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Nummer 24 — 23. JahrAanq » mal wöchentl. verugrpreir: fürJanuar 9.bO Rent.-Mari Nnikiticn: Berechming der Anzeigen nach Reut..Mark Blesse: Die eingelpaitene Petitzeile Familien-u. Vereinsonzeigen, Gesvcke 15^. Die Petit-Reklamezeile 80mm breit.I Lsieriengebiihr iür Selbstabholer 15^). bei llebeilendmig durck, die Post außerdem Por«o>uschlag. kreir siir ctte cinrelnummer 15 sienten-klennig. 0»eschä>llicher Teil: Jose, Kopmanu, Dresden SiicksWe Dienstag, den 29.Januar1924 In, Falle höherer Gewalt erlischt jede Lerpflichtung ans Lieierunq sowie Erfüllung von Anzeigen-Auslrägen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und dnrchFern. sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingelandte und mit Nückvorto nicht versehene Manuskripte werde» nicht ausbewahrt Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmittag» Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert, Dresden » ed^v»,>'n vn» u»e,rrän»t,el!e: Dresden-Altstadt t«, Ho>b»instraf>» »6 « Fernruf.82722 / Postscheckkonto Dresden 14707 IIiiWMW Ilid Ml!' M Bell Ser FM ' I»r »eile Leben « Druck »ud Verla«, Saxonia » Buchdrurkerel G. m. b. H. Dresden-Altstadt IS, Hoibeinsiraßx 4g Doincarös kMMttle Mllinig Es zeigt sich immer deutlicher, daß die innerpolitische Lage in Frankreich infolge des Frankensturzes und der dadurch herauf beschworenen Kammerdebatte den Freunden Poincares einige sehr ernste Schwierigkeiten bereitet. Wenn es auch verfrüht wäre an- zunehmen, das; Poincare fallen werde, so befindet sich sein Kabinett doch schon seit einiger Zeit in einem latenten Krisenzustand und es handelt sich nur um die Frage, wann der Augenblick gekommen ist, wo dieser Zustand in akutes Stadium tritt. Man wird nicht annchmen wollen, daß dies schon jetzt geschieht. Denn noch halten weite Kreise in Frankreich Poincare für den unentbehrlichen starken Mann. Aber die Kritik macht sich schon stärker bemerkbar, und man scheint nicht mehr fern von der Erkenntnis zu sein, Las; die Ruhrpolitik Poincares eine finanzielle Belastung Frank reichs bedeutet, die ihr« Rückwirkung auf den Frankenkurs haben mutzte. Einige Blätter, die allerdings — das verdient hervor gehoben zu werden — einen allzu grotzen Einflutz nicht besitzen, unterhalten sich ernsthaft über das Schicksal Poincares. Man setzt sich mit den Möglichkeiten auseinander, die schlietzlich zu einem Sturz Poincares führen könnten; einmal durch die Ermutigung der Rechten und des Zentrums, zum andern durch die Opposition der Linken und schließlich durch taktische Fehler, die daS Kabinett selbst begehen könne. Im ersten Falle würde das kommende Kabinett noch weiter nach rechts gerichtet sein. Aber selbst diese Blätter, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen, meinen, daß Poincare im jetzigen Augenblick nicht gestürzt werden dürfe. Viel- mehr solle-man den Prozeß der inneren Politik erst dann regeln, wenn die Finanzgesetze angenommen seien. Denn nur Poincare besitze heute die notwendige Autorität, um das Land zu den not wendigen Steuern zu veranlassen. So urteilt die „Journes Industrielle". Die Opposition fährt stärkeres Geschütz auf. Sie betrachtet die Lage unter dem Gesichtspunkt, daß es sich jetzt darum handle, ob die Kammer durch die Annahme unzweck mäßiger und sogar gefährlicher Steuern nicht tatsächlich gegen Len Franken arbeite, zumal diese Steuern durch keinerlei Maß nahmen begleitet seien, die schwebende Schuld zu konsolidieren und die französischen Devisen zu schützen. Der „Figaro" faßt den Angriff der Opposition in drei Punkten zusammen. Die angcn- blickliche Mehrheit werde nicht vor die Wählerschaft treten wollen, indem sie belastet sei durch eine Stauererhöhung von 20 Prozent die zweifellos eine weitere Teuerung mit sich führen werde, sie werde weiter sich nicht der Gefahr aussetzen wollen, dafür verant wortlich zu sein, datz trotz der augenblicklichen Dringlichkeits anträge der Frankensturz dennoch andauere, endlich werde die Linke nicht wünschen, daß sie bei einem Scheitern der Sanierungs aktion der Regierung in der kommenden Wahlschlacht dafür ver antwortlich gemacht werde. Diese Aeußernngen kann man natür lich mir als Symtome deuten. Aber sie beweisen immerhin, daß die Stellung Poincares nicht mehr so fest ist. wie sie während der Zeit vor dem Frankensturz war. Im übrigen darf man nicht vergessen, daß auch in Frankreich die Kammenvahlen vor der Tür stehen und die Parteien sich deshalb schon stark von taktischen Gesichtspunkten beeinflußen laßen. Paris, 28. Januar. In der NachmittagSsitzung am Sonn abend fand die Fortsetzung der Kammerdebatte über den fran zösischen Frankensturz statt. Der Abgeordnete Auriel erging sich in heftigen Angriffen gegen den Ministerpräsidenten Poincare und erklärte, die Regievung Frankreichs könne nur erlöst werden durch Zusammenwirken der ganzen Welt. Ministerpräsident Poincare ergriff aber alsbald das Wort und erklärte: Die Negierung fürchtet den Urteilsspruch des Volkes nicht. Die Negie rung hat stets die Politik der Gerechtigkeit befolgt. Poincare verliest dann angebliche Dokumente, die in deutschen Blättern erschienen seien. In diesen wurde die Annahmeverweigerung und der Verkauf von französischen Franks anempfohlen. Auch gibt Poincare Kenntnis von französischen Agentenberichten aus Deutsch land über die sranzosenfeindliche Propaganda. Die Sozialisten unter Blum verlangen genaue Angaben über die verlesenen Schriftstücke. Dabei kommt es zu heftigen Szenen. Poincare und Blum geraten in einen Wortwechsel, der sehr stark persönlich wird. ES gelingt aber dem Ministerpräsiden ten die Kammer zu beruhigen. Die ganzen Auseinandersetzungen führen dann nochmal zu einem Zusammenstoß zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Abgeordneten Barck. Mit großer Mühe wird die Ruhe wieder hergestellt umd Poincare fährt fort: Der Abgeordnete Unriol hat gesagt, wenn die Regierung zurücktritt, würde sich der französische Frank augenblicklich bessern. Es ist in der Tat möglich, daß der Rücktritt der Regierung ein Steigen des Franken zur Folge hat. Aber dieser Ausstieg würde nur scheinbar sein, und Frankreich wäre bald neuen Eiu- schüchterungsversuchcn auSgesetzt. Ein Zurückwcicben der fran zösischen Politik würde von katastropbaler Wirkung ftir Frankreichs Wirtschaftsleben sein. Die französische Wirtschaft blüh« gegen wärtig Mid gedeihe auf allen Gebiete», In bezug auf das Wie- deraufbausvstem erklärte er, daß der Besitz der Pfänder, die erst aufgegeben werde» sollen, wenn Frankreich bezahlt sei, eine völlige Garantie bedeuteten. Der Ministerpräsident endet Lann mit einem vom größten Optimismus getragenen Ucborblick über die Lage Frankreichs. Er erklärte: Eben erst Nabe ich Ihnen und der ganzen Welt einen Beweis gebracht, daß ich die beiden Sachverständigen einsetzte. Gestern erst habe ich einen Bündnisvertrag mit der Tschechoslowakei unterzeichnet. Dieser bat keinen anderen Zweck, als den StatuSquo in Europa zu sichern und die alte Freundschaft zu Pflegen, die die beiden Länder zusammenhält, denn Frankreich Vergißt nicht, daß l871 Böhmen gegen die Anektion von Elsaß- Lothringen protestiert hat i Die Kammer verlangt Schluß der Debatte. Der Abgeordnete Nerriot (Radikal) ergreift das Wort. Er sagt, der französische Staat sei -beeinflußt von moralischen, physischen, politischen und 'wirtschaftlichen Momenten. Die Regierung müße untersuchen, ob Nie Spekulation nicht mit Sckmld an dem Sturz des Franken, und ob nicht in Frankreich selbst gegen den französischen Franken bearbeitet worden sei. ^ , , Alsdann beschließt die Kammer den Abschluß der General debatte und daß die Debatte über die Einzelpunkte in der nächsten Atzung am heutigen Montag stattfinden soll. Eine wichtige Unterredung in Paris Der belgische Ministerpräsident bei Poineare — Die Verabredung einer gemeinsamen Stellung- nähme Belgien« und Frankreichs — Die Sachverständigen auf dem Wege nach Berlin — Eine günstige Lösung des Reparationsproblems unter Zugrundelegung sämtlicher Einnahmequellen Deutschlands — Genaue Nachprüfung der Statistiken Paris, 28. Januar. Ter belgische Ministerpräsident Jalpar besuchte gestern Poincare. Tie Unterredung, die stattfand, wird sowohl von französischer wie von belgischer Seite „ach wie vor von Geheimnissen umgeben. Aber es wird versichert, daß Jasvar, der erst am 3. Febrnar in Paris einireffen sollte, ans besonderen Wunsch Poincares bereits gestern ans Brüssel hcrbcigecilt war. Tie Anssprache zwischen den beiden Staatsmännern scheint, wie ans allem bervorgeht, von geradezu entscheidender Wichtigkeit gewesen zu sein. Frankreich und Belgien haben nach Londoner Meldungen von Mac Kenn» folgende Ausschlüße über die Wünsche und Absichten der Arbeiterregierung erhalten: Mit einschneidenden Veränderungen in der dlploinat'schen Lage ans Grund einer aktiven Politik MnedonaldS dürste bereits iirner- haib der nächsten 1.4 Tage zu rechnen sein nnd Poincare und Jaspar haben unter diesen Umständcie es für wichtig gehalten, eine gemeinsame Stellungnahme zn verabreden, ohne daß in dessen gestern definitive Bcichlüße gefaßt worden sin». Zur Er örterung wurde gestellt, ob Feankreich und Belgien zweckmäßig die Initiative zu einer allgemeinen Aussprache er greifen sollen. Immerhin haben sich die beiden Regierungen, Insbesondere Frankreich, z» einem ersten Zugeständnis an de» englischen Standpunkt entschlossen, in der Frage der autono men Rhcinpsalzl> ewe gan g. Tle beide» Länder ver zichten demnach ans die Ratifizierung der von der provisori sche» Negierung in Sveyer gclrossenen Verfügungen. Allerdings bleibt den seit dem 10. Februar ans der Pfalz vertriebenen Be amten die Rückkehr vorläufig versagt. Im übrigen find sich Poin- rare und Jaspar über eine e » tgege» koin me nde Haltung gegen die Arbeiterpartei grundsätzlich schlüssig geworden. Da für sind auch nachstehende Aeußernngen von Pertinar >»» „Echo de Paris" bezeichnend: De» führenden Politikern in Paris und Brüssel liegt daran, mit größter Vorsicht z» Werke zu gehen und nichts zu unternehmen, was die öffentliche Meinung restlos ans die Seite der Arbeiterpartei br nge» könne. Mit andere» Worten: Wir müssen das Wesentliche von dem Nebensächlichen unterscheiden, und auf das Nebensächliche verzichten. Von ausschlaggebender Bedeutung Ist nach wie vor die Frage dcS P f ü » d e r s y st e m s im Rhrimande. In dieser Frage sind wir aber zn zah.r.'ichen Konzessionen bere t. Alles «äßt darauf schließe», daß die französische Negierung auch i» der Angelegenheit der Kölner Eisenbahnzone znm Einlenkcn bereit ist. Poincare hat. wie verlautet, den rhein'schen Oberkommissar TIrard zn sich befohlen. Tirard trisst 'n Paris ci» und dürste von dem Ministerpräsidenten persönlich Instruktionen mit ans den Weg bekommen. Paris, 28. Januar. (WTB.) Der AnßeiipMtiker des „Echo de Paris" sagt bei Besprechung der gestrigen Beratungen des Ministerpräsidenten Poincare mit dem belgischen Minister Jaspar, daß auch die Frage dcS Verkehrs in der englischen Be- satzungszone erörtert worden sei. Um diese Frage an Ort nnd Stelle regeln zu können, treffe heute der französische Ober kommissar Tirard in Paris ein. Auch die Frage des in den besetzten Gebieten eingerichteten Budgets sei behandelt worden. Frankreich sei bereit, viele Erleichterungen zu gewähren. Man werde d>e größten Rücksichten auf die militärischen Interessen Englands ncbmen. Wenn die Umstände günstig seien, werde man die an den Tag gelegte Strenge mildern. Aber auf das We sentliche der angewandten Methoden könne man nicht ver zichten. Paris, 28. Januar. (WTB.) Nach dem Brüsseler Bericht erstatter des „Oeuvre" ist der Hauptzweck dcs Besuchs Jasparz daS französisch-belgische Wirtschaftsabkommen gewesen, das in Belgien auf scharfen Widerstand gestoßen sei. Die Knliiin Reise der Lchmstiindi-tii Berlin, 28. Januar. Tie beiden SachvcrständlgennnS. schlisse trrffen Ihre Neiscvorbereitungen. Heute abend verläßt der Ausschuß des General DawcS Paris. Am Dienstag wird bann auch der zweite SachverstnndigenauSschuß nach Berlin fahren. Die belgischen Mitglieder des zweiten Ausschusses halten sich zurzeit zum größten Teil in Brüssel auf und werden von dort a»ö die Reise »ach Berlin antretrn. Die Sachverständigen stehen nach dem „New Rork Herold" auf dem Standpunkt, daß eine günstige Lösung des NeparationSproblcmS unter Zugrundelegung sämtlicher Einnahme- quellen Deutschlands gefunden werden könnte. Die Einnahmen dcs RuhrgcbicteS sollen indessen in erster Linie zur Bezahlung der Reparationen herangezogen werden. In der gestrigen Sibung wurde beschlossen, dir detaillierten Angaben, die die Sachverständigen von den Berliner Behörden während ihres IStägigen Aufenthaltes erhalten werden, nicht von vornherein als erwiesen anznnchmen. Die Sachverständigen werden vielmehr von den französischen, englischen und belgischen Experten begleitet sein, deren Aufgabe es ist, die deutschen Statistiken eingehend nachzu prüfen. Ans diese Weise hofft man zu ermitteln, ob die Schluß- folgerungen der Sachverständigen mit der Aufstellung des Garan. tiekomiteeS übcrelnstimmen. Paris, 23. Januar. Der Pariser Ausgabe deS „New ?1ork Herald" zufolge, bat man gestern im Sachverständigenausschuß beschlossen, die Zahlen, die die deutschen Behörden im Verlaufe der Untersuchung vorlegen werden, nicht ohne weiteres als richtig hin zunehmen. Die Sachverständigen werden vielmehr die englischen und belgischen Buchhaltungssachverständigen, die die deutschen Aufstellungen zu prüfen haben, anweisen, einen genauen Ver gleich der deutschen Angaben mit den bisherigen UntersuchnngS- ergebnissen des Garantiekomitees anzustellen. Uebereinstimmung Mae Kennas und Macdonalds Paris, 28. Januar. Wie aus London berichtet wird, wird Ramsey Macdonald mit Mac Kemia. dem Vorsitzenden des zweiten Sachverständigenausschusses. der sich gegenwärtig in London auf hält, bor dessen Abreise nach Berlin verhandeln. Nach derselben Meldung versichert man in politischen Kreise», Macdouaid und Mac Kenna wären hinsichtlich der zu verfolgenden Politik, nämlich was die Arbeiten dcr beiden Sachverständigenausschüße aubetreffe, vollkommen einig. AnkllM MMiialds gcgttl Fmkttiih Paris, 28. Januar. Ramsey Macdouaid hat in einer Unter redung mit dem Vertreter des „Quotidien" folgendes erklärt: Man wirft Frankreich die Nuhrbesctzung vor, die »ach unserer Ansicht die Hanptursache der wirtschaftlichen Not- läge ist, die heute auf England lastet. Man wirft Frankreich vor, daß cs nicht genügend Rücksicht auf die höheren Interesse» Europas genommen habe und daß es gar keine Rücksicht ans die besonderen Interessen Englands nimmt. Außerdem wird „och der allgemeine» Ansicht, die sinanzielle und moralische Unterstützung, die Frankreich den kleinen Nationen siir ihre Bewassnung a»ge- dcihen läßt, einen neuen Krieg unvermeidlich I machen. Frankreich entnervt unser Volk, das sich in aller Aufrichtigkeit fragt, ob es nicht in die Notwendigkeit ver setzt werde, seinerseits militärische Vorbereitungen zu treffen und neue Alliancen zn suchen. Auf die Frage über da? Verhältnis der NeparationSrege- lung zu dem internationalen Schulden aiitwortete Macdouaid: Wir sind der Ansicht, daß die Frage der französischen Schulden gegen über England nicht angeschnitten werden kann, ohne daß zu gleicher Zeit die gesamte europäische Lage erörtert würde. I ch würde niemals zulassen, daß diese beiden Fra gen voneinander getrennt werde». W.icdouald sprach sich alsdann über den Völkerbund aus und erklärte: Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund würde Frankreich im Osten die beste Sicherheitsbürgschaft sei». Auf die Bemerkung, daß auch Poincare in Frankreich Gegner seiner Politik habe, diese aber glauben, eine Räumung deS Ruhrgebietes sei nicht möglich, bevor andere Bürgschaften geschaffen worden seien, antwortete der englische Premierminister: DaS weiß ich, aber wir werden demnächst den Realitäten gegenüber gestellt werden oder wir werden uns an den Abgrund führen lassen. Die fra». Mische Ruhrbcsctzung bringt keinerlei Vorteile weder Frankreich noch England noch irgend jemand, aber sie birgt in sich die Keime für alle möglichen Kalamitäten. Es wäre ein großer Irrtum, anzuuehme», daß man ouf lange Zeit ungestraft eine Nation in ihre» Interessen schädigen oder in ihrem Stolz erniedri gen kann. Dkl WWi-kM>Wc LttliilWsts- MlW Prag, 28. Januar. Dcr Freundschafts, und Bündnisvertrag enthält folgende Bestimmungen: Die Negierung der Republik Frankreich und der Republik Tschechoslowakei stehen auf dem Grundsätze, die internationale» Verpflichtungen, welche im Völkerbundspakte feierlichst bekräfkkgt sind, zu respektieren. Sie sind in gleicher Weise bestrebt, den Frieden zu schützen, dessen Erhaltung für die politische Stabilität und die wirtschaftliche Aufrichtung Europas in gleicher Weise not wendig ist. Zn diese:» Zwecke sind sie entschlossen, die Achtung deS internationale» Rechtes und der politischen Vereinbarungen und Verträge, welche sie geineiusam unterschrieben haben, sicher zu stellen. Sie sind der Anschauung, baß zur Erreichung dieses Zieles eine gegenseitige Sicherheit, vor allem gegen evtl. Angriffe und zur Verteidigung ihrer gemeinsamen Interessen unciitbchrlich sind. Die Bevollmächtigten der beiden Staaten sind siir den Präsidenten der Republik Frankreich Raymond Poincare. Minister präsident, und für den Präsidenten der tschechoslowakischen Repu blik. Dr. Benesch. Außenminister, welche ihre Vollmachten aus- getauscht, und sich auf folgende Dispositionen geeinigt haben: Artikel 1: Die Regierungen der Republik Frankreich und der Republik Tschechoslmvakci verpflichten sich in jenen auswärtigen Fragen, welche geeignet wären, ihre Sicherheit zu bedrohen nnd welche die im Friedensverirage festgesetzte» Stalute», dessen Sig natare beide Regierungen sind, schmälern könnten, zu verständige». Artikel 2: Beide Teile werden sich über die Vorkehrungen geeigneter Maßnahinen verständigen, welche ihre gemeinsamen Interessen in dem Falle, daß sie bedroht werden, siclrcr» solle». Artikel 6: Beide Teile bestätigen, daß sie vollständig über einstimmen in der Erkenntnis der unbedingten Notwendigkeit im Interesse der Erhaltung des Friedens eine» gemeinsamen Stand punkt im Falle eines eventuellen Versuches einer Restauration der Dynastie Hohenzollrrn in Deutschland einzunehmrn und verpflich- ten sich, sich über die Vorkehrungen zu verständigen, welche in einem solchen Falle durchzuführsn sind. Artikel 3: In Uebereinstimmung mit den Grundsätzen, welche im Völkerbundspakte zum Ausdruck gebracht worden sind, ver pflichten sich die Vertragsteile, daß in jenem Falle, wenn in Zn- kunft zwischen ihnen strittige Fragen entstehen, diese durch freundschaftliche Verständigung oder auf diplomatischem Wege aber