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ISchulkompromitz mit dem Grundsatz: Konfessionsschule statt Simultanschulei Und sie wollen das Dreiklassenwahlrecht nur der Form nach, nicht aber dem Wesen nach ändern." Keine 10 Minuten hiervon entfernt aber gehen in östlicher Richtung Freisinnige und Konservative und in westlicher Richtung Freisinnige und Nationalliberale Hand in Hand vor. — Die bevorstehende Erhöhung der ZivMiste haben wir schon vor nwhreren Monaten gemeldet; das übliche Dementi erfolgte. Heute aber bestätigt eine halboffiziöse Korrespondenz, daß tatsächlich zlvischen dem Oberhof- imarschallamt und dem Ministerium des Innern Be sprechungen über eine Erhöhung der Zivilliste des preu ßischen Königs eingeleitet worden sind. Die halboffiziöse Meldung versichert, daß eine Erhöhung der Zivilliste, die gegenwärtig 16 719 290 Mark beträgt, also annähernd 16 Millionen, über 17 Millionen nicht beabsichtigt sei. Es wird angeführt, daß Wilhelm II. niit diesen annähernd 16 Millionen Mark bisher nicht ansgekommen sei. Er habe die weiteren Einkünfte ans den Staatsdomänen heran ziehen müssen. Ob dein Landtage eine Vorlage auf Er höhung der Zivilliste des preußischen Königs zugehcn wird, werde davon abhängen, ob die Besprechungen mit den Parteiführern das Ergebnis haben würden, daß eine Mehr heit für eine solche Vorlage vorhanden sei. Eine Berliner Korrespondenz der „Weser-Zeitung" sucht der Angelegenheit ein möglichst harmloses Mäntelchen nmzulegen, indem sie behauptet, die Erhöhung der preußischen Zivilliste bezwecke „im wesentlichen" nichts anderes, als den König für die Mehraufwendungen schadlos zu halten, die durch die Steige rung der Hofbeamtengehälter entstehen wird. Nach der „Deutschen Tageszeitung" beabsichtigt man namentlich eine Aufbesserung von kleineren Hosbeamten. Neben dieser Frage soll auch die alte Frage wieder erwogen werden, ob nicht das Reich dem Kaiser eine Dotation auswerfen soll; zu den Gedanken des Reichskanzlers über Sparsamkeit würde es freilich wenig passen. Gegenüber der Nachricht eines Berliner Blattes, es sei beabsichtigt, dem Kaiser im Herbste eine Neichsdotation von 10 bis 12 Millionen Mark zuznwenden, erklärt die' „Nordd. Allg. Ztg." diese für nn- Ivahr. Der Reichstag Vierde sich nicht mit einer Dotation für den Kaiser zu befassen haben. Wir wollen abwarten; die Zukunft wird fa zeigen, Pier die Wahrheit sprach. — Die Jahrhundertfeier der Leibhusaren in Langfnhr begann am 26 Mai nachmittags mit Appell der alten Mannschaften, wozu sich über 1600 ehemalige Leibhusaren eingefunden hatten. Der kommandierende General des 17. Armeekorps Mackensen schritt die Fronten der alten Mannschaften ab und übergab unter Ansprache den Ver einen ehemaliger Leibhusaren zu Königsberg, Danzig und Breslau, die bisher noch keine Standarten besaßen, drei vom Kaiser verliehene Standarten. Nach dein Parade marsch zogen die ehemaligen Husaren unter Vorantritt der Musik nach Langfuhr in das rcichgeschmückte Kasernement der Brigade. In der zur Festhalle umgewandelten Reit bahn wurden die alten Mannschaften als Gäste der Brigade bewirtet. — Der Hebel der Volk-Vermehrung. Auf einer libe ralen Versammlung in Pankow wurde kürzlich das preußische Wahlrecht scharf kritisiert. Da erhob sich ein konservativer Herr und erklärte, das Dreiklassenwahlrecht könne doch nicht so schlecht sein, da sich unter ihm die preußische Be völkerung um viele Millionen vermehrt habe. Wir be dauern, daß uns unser Gewährsmann den Namen des geistvollen Herrn vorenthält. Wir hätten ihn gern der breitesten Oeffentlichkcit mitgetcilt. in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit der konservativen Parteileiturig auf diesen hervorragenden Parteigenossen zu lenken. Ein solcher Mann gehört unbedingt in das Dreiklassenparlament hineiu. Oesterreich-Ungar«. — Im österreichische« Abgeordueteuhause legte der Finanzminister den Gesetzentwurf betreffend die Verstaut- lichung der Böhmischen Nordbahn vor. Abg. Lewicky (Ruthene) begründete eingehend einen Dringlichkeitsantrag wegen des an dem ruthenischen Bauern Kahanez angeblich aus politischen Gründen durch Gendarmen verübten Mordes. Der Antrag wurde dem Wehrausschuß üb«rwiesen. Frankreich. — Die Ankunft des Präsidenten FaliärcS in London wurde vou der ganzen Presse Frankreichs begrüßt. Nur -er Eclair bewahrt die Nüchternheit und sagt, daß Eng- land die französische Freundschaft nur brauche, weil es in seinem künftigen Kriege gegen Deutschland einen Bundes- genossen werben wolle. Unter der festlichen Dekoration deS Empfanges bereiten sich große Ereignisse vor. Staats geschichtliche Pläne entwickeln sich mit ungeheuerer Ge schwindigkeit, die Etikette der Verteidigung des FriedetS, die alle öffentliche Kundgebungen deck«, könne nur Narren täuschen. In bunter Verpackung berge sie gefährliche Explosionsstoffe. Ein Krieg gegen Deutschland, wie Eng- land ihn wünscht, könnte auch Frankreich gefallen, wenn eS die Gewißheit hätte, zu siegen, aber darüber müsse man sich Sicherheit verschaffen, ehe man sich weiter mit Eng- land einlasse. — Leroy Beaulieu weist im Economiste nach, daß 1909 der Fehlbetrag, die Ausgaben für Marokko und die Altersversorgung eingerechnet, allerdings mindestens 360 Millionen betragen werde, und fragt, woher die Regierung den Mut nimmt, dem Staate noch die 36—4L Millionen aufzubürden, welche die Westbahnverstaatlichung kosten würde. — AuS Rom wird berichtet, daß der Erzbischof von Pari-, Amette, den: französischen Botschafter am italieni schen Hofe im Botschaftspalais einen Besuch abstattete und mit ihm eine längere Unterredung hatte. Schweiz. — Die Wahlen zu» Gratzrat der gesetzgebenden Körperschaft in Basel hatten für die katholische VolkSpartet ein überaus erfreuliche- Ergebnis. LS wurden gewählt 41 Freisinnige, 28 Liberale. 42 Sozialdemokraten. 17 Ber- treter der katholischen VolkSpartei und 1 Wilder. Die Freisinnigen verlieren 11. die Liberalen 3 Mandate, während die katholische Volkspartei und die Sozialdemokraten je sieben Mandate gewannen. Marskko — Jaurös schreibt in der „Humanitä", daß Frank- reich unverzüglich auf die unsinnige Politik verzichten müsse,'die es zu heftigen Konflikten mit ganz Marokko führe, das sich völlig um Muley Hafid schare. Frankreich müsse zur wahrhaftigen und genauen Befolgung der Alge- cirasakte zurückkehren. Das Ministerium Clemenceau habe Frankreich in eine Krisis gebracht, die vielleicht noch ernster sei, als jene, die es zur Zeit Delcassäs durchmachte. Und das Land, so schließt Jaurds, läßt gleichgültig und unwissend das Ministerium gewähren, und daS Parlament liest nicht einmal mehr die beunruhigenden Depeschen, die die schlimmsten Verwicklungen ankllndigen. — Seit dem Einzuge Muley Hafids in Meknes seien alle Häuser, die dem in Rabat weilenden Maghsen und seinen Freunden gehören, geplündert worden. Hafid habe das Geld der französischen Sanitätsstation mit Beschlag belegt. Muley Hafid beabsichtige, am 28. Mai nach Fes zu ^ehen. Samos. — In Samos sind neue Verwicklungen entstanden. Am vorigen Sonntag hatte die Eröffnung der nationalen Negierung stattfinden sollen. Fürst KopassiS Effendi wollte das bezügliche Dekret nicht unterzeichnen. Auf der Pforte verlautet, daß der Fürst mißhandelt worden set und im Regierungsgebäude festgehalten werde. Einzelheiten fehlen. China. — 5000 Mann chinesischer Truppen sind von Kirin nach der koreanischen Grenze zum Schutze gegen japanische Uebergriffe abgegangen. — Der Boykott der japanischen Waren in Kanton hat weitere Kreise ergriffen. In Hongkong haben die chine sischen Kauflente, die mit Japanwaren handelten, freiwillig eine gemeinschaftliche Erklärung unterzeichnet, wonach sie sich verpflichten, für jeden Fall 100 Mark Strafgeld zu zahlen, in dein es ihnen nachgewiesen wird, daß einer von ihnen Waren aus Japan verkauft hat. Ter japanische Ge sandte in Peking soll verlangt haben, die chinesische Re gierung möge sich bei dem Boykott ins Mittel, legen. Es heißt, er habe die Antwort erhalten, man wolle es an Er mahnungen nicht fahlen lassen, aber nian könne schließlich niemand zwingen, diese oder jene Ware zu kaufen oder zu verkaufen. Sächsischer Landtag. II. Dresden, den 27. Mai 1908. Erste Ka m m e r. Diese erledigt» heute vom ordentlichen Etat die Ka pitel landwirtschaftliche, gewerbliche Und Handelsschulen, sowie allgemeine Ausgaben für Landwirtschaft und Ge werbe, Berichtigung von Wasserläusen, sowie Wege-, Wasser- vnd Uferbaunnterstützungen. Forsten, Blaufarbenwerk Oberschlemn, Münze und allgemeine Ausgaben für den Bergbau und mehrere Petitionen in Uebereinstimmung mit den bereits von der Zweiten Kammer gefaßten Be schlüssen. Zweite Kammer. Abg. Dr. Spieß (kons.) erstattet namens der Gesetz- gebungsdeputation zu den Gesetzentwürfen über die Be soldung der Senatspräsidcnten und Räte beim Oberver waltungsgerichte, sowie der Richter, endlich die Oberrech nungskammer betreffend, Bericht. Ilach kurzer Debatte, an der sich Vizepräsident Dr. Schill, Justizminister Dr. von Otto, Günther und der Berichterstatter beteiligen, werden die Gesetzent würfe in der von der Deputation beantragten Form ange nommen. lieber den Entwurf einer Besoldungsordnnng und die darauf bezüglichen Petitionen berichtet Abg. Hähnel (kons.). Derselbe weist auf die Bedeutung der Vorlage, sowie die Opfer hin, welche sie den Steuerzahlern auferlegt. Die Vorbereitungen seien von der Negierung mit größter Gewissenhaftigkeit erfolgt, ebenso die Arbeiten der Finanz deputation und diese glaubt auf grund der gemacht m Erfahrungen im Laufe der Beratungen, daß gewisse Vor kehrungen getroffen werden müssen, um Ungleichheiten vor- znbengen. Redner führt hierzu einige Beispiele an. Er verliest eine Erklärung der Deputation, daß die Möglichkeit gegeben iverden solle, Härten in den Aufrückungsfristen zu begegnen. Redner bittet, die Entwickelung der Sache nicht aufziühalteii, sondern zum Zustandekommen beizutragen. Diese Besoldnngsordnnng sei eine unabwendbare Pflicht der Negierung und deshalb bittet er die Steuerzahler, sich willig in die Konsequenzen zu fügen. - Es sprechen zur Sache noch Vizepräsident Opitz und Finanzminister Dr. von Rüger, tvelchcr unter anderen« hervorhebt, daß der Beamte sich immer noch besser stehe als viele andere Bernfskreise und deshalb dankbar sein solle. (Lebhafter Beifall.) An eine weitere Erhöhung der Ge hälter sei nun aber in absehbarer Zeit nicht mehr zu denken. Viele Beamte hätten unrichtige Vorstellungen über das Er reichbare und doch seien hier die Verhältnisse insbesondere hinsichtlich des Richterstandes günstiger. Redner fordert auf, die Deputationsanträge anzunehmen, denn es sei ein dringendes Bedürfnis, daß unter der Beamtenschaft Be ruhigung gefaßt werde. Abg. Langhammer polemisiert gegen die freisinni gen und den sozialdemokratischen Abgeordneten und wird von diesen häufig durch ironische Zwischenrufe unterbrochen. An statistischem Materiale weist Redner unter anderem nach, daß bei sozialdemokratischen Unternehmungen die Stell,lng der Arbeiter weit mehr zu wünschen übrig lass«, als beim Staate. Mg. Günther reagiert auf die Polemik des Abge ordneten Langhammer und sagt, er wolle heute eine wo möglich noch längere Rede als gestern — sie daiwrte 2Ve Stunden — «halten. DaS HauS beginnt sich wieder all mählich zu leeren. Nach ihm kommen noch Abg. Gold- stein und andere zum Wvrte, worauf die Vorlage ange nommen wird. Stadt «ud Land. »iUeUltNütn au» unlerem Leserkreise mit NamenSferliguna sttr diese Nuvrlt sind »er «edallion allejeU w«ll!u'i»rn. Der Name de» »tuseader» bleibt »«Helmut» der Redaktion, «nan^m« Zuschriften müssen unkerktekskchtigt bleiben.) Dresden, den 27. Mai 1908. LageSkalender für den 28. Mai. 18»0 -j- R-bert Hänsel zu Reicheaderg in Böhmen, Erfinder der Blttzphotogrophie. — 1SS0 s Viktor Retzler zu Gtraßburg, Opernkompouift (Trompeter vou Pöklingen u. a ). 29. Mat. 1897 s Vrof. Dr. Julius von Vachs in Würz, bürg, einer der hervorragendsten Botaniker. — 1871. Beendigung de» KommuueaufstandeS in Parts. —* Wetterprognose der «üatgt. SLchf LandeS- wetterwarte zu Dresden für de» 28. Mai: Noidtvestliche Winde, zunehmende Bewölkung, Temperatur nicht erheblich geändert, zeitweise Regen. — Kath. Hof^kirche. Donnerstag den 28. Mai: Messe: Ls-ckur von Franz Schubert; Graduale: ^soonckit Dons von Reitziger: Offertorium: Non nobis von Reitziger. —* Große Kunstausstellung Dresden 1908. Bei dem am Montag anläßlich des JlluminationSabendS in der Ausstellung erfolgten großen Andrange wurden bet der Kontrolle der ausgegebenen Dauerkarten nicht weniger als 26 Karten konfisziert, welche Karten von anderen Per sonen als dem rechtmäßigen auf der Karte verzeichneten Inhaber benutzt worden sind. Die Kontrolle sämtlicher Karten wird auch weiterhin strengstens durchgeführt werden und die Ausstellungsleitung wird Unregelmäßigkeiten ohne Ansehen der Person unnachsichtlich verfolgen. Die hierfür maßgebende, aus den Karten aufgedruckte Bestimmung, lautet: Mißbräuchliche Benutzung der Karte hat die sofortige Einziehung zur Folge und wird seitens der Ausstellungs- leitung strafrechtlich verfolgt. —* Der Gesangslehrerin am König!. Konservatorium der Musik zu Dresden, Fräulein v. Görger St. Jörgen gen. Orgeni, wurde Titel und Rang als Professorin der Musik verliehen. —* Der Hamburger Bürgermeister Dr. Burcharb übersandte dem sächsischen Staatsminister Grafen v. Hohen- thal und Bergen zur Erinnerung an den Dresdner Besuch eine wertvolle künstlerisch ausgeführte Zierschale mit dem Hamburger Wappen. —* Vor dem Ihiesigen Landgericht begann am 26. d. M. ein umfangreicher Wucherprozeß. der auf 4 Tage berechnet ist. Angeklagt sind der Kaufmann Numburg und der 1856 in Leipzig geborene, bisher unbestrafte Gerichts- assess»r a. D. Mattha. Unter den zahlreichen Zeugen be finden sich auch einige Offiziere. —* Der hiesige Konservative Verein hält seine ordentliche Generalversammlung am Montag den 1. Juni in den „Drei Raben" ab. Tagesordnung: Geschäftsbericht, Jahresrechnung, Vorstandswahl. Bürgermeister Dr. Sectzen spricht über die Arbeiten des Landtages, Bürgermeister Dr. Schanz über daS WahlrechtSkompromitz. — Das am Dienstag den 26. Mai vom Konservativen Verein im Wald- schlößchen zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs veranstaltete Gartenfest begann nachmittags mit einem schönen patriotischen Militärkonzert, ausgeführt von der Kapelle des Grenadierregiments Nr. 100 unter Musik direktor Hermanns Leitung, daran schlossen sich gute Ge- sangSvorträge des Dresdener Männer-Gesangvereins unter des Chormeisters Striegler Leitung. Eine kurze und kernige Festansprache, die mit einem Hoch auf den König schloß, hielt der neue Vorsitzende. Herr LandgerichLsrat Dr. Kraner. Im Saal begann nach 8 Uhr ein fröhlicher Tanz, der sich bis gegen Mitternacht hinzog. Das gs lungene Fest verlief in heiterster Stimmung. obr. —* Eine Skandalgeschichte ging kürzlich durch sächsische Blätter. Es handelt sich um einen Jesuitenpater, der in Karwin bei Teschen (Oesterreich-Schlesien) ein ster bendes tuberkulöses Mädchen vergewaltigt haben soll. Die „Werdauer Zeitung" (21. DAai) brachte die weitere Nach richt, der betreffende Jesuitenpater Sieprawski sei nach Amerika geflüchtet. Die Kölner Zentral-Auskunftsstelle der katholischen Presse erhält dazu folgende Darstellung: I'. Karl Sieprawski 8. 3. ist Superior der Jesuitenresidenz zu Karwin in Oesterreich-Schlesi n und bekleidet an der dortigen Kirche zugleich das Amt des Ortspfarrers. Der selbe wurde also in erwähntem Falle zu einem kranken Mädchen gerufen. Dort angekommen, fragte er die Kranke, was ihr weh tue. Darauf ergriff die Patientin seine Hand, führte sie auf ihre Brust und sagte: Hier tut es mir Wehl — Das ist das ganze Verbrechen des U. Sieprawski, wie er selbst unter einem Eide dem Pater Provinzial der Jesuiten, Adalbert Maria Baudiß 8. 3., bekannt hat. Zun, Verständ nis der Sache maß hinzugefügt werden, daß in der Ge meinde Karwin (Steinkohlenbergwerke) viele Sozialisten und auch Spiritisten existieren, denen die Jesuiten dort selbstverständlich ein Dorn im Auge sind. Man ist der Mei nung, daß die ganze Verleumdung von vornherein geplant war. Die Kranke ist überdies hysterisch und sogar im Ver dacht, geisteskrank zu sein, da sie vor jedem etwas anderes aussagt; sie, sowie ihre Mutter sind Anhänger der Spiri tisten, ihr Vater und Bruder Sozialisten, zwei Frauen, di« etwas gesehen haben sollen, ebenfalls Sozialistinnen, der Nachbar und dessen Frau auch Sozialisten, die selbstver ständlich alle die Wahrheit ihr-r Aussagen beschwören wollen. Die Angelegenheit ist bereits dem Staatsanwalt zur Untersuchung übergeben; sobald sie da entschieden ist, wird von seiten der Jesuiten Klage wegen Verleumdung eingereicht. Don einer Flucht des ?. Sieprawski nach Amerika ist keine Rede, da er bis heute ruhig auf seinem Posten in Karwin blieb, wo er von jedem eventuellen Ztveifler in Lebensgröße betrachtet werden kann. Im Gegenteil, er sollte bereits am 1. Mai versetzt werden, mußte aber infolge dieser Angelegenheit noch weiter dort bleiben, einerseits zur leichteren Erledigung der Sache an Ort und Stelle, andererseits zum Beweise, daß er unschuldig ist. — Das ist das Perbrechen, soweit es bis jetzt vorliegt. ?. Sieprawski ist ein würdiger Priester im Alter von 66 Jahren, seit 1872 Ordensmann, der wohl sehr leutselig und freundlich gegen jedermann, besonders für Kinder ist. aber nie eines Fehltrittes in sittlicher Beziehung be schuldigt wurde. —* Bon der Königlichen KreiShauptmannschafi Dresden find Verhandlungen über die Einrichtung eines Zentral- arbeit-nachweife» für den Regierungsbezirk Dresden auf