Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 22.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192304228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230422
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-22
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.04.1923
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bonntag, LS. April lE Aue Partm« flk nttgillhe kllardlsiidlnig WeiterberaMug »es Wirtschaftsetats. Verli». Sl April. Ter Reichstag fuhr am Freitag fort i» Beratung deö Haushaltpianes deS Btrtschastsmintsterlums. Abg. Tr. R'kstrr (D. Vp): Unsere Wirtschaft hat vor einer schweren Belastungsprobe gestanden. Es war eine parteipolitische Einseitigkeit, das; Abg. Hertz es dem Mangel an gutem Willen zuschrieb, wenn die Teviseuanleihe ein so geringes Resultat. I>atte Tic Devisenspekulation hat keine Berechtigung. Sie nutzt eine Notlage des Vaterlandes aus. Hoffentlich wird die Warnung nützen. Der Export must mit allen Mittel» gefördert werden, denn er bringt uns Devisen und erhöh; unsere Wettbewerbsfähigkeit mit dem Auslande. Tie Aufhebung der Austenhandelskontrolle muh noch zurückgestellt werden, Ter Aus- landsbedars must aus die Au-suhrliste gesetzt werden. -Tie Air- meldesrist für die Devisen halten Sachverständige für unaugebracht. Eine durchgreifende Sanierung unserer Wirtschaft must von der wirtschaftlichen Seite angesehen werden und ist nur tlröglich, wenn die Erdrosselung durch den Versailler Vertrag fortfällt. Abg. Ketnath (Tein.): Das Wirtschaftsleben steht nach immer unter de»; Drucke von Versailles. Die politischen Ereignisse haben die Geldentwertung und damit den Ruin der Reichssinanzen herbeigesührt. Verkehrt wäre eö, hierfür unter allen Umstände;; die Schuldigen in Deutschland zu suchen Der deutsche Unter nehmer ist schon lange nicht mehr Subjekt, sondern Ob je kt unserer wirtschaftlichen Enwicklung. Die Unternehmer haben genau die gleichen Verluste wie der Konsument. Redner fordert eine größere Einheitlichkeit in der Be kämpfung der Preistreiberei. I»; jedem Staate bestehen jetzt Sondcrbestimmungen. Seine Partei unterstütze dir Stützungsaktion der Mark ganz energisch, obwohl nicht alle Maßnahmen der Regierung zweckmäßig gewesen seien. Redner fordert Abbau der Ausfuhrverbote und der Aus fuhrkonirolle. Das Nebeneinander des Reichswirtschasts« rates, Reichs rates und Reichstages in Wirtschasts- sragcn sei unhaltbar. Abg. Hklivcmann (Komm.) bezeichnet das Regierungspro- granim als das S t i n n es p r o g r a m m und bedauert, daß sich die Sozialdemokraten zum Schildträger dieses Kabinetts machten. Die Industrie wolle die Stützungsaktion der Mark nicht. Nur eine A rbeiterregier ung, die die Erfassung der Sachwerte tornimmt, ist in der Lage, den Plänen der Schwer- Industrie enigegcnzutreten. Abg. Rrbert Schmidt (Soz): Gibt die Regierung dem Drängen gewisser Kreise auf Heroufsetzuug des Dollarkurses nach, so kommen wir um neue Lohnerhöhungen nicht herum. Eine Stützungsaktion zum 'Lollarstande von 86 OVO hat für uns nicht den Wert wie zum Kurse von 20000, darum mutz diesen Elementen energisch entgegengetreten werden. Wir billigen die Stühungspläne der Regierung. In Ausnahme zeiten sind auch Ansnahmemaßnahmen am Platze. Nm so mehr freut es mich, daß nun alle Parteien, die Demokraten, wie auch Herr Helsfcrich, sich zur gleichen Forderung bekknnen. Es fragt sich nur, ob wir nicht wieder zu spät kommen. Daö Geschrei, daß wir auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrieren könnten, ist falsch. Wir müssen mit einer erheblichen Preis herabsetzung ans allen Gebieten Vorgehen, denn die Erbitterung der Arbeiterschaft gegen die Preistreibereien steigt. Sonnabend vormittag 10 Uhr: Gemeinsamer Antrag der MehrheitSparteicn an'' Abänderung des Strasgesekbuchcs, Stra fen bei Sprengung von Versammlungen und Weitevbcratung. Schluß nach 6 Ilbr. Aosdthnnna der Keltlruna in -ade« Vormarsch in südlicher Richtung des Schwarzwaldes. — Raub von Ttaatsgeldern. — Ein Erfolg des Vatikans. Ofsenbnrg, 21. April. Nachdem in den letzten Tagen schon Befürchtungen vor einer weiteren Besetzung sich kundgetan hatten, erfolgte heute morgen ein südlicher Borstost der französischen Truppen. In den ersten Morgenstunden rückten französische Truppen aus Ossen- dl»q, die in de» lebten Tage» verstärkt worden waren, in süd- sicher Richtung deS Schwarzwaldcs vor »nd besetzten eine Anzahl Orte, darunter auch Ortcnburg, wo sich in der letzten Zelt der geschästliche Berkehr Osfenbnrgs abgewickrlt hatte. ES ging den Franzosen besonders darum, die Rhein- und Ruhr. Hilfe z» unterbinden und sich der Eisenbahnkassrn zu bemächtige», zumal am heutigen Tage der Auszahlungstermin her Eisenbahnbcamten und -Arbeiter war. Infolge des fran zösischen Angriffes stockte der Berkehr fast vollständig. Auf den Landstrastcn sammeln sich infolge der hermetischen Absperrung der bescbicn Orte Fuhrwerke, Autos und Passanten mit Fahr räder» zu Hunderten o». Nur Passanten »nd F-nhrwcrke wer de» tu die Stadt gelassen, aber nicht wieder heraus. Ein be- Theater und Musik Nrujtäüter Schauspielhaus. Sndermann will uns auch in seiner „Heimat" die grellsten Gegensätze der modernen Kultur - und die augeublictliche Gärung der Sitte», Gebaute» und Lebens- stiinmuuge» vor Augen führen und gleichzeitig die Wahrheit echter Natur und die elemeutareil Mächte deS Menschen- und WeltlcbenS schildern. Dieses Streben hat dem talentierten Dichter Stoff zu ergreifenden Szene», seinem Werk reichen Wechsel von" lebensvoller Gestaltung mit allerdings nicht immer voller innerer Wahrbasligkeit gegeben. Wir stehen in gänzlich veränderten Ver hältnissen und müssen uns erst hineintrage» lassen ln die etwas modrige Luft der Zeit der Handlung. Ter ganz ausgezeichneten Ausführung ist es zu danken, daß »vir bald mit beiden Beinen in den Ereignissen stehen. Will» Loehr wußte den lonventional verbissenen alten Offizier scharf wiederzngeben, während Straube die Maske des rücksichtslosen, heimtückische» Feig lings v. Keller sehr gut traf. Friederike Lchner gab die durch die harte Schule des Lebens gegangene, groß und stolz gewordene und doch io unglückliche Magda mit viel Temperament und Rasse. Anna Schcndlcr als Gasser heiterte durch die gut wiedcrgegebcne Altjungserlichkeit gewisser Kreise. In dem Pfarrer des Herrn Gcostmann hätte mehr Pathos »nd lleberzengung, als lehrhafte »nterhaltnng liegen müssen Sonst waren noch Trude Spalte, Adeline Rosmer und Hilde gard von Zcdlwiy mit Erfolg in ihre» Rollen tätig. Wr. GeivrrbchauS. Heute Sonntag, 22. April, zum letzten Male: Tie zwö'ste Mn'e! Ein heilerer Abend bei den Philhar moniker» mit neuem Programm, bestehend aus großem Ertra- Konzert mit Solisten. Will» Naue dirigiert znm letzte» Male ^Abschieds Kon'-erl). Solistisch wirten mit die Herren Gilbert Gravina (Flöle), Helmut H'ckel (Trompete). An das Konzert sich wirdcr eine Bunte Buhne an. Karten ab 6 llhr an der Saglkasse. Bolks-Sintonik-Koii'wrt. Mc»'gen Montag, 28. April, 7 80 Uhr km Meiveibebaiis. Volts-Sinfonie Konzert des PhilharmonOchen Orchesters. Dirigent: Emannel Balaban, Solist: Rudolf Polk (Violine). Programm: Weber Ouvertüre Eurygnthe. Haydn Sin fonie Nr, 2 T-dnc. Lato: Symphonie Espagnole. — Karten bei K. Ries, Seestr. 2l, Kzner: der Dresdner Staatskapelle. Einer Einladung der tnternc^Ioualeu Gesellschaft für neue Musik in Berlin folgend, Wird die Kapelle der sächsischen Staatsthcaier unter Leitung des .Generatmniii'ateeklors Fritz Busch am Sonnabend, den 5. Mai, in reitstehrnder Personen»«, wurde mit Maschinengewehren an der Abfahrt gehindert. Dir Gelder wurden »icht gefunden, da ma» sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte. Dagegen fielen ihnen jedoch Staatügrldrr in dir Hände. Mau spricht da» sechs bis zehn Millionen Mark, die der Eisrubahnsrkretär Hnst in seiner Wohnung versteckt hatte. Man vermutet, daß dir ganze Ange legenheit auf Brrrat zurückzusühre« ist. Gegen mittag wurde der Verkehr auf Post «ad Eisrubahn wieder sreigegedeu. Frankfurt, 21. April. Rach einer Meldung der „Frkk. Ztg." aus Bingen überfiel ein Marokkaner des 17. Regimentes im Walde eine ln Heideshcim wohnende Frau, die mit ihre« Isjährige« Sohne Holz sammeltr, und vergewaltigte sie »uter Drohungen. Auf dir Anzeige deS Ehemauus wnrdr der Täter sestgenommrn Von der hessischen Regierung wurden die er- forderliche« Schritte veraulaht. — In Herne fuhr gefteru aus der Bahnhofstrafie ei« srauzüstschrr Lastwagen, der eine» Stra» senbahnwagrn auSweichcn wollte, aus den Fußweg. Eine An zahl Passanten, darunter Frauen, wurden von dem Automobil zu Boden gerissen und zum Teil erheblich verletzt. Smvelt bi« jetzt festgrstrll« werden konnte, wusste» sirdru Persoueu ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Das Verhalte« sowie das Beneh men der dabei beteiligten französischen Soldäten rief eine große Errrgnug uutrr der Bevölkerung hervor. — In Herne sind weitere Zechen von den Franzosen besetzt »ordrn. Berlin, 2l. April. General Degoutte hat durch den Baiikon milteilen lassen, daß der zu drei Jahren GefäugniS verurteilte Essener Bürgermeister Schäfer «11 Rücksicht auf seinen kränklichen Gesundheitszustand aus dem GefäugniS ent- lassen wird «ud mit seiner Familie Aufenthalt in eine« Saua. torium im besetzten Gebiete Aufenthalt finden kann. Der päpst. liche Delegat Testa, der sich seit drei Tagen in Berlin anfhält, konnte dem Bürgermeister diese Nachricht bei einem Besuche ia dem Gefängnis selbst iberbringen. Weitere Erleichterungen für politische Gefangene und besonders für die Häftlinge deS Ge fängnisses Zwcibriickrn, über daS schwere Klage geführt wurde, wurden ebenfalls zugrsagt. Unruhe» in Moskau ? Danzig, 21. April. Zahlreiche Flüchtlinge, die hier ein- treffen, berichten von Unruhen in Moskau. Es soll zu Aus schreitungen gegen Juden und gegen Angehörige fremder Na tionen gekommen sein. Buch in Charkow und Kiew sollen Auf stände ausgcbrochcn sein. Man befürchtet, daß eS zu einem Auf stande gegen die bolschewistische Negierung gekommen ist. Eine Bestätigung dieser Meldung von anderer zuständiger Seite lag bisher hier noch nicht vor. Auch die russische Sowjet vertretung in Berlin hat kerne Mitteilungen erhalten. D. Red. Monsignore Testa beim Reichspräsidenten Berlin, LI. April. Der Reichspräsident empfing am Frei» tag den päpstlichen Delegaten Ms. Testa. An der Besprechung nahm auch Reichsarbeitkminitter Braun teil. Am Montag wiro Mons, Testa der bayerischen Regierung in München «inen Besuch abstatten und sich von dort aus über Berlin wieder in das Ruhr» gebiet zurückbegeben. Französische Kombinationen Paris, 21. April. (Drahtbericht.) Die meisten Pariser Blätter haben von der Rede Stresemannö nur kurze Notiz ge nommen und sich damit begnügt, die Kommentare der deutschen Presse wiederzugebcn. Fast allgemein wird von einer bevor stehenden Demission de? Kabinetts Enno gesprochen und von einer kommenden Kanzlersctiaft Stresemann. Die Information meint, daß ein Mehrheitsfozialist der Kanzler des neuen Ka- binetteS sein wird, in dem Stresemann das Außenministerium übernehmen würde. Die Kombinationen würden den Vorteil haben, daß neue Männer zur Macht kommen und diejenigen er setzen würden, die die Mentalität von 1914 noch haben. Um Bonar Laws Rücktritt London, 21. April. Der ultrakonservative Abgeordnete und zu den Llohd-George-Gegnern gehörende Postminister Johnson hielt in Hick eine Rede, die darauf angelegt war, die Chamber, laingruppe einzuladen, den Rücktritt Bonar Laws durch eine tatkräftige Unterstützung der Regierung zu verhindern. Es komme jetzt alles darauf an, alle Kräfte der konservativen Partei und besonders die hervorragende Begabung der Führer der Chamberlaingruppe für den Kampf der Unionisten gegen die Linke zusammenzufassen. Kein neuer Reparationsplan Frankreichs Paris, 2t. April. Der ..Tempö" dementiert offiziell die gestrige Erklärung des „Journal" über einen neuen NeparationS- plan. Das neue schwedische Kabinett Frankfurt, 21. April. Ter „Frankfurter Zeitung" wird aus Stockholm gemeldet: Der konservative Führer Brügger hat jetzt, nachdem die Liberalen wie auch die beiden LinkspaÄeien es abgclehnt hatten, sich an der Regierungsbildung zu beteiligen, ein rein konservatives Kabinett gebildet. Der neuen Regierung gehören fünf Parlamentarier, sechs höhere Verwaltnngsbeamte und ein Industrieller au. DaS neue Kabinett ist also gewisser maßen ein Miscbkcrbinett von Partei- und Beamtenministern. der Berliner Philharmonie rin Gastkonzert veranstalten. Erstmals trat das Orchester an der gleichen Stätte am 28. Oktober 1915 auf, bei der Ilranfsnhrnng der Alpensinfonie von Richard Strauß unter Leitung aes Komponisten. Eine neue „Euryanthe'-Bearbritung. Zu den mannig- fachen Versuchen, Webers musikdramatisches Schmerzenskind „Eurygnthe" bühnenwirksamer zu gestalte» und damit für den deutschen Opernspiclvlan wieder zu gewinnen, ist jetzt eine neue Bearbeitung des bekannten Schriftstellers Rolf Lauckncr getre ten. der den unglückseligen Text Hclmine v. Chczy's vielfach ver- ändert hat. Die musikalische Einrichtung stammt von dem eng. lischen Pianisten >und Vtusikforscher Donald F. Tobe». Beiden Künstlern ist bereits die Auffrischung der Schubertschen Ein akter „Der treue Soldat" und die „Weibervcrschwörung" zu danken, die Fritz Busch, der an dieser musikalische» Neufassung tätigen Anteil hat, z. Zt. als letzte Neuheit in Stuttgart bcraiis- brachte. Alle drei Werke sollen im nächsten Winter in der Dresdner StnatSopcr zur Erstaufführung gelangen. Spielplan der Theater in Dresden vom 22. bis mit 30. April Tpernka»-. Sonntag: Tannbäicker(S). — Montag: Doris Godnnow (6.30).— DienStaa: Tiefland <7 30 .— "''iltwoch: Lohen» arm <6). — DonneeSiaq: Joseph in Aeaypten (7 301. — Freitag: Madam« Butterfly (7.80). — Sonnabend: Die Meistersinger von Nürnberg (51. — Sonniag: Boris Godunow <5). — Montag: Der Freischütz (7). Schauspielhaus. Sonntaa, für den Verein »Dresdner Volks bühne": Die deutschen Kleinstädter 2.30. kein össentlicher Karten» verkant; Die deutschen Kleinstädter (7).— Montag: Maria Stuart (7). — Dienst»»: Don Carlo« (6). — Mittwoch: Die deutschen Klein städter (7.30). — TonncrSlag: Ein Somnicrnacht»traum(7). — Frei tag: Maria Stuart (7>. — Sonnabend: Der Bibliothekar (7.30). — Sonntaa: Faust (4.30).— Montag: Die deutschen Kleinstädter (7.80). NeustSdler Schauspielhaus. Sonntag: Da» Koinert 8.80 (BVV. 7001-8000); 7.30 Die ,panische Flage (BVB. 12001 bis 12300). — Montaa: Heimat 7 30 (VVB. 12301-18000). — Dien», taa. zum ersten Male: Volk in Not 7.30 (BVV. 13001-135001. — Mittwoch: Voik In Not 7.30 (BBB. 13501-14000). - DonnerStaa: Heimat 7.30 (VVB. 14001-14700). — Freitag: Volk in Not 7.80 (BVB. 1-1000'. — Sonnabend: Die Ballerina deS König« 7 80 (BVV- 1001—1800).— Sonntag: Geschlossene BereinSvorstellung 8; Volk in Not 7.80 <BVB. 8801-8600). — Montag: «olk in Not 7.30 (BVV. 350t-4000V Mr Sindpnllt i« dn Shiilpslitik Ar» 22 März hatte sich der Reichstag eingehend mit de» schulpolitischeu Zuständen in den sozialistischen Musterslaalen Sachsen, Thüringen und D raunschweig zu beschäf tigen. Sowohl da» Zentrum als auch die Teutschnationalen hatte» ln dieser Angelegenheit an das Reichsparlament inter pelliert. Tie Bespreuung dieser Interpellationen ist bi» heute trotz eines scheinbaren „Rückziehers" der sächsischen Re gierung noch keineswegs hinfällig geworden. Auch der neue Mann kn Sachsen ist nnS in seiner Regierungsertlärung, wie schon betont, eine positive, klare Antwort schuldig geblieben. Wir können unsere» gerechten Standpunkt nicht sachlicher »nd nach der juristischen Seite hin tiefgründiger vertreten, als es der Ze». trnmSabgeoruete Senatspräsident Marx bei Be gründung genannter Interpellation im Reichstage getan hat Wir halten es daher für zwiukmästig, heute auf diese vorzügliche» Ausführungen die uns nun genau tm Wortlaut von Berlin aus zur Verfügung gestellt werden, zurückzukomnien, und sie als Richtlinie unv Begründung unseres Standpunktes in der Schul- frage zu veröffentlichen. Abg. Marx führte folgendes aus: Meine Damen und HerrenI ' Unsere Interpellation Rr. 5230 bezieht sich auf zwei Verordnun gen des sächsischen Kultusministeriums, von denen die eine vom 12. August 1922 bestimmte, daß an staatlich nicht anerkannten-; Feiertage» Lehrern und Schülern künftig i« keinem Falle mehr,» Ilnterrichtsbefreiung zum Zivecke der Teilnahme an religiösen Feiertagshandlungeii erteilt werden dürfe, von denen die Ivette vom 27. August jede Art religiöser Beeinflussung der Schüler ; außerhalb des Religionsunterrichts verbot. Es wird sich erübri- gen, ans diese beiden Verordnungen näher einzugehen, die nach ihrem Erscheinen eine außerordentliche Erregung unter der christ lichen Bevölkerung Sachsens hervorriefen (sehr wahr! im Zen trum) zur Folge hatten, daß von den Schülern der christlichen Be völkerung der allergrößte Teil — 92 bis 95 Prozent waren rS bet den Katholiken — an den Ende deS Jahres 1922 vorkommrn- den Feiertagen die Schule nicht besuchten, um auf diesem Wege gegen diese Verordnungen, die von der christlichen Bevölkerung als rechtswidrig empfunden wurden, Widerspruch zu erheben. Inzwischen sind diese beiden Verordnungen durch eine uru» Berarsnuug vom S. März b. I. ausgehoben worden. Ich glaube, ich darf wohl sagen, daß sie in erster Linie aus die Verhand lungen des Herrn Reichsmtnisters des Innern mit der sächsischen Regierung zuiückzuführen ist. (Redner verliest alsdann die neu« Verordnung, die wir bereits in Nr. 33 unserer Zeitung veröffent licht haben, worauf hierauf verwiesen sei.) Ich will zunächst auf den Inhalt dieser Verordnung «in gehen, kurz die einzelnen Pnnkle skizzieren und daran kritische Be- merkungen knüpsen. Zunächst fällt hier auf, daß gleich im Anfang von Nr. l, die inhaltlich denselben Gegenstand betrifft wie die Verordnung vom 12. August 1922, ausdrücklich festgestellt wird, daß kein Lehrer oder Schüler einen Rechtsanspruch auf NnterrlchtSbrfrriung an staatlich nicht anerkannten Feiertagen hat. Mit dieser Frage werde ich mich im Folgenden deS Näheren beschäftigen müssen, weil diese Frage von einer außerordentlich grundsätzlichen Be deutung für beide Konfessionen ist, und weil sie auch wohl für andere Länder in der Allgemeinheit, wie sie hier vorgetragen werben muß, Bedeutung hat. Es wird ferner die Unterrichtsbefreiung nachgesehen für die römisch-katholische Kirche au fünf Feiertagen. Die Aufzählung, die in der Verordnung vom 9. März enthalten ist, entspricht mit einer Ausnahme der Austastung der katholischen Bevölkerung Sachsens. Ausfällig ist nur, daß der sechste Feiertag, der für Sachsen Geltung hat, fehlt, nämlich der Dreikönigstag. Ich kann mir nur denken, daß er vielleicht versehentlich ausgelassen ist, weil nämlich der Dreikönigstag bisher stets in die Schulserient für Sachsen siel. Es ist mir aber mitgeteilt woroen, daß nach einer Anordnung über die Schulferien das Ende der Schulferien auf den 5. Januar festgesetzt ist, so daß allerdings nun künftig der Dreikönigstag stets außerhalb der Schulferien fällt, so daß die Frage für uns von grund sätzlicher Bedeutung wird. (Sehr richtig! im Zentrum.) Ich hebe ferner hervor, daß die Verordnung sagt, daß die Unterrichts befreiung nur bewilligt ivecden soll, sowweit es zur Ver richtung der religiösen Pflichten erforderlich ist. Ich will hieran schon gleich die Bemerkung knüpfen, daß das nach unserer katholi schen Auffassung den berechtigten Anforderungen der katholischen Kirche nicht entspricht. (Sehr richtig I im Zentrum.) Tie Art der katholischen Feiertage und ihrer Begehung ist «ine Ge- Wissenssache für die Katholiken. Sie sind durch ein strenges Kirchengebot in ihren» Gewissen verpflichtet, die Feiertage, die die katholische Kirche als solche anzuordnen hat, festlich zu begehen. Sie haben sich von jeder Arbeit zu enthalten und haben die Feiertage zu begehen wie die Sonntage. Deshalb ist es tn allererster Linie Sache der kirchlichen Behörden, darüber zu befinde», an welchen Tagen und in welcher Weise diese Feiern stattzusindcn haben. (Sehr richtig! im Zentrum.) Wir müssen hier die Forderung erheben, daß nicht nur insoweit ein Feier tag vom Schulbesuch sreiblcibt, als erforderlich ist, um die religiösen Pflichten zu erfüllen, sondern wir müssen verlangen, daß der Feiertag ganz freigegeben wird, damit die Ettern, die sich nach ihrer katholischen Ausfassung in ihrem Gewi,sei, ver pflichtet fühlen, den Feiertag als einen Tag der Samnilung und der religiösen Feier zu begehen, in der Lage sind, dieser Gewisscnspslicht zu genügen. Wir müssen also verlangen, daß an diesen Feiertagen vollständige Freiheit vom Schulunterricht gewährt wird. (Sehr richtig! im Zentruni und rechts.) Ich mache, abgesehen von dieser grundsätzlichen Bedeutung, darauf aufmerksam, daß die Frage, ob die eine oder die andere Stande freigegeben werde» soll, um de» religiöse» Pflichten zu genügen, sehr leicht zu Belästigungen, zu Schikanierungen, auch der Lehrer, seitens der Schulverwaltung führen kann. Das sollte, meine ich, gerade bei dieser höchst delikaten und außer ordentlich schwierigen Frage völlig vermieden werden. Cs sollen reine Begriffe geschaffen werden, ohne daß einer Willkür, einem Belieben, einem Erniesscn, über dessen Grund wir uns nicht des Näheren unterrichten können, irgendwelcher Spielraum ge lassen wird. ES ist ferner angeführt, daß die Befreiung vom Klassen lehrer in jedem einzelnen Fall auf schriftlichen Antrag der Er ziehungsberechtigten für diese Tage den Schülern gewährt wer den soll, den Lehrern auf schriftlichen Antrag von der für sie zuständigen Stelle. Ich meine das ist eine solche Erschwerung der ganzen Dinge, eine solche Ileberlastung der Vureaukratie, (sehr richtig! im Zentrum) eine solche Ileberlastung der Lehrer und Er- ziehnngspflichtige», daß hiergegen der sckyirsste Widerspruch er hoben werden muß. (Sehr wahr! im Zentrum.) Wen» man ernstlich die Feiertage freimachen will, dann darf doch nicht für jeden einzelnen Fall ein Antrag von Erziehungsberechtigten und von Lehrern, die als Katholiken das Recht Haber., den Tag frei zu erhalten, verlangt werden. Es könnte dann höchstens, wie es an einer anderen Stelle der Verordnung geschehen ist, ein Antrag ein für allemal verlangt werken Aster auch das würde ich als eine bureaukratische Belastung anschen. Ich wünsche, daß hier, da man nun eingesebm hat. daß liberal und tolerant verfahren werden sollte, tatsächlich volle Toleranz an den Tag gelegt und dieser letzte bureankratischc Teil der Verordnung noch beiseite geschafft wird. (Sehr richtigl im Zentrum.) (Fortsetzung folgt.) Berliner Devisenkurs« vom 21. April (Amtlich) Holland 11»L74 London 12« »40 »««York 2S »84 Schwei, 4748 Vraa 7N3
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)