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Sächsische Volkszeitung : 22.12.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190712228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19071222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19071222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-12
- Tag 1907-12-22
-
Monat
1907-12
-
Jahr
1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.12.1907
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ordnctor Tr. Ein hau er (Zentr.) äußerte in der Be gründung derselben, besondere Bedenken gegen die iiu Ver- einsgesetzenNvurse enthaltene Ersck-ivernng der Abhaltunz von Wahlversaiiiiiilnngen und gegen die Beschränkung des (^ebraucl>e's der Mutterspracl-e Minister Brett re ich anttuortete, daß die Negierung bei ihrer Stellungnahme zu dein Entwürfe von dem Grundsätze ausgegangen sei. daß iur allgemeinen durch den Entwurf eine Verschlechterung gegenüber dem bayrischen Vereinsrechte nicht herbeigeführt werden solle, und daß die Negierung, falls es möglich sein sollte, ans die Beseitigung oder Milderung einzelner Be stimmungen hinwirken werde. Abgeordneter Tr. Süß- lein (Soz.) erklärt, das (besetz sei ein Polizeigesetz. Ab geordneter Tr. Müller-Meiningen (liberal) nennt die In terpellation eine Zeitvergeudung. Aus dem Wege der An frage könnten alle NeichSgesetze zum Sck>aden für den Bnn- descixirakter deS Neickxs in den Landtagen zur Sprach kommen. Abgeordneter Freiherr von Jreyberg (Zentr.) hält eS für ein Necht d<>s Landtags, in einer so wichtigen Frage die Stellung de'r Negierung zu den Parteien kenneil zu lernen. — Wie grlogcn wird! So überschreibt das „Verl. Tagebl." den Artikel, in welchem es den bekannten Brief vom Abgeordneten Paasche wiedergibt, in welckxm dieser einem seiner Wähler in Krenznach mitteilt, daß er in der „Nationalliberalen .Korrespondenz" die Meldung über seine M'rufung in das Kolonialaint babe widerrufen lassen: aber die Notiz sei doch zutreffend. Ter Brief schließt mit dem Satze: .Sie tonnen sich denken, daß ich jetzt öffentlich nicht die Wahrheit sagen kann. Jbr ergebener Tr. Paasche." Dazu bemerkt nun das genannte Blatt: „Wir wollen mit -Herrn Pacnckx' nicht über den Nutzen der politischen Ehr lichkeit debattieren. Aber wir möchten bei dieser Gelegen heit daraus hiiinx'i'c'ii, wie viel eigentlich offiziöse und Par- teion'iziöse Ableugnungen wert sind. Gerade das „Berl. Tagebl." wird ja mit Vorliebe zum Zielpunkte für soge nannte Tementis ausersehen. Hat man doch sogar unser? erste Mitteilung über das geplante Branntweinmonopol bestritten, ohne eine Ahnung zu haben, wie gut uwere Duelle war. Man wird es aber nach solckx'n und ähnlichm Erfahrungen begreifen, daß wir offiziösen Ableugnungen mit dem Gefühle der denkbar größen Wurstigkeit gegen- überfleheu, auch wenn sie nicht bloß au der Spitze der „Nat.- lib. Korresp.", sondern selbst an der Spitze der „Nordd. Allgem. ,'seitg." abgedruekt sind." Ter letzte Satz gibt uns Veranlassung, diesem Blatte einige Worte zu widmen, nxmn wir auch nicht behaupten, daß es gelogen hat. Es schreibt nämlich in seiner Nummer vom Tounerstag den 19. Tezem- ber folgendes: „Ji: Zenninnsblättcrn wird eine Aeußerung mitgeteilt, die der Neichskanzler Fürst von Bülow mit Be zug aus den ij 7 des Neichsvereinsgesetzentwurfes in Flott- lieck gegenüber einem Mitgliede der Teputation des christ lich'ozia len Arbeiterkongresses getan haben soll. Tiefe Aeußerung wäre dahin gegangen, „daß die Negierung gar nicht daran gedacht habe, den ss 7 auszunehmen, aber die Nationalliberalen hätten die Aufnahme dieser Bestimmung absolut gefordert: Bassermann stellte keine solckx.' Zu mutung. wohl aber die natioualliberalen Großindustriellen." Tiefe Mitteilungen sind, wiewohl sie von besliuformierter Seite stammen sollen, einer halbamtlichen Feststellung zu folge. durchaus irrtümlich. Ter Neichskanzler hat keinen Anlaß gehabt, nalionalliberale Großindustrielle als die eigentlichen Urheber des Sprachenparagraphen zu bezeick>- nen, und er hat dies auch keineswegs getan." Ta haben nur die MuNerleistuug eines offiziösen Tementis. Wir halten nach wie vor aufrecht, daß Fürst Bülow sich so über den ss 7 des Nenbsvereiusgeietzes geäußert bat, wie wir es initteilleu, es stehen hierfür zwei Threnzeugen und Mit glieder der Teputation znr Verfügung: Fürst Bülow sagte wörtlich: „Tie Negierung hat nicht den ss 7 vorgeschlagen, aber die rechtsstehende» Parteien, vor allem die National- liberaleu, haben ihn gefordert." Au dieser Mitteilung des Reichskanzlers lasse» wir kein Foto abstreichen. Wir haben absichtlich in unterer erneu Mitteilung den Wortlaut der sehr interessanten Mitteilung nicht wiedergegebe», um die ossjziö'e Wahrheitsliebe aus die Probe zu stellen und tat sächlich sind die Tssjziösen wieder mit Meileustieseln hinein- getapvt. Wir neuen uns besonders über dm „seine" Art, wie man hier ein Dementi machte. Tie „Nordd. Allg. Ztg." macht ans unserer Mitteilung über den Inhalt des Ge spräches eine wörtlicle Wiedergabe desselben und setzte diese in Aber noch mehr: den Sitz: ,.Bassermann stellte keine solche Zumutung, wohl aber die nationalliberalen Groß industriellen" nimmt das offiziöse Blatt in die Mitteilung des Neichskanzlers auf und dementiert ihn dann. Tazu hat das Blatt keinen Grund, denn wir haben diesen Satz gar nicht als einen Neichstanzlerausspruch bezeichnet: wir haben ilm durch einen Punkt sehr deutlich von der indirek ten Wiedergabe des Aussprucles des Neichskanzlers ge trennt: die „Nordd. Allgem. Zeitg." aber setzt statt des Punktes ein Semikolon. Toch noch mehr: Tie Wiedern.ibe des Neichskanzleranssprnches wurde in der indirekten Nede- nxnse gegeben: das Verhalten BassermannS aber in der diekten Nedeneise. All das haben die Offiziösen in ihrer Demenlierwut nicht beobachtet. An diesem Schulbeispiel? sehen unsere Leser. nxis die Ablengnungen der „Nordd. Allgem. Zeitg." inert sind. Wir sagen nicht, daß der Neichs kanzler selbst den von ihm getanen Ansspruch ableugnet: das kann er nicht: wir wollen nur zeigen, wozu liebediene rische osiziöse Jeder» fähig sind. Und die Lehre ans dem Vorkommnis ist: Glaubt der offiziösen Gesellsclxift nicht ohne Benei'e, dann wird man nxnngstens nicht in die Irr? geführt: das „Berl. Tagebl." bat es noch drastiscler gesagt. Im übrigen danken wir dem offiziösen Blatte, daß es so hübsch ans den Leim gekroclen ist. — Ter interessante Besuch beim Abg. Gelier, den ihm die Abgeordneten Tr. Bachebe und Witt'Ng abstatteten, spielt nun Plötzlich in d-r Presse eine große Nolle Tie Blätter ergehen sich in allerlei Vermutungen über die Vor teile dieser Nachricht. Aber sie sind aut dem Holave-e. und wir erklären ans dad bestimmteste, daß der Aba. G, ober der auch von nns gebrachten Notiz völlig fern steht; nieder direkt noch indirekt bat er etwas mit derselben zn lim. Der Beinch hat eben im NNch-lage solches Anssehen erregt, daß ihn sogar die Diener und Kanzleianfwärter weiter erzählt h >b?n. Nun meint die konservative Kreuzzeitung zum schweigen des Abg. Paasche: „Es geht doch nicht an, daß em Führer einer Blockpattei, die noch dazu gern sich als .«er» des Blocks bezeichnet, meint, durch Totschweigen über s ine Verlegenheit hinwegzukomine». Will Tr. Paasche sowohl als erster Vizepläsiöent des Reichstages wie auch als ^ühier der nationalliberalen Partei noch ferner auf Vertrauen tm Vtock Anspruch machen, so bleibt ihm nichts übrig alt so schnell als möglich die Notiz von seiner und seines Verwm die- und Geschäftsfreundes Willing Beziehungen mir Gröber klar zu stellen. Eine solche Klarstellung liegt nicht bl ß in dem persönlichen Interesse, der an diesen Unterredungen Beteiligten, sondern in dem des Blocks. Und wir meinen, daß gerade von der nationalliberalen Parteileitung mit aller Entschiedenheit darauf gedrungen werden müsse, daß Dr. Paasche die Blättermeldungen entweder nnzw.'ideutig deSnvouire oder sich wegen seines dann recht eigentümlichen Verhaltens rechtfertige. Die Tatsache des Besuches bei Gröber, der an diesem Tage im Reichstage reden sollte, kann niemand in Abrede stellen, und mehr haben wir nicht gemeldet. — Die Berufung de- Abg. Paasche in das Kolonialamt. Die „NationaU'berale Korre'pondenz" schreibt: „Tatsache ist, daß Ende 1905 der frühere Siaatssekretär von Nrcht- ho'en Herrn Paasche bat. in das lieuzugründende Kolonial- anit als llutersraatssekretär enizntreten. Er wollte ihm sofort neben dein stellvertretenden Kolonialdirektor zur Arbeit in die Koloninlableilnng einstellen. Herr Paasche lehnte das ab. weil eine etatsrnäßige Stellung erst zum l. April 1900 hätte geschaffen werden können. Als über die Bedingungen des Eintritts als Unterslaatesekretär die schriftlichen Vereinbarungen erfolgen sollten, starb der Herr Staatssekretär ganz plötz ich im Beginn des Jahres 1906. Der Chef der Reichskanzlei bat daun im Namen des Herrn Reich-kanzUrs die Vtrhcmdluugen mit Herrn Paasche fort- gesllhrt und dessen Bedingungen zum Eintritt in daS .Kolonialamt gutgeheißen. Das Kolonialaint war nicht be willigt und damit auch die Stellung des ttnteistaats- setretäls hinfällig. Schwere Krankheit (Tarmlipom und Nierenblulungen) veranlaßte» Herrn Paasche im Sommer 1906 seinen Abschied als Professor zu nehmen und damit für alle Zeit aus jede Tätigkeit im Staats- und Reichs- dienst zu verzichten." A:r können die Richtigkeit dieser Meldung nw benätigen, da wir über alle Einzelheiten der damaligen Zeit und name»tl-ch über diese Vorkommnisse sehr gut unterrichtet sind. Aber die „Nordd. Allg. Ztg." wird auch versuchen, den klaren Tatbestand durch ein Dementi ans der Welt zu schassen. Tem rretly-Nugarn. — Die österreichischen Delegationen traten am 20. d. M. zusammen uno wählten den christlich-sozialen Abgeordneten Juchs zu ihrem Vorsitzenden. Dieser gedachte in seiner Eröffnungsrede der glücklichen Genesung des von allen ge liebten Monarchen und brachte ein dreifaches Kaiserhoch an?. Der Minister des Aenßeren v. Achrenthal unter breitete dos Budget für 1908 sowie ein dreimonatiges Budgetpiovisorinm. Der Voranschlag für 1908 weist ein Gesamt-Nettoerfoldernis von 986 929 102 Kronen auf. Hiervon entfallen ans das Heer als ordentliches Netto- Erfordernis 298 491659 Kronen i-j- 7 271607 Kronen), als anßerordenlliches Erfordernis 19 978 729 Kronen «— 974 027 Kr.); auf die Kriegsmarin, als ordentliches Nettoerfordernis 59 529 110 Kr. (Z- 10 679 000 Kr ), als außerordentliches Erfordernis 9476899 Kr. (Z- 927000 Kr.). Der reineZollüberschnß wird veranschlagt mit 196922829 Kr. Der Okknpationskredir beträgt 7 788 000 Kr. Außerdem verlangt die Kriegsverwalinng eilt einmaliges außerordent liches Erfordernis znr Fortsetzung der Beschaffung des neuen JeldartiÜerieniaterials von l5 Millionen. — In der Donnerstagsitznng des ungarischen Ab geordnetenhauses sagte Wekerle: Es gibt eine neue politische Schule, Politiker, die ans Vernichtung der Ehre anderer ihre Tätigkeit basieren. Nach dem SitznngSschlnß trat Polonyi ans W-kette zu und fragte ihn: Hat sich deine Aeußerung auf mich bezöge»? Wekerle: Ans Sie auch! Polonyi: Ei klären Sie sich denil'cher! Wekerle: Lassen wir das! Polonyi: Das rst eine Ehrlosigkeit. Infolge des Zwischenfalles scmotc der MinisterpräsidentnochimLansederNachtdemAbgeordneten Polonyi seine Zeugen. Polonyi erklärte, daß er seine Zeugen im Laufe des TagcS ernennen würde. Als Wekerle gestern den Sitzungsaal deS Abgeordnetenhauses betrat, wurde er mit großem Beifall begrüßt. — Der Ausschuß der internationalen Schiedsgerichts- lign nahm in seiner Versammlung am 19. Dezember eine Resolution an, in der die von Stead erhobene Forderung, für jedes von Tentscbland in Ban genommene Kriegsschiff möge England zwei oder drei Schisse bauen, ans das Leb hafteste bedauert »nd betont wird, das; in dem Schifssban- programm der deutschen Negierung nichts ge'nnden werden könne, was mit dem jüngsten herzlickieii Empfange des deutschen Kauers und den zwischen den beiden Ländern jetzt bestehenden gebesserten Beziehungen in Widerspruch stehen würde. (Weitere Rundschau im Zweiten und Dtttt-n Blatt.) Au- Ltadt und Land» , Mtttetlunaen au? unserem Ueleckretse mit -Iumeii4ter!tqu»A für diele Ruftvik find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name deS SinsenserS bleib, (»cheimnt« der Redaktion. Anonyme Kuichriiien müssen ilnbetücksichtiqt bletben.s Dresden 81. Dezember t-l'7 TagcSkaiender kür den28Dezember t 8>M 1- Ad il» b-lt v. Goldichmidt zu Wien. Lpernkomv-mist. — 1890. -h NielS Gode zu Kopenha en. dänischer Komponist. - 1870. etusfall der Pariser -egen das iächk. Armeekorps »urückg-nchtagen. — 1819. * Fra , Abt zu Eilenburg. btt. Liederkainpsnist. 2 8. Dezember 1>70 ^chwchl an der Hallue. — 1865. * Herzog wbrecht von Württemberg. — 1597. * Mirtin Opitz in Bunzlau, deutscher Dichter. ' e-- >>i'-!'v<r,> -t c>rtü>. Sächs. Landes- weite warte cu sth d<m 22 Dezember Zm-ebmende Bewölkung, nachher Regen- oder Echnee'älle, mäßige Westwinde, etwa? kühler. —* Se. Maj-stät der König empfing heute vor mittag die Departemei'tschefs der König!. Hofstaaten zum Vortrag. —* Das Testament nxüland Ihrer Majestät der K ö n i g i n - W i t w e ist am 19. d. M. eröffnet worden. Die Königln-Witivc l)at Se. Majestät den König zum Uni versalerben eingesetzt. Der König tvird hierdurch Besitzer von Schloß Sibyllenort, voin Jagdscl>lob Nehefeld, von der Villa Strehlen und von dem Königlichen Palais in Wien. —* Kath H o f k r r ch e. Sonntag, den 22. De zember. Messe, 8stimmig von EU. Graduate: Wnivorst, von Aiblinger. Offertorium: Lx Zion von Aiblinger. —* Den Feiertagen und dem Reiseplane des Welt- panoramaS, WaisenhauSstr. 16. entsprechend, bringt das- selbe in der WeihnachtSwoche einen Auiflng nach Palästina, dem heil. Lande, znr Vorführung mit Jerusalem und anderen mit dem Leben des Heilandes in Beziehung stehenden Orten. Wer einmal die Bilder einer Serie angesehen hat. ist entzückt über die Pracht derselben. Die Bilder sind durchweg erstklassig, haben eine großartige Plastik lind ein lebendiges .Kolorit, roaS bewirkt wird durch die antzgeztichnele elektrische Beleuchtung und vottreffnche Objektive. Es sollte niemand versäumen, diese Sehenswüroigkeit der Residenz wieüerbolt zu besuchen. —* Im Alter von erst 60 Jahren starb am Freitag nachmittag 5 Uhr an Herz'chlag Herr Ernst Hermann Kunath, Fabrikbesitzer und Landtagsabgeordneter für den 5. städtiscl>en Wahlkreis (Dresden-Neustadt). Als Sohn eines Schneidermeisters in Dresden geboren, besuchte er die Armenschnle und lernte dann fünf Jahre Mechaniker, da für ihn ein Lehrgeld nicht bezahlt tverden konnte. Später mußte die Sonntags- und Gewerbeschule dem strebsamen Lehrling und Gehilfen zur Mehrung seiner Kenntnisse die nen. Als Soldat machte er den Feldzug 1870/71 mit. Zwei Jahre später heiratete er und unternahm es dann, als Vater Non sieben Kindern, sich 1877 ini Souterrain Falken straße 9 selbständig zu mackien. Jetzt beschäftigte er als Fabrikbesitzer 80 Arbeiter. Erst spät, nachdem sich Kunath emporgearbeitet batte, beteiligte <r sich ain öffentlichen Leben. So wurde er 1900 Stadtverordneter, Anfang dieses Jahres aber zum Stadtrat erwählt. Seit etiva vier Jahren gehörte Kunath in der freikonservativen Gruppe dem Landtage an. —* Kunath 8 dt ach solo er. Für den verwaisten Landtagswahlkreis Dresden-Neustadt beabsichtigen die Konservativen, zu deren Bcsitzstano der Kreis gehöite, die Kandidatur dem früheren Vertreter, dem Stadiverordneten- Vorsteher Justizrat Dr. Stöckel anz»i»ngf>n. —* Ans dein Leben der Königin-Witwe. Als weiland Ihre Majestät die Königin-Witwe vor einigen Jahren nach der französischen Riviera reiste, traf sie in Lyon mit einem dortigen Ltaiifmanne, namens Vicat, zusammen, den sie im Jahre 187(1 als Kriegsgefangenen gepflegt hatte, und mit dem sie seitdem stets in Beziehung geblieben Nxir. Damals wurde die Geschichte dieser Bekanntschaft erzählt. welck>e einen hübschen Zug im Eharakterbilde der nun ver storbenen Königin bildet. Vicat w-ar im Jahre 1870 als Kriegsgefangener nach Dresden geschickt worden, wo er in« November ankam und im folgenden Januar an Lupgen- entznndung schtoer erkrankte. Typhus und Brustfellentzün dung traten hinzu, und der Kranke mußte einer schtveren Operation unterworfen werden. Die damalige Kronprin zessin Carola lvar Präsidentin des Deutschen Komitees vom Noten Kreuz, und bei ibren häufigen Besuchen im Lazarett interessierte sie sich für das Schicksal des schwerleidenden .Kriegsgefangenen und bestimmte, daß er in der Villc» Strehlen iveitergepflegt tverden sollte. Es ist nicht zu schil dern, erzählte Vicat selbst, mit tvelcl>er Aufopferung man. mir die nötige Pflege angedeihen ließ. Ich hatte ein Zim mer für mich allein, und täglich erkundigte sich die Prinzessin Carola nach meinem Befinden. Noch ein anderer Franzose wurde in der Villa seit längerer Zeit mit derselben Sorgfalt gepflegt. Nach zwei Monaten lies; die Prinzessin ineinen Vater und meine Sckpvester zu mir kommen, die vier Wollten, als Gäste deS Hofes blieben. Nach einer Beratung mit mehreren Aerzten schickte inan mich, da das Klima meiner -Heimat zuträglicher für mich war, in einem besonderen Wagen zurück »ach Lyon. Zwischen Straßbnrg und Colmar war ich noch einmal in großer Gefahr, aber der mich be gleitende Arzt rettete mir das Leben. Seit dieser Zeit bin ich mit der Prinzessin Carola in Beziehung geblieben. Mein Schreibtisch ist voll gütiger Briese von ihr. Sie hat mir im Jahre 1879 ihre Thronbesteigung und 1902 den Tod ihres- Gemahls mitgeteilt, sie hat mich an ihren Leiden und Freu den teilnelnnen lassen. Zum letzten Male nxir sie am 4. April <897 bei mir und ist ins dritte Stockwerk zu mir her- ausgestiegen. Ich bin zu Fuß mit ihr durch die Stadt ge gangen und die Königin bat verschiedene Einkäufe gemacht. Ich empfinde tiefste Dankbarkeit gegen sie. Wenn ich mich meines Kindes freuen kann, Nxmn ich lebe, so verdanke ich das ihr. Sie bat mir das Leben gerettet und kann mit Necht stolz sein, die Leiden eines einfachen Soldaten gelin dert zu haben. Ich bin nickst der einzige, der ihr verpflichtet ist. Ein Kriegskamerad von mir hat eine prächtige Rose gezüchtet, die er „Carola von Sachsen" nennt und von der es in dem Prospekte heißt: „Große, einfache einblumige Rose, silbern ans rosa Grund, znr Erinnerung an die von der Königin einem Lyonnaiser Kranken gewidmete Pflege in der Villa Strehlen 1870/71." X Der Dresdner Le brei verein kann am 1. Februar n. I. auf sein 75jähriges Bestehen zuiückblicken. Unter dem Namen ..Pädagog. Verein" gegründet, einst der Mittel punkt aller pädagogischen Bestrebungen der Stadt, ist er der Ausgangspunkt zur Gründung des sächsischen Lehrer- vereinS und des großen Allgemeinen Deutschen LebrervereinS geworden. Aus seinem Schoße sind ferner der segensreich wirkende Sächsi'che P'stalorzi-Verein und die Allgemeine BrandversichernnqSgesellschnft städtischer Lehrer, jetzt Brand- versicherungsverein sächsischer Lebrer. hervorgegangen. In dem lang-n Zeiträume von 75 Jahren hat der pädagogische Verein sowohl ans wffsenschastlichem Gebiete, wie auf dem deS Wohltnns eine reiche Tätigkeit entfaltet. Ein Festaus schuß ist bereits an der Arbeit, der auf 2 Tage berechneten Jubiläumsfeier einen recht festlichen Charakter zu geben. Am 1. Februar findet abends im Vereinshanse eine gesellige Frier statt, wo u. a. von auswärts kommenden Gratulanten Gelegenheit geboten se'n wird, ihre Glückwünsche darzn- bringen. Am 2. Februar ist eine ernste Fcstfeier mit Fest tafel in Aussicht genommen. Döbeln,20.Dezember. AnsderNiederlageeineSGetreide» Händlers in Töllschütz waren nachts nach Aufbrechen deS SchloffeS
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