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Nummer 55 — 22. Iahrganq Erscheint sechsmal wöchentlich. Bezugspreis für April 5000 M. Anzeig eupreiSr Die eingespaltene Petitzeile 850 M, für Familien- und Pereinsanzeigen. Stellen, und Mietgesuche LKO M. Die Petit-Reklamezeile, SS mm breit. 750 M., Ofiertengebühr für Selbstabholer 20 M.. bei Uebei sendung durch die Post außerdem Portozuschlog. Preis für die Einzelnummer 200 Mark Geschäftlicher Teil; Joses Fohmann, Dresden ÄäÜlsisÜW Sonntag, den 22. April 1S23 Im Falle höherer Geioalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Austrägen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durch Fern sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver- antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion k bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschriftleiter: Dr. Josef Albert, Dresden voimeuung Tageszeitung für christliche Politik und Kultu RevakNon »ni» Geschäftsstelle: Dresden.««stabt 1«. g»,ib»»nstraste «« Fernruf 32722 / Postscheckkonto Dresden 14797 UklN« IUI» M>>» NIr Mit der FW ' Jos neue Mn Druck und Verlag r Saronia » Buchdruckerei G. m. b. Dresden.Altstadt 18. Holbeinstraße 48 Die Entscheidung über die Zukunft der deutschen Wirt- schüft, die seit dem Kriegsende in einem Kampf auf Leben und Tod steht, fällt am Rhein und an der Ruhr. ES ist daher vou allergrößter Bedeutung, daß der Abwehrkampf im besetzten und im Einbruchsgebiet von dem Gesichtspunkt auS geführt wird, unsere Wirtschaft allen gewaltsamen Eingriffen zum Trotz aufrecht zu erhalten. Nach dieser Richtung gehen die Anregungen der Zentrumsfraktion deS Reichs- tageS, die sie durch ihre aus dem Kampfgebiet stammenden Mitglieder fortgesetzt den in Betracht kommenden Ressorts der Reichsccgievung vermittelt. Hierbei ist der Grundsatz borauge- stellt worden, daß erwerbslose Arbeiter eine Gefahr für die Auf rechterhaltung des guten Geistes in der Bevölkerung sind, und daher die für die Aufrechterhaltung der Betriebe notwendigen Mistel viel wirtschaftlicher und zweckmäßiger als bisher bereit- gestellt werden müssen. Die im besetzten und im Einbruchsgebiete vollständig zum Erliegen gekommene Bautätigkeit konnte inzwischen durch Bereitstellung der sehr erheblichen, auS der WohnungSbauabarbe zu erwartenden Mittel wieder in Gang gebracht werden. Dar über hinaus hat die Reichsregierung einem Beschlüsse deS Reichs tages vom Dezember 1922 folgend noch weitere Mittel zur He bung des gemeinnützigen Wohnungsbaues zur Verfügung ge stellt. Der ReichSverkehrSminister hat die Reichsbahndirektiouen angewiesen, alle für den Haushalt 1923 genehmigten Bauaus führungen nach Möglichkeit zu fördern, um Arbeitsgelegenheit zu schaffen. Ferner bat er gleichartige Anweisungen bezügl'ch der Beschaffung von Maschinen und Vergebung sonstiger Liefe rungen ergehen lassen, und dabei die besondere Berücksichtigung der Firmen deS besetzten Gebiets zur Pflicht gemacht. Der ReichswirtschaftSminister ist ersucht Warden, auf die anderen Res sorts in der gleichen Richtung einzuwirken und auf eine Unter stützung der Gemeinde» in der Bereitstellung von NotstandSarbei- ten hinznwirken. Bezüglich der Kredithilfe an die Unternehmer des besetzten Gebietes sind dem zuständigen Ministerium eine Reihe von Wünschen vorgetragen worden, die insbesondere darin givfelten, das; die ausführenden Organe 'Handelskammern. Handwerkskammern, Arbeitgeberverbände) mehr Verständnis und rasche Entschlußkraft als bisher in diesen Fragen b eisen. We gen der Uebernahme der Mehrkosten für Transporte, di« d :rch das Stilleaen der Eisenbahnen entstehen und die von den Be triehen nicht getragen werden können, wenn sie nicht vollständig wettbewerbsunfähig werden sollen, schweben noch Verhandlun gen. Die ZenlrnmSfraktwn de? Reichstages ist zum aroßm Teil, vornehmlich durch den Abg. Esser. Anreger und Förderer all dieser Maßnahmen gewesen und hält fortgesetzt strengste Füh lung mit den dafür zuständigen Regierungsstelle»:, um die sich tagtäglich neu ergebenden Erfahrungen für die Ansrechterhaltung deS Wirtschaftskampfes nutzbar zu machen. Die Stellung der ZentrumSfrakiion zu dem NeickSwirt- schaftSmiiiister im Kabinett Euno, dein früh 'ren Führer der Deutschen Volkspartei. Dr. Becker, Hesse», ist vorläufig eine ab wartende. Ehe Dr. Becker ReichswirtschaftSminister wurde, hat er in der Beurteilung wirtschaftlicher Frauen nicht selten im scharfen Gegensatz zum Zentrum gestanden. DaS hin dert die NeichstagSsraktian nicht, dem Mmister solange ihre Un terstützung zu leihen, als er in WirisckaftSfraaen keine Wege einschläat, auf die ihm die Zentrumspartei nicht folgen kau». Vor allem erwartet sie. daß der Minister die bewährte Ar beitsgemeinschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als Grundlage de? Wirtschaftssriedens anch weiter fördert. Gegenüber einer Erklärung des Minister? zur Frage der Lohnpolitik, die kürzlich durch die Preise ging, hat daS Zentrum die Forderung erhoben, daß derartige vro- grammatische Erklärungen mindestens die einheitliche Rnffossuag aller beteiligten Restarts wiederacben müssen, was in diesem Falle nicht zutraf, da daS ReichSarbeitSministeriuni einen von der Auffassung des Ministers Dr. Becker wesentlich abweichenden Standnunkt einnahm. DaS Zentrum hat dem Minister auch mit ollem Nachdruck zur Pflicht aemachl, nicht einen Teil der deutschen Wirtschaft etnseitia auf.Kosten des andern zu fördern, da alle Zweige der Wirtschaft gleich wertvoll für das Ganze sind. .Insbesondere bat die ZentrumSkraktion ihrer Tradition getreu die Fürsorge für das deutsche Handwerk keinen Auaenblick auS dem Auge gelasten und zum Haushalt deS RftchS- wirtschastSmiuisteriumS mehrere Anträge eiugebracht, die für die zur wissenschaftlichen Helm na des Handwerks hcstehende» Insti tute in Hannover und Karlsruhe erhebliche Mittel hereitstellen. Gefordert wurde weiter die baldige Einbringung de? neuen KandwerkerorganiiatianSaesetzes. die sich in unbegreiflicher Weise seit mehr als Jahresfrist verzögert und ferner, daß in dein in Vorbereitung befindlichen Gesetze über B - r » f?a n S b i l d » ng Jugendlicher die besonderen Belange deS Handwerks ge bührende Berücksichtigung finden. In der Frage des Preisabbaues bat die Zentrum?- fraktion alle Mastnabmen begrüßt, die dazu dienen, eine Sen kung der Preise für LekmSmittel. Nobstolse und alle Gegenstände deS täglichen Bedarf» berbeizusübren. Sie steift bi erbe i auf dem Standpunkt daß mit dem Preisabbau nicht erst beim Einzel handel, sondern vor allen Dingen bei der Produktion begonnen werden muß. Da? Zentrum ist namentlich bereit, alle gesetzlichen Maßnabmen zu unterstützen, die eine wirksame Be kämpfung des BanstoffwucherS ermöalichen. Dabei ist cS zunächst erforderlich, daß die Preispolitik der Kartelle einer scharfen Aufsicht »nterst'llt wird. DaS Zentrum fordert die endliche Vorlage eines KartellqesetzeS. die Auf hebung de? VohkgttS der Genossenschaften und sonstigen Verbände durch die Kartelle und Svndikate und die Anerkennung der Zentralgenossenschaften des Handwerks und Handels, auch der .Konsumvereine als Großhändler. Alle diese Maßnabmen können selbstverständlich nur dann ungehindert zur Durchführung kommen, wenn die Deutsche Wirtschaft den ihr ailsgezwnngenen schweren Kamps siegreich übersieht und wenn uns bald ein wirklicher Frieden veschieden wird, der e» allen Gutgesinnten ermöglicht, die Kräfte für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu vereinigen, ,.. Eine bedeutende Nede Lord Cnrzons Der Völkerbund ist der Lösuna des Reparationsproblems nicht gewachsen — England hofft auf eine Verständigung — Keine Zerstückelung Deutschlands — Der Kommnnistenterror beendet — Französischer Vormarsch in Baden — Dollarkurs: 24V00 KOMM im cnglijchk» Nlnrlms London. 2l. Aprft. Gestern fand im Oberhanse eine Aussprache über die Reparakionsfragen statt. Anch der deutsche und französische Bot schafter wohnten der Sitzung bei. Der Staatssekretär Lord Curzon hielt eine große Nede. Er keniizeichnete zunächst den von Bo- nar Law aus der Januarkonferenz vorgelegten Plan. Er nannte ihn edelmütig, und man habe von Deutschland die höchste Summe erlangen wollen, die möglich wäre. Eng land habe damals erklärt, daß eS bereit sei, letzten Endes prak tische Sanktionen zu ergreifen, wenn der auswärtige finanzielle Rat. dessen Schaffung eS vorschlug. berichte, daß Deutschland unaufrichtig sei. Tie anderen Vorschläge, die von der französi schen, belgischen und italienischen Regierung nnlerbreitet wur den, seien von der britischen Regierung, auS bereits mitgeteilten Gründen, nicht günstig angesehen worden. Lord Curzon er klärte weiter: Unsere Politik ist arunbsävlich anf der Entente basiert, als dem einen und beständigen Faktor in einer Welt deS WeckftelS. In Ueberelnstimmung damit haben wir eine Hat. tttng wachsamer und frenndschaftlickier Neutralität beobachtet und werden sic auch weiterhin beobachten. Wir ha ben Deutschland niemals die geringste Ermutigung gegeben, sei- nen Verbindlichkeiten auSzuweickien, »,'d werden daS auch nicht tun. Curzon ging dann auf die Nuhraktton ein: Wir gaben vin-niSaesgat. daß die wirtschaftlichen Erfolge einer französischen Politik nicht die dabei ankgewendeten An strengungen und Ausgaben lohnen würden , nd die Da'lgsten haben uns recht gegeben. Wir sahen voraus, daß sich die Lage nicht nur zu einem fühlbaren Schlag gegen den wirtschaftlich-n Wiederaufbau EurovaS zusvitzen werde, sondern auch zu einer neuen gefährlichen Spannung zwischen Frankreich und Deutsch land. Hundert Tage sind seit Beginn der Ruhraktio» vergnn. gen, «nd wir sehen lunft Deutschlands oder dadurch, daß man eine neue Wunde im Herzen Europas aufrclsft. Wenn Garantien gegeben werden sollen, so sollten cS vorzugsweise Garantien sein, die ihrer Nainr nach gegenseitig sind. Ich bin voller Hoffnung, daß die Zeit kommen wird, wo unser Einfluß und Autorität mit Nutzen in der Richtung ein gesetzt werden können, daß sie die beiden Hauptparteien zusam- menbrinzzen zu einer Besprechung und zur Entwicklung eines Planes, der nicht auf eine gegenwärtige Lösung abzielt, aber auf die Behandlung eines Problems. daS ein Weltproblem und ein F ri ed e n s p r obl e m ist. London, 21. April. Im Oberhause erhob Lord Gr eh na mens der liberale» Opposition Einwand dagegen, das; der eng lische Außenminister die Verhandlungen über die Reparations frage und da? SichcvungSproblcm in zwei aufeinander folgenden Etappen erledigen wolle. Dadurch würde jedem deutschen Angebot, daS sich nur auf die RevarationSfraqe erstreckt, bereits daS To desurteil gesprochen, da Frankreich nicht aesinnt sei. nur über die eine Frage gesondert zu verhandeln. Die öffentliche Meinung Englands sei zwar nach den Erfahrungen des RuhrkoiislifteS nicht mehr derart, ein Offensiv- oder Defensiv-BündniS ^ mit Frankreich einzngehen; aber England werde trotzdem die Lösung des deutsch-französischen Konfliktes übernehmen, welches darin bestehe, daß cS einen Pakt Vorschläge, das jede Nation, die die Völkerbiindssatzaing unterschrieben oder anerkannt habe, verpflichtet sei. jeden Streitfall vor ein Schieds gericht zu bringen. Wer gegen diesen Pakt verstoße. be> findet sich nicht nur im Kriegszustände mit seinem eigentlichen Gegner, sondern zugleich auch mit allen anderen Mitnnterzeich- nern des Paktes. Lord Greh, der im Verlaufe seiner Rede her vorgehoben batte, daß die militärischen Maßnahmen im R ihr- gebiet keine Versöhnung mit einem so tüchtigen Volke, wie dem dänischen, sondern kür die Zukunft nur Feindschaft und Unsicher heit eintragen werde, forderte gleichzeitig Deutschland auf. möo- lichst bald ein annehmbares Angebot zu mache». Ja Mülheim die Rade Meder herneM Kein Näkerbommen zum Ziel. Nach den Erklärungen der französischen Minister scheint Frank reich eine Haltung unbeugsamer Entschlossrnheit wahre» zu wol len, Deutschland dagegen bat unzweifelhaft kundgetnn und gezeigt, daß eS eines wirksamen Widerstandes fähig ist, waS sowohl seine Gegner wie seine Freunde sehr über, ra s ch t hat. Die Lage ist aber ohne Zweifel für Deutschland sehr bedenklich geworden. Die Schwankungen am Devisenmarkt und die Unsicherheit der deutschen Mark sind allein schon vom finanziellen Stand punkt aus betrachtet ein Punkt, der mit den schwerwiegendsten Besorgnissen erfüllen muß. Die lctzren deutschen NeichStagS- debatten haben bewiesen, daß die Regierung sich auf alle Par teien stützt und daß der allgemeine Wille bestehe, den passiven Widerstand an der Ruhr fortzusetzen. Wir scheinen tatsächlich an einem toten Punkt angelangt zu sein. Wir sehen da ein Drama zwischen zwei stolzen und mächtigen Nationen, die eine angefüllt von dem berechtigte» Gefühl deS ihr zugefügten Un rechts und Schaden, von dem Gefühl, betrogen worden zu sein, und der Besorgnis, daß ihre staatliche Existenz eines TageS wie der einem unvorhergesehenen Angriff auSgesetzt sein wird, auf der anderen Seite ein Volk, daS ebenso fest davon überzeugt ist, das man aus seinen augenblicklichen Schwächen Vorteile ziehen, es in einem dauernden Zustande der Botmäßigkeit erniedrigen und sich aller seiner PradnktionSguellen bemächtigen will. Der von gewisser Seite gemachte Vorschlag, der Völkerbund möge intervenieren, muß mit äußerster Besorgnis betrachtet wer den. DaS RcparationSproblem ist vertragsmäßig an bestimmte Mächte gebunden. Seine Lösung dem Völkerbund anbeimge- geben heißt diesen mit einer Aufgabe belasten, der er nicht ge wachsen ist. Da sowohl Amerika wie Deutschland dem Völker bund nicht angehören, können sich die schwierigsten Komplikatio nen ergeben, die sogar zum Ende de? Völkerbundes führen könnten. Ich kann nicht umhin, zu glauben, daß, wenn Deutschland irgendein Anerbieten seiner Bereitschaft und seiner Absicht, zu zahlen, machte und seines Wunsches, die Summen durch etgcnS mit dieser Ausgabe betraute Autoritäten festseven zu lassen und wenn dieses Anerbieten gleichzeitig genaue Bürgschaften für die Fortsetzung der Zahlungen enthielte, ein Fortschritt erzielt werden könnte. ES liegt Im allgemeinen Interesse, daß eln sol- cher Vorschlag gemacht wird. Früher oder später muß eS dazu kommen und meiner Meinung nach je cher desto bester. DaS ist drr Kern deS NatrS, den ich anbauaernd der deutschen Re- Gerung gegeben habe» »nd ich sehe keinen Grund, an Ihrer Weisheit zu zweifeln. Sobald ein Schritt unternommen würde, würde Eng lands Hilfe sich für beide Parteien zeigen. Ich glaube, ick habe anf beiden Seiten Shmptome, wenn auch nicht für ein Zusammenkommen, so doch mindestens für eine Bereitschaft, die Bedingungen einer zukünftigen Regelung in Erwäaung zu ziehen und sogar zu besprechen, wahrgenommen. WaS die Frage der Sicherheiten betrifft, so find wir willens, zu einer passenden Zeit in der Zukunft Pläne oder Vorschläge zu erörtern. Dies kann aber nicht dnrchgefiihrt werden auf Kosten einer Zer stücke- Kein Generalstreik. — Die snstematische Verhetzung dcr Arbeiter durch französische Agenten Esten, 21. April. In Mülheim ist dt« Ruhe wieder heraesteltt. Die Ttraic»- bahn führt wieder. In allen Betrieben wird gearbeitet. Ter Beschluß der Funktionäre Ver Thnistn-Werk-, In de» General- streik elnzutrete». wmde von der Arbeiterschaft abgelehnt. An dem Aufruhr hat sich eine große Anzahl auswärtiger Kom munisten beteiligt. Es steht einwandfrei seit, daß die Beleg schaft der Zeche „D'ergardt" aus Duisburg säst vollzählig in Mülheim war. Mülheim. 2l. Avril. Zn V n V'riälle» In Müll, im nimmt das kommnnistische Ruhr-Echo angesichts der allgemeine» Volks- strniinnna eine ablehnende Haltung ein. Das Blatt erklärt daß französische Agenten in großer Zahl täglich die Arbeiterschaft snstematüch bearbeitet haben. So schreibt das Blatt weiter, daß die Essener Vorfälle einzig und allein ans franzöii'cheS Konto zu- schreiben seien. — Netzer de» gestrige» Verlauf des Terrors wird »och bekannt: Das Reaiment der Anmbrcr war kaum erträglich. Als gegen 4 Mir nachmittags der Oberbüraer- mcister sich am Fenster zeigte, siel von draußen ein Schuß. Die Kugel ging 18 Zentimeter über de» Kops des Bürgermeisters hinweg. Bei einem neuen Sltsießversiich wurde dcr Täter durch Kopfschuß vom Rathause aus n > e d e r g e st r e ck t. Nm 18.4'» Uhr kamen vier Aufrührer in das Vokal des Wirts Johann Rolen- thal in Mülheim Broich »nd tranken Bier. Als iie dann sort- gchen wollte», kragte der Wirt nach dcr Bezahlung. Mit dcr Versicherung, daß sie in zehn Minuten wted-rkommen würden, »in z» bezahlen, gingen sie und erschienen tatsächlich »ach zehn Minuten wieder. Sie schlugen vor dem geschlossenen Vokal gegen die Tür. Roscnthal öffnete und wurde sofort durch Schnür ge tötet. Tein Sohn erhielt vier Meisersticht. Ein als Gast an wesender Färbercibesitzer erhielt einen Bauchschuß, ein Privat- bcamter einen Halsschutz. In der inneren Stadt wurde in zwischen das Kaushnus von Koopmann von Bewaffneten um stellt. ES wurde Herrenllrid»»g Im Werte v o n 18 Million« » Mark geraubt. Am Tage »nd abends wurden ans seiten der Angreifer fünf Man» getötet »nd mehrere verwundet. Die Angreifer brachten ihre Verwundeten und Toten in die von den Franzosen besetzte Kaserne, wo die Ventc aus genommen und auch verbunden wurden. Um 4 Uhr morgens gingen die Belagerte», nachdem sie Verstärkungen durch Polizei- beamte aus Duisburg. Hberhauien und ?terkrade. sowie durch mehrere Bürger erhalten hatte», mit starken Knüppel» hrwasfnrt. in sechs Gruppe» gegen die Angreifer vor. die schnel! ver- schwanden. Es gelang im ganze» 38 mit Gemchrcn Bewnsfncte zu verhaften. Einer ihrer Führer, der sich zur Wehr setzte »nd einem Beamte» an den Hals sprang, mnrde schwer ver- letzt und mußte ins Krnnkenhaiis gebracht werde». Der Haupt- rävelssührrr Kropp Ist mit zwölf Jahren ZuchihanS vorbestraft »nd in Mülheim ein gefürchtetes Individuum. K ranke Schokolade »Oll liegt fit, Vuaktttl« DresdenM., (prteßnihskrFtze 44—46