs- und LnndtagSabgeordneter v. Dirksen und Landtagsabgeordueter v. Brütt. Mit den Satzungen sind die Leitsätze für die politische Richtung der Partei festgestellt worden, die in den Grundzügen lauten: „Die Reichs- und freikonservative Partei ist eine konstitutionelle Mittelpartci, welche stets bestrebt war. alle patriotischen Männer zur gemeinsamen Abwehr sozialistischer, radikaler und rückschrittlicher Bestrebungen zu sammeln. Ebenso fest und entschlossen, wie die Partei für die Monarchie und die Rechte der Krone eintritt, ebenso heilig und unverletzt sind ihr die verfassungsmässigen Rechte und Freiheiten deS Volkes." Mit bitterem Hohn bemerkt die „Natl.-Ztg." hierzu: „Besonders gut gefällt uns dabei die „Heiligkeit uud Unverletzbarkeit der verfassungsmäßigen Rechte und Freiheiten des Volkes." Dazu gehört doch wohl auch das Reichstagswahlrecht. Nie ist es aber damit? ES ist noch gar nicht so lange her, daß ein Mitglied der national- liberalen Landtagsfraktion aus der Partei ausgeschlossen wurde, weil eS für die Revision deS ReichStagswahlrechtS etntrat. Derselbe Herr wurde dann von der freikonser- vativeu Fraktion mit offenen Armen aufgenommen und ist heute noch Fraktionökollege des Herrn v. Zedlitz. Sollte er inzwischen seinen Standpunkt geändert haben oder weisen die Freikonservativen dem Neichktagswahlrecht keinen Platz unter den verfassungsmäßigen Rechten des Volkes an? Die Antwort auf diese Frage kann man sich selber geben. Die Reichspartei war noch immer bereit jedes Ausnahme gesetz und jeden Politischen Rückschritt mitzumachen. — Die letzte» neuen Unlrihekredite des deutschen Reiches betrugen nicht weniger als 292 Millionen Mark. Es wurden nämlich flüssig gemacht durch besetz, betreffend die Fell- stellung eines Nachtrages zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1906, vom 16. März 1907 29220000 Mark, durch Gesetz, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetats für das Rechnuugs- jahr 1906, von demselben Tage 8900000 Mark, durch Besetz, betreffend die vorläufige Regelung des ReichshaushaltSetatS für die Monate April und Mai 1907, vom 25. März 1907 150 000 000 Mark, durch Gesetz, betreffend die Feststellung deS Reichshaushaltsetats für das ReckmunaSjahr 1907, vom 17. Mai 1907 noch 103 890 309 Mark, im ganz u also 292 010 309 Mark. — Der Streit der Sozialdemokratie um die Kolonial- pvlitik geht immer lebhafter weiter. Ju einer Berliner so- zialdemokratiscken Versammlung sprack>en kürzlich die Anti poden Schiptel uitd Ledebonr über die Frage. Ersterer führte am 17. Dezember 1907 (lant „Vorwärts" Nr. 296 vom 19. Dezember 1907) ans: „Da wir bisher nicht wagten, der Kolonialpolitik ein prinzipielles Nein entgegenznsetzen, sondern nns unter gewissen Voraussetzungen und unter mancherlei Einschränkungen für dieselbe erklärten, so müsse doch hinter der Kolonialpolitik mehr stecken, als wir uns ge dacht haben. Cotveit Ciedelnngskoloinen möglich sind, könnten wir nicht gegen die Kolonialpolitik sein, denn so sei ja die ganze Welt erschlossen worden. Auch gegenwärtig gebe es noch weite Gebiete, die durch Europäer besiedelt wer den könnten, beispielsweise Kanada und Australien. Weiter sei zu fragen: Können wir Verbindern wollen, daß soge nannte tropisckte Kolonien gegründet werden, das heißt solche, wo die Europäer nicht als Ackerbauer leben können? In diesen Kolonien dringe das europäische Kapital vor, cs gründe Plantagen, Berg»erte, Eisenbahnen, es kaufe Roh stoffe für die Produktion usw. Wenn wir auch den Kapi talismus nicht billigen, so könne er doch ein Riesensortschritt sein gegenüber den Verhältnissen, an deren Stelle er sich in jenen Ländern setzt. — Tie Klasseninteressen der Arbeiter, die wir zu vertreten haben, decken sich nach außen bin mit den Interessen der Großindustrie. Wenn diese sich ans- debnt, haben auch die Arbeiter Nutzen davon, andererseits bedeutet ein Rückgang der Industrie Nachteil für die Ar beiter. Tie heutige Industrie könne nicht bestehen und sich nicht weiter entwickeln, ohne in die Produktion anderer Län der liberzngreisen. Unsere Industrie braucht Rohstoffe ans anderen Ländern. Immer neue Duellen müssen erschlossen werden, um den Bedarf an Rohstoffen zu decken. Wir kön nen also nicht mebr ohne koloniale Erdstriche leben und kön nen deshalb nicht prinzipielle Gegner der Kolonisten sein. Gegen die roben Methoden, gegen die Art, wie Deutsch land Kolonialpolitik treibt, haben wir nns stets genxmdt. Wenn wir erst den sozialistischen Staat hätten, dann würde der Bedarf an Oiebranchsgegenständen und deshalb der Be darf an Rohstoffen größer sein wie jetzt. Wir würden dann noch mehr wio beute auf die Kolonialerzeugnisse angewiesen sein." — Genosse Ledebonr konnte hiergegen nicht viel ein- ivenden: er meint nur: „Es ist ganz falsch, wenn man sagt, ein Aufgeben der Kolonialpolitik bedenke, daß wir die Schätze der Tropen ungehindert liegen lassen. Wir wollen diese Schätze nicht unbenutzt lassen, aber die wirtscl>aftliche Entwickelung und der Verkehr mit den Völkern soll so vor sich gehen, wie es sich niit den Grundsätzen der Sozialdemo kratie erträgt." Gut, und das Zentrum treibt jene So zialpolitik. die sich mit seinen Grundsätzen als sichtliche Volkspartei verträgt. Nom — Zn dem gvldrntn Pricstcr-Jubilänm des Heiligen Vaters im nächsten Jahre sind zahlreiche Pilgerzüge nach der ewigen Stadt geplant. Nun wird aber aus Rom. 11. d. M., gemeldet: Ter päpstliche Majordomus teilt dem Zeiitral-Jnbilänmskomitee ein an den Präsidenten des belgischen Pilgerfabrtskomitees gerichtetes Schreiben mit. in welchem es beißt: Ta der gegenwärtige soziale Zustand nickt zur Freude stimme und z» Glaiibenskimdgebiingen selbst in Nom »enig geeignet sei. würde es der Papst dal-er verziehen, wenn die Katholiken das glücklich Ereignis in ihrer Heimat festlich begingen und an der moralischen und materiellen Hebung ihrer Brüder arbeiteten. Wenn sie je- doch trotz der traurigen Zeiten nach Nom kommen wollten, würde sie der Papst in seiner ganzen Gnade empfangen. In diesem Falle müßten die Organi'atoren der Kund gebungen alte Maßnahmen treffen, um deren ruhigen und erhebenden Verlauf zu sichern. Bekanntlich sind heuer im römiscken Gemeinderate die verbündeten Radikalen, Sozial demokraten und Freimaurer zur-Herrsckeist gekommen. Eine echte Frcimaurerdemonstration war es von ihnen, daß sie in der -Hauptstadt der katholischen Christenheit den Inden und Freimaurer-Großmeister Ernesto Natban zum Bürger meister wählten. Unter einem solchen Stadtregiment sind natürlich Pilgcrzüge nicht sicker. Sie wären den Leiden- sck-aften des berüchtigten jiingitalieniscken Pöbels preis gegeben. Natürlich kann auch der Vatikan mit dem Juden bürgermeister und dem Freimaurerregimente keine Verein barungen zum Schutze der Pilgerzüge treffen. Der Papst kann also unter solcken Umständen keine Veranwortung für die Sicherheit der Pilger übernehmen. So schmerzlich die Katholiken der ganzen Welt dies berühren muß, so »erden sie einsehen, daß der Papst nicht anders bandeln kann. Der ^ Stadt Rom »erden voraussichtlich große Einnahmen ent gehen, aber daran sind die Römer nur selbst schuld. Für die Katholiken gilt jetzt die Losung: Kein Mann mebr nach Rom, so lange es dort solch skandalöse Zustände gibt. Mögen die Freimaurer und Sozialdemokraten zum Juden Natlein nach Rom Pilgern, daun leiben die Römer einen Ersatz. Wir aber bleibe» vorläufig zu -Hanse, und »enn sene, die nach Rom zu reisen vorbatten, das Geld für die heute mebr als je bedrängte Lage des Heiligen Stuhles opfern, so üben sie damit nicht bloß ein bochrerdienstliches Werk, sondern feiern auch das Jubiläum des -Heiligen Vaters in wiirdizer Weise. Schramm § kchtermever, vrercte» LanÄkaurrtt. 27 (niepd»»»,») « Zeestr. is kcke Mgstt. <re>epk»,-§ob) oinplotrtsn illra vonLÜglivk «ingeßaki-Een Ligai->»«n-IVlcsnIien i kurgkrone . . . iük. 5. - l Iris ktllc. 6.50 llubs Imperisl . »k. 9.50 > ISsxillo (8per.) . „ 6.— ^ llstslisrr . . . „ 7.5ll Amstists . . . „ 12.— 8ent, . . . . „ 8.— ! Ambrosia (8ekuk>) „ 9.— j 8sotisengolä . . „ 15.— > ZU ?i-si8büe!isr' übsr» cL.Kvoäorkn Ligarren von 3 bis 15 M. k!28 8tüv>< graliZ. Uür «Mn ^Vl'ilit*1»«-«1»k t c-mpfvlck« moiii 1,!>L5s>r in I*ilm 81oir»n, I'i lm Hlulllin, ü'ilm v » Ili-rm-ii in I Imoa. ^»o>> Älichnnwrtixaing. Ur«^«loa. nIinm-MlntLÜt' 2 l. I-'oi Ii8grc-obc>r 5>N7!>, ZMaoa a»«l «moiavra^Iiix«» llpiillxri^ckinoii, aa«l k»n«l <B»in«linva. lOra«-r tluxlinel»» ViUl un«> kri-i«! Hit«»-«-». »»«»vri«, l»aat« »« v< rlLanl> i« Ii. an, «laniit rLamoa. lanint mar ULIfto «lim «vitkrrizxra Mail «»»mNia»-« in violon nrai a IknMtrrn. n »n«1 Ik< 1t«li i«>i»<-n. r, Lnlilri r L I ikO AK.. Hrtmt KO —50 I*«-am« nt ant«r t^re-ii*. L'riiar» Vitra/xvNMtotr« in ^«illl, «r«»«, xaiaiarNix riapUrklt ma I»l««nckli>» killixrn I*r< i*« ,, >»1rak« S. kltnxo (Köln Inilon). und fnr jeden Geldbeutel paffend finden Sie bei Blamen - Hesse, Dmdni, älljtliflülllbe 10 mi> 12. Ich offeriere Ihnen, paffend für Me-! ölumon- unkt ^ruolitkiirbofisn von 2.« an bis ^äeiiersislmon. Stück 50 I, 1. 2. 3 schenke an Damen: ^0 Zpiegoirsnicon von bnntem Weinianb. 1,2.3-/^, Ltrsukfväsen, ein immer begehrter Artikel. 1/ , 2Iumsn8trsoks in natürlichslel -'lachalmmiig, 5g x m, so vieles andere. Meter lang, je nach Qual., 3, 4, 5, 6—48 ^ H »n. ö°28 und 810,28 von Strauß- oder Marabut- Liodormoiorbäumofi-n vo.t 30 F an. ^ federn, 8.50, 14, 16, 21—72 ./<. ! 8Ium«n2U886li,2gs unc, 7ut2ton. ?uppsn- ö2»blumsn, volle Oiarnitnr, von 60 § an bis! 3u Meschenkeu an Herren paffend: 8tr2uOtock6rn U8W i Prachtvolle 1ivs-b8tl2tib8tf-2u8s Stück 1 ,/<. 4 <>1raü« ^Ianon«rl>v !»>1tr»Lv 27. 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