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Nummer 1S4 — 28. Jahrgang »r!ch«Itti «mal mSchentl. mit l>,n illusir. «ratirbeilagen .DI, well' und der Kinderbeilage .Frohmut', lowi, den Leitdeilagen .«t. Beuno-Bl-M'. .Unterhaltung und Wilsen» .Die Well de, Frau'. Aerzllicher Natgeber». Da» gute Bin»'. .Ftlmrund. schau'. Monatlicher ««„igSprei, S Mt. einichl. Bestellgeld. Ailizelnummer I« Z Sonnabend- u. Soimtagnummer ikv Hauvllchrlstleiter- D». <». D«Se,h». Dresden. LüchMe Frei lag. den 23. Augusk 1S2S VeelagSorti Dresden Anzeigenpreis«, Die lgeidaltene Pettlzeile »k» Fmnilleir- an,eigen u.Stellengesuche »UH. Die Petttreklamezelle. 8Smn> breit. 1Ul». Für Anzeigen auherhalb des Verbreitungsgebietes 4« 4. die Petttreklainezelle l.!itt Brtesgeb. lt»^. Im Fall« HSHerer Gewalt erlischt sede Verpflichtung aus Lieferung sowie krsllllung v. Anzeigen.«uitriigen u. Leistung t>. Schadenersatz, GeschSsllicher Teil: illrtur Lenz, Dresden. volrsseiluno töeschliftSfteN«, Druck « Verlag r «ermanta. A^A, für Berlag imd Druckerei, Filiale Dresden, Dresden-«, l. «VolierstratzeN. Fernruf21012. Poslicheckkonto Dresden »703. LanNonto «tadtbauk Dresden Nr. U1719 Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Güchstschen Volks,ettnna DreSdeil-Attstadt t. Polierstratze >7. Fernnu 20711 und »1012. Kvoperalive Wirtschask Der Weg über den Pazifik Der geppellnstarl um einen halbe» Tag oerschoben — Ein geringfügiger Unsall Slarl Donnerstag 14 Uhr Tokio. 22. August. Infolge eines geringfügigen Unfalls ist der Start des Luft schiffes „Graf Zeppelin" ausgeschoben worden. Das Luftschiff, das bereits zum Aufstieg sertiggemacht war. wurde wieder in die Halle zurückgebracht. Als das Luftschiff gegen 4 Uhr früh aus der Halle gezogen wurde, stieß die Hintere Motorengondel so heftig auf den Erdboden auf. daß zwei Streben brachen. Der Schaden Kann leicht ansgebessert werden. Da Dr. Eckener in seiner bekannten Vorsicht erst genau festgestellt wissen wollte, ob durch diesen Aufschlag die Sicherheit des Schiffes gefährdet worden sein könnte, wurde der Abflug des „Gras Zeppelin" ausgeschoben. Neuyorli, 22. August. Nach einer Meldung der „Associated Preh" vom Landungs platz des Graf Zeppelin bei Tokio erklärte Dr. Eckener. er hoffe, das; der Wiederaufstieg des Lustschisses heute abend IN Uhr Tokioer Zeit, also 2 Uhr nachmittags mitteleuro päischer Zeit erfolgen könne. Stach einer Meldung der „New Aobk Times" ans Tokio war der Andrang der Scha n l u st i g e n, die sich mit der Bahn nach dem Flugplatz Kasnmiganra begäben wollten, so stark, das; noch in der Nacht mehrere Sonderzüge eingelegt werde» mutzten. Die Kosten für den Betriebsstoff, den Mund- vorrat und die Gasmenge, di6 von dem Luftschiff übernommen worden sind, werden mit 38 000 Dollar angegeben. Ein Teil dieser Kosten ist durch die Einnahme aus den Gebühren der initgeführten Post gedeckt. Es sind bereits zwei Torpedöboots- zerstörer in See gegangen, um dem Lustschiff Informationen zu erteilen lind gegebenenfalls Hilfe leisten zu können. Für die japanischen Zeitungen ist eine grotze An,zahl Brieftauben an Bord genommen worben, da die Funkapparate des Luftschiffes in den ersten Stunden nach der Abfahrt für den Wetterdienst voll in Anspruch genommen werden. Die Ausbesserung des Schadens an der Gondel des (gras Zeppelin dürfte gegen 6 Uhr abends (Tokioer Zeit> beendet sein. Die Menschen, die in ungeheuren Sck>aren die ganze Nacht hindurch auf dem Flugplatz zugebracht hatten, um bei dem Beginn des dritten Fahrtabschnittes des „Graf Zeppe lin" zugegen zu sein, waren über das Mitzgeschick, das dem Luft schiff zngcstotzen mar und ihre Hoffnungen vereitelt hatte, bitter enttäuscht. Viele von ihnen harren aber auch noch weiter aus rnd hoffen, üatz ihre Geduld innerhalb der nächsten 24 Stunden belohnt werden wird. In der Gepäckkabine des Luftschiffes wurde gestern abend wieder ein blinder Passagier entdeckt, der sich trotz der grötzten Vorsichtsmatznahmen der Wachmannschaften h^t^e einschleichen können. Er war, als man ihn aus seinem Versteck he rauch ölte, halb erstickt, und wurde nach ärztlicher Hilfeleistung den Behörden übergeben. Die Krise im Kaag Noch keine Entscheidung Haag, 22. Anglist. Tie Zusammenkunft der sechs Mächte am Mittwochnachmittag dauerte 2!4 Stunde». Nach Ausgang der Sitzung wurde mitgeteilt, datz die Bcrlpr»dl»»gc» am Toiiiierotag 10 Uhr fortgesetzt werden. Die Sitzung hat mit einer längeren Rebe Dr. Stress man ns begonnen, die einschließlich der Besctznngssrage 1!4 Stunde» dau erte. Anschlietzcnd imben Briand und der Schahkanzler Snow - den das Wort ergriffen, woraus Dr. Stresemann noch einmal in längeren Ausführungen erwiderte. Auf Borschlag von Briand ist beschlösse» worden, den Inhalt der gestrigen Reden der Press, nicht bekannizngebcn. Der Präsident der Sitzung, der belgisch« Minister präsident Ja spar, wies daranf hin, datz im Hinblick ans die antzcrordentliche Bedeninng der zur Verhandlung stehenden Fragen rin Abschlntz der Aussprache Istnt« nicht möglich sei, und datz ans diesem Grunde di« Bcrlxindlnngen am Donnerstag weiterfortgestihrt »»erde» mutzten. » Auch die gestrig« N-rchmittagssitzung der vier Rheinland- rii ächte I>at noch kein abschliessendes Ergebnis gezeitigt, weslmlb heule um 16 Uhr eine erneute Besprechung der gleiche» Minister staltsinden soll. In der Miltwochvormittagsitzung der vier Gläubiger- machte Frankreich, Italien, Belgien und Japan ist ans Grund des Berichtes der Finanzjuckverständigen beschlösse» worden, der englischen Regierung ein endgültiges Angebot von 50 ». H. ihrer Gesamten Forderungen zu machen. Eine Antwort von englischer Seite ist biStier »och nicht ersolgt. Nack privaten Mitteilungen 'die bei der französischen Abordnung Vorlagen, beste!» der Eindruck, datz Snowden auf einer 80 p r o ze n t i« c n Erfüllung der drei englischen Forderungen besteht. Da der gestrige Tag schon mit der Besprechung der BcjatznngSmächt« und der Beratung der secks einladenden Mächte ansgesülll ivar. ist zunächst keine weitere Per. handtnng in de» finanziellen Fragen geführt morsen. Was soll werken? Rätselraten der Presse in Paris und London. Parts, 22 August. lieber den Perlauf der gestrige» Vollsitzung im Haag schreibt „Echo de Paris", bezüglich der Forderuirg einer vorläufigen Regelung der Reparationen labe Snowden ebenso wie Briand, MoSconj und Jaspar nur eine ablehnend« Haltung ein»el>n»en kön nen. Es sei klar, datz der Datvesplan weder abgeschabt noch in seiner Wirkung ausgesetzt »»erde» könne, bevor der Ponngplan Internationales Ersetz geworden sei. Der Reichsautzenminifter habe sich daraus versteift, dir Gläubiger »or rin« brutale Entscheidung zu stellen, nämlich die: Deustckland bezahle nicht. Die logische Folge eines solchen Gewallaktes halte Ser unverzügliche Abbruch der Konserenz und die Znrückverweinnig der Deutschen auf den DaweSpla» sein müssen, aber selbstverständlich seien die Gläubiger, di« ibren gemeinsamen (begncr und Schuldner vergessen hätten, einer so starke» Entschlossenheit nicht fähig und hätten sich bereit er klärt, am Donnerstagvormittag eine neue Sitzung abzuhalten. Das sei für Stresemann ein erster Erfolg. Der Autzsnpolitiker des „Petit Parisien" will aus dem offi ziellen Eommuniguö über die Sitzung folgende Feststellungen her auslesen können: Noch sei nichts verschlagen, alle Delegierten Küt ten einmütig, und zwar einschlietzlich Snowdcns sie Notwendigkeit anerkannt, schleunigst zu irgend einem Abschlntz zu gelangen. Je näher der Augenblick der Trennung l>era»rückc, um so mehr zögere Snowden das 'Wort auszusprcck»«,,, das den Bruch zur Folge Ipive» werde. Sachlich habe sich nichts geändert. London, 22 August. Die Mvrgenblütter halten die erfolglose Beendigung der Haa ger .<!unseren; Ende dieser Woeste für nastezu sicher. Sie melden übereinstimmend, daß das wertlose italienisch« Angebot eine Eini gung unmöglich mache und daß. wie „Da i ist Erpresst es aus- drückt, Mnssolin! die Konserenz torpediert habe. In der geheime» Sitzung gestern nachinittag haste Dr. Stresemann mit Nachdruck die Einführung der Uonngzahlungen ad 1. September und den Beginn der Rheinlandränmung gefordert. Briand labe beides für nnuiög- lich erklärt. Snowden habe die Emsübrung »er Poungzahlungc» ohne vorherige Annahme des ganzen Planes als praktisch unmöglich bezeichnet, aber hinzngefügt, saß die Nünmnng des Rheinland«« durch di« britischen Truppen im September ohne Rücksicht ans das 'Schicksal des Noungplanes beginne» werde. Dr. Stresemann stabe mit Bitterkeit geantwortet und sie Sitzung sei in einer sehr ge spannten Almosvhäre auf heute oertaqt worden. Malteser Pilger beim Papst Rom, 22. Angnst. Der Papst empfing gestern 600 Pilger aus den Diözese» Malta und Gozza. Der Papst erklärte, es sei jetzt wo» Wichtigkeit für Nlalka und die ganze Welt, zu Gott zu halten. Man müsse aber auch de» Bischöfen Gehorsam leisten und das befolgen, was der Papst durch die Bischöfe befehle, anrate und empfehle. Wenn jemand behaupt«, d«r Papst treib« Politik, so dürfe man das nicht glauben. Denn der Papst beschäftigt sich nur mit den Seelen und dem Reich« Gottes. Wenn aber sich Gefahr erhebe für die Seelen und für die Ehre des Allmächtigen, so zögere der Papst nicht, Berteidigungssmahnahmen zu ergrei- fen. Di« Ansprache des Papstes wurde mit grotzem Beisall ausgenommen. II. Professor Dessauer ist in seinem Werl; Wer di- „Kooperative Wirtschaft" in kluger Beschränkung auf dieses selbstgesteckte Ziel und in bewußter Herausarbei« tuug der praktischen Bedeutung der theoretischen Erkennt nisse an sein Werk herangegangen. In der „Einführung in den Gedankengang", der Grundlegung des Buches, nennt uns der Verfasser die sieben ursprünglichen Wirt schaftsfaktoren, von denen „jeder ans seinem Charakter am Wirtschaftsgeschehen teilnimmt" (8). Es sind: der unternehmende Mensch, der Mitunternehmer, der mit- arbeitende Mensch, der bedürftige, konsumierende Mensch, das „Gesamlbewußtsein als Gesellschaftsform" (Staat, Reich, Gemeindej, Ratur und Technik. „Das System der kooperativen Wirtschaft will nun nichts anderes, als diese ursprünglichen Kvaperatianssakloren kennen lernen, so wie sie sind ..." und meint dann, „daß die Betrachtung der vargcfundenen Kooperativnsfaktvren erkennen lehre, wie man ihre Kooperation leiten müsse, damit das Ziel der Wirtschaft, die geistige, sittliche und leibliche Wahl fahrt der Menschen gefördert werde". Das zweite Kapitel bringt dann, in Weitersührung des Gedankenganges, eine schematische Tarsteilung vom Aussehen und vom Vorgang der Kooperation. Einfache Zeichnungen erleichtern die Uebersicht. wahrend Beispiele aus dem Wirtschaftsleben und gelegentliche Vergleiche aus dem Gebiete der Mathe matik, Ratur und Technik hier wie auch in den folgenden Kapiteln das Verständnis fördern und vertiefen. Die fünf folgenden Kapitel sind einer eingehenden Darstellung der sechs Wirt s ch a s t s f a k t o r e n , Un ternehmer, Mitunternehmer, Mitarbeiter. Konsument, Natur und Technik gewidmet. Was der Verfasser in diesen Abschnitten über die einzelnen Wirtschaftsfaktoren, ihre Funktion, ihre Bedeutung, ihr wechselseitiges Ber- hültnis sogt, ist vielfach außerordentlich fein gesehen und klar, anschaulich und lebensnahe beschrieben und darge stellt. Rur einige Gedanken seien hervargehoben: Dem Unternehmer und Mitunternehmer insbesondere, wird eingeschärst, daß jedes Verdienst nur durch Dienst gerecht fertigt ist. Für de» Mitarbeiter fordert der Verfasser eine größere Chance für Einkommen. Lebensführung und gesellschaftlichen Ausstieg: zugleich lebendige Einordnung in den Betrieb, mo er vom Kern seiner Tätigkeit aus in den Umkreis dringt, seine Arbeit im Zusammenhang mit dem Ganzen erkennend und erlebend. Das Was der Produktion darf nicht vom Menschen losgelöst werdeist denn der Mensch bedarf nicht irgendwelche, sondern be stimmte Güter. Was der Verfasser über Betriebsdiszi- plin, Aufgabe der Gewerkschaften und Mittelstand aus führt, verdient- ebenfalls besondere Beachtung aller Wirt schaftspraktiker und Wirtschaftspolitiker. Ter letzte große Urfaktor der Wirtschaft, das über geordnete Bewußtsein als Reich. Staat, Ge meinde, bietet den Wirkungsraum für den Wirtschafts vollzug (146) und wird im folgenden Bande zur Tarstel- lung kommen. Ein anschauliches Kapitel über Spsiem und Vollzug beschließt die vorliegende Arbeit des Verfassers. Die Schrift ist für den Mensclzen des Wirtschafts vollzugs und der Wirtschaftspolitik geschriclicn: sie soll das eindringliche Studium der Wirtschafts- und Gesell schaftslehre nicht ersetzen, wie auch ihre Systematik be wußt auf ihren praktischen Zweck zugeschnitten ist. Ge rade durch diese Beschränkung aber erreicht der 'Verfasser mehr noch als er unmittelbar zum Ziele sich gesetzt: Das Buch verschafft dem Politiker, der nicht Fachmann ist, mag er nun Wähler oder Gewählter sein, Einsicht in die Systematik und das Wechselspiel wirtschaftliäsen Ge schehens. ihm die Entscheidung erleichternd. Darüber hin aus aber wird es auch dem wirtschaftspolitisch Geschulten manche neue Perspektive eröffnen und manche Anregung für seine Zielsetzung geben. Die ruhige sachliche Sprache, di« unvoreingenommene, »»polemische, von persönlichen Stimmungen nicht getrübt« Art des Verfassers, wen» er von gegenteiligen Akeinungen »ns anderen Rich tungen spricht, stickt vorteilhaft ab von so mancher Polemik in Wirt- scla'tssra-geu aus der letzten Zeit. Gar zu oft findet sich !m Mei- nungskanipf nm die moderne Wirtschastsausfassnng und Wirtschafts ordnung auch in unseren eigene» Reilzen zu viel gereizte Stimmung und persönliche Empjindsamkeil, zu viel theoretische Liebtaberei und doktrinäre Einseitigkeit. Es tut uns leid, in diesem Zusammenhang« auch die sonst von uns geschätzte „Schönere Zukunst" nenne» zu müssen. Mein die Besprechnna der katholisch soziale,, Tagung in Wien in Nummer 42 und 43 der genannten Zeitichrisi bat den Außenstehenden unangenelun berührt. Durch dt« iournalistisck glän zende Darstellung tündurck glaubt er. einen gewissen Mangel an Objektivität und ruhiger Sachlichkeit in der Beurteilung »er gegne rischen Meinungen feststellen zu müssen. Es ist ans die Dauer zwecklos, immer wieder erneut einen Meinungsstreit um den Begriff Kapitalismus zu entfesseln.