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Kummer ir>8 - 25. Jahrgang 8mal wöchentl. Bezugspreis siir Juli 3.60 einschl. Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile 8NL. Stl-Iierigesucize L?, Die Petitreklamezeil«. 88 Milli« Meter breit. 1 Osfertengebühren für Selbstabholer LN bei Übersendung durch die Post auheroem Vortozuscb Einzel-Nr. IN L. Sonntags-Nr. 15 L. Drichäitiik^v Teil: 2. Hillebrand in Dresden. !iii!!'!r>I1!llUII!8Il!e aller ^rt eov-ic Zlubstiöi' mul kiv>>aratuien bei L.vt'enr Uresüeu-^. I.ütticbousti'. 6 Sonnavend, 17. Juli 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträgen! u. Leistung v. Scheidenersatz. Für undeutl. u. d. Ferm^ ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der^' antwortung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto! nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt.' Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags? Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresoett- Kämpfe UleM Mütial k ^ani bleumarkt) Mg- unü ^klegmiidkl neu mul gebrwicbt v-cichanestcUc, Lruit und Verlag: '.'uchdrulkerei p'.mdH.. Dre-den-el. I, Policrslraize 17. zernriU LIVI2. PolUchsiklonIo Dresden l I7st? Banlkanlo: Bassenge S: Hriiischc, Dresden. Für christliche Politik und Kultur :>1cd»!l>»n Ser L,>,Nkpr!:cii Vvttszxtnilis Lre-de» - n >'»b! >. p-u. Um,"..' >7 ncrnin: Ä»7l« in,' ,'1012. Transsylvanien Auf der Fahrt in Rumänien. — Das Land ohne So ziald.in-Airote». — Ruinen und Kriegserinnerunacn. Bo» Dr. A. G r u n d. Ter transiulvanische Alpenzug. der ehedem Sieben bürgen von Altrnmünien trennte, war schon im Frieden das seltene Reiseziel des wanderlustigen Mittelenro- päers: heute, da Rumänien seine Grenzen über diese Alpenkette hinaus verschoben hat. sorgen schon die rumä nischen Konsulate dafür, datz keine Bergnügungsreisen- den sich nach Rumänien verirren. Rnmänien läßt sich seine Pisa teuer bezahlen und zeigt gleichzeitig mit sei nen kurz befristeten Einreisebewilligungen, das; cs ans die unsichtbare Einfuhr, die in der Handelsbilanz so vie ler Länder eine wichtige Nolle spielt, keinen Wert legt. Ans dieser Geringschätzung des Fremdenverkehrs den Schluss ziehen zu wollen, das; man. mit Geld und Pah ausgerüstet, unbeachtet und unbehelligt Rumänien kreuz und quer durchziehen darf, wäre sedoch falsch: Ciguranza und Verkehrs-Personal haben ein gar wach sames Auge auf den Fremden. Weh ihm. wenn er sich die Station seiner Strecke aufschreibt oder gar eine Zi geunersiedlung abknippst! Eine unliebsame Unterbre chung seiner Reise kann ihm blühen, wosern er nicht von vornherein eine Leidenschaft für Strafezahlen bekundet. Strafgelder hebt seder, der eine rumänische Eisenbahner- Kappe trägt, unendlich gerne ein. Geht es mit Strafgeld nicht, dann wird der Reisende auf eine andere Weise tri butpflichtig gemacht. Bei strömendem Regen verwehrt man ihm den Eintritt in den Wartesaal — so geschehen in Earansebes, wo man nur gegen Trinkgeld in den Wartesaal gelangen kann: ist es schwül, dann lässt man den umsteigenden Fremden nur gegen Trinkgeld auf den luftigen Bahnsteig — so geschehen in Simeria. Deutsch versteht und spricht man nur für Trinkgeld. Fahrkarten kann der Fremde sich nicht selbst lösen, jede Frage nach dem Schalter gilt als Aufforderung zur Kartenbesorgung mit Trinkgeldnusschlag. Jede richtige oder unrichtige Auskunft über Abgang und Ankunft der Züge muh be zahlt werden. Auf diese Weise kommt der Fremde na türlich bald zur Uebcrzeugung. das; seine Anwesenheit in Rumänien zum mindesten vom Berkehrspersonal als sehr wertvoll empfunden wird. Später erfährt man dann, wie schlecht Rumänien die Eisenbahnbediensteten bezahlt. Man wundert sich dann nicht mehr, wenn Schaffner auf kurzen Strecken den Fahrpreis einstecken und auch die Ausfolgung einer Fahrkarte vergessen. Diese Mihstände sind übrigens allenthalben bekannt, die deutschen Zeitungen schrieben zur Zeit der Wahlen ganz osfe» darüber und bezweifel ten. dah es der neuen Regierung gelingen würde. Wan del zu schaffen. Die an den ungarischen Drahtdienst ge wöhnten Blätter können sich natürlich nicht damit be freunden. auf Inlandstelegramme zwei Tage warten zu müssen. Im Privatverkehr gewöhnt man cs sich allmäh lich ab, Besuche telegraphisch anzukündigc». da man in der Regel vor der Drahtnachricht an Ort und Stelle ein trifft und bei der Reinigung und Instandsehung des Fremdenzimmers noch mithelfen kann. Die Verkchrsmängel machen sich auch auf den Märkten bemerkbar. Rumänien ist doch ein reiches Land: zu allen Z.-ten des Tages und der Rächt ziehen auf den Landstrahen grohe Herden von Schafen und Rindern den Berkehrszentren zu. dennoch muh der Fremde zu seiner llebcrraschung sehen, wie in den Städ ten sich die Leute vor den Fleischerläden nnstellen und spätere Kunden unbefriedigt abzieben. Wer Fleisch will muh schon um 6 Uhr auf den Markt gehen, der Hühner- Liebhaber noch früher. Für Fremde ist es überhaupt nicht ratsam, auf dem Markt mehr sein zu wollen als Zuschauer. Wir wurden ernstlich gewarnt, das Auto au! dem Marktplatz eines altrussischen Städtchens nahe der ehemaligen Grenze warten zu lassen, wenn wir es nicht zu unliebsamen Szenen kommen lassen mögen. Diese Warnung war durchaus gerechtfertigt, die ungenügende Beschickung des Marktes erinnerte uns fast an die Kricgszeit. Nun ist allerdings das Fleisch eines der bil ligsten Nahrungsmittel; ein Kilogramm kostet 66 Psg ganz gleichgültig ob vom Rind, Schwein oder Schaf. Re lativ weit teurer ist alles Gemüse, das vielfach im wel ken Zustand auf den Markt kommt. Genietzba'e Butter ist überhaupt nicht zu bekommen. Für eine Molkere bestünden die besten Aussichten, indessen ein Rumäne ist für Hygiene und Sauberkeit nicht zu haben und dem Ausländer gestatten die Behörden kaum die llnterneh merbetätigung. es sei denn, das; er seinen Geschäfts gewinn mit den Beamten teilt. Es arbeitet übrigens auch der einheimische Unternehmer nicht ganz leicht: die Mihstände im Verkehrswesen zwingen ihn vielfach. Auto anzuschasfen, deren rasche Abnützung durch den schlechten M Zustand der Strahen gegeben ist. Nur in einem preist sich der transsylvanische Unter nekmer glücklicher als seinen westeuropäischen Kollegen Der GeseHenlwurf CaiHaux' — Die Regelung -er Finanzen durch Delnele - Diklalurgewatt bis Ende dieses Jahres — Neuer Rekor-liessland des Franken Paris, 16. Juli (Drahrbericht). Ministerrat hat heute nacht nach über die Finanzlage folgende Be weisen ein- Der französische eine»! Expose EaillanP schlüsse geiaht: 1. Sämtliche Beaiiitrneriieiiiiniigcn gestellt. 2. Alle Neu- und Lrmei'teiniigsbante», selbst wenn sie im laiif.'nscn Budget vorgesehen sind, werden nnf- g e s ch o l> e n. 3. Tie Minister werden die erforderlichen Anmel- fnnge» gebe», nm die Verminderung ihres Per sonals an? die Stärke von 1814 vorziin-hmc». 4. Sobald der Negürnng durch tKesrtz die nötigen Voll machten erteilt sind, werden Mahnahmcn ergriffen werden, um den K o » s n m e i n z »schränke n, der zu iibcrmähigen Käufen im Anstande führt. Heber die im gestrigen »abincttsrat vorgrlcgten «He fe ii e n t w ü r f e berichtet der „Matin", es handelt sich »m ckiien tHefehcutwnrf, der zwei kurze Paragraphen enthält und um vier 'Anhänge. Fm ersten Paragraphen fordert die Regierung dir itehutraguiig der parlamentarischen Rechte, nm durch Dekrete die finanzielle Lage zu regeln, die in den Anhängen des näheren aufgeführt werden. 8 2 schreibe vor, dah die Dekrete, welche erlassen werden, später dem Parlamente zur Ratisiziernng zu unterbreite» seien. Fn den Anhängen werden nähere Angaben gemacht über neue S t e n e r e r h ö h n ii g c n, über diirchziisührende Erspar nisse. über die Saniernng des Schatzamtes und die Wäh- rnugsstabilisiernng. Die Regierung fordert die Ueber- tragnng der Befugnisse bis Ende des Fahres 102t». Die Ratifizierung der Dekrete durch die Kammer müsse im 'Verlaufe von <> Monaten erfolgen. Es scheine, dah die Regierung die Erhöhung der indirekten Stenern aus tOrnnd des Koessi'.i.nten 0 unter Iilgrilndclegnttg des Satzes vom Fahre ION» fordern werde. Anherdcm sollen die Eednl- stenern nm 25 vK- erhöht und der höchste Steuersatz für die Einkominenstener ans 30 Prozent festgesetzt werden. Man nehme an, dah die R,-giernng im Finanzansschoh keine Mehrheit für die Ermächtigungsgesetze erhalten und dah die Entscheidung erst in der Kammer am Dienstag oder Mittwoch fallen werde. Berlin, lli. Juli IDrahIbecicht) Der frauzösische Franken erreichte gestern an de* Londoner Börse trotz dem von der englischen Presse deS für Frankreich günstig bezeichnrtcn SchuldenabkommenS mit 107,5 einen neuen Rrkordties st and. Ter srnnzösische Frank erreichte honte einen neuen Tief stand. Während die Auszahlungen Paris gestern nachbörslich in London mit 1M.12 und Brüssel mit 200 nmaeaangc» waren, stell ten sich die heutigen Eröffnungskurse auf 2»!! bezw. 2N.25 und um ll> Uhr 15 lauteten die Kurse 201.50 bezw. 212. D e Finanzdililakttr in Belgien Brüssel, 16. Juli Tie belgische .Kammer Hai gestern die Fi nun-,voll- inachien für den .König mir 13.5 gegen 0 Stimmen be 1 Siimmenihairnngcn .n zweiter Lesung angenommen Nur die .Kommunisten und die flämischen Nariona! sten haben gegen die Borlage gestimmte Auch der Senat bai gleichfalls gestern die Berlage, d e dem König bewnd.r«- Bollmachien ziir Stützung des Franken cricilt, mir 113 Stimmen bei 2 Einhaltungen angenommen. Der Konflikt in England London, It». Full lDrahtberlcht». Die gestr geir Besprechungen zwilchen G e >ieral- g e w e r l s ch a s r s r a l und dem B o l l z n g s a u S s ch » ft d e r B e r g a r b e iler sind fehl ge schlagen. Der Bruch, der zwischen verschiedenen Mitgliedern des Genera lgewerkschofr-'- rarcs und einige» Bergarbeiter-sichrer» vorhanden war. hat sich noch v e r g r ö h c r r. Auf der Ziilai»»ieiitunsr wurden viele bittere Reden gehalren. Tie Bergarbeiter warien den anderen (Kewerksthafre» vor. den Transport von Ans» tandskohlc nicht verhindert zu haben, während die Mit glieder des sKeiieralgewerlschasisrares die bockbeinige Kat» kling der Bergarbeiter kritisierten. Die Hanprangrener wa ren die Führer der Eisenbahner, deren Gewerk schaften als Folge des Generalstreikes „nd der Arbeit-5» ruhe im Bergbau zwei Millionen Pfund verloren ha!>en. In einer gestern in Brennvood gehaltenen Rede erklär re der Sekretär der Bergarbeiter. Eovk, in Verbindung mit der Nchtsttindenl'ill. dah die Bergarbeiter zeigen könnten und es gibt in Ruwänien keine S o z i a l d e m v k r a t e n. Schier unglaublich klingt es, wenn ein katholischer Prie ster erklärt, er werde von deutschen, rumänischen und ungarischen Grubenarbeitern erkalten, die es ganz frei willig übernommen haben» für Pfarrer und Kirche zu sorgen. Man wundert sich dann nicht, wenn Rnmänien. das sicherlich ansnohmefähig wäre für einen Teil unserer Arbeitslosen, van der Einstellung westlicher Arbeiter nichts wissen will. Im übrigen weis; inan sich dart zu Kelsen, wenn es gilt, unerwünschle Wälster van der Urne fern zu kalten. Als bei den. letzten Kawmerwaklen lransstilvainsche Bauern nicht für Avareskn. sondern für den Antisemiten stimmten, gebrauchten bei den Senats- waklen die Avareslrancr dann die dewakralische Bar sichtsmatzregel, die kleinen Bakichöse mit Gendarmen zu versorgen, deren Aufgabe es war. die Bauern an der Fcchrt znin Wahllokal zu Kindern. Eine besondere Eigentümlichkeit der Bevölkerung äutzerl sich iw Davvntragen alles denen, was nicht über zweikundert Kilo schwer ist. Die denlscke Spricbwörtlich- keit des Niel und Nagelfesten bat dort unten keine Gel tung. Man stähl ans moderne Ruinen, die vor wenigen Iohre» noch schöne Villen waren. Unbewokittc und un bedachte Landkänser und Billen werden von der rumä nischen Bevölkerung vollständig devastiert. die von einem Bau nichts sieben lässt als die kalilen Mauern, die sogar Hand anlcgt an die Grabsteine der in ihren Gärten be statteten ehemaligen Besitzer der Billen, lind wo diese Bevölkerung nicht nehmen kann, gibt sie auch nichts, nicht einmal eine Hand voll Erde kür den unbekannten deutschen Soldaten, dessen Gebein knapp an der Strotze iw Surdnkpatz bleichte. Ein Banaler Schwabcnkind hat die Knochen mit Rivas und Geröll zngedeckt und blatz- rote Alpenblninen darauf gepflanzt. Niemand weis; nun mehr nm den Tapferen, der aus dein Felsenvorspriing ruht: tief unten rauscht und takt die Schiel, junge Bir ken kalten die Totenwacht. Nachts ziehen Schafherden vorbei; ihr Blöcken begleitet einfältiger Schellcnklang und die sanften Töne einer Hlrtenfläle. Gäbe es nicht ab und zu eine abgerissene Brücke, inan könnte ohne Erinnerung an Krieg und Grenzverschiebiing di» wilde Romantik der einsame» Alpenslratze genietzen. Bischof Wilh.v.Lreppler Nottenbiirg, 16. Juli. tDrahlbericht. Dr Paul Wilhelm v. Kcppter, Bischof von Rotten- bürg, ist heute vormittag 8 Uhr im Atter von 74 Jahren infolge Herzlähmung gestorben Bischof v. Koppler wurde gcvoren am W. Septem ber 1852 in S ch iv äbis ch G m ü n d. Nach Absolvie rung seiner Gmnnasial- und Uiiivcrsitätsstudieii empfing er 1875 hie Priesterweihe und wurde 5 Jahre später Pfarrer zu Cannstadt. 1883 zum ordentlichen Professor der Exegese und 1880 der Moral und Pasraral berufen, schuf er sich einen grossen begeisterten Kreis von Hörer». Seine wissenschaftliche und seelsargerische Tätigkeit war so gross, dotz er 18!>^ zui» B i s ch of oo » Rotten- k n r g geweiht wurde. Einen ganz bedeutenden Namen hat sich Keppler durch seine s ch r i f t st c l l e r i s ch e Tä tigkeit errungen. Er schrieb u. a. die bekannte» und in Hunderttansenden van Exemplaren gelesene» ..Wan derfahrten und Wall fahr ten im Orient" und das so viel gerühmte Buch ,.M e hrFr e u d Auch seien erwähnt: „Das Problem des Leidens". „Wahre und falsche Reform", „Im Morgenland", „Deutschlands To- tenlilage". Einer der besten unserer Zeit, eine markante und h a ch g c b i l d e t e Persönlichkeit ist mit dem Tode Kepplcrs dahingegangen. Millionen werden bei der Todesnachricht ausharchen. Und der Tote wird nicht vergessen sein. Das Werk eines einzelnen lebt l» iiiwe-- zählten dankbaren Menschenherzen fort.