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«stärkste Mann" nicht träumen lassen. Ebenso überrascht wird man sein, wenn man hört, daß die jährlich verzehrte Biermenge in einem Normaljahr rund 70 Millionen Hekto liter beträgt. Deutschland, England und die Vereinigten Staaten trinken zusammen 200 Millionen Hektoliter Bier. Das ist ein See, der 10 Meter tief, 200 Meter breit und 10 Kilometer lang ist. Noch leichter werden wir einen Be griff von dieser braun und gelb schäumenden Masse bekom men, wenn wir sie zu je 200 Zentner in Eisenbahnwagen verladen und diese Eisenbahnwagen zu einein Zuge, zu- sammengckoppelt denken. Dabei nehmen wir an, daß ein Wagen nebst dem Zwischenraum bis zum anderen Wagen 6 Meter messe, was gen is; keine zu große Annahme ist. Dann wird der Zug, der voll beladen den Biertrank der Deutschen. Engländer und Nordamerikaner schleppen müßte, die hübsche Länge von 12 000 Kilometer haben. Das ist etwa die Luftlinie von Berlin bis Peking am anderen Ende von China! Und dabei würde jeder Waggon 200 Zentner Bier (ohne das Oiewicht der Fässer) enthalten. Ter Teil des Zuges, der nur den dentsckxm Labetrunk enthielte, wäre 4200 Kilometer lang was der Luftlinie vom äußersten Ende von Spanien bis erheblich über Petersburg hinaus glcich- kommt. Literatur Dichterstimmcn der Gegenwart, Illustrierte Monats schrift für Poesie und Literatur. Herausgegeben von Leo Teste van Heemstede. 27. Jahrgang, 3. Heft. Halbjährli b 8 Mark. Bei lag von Pet. Weber. Baden-Baden. — Es gebt auf Weihnachten zu! So jubelt der Oirundakkord, der durch das vorliegende Tezeniberbeft der „Dichterstimmen" rauscht. Iugendhenuweh. stille Sehnsucht nach dem bescheidenen Glück unserer Kindheit, die sanfte Schwermut der langen ( 'interabeiide und der verklärende Schimmer des Cbrist- ba "ns, all das träumt in den Blättern des Heftes und nim K unsere Seele gefangen. tz. k nst, Wissenschaft und Vorträge I s "den. R-'se und Ottilie Sutro unt rvtelten im Palmengu an zw- Klavieren eine nur mäßig erschienene Zu hörerschaft ES ist en'ichieden sckw-r an zwei Klav ei en präzis zu spielen — . d um dies zu ei eichen, geht manches andere ver loren. — Da did-ale, WeEevalle, d S man im Konzertsaale nicht gern missen w> k.hite. — Ed. Tchütt kam entschieden mit seinem Impromptu roo "coo op. SK F.Dur zu schlecht weg. Das Pub'ikum nahm d e Darv.. - mg-n dankbar auf und erbat sich nach einige Zugaben. § ! DrcSden. stm ^alou der geschätzten Künst'er n, Frau Dr. Taugel Strrl fand eine iniime musikalische N Meier des 70 Ge urtStngeS ur ie-es einheimischen Komponisten, des Herrn Bros. Reinhold Becker statt. Wackere Kräfte als liebe Freunde hatten sich in 'en Dienst der hehren Feier gestellt. Herr Prof. O- Schmid schilderte einleitend den mufik-lllchen Werdegang BeckerS und sein künstler sches Tchnff-n als Jnstrumertal- und Besangtkomp wist Herr Oiatoriensänoer und E>esangSlehrer sang mit ausdruck vollem Ton die Legende: „Walter von der «acelweide* und mehrere Lieder. Herr Kammermusik»- MarwaS spielte mit warmem Impuls die V olinsonate op. ISO. Frou Teschner und kchönberg trugen mit ihrer Leh-ertn Lasse Otter mann Duette und das Terzett: ,DaS Lied vom Winde* in reizender Wiedergabe vor. Mit freodioer Genugtuung gedachte am Schlüsse Prof Schm d der Begleiterin sämtlicher vorgetrogener Kompositionen, der Frau Tangek-Gtrik. di« io diesem Fabre ikr SOjähe stubiläum als Korzert-Pianistin feiert. Sächsische B-Uheitung Spielplan der Theater in Dresden wa. Anfang 8 Uhr- Mittwoch: Ariadne auf «axo». Anfang '/»« Uhr. Kgntgl. UiHanfplesHaiiS Dienstag! Dt« Erziehung zur »he; Lottchen» Geburtstag. Anfaoo '/»8 Ähr. Mittwoch: Maria Magdaleae. Anfang >/»8 Uhr. MeftdeNHthenter DteaStag und Mtttwoch: Jugend. Anfang 8 Uhr. Zentravheater. DievStag: Die Dollarprtnzesfto. Anfang 8 Uhr- Mitiwoch, nachm. >/^i Uhr: Die Mäuseköntgtn; ab«ndS8Uhr: Die vollarprtnzesfia. rymian, Lhalta-Theater 8.« ll. Barietö- Viktoria-Salon 8 llhr. König Shof (Strehlen) V«9 Uhr. Musenhalle Löbtau Ans. 8 Uhr panzerte König!. Belvedere Auf. */,9 Uhr. Tpielpla« der Theater in Leipzig Neue-Theater. Dienstag: Tiefland. Mittwoch Margarete. — Altes Theater. Dienstag: Liebelet, Literatur. Mittwoch: DoS Prinzip. — Op «retten-Theater. DievStag: Alt-Wten. Mittwoch: Mamsell Ritouche. — Schauspielhaus. Dienstag: Der Biberpelz. Mittwoch: Gabriel Schillings Flucht LnuSwirtschnstltche PriSnktenp reise i» Zittn» am 28. November 1912. (Rach amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) SO Kilogr. netto von bt« 4) SO Kilogr. netto VPN bis Weizen, weiß». g 30 S 9 Weizenmehl. . . 17 40 IS 10 Wetzen, geib, n. 9 — 9 50 loggenmehl . . tl VS >2 VO Roggen, neu. . 7 70 8 2 Heu, neu .... 8 — 3 VO Huttergerste . . 8 — 8 5 "Mttstroh. . . 1 80 2 — Braugerste . . . 9 SO 0 20 Gebundstroh . . l — l 30 Haier 7 70 8 60 Butter (1 Lk) . 8 — 3 20 N<"-taKeln neue 2 30 2 7" Kocbbutter . . 2 so 2 70 Rr. 2LS Eetreibe» ob Pr»b»kte»peeiie ia DopeN am 2». " auf de« Markt« an der Börse Gegenstand von dt, von di, 4» 4 4» 4 4P 4 4 Westen, gelb, alt«, » do. do. neuer < «oggen . . . . i 100 h« 18 80 19 10 18 80 19 10 100 . do. neuer . . - 16 — lg 25 16 16 6) Weizenmehl . . . . 50 . 11 so 19 50 — — — Roagenmehl . . Welzenkleie . . . 1 KV - . . 10 — 1» 6 — — II Roggenkleie. . . Westen-FuttergrieS — — k 7 80 40 — — I — RogaengrieS. . . Berste, neue . . . i . . — — 7 80 — —> — — — Hafer, alter . . . — — — do. neuer. . . 17 20 18 20 18 tO 19 20 Erbsen 100 kg 21 86 Wicken 24 SO 2b 50 Hirse Grütze 81 8b — 86 89 Kartoffeln, neu . 4 60 b — Butter - 1*6 2 70 8 — Heu. geb do. lose . . . . 100 . 100 . 4 4 80 86 6 b S 2 60 8 2 ,0 20 Ferkel 78g Stück L Stück . ! IS — 28 — Gin» m><md«l Gl--- 20 I An die geehrten Vereinsvorstände! Wir bitten die Herren EinsendervonVereinS- berichten, diese Berichte so pünktlich abzuschicken, das, sie einen Tag vor dem Tage des Erscheinens in nnlrren Händel» sind, da sonst eine unliebsame Verzögerung eintretrn muß. M Nllliiien- -»Aigen vis vodurt« Vsrlvbnur«, tiacksll ia cksr 11 8ävtl8i8vil6N VoII<8rsi1ung" evvoßsQtsprsodsaäo Vvr- krvituvL. — 26 — Sie scheinen gehört zu werden, denn weiter tolous knallt es auch. Leider stellt sich bald heraus, daß das keine Antwort war, sondern daß sich auch tiefer draußen im Graben Leute in Not befinden. Leute, denen nian nicht helfen kann, weil man selber tief in Sorgen steckt. Jetzt gilt's weiter herunten. wo ober dem Feld die Wassermauer steht, dovpelt und dreifach die ganze Kraft zusammenznnehmen. Bei der Mur droben hat man die Erbmassen, die das Bachbett verstopften, glücklich beiei- tigt und hier haben sie sich nun wieder angesammelt. Sie müssen unbedingt weg. Also unverzagt an die neue Arbeit! Einige schwere Baumstämme sind halbwegs zwisck)en Sand und Erde begraben und sperren den Bach. Die gilt's zu allererst loshacken. Alle drei stehen mitten im tosenden Wasser und jedes jetzt seine ganze Kraft ein. Wohl eine halbe Stunde danekt die Nackerei. Endlich rst der erste los, stürzt über die Blöcke im wilden Bach talaus vis zum nächsten Platz, wo er sich neuerdings fangt. Der zirxüte Baum wird auch frei und beim dritten, der schon stiel zu org unter Schutt und Sand liegt, ist das eine recht« Nrmesi'inderarb-.'it, wie in der Höll auch keine bessere mehr zu finden war. lieber de» alten Zlverchmooier ist allmählich neuer Mut gekommen. Jetzt jagt der sein Diendl anS 'm Wasser heraus. Soll sich einmal aiisschnan- fcn, die Dirn Aber eigensinnig, will die Nonni nit Erst der Pmili bringt sie dazu. „ So hacken die beiden Manndcrient einen Ast nach dem andegm iveg. Und wenn man glaubt, endlich wird der Stamm frei, siebt man. daß es doch wieder nit wahr ist. Da ist unten noch so ein Ast, der tief im Schotter steckt und den ganzen Stamm wie an einer Kette haltet. Das ist ja grad das Ge fährliche, daß man in solchen Fällen fast nie »nd nirgend weiß, wcmn er springt der Baum. südlich war's mich hier so tveit. „Paß ans!" schreit der Pcmli. Aber pfeilschnell dreht sich der freigewordene Baum, den alten Mann umwerfend Ein Glück daß wenigstens der Pauli noch rechtzeitig zurück springt Welche Mühen hat das' nun wieder gekostet, den Zwerchmooser auszu- fiscbeu> Endlich war auch das getan Den Arm hat er sich 'brachen, aber sonst war's gut. Da kommt ein laichendes Diendl vom Kaizen in Todesängsten daher. „Leut," ruft dos, „kommt'? und belft's uns! Die ganze Hütt'n Hot das Master „War wer drin in der Hütt'n?'"' „Der Vater und der Hnaterbna halt." „Saggara, nachher brennl's, Nannil" überlegt der Pauli und läuft den Berg hinunter zum Nachborn. Wie hot's beim Kölzen aiisg'skbant! Vor einem halben Tag war alles noch frisch und voller Saft, lind jetzt, daß Gott erbarml DaS halbe Feld war vermnrt und vom Ha»S steht nur grad mehr der Stall; da- andere ist gegen Kirchberg hinausgeschwommen, denn der Bach hat e» sauber mit genommen. — 27 — DaS erste, waS der Pauli schafft, ist, daß ein Diendl geschwind ln» Dorf springt um Hilf. In fünf Stunden kann's ia wieder da sein. Dann suchen die anderen alles, alles ab. Der Morgenstern steht längst schon am Himmel, da hören sie schreien, und wie die Leut den Schall nachgehen, finden sie den Kalzenbauern zwischen zwei Holzstämmen, die sich im Bachbett festgeklemmt haben. Man befreit ihn aus seiner Lage und bringt ihn hinauf auf Grünhag. Droben im Bett ist er bald g'storben. Die Nanni hat ihm die Augen . zudruckt, denn der Pauli hat beim Wasser noch g'nug zu schaffen. Die Kalzenleut fallen um vor Müdigkeit, wie die Sonn im Aufgehen ist und die lacht bald wieder so freundlich herunter, als ob Kirchtag war in der Sperten. „DaS paßt guat!" meint der Pauli bitter. Er kann sich ja selber kaum mehr auf den Füßen halten, und wenn er auch noch umfallt —- was dann? Und was seine Nanni wohl denken tätl Die Dirn hat ober nix mehr denkt. Dem-Vater hat sie den Arm ein- geleistet und dann ist sie on seinem Bett eingeschlafen. Es war halt gar zu viel, was diese Nacht gebracht hat. Gegen Mittag kommt der Kitzbüchler Bräu daher mit einem Haufen Leut aus dem Pfarrdorf. Als ob die den abgefallenen Feldboden wieder hiiianfschaffen könnten auf die Lehnen! Es gibt nichts Schrecklicheres als der andere Morgen nach einem argen Wildwasser in einem steilen Hochtal! Vernichtete Hoffnungen, zertretener Fleiß und zerrissenes Hoffen, — das ist alles, was man an einem solchen Morgen sieht. Dazu das weidwunde Gefühl: nun hcißt's von neuem an fangen I Und doch, wenn man die Bergler in solchen Augenblicken gesehen hat, das vergißt man nie mehr. Dieser köstliche Trotz im Bewußtsein der eigenen Arbeitskraft! Es gibt nichts Schöneres und Größeres wie richtiger Bnnerntrotz im Unglück. Kein Gefühl ist menschlich größer wie gerade das Und wenn das Schicksal den Bauern in tausend Fetzen zerreißt; jeder gar leder einzelne Fetzen wird nur ein Gefühl haben und das ist: so land i schaf fen kann, geh i mih nit! So ähnlich mag Wohl der Kitzbüchler Bräu gedacht haben, wie er jetzt das Feld vom Grünbag ausgtng. Auf dem weiten Weg herein ist er an wer zerrissenen Brücken und an vielen, vielen Murstrichen vorbeigekommen. Auch dort und da hat er ein Haus oder einen Stadel im Bach liegen sehen und unendlich schwer war gerade der Gang für ihn, denn er hat sein bestes Dieb auf Grünhag gehabt. Wie wird er'4 finden? Der alte Zwerchmooser und sein Diendl — WaS die wohl haben wehren können! Alles ist hin, muß ja hin sein! Und jetzt ist Feld und HauS ganz, kein Stück! Vieh fehlt. Der Back !> muß freilich gründlich geputzt werden, aber sonst fehlt nix. Wie das zuge- gangen ist? Ist denn wirklich ein Schutzengel auf Grünhag gewesen? AIS er dann ins Haus kommt, begnet rhu der Pauli. Er hat gar nit gefragt, WaS der da herin tut. Jetzt kommt auch die Nanni daher mit einein schläfrigen Gesicht, aber frisch und gesund. „Ja, Leut, schlaf i oder —" „Das nit, Bräu." sagt die Diry. ^