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Sächsische Volkszeitung : 16.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-12
- Tag 1930-12-16
-
Monat
1930-12
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.12.1930
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S8ch?i?chs Volks,zeitunq I>. Dezember >i»0 y'-oN^en Interessant Ist ein Bergleich der deutschen Sozial lasten vor und nach dem Krieg. Nach amtlichen Angaben wurden in Millionen NM. aufgebracht: bei der Krankenver sicherung im Jahr 1913: 582,8. im Jahr 1924: 1070.1, im Jahr 1929: 2150: bei der Unfallversicherung im Jahr 1913: 220,8, ,m Jahr 1924: 144,9, im Jahr 1929 : 490,5: bei der Invalidenver sicherung in denselben drei Jahren 290 bzw. 362 5 und 1092: bei der Angestelllenversicherung: 138,1 bzm. 129 4 und 372: bei der knappschastlichen Pensionsversichcrung 75, bzw. 147,3 und 339 3: bei der Arbeitslosenversicherung im I<rhr 1924 : 222,4, im Jahr 1929: 1538 6. Die insgesamt ausgebrachten Summen stiegen also von 1312,7 Millionen in, Jahre 1913 auf 2076 6 Millionen im Jahr 1924 und auf nicht weniger als 5792,4 Millionen im Jahr 1929, Au diesen Summen kommen noch die Zu schuhsum men des Reichs, der Länder und Gemeinden: Bei der Invali denversicherung im Jahr 1913: 58,5, im Jahr 1924: 109, im Jahr: 1929 : 451 Millionen NM,, bei der Krankenversicherung im Jahr 1924: 9 4. im Jahr 1929 : 27 Millionen RM„ bei der Arbeits losenversicherung im Jahr 1924: 1809, im Jahr 1929: 1H12.1 Millionen NM., bei der Knapgschastsversichcrung im Jahr 1929: 66 Millionen RM. Die Zuschuhleistungen der öffentlichen Kör perschaften stiegen also von 58.6 Millionen NM. im Jahre 1913 auf 299 3 Millionen im Jahre 1924 und auf 1576,1 Millionen im Jahre 1929. Die Gesamtsumme der Soziallasten vermehrte sich demnach von 1371,2 Millionen RM. im Jahr 1913 auf nicht weniger als 7368,5 Millionen RM. im Jahr 1929. In diese Summe sind nicht einbczogen die Renten an Kriegsbeschädigte lind Krieaerhinterblieuene mit 2,5 Milliarden RM. Da die Steucrbelastung in der Vorkriegszeit einschließlich der Sozial- lastc» jährlich 5.3 Milliarden RM. betrug, so ist eine Steigerung um mehr als das Vierfache eingetreien, eine Steigerung der Soziallasten allein um das 5l<,fache! — Und da reden Kommu nisten und ähnliche Leute von einer antisozialen Einstellung der deutschcn Republik! Im Abend, Soätousgabe des Vorwärts, vom 9. Dezember ist in einem Entresilet zur Moskauer Iustizkomödie und zur Begnadigung einiger Angeklagter u. a. zu lesen: „Leid tut uns zunächst die Redaktion der Roten Fahne, die vier Wochen lang niit den größte» Lettern ihres Setzkastens gebriillt hat: „E r - schiehen! — Erschießen! — Erschießen!" Jehl weist sie noch, daß dieser Schrei lediglich dm, schüchternen Wunsch uni Begnadigung auSdriicke» sollte. Leid tut uns auch jene Sektion Danzig des Noten Frontkämpferhundes, die sich frei willig zur Exekution des Todesurteils nach Moskau gemeldet hatte. Sie muh sich einstweilen den herrlichen Blutdurst an Spatzen oder Kaninchen abrcagiere». Leid lut uns auch jene hochswnoathisclje Proletarierin, die sich in der Noten Fahne öffentlich anbot, die <, »geklagten Schädlinge mit ihren eigenen Händen erwürgen zu wollen. Sie muh sich nun für ihrer Hände 'Arbeit greifbarere Objekte suchen." Der Vorwärts hat ganz recht, daß er die Tollheiten deut scher Kommunisten anprangert und zeigt, daß die deutschen Kommiiiiisten um einige Dutzend Grad mehr Hitze der Begeiste. rung für den Sowjetstern ausbringen als die Russen selbst. In der Schlagzeile „Erschießen — Erschießen" ist nichts anderes z» sehen als die krankhafte Ausschwitzung des Drangs nach Revo lutionen. Die Kommunisten sind übrigens nicht ganz einsam auf der Straße: Die einen rufen „Erschießen", die anderen tun etivas gcbiildeter und sanster und lassen die Köpfe — rollen. Zu der bekannten Rom reise von Mitgliedern des Stahlhelms hat der Stahlhelmführer Düsteoberg in einen: Briese Stellung genommen, in dem dos Verhalten der Stahl helm-Mitglieder in Rom verurteilt wird. Der Brief stellt fest, daß die Reise ohne Wissen und Zustimmung der Bundesleitung unternommen worden sei. Beachtlich ist der Brief insofern, als in ihm auf eine frühere Italicnreise sunsres Wissens nach Mai land) hingewiesen und dann ausgeführt wird: „Dieses Mal er folgte die Kranzniederlegung sogar in Slahihelmkluft. Es ist bedauerlich, daß die Führung der Neisegrup:>e ivie die beteilig ten Kameraden nicht selbst das Widerspruchsvolle ihres Tuns empfunden haben. Die Nieds,legung eines Kranzes an einem Heidendenkmal italienischer Soldaten durch Deutsche ist eine g-one und ungewöhnliche Ehrung, die, wenn überhaupt, erst e, folgen darf, nachdem die italienische Politik gegen das Deutsch, um in Südtirol einer gerechten Behandlung unsrer Volks genossen gewichen ist: davon ist leider bis heute keine Rede " Was an der Kron'diskussion im Stahlhelm am meisten interessiert, ist dies: der Stahlhelm hat von jeher eine entschlaf. Dis Battlika okne Wetter «in« neue Herkommerkirche in St. Wendel. Am 7. Dezember ist im Wallfahrtsort St. Wendel, das idyl. lisch an den Ausläufern des Hunsrücks und in unmittelbarer Nachbarschaft des pfälzischen Berglandes im Norden des Saar gebietes gelegen ist, eine neue Kirche, die den Namen der Hei ligen Anna trägt und der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet'ist, ihrer Bestimmung feierlich übergeben worden. Ihr Baumeister ist Hans Her ko mm er. Die neue Kirche in St. Wendel ist zugleich ein neuer Fort» schritt im Schaffen Herkommers und in der Entwicklungsgeschichte oes deutschen Kirchenbaues. Herkommer zählt seit Jahren zu den bekanntesten und meistbeschäftigten deutschen Kirchencrbaucrn. St. Anna in St. Wendel ist die 17. in der Reihe der Kirchen, die in noch nicht zwei Jahrzehnten nach seinen Entwürfen und unter seiner Leitung in allen deutschcn Gauen entstanden sind. Im Saargebiet steht auch schon eine andere Kirche von ihm, die St.-Michaels-Kirche in Saarbrücken, die er noch vor dem Kriege, und zwar noch mit einem eigenartigen Tonnengewölbe erbaut hat. Der Weg Herkommers ging dann weiter über die Kirchen in Bruchsal und Heilbronn. St Augustin in Heilbronn Ist durch den Versuch eines neuartigen Spitzbogengewölbes ausgezeichnet. Doch die bloße Erneuerung überlieferter Bauformei, genügte dem hinreißenden Temperament dieses Mannes und der groß zügigen künstleischen Auffassung Herkommers nicht. Mit der Cuso-Eedächtniskirche in Ulm begann ein neuer Abschnitt im Leben und Schaffen dieses Kirchenbaumeisters. Er kam zur reinen Betonkonstruktion, die er dann in der bekannten Frauen friedenskirche in Frankfurt am Main zur ersten vollgültigen neuen Stilsorm entwickelt hat. Allerdings war diese Kirche nach dem System der alten Querkonstruktion aufgebout. Den kühnen Schritt zu einer völlig selbständigen Form und Schöpfung ' " ' " ' die Herz-Jesu-Kirch« in Ratingen i Schwarzwald rtn neuer ori ginaler Gedanke im Kirchenbau — von der Quer, zur Längs konstruktion oder, technisch gesprochen, von den okelen Quer» bändern »u »wei Länasattterträaern über..Damit war etn« Der Konflikt im Rechksausschutz Oer Zeriirumsprotest gegen den nationalsozialistischen Vorsitzenden - Aeltestenrat entscheidet! Berlin. l3. Dezenibcr. Der Nechtsaussch». ß des Reichstags trat am Sonnabend unter dein Vorsitz des Abg. Frank ll (Nat.-Soz.) zu sammen. Bor Eintritt in die Tagesordnung erhob Abg. Dr. Bockius (Ztr.) gegen die Fartsnhrung der Geschäfte des Vorsitzenden durch den Abg. Dr. Frank Einspruch. Frank habe im Plenum gesagt, das Zentrum mißbrauche den katholischen Glauben für seine schmutzigen politischen Geschäfte. Er bean trage, den Ausschuß zu vertagen und Uber de» Widerspruch de» Zentrums im Aeltestenrat zu verhandeln, um «ine Entscheidung darüber herbeizusllhren, ob de, Vorsitzende eines Ausschusses durch die Mehrheit dieses Ausschusses abgesetzt werden könne. Vors. Dr. Frank ll erklärte, daß er eine Vertagung de» Ausschusses bedauern würde, da dringliche Punkte der Tages» ordnung zu erledigen seien. Abg. Dr. Marum (Soz.) wies darauf hin, daß es üblich sei, dem Vertagungswunsch einer großen Partei stattzugcben. Im Jahre 1924 als es sich um den Widerspruch der Rechten gegen den damaligen Vorsitzenden des Rechtsausschusies, den Abg. Katz (Komm.) handelte, seien auch die Deutschnationalen für eine Aenderung im Ausschußvorsitz eingetreten, und der damalige Reichstagspräsident Wallras habe dem Abg. Katz nahegelcgt, selbst auf den Vorsitz zu verzichten. Durch die Reichstagsauf lösung wurde damals die Frage erledigt. Abg. Karpcnstcin (Nat.-Soz.) bestritt, daß eine Beleidigung der Zentrumsmitglieder vorliege. Abg. Rupp (Nat.-Soz.) erklärte, die gesamte natlonal-sozia» listisch« Fraktion halte die beanstandete Aeußerung des Abg. Dr. Frank für richtig, da das Zentrum tatsächlich den Glauben mißbrauche. Abg. Dr. Weiidhausen (Landvolk) wandte sich gegen den Vertagungsantrag. Abg. Dr. Honemann (Dn.) betonte, daß die umstrittene Frage nicht die sachliche Arbeit des Ausschusses beeinträchtigen dürfe und verlangte, daß der Ausschuß zunächst die Tagesord nung erledige und dann die weitere Regelung dem Aeltestenrat überlaste. ch Abg. Dr. Roscnfcld (Soz.) wies darauf hin, daß die Natio nalsozialisten im Gegensatz zu Dr. Frank, der in der letzten Sitzung seine Beleidigung des Zentrums abgeschwächt habe, heute noch diese Beleidigung unterstrichen hätten. Da die Frage, ob der Ausschuß das Recht habe, einen Vorsitzenden ab zusetzen, weitgehende Konsequenzen haben könne, sei es richtig, zunächst einmal den Aeltestenrat damit zu befassen. In der Abstimmung wurde ein natlonalsozlaltstischer An trag. über den Zentrumsantrag zur Tagesordnung Uberzugehen, mit 12 gegen 12 Stimmen, also bei Stimmengleichheit, ab» gelehnt. Der Antrag de» Zentrums, den Ausschuß zu vertagen >«V die Frage des Vorsitzes dem Aeltestenrat zu überweisen, wurde mit 13 gegen 11 Stimmen angenommen. Für den Zentrums« antrag stimmten außer den Antragstellern die Sozialdemokraten, die Staatspartei und der Christlich-Sozial« Bolksdienst, gegen den Antrag die Nationalsozialisten, die Deutschnationalen, di« Kommunisten und das Landvolk, während sich di« Deutsch« Bolkspartei und di« Wirtschaftspartei der Stimme enthielten. Die Rechtslage dürfte in dein vorliegenden Fall« zu Meinungsverschiedenheiten kaum Anlaß geben. Wäh rend es in der Geschäftsordnung hinsichtlich des Präsiden ten des Reichstages heißt, daß er für die Dauer der Wahl periode gewählt ist, wirb für den Vorsitz im Ausschuß ledig, lich festgelegt, daß die Ausschüsse ihren Vorsitzenden be stimmen, und zwar nach Vereinbarungen im Aeltestcn- rat. Das Wort „bestimmen" muß, da über die Dauer der Geschäftsführung des Ausschnßvorsitzenden nichts gesagt wird, auch die negative Bedeutung haben, daß die Aus schüsse nach Vereinbarung im Aeltestenrat auch einen Vor sitzenden absetzen und einen neuen bestellen können. «ver aus o,e,e Rechtslage kommt es bei dem Vorstok des Zentrums, den wir mit allem Nachdruck begrüßen, erst in zweiter Linie an. Di« entscheidende Frage ist die, ob ein Abgeordneter, der sich im Plenum de» Reichstages wüste Beschimpfungen anderer Parteien erlaubt, in die Vertrauens stellung eines Ausschußvorsitzenden be-> rufen werden kann. Die Leitung eines Ausschusses setzt eine Persönlichkeit voraus, die zu einer sachlichen und korrekten Geschäftsführung geeignet ist und in diesem Sinne auch das Vertrauen des Ausschusses genießt. Daß Abgeordneter Frank eine solche Persönlichkeit nicht ist, und daß er dieses Vertrauen nicht für sich in Anspruch nehmen kann, dürste nach den Vorgängen im Plenum und im Rechtsausschuß selbstverständlich sein. Daß er dieses Vertrauen aber auch nicht besitzt, wird hoffentlich noch ausdrücklich festgestellt werden. sene. geradlinige und feste Außenpolitik gefordert und findet nun selbst einige prominente Mitglieder einer Sünde bloß, die man andern früher vorgeworsen hat. Hier liegt der Beweis, wie schwer oder vielmehr wie leicht es ist, in Angelegenheiten der Außenpolitik das gebotene Maß von Takt zu entfalten. Wir sind für Fortschritt und wünschen, daß gegenüber allen früheren Kriegsgegnern mit dem höchstmöglichen Maß von Takt verfahren wird. Zu wissen, wann und unter welchen Umständen ein besonderes Maß von Aufmerksamkeit und Höflichkeit am Platze ist — dies ist das Kriterium des außenpolitischen Finger, spitzengesühls und letzten Endes der „geradlinigen" Außen politik. Siemensrlng skr siros. Zwickers Am Sonnabend wurde in Berlin Professor Dr. Hugo Jun kers der Siemensring überreicht. Der Sieniensring dient zur Auszeichnung von Personen, die sich hervorragende und allge mein anerkannte Verdienste um die Technik in Verbindung mit der Wissenschaft erworben haben. Bisher wurde der Ring — nach den Satzungen der Siemens-Ring-Stiftung muß zwischen den einzelnen Verleihungen ein Zeitraum von mindestens drei Jahren liegen — verliehen an Geheimrat Dr. von Linde, Dr. Karl Freiherrn Auer von Welsbach, Geh. Kommerzienrat Dr, Ing. Earl Bosch und Exzellenz Dr. Oskar von Miller. Hindenburg lehnt Ehrenpräsidium ab Wie verlautet, soll Reichspräsident von Hindenburg die ihm angeboteue Mitgliedschaft im Ehrenpräsidium der Internaiio» nalen Luftfahrt-Sicherheitskonferenz in Paris abgelchnt haben. Man darf wohl annehmen, daß die Ablehnung des Reichspräsi denten auf die Tatsache zuriickzufiihren ist, daß die Gleich berechtigung Deutschlands auf dem Gebiete der Luftfahrt immer noch nicht völlig wiederhergestellt ist. Einer anderen Lesart zu folge soll Hindenburg deshalb abgelehnt haben, weil er imme» noch auf der Liste der Kriegsverbrecher stehe. An zuständige» Stelle ist eine Bestätigung weder der einen noch der andere« Lesart erhältlich, obwohl an der Tatsache der Ablehnung kaum zu zweifeln ist. Bekanntlich sind die Staatsoberhäupter de« meisten Luftfahrt treibenden Staaten in s^em oben genannteG Ehren-Präsidium vertreten. * Justizrat Schreiner s. In Trter starb am Donnerstag nach kurzem Leiden der frühere Zentrumsabgeord nete im preußischen Landtag. Geheimer Justizrat. Land gerichtsrat a. D Ferdinand Franz Schreiner im Alter von 80 Jahren. Der Verstorbene war Vertreter der Wahlkreises Trier im preußischen Landtag tu Len Jahren 1908 bis 1918. grundlegende neue Erfinvung gemacht, eine wrslnonng, vie vem Baumeister die Möglichkeit gibt, mit den neuen Baumaterialien unserer Zeit und auf Grund der neuen Balltechniken und Vau- sormen eine selbstverständliche Harmonie zwischen dem äußeren Baukörper und dem Jnnenraum der Kirche wiederherzustellen. Erst vor wenigen Monaten hat Hans Herkommer die schnell bekannt gewordene St.-Antonius-Kirche in Schneidemühl fertig- gestellt. Auch diese Kirche, ein Wahrzeichen der neuen, deutschen Grenzstadt im Osten, ist nach dem neuen Herkommerschen System erbaut. Ihr schließt sich jetzt die St.-Annen-Kirche in St. Wen del. an der entgegengesetzten Grenze des Deutschen Reiches, eben falls im neuen Herkonnnerschen Konstruktionsgedanken und dem daraus entwickelten Kirchenbaustil errichtet, gleichwertig an, Auch die St.-Annen-Kirme ist, wie man von den Herkommer schen Kirchenbauten mit Recht sagt, ein Wunderwerk moderner Technik, und sie ist darüber hinaus ein beispielhaftes Ergebnis in oer neuen, kultiichen und sakralen Kunst. Denn hier — in St. Wendel — sehen wir auf engem Raum im Kirchenbau zwei Welten schroff gegenübergestellt. Der St.-Wendalinus- Dom, eine meisterliche Schöpfung der frühen Gotik, a„ dem mehr als drei Generationen aufgebant haben, und der setzt rund 600 Jahre im Zentrum der alten Stadt, auf dem Berge über sie wegschauend, sozusagen als ihr geistiger Ausdruck besteht, hat in der neuen St-Annen-Kirche, die auf der anderen Seite der kieinen Stadt selbstsicher und furchtlos in die Eebene gestellt ist, gewissermaßen seinen sachlicheren Bruder und Gegner gefun den. Man ist erstaunt und doch wieder beglückt, daß die neue Form sich so lebendig und kraftvoll neben der alten behauptet, und daß hier in einem Musterfall somit der Beweis gelungen ist, daß die Aufgabe, die sich Herkommer gestellt hat, richtig und der neue Kirchentyp. den er geschaffen hat, mehr als ein modischer Geschmack der Zelt, sondern ein neuer, mächtiger Auftrieb der modernen Kirchenbaukunst geworden ist. Die pfeilerlose Kirche, wie sie Herkommer heute aus unserer Bauwirklichkeit heraus für grundsätzlich geboten hält, und zu der er sich mit Einsatz seiner ganzen und großzügigen Persönlichkeit bekennt.bat in der St. Annenkirche in St. Wendel, der wahrschein lich in allernächster Zeit eine neue Herkommer-Kirche in Saar brücken folgen wird, eine ungewöhnlich feinsinnige Lösung gcfun- ein volles Jahr zu ihrer Errich- ftt in der Form der alten Basilika aebaut. den. Die Kirch« hat noch nicht ^ Sie ' ' tvna oebrauckt der Türm rückt seitwärts heraus. Der Kirch« schließen sich un mittelbar das Pfarrhaus und nach einiger Zeit — wenn die Geldmittel dafür vorhanden sind — ein Gemeindehaus an. Man darf darum diese Kirche nicht als einen Baukörper iiir sich betrachten. Herkommers Ziel und Bestreben ist es. seine Kirchen bauten in jedem Detail architektonisch einwandfrei und im künstlerischen Rhythmus der Bauidee auszusiihren. Deshalb sind seine Kirchen Kunstwerte unmittelbarer Natur. Denn sie be stehen nicht als eine äußere Form allein, als ein Rahmen, i« den sich, wie es lange Jahrzehnte hindurch bei uns üblich ge wesen ist und zum Teil heute noch immer wieder erlebt werde«, kann, willkürlich irgendwelche dekorative Ausgestaltung ein^ ordnen muß. In der Herkommer-Kirche ist alles aus einem Guß geworden, gestaltet. Deshalb greift Herkomnler auch, m» »ur lctztgültigei« Ausformung seiner Bauidce zu gelangen, immer wieder auf führende Künstler des sakralen Kunstschaffens unserer Zeit als seine Mitarbeiter zurück. Wie seinerzeit in Natingen und dann in Schneidenrühl hat auch hier Willy Oeser, der bekannte Mannheimer Maler und Schriftsteller, zum vollen Gelingen des Werkes mitbcigetragcn. Von ihn, stammen die großen und markanten Gemälde an den drei Eingangsnischen der neue» Kirche. Sie stellen tm Mittelfeld Szenen aus de,,, Leben der Heiligen Anna dar, z. B. Mariä Opferung sowie die Ver klärung der Mutter Anna, Die beienden Engelfiauren in den Seitennischen erheben diese Darstellung im Mittelfeld zu einer einheitlichen wuchtigen Höhe, wie sie uns aus der Blütezeit des St. Annen-Kultes im deutschen Mittelalter aus so vielen Kirchen bekannt ist. Sinnbildlich und historisch hat diese Darstellung in dem Maler Willy Oeser einen vorbildlichen Interpreten ge funden, Auf der Stelle der heutigen Annenkirche hat nämlich vor vielen hundert Jahren bereits eine St -Annen-Kapelle ge standen. Zur Erinnerung hieran und zur Wiederbelebung de» einmal so volkstümlichen Annenkultes an einer ehemaligen Kultstätte trägt die Oescrsche Arbeit unfehlbar wesentlich bei. Darüber hinaus ist sie. wie es schon Oesers herrliches Monu mentalgemälde in Mosaik in der Herz-Jesu-Kirch« in Natingen sowie die Ausmalung der St. Peters-Kirche in Mannheim be wiesen haben, ein neues und stark wirkendes Zeugnis für dich große Begabung diese, Künstlers auf dem sakralen Gebiet. De. Lrait hleuiuer.
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