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gezollt wird. Diese Herren von der Feder sollten doch von ihren Vorgängern von vor 1806 gelernt haben, die in jenem Jahre mit Beschämung erkennen mutzten, wie die ganze zivilisierte Welt jene Männer als Helden bewunderte, die sie bis dahin so geschmäht hatten." Die Mittelmeerreise des Kaisers soll nun doch statt- finden. Wenigstens wird gemeldet, die ..Hohenzollern" habe Befehl zur Vollendung der Allsrüstung für die Fahrt erhalten. — Die Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit ist durch einen Beschlutz der Petnionskoinnnssion des Reichstags lvieder mehr in den Vordergrund gerückt worden. Die liberale Presse tutet schon gewaltig ins Horn; der Goethebnnd soll als Schutztruppe aller Schmntzerzengnisse lvieder anfmarschieren, obwohl selbst nationalliberale Vertreter und Freisinnige in der Kommission sich sehr scharf über dieZunahme der öffent lichen Unsittlichkeit geäntzcrt haben. Erfreulich ist es daher, lvie scharf die „Kreuz-Zeitung" Stellung nimmt und am ganz richtigen Punkte einsetzt: „Freilich müssen wir sagen, das; ivir gegen eine gewisse papierne Gesetzgebnngsarbeit mitztranisch geworden sind und uns von kräftiger Durch führung der vorhandenen Bestimmungen mehr versprechen, als von manchen neuen Bestrebungen, die nur zu häufig in den Akten begraben bleiben, jedenfalls aber zu keinem rechten Leben gelangeil. Man blicke nur in die Schau fenster und Bilderläden unserer grotzen Städte, und mail wird sich bald überzeugen, wie berechtigt die von der Kreis- synode Berlin II erhobenen Klagen über die Zunahme der Schmutzliteratur und Schmntzbildnerei sind. Tie Polizei aber vermag nichts dagegen auszurichteu, nicht weil es an gesetzlichen Handhaben zum Eingreifen fehlte, sondern weil das vermeintliche.Uuiisnnteresse überall hindernd dazwischen tritt und zu gerichtlichen Freisprechungen führt, ivo bei Aus schaltung dieses Moments Verurteilungen folgen mützten und würden. So lange aber die Meinungen auf diesem Gebiete soweit auseinandergehen, wie es tatsächlich der Fall ist. mit andereil Worten, so lange sich christliche und liberale Weltanschauungen schroff gegenüberstehen, kommt es uns zweifelhaft vor, ob mit Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen der öffentlichen Sittlichkeit der Dienst er wiesen werden könnte, den wir leisten mochten. Der Versuch mützte bei alledem gemacht werden. Denn in solchen Dingen ist die Erfahrung alles. Schon in der Petilionskommission haben Zentrnmsabgeordnete es beklagt, datz die Durch führung der bestehenden Gesetze so ungemein mangelhaft fei. Neben dieser aber mutz die Selbsthilfe kommen, wie sie in Köln unter Führung des Abg. Rören mit so gutem Erfolge beschritten worden ist. Jeder christliche Mann mns; einfach Geschäfte meiden, in dem solche Schriften lind Bilder zu haben sind , mit dieser Begründung mutz es dem Geschäfts inhaber mitgeteilt werden, dann zieht es. lind die unsitt lichen Auslagen verschwinden sofort. Selbsthilfe haben hier Hand in .Hand zu gehen. Im prcusnschcn Abgevrdnctcnhcnisc gab eS gestern eine heftige sozialpolitische Debatte. Die Konservativen hatten den Antrag eingebracht, die Staatsregierung zu er suchen, beim Bnndesrat eine Abänderung der Bekannt machung. betreffend die Beschäftigung von Gehilfen und Lehrlingen in Gast- und Schankwirt schäften vom 2:'.. Januar I0«>3 nach der Richtung zu beantragen, datz die der Ziffer l dieser Bekanntmachung festgesetzten Ruhe zeiten für die kleineren und mittleren Betriebe und Berück sichtigung der Bedürfnisse der verschiedenen Arten der Gast und Schaukwirtschasten anderweitig geregelt, oder datz die Ortspolizeibehörden ermächtigt werden, in geeigneten Fällen Ausnahmen von den erwähnten Bestimmungen zu bewilligen. Es handelt sich hierbei, den in Gast- und Schankwirtschaften Angestellten den ihnen gesetzlich znstehende» Schutz der Ruhe teilweise zu gefährden. Das Zentrum sprach daher energisch dagegen. Abg. 'Bachem sagte sehr richtig: Der Prozentsatz der Gastwirlsangestellten, die eines Schutzes nicht bedürfen, ist so gering, datz er gegenüber der Masse der Schlechtgestellten garnicht in Betracht kommt. ..Mit der Miiinnalrnhe von 8 Stunden ist noch nicht einmal eine genügende Nachtruhe garantiert. Nur durch Vorwärts schreiten in der Sozialpolitik können wir die Sozial demokratie überwinde». Die Sache enthält schon gewisse Schwierigkeit und verzögert das Tempo; suchen Sie «nach rechts» es nicht weiter zu verlangsamen." Das brachte den Abg. Ga mp so sehr in Aufregung, das; er dem Zentrum vorwaif, es gehe lieber mit der Sozialdemokratie Hand in Hand, als mit de» konservativen Parteien. Auch Herr v Zedlitz kam in die Wolle. Darauf antwortete Abg. Bachem: „Die Heftigkeit der Angriffe habe Herrn v. Zedlitz verraten. Es handelt sich nicht um unbedeutende Abänder- nngen einer einzelnen Verordnung, sonder» um die mangelnde Shinpathie der Freikonservativen sür die ganze Sozial- volilik überhaupt. Ich bitte das hohe Haus, die Koni- minonsberatnng abznlehnea." beider wurde sie angenommen gegen die Stimmen des Zentrums und der Freisinnigen. Man sieht daraus, wie sehr jede Sozialreform den Scharf machern entgegen ist und sie scheuen sich nicht einmal das Zentrum nach oben zu denunzieren. Auf der rechten Seite des preutzische» Abgeordnetenhauses sitzen die besten Sozialisten züchter. „Seht, wie sic sich lieben!" Kaum hat Diktator Bebel die Dresdener Palastrevolution der Unentwegten und Revisionisten niedergeschlagen und die Parteigeige nn'ihsam lvieder auf einen Ton gestimmt, da springt schon wieder eine Saite: Genosse Schippe! lökt wider den Partei stachel und wird zum öffentlichen Apostaten an der sozial demokratischen Freihandelslehre, die er beim Kampf um den Zolltarif noch offiziell vertreten. Welch „brüderliche Zurechtweisung" er da erfährt, mag man aus folgenden Liebenswürdigkeiten des Genossen Parvus ersehen: „Das Gefühl der allgemeinen Wurschtigkeit beseelt ihn «Schippe!». Man weist ihm nach, datz er alte agrarische Lude»- Hüter Produziert, deren Nichtigkeit längst nusgedeckt, von ihm selbst erkannt ist. datz er Zitate fälscht datz er die Unwahrheit sagt, — das rührt ihn nicht. Er ist »»verletzbar, denn er hat jedes moralische Empfinde» verloren. Man kann ihm. lvie dem unverwundbaren Ali im Varietee. Stricknadeln durch die Wangen ziehen und brennendes Werg in de» Mund stecken. Er fühlt sich nicht ... Er lebt in einer Nirwana, deutsch, in einem Dusel. Mit halbgeschlossenrn. verschlafenen Auge» sieht er sich die Welt an — sie erscheint ihm klein, unbedeutend, und was wir andere treiben, wofür wir uns ereifern, erhitzen, unnütz und erbärmlich ... Er zeichnet eine Karrikatur der BolkSmiliz und agitiert mit uns gegen die Schutz zölle. Er glaubt weder an das eine noch an das andere: weder an das. was wir tun. noch an das, was er schreibt... Bon allem, was er nicht »nutzte, ist ihm nur noch die äutzere Form geblieben. Der Politiker ist verschwunden, und vor uns steht, die politischen Masken je nach Bedarf und Laune wechselnd — der Komödiant." („Dortm. Arb.-Ztg.", 10. Febr. 11)04.) Wir denken, es gibt doch noch eine anständigere Art von Hinrichtung. Man sieht aber: Dresden hat Schule gemacht. «Seht, wie sie sich lieben!" R»m. — Die Fiuauzreferm im Vatikan. So ausgezeichnet und musterhaft die kirchliche Verwaltung, to trefflich die diplomatische Geschäftsführung des Vatikans ist. ebenso reformbedürftig ist schon seit langem die Finanzverwaltung des Batikans. Grund: die geringere Versiertheit der päpst lichen Funktionäre mit den Geldaffären überhaupt und die überkommeue Gepflogenheit, geringe Gehalte durch größere Nebeneinkommen aufzubessern. Diesen zwei letzteren Nebel- ständen scheint, wenn die Blättermeldungen richtig sind, durch das vom päpstlichen Staatssekretär Merrp del Val porgelegte Finanzresormprogrannn gesteuert werden zu sollen, dadurch soll das jetzt stets sinkende Einkommen des Heiligen Stuhles um wenigstens zwei Millionen gesteigert werden; denn namentlich infolge des abnehmenden Ertrages des Peterspfennigs «insbesondere ans Frankreich» steht den stets wachsenden Ausgaben ein jährliches Defizit von mindestens 1 Million gegenüber. Das Neformprojekt nun sieht hauptsächlich zwei Veränderungen vor. Erstens Schaffung einer päpstlichen Zenlralfinanzverwaltnng mit einer einzigen Kasse und mit Leitung durch finanzielle Fachkräfte, also durch Laien; zweitens Schaffung eines Ge- haltsregulativs aller päpstlichen Beamten soivie der festen Jahresgehalt beziehenden Geistlichen «Erhöhung sämtlicher Gehälter 20—2', Proz. bei den niederen, 30—3."> Proz. bei den höheren Nangsklassen; Beseitigung aller Neben einkünfte sür die vorgenannten Beamten und Geistlichen; Regelung dieser bisherigen Nebeneinknnfte zugunsten der Zentralkasse des Heiligen Stuhles.» ES ist anzunehmen, datz in den hierdurch betroffenen Kreisen diese Reform ge ringe Befriedigung erwecken wird, allein Pius X. ist für sie. Und das dürfte entscheidend sein auch für die Durch führung. Ar««kreich. — Die Abberufung des Pariser Nuntius. Man meldet der „Pol. Korr." aus Rom: Aus guter Quelle verlautet, datz der Heilige Stuhl im Prinzip die Abberufung des NnntinS in Paris Msgr. Lorenzelli beschlossen hat. Es wird ihm znm Borwurf gemacht, datz er bei seiner Mission den nötigen Eifer und Takt permissen lasse. Seine Ab berufung dürfte jedoch in Anbetracht der gegenwärtigen Ereignisse einen Aufschub erfahren. Man versichert gleich zeitig, datz Msgr. Lorenzelli. der als Kandidat für den Purpur galt, im nächsten Konsistorium noch nicht znm Kardinal erhoben werden wird, sondern erst später. Die Bestätigung bleibt abznwarten. AlS Kirpitolswächteri» spielt sich die „Nat. Ztg." aus , 2 Amtsdiener des österreichisch - ungarischen General konsulats in Warschau sind verhaftet worden, und ans diesem Anlatz fürchtet das liberale Blatt bereits für den Bestand des deutschen Reiches und erhebt folgendermatzen seilte warnende Stimme: „Nach amtlichen Feststellungen hat man letzthin eine antzerodentlich verstärkte grotzpolnische Agitation »vahrgenommen, bei der. wie es scheint, auch sonstige revo lutionäre Elemente die Hand im Spiele haben, um die gegenwärtige Lage auszmmtzen. Die Agitation tritt nament lich in de» Kreisen der polnischen Jugend hervor, nicht nur der akademischen und überhaupt gebildeten, sondern des gesamten jugendlichen Polentnms, des Kaufmanns-, des Handwerkerstandeü und anderer. Einen starken Antrieb erhält die Bewegnng von den antzerrnssischen polnischen Landesteilen her. wofür die umfangreiche Einschleppimg agitatorischer Schriften ans Galizien spricht." Selbst wenn diese Mitteilungen alle zutreffend sind, so müssen wir immer »nieder betonen, datz sie nur eine allerdings nicht gewünschte Wirkung des HakatiSmus sind; das Wort des Herrn von Kardorsf: „Druck erzeugt Gegendruck" gilt nicht nur für die Kunst; es trifft auch in der Politik zu. Spanien. — Soivol»! der Ministerpräsident Manra als auch der ttuterstaatssekrelär des Aentzeren stellen in Abrede, datz Spanien irgend eine diplomatische Note über die politische Lage zugegangen sei. Bei den kanarischen Inseln ist ein russisches Schiff eingetroffen. Die Behörden teilten dem Kapitän mit, er dürfe nur kurze Zeit im Hafen bleiben. Man werde ihn genügend Kohlen einnehmen lassen, um einen russischen Hafen erreichen zu können. Balkan — In Ostasien ist Rntzland engagiert und es scheint den Wühler» «uf dem Balkan Mut zu geben, mit erneuter Kraft in die glimmende Glut auf dem Balkan zu blasen. Zn gleicher Zeit, als in Port Arthur der erste Schutz fiel, gab es in den einzelnen Parlamenten Ansragen und Erörterungen, die sich mit den Balkanreformen beschäftigten. Die englische Thronrede verlangte die energische Durchführung derselben. Italien verwahrt sich dagegen, datz dort etwas ohne seine Einwilligung geschehe. Inzwischen haben die Albanesen ihre Tätigkeit wieder ausgenommen und sogar den türkischen regulären Truppen Kämpfe geboteil. Um Djakova finden täglich Kämpfe statt, und da dort nur 0 Bataillone stehen, so sieht man die Lage daselbst als sehr kritisch an. Weiteres wird gemeldet, das; bei der über den Drina-Flntz führenden Brücke Urafschajt oder Savaniskimmost, zehn Kilometer von der Stadt Djakova entfernt. Albanesen des Stammes Podrima und anderer Stämme versammelt stehen; ihr Bvrmarsch gegen Prizrend ist jedoch unwahrscheinlich. Der Bali von ttesküb. Schakir Pascha, ist mit verstärkten Trupp» in Verisowitsch zurückgeblieben. Dort sollen zehn Bataillone mit Artillerie und Kavallerie konzentriert werden. Sicher ist. datz sich die Bewegung bisher auf die Gebiete Jppek. Bncitrn und Mitrowiya nicht ausgedehnt hat. Am 17. d. MtS. hat in Konstantinopcl die der Kommission für die Reorganisation der Gendarmerie der drei Vilajets getagt. Die ZeitnngSmeldung. datz gegen die Ernennung Mustapha Hilmi Paschas zum Kommandanten der Gendarmerie der drei Vilajets protestiert und die Ernennung annulliert worden sei, ist unrichtig. — Ueber die Vorgänge in dem Bezirk Djakowa wird noch gemeldet: Am 3. Februar erfolgte ein Zusammen- stotz mit den Truppen in Raba. 12 km nordwestlich von Djakowa. Am 4. Februar brachen die Albanesen in Djakowa ein. wo es zu einem dreistündigen Stratzenkampfe kam. Die Kämpfe dauern noch fort. Die Lage der Truppen soll kritisch und Prizrend bedroht sein, doch fehlen genauere Nachrichten. Datz die Bewegung einen erheblichen Truppenaufwand erfordert, beweisen die am 16. und 17. d. M. erfolgten Truppensendungen aus den Vilajets Ueskueb und Monastir. Zu den zehn Bataillonen und drei Batterien, die teils auf dein Landwege, teils per Wagen dorthin dirigiert sind, werden Truppensendungen aus den nächsten Vilajets vorbereitet. Die abgegangenen Truppen werden ans dem Vilajet Saloniki ersetzt. — Die Botschafter der Ententemächte machten heute der Pforte entsprechende Vor stellungen. Die Pforte versicherte, datz ninfassende Maß regeln im Gange seien und die Unterdrückung der Bewegung baldigst erfolgen werde. Als Führer der Bewegung fungieren Snleiinan Agha. Ratntch und der berüchtigte Mustapha Agha aus Mitrowitza. — Die Politische Korrespondenz erfährt aus Sofia, Andeutungen aus den Kreisen der mazedonischen Komitees stimmten in der Versicherung über ein. daß die Komitees entschlossen seien, bis Mitte April, bis zu welchem Zeitpunkte die Wirkungen der Resormaktion sichtbar werden mützten, eine ruhig abwartende Haltung zu beobachten. Sofia, 18. Februar. Die bulgarische Regierung hat längs der türkischen Grenze auf einen 31 km breiten Streifen Maßnahmen getroffen, ivie sie dem Belagerungs zustand entsprechen, und verfügt, datz alle Flüchtlinge aus den Grenzstädten in das Innere des Landes gebracht werden. Belgrad. 18. Februar. Nachrichten aus Djakova be sagen, es sei zwischen türkischen Trnvpen und Arnauten aufs neue zu einem Zusammenstoß gekommen, wobei an geblich ein türkisches Bataillon anfgerieben und Scheust- Pascha verwundet worden sei. Bisher hätten sich etiva 30000 Arnauten an der Bewegnng beteiligt. Dentsch°Siidweft«frika. Nach einem Telegramm des Gouverneurs Leutwein sollen Privatnachrichten ans Grootfontein zufolge die Reiter Eolberg und Wittmer ermordet sein und die Ansiedler von Hartman», dessen Vater als Konsul in Hamburg leben soll, Gottfried Güth. Walter Zipplit ans Rostock und Piepho vermißt werden. Etiva am l8. Jaiinar habe bei Groot fontein ein Gefecht unter Oberleutnant Volkmann stattge funden, bei welchem der Unteroffizier Stadler gefallen und die Kriegsfreiwilligen Maurer Halderstadt, Tischler Nitzsche. Hartschmiedel ans Mitweida und ein Bnr verwundet worden seien. Vom Feinde seien der Führer und 23 Mann gefallen. Die starkbesetzte Station Grootfontein sei außer Gefahr. — Der Stab des Marineerpeditionskorps und die Kompagnie Lieber und zwei Geschütze unter Leutnant Nansholt, die am 16. in Windhoek eingetroffen sind, rückten in der Richtung ans Gobabis ab zur Vereinigung mit der Kompagnie Fische!. Vom Regiernngskommissar IR-. Rohrbach, von welchen! seit Januar jede Nachricht fehlte, ist ein Telegramm aus Grootfontain eingetroffen; ec befindet sich wohl. — Der Ruf nach Hilfe tönt laut zu uns herüber — großes Elend gibt es zu lindern unter unfern bedauernswerten Lands- lenten. — Möge sich die deutsche Hilfsbereitschaft hier so bewähren, wie bei Katastrophen in fremden Ländern. Sächsischer Landtag. Dresden, den 1!». Februar tl>04. Stimmungsbilder über den sächsischen Landtag zu schreiben, das hat wahrscheinlich seine liebe Not. Wo überhaupt keine Stimmung herrscht, da kanns denn auch nicht anders sein. Wo soll übrigens auch eine solche Her kommen. Da steht eine Petition auf der Tagesordnung, deren Schicksal schon im vorhinein besiegelt ist. Dann ein Bericht der Rechenschaftsdepntation. worüber die Kammer der Deputation ohne Widerrede die Entlastung erteilt. Das ist die ganze Sitzung. Das akademische Viertel, das gegenwärtig zum Unterschiede gegen früher eingeführt zu sein scheint, dauert oft länger als die ganze Sitzung. Wer sich also mit dein Besuche des Landtages nicht sputet, dem kann es geschehen, datz bereits die Pforten des Hauses »vieder geschlossen sind, che er dieses erreicht. Ein zu- friedeneres Parlainent als das sächsische gibt eS wohl auf der ganzen Erde nicht. Wozu auch erst viel reden! Was die Regierung tut und die Deputationen, ist ja alles wohl getan, daher kommt es denn auch, datz fast jeder Ab- geordnete, der doch einmal eine Rede steigen läßt, vor allem sich beeilt, der Regierung, ja auch manchmal der Deputation seinen besonderen Dank anszusprechen, weil diese alles jo schön geinacht. Das vergißt in der Regel keiner. Hier der Verlauf der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer: Der wiedergenesene Präsident Geheimer Hofrat !)>-. Mehnert führte den Vorsitz. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete der mündliche Bericht der Beschwerde- und Petitions-Deputation über die Petition des Gemeinde- Vorstandes Ziesch und des Gutspachters Michael Tschemmera in Strohschütz, die Jagdverpachtnng für die Strohschützer Flur betreffend «Berichterstatter Abg. Töpfer). Wird aus sich beruhen gelassen. Dann folgte der Bericht der Rechenschafts-Deputation über Kap. 78 und 8l bis einschließlich 87 des mittels König!. Dekrets Nr. l vorgelegten Rechenschaftsberichtes auf die Kinanzperiode 1600/0l. Departement der Finanzen betreffend (Berichterstatter Abg. Gräfe). Die einzelnen Kapitel betreffen: Land-, Landeskultur- und Altersrenten bank, Banverwaltereien. AlbrechtSburg in Meißen, ver schiedene bauliche sowie allgemeine technische Zwecke, recht liche Verteidigung der fiskalischen Gerechtsame, allgemeine Ausgaben beim Finanzdepartement und Jmmobiliar-Brand- Versicherungsbeiträge. Der König!. Staatsregierung wird einstimmig die Entlastung erteilt. — Nächste Sitzung Mon tag. den 22. Februar, mittags 12 Uhr. Tagesordnung: Königl. Dekret Nr. 31, mehrere Eisenbahnangelegenheiten betreffend.