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Gegenkandidaten gegenüberstellen, hat die- nun unterlassen, mit der Begründung, daß vr. Hieber als Vorstand des Evangelischen Bundes Unterstützung verdiene. Wäre vr. Hieber nicht Bundesvorstand, so würde er heute auch nicht im Reichstage sitzen. An dieser Tatsache kann auch die Zuschrift des Ludwigsburger Regierungspräsidenten nichts ändern. ES ist aber sehr charakteristisch, daß ein solch hoher VerwaltungSbcamter dem «Hetzhunde" allgehört! — Ueber das Befinden des Kaisers schreibt die „Preuß. Korr.", dah dein Monarchen der Gebrauch der Stimme streng untersagt sei, und er sich nur durch geschriebene Zettel am Gespräch beteilige. Die Krankheit, meldet das Blatt weiter, war also doch weit schwerer, als mau nach den bisherigen Nachrichten habe auuehmell dürfen; der hohe Patient sei sehr angegriffen und seine Besucher finden, dah er in den Tagen der Krankheit recht gealtert sei. Die Korr, verbreitet sich sodann über den Wunsch des Kaisers, nach dem Süden zu gehen, und bespricht die daraus folgenden Analogien, welche daraus gezogen werden dürften. Sie schließt ihren Artikel mit dein Satze: „Es muh gesagt werden, dah das Volk geradezu ein Recht darauf hat, den Kaiser nach dem Süden gehen zu sehen, wenn die Reise zu seiner beschleunigten vollen Wiederherstellung irgend bei tragen kann, und dah es dem Volke unverständlich sein würde, wenn die Reise aus Schell vor ihn: unterbliebe." — Die „Germania" schreibt zu dem Reichsfinanz- Reformprogramm: „Mit Recht sagt die „Freisinnige Ztg.": „Wenn sich ein Reichstag finden sollte, der diesen Entwurf annimmt, so bleibt vom Einnahmebewilligungsrecht des Reichstages so gut wie nichts übrig." Wir sind überzeugt, dah die ehemaligen Kartellparteieu, denen jede Schmälerung der Rechte des Reichstages erwünscht ist, alsbald für diese Finanzreform eiutreten werden, wie dies schon jetzt in der Presse dieser Parteien befürwortet wird. Was wäre die Folge der Annahme dieses Gesetzentwurfes? Ein Zwang zu neuen Steuern." Das hat auch mit dürren Worten der sächsische Finanzminister 1),-. Rüger bereits zugestanden, als er erklärte, diese Finanzrefvrm sei nicht möglich ohne neue Steuern und diese mühten und könnten nur indirekte Steuern sein. Ec hat damit die Gesetzes vorlage im Voraus diskreditiert und gewissermaßen eitlen Warnungsruf vor ihr erlassen." — Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Dessau: „Am 1. d. M. abends traf der österreichisch-ungarische Bot schafter Graf Szögyeuy Mnrich mit seiner Gemahlin aus Wien hier ein und nahm im herzoglichen Residenzschloh Wohnung. Einige Tage vorher hatte die Schlohverwaltung von Schloß Stadelhof in Kärnten ein recht gutes Kabinett bild der 1«jährigen Prinzessin Antoinette, der Tochter des Erbprinzen von Anhalt - Dessau, verlangt. Anscheinend handelt es sich um ein Hciratsprojekt mit einem öster- reichischen Erzherzog." Die Verläßlichkeit der Nachricht be währt sich am besten ans der trüben Quelle, ans der sie kommt — ans dem Blatte der Herren Levisou L Mosse. — Auch der „Vorwärts" hat seine Hellen Stunden, so schreibt er über die Abstimmungen zur Präsidentenwahl (Nr. 281 >: „Die zweite Sitzung verhals dem neuen Reichstag in mühsamer Zettelwahl zu seinem Präsidium." Gewiß war es eine „mühsame Zettelwahl" mit unendlich viel Zeitverlust; aber dieselbe „mühsame Zettelwahl" war bis zum Vorjahre bei jeder namentlichen Abstimmung vorzu nehmen, bis sie durch den Zentrnmsantrag Aichbichler ersetzt worden ist. Die Sozialdemokratie aber schrie damals Zeter und Mordio, daß diese heute auch als „mühsam" erkannte Zettelwahl beibehalten werden soll. Wir freuen uns der besseren Einsicht von heute. Oesterreich-Ungarn. Die Opposition unter Kossnth schließt mit dem Minister präsidenten Tisza Frieden, aber unter schmählichen Be dingungen. Ec sollte im Parlament offen anerkennen, daß die Dienst- und Kommandosprache lediglich von der un garischen Gesetzgebung abhänge, nicht aber von der Krone. Tisza hat sich der Forderung gefügt und somit eilt unschätz bares Kronrecht Preisgegeben. Es käme jetzt nur noch auf Tag und Stunde an, wo das ungarische Parlament die magyarische Heeressprache beschließt, sofern die Krone nicht energisch protestiert. Doch das ist kaum mehr zu erwarten. Italien. In der Kammer hat der Abgeordnete Paterno interpelliert, ob die italienische Regierung Kenntnis davon habe, daß Oesterreich Ungarn im letzten Konklave das Veto ausübte und ob dieserhalb zwischen Oesterreich und Italien Verhandlungen stattgefunden haben. Dazu erzählt der römische Korrespondent des Mailänder „Eorriere della Serra", der französische Botschafter Barrere habe bei Loubet und Deleass«', die Unterstützung der Kandidatur Agliardis betrieben, die französische Regierung habe aber darauf in der offiziösen Presse erklären lassen, Frankreich habe sich schon für Rampolla verpflichtet, könne also nicht mehr für Agliardi eintreten und erst diese offiziöse Note habe die Wiener Regierung zu ihrer Aktion veranlaßt. Lpnnien. — Während einer in Easa de Eampo abgehaltenen Jagd, au der der König teilnahm, gab ein Waldheger einen Karabinerschliß ab, durch deu eiu Hirt getötet wurde. Es soll sich um einen unglücklichen Znfall handeln. Der König war durch das Ereignis sehr ergriffen und kehrte alsbald in das Schloß zurück. Stach anderer Meldung hatte der Getötete Grund zur Beschwerde gegen eine Persönlichkeit aus der näheren Umgebung des Königs und legte aus diese an, worauf er vom Waldheger erschossen wurde. China. — Es ist ein Edikt erlassen worden, durch welches eine Kommission, bestehend aus dem Prinzen Tsching, dein Vizeköuig Juanschikai und einem Mandschubeamten, ernannt wird zur Neorgauisieruug der Truppeukörper aller Provinzen auf nationaler Grundlage mit gleichet! Waffen und gleicher Ausrüstung und Organisation. Juanschikai hat heute nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Tientsin dorthin telegraphiert, dah der Thron ihn zum Höchstkommandierenden des kaiserlichen Heeres und der kaiserlichen Flotte mit dem höchsten Rang in China befördert habe. Amerika. — Ein Oberst, zwei Majore und der Adjutant deS Generals Huertas, des Oberbefehlshabers der Truppen von Panama, wurden in Panama verhaftet und nach Colon geschickt, um nach Puerto Limon geschafft zu werden. Sie werden beschuldigt, eine Verschwörung gegen das Leben des Generals Huertas geplant und die Garnison von Panama zu einem Aufstande aufgefordert zu haben. Sie erklären diese Beschuldigungen für falsch. Sächsischer Landtag. Dresden, den 7. Dezember 1908. Vor Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Ständekammer stehen die Abgeordneten in Gruppen beisammen und unterhalten sich angelegentlichst. Hier und da hört man das Wort „Günther" fallen. Der „Fall Günther" will eben nicht zur Ruhe kommen. Indessen sitzt der so schnell zur Popularität gelangte freisinnige Volks- Vertreter Günther wohlgemut auf seinem Platze auf der äußersten Linken und denkt nicht daran, der Aufforderung der königstreueu Wähler Plauens Folge zu leisten und sein Mandat niederzulegeu. Voraussichtlich wird der „Fall Günther" wie das Hornberger Schießen verlaufen, doch — uou8 vorron»! Die Sitzung begann um 12 Uhr mittags mit der Verlesung der Negistrande. Zur Beratung stand der münd liche Bericht der Beschwerde- und Petitiousdeputation über die Petition des Kaufmanns Zeidler aus Groh-Wiederitzsch um Entschädigung wegen angeblich unschuldiger Verurteilung. Als Berichterstatter fungierte der Abg. Bleger. Der Petent betrieb zu Leipzig eiu Drogengeschäft und handelte außerdem auch mit Leinwand, sowie mit Branntwein. Zeidler sagt in der Petition, daß er, wie ihm mitgeteilt wurde, er dürfe das Vraimtweingeschäft nicht weiter be treiben, weil er hierzu keine Bewilligung besitze, den Branutwemhaudel sofort eingestellt habe. Dennoch wurde festgestellt, dah er nach wie vor Branntwein verkaufe. Auch gibt er an, ein Amtsdiener habe ihm dagegen geraten, er solle nur Branntwein verkaufen, da er hierzu berechtigt sei. Zwei andere Amtsdiener sollen nach seiner Angabe den Bräunt- wein flaschenweise aus seinem Geschäft geholt haben, ohne etwas dafür zu zahlen. Schließlich kam es vor dem Schöffen gericht zur Klage und dieses verurteilte ihn nach Ver nehmung mehrerer Zeugen zu 20 Mark Geldstrafe. Gegen diese Strafe erhob er Bernfnng beim Landgericht, dieses aber verwarf die Berufung. Durch das Gerichtsverfahren erwuchsen ihm 5,7 Mark an Kosten. Beim Stadtrat zu Leipzig erhob später Zeidler Beschwerde gegen die benach- barten Albertschen Eheleute, weil er der Meinung war, die gegen ihn ausgetretenen Zeugen seien von der Frau Albert zu ihren belastenden Aussagen angestiftet worden. In dieser Beschwerde wurde jenem Ehepaar zur Last gelegt, dieselben handelten mit Brcmtwei», ohne hierzu die Befugnis zu besitzen. Von der Staatsanwaltschaft wurde Zeidler wegen falscher Anschuldigung in Untersuchung gezogen, diese jedoch nach kurzer Zeit eingestellt. Nachdem sich der Petent neues Veweismaterial verschafft, klagte er nochmals. Die Strafe gegen Zeidler, welche vom Landgericht auf 80 Mark erhöht worden war, wurde iu weiterer Instanz wieder auf 20 Mark herabgesetzt. Zeidler, der sich hierdurch ungerecht verurteilt fühlte, beschritt mm alle möglichen Instanzen, ja selbst ein Gesuch an den König brachte er eiu, doch ohne Erfolg. Nach den Justizbehörden kamen die Politischen Behörden daran, und dem Stadt- rat von Leipzig warf er in einer Eingabe vor, er (der - Stadtrat» keime keine christliche Nächstenliebe, weshalb Zeidler ans der christlichen Kirche ausgetreten sei. Auch gegen die Geistlichkeit erhob er Vorwürfe, und endlich habe er die Strafe doch bezahlt. Nun hatte er noch eine Petition an den Landtag gerichtet, und der Berichterstatter beantragte namens der Beschwerde- und Petitions-Deputation, die Petition aus sich beruhen zu lassen, was auch einstimmig beschlossen wurde. Nächste Sitzung: Dienstag, den 8. Dezember, ^„12 Uhr, vormittags. Tagesordnung: Schlnßberatnng über das Kgl. Dekret Nr. 10 und den Antrag der Finanzdeputation ^ der Zweiten Kammer über dieses Dekret, einen Gesetz entwurf wegen der vorläufigen Erhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1001 betreffend. Aus Stadt und Land. Dresden, den 7. Dezember 1903. * S. M. der König besuchte am gestrigen Sonntag mit I. 5k. H. der Prinzessin Mathilde den Vormittags gottesdienst in der katholischen Hofkirche. Nachmittags be gab sich Se. Majestät nach der Pragerstrahe 28, I., und nahm die dort ausgestellte Welt-Uhr in Augenschein. Später fand bei S. M. dem König Familientafel statt, an welcher I. M. die Königin Witwe und I. K. H. die Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses, sowie I. H. die Prinzen Hermann und Albert von Sachsen-Weimar- Eisenach, der Herzog Heinrich Borwin zu Mecklenburg- Schwerin und der Herzog Karl Borwin von Mecklenbnrg- Strelitz teilnahmen. * Heute vormittag hörte S. M. der König die Vor träge der Herren Staatsminister und des König!. Kabinetts- Sekretärs. — Mittags 12 Uhr empfing der Monarch deu Kaiser!. König!, österreichisch ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister v. Velicz, welcher Sr. Majestät das Oberstinhaberpatent des Allerhöchst durch Se. Kaiser!, und König!. Apostolische Majestät verliehenen Oesterr.-Uugar. Dragoner-Reg. überbrachte. * Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte heute vormittag, begleitet von den. Hofdamen Gräfin Reuther von Weyl und Fräulein von Nauendorff, sowie Sr. Exzellenz dem Oberhofmeister Wirk!. Geh. Rat von Malortie die Weihnachtsmesse des Kunstgewerbe-Vereinö in den Räumen des Kunst-Vereins (Brühl'sche Terrasse). Zur heutigen Tafel bei Ihrer Majestät ist Se. Exzellenz Herr Staatsminister a. D. von Watzdorf mit Einladung beehrt worden. * Ihre König!. Hoheit Prinzessin Johann Georg be suchte heule Montag nachmittag die Devotionalienhandlung von Heinr. Trümper, Ecke Sporer- und Schössergasse. * Das Direllorium des Vereins sächsischer Ge- moindebeamten hat an das Ministerium des Innern und beide Ständckammern eine Bittschrift wegen Errichtung einer LandeSpensionSkasse und Anrechnung der Mitttär- dienstjahre abgesandt. * Das Ministerium deS Innern hat dem Landes- vereine für WohfahrtSeinrichtungen zum Besten Sächsischer Staatsbeamten, deren Angehörigen und Hinterbliebenen in Dresden zur Veranstaltung einer ver-. losung von Erzeugnissen der König!. Sächsischen Porzellan- Manufaktur zu Meißen in der Zeit vom 10.—12. Oktober 1904 zwecks Begründung von Freistellen in dem König Albert-Heime zu Gelenau Genehmigung erteilt. * Der städtische Marstall und die städtische Be erdigungsanstalt erzielten im Jahre 1902 eine Einnahme von 163 451 Mk. Dieselbe bleibt hinter derjenigen des Vorjahres um 9999 Mk. zurück, doch beträgt auch die Ge samtausgabe von 144 362 Mk. um 6293 Mk. weniger als im Vorjahre. Der an die Stadtkasse abgegebene Ueber- schuß beziffert sich auf 19 089 Mk.; auch dieser bleibt mit 3705 Mk. hinter den Erträgnissen des Vorjahres zurllck. * Große Kunstausstellung Dresden 1904. Die Leitung der Geschäfte der Ausstellnngs-Kommission liegt in den bewährten Händen des ersten Vorsitzenden, des Pro fessors Gotthardt Kuehl, der schon die vorigen Ausstellungen mit so ausgezeichnetem Erfolge geleitet hat. Zweiter Vor- sitzender ist Professor Hermann Prell. Dem Vorsitzenden steht zur Seite als erster Schriftführer Professor Eugen Bracht. Als Schatzmeister ist Bankdirektor Fritz Günther in Dresden gewählt worden. Sekretär der Ausstellung ist wie bei den früheren Ausstellungen Kommissionsrat Paulus. * Die Ziehung der 9. Sächsischen Pferdezucht- Lotterie, wofür die Lose schon seit mehreren Tagen aus verkauft sind, findet Dienstag, den 8. Dezember öffentlich im Hotel «Deutscher Herold" hier von morgens - Uhr ab statt. * Oberammergauer Kruzifixe iu künstlerischer und gediegener Ausführung sahen wir dieser Tage bei Herrn Heinr. Trümper, Devotioualieuhaudlung, Ecke Schösser- und Sporergasse. Herr Trümper verfügt über eine große Auswahl, die schon der Besichtigung wert ist. * Der Verband sächsischer Industrieller hielt am Freitag im „Hotel Bristol" seine Generalversammlung ab. Folgende Resolntion kam zur Annahme: „Der Ver band sächsischer Industrieller fordert im Sinne seiner bis herigen Bestrebungen eine Aendernng der Wahlkreis-Ein teilung für die Wahlen der Zweiten Ständekammer unter Aufhebung der nicht mehr haltbaren Unterscheidung zwischen städtischen und ländlichen Wahlkreisen und dafür Schaffung von geographisch zusammenhängenden Kreisen von gleicher Bevölkerungsziffer. Er spricht sich gegen eine berufsständige Vertretung in der Zweiten Ständekammer aus, da hier durch die Jntcressenkämpfe sich nur verschärfen würden und die Gefahr bestände, daß die einzelnen Abgeordneten sich nur als Vertreter bestimmter Stäude und Berufe, nicht aber mehr als Vertreter der Allgemeinheit betrachten würden. Auch für den Fall, daß Negierung und Landtag eine solche bernfsständische Vertretung in der Zweiten Ständekammer schüfen, würde der Verband jedoch dies nicht als Erfüllung seiner Forderung auf Vertretung von Handel, Gewerbe und Industrie in der Ersten Stäudekammec ari schen. Bei der Bedeutung der Ersten Ständekammer, an deren Zustimmung das Zustandekommen jedes wichtigen Gesetzes geknüpft ist und bei dem fast ausschließlich agrari schen Einfluß in dieser Kammer, welcher sich bei den Be ratungen über die Steuerreform iu der einseitigsten Weise geltend gemacht hat, fordert der Verband vielmehr als ein Gebot unaufschiebbarer Gerechtigkeit, daß Handel, Industrie und Gewerbe ihrer Bedeutung und Leistungsfähigkeit ent sprechend eine Vertretung in der Ersten Ständekammer zu gebilligt erhalten, auf welche die Landwirtschaft ein gesetz mäßiges Anrecht hat, damit der unhaltbare und unwürdige Zustand beseitigt werde, daß diese bedeutenden Erwerbs gruppen zur Zeit in der Ersten Ständekammer jeder gesetz mäßigen Vertretung entbehren." * Anhaltende Kälte bringt Störungen in der Gas beleuchtung, namentlich bei solchen Anlagen mit sich, wo die Zuleitung vor Eintritt in das Haus frei zutage liegt und den Einwirkungen der Kälte zu sehr aus- gesetzt ist. Es bildet sich sogenannter Rauh- srost, der die Leitung verengt und die Gaszuführung beein trächtigt. Der Uebelstand wird durch Einspritzen von etwas Spiritus in die Leitung leicht und schnell beseitigt. Diese Arbeit ist entweder von einem Gasschlosser oder von Be diensteten der Gaswerke zu bewickelt. Meldungen läßt man deu Gaswerken und den Gaswachen am schnellsten durch Fernsprecher zugehen, da sämtliche Dienststellen der Gaswerke Fernsprechanschluß haben. Einigen Schutz gegen das Einfrieren der Leitungen gewährt übrigens das An- bringen eines mit Asche ausznsüllendcn Kastens über dem betreffenden Leitungsteile; man sollte nicht verfehlen, da. wo es angängig ist, Schutzkästen anzubringen. * Tanzbelustigungen dürfen vor Weihnachten an öffentlichen Orten und Privatbälle, auch wenn dieselben in Lokalen geschlossener Gesellschaften abgehalten werden, nur bis Freitag, den 18. Dezember, stattfinden und dann erst wieder mit dem zweiten Feiertag beginnen. Die Abhaltung von Konzerten und theatralischen Vorstellungen ist auch in der sogenannten stillen Woche gestattet. Am ersten Weih- nachtsfeiertage ist die Abhaltung öffentlicher Versammlungen aller Art, auch die der Gemeindevertreter, sowie der In nungen und anderer Genossenschaften gänzlich verboten. Hierunter fallen auch Krankenkassen-Versammlungen, Ver- sammlungen geselliger Vereinigungen, sowie religiöse Ver- sammlungen, sobald letztere einen öffentlichen Charakter annehmen. Oeffentliche Maskenbälle und Kostümfeste dürfen nur ül der Zeit vom 7. Januar bis mit Fastnacht, im nächsten Jahre also bis mit 16. Februar abgehalten werden. Hierbei sei mit darauf hingewiesen, daß in der Zeit vor Ostern Tanzvergnügen aller Art nur bis Sonntag Lätare, der im Jahre 1904 auf den 13. März fällt, gestattet find. * Im nationalliberalen Reichsverein hielt Herr Amtsrichter Hettner einen Vortrag über die Reform des LandtagS-WahlrechtS. Er kam zu dem Resultat, daß ein „verständig ausgebautes Plural - System" für Sachsen da» beste sei. Der Verein stimmte in seiner Majorität dieser Auffassung zu. Tin Beschluß wurde nicht gefaßt.