Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 08.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192204081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-08
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.04.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
< Eonnabend den 8. April 1928 Nr. 83. S«ite » So Die Elsaß-Lothringer als Solvatcn 2. Klasse Köln. 7. April. Tie Elsaß-Lothringer, die im deutschen Heere gedient habe», sind ohne Berücksichtigung des dabei er rungene» Tienslgradcs als Soldaten 2. Klasse, d. h. alS Gemeine nach dein früheren deutschen Begriff, in die Temobilisierungsliste eingetragen worden. Neubesetzung des Moselqebietes Köln. 6. April. Von verschiedenen Stellen aus dem Mosel gebiet liegen Meldungen über französische Be ehungsmahnahmen vor. Quartier nacher der französischen ll. und 13. Insauterie- division aus Nancy und Evinal sind nördlich von Cochem und Trier anaelonnnen und erzählen, das; ihre Truppenteile Befehle für c-rhöhte Mor'chbcrcitjchast erhalten hätten. Unter General Vidalon solle eine neue französische Truppe an der Mo,el ge bildet werden. Neue Beunruhigung Oberschlesiens starren und dass dort viel Runition aufgehänft ist, die bei einer Explosion ganz Oberschlesien in die Lu t sprengen muhte. Bei den unsicheren politischen Bcrhältnissen ist cS immer noch möglich, daß die Polen einen neuen Putsch versuchen würden. Die deutsch-polnischen Verhandlungen Berlin. 6. April. Am Mittwoch abend fand im Reichstag eine Besprechung zwischen dem VorUvenden der deutschen Dele gation für die deutsch-polnischen Verhandlungen, Re chsniinister a. D. Schiffer, und den schlesischen und obersch'e'ischen Reichstags und Landtagsabgeordnete» stakt. Minister Cchi'scr gab einen Ileberblick über den gegenwärtigen Stand der deutsth-polnischen Wirtscha?tsvei Handlungen. Anschliestend machte Staats e.'retär z. D. Lewald über den Minderheitsschuh in Oberchle-ie» Mit teilungen. In der Aussprache nahm unter anderem Oberpräsident Ritter das Wort. Breslau. 7. April. Der Oberschlesi'che Kurier meldet, das, seit langem Massentransporte nach denk südlichen Teile des Kreises Rybnik und der Transport nach verschiedenen Organisarions« stellen beobachtet worden sind. Ter Schmuggel und die Trans porte erfolgen in Ankos, Banernwagen, Handkoffern, Taschen ujw. Man könne behaupten, dass die Kreise Rqbnik und Pleß in Waisen Der Abschied von der „Bismarck" .Hamburg. 7. April. Die englische Mannschaft für den in englischen Besitz übergehenden Lurusdanipfer „Aismar.k" ist am Tounerstag in Cuxhaven eingetrosfen und wird am Samstag das Schiss nach Southampton führen, wo es die White Star Linie übernehmen wird. Am 10. Mai wird der Nie eudampscr seine erste Reise im regelmässigen Dienst von Southampton nach Neuheit antreten. machen, in die Rechte der Kirche einzugrcifen lLebhafte Zuruf« liiihss und in die Rechte der konfessionelle» Schule. Ich kann ihm die Versicherung geben lForlgeietzte Znrnie links und rechts. — Hammer des Präsidenten.), daß vor allem uuch die katho lische Bevölkerunn. besonders in den Bezirken, wo sie dicht zu- sammenwobnt nicht gewillt ist. sich die ibr bisher immer zn- stehcnden Feiertage auch durch den Besuch der Kirche etwa schmä lern zu lassen. Das möchte ich ausdrücklich hier hcrvorhebcn, und das ist auch der Sinn der Neickisversaiinng gewesen, dnst das zum Ausdruck kommt. Ich bebe hier noch einmal ausdrücklich hervor, hast der Reichstag ohne Unterschied der Parteien, auch der LinkSvartcien. ans die Gefühle seiner Mitglieder Rücksicht nimmt und an solchen Feiertagen keine Sitzungen abhält (Zn- ms links: Das bat mit der Schule nichts zu tun!), auch nach der Revolution, auch in der Nationalversammlung, auch im neuen Reichstage. Kirchliche Feiertage und Schule Gegen den Besuch des Gottesdienstes der Schulkinder am evangelischen Frühjahrsbuh- t a g machten die unabhängigen Sozialisten am Lwnnerstag im sächsischen Landtag eine» Vorslos; durch eine Anfrage an das KlilluSniinisieiinin. Ter Kultusminister Fleitzner zeigte sich natürlich den Unabhängigen willfährig und sagte die Hcransgabe einer d'esbezüotichcn Verordnung zu. Darauf erklärte Ab geordneter Hehle»! (Zentrum) folgendes: Der Herr Abgeordnete Wehrmann bat mit vollem Recht ausgesprochen, das; man über eine solche Frage doch verhandeln könne. Ich habe allerdings ans den AuSkükrnngen sowohl des Herrn Abgeordneten Wecket als auch den des Herrn KnItnSmini- stcrs den Eindruck gewonnen, als ob ans der anderen Seite nicht die Absicht bestände, zu verhandeln. Ich bedauere das ansterordenttich. Ich meine, in einer Zeit, wo Sie gestern einem grasten Teile des Volkes Feiertage anfgezwungcn baden, die nicht den Willen des Volkes-, wenigstens eines- grosten Teiles, entsprechen, in einer solchen Zeit versuchen Sie. den christ lichen Erzieh nngsbereckiigtcn zu verwehren, ihre Kinder an kirchlichen Feiern teilncbnien zu lasse», an Tagen, die durch iahrknindcrtelanae Traditionen festgewurzelt sind. sAbg. Ellrodt lKomni.): Was haben Sie früher gemacht, wenn ein Arbeiter seine Kinder ain l. Mai nicht in die Schule schicken wollte?) Das war erstens- einmal kein kirchlicher Feiertag! Ich gebe aber sehr gern aus diele Anregung ein. Herr Abgeordneter Ellrodt! Was haben Sie denn gemacht, wenn wir vom l. Mai reden, gegenüber den christlichen Arbeitern, die nicht gewillt waren, am 1. Mai zu feiern? sLebbasteS Scbr richtig! rechts. — Zuruf bei der Denstcknastonalen Vostsvartei: Ta herrschte Terror!) Das habe ich darauf zu antworten. Sie werden doch nicht behaupten wollen, wenn die christ lichen Erziehungsberechtigten ihre Kinder an einem solchen christ lichen Feiertag in den Gottesdienst schicken, das; dann irgendwie !ie Ruhe oder Ordnung gefährdet würde Ich möchte zum Bei spiel darauf Hinweisen, da wir nun einmal i,n Deutschen Reiche leben, auch wenn Sie hier einen sogenannten sozialistischen Staat haben, das; der Reichstag sogar so tolerant ist, auf alle ck> ri st lichen,Feiertage bei seinen Sitzun gen Rücksicht zu nehmen, auch auf die Feiertage der Minoritäten. Und Sie wolle» hier, daß man derartig krast vor geht und wollen hier einen Eingriff in die Rechte der christlichen Bevölkerung vornehmen. tAbg. Schneller (Komm.): ES kann doch nicht auf jeden Klimbtmverein Rücksicht genommen werden!) Der Herr Berichterstatter hat sich ans Artikel 135 der Neichsvcrfassnng berufen und zwar ans den letzten Satz: „Die allgemeinen StaatSgcletze bleiben hiervon unbe rührt — nachdem es vorher acbeistcn hat: Die ungestörte Meli- gions-übnng wird durch die Verfassung gewährleistet und steht unter staatlichem Schuh." Ich kann beim besten Willen nicht einseben, was das mit den christlichen Feiertaaen zu tun haben soll. Ich kann nicht ein- schen, wie dann christliche Eruebnngs-bereckstiatc. die für ihre Kin der den Besuch des Gottesdienstes wünschen, genau so wie bei israelitische» Feiertagen es der Fall war und sicherlich bleiben wird, wie dann irgendwie dadurch da? SlaalSwobl gefährdet werden kann. Ich möchte aber doch dann Hinweisen auf die NnS- segnng deS Artikels 135 der Reicksvcrintznng in dieser Hinsicht. Dcr Berichterstatter ba! damals in der Nationalversam in» jung dazu folgendes auf Seite ltzg-l ansgesührt: „Der Artikel sichert allen Bcwobnern des Reiches die bolle Glaubens-, Gewitzen?- »nd Gedaukenfreibc't; mit an deren Worte», die Freiheit, ihren religiösen Glauben zu be kennen und zu betätigen, die Freiheit, ibrem sittlichen (stcwis- sen zu folgen, und Gcdankensreiheit, das bcistt die Freiheit, ihre Gclmnlen — hier vor allem tue philosophische Uebcrzen- gung — frei zu bekennen. Im zweiten Satz wird sodann die »iimestörtc Neliaious-übung positiv durch die Verfassung gewähr leistet und iic soll Mick vom Staate gegen gewalttä'ige Ein griffe und Angriffe geschützt werden. Der letzte Satz soll einem Mistbrauch der religiösen Freiheit Vorbeugen, der die Reck'tc oder das Interesse der öffentlichen Ordnung gefährden würde." Nun hat der Herr Unterrichtsnniiister einen Erlast ange kündigt (Zuruf bei den Unabhängigen: Der sehr notwendig ist!), dost Urlaub überhaupt nicht mehr erteilt wird. Ich weist nickt, inwieweit er diesen Erlast aiis-dcbncn will. Ich möchte Ihnen aber heute schon folgendes sagen: Ich stehe ans dem Standpunkte, dast sowohl für die evangelische Bevölkerung an evangelischen Kirchenfeieriagen. wie auch für die katholische Bevölkerung an katholischen Feiertagen wie auch für die israelitische Bevölkerung an israelitischen Feiertagen Gelegenheit gegeben werden mnh, ihrer Glaubensfreikieik nncbzngeben. Ich möchte aber weiter in diesen, Zusammenhänge dazu bemerken, dast ja auf der einen Seite wir heute noch konfessionelle Schulen haben und ans dcr anderen Seile dcr Artikel l-19 Absatz 2 dcr Neichsvcr- fassniig vorhanden ist, wonach die Erteilung religiösen Unter richts und die Vornahme kirchlicher Verrichtungen dcr Willens erklärung dcr Lehrer und die Teilnahme an religiösen lin st rrichtssäcberu und an kirchlichen Feiern und Hand lungen der Willenserklärung d-?icnigen überlassen bleibt, der über die religiöse Erziehung des Kindes z>n bestimmen hat. Tie Teilnahme am kirchlichen Gottesdienste, an kirchlichen Festtagen ist nach dcr Anschauung der katholischen Kirche ein Bestandteil dcr konfetzionellen Scholen. Ich nehme an. dast da? auf evan gelischer Seite ebenso dcr Fall ist. lZnstimmnng rechts und in der Milte.) Und. so viel ich unterrichtet tun. hält auch die evan gelische Kirche ans diesen Erwägnnaen heraus am Bnsttnge sest und verlangt, dast die christlichen Kinder »nd Eltern nach Mög- l'cbleit den kirchlichen Gottesdienst besuchen. lZnrnf links: Das steigt ans Bäume! — Abg. Schneller: Mackst doch die Schule zu, schickt die Kinder blost in die Kirche! — Lachen links. Ham mer des Präsidenten.) Dcr Herr Unterrickstsminister hat darauf hingewiesen, dast doch anch zum Beispiel an Nachmittagen Gottesdienst abgehallen »erden könnte. Ich glaube, dcr Herr Kultusminister war es (KnstnSminister Fleitzner: Nein, davon l>alie ich nicht gespro chen! — Abg. Weckel: Ich war es!) oder war es der Herr Kollege Wecket. Das ist zum Beispiel im Zusammenhänge mit der konfessionellen Schule bei der katholischen Kirche nicht mist;. lich, weil dcr Bestich des GotleSdienstek- dort mit dem Besuche der Messe verbunden ist. (Abg. Ellrodt: Da ist wohl dcr liehe Gott nicht zu Hause: — Lachen links. — Zuruf rechts: Das ist 'tatsächlich eine Roheit!) Es lässt sich nach den Vorschriften dcr katholischen Kirche nicht durchführen. Ach, Herr Abgeordneter Ellrodt, e? bat gar keinen Zweck, auf Ihre Zwischenrufe einzn- gehcn. Ich habe nicht verstanden, was er gesagt hat. aber es ist schon bekannt, das; Sic eine solche Aussprache so behandeln, dast eine Zurückweisung mit parlamentarischen Aus drücken nicht mehr möglich ist. (Sehr richtig! rechts' >;nL in dcr Mitte. — Znrmf recht?-: Eine Rüpelei ist das-!) Ich möchte den Herrn Kultusminister nwrnen, hier etwa den Versuch zu Ich glaube, in unserer Zeit haben wir wohl etwa? Bessere? zn tun. als un? über diele Djnoe zu unterhalten. lZnrns links: Als in die Kircbe z» geben! Wir haben mehr zu tun!) Die Ansrcwe haben wir doch nicht bervargernfcn. sondern Sie. Wenn Sie aber derartige Ansrcmen einbmnacn, mutzen Sie »ns das Reckit zi-aestebeu. da-n auch da? Wart zn nehmen. Ich würde den V-rsuch, irgendwie in die Rechte einzngreisen, als einen Akt aisteben. der es natweudig macht, dw christl cke Bev'stlerung ohne Unterschied der Knnketzwn aut d-n Plan -u rufen. >Abg. Schnel ler: Mit Haudaranaten. Maschinengewehren und Minenwer» fern! Lacken links t Besonders die Voraäuae in dcr letzten Zeit treihen dazu hin. lLehbafte Zurufe links.) Ihr Mas; da drüben ist vast l"acken linkst nnd a"ck durck Ihre Verdrücke» rnngsaktion. die Sie aestern wieder vollzogen haben, werden Sie es nickt verbinde-» könne», hast der Taa der Abrechnung kommen wird. lV?vn T'e io Poraeben wallen, wie es hier be» abstcktiat ist. können wir dickem Sog der Abrecbunng mit grösster Ruhe entgegensebcn. (Bravo! recht? und in der Mitte. — Lachen und Liiruse links: „Allgemeine Heiterkeit!" Abg. Tunger; Amen!) Kirchliches Laudate! Die Fastenzeit ist mit dem Passionssonistag in die Zeit dcr tiefsten kirchlichen Bus;- nnd Trauerzcit eingetrele». Auf den katholischen Christen macken die erhabenen Zeremonien der Kirche den tiefsten Eindruck und lassen ibn dos grösste Drama der Welt in ergreifender Weise vor sein Ange treten. Wie könnte es da anders sein, als das; es den gläubigen Christen mit heiliger Sehnsucht zum Besuche des Gottesdienste?- in die Kircke zieht, »m sich in innigster Weise an den Vorgängen in der Kirche zn beteiligen, mit seiner Mutter, der Kirche zn trauern und zn klagen um den Schmerzensmann, der aller Welt Schuld auf seine Schultern genommen »nd mit dem schweren Kreuze dahin trägt. Je tiefer der Christ in das Leiden des Erlösers sich hineinlebt, desto gewaltiger packt ibn am Ostcrmorgcn die Sst'gessrende »nd mit welchem Jubel wird er mit dcr Kirche daS Alleluja in alle Welt hinauösingen! Dem sächsischen Katholiken nnd besonders denen, die aus anderen Diözesen stammen, erscheint es nun ste'S als eine groste Lücke, dast die mm ne» erstandene Diözese Meisten kein brauch, bares Gesang- und Gebetbuch besitzt. Nachdem die Nachbar diözese Paderborn schon seit Mitte der siebziger Iabre ein ge radezu mustergültige?- Gesang- »nd Gebetbuch, das Snrsum corda besitzt, ist es unverständlich das; für Sachsen erst vor einigen Jahren ein „rudimärcs Gebilde" unser „Laudate" hcrausge» geben werden konnte. Für den Scknlgebranck mag es genügen, aber als offizielle?- Diözesanbiick ist e?- durchaus unzulänglich. Dieses Urteil habe ich in den weitesten Kreisen, van Geistlichen und Laien, oftmals vernommen, wie oft schon bei Berichten über kirchliche Festlichkeiten: Unser Laudate reichte leider nicht zuk Von einer Gemeinde im VogUande börte ich. dast man dort kurzer Hand das Paderboruer Snrstim earda eiuaesührt habe. Schon die Anordnung im „Laudate" ist keine glückliche, da ne die leichte Uebcrsicht vermissen lässt, sie gleicht schwer verstand- lichen, verschachtelten Sätzen und wo sind die schönen Andachten, »elcbe Surstim corda anfznineilen bat (um nur ein Veistnel an- zn,ziehen) für alle Zeiten de? Kirckeniahres: Naseu*ranz-Fasten- Brndersckafts-Mnster-GotteS-Andachten? Laudate hat nur den Kreuzweg ansznweiseii und dieser wird anch meist noch nicht be nutzt, sondern nach dem Kötner Gebetbiiche! Ich will mich nicht nach weiter eraeben, menie Worte sollen nur eine Anregung sein für berufene Kreise, insbesondere möchte ich in aller ebrfürchtiaen Ergebenheit unserem hockmnrd'osien Herr» Bischof die Bitte vieler, ich darf fast saaen, aller seiner Diözcsnncn, zu Fnstcn legen, diese Angelegenheit einer Er wägung zn unterziehen. Es könnte aumasteud erscheinen, dast ein Laie diese Anaelegeubeit ansgreift. aber es ist die Idee, welche in den Warten liegt: ...Herr ick tzst'e die Zierde deines HauscS und den Wohnort deiner Herrlichkeit." Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabowski (6. Fortsetzung.) Sie erschauerte, wie die Knoipe ersclxniern mag, die dcr erste Strahl der Sonne trifft. Er aber dachte bei sich: Wie ist sie schön geworden! Wie sein ist ihr Gefickt, wie bla» sind ihre Angen! Bla» und tief, wie der See im Walde... Es kam ein Jubel in seine Seele nnd in scinc^Stimme: „Nicht weinen sollst du, Karta, srenen sollst du dich mit mir über die Schönheit, die rings un, »ns ansgebreitet ist! Sich, die Oder, wie sie den Himmel widerspiegelt, wie sie i,n grünen Nahmen ihrer" User sanft dabiu-steilet in unbekannte Fernen, dcr Sehnsucht gleich, die in unseren Herze» lebt . . ." „Ja. in die Weite . . ." sagte Kgrolg. indem sie sich ans deS Freundes Annen löste. Sie griff nach dem Kranze in ihrem Haar. Da hielt er sie fest an den Händen, sah ihr in daS lieb liche Gctzckst, an?- dem ihm wundersame Anmut entgegn,lachte, und empfand unnennbares Glück. „Wie schön bist du, Karola." flüsterte er ihr zn. Sic wurde flammcndrot. Sie bedeckte ihr Gefickt mit bei den Händen nnd bat mit bewegter Stimme: „Verhöhne mich nicht,, Iobauncs, von dir ertrag ich eS nicht." Da lackte er teile ans: „Ich dich verböbnen? Kleine Heuchlerin — du weifst eS selbst, dast du schön bist." Zaabast erwiderte sie: „Die Leute sagen, sch sei hästlich . . „Welche Leute! Kurt vielleicht? . . . Glaube ihm nicht! Du bist schön, Karola. und für mick' die Schönste auf der Welt!" Sie erbebte, da halte sie ihr Märchen, süs; und wonnig, wie nur in'wer ein Märchen sein mag, vom Glück der Liebe. Glockenrnf floa über das Land und rief die Träumenden zurück ins Leben. Still gingen sie heim. Sie sahen sich nicht in ine Annen, führten sich nicht an den Händen nnd wnstten eS doch beide: Sie lebten in dieser Stunde nur für einander. Dcr Wald lag hinter ihnen. We.idevieb zoa heimwärts mit gemäclili'ckvn. satten Schritten. Einsam lag die Iniel. dufldnrch, webt, lieber dem Pachthanse stand eine dunkle Wolke. Beide sab— sie zu gleicher Zeit. Karola seufzte leise. Johannes fragsic: .Sind sie da drüben immer noch so schlimm mit dir?" . Ich weist es nicht," erwiderte sie zögernd. „Mir verstehen ? nickst, wir sind so verschieden geartet. Vielleicht bin ich io " ist oder so dumm, wie Tante immer sagt. . . Ach, wenn ich -»'ziehen könnte in die Wett — weit, weit weg . . . es kommt <b,!ia! mit Mackst über mich ... ins Wasser möchte ich mich ! " n nnd den meisten Segeln nachziehen . . Er bat sie mit bewegter Stimme: «Habe Geduld, Karola ... ich bitte dich darum . . . sieh, wir Werde» »ns jetzt öfter sehen. Wenn ich erst in Dombrowa bin, werde ich alle freie Zeit im Elternhanse verbringen. Du kommst dann auch berübcr . . ." Sie sab ibn mit glänzenden Angen an und sagte: „Ich bleibe hier, wenn du es willst," und setzte in Ge danken hinzu: Anch, wenn sie mir täglich Dornen i»S Herz stosten. At? Karola ein paar Minuten später den Pachthos betrat, empfing sie Frau Emma mit harten Worten: „Wo treibst dn dich so lange herum? Wa?- soll das hcisten? Wie sielst dein Haar ans. . . und" —, Da? Mort erstarb ihr auf den Lippen, als sie der Nichte voll ins Gesicht sab. Es lag ein Ansdruck unendlicher Hobest in den halblertigen Zügen, ein milder Glanz, wie wenn Frühlingssonne über die erwachende Erde geht. Sie sab eS: Karola war sckön. Nicht schön im land läufigen Sinne, mit roten Wanaen und aefälligen Formen wie, nun, wie ibre Loste — fremdschön war sie. wie ein edeleS Gc- wäcks. da§ seine Wnnderblnten entfaltet. Ilnwillkürlich sah sie zn ihrem Sohne hinüber, der ans der Herdbank säst und ranckste. Der verstand ibre nnaesprockenen Worte, warf einen niclstSwür- diaen Blick hinter Karola her. als sie in ihre Kammer ging und sagte zur Mutter: ^ „Ja die Kröte wirb hübsch . . Von nun an wandelte tzch sein Benehmen gegen Karola. Katzenfreundlich wurde er, schlich ständig um sie herum und bot ibr mit werbendem Lächeln allerlei Dienste an. Trna ihr die Wassereimer in?- Haus, holte ihr Birnen von der Spitze deS Baumes, wo sie am snstesten waren. Sic liest ihn die Lasten traaen, weil sie da? natürlich fand; die Birnen gab sie dem Mischa. dcr sie arinlend nabm. Von dunkler Ahnung getrieben, mied sie iede? Alleinsein mit Kurt. Ibr Seelenleben galt jenem Anaenblick im Walde, da ein FrüblingSknst sie erschauern netz in ahnenden Wonnen. Johannes, ihm galt all ibr Denken. Oft aing sie znm Schiensenbaus, stand an dem niederen C)arten->aun, hinter dem Roten blühten nnd meiste Lilien, und dachte: Wenn er jetzt bcran'sträte aus dem Hause, wenn er zwischen den Blu men bin- und herginge, sie pflückte, zum Strauste für mich . . . Aber e? kam nur leine Mutter, die freundliche Frau mit dem milden Lächeln nm den feinen Mund und den klnaen, guten Augen. Sie kam, pflückte ibr Roten und erzählte: Die hat Jo hannes gepflanzt, jene da. die so herrlich hustet, die bat er selbst veredelt ans Wildlinge, die er aus den, Walde geholt, und dies« zarte Rose hier ist seine LiebÜngsblume... so sprachen die beiden Frauen von dem. was ihnen das Liebste war. Glrichr Sehnsucht lebte in beider Herzen. In stillen, sommerwarmen Nächten verkörperte sich ihre Sehnsucht, nahm Gestalt und Namen an, und dann flüsterte Karola wohl leise vor sich hin: „Ich Hab dich so lieb. Johannes . . . Nnd er nahm sie in Gedanken in seine Anne, küstte ne nnd sprach: Du bist so schön, Karota! Im Traume, losgelöst von allem Alltagsleben, rrwachte ihre Seele, ging wie »n »starten GostcS spazieren nnd zehrte »och am Tage von dem Traumleben der Na kr. So taumelte sie durchs Leben, sah eSr-nicht, dast ihre Base Lost? mit vollen Segeln dcr Ehe zustenerle. Mit einnn reiche» Holzhändler hatte die Mutter sie verlobt. Sie haste de» Vcr- lobl 'n erst dreimal gesehen, nun hatte er die ganze Familie zur Kirmes geladen. „Die Sclilensenleiite kommen anch," sagte Loite mit leichtem Lächeln zu Karola; „es wird getanzt — ich ziehe mein weistes K!e>d an . . ." Während sie sprach, säst sie vor dem Svi:z?l "»d steckte sich die breiten, blonden Flechten ihres schöner HeareS ans. „Mutter hat den Wagen vom Mcnde b stellt," plauderte sie weiter. „Es werden viele Gäste crwarlci." Karola haste bisher kein Wort gesprochen, das Blest kam und g'ng in ihren Wangen; eS arbeitete heftig in stirer Brust, ein W'.nstch war ibr lebendig geworden, den ibr? Jugend reihts-r'igie, der aber, wie sie fürchten mutzte pm: Tante Emma anmatzeick gefunden werden würde. Die Möglichkeit, Io-xinnes wiederzu- schen, überwog schlietzlich alle Bedenken. „Ich fahre mit," sagte sie mit einnn Blick zn Tante Emma hinüber, die ibrer Tochter beim Ankleiden half. Beide, Mutter nnd Tochter,'riefen zu gleicher Zeit: «Du — was willst du denn dort?" „Tanzen," rief sie und warf de» Kovs zurück. Helles Gelächter antwortete ihr. Frau Emma sties; ibre Tochter leicht an: „.Hast du eS gehört, Lottchen, die Karl« will tanzen?! Ja. wie denkst du dir denn das?" wandte sie tzch wieder zu Karola „So etwas will doch erst gelernt sein! Meine Loste lmt ja die Tanzstunde besucht, du aber, du hast ia kau»» eine Ahnung vom Tanzen. Es tut mir leid darum, aber du mnstt e?- dir selbst saaen: In die Tanzstunden konnte ich dich nicht schicken. Du kostest ohnehin Geld genug." Verwirrt und gedemütigt blickte Karola zu Boden. Ibr Mut zerrann, für die Wahrheit, die ihr ans Tante Emmas Worten entgeaentrat, fand sic keine Erwiderung, lind doch hatte auch sie ein Recht auf Freudei Der Gedanke trieb ihr die Bitte auf di« Lippen: „Wenn ich nicht tanzen kann, »nächte ich wenigstens zuschenst (Fortsetzung folgt.) f»»d jlclii »erst becic in d- sclbe sckns misti Da»; des jcikn lnnd Volk Tntj der den der sion Not> heul Ans ich keit weg das s ck, > ten beim abe> lich zu i uns ,Di? -abe lfüb tr, s ck, Wb nat gelc fack uack He Mil der Zen Bcc N >i dcu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)