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gelb-grüneu Jahne die französische Trikolore über Marokko wehe. Kaiser Wilhelm hat einen dicken Strich durch die Rechnung der Herren Landsdowne und Delcass6 gemacht. Delcassä wollte über Deutschland triumphieren. Ter alte Revanck-ard hat aber gerade das Gegenteil erreicht. So schreibt der frühere Marineminister Lanessan im „Si^cle": „Deutschland verteidigt seine Interessen in Marokko, wie Frankreich die seinen verteidigt. Das ist das Recht Deutsch lands. Rur diejenigen können dieses Vorgehen seltsam finden, die so leichtfertig waren, dies nicht voranszusehen. Die äußere Politik des republikanischen Frankreichs muß sich am Hellen Tage vollziehen, sie braucht weder geheime Unterredungen, noch heimliche Abmachungen. Wir er fuhren bei der Faschoda-Angelegenheit zu unserem eigenen Scl>aden, was diplomatische Geheimniskrämerei kosten kann. Wir »vollen bei Marokko nicht das Abenteuer er neuern, das für unS peinlich war. Es scheint mir deshalb, daß die französische Regierung einen Beweis ihrer Klug heit liefern würde, wenn sie sehr nachdrücklich die bereits abgegebenen Erklärungen wiederholen würde, daß Frank reich entschlossen ist, die Unabhängigkeit Marokkos und die Freiheit des ausländischen Handels im marokkanischen Ge biet vollauf zu respektieren." Telcasß; ist nun allerdings willens, dein deutschen Reiche Garantien für volle Handels freiheit und Wahrung der besonderen deutschen Interessen zu geben. Dieser gute Wille Telcass<is indessen ist völlig zwecklos, denn Frankreich hat ja in Marokko gar nichts zn vergeben, sondern immer nur allein der Sultan und dieser wird wohl nunmehr zeigen, daß ihm an Deutschland mehr gelegen ist als an Frankreich. — Auf dem 24. ordentlichen Adclstag am 20. Febr. zu Berlin wieö das Ehrenmitglied des Ausschusses der Adelsgenossenschaft. Herr Oldrig v. Uechtritz und Stein- kirch, in erhebenden Worten auf die Pflicht der deutschen Eüellente hin, in wahrer Parität dort im Kampfe voran- znstehen, wo eS gilt, dem Volke seine 'heiligsten Güter zu erhalten. Auch Graf zn Hoensbroech betonte in der weiteren Diskussion die Führerrolle des Adels in dem Streite gegen die Unduldsamkeit und wünschte, ihn hier seinen Einfluß vermehrt geltend machen zu sehen. Auf diesem Gebiete sei noch der Arbeit genug zu erledigen; so wäre es vor allein anznstreben, daß die Presse hüben und drüben eine weniger gehässige und scharfe Haltung ein- nähme. Eine Besserung dieser Verhältnisse wäre aber nur zn erhoffen, wenn man in immer weiteren K-ceisen des christlichen deutschen Volkes sich des gemeinsamen Bodens, des apostolischen Glaubensbekenntnisses, erinnerte. Nur dann werde daS positive Christentum sich den Aufgaben der Zeit gewachsen zeigen. Solche Aeußerungen sind in unserer glanbensarmen Zeit mit Freuden zu begrüßen und besonders dann, wenn sie von Männern gesprochen werden, die infolge ihrer sozialen Stellung dem Volke in der Pflichterfüllung gegen Thron und Altar ein leuchtendes Beispiel geben müssen. — Zum Bischof von Spcicr wurde der Domdechant Konrad Busch ernannt. — Gegen die augeknndigtc Flottcuvorlage hat der preußische Finanzminister Freiherr v. Rhein baden im Reichstage sehr scharf Stimmung gemacht. ES war in der späten Abendstunde des 30. März, da ergriff Herr von Nheiubaben das Wort, um die Finanzlage in den Einzel staaten möglichst schwarz zu schildern. Selbst Preußen soll nur ein armer Schlucker sein. Run wollen wir hoffen, daß diese Ansicht der Fiuanzminister auch noch vorhält, wenn sie über da6 neue Flottcngeseh z» entscheiden baden. — Die Nrichsfmanzrcform ist nunmehr im Reichs- schahamte fertiggestellt. Staatssekretär Freiherr v. Stengel hat alle Entwürfe im einzelnen ansgenrbeitet. Rnnmehr muß das preußische Staatsministerium entscheiden, ob die Entwürfe dem Kaiser varzulegen sind. Diese wichtige Sitzung wird noch vor Ostern stattfindcn. Alsbald nach der Rückkehr des Kaisers werden diesem die Entwürfe unterbreitet werden, damit er seine Genehmigung zur Ein bringung im Bnndesrate gibt. Man rechnet, daß dieser Anfang Mai die Vorlage erhalten wird, um sie noch vor der Sommerpause zu verabschieden. Sind sie derart fertig gestellt, so wird der Reichstag Mitte Oktober zusammen- berufen werden, nm sofort in die erste Lesung derselben einzutreten. Roch vor der Beratung des Etats soll die gesamte Reichssiuanzresorm erledigt sein, da der neue Etat bereits ans dieser aufgebaut werden wird. To sehr seht der Ruf nach neuen Steuern erschallt, so nnznsriedeu wird man im Herbste sein, wenn die Vorlaaen selbst da sind. Die Pctitionskommission des Reichstags beschäf tigte sich mit Petitionen betreffend Entscbädigung der An siedler aus Samoa für die bei der Unterdrückung der Un ruhen erlittenen. Verluste. England imd Amerika erklärten sich infolge der Verhandlungen bereit. -10 000 Dollar zn zahlen, um die Sache nutz der Welt zn schaffen. ES ist die Frage, ob man diese Summe aiinchmeir und den eventuellen Mehrbetrag aus den Neichsmitteln ersehen soll. Die Petition wird dem Reichskanzler zur Erwägung über wiesen. Die Börsenko»,Mission des Reichstages lehnte den Antrag des Grasen S ch w erin - Löwih Ikons.) ab. „Der börseumäßige Termüibandel in Getreide und Mühlen- fabrikation ist untersagt. Die Erfüllung der Verbindlich keiten nuS solchen Geschäften kan» nicht verweigert werden. Dagegen ist für jedes solches OiesMst - außer der gewöhn lichen »och eine besondere ReichSsteniM'labgabe zu zahlen. welck>e das üO-sache der in Ziffer -1 t» des TarifeS znm Neicizsstempelgeseh sestgesehten Abgabe beträgt." Bei 5,1 wurde mit großer Mehrheit ein aus der Initiative der Kon- sertirtipen und des Zentrums hervorgegaugen'er! Anitrag Gnmp lRpt.) angenommen, der dem Absah 3 folgende Fassung gibt: Durch ein Börsentermingcschäft in Waren oder Wertpapieren, m denen der Börseuterminhandel unter sagt ist. wird ein SchnldverhältniS nicht begründet. Im Hinblick auf die Bewegung zur Abänderung des 1l><) des Strafgeschbuckx'S lBeschimpsung kirchlicher Ein richtungen) dürfte ein Urteil der Strafkammer in Düssel dorf für weite Kreise von Interesse sein, das gegen einen 19 jährigen jungen Menscln'n drei Tage Gefängnis ans sprach, weil er während eines Begräbnisses höhnische Be merkungen über die Amtstracht eines cvan- gelischen Pfarrers gemacht hatte. In der Urteils- begrllndung wurde hervorgehoben, daß es sich bei der geist lichen Amtstracht um eine kirchliche Einrichtung handle. — Die Beratung der MiliZärpensionSgesetze ist am Frei tag in der Budgetkommission des Reichstages begonnen worden. Als Referenten für die beiden Gesetzesvorlagen sind aufgestellt die Abgeordneten Graf Oriola (nat.-lib.) und Erzberger (Zentr.). Auf Vorschlag der beiden Referenten findet eine Generaldebatte über folgende Ma terien statt: 1. Ist es angezeigt, ein einheitliches Gesetz über die gesamte Materie zu schaffen'-' 2. Die Rückwirkung des Gesetzes. 3. Ter Zeitpunkt des Inkrafttretens. 4. Die Konsequenzen für die Zivilbeamten. 5. Die Teckungssrage. lieber die beiden ersten Punkte wurde heute debattiert. Von verschiedenen Seiten wurde gewünscht, statt zwei Gesetzen nur ein einziges zu schaffen; die Frage des Hereinzichens der Neuregelung der Witwen- und Waisenversorgung und der Kriegsbeihilfe wurde verneint. Ter Rückwirkung des Gesetzes widersprachen die Negierungsvertreter, indem sie auf die sich ergebende Mehrbelastung von 17 Millionen Hin- Wiesen; die Rückwirkung der Derstiimmelungszulage kostet nur eine halbe Million und fand deshalb auch bessere Auf nahme. lieber die anderen Fragen wird erst am Dienstag verhandelt. — Ein schönes Pröbchen von der Friedensliebe des Evangelischen Bundes liefert die Deutsch-evangelische Korre spondenz. Sie hat in dem Berliner Festausschüsse für die Schillerfeier die Namen zweier Zeutrumsabgeordneten ge funden, des NeichstagSpräsidcnten Grafen Ballestrem und deS Tr. Porsch; das Blatt sagt dazu: „Wenn es dem Aus schüsse nicht bloß auf ein paar Namen ankam, dann hätte er doch, schon um des großen Dichters willen, Vertreter einer durch und durch undeutschen und geistig unfreien Partei fernhalten sollen . . ." Tie „Kreuzztg." bemerkt zu dem Ausfall des Fanatismus: „Wir sind überzeugt, daß die „großen Gelehrten und hervorragenden Schillerforscher" im Berliner Festausschüsse sich herzlich freuen, auch zwei so her vorragende deutsche Katholiken in ihrer Mitte zu haben, die über jene Verdächtigungen mitleidig die Achseln zucken werden!" Zur Polenfrage hatte sich das „Berl. Tagebl." aus Rom telegraphieren lassen: „Ich erfahre von einem Zwischen fall, der sich vor etwa drei Wochen abspielte zwischen dem Erzbischof von Posen Stablewski und den» Bisclzof von Enlm einerseits und der preußischen Regierung andererseits. Es waren in Sachen der Polenpolitik erhebliche Differenzen ausgebrochen. Tie Regierung ließ diesmal in ungewohnter, energischer Weise in Rom Vorstellungen erheben, und diese hatten den Erfolg, daß der Vatikan den Wünschen der Ne gierung sofort entsprach." Ter Hauskaplan des Erzbischofs von Posen Gnescn teilt nun dem Blatte mit, daß in Posen von diesem Zwischenfall absolut niclffs bekannt sei. So wird von einer gewissen Seite drauf los geschwindelt. Das preußische Herrenhaus erledigte am Freitag den Etat; der Kultusetat nahm noch sehr viele Zeit in Anspruch. Graf Mirbach beschwerte sich über die hohen Schullasten, die er als Patron zu zahlen habe; er sprach gar vom AuswandernI In dankenswerter Weise ging Graf Oppersdorfs auf die Maßregeln gegen die Kindersterblichkeit ein und tadelte, daß der Staat hierbei zu wenig leistete. Kultusminister Studt sagte auch eine Prüfung zu. Die Debatte verlief teilweise sehr humoristisch, besonders soweit sie sich auf das Schulwesen ln Schlesien bezog. Sonnabend wird die Kancilvorlagc beraten. Der Termin im politische» Prozeß Hilgcr-Krämcr, der vom Reichsgericht zur nochmaligen Verhandlung an die Trierer Strafkammer überwiesen wurde, ist endgültig auf den 1-"». Mai festgesetzt worden. — Vor dem Schöffengericht in Augsburg fand am 31. März die Verhandlung in der Privatklagcsache Uv. Heim gegen den Chefredakteur Stolz der Augsb. Abendzeitung statt. In der Augsburger Abendzeitung stand, daß „jedes Wort de« Dr. Heim ein Nachttopf und kein leerer" sei. ES kam folgender Vergleich zustande: Der Beklagte erklärt, keine beleidigende Absicht gehabt zu haben und nimmt die Beleidigung unter dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Ec trägt außerdem die Kosten des Verfahrens, sowie die dem Privattläger erwachsenen notwendigen Auslagen und verpflichtet sich, diesen Vergleich in seinem Blatt zu ver- öffentlichen. Oesterreich-Ungarn. — Nach Meldungen der Blätter über die Kabinetts bildung in Ungarn tritt wieder die Kombination des Grafen Andrassp in den Vordergrund. Andrassh »väre angeblich entschlossen, die Regierung zu übernehmen, falls der Kriegs minister ans die Erhöhung des Rekrntenkontingents und auf den Kredit für Artilloriezwecke verzichtet, hingegen würden auch die nationalen Forderungen des ungarischen Kommandos und der ungarischen Armeeabzeichen vertagt werden. Damit wäre die Krisis vertagt, aber sie blieb ungelöst. Ein zweijäbrigcr Waffenstillstand ist also das höchst inangelhafle Ergebnis der langwierigen Verhand lungen der Parteien. Herr v. Szögenp ist der Tausend künstler. der auf diesen schlauen Ausweg kam. Dafür soll aber auch die Heeresverwaltung in den nächsten 2 Jahren ans jede neue Forderung für Mehrzmecke verzichten, auch die Reform des Wehrgesetzeö unterbleibt. Die Krisis bleibt also und wird ans das gesamte Staatswesen weiter zer setzend wirken. Der NkichSratSabgeorbnete Dr. Wolffhardt hat am 30. März Selbstmord begangen. Er war Vorstand der Deutschen Volk-Partei, Obmannstellvertreter des Deutschen SchulvereinS und Mitglied der Staattzschnldenkommission. Der Selbstmord wird ans hochgradige Neurasthenie zurück- gestthrt. Rußland. — Amtliche Nachrichten über die Bewegung im Kreise Gori lauten selir beunruhigend. Die Osseten kommen von ihren Wohnsitzen in den Bergen herab und begeben sich in die Domänen, wo sie im Verein mit den an gesessenen Bauern zur Verschärfung der Unruhen beitragen. Die OrtSbebörden verhalten sich untätig. Die Urkunden der Kanzleien wurden vernichtet, was die Aufstellung der Listen für die Einberufung zum Militärdienst verhindert. Der Postdienst ist eingestellt. Die Bauern verlangen schriftliche Erklärungen der Eigentümer, wonach diese ihr Land und ihre Wälder den Bauern abgetreten hätten. Die Arbeiter der Eigentümer werden verjagt. Die Be- Hörden senden noch zwei Sotnien Kosaken und eine Kom pagnie Infanterie an den Ort der Ruhestörungen. Am 27. d. M. durchzogen mehrere Tausend Bauern mit roten Fahnen die Straßen der Stadt Gort, zerstörten die Läden, umzingelten eine Patrouille von 6 Mann und wollten ihr die Gewehre entreißen. Die Soldaten gaben eine Salve ab, wodurch 10 Personen verwundet und eine Person ge tötet wurde. — Am 22. März sollte im Ministerkomitee die Besprechung der Reform» n der orthodoxen Kirche statt finden. Auf Wunsch des P äsibcuten deS Miuistcrkomitees stellte der Metropolit Antonius ein Reformprojekt nach den Wünschen der Geistlichkeit auf. Danach sollte die Kirche die Veraialtungsform des 16. und 17. Jahrhunderts wieder annehmen. Der Prokurator des heiligen Synods war mit dem Entwürfe nicht einverstanden und bat den Kaiser, die Beratung der Reformfrage im Ministerkvmitee zu untersagen, da die Frage ausschließlich zur Kompetenz der Synode gehört. Der Bitte wurde entsprochen und dis Frage dem Shnod überwiesen. PobjedonoSzew erklärte darauf alle Reformen für unnütz. Der Shnod teilte diese Ansicht aber nicht und erklärte es für unerläßlich, zur Ver- waltung der Kirche durch eine Person zurückzukehren und beschloß, den Kaiser um die Genehmigung zur Ein- berufung eines Sobor zu ersuchen, in dem die Wahl eines Patriarchen vorgenommen werden soll. — Ein Konzil der orthodoxen Kirche. Wie die „Nowoje Wremja" erfährt, beschloß der Shnod. die Genehmigung deS Kaisers zur Einberufung eines Konzils der orthodoxen Kirche nachznsuchen. lFortsetzung in der 2. Beilage.) Aus Stadt und Land. llRUteUima-n aus unlerrm Lelerkrcile mit NamonSferliaung für diese Rubrik stu!> d« Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders dleti» K.hrimols der Redaktion. klnonLme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleibe».) Dresden, den 1. April 1906. Tageskalender für den 2. April. 1904. s- A Henne- bicq in Brüssel, bekannter Gesclüchtsmaler. — 1903. f Graf Aladar Andrassh in Budapest. — 1872. ß Samuel Morse. Erfinder des Lchreibtelegrapben. — 1817. s- Iung-Stilling in Karlsruhe, be rühmter Schriftsteller und Starcpcrolcur. — 1814. Sbützung Napoleons l. und seiner Familie durch den französischen Senat. — 180«; * Giacomi AntoncUi, der einstige Kardinal-Slaalssckretär Pius'IX. — 1800. * Hans Andersen, beiühmtcr dänischer Märchen- dichter. — 1802. Seeseblacht bei Kopenhagen zwischen Dänen und Engländern. — 17v8. * August Heinrich Hoffmann b. Fallerskben, deutscher Dichter und Sprachforscher. — 1792. Kriegserklärung Frankreichs an Oesterreich. — 1057. f Ferdinand III.. römisch- deutscher Kaiser. 3. April. 1849. Friedlich Wilhelm IV. weist die ongebotcne deutsche Kaiserkrone zurück. — 1897. -f Johannes Brahms. Komponist. —* Prinz Waldemnr von Preußen ist am 30. März wieder zum Ferienaufenthalte auf dem Weiße» Hirsch eingetroffsi. —* Ju Cache» der Gräfin Montignoso scheint, wie das „Leipz. Tagebl." schreibt, ein endgültiges Arrange ment unmittelbar bevorzustehen. Wie verlautet, weilte der Berliner Rechtsanwalt Dr. Franz Jvers fünf Tage in Flo renz und hatte mehrere Konferenzen mit dem Nechtsbeistand der Gräfin, dem Advokaten Nosadi. Hiernach hatte Dr. Jvers in Gegenwart Nosadis eine ausgedehnte Besprechung mit der Gräfin Montignoso. Nach Berlin znrückgekehrt, be gab sich Tr. IverS znm Vortrag beim sächsischen Gesandten Grafen Hohenthal. Später wurde er in Dresden vom Minister von Metzsch und den: Justizniinistcr Dr. Otto empfangen. Nach dem „L.-A." ist Grund zn der Annahme vorhanden, daß die Angelegenheit jetzt ihr Ende finden wird, da nur noch einige Formalitäten vor Abschluß eines end gültigen Abkommens zn regeln sind. Die kleine Prinzessin wird in die Obhut des sächsischen Hofes übergehen. —* Eine Schmach für unsere heutige Kultur ist der noch immer schwunghaft betriebene Handel mit weißen Sklaven. daS ist mit bedauernswerten Mädchen, die dem Dienste der Unzucht bereits verfalle» sind oder ihm. oft mals mit List und Gewalt, zugeführt werde» sollen. Nach dem unsere deutsche Negierung schon entsprechende Maß- regeln getroffen bezüglich der Ueberwachung des See verkehrs. hat sich seit mehreren Jahren eine internationale Vereinigung zur Bekämpfung dieses schändlichen Handels gebildet, die schon manches erreicht hat. In Deutschland besteht als sehr lebendiges Glied dieser Organisation ein Nationalkomitee, dem je und je Ihre Majestät die Kaiserin ihre tatkräftige Unterstützung hat zu Teil werden lassen. Auch wir in Sachsen baden ein Landeskomitee gegründet, um das Nationalkomitee in seinen Aufgaben zn unter stützen. Es gilt aber auch bei uns daS Interesse für diese Sache, die auf interkoufessioueller und iutersozialer Grund- läge aufgebaut ist, zu wecken und zu fördern. Zu diesem Behufe wird Dienstag den 4. April, 8^ Uhr. der stell vertretende Vorsitzende des Nationalkomitres, Pastor Burkhardt-Berlin, in MeinholdS Sälen, Moritzstr. 10. 1.. einen Vortrag halten für Männer und Frauen über: „Internationale Bekämpfung des Mädchenhandels, jitziger Stand und Ausgaben." Da eS sich hier nm die Erreichung eines Zieles handelt, welches ohne Unterschied der Kon fession allen Deutschen gemeinschaftlich sein soll, so seien auf diesen Vortrag besonders auch die Katholiken aufmerk sam gemacht und zum zahlreichen Besuch einoeladen. — * Zur bevorstehenden Wahl im 8. ländlichen L a n d t a g s w a h l k r c i s e schreibt der „Kathol. Posol": „Ein Wörtchen zu den Wahlen! Wir stehen Heuer vor den Wahlen in die Zweite Kammer unseres Landtages. Uebcrall in denk Lande rühren sich schon die politischen Parteien, sehen sich nach geeigneten Personen nm und schärfen ihre Waffen für den Wahlkampf, dann sprechen sic sich wieder für ihre bisherigen Abgeordneten ans und versichern ihnen ihr Ver trauen und ihre volle Anerkennung. Und wie bei uns, in unserem Lcmdtagswahlkreisc? Allerdings sind auch schon bei uns, und zwar zuerst von deutscher Seite, Verstlche da mit gemacht worden, daß unser bisheriger verdiente Abge ordnete, Herr Gutsbesitzer Mickmcl Kokel-Krostwitz, von dem konservativen Wahlverein einstimmig wieder dafür ausge stellt wurde. Unsere Wenden haben bisher geschwiegen. Wir sind nicht solche, welche alles schwarz sehen, das legen wir als ein gutes Zeichen aus, daß wir einig sind, was wir