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M»rdamerika find Argentinien, Brasilien uno Columbien. Es folgen die Städteanleihen von Santiago «nd von Montevideo. In SS Anleihen schuldet Argentinien Nordamerika 142233 000 Dollar, ungesähr dieselbe Summe ent fällt aus Brasilien: es folgt Columbien mit einer Schuld von K4 770 S50 Dollar. Es ist ferner zu beachten, daß etwa 75 Pro zent des Fleischexportes aus Argentinien und Uruguay in die Vereinigten Staaten geht, und ungesähr derselbe Pro» zentsatz von Kaffee aus Brasilien. Die Petroleumfelder Boliviens find zum größten Teil in den Händen nordameri kanischer Kapitalisten, die Eisenbahnen stehen unter Kontrolle usw. Schlimmer als in Südamerika liegen die Verhält nisse in Mtttelamerika, wo Nordamerika nicht nur in direkt in die Geschicke des Landes eingreift, sondern selbst vor / einer direkten Einmischung (z. B. Nikaragua und Panama) nicht zurückschreckt. Die bevorstehende Reise Hoover« nach Südamerika wird sicherlich den Einfluß Nordamerikas fördern. Wenn der Präsident geschickt die Klippen zu vermeiden ver steht und auf jede Empfindlichkeit Rücksicht nimmt, so wird der Besuch das panamerikanische Ideal stärken; das aber bringt Präsident Hoover in schroffen Widerspruch zu den neuerdings stark betonten paniberischen Interessen, wie sie all jährlich auf der spanischen „Fiesta de la Raza" feierlich zum Ausdruck gebracht werden. Nicht nur Präsident Hoover plant eine Fahrt nach Südamerika, auch König Don Alsonso XUI. will sich bald nach Buenos Aires einschissen, um den früheren Kolonien der spanischen Krone einen offi ziellen Besuch abzustatten. Primo de Rivera hat es wieder holt als die erste Aufgabe seiner Außenpolitik bezeichnet, das Band der Zusammengehörigkeit aller iberischen Länder von neuem fest und unzerreißbar zu knüpsen. Der Haß, den die früheren Vizekönjge zurückgelassen haben, ist schon lange vergessen. Die gemeinsame Sprache, die geschichtliche Tra dition, der katholische Glaube und dieselben Sitten und Ge bräuche sind kulturelle Fesseln, die nicht zerreißen, und in der Tat als Gegenströmung gegen die nordamerikanische Bevormundung macht sich in fast allen lateinamerikanischen Republiken eine ausgesprochene Orientierung aus die Mutter länder Spanien und Portugal geltend. Als äußeres Zeichen dieser Annäherung wird demnächst in Sevilla eine spanisch- portugiesisch - lateinamerikanische Ausstel- lun.g eröffnet werden, zu der großartige Vorbereitungen ge troffen wurden. An den Ufern des Guadalquivir ist ein ganz neuer Stadtteil entstanden, prächtige Paläste als Ausstellungs räume für die einzelnen Republiken wurden errichtet, eine imponierende Huldigung für die iberoamerikanische Einheit ist dort in Aussicht genommen. . Aber die große Schwäche des paniberischen Gedankens liegt darin, daß er fast nur ideelle, nationale und kulturelle Ziele verfolgt, daß aber nur sehr wenig geschieht, um der erhofften Wiederannäherung zwischen den früheren Kolonien und den Mutterländern »ine gesunde wirtschaftliche Grund- lag» zu geben. Der spanische Handel mit Südamerika ist verhältnismäßig unbedeutend, außer der „Transatlantica" gibt es auch keine guten Schissahrtsverbindungen, selbst die großen Mengen der spanischen und portugiesischen Auswanderer wer den hauptsächlich von Vigo, La Loruna und Lissabon auf aus ländischen Schiffen nach Südamerika befördert. Im allgemeinen besuchen auch die Südamerikaner auf ihren Europareisen lieber Parts oder Berlin als Madrid, und lassen auch ihre Söhne ihre Studien nur selten in Madrid vervoll kommnen. Die Vereinigten Staaten verkörpern die nüchterne Macht des Dollars, hinter denen eine gewaltige Kriegsmarine steht. Panamerika gegen das Ideal des Paniberismus. Hoover und König Don Alsonso verkörpern beide Strömungen. U. 8t. Amerika zur Riislungssrage Washington. SS. November. Die englische Note an di« Bereinigten Staaten aus die letzte amerikanische Note vom 29. 9. 1928, in der neue Vorschläge für die Begrenzung der Flottenrüstungen gemacht wurden, wird, ebenso wie die Antwort an Japan, in Kürze abgehen. Die Veröffentlichung wird, wie ein Vertreter des Foreign Office im Unterhaus mitteilte, erfolgen, sobald die englische Antwort in den Händen der beteiligten Regierungen ist. „Washington Post" weist auf die aus Eens kommen den Meldungen hin. daß Frankreich jetzt versuche, Englands md Amerikas Zustimmung zur Beibehaltung der französischen MiUturreserven zu erlangen, und pch vesyarv oeinuhe, England zu Zugeständnissen an Amerika in der Kreuzersrage zu bewegen. Das Blatt bemerkt hierzu mit Nachdruck, daß Amerikasich auf kein Arrangement einlassen werde, welches eine Vermehrung der Rüstungen zur Folge haben würde, sei es eine Vermehrung der briti schen Kreuzer oder eine Stärkung des französischen Heeres. Ein derartiges Abkommen wäre ein Verrat an der Welt, und das amerikanische Volk habe es satt, sich europäische Intrigen anzu sehen, die das RUstungsspiel so jonglieren möchten, daß stärkere statt geringere Rüstungen das Endergebnis wären. Wenn die Völker Europas selbst die Sache in die Hand nähmen und ihre Etaatsmtnister zwängen, ehrlich zu arbeiten, so würden sie da» amerikanische Volk zur Mitarbeit bereit finden. Bis dahin aber werde Amerika dafür sorgen, daß seine «igeneWehr- machtstarkgenug sei, um Respekt für die Rechte Amerikas «inzuslößen, falls Europa wieder in einen Krieg stolpern sollte. „Herald Tribun«" betont, daß Amerika jetzt sogar weniger Kreuzer habe als Japan und daß dieses Mißverhältnis selbst durch di» beantragten fünfzehn amerikanischen Kreuzer nicht voll behoben werde, es sei also «ine grobe Entstellung der Tatsachen, wenn man Amerika »orwerfe, es unterzeichne den Kellogg-Pakt und rüste gleichzeitig. Amerika habe lediglich vor. nicht durch völligen Mangel an Bereitschaft zu, Eelbstverteidi- gung in «ine Lage gedrängt zu «erden, die die militaristischen Gegner zur Ausnutzung der amerikanischen Schwäche direkt herauvforder«. Da« oolormrr eovsso der «eiste» Zeitungen ist jetzt Rati fizierung de» Kellogg-Pakte» nach »orangrgaugener Bewilligung »er fünfzehn Kreuzer. ..MW" -es FMWMlKS Der -eullche Religionsunlerrichl auch in den K rchen Sü-lirols verboten , Bozen, SS. November. Nachdem sich di« deutsche» Seelsorger geweigert hatten, den Religionsunterricht in der den Schüler» völlig unverständlichen italienische» Sprache zu erteilen, und de» Religionsunterricht in die Kirchen verlegten, wo ihnen di« Anwendung der deutschen Sprache gestattet ist, erging nun an di« südtiroler Schulleitungen der amtlich« Erlaß, den Religionsunterricht nur nach dem vom Ministerium ausgestellten Programm und natürlich in italieni scher Sprache zu erteile». Der Bürgermeister der Stadt Bozen, Dr. Limongelie, ist zurückgetreten. An seine Stelle tritt der vorläufige Präfektur kommissär, ein Faschist namens Poggi. Der Rücktritt des Bürgermeisters wurde schon seit einiger Zeit mit aller Bestimmt heit erwartet. Er steht im Zusammenhang mit den verschiedenen Personalveränderungen in der Provinzverwaktung, ebenso wie mit der Neubesetzung der Präfektur Bozen. Drumnionij in Warschau Warschau, LS. November. Der Generalsekretär des Völkerbundes Sir Eric Drummond und der Direktor der politischen Abteilung des Generalsekreta riats Sugimura statteten dem Minister des Aeußern, Zaleski, dem Präsidenten der Republik und Marschall Pilsudski Be suche ab. Beim Präsidenten der Republik fand ein Frühstück statt, an dem auch Zaleski und Pilsudski teilnahmen. Am Abend gab Minister des Aeußern. Zaleski. zu Ehren von Sir Eric Drummond. Lady Drummond und Direktor Sugimura einen Empfang an dem Ministerpräsident Bartel, die Sejm- und Senatspräsidenten, der englische Gesandte und der in Warschau weilende ehemalige belgische Ministerpräsident Theunis teilnahmen. Bei diesem Empfange würdigte Zaleski in einer Ansprache die Verdienste des Generalsekretärs bei der Völkerverbrüderungsarbeit: Sir Eric Drummond erinnerte in seiner Erwiderung an sein erstes Zusammentreffen mit dem Minister des Aeußern Zaleski vor 15 Jahren in London. keine Verlegung der Ratstagung Genf, LS. November. Zu den aus der auswärtigen Presse hierher gelangten Gerüchten über eine Verlegung der Dezembertagung des Völker- bundsrats nach Berlin kann aus Grund hier eingezogener Er kundigungen gesagt werden, daß im Völkerbundssekretarial über einen derartigen Plan nichts bekannt ist. Eine solche Verlegung gilt auch in unterrichteten Kreisen als sehr unwahrscheinlich. Rein grundsätzlich liegt die Frage so, daß der Rat, der wiederholt Tagungen aus besonderen Antrag außerhalb Genfs abgehalten hat, selbstverständlich auf besonderen Antrag oder Einladung oder Wunsch seiner Mitglieder einen anderen Tagungsort als Genf bestimmen kann. Irische Gesandtschaft ln Berlin Die Regierung des Irischen Freistaates hat die Einwilligung der Reichsregieryyg zur Errichtung einer Irischen Gesandtschaft in Berlin erbeten. Die Reichsregierung hat ihre Zustimmung hierzu erteilt. Botschafter Houghton, der sein Amt als amerikanischer Botschafter in Großbritannien vorübergehend aufgegeben hatte, um seine Kandidatur bei den kürzlich abgehaltenen Senats- wahlcn in Amerika zu vertreten, und der hierbei unterlegen war, ist in London eingetrossen, um seinen Botschafterposten wieder zu übernehmen. London, LS. November. Don dem amerikanischen Finanzsachverständigen Dr. Lumberland ist rin vollständiger Plan für den wirt schaftlichen Wiederaufbau von Nicaragua durch die Vereinigten Staaten ausgearbeitet worden. Der Plan wird durch das Staatsdepartement veröffentlicht, das ausdrücklich feststellt, daß er die persönliche Ansicht Dr. Lumberlands darstellt. Der Ver öffentlichung wird trotzdem in politischen Kreisen Bedeutung beigemessen. Der Plan sieht in der Hauptsache die Gewährung einer Anleihe von rund 100 Millionen Mark an die nicara- guanische Negierung durch amerikanische Banken unter Ueber- wachung der amerikanischen Regierung vor. Nor-polsahrk -es Zeppelins? Oslo. 23. November. Im Zusammenhang mit den Berliner Verhandlungen Pros. Nansens über einen Nordpolflug erklärte, wie aus Bergen gemeldet wird, Pros. Sverdrup, der Vorsitzende des an der Ausarbeitung der Pläne sür die Nordpolfahrt teilnehmenden norwegischen Komitees, di« Berliner Verhandlungen liefen darauf hinaus, datz „Graf Zeppelin" für zwei Fahr- 1« n im Jahr« 1930 zur Verfügung gestellt werde. Ehrung Atmmilsens und Gullbau-s Rom, SO. November. Auf Vorschlag Mussolinis und des Luftfahrtsministers hat der König das Andenken Amundsens und Euilbauds durch posthume Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille geehrt. Die zivlkalosirophe des MWsipPi Bisher 18 Tot«. Neuyork, S1. November. Nach den letzten Berichten au« den überschwemmten Ge bieten hat dir Flutkatastrophe des Mississippi bisher 18 Tote gefordert. Schätzungsweise beläuft sich der Schaden schon jetzt auf 10 Millionen Dollar, sind doch riesig« Flächen bebauten, fruchtbaren Lande» überschwemmt worden. Di« Wasser de» Riesenstrome«, dt« in ihrem Oberlauf unkontrolliert waren, stauten sich in vielen Teilen de, südlichen Laufe» und j überfluteten mit ungeheurer Wucht di« UfndLmme. Noch leise britische Botschaft ta Peking London, SS. November. Di« britische Regierung beabsichtigt, wie auf eine Ansrag« im Unterhaus mitgeteilt wurde, gegenwärtig nicht, ihre Ec. sandtschast in Peking zum Range einer Botschaft zu erheben, Soweit der Regierung bekannt sei, beständen solche Absichten auch bei den übrigen Mächten nicht. Vor endgültigen Schrit ten über die Schaffung eines neuen Status der britischen diplomatischen Vertretung in China werde ein vollkommener Meinungsaustausch mit den übrigen beteiligten Mächten er folgen. Havas meldet aus Schanghai, daß die chinesische Regierung 50 000 Dollar als erste Rate zur Wiedergutmachung der bei den Zwischenfällen in Nanking Frankreich zugefügten Schäden entrichtet hat. Befiehl die Enlenle noch? LoiSon, SS. November. Im Unterhaus fragte Kenworthy den Ersten Lord der Admiralität Bridgeman, ob in Verteidigungsangelegen- heiten zwischen dem britischen Admiralstab und dem französi schen Marinestab ein« Organisation oder Verbindung besieh« oder ob Erleichterungen für Besprechungen oder Beratungen vorhanden seien, ob die Organisation, die zu diesem Zweck vor dem Kriege bestanden habe, aufgelöst worden sei und ob irgend welche derartigen Besprechungen seit dem Waffenstillstände mit dem Stab« irgendeiner anderen alliierten oder associierten Marine stattgefunden hätten. Bridgeman erwidert«: Der erste Teil der Frage ist zu verneinen, der zweite zu bejahen. Was den dritten Teil betrifft, so haben keine Besprechungen stattgefunden, mit Aus nahme derjenigen, die zur Unterzeichnung des Friedensvcr- trages notwendig waren. Das Mitglied der Arbeiterpartei, Dalton, fragte, ob nicht bezüglich des englisch-französischen Abkommens Besprechun gen stattgefunden hätten. Bridgeman erklärte, aus dem Weiß buch über diesen Gegenstand ergebe sich, daß di« Besprechungen in Genf angeregt wurden. Sie seien im Weißbuch vollständig dargestellt. Etwas anderes Hab« nicht stattgefunden. Schließ lich stellte Kenworthy folgend« Frag«: „Will der Erste Lord der Admiralität sich davon überzeugen, daß er über diese An gelegenheit vollständig unterrichtet ist und besondere Nach forschungen darüber anstellen, ob «r besser informiert ist als Lord Grey, als er vor dem Kriege eine ähnlich« Antwort gab?". Bridgeman erwidert«: „Die Frage, um die es sich handelt, bezieht sich auf das Heute und nicht auf die, Zeit vor dem Kriege." Ne Anleksnihimg Lek Veslcls-SalaslrWe London, 22. November. Reuter meldet aus Neuyork: Das wesentlichste Ergebnis der am Mittwoch fortgesetzten Untersuchung der Ursachen der „Vestris"-Katastrophe waren die Aussagen des Ersten OWe» Johnson, der -ugab, daß kein« Disziplin geherrscht Hain. Der Mechanismus zum Aussetzen der Rettungsboot« habe nicht in jedem Falle funktioniert. Frauen und Kinder seien in Boote gesetzt worden, die nur sehr geringe Aussicht hatten, in Sicher heit in See zu gehen. Die unteren Offiziere ließen die Be fehle ihrer Vorgesetzten unbeachtet, und die Mannschaften be gaben sich nicht an die ihnen zugewiesenen Plätze, bei den Rettungsbooten, um bei der Rettung der Passagiere zu Helsen. Viele von diesen Aussagen wurden von dem Zeugen zum ersten Male unter dem ständigen Kreuzverhör des Staatsanwalts ge macht. Johnson gab auch zu, daß verschiedene Boote das Schiss verließen, ohne daß ein Offizier darin den Befehl übernommen hätte. Nach -er Explosion ln Dlncennes Paris, 21. November. „Paris Eoir" gibt zu der Explosionskatastrophe in der Patronenfabrik zu Vincennes dir Ansicht eines uugenannien höheren Beamten wteder, der erklärt, es sei unmöglich, daß ein« Kiste mit Zündkapseln durch bloßes H crunterfallen explodieren könne. Infolgedestcn sei er zu dem Schluß gekommen, daß eine der Kisten vielleicht sür eine Explosion vorbereitet worden fei. Diese Ansicht, wo nach di« Katastrophe auf böswillig« Absicht zurückzuführen sei, sei auch gestern abend Ministerpräsident Poincare vorgetrogcn worden. Die Explosionekatastroph« in Vincennes hat sich in einer staatlichen Patronenfabrik ereignet. Diese liegt zwischen dem Artillerieschießplatz und dem Rennplatz von St. Maur. Die Explosion war so heftig, daß sie in einer Entfernung von mehre- ren Kilometern vernommen wurde und daß zahlreiche Fenster scheiben in der Umgebung zertrümmert wurden. In der Patronenfabrik werden etwa 1000 Zivilpersonen beschäftigt, di« unter Leitung von Pionieroffizieren arbeiten. Ls wurden sofort Militär nnd Feuerwehr alarmiert, die mit den Auf- rkumungsarbeiten begannen. * Der Rheinisch« Bauernverein wieder in der Vereinl. g«ng de, Derttfche« Bauernvereine. Wie der „Münsterische Anzeiger" meldet, hak der Rheinische Bauernverein in der ver- gangenen Woche beschlossen, der Vereinigung der Deutschen Bauernverein«, aus der er vor zwei Jahren auegeireten ist, wieder brizutreien.