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Sächsische Volkszeitung : 15.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190310154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031015
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-15
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.10.1903
- Autor
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seine Monatsversammlung ab. Herr I>. Romuald setzte seine Reiseschilderung fort, diesmal über die hl. Stadt. Das gewaltige, einstens Land und Meer beherrschende Rom mit seinen Licht- und Schattenseiten, die „Stadt" des Altertums, in welcher das Volk begierig nach „Brot und Spiel" schrie, den Niedergang des römischen Weltreiches, das moderne Rom ließ der Redner an unserem geistigen Auge vorüberziehen. Welche Phasen hat es durchlebt, ehe es die heutige Gestalt gewonnen! Fast jeder Stein des auSgegrabenen antiken Rom könnte ein L>tück Geschichte singen und sagen. Nicht will ich in Erinnernng zurückrufen die vielen Einzelheiten des Vortrages über die größte und monumentalste Kirche der Welt, über die elliptische kirrer». 6i Kan kiotro mit dem an 80 in hohen Obelisk, über den Vatikan, über das päpstliche Museum, über den Lateran, über den Quirinal, seit 1870 Wohnsitz des Königs von Italien, über die vielen nennenswerten und merkwürdigen Kirchen, von denen Rom an 350 aufweist. Interessant gestaltete sich auch die Schilderung über die Katakomben, das Forum, Colosseum. Pantheon, die EngelSbnrg n. a. m. Ein besserer Besuch der Versammlung wäre sehr wünschens- wert gewesen. Wenn reichlich ein Fünftel der Mitglieder erscheint, so ist dies kein erfreuliches Zeichen. Vielleicht zeitigt die Zukunft bessere Früchte. Aber, Hoffnung, verlaß mich nicht! -r. Schirgiswalde. Am Sonntag veranstaltete der hiesige katholische Gesellenverein seinem bisherigen Präses Herrn Kaplan Dekan eine bescheidene Abschiedsfeier, da derselbe nach Crostwitz versetzt worden ist. Zu dieser Feier hatten sich die aktiven sowohl, als auch die Ehrenmitglieder überaus zahlreich eingefuuden. Herr Präses begrüßte die Ver sammlung und wünschte dem Verein, daß er auch ferner wachsen blühen und gedeihen möge. Zum Schluß übergab er das Präsidium in die Hände des Herrn Pfarrer Kretschmar. Der Sängerchor des Vereins brachte dem scheidenden Präses ein Ständchen, das mit herzlicher Anerkennung ausgenommen wurde. Der Senior des Vereins dankte den: scheidenden Präses im Namen des Vereins für alle Mühe und Arbeit und überreichte ihm ein wertvolles Stammglas mit Wid mung als Andenken. Ein „Füßchen", vom scheidenden Präses gespendet, Vereinslieder, vierstimmige Lieder und Toaste brachten dann den fröhlichen Teil dos Abends. Herrn Lehrer Seifert sei hiermit noch herzlich für die Ein übung und Leitung des Gesanges gedankt. Herrn Kaplan Delan aber wünschen wir, daß er sich auch in seinen! neuen Wirkungskreise recht wohl fühlen möge. Ebersbach. Herrn Sparkassenkassierer R. Rudolph glitt beim Zerhauen eines schweren Holzes die Axt so unglücklich aus, daß eine Sehne am Fuß zerschnitten wurde. Zittau. Der hiesige Kathol. Geselleuverein ver anstaltete am Sonntag abend im Saale „Zur Stadt Prag" eine Kirmekfeier, die gut besucht war. Nach einer Be grüßungsansprache des Präses, Herrn Kaplan Scholze, folgte eine Reihe ernster und heiterer Vorträge, die sämtlich gut gelangen und mit großem Beifall ausgenommen wurden. Besonders erwähnt seien die Gesänge des Cäcilienvereins, darunter ein stimmungsvolles „Morgeulied" von Santuer, die urkomische Posse „Die Herrendiener", sowie mehrere humoristische Szenen, von denen der witzige „fidele Neu mann" am besten gefiel. Die Pausen zwischen den Vor trägen wurden durch die wohllautenden Weisen der Stadt musiker ausgefüllt. Ein fröhliches Tanzkränzchen hielt Mitglieder und Gäste noch mehrere Stunden beisammen. Görlitz. Auf dem Ritterguts Köslitz wurde früh etwa 5 Uhr, nachdem der Ehemann gegen 4 Uhr an die Arbeit gegangen, die 30 Jahre alte Frau des Schweizers Thicnen, Mutter von 5 Kindern, in ihrer Wohnung im Bette er mordet aufgefunden. Sie ist mit einem Beil erschlagen worden, das zum Hausgerät gehörte. Im Kasten des Tisches scheint nach Geld gesucht worden zu sein. Das älteste Kind ist erst 7 Jahre, das jüngste nur einige Wochen alt. Jeder Anhalt über den Mörder fehlt. Zeitz. Seinen Schulkameraden aus Rache erschossen hat im Dorfe Zangenberg der 12 Jahre alte Knabe Hädrich. Der jugendliche Mörder hatte sich den Revolver, den er nach der Tat vergrub, in Zeitz gekauft. Vermischtes. V Die Dichtungen des Prinzen Albrecht von Preußen wurden am Sonnabend in 300 Exemplaren in Berlin um — 9 Mark versteigert. Die Bilder und Möbel aus seinem Nachlasse erzielten enorme Preise. Man sieht, daß eS doch ein Unterschied ist, ob jemand Dichterfürst oder Fürstendichter ist. v Großfeuer. In Queienfeld (Meiningen) brannten drei Wohnhäuser und zehn mit Erntevorräten gefüllte Scheunen nieder. Ein orkanartiger Sturm machte die Be kämpfung des Feuers fast unmöglich. v Bamberg. Der frühere Hauslehrer und Rechts kandidat Dippold, der wegen der scheußlichen Mißhand lungen der ihm zur Erziehung anvertraute» Söhne des Bankdirektors Koch dieser Tage in Bayreuth zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, traf mit einem Zivil-Trans- Porteur hier ein. Da die Zeit seiner Ankunft in der Stadt bekannt geworden war. so hatte sich am Bahnhofe eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eingefunden. Als Dippold den Zug verließ, wurde er sofort erkannt und die Menge nahm eine drohende Haltung gegen ihn ein. Auf denl Wege vom Bahnhofe nach dem Landgerichts- gefängnisse, wo Dippold untergebracht wurde, war der An- drang der Menge so stark, daß Dippold mit seinem Be gleiter trotz eines starken Aufgebotes von Polizei und Gendarmerie etwa 100 Meter weit in die Luitpoldstraße hineingedrängt wurde. Erst als die Polizisten und Gen- darmeu Miene machten, ihre Waffe zu gebrauchen, wich die johlende Menge, welche dem Verbrecher Flüche und Verwünschungen zurief, zurück. Es gelang, den Dippold und seinen Transporteur in einen Wagen zu bringen. Bor der Tür des Landgerichtsgefängnisses hatten sich ebenfalls viele Menschen angesammelt. welche den Verur- teilten mit Geschrei empfingen. v Aus dem Oderbruch schreibt man der „Voss. Ztg.": Ueber die Rentabilität der Gänsemästerei ist ln diesem Jahre noch weniger Günstiges zu berichten als in den früheren. Obgleich zu anfang der Saison der Markt preis für fette Gänse ziemlich hoch war, sind die Mäster doch nicht aus ihre Kosten gekommen, da die mageren Gänse nicht nur bedeutend teurer, sondern auch schlechter und leichter als sonst ausfielen und der Preis für Mais, den Haupt futterartikel, sehr hoch stand. Dazu kommt noch zum Unglück das außergewöhnlich lange anhaltende warme und feuchte Wetter, bei dem die Freßlust der Gänse nur ganz gering ist. Daß unter solchen Umständen Mästereien, die mehrere tausend Stück wöchentlich schlachten, großen Schaden haben, läßt sich leicht erraten. Aber auch der Versand der Gänse ist bei dem noch warmen Wetter mit großer Gefahr für die Mäster verbunden. v Ueber das Judentum in Wien gibt ein Band „historisch statistischer Tafeln zur geistigen und materiellen Entwickelung Wiens im XIX. Jahrhundert" (bei Hölder, Wien) interessante Mitteilungen. Der Verfasser. Professor Hickmann, stellt fest, daß Wien im Jahre 1800 nur 1200 Juden zählte, das ist 0,3 Prozent. Diese Zahl verfünffachte sich in 50 Jahren und stieg ans 0800, das ist 3 Prozent Juden im Jahre 1850. In den Jahren nach 1818 nahm die Zahl der Juden um das zweiundzwanzigfache zu, sie stieg auf 146 910 Personen im Jahre 1900. Im ganzen Jahrhundert beträgt das Wachstum der Juden das 192- fache! Im Jahre 1900 betrug ihre Zahl 8,9 Prozent der ganzen Bevölkerung. Im Jahre 1870 gab es unter den 2020 Gymnasiasten nur 475 Juden, im Jahre 1900 unter 6067 Gymnasiasten 1803 Juden. Die Universität zählte 1875 761 Inden, gleich 20 Prozent, im Jahre 1895 2095 Juden, gleich 35 Prozent. Von da ab ist ein Rückgang in der Zahl der jüdischen Hörer zu konstatieren, und zwar betragen sie im Jahre 1900 1572, gleich 24.6 Prozent. v Fünf Menschen verbrannt. In Sandhof bei Marienburg (Westpreußen) brach in der Nacht znm Montag Feuer aus, bei welchem 5 Personen in den Flammen um- kamen und eine tödliche Verletzungen erlitt. v Zwei schwarze Studenten sind an der Berliner Universität immatrikuliert worden. Die beiden jungen Neger sind Amerikaner und haben sich bei der theologischen Faknl tät einschreiben lassen. v Ein Hexenprozeß. Der Bauer Georg Moll hatte iu seinem Wohnort Weilheim in allem Ernste herum er zählt, seine Nachbarin, die 54 Jahre alte Frau Weber, sei eine Hexe, stehe mit dem Teufel im Bunde und treibe allerlei höllischen Unfug. Sie sei des öfteren nachts vor seinem Bette erschienen und habe ihn und seine Frau aufs heftigste geplagt; seine Frau und sein Kind hätten oft vor Angst und Schmerz laut aufgeschrien und sich in ein andres Zimmer geflüchtet. Als Frau Weber hörte, daß mau sie für eine Hexe halte und höllischen Spuks bezichtigte, regte sie sich derart auf, daß sie sofort erkrankte und kurz nachher in Melancholie verfiel. Seit einem halben Jahre befindet sie sich in der Jrrenklinik in Tübingen. Bauer Moll hielt vor Gericht seine Behauptungen aufrecht. Trotz aller Vor stellungen blieb er dabei, die Hexe tatsächlich gesehen zu haben; von einer Einbildung könne keine Rede sein, auch sein Vater habe schon Hexen gesehen. Die Strafkammer des Landgerichts iu Ulm als zweite Instanz verurteilte Moll zu einer Woche Gefängnis; in erster Instanz war er (vom Schöffengericht Kirchheim) freigesprochen worden. Telegramme. (DolffS Telcgraphenbureau.s Berlin, 14. Oktober. Znm Nachfolger des Armee bischofs I)r. Aßmann ist der bisherige Generalvikar des Militärbischofs, Heinrich Vollmar iu Berlin, bestimmt. Derselbe wird in diesen Tagen vor dem päpstlichen Nnntins in München feierlich das Glaubensbekenntnis ablegen; auch die Vischofsweihe dürste iu nächster Zeit erfolgen. Prag, 13. Oktober. Der Beamte Emil Knchelmeistcr der hiesigen Filiale der Wiener Papierfirma Eichmann «L Co. wurde heute wegen in den letzten zwei Jahren be gangener Wechselfälschnngen im Betrage von 550 000 Kronen verhaftet. Paris, 13. November. Heute abend wurde ein Bankett der französisch-italienischen Liga veranstaltet. In den ansgebrachten Trinksprüchen wurde die Erwartung aus gesprochen, daß die Reise des Königs von Italien den Bund zwischen beiden Nationen besiegeln werde. Ein Redner, der Crispis Politik angriff. wurde lebhaft unter brochen. Die zahlreich anwesenden Italiener wollten für oder gegen ihn das Wort ergreifen. Hochs ans Italien und Frankreich machten dem Zwischenfall jedoch ein Ende. Armentiöres, 13. Oktober. Um Mitternacht herrschte völlige Ruhe. Gegen die Urheber der Plünderungen und Brandstiftungen ist eine Untersuchung eingeleilet worden. Morgen findet über die von den Arbeitgebern gestellten Bedingungen eine Abstimmung der Arbeiter statt. Armeutiüres, 14. Oktober. Die Unruhen dauerten gestern abend bis gegen 9 Uhr. Bei Einbruch der Dämme rung errichteten die Meuterer aus Einrichtungsstücken, die sie aus den Häusern geraubt hatten, aus Eiscndrähten uud Pflastersteinen Barrikaden. Ein Fabrikant wurde auf der Straße angefallen und gegen ihn ein Revolvcrschnß ab- gefeucrt, der jedoch fehl ging. Ein Hans wurde in Brand gesteckt und die Feuerwehr verhindert, den Brand zu löschen, so daß Soldaten den Brand löschen mußten. Dank des starken militärischen Aufgebotes trat alsdann die Ruhe wieder ein. London, 13. Oktober. Der Kolonialsekretär Lyttleton, der sich einer Neuwahl zum Unterhaus« unterziehen muß, erklärt in einein Wahlaufrufe, daß er völlig mit der Aenderung der Politik übereinstimme, die Balfour und Chamberlain zusammen befürworten. Er sei der Ansicht, daß die Negierung in Stand gesetzt werden müsse, ein Schutzzollsystem einzuführen. DaS Reich werde noch fester zusammengefügt, wenn man die handelspolitischen Bande zwischen seinen einzelnen Teilen verstärke. Belgrad. 13. Oktober. Das Zentralorgan der ge» mäßigten Radikalen, „Ustavna Srbija" bespricht heute den am Sonnabend im Wiener „Fremdenblatt" erschienen«,! Leitartikel über die serbischen Angelegenheiten. Das Blatt betont dabei, nachdem die Wahlen und der Zusammentritt der Skuptschtina in musterhafter Orduuug verlaufen seien und Serbien ohne Erschütterung aus dem Provisorium zu einem parlamentarischen Zustand gelangt sei. beginne auch die europäische Presse, die bisher unfreundlich gegenüber stand. einen freundlichen Ton anzuschlagen. Belgrad. 14. Oktober. Von zuverlässiger Seite ver- lautet, eine Begnadigung der in Nisch verurteilten Offiziere werde nicht erfolgen. Belgrad, 13. Oktober. Der Gerichtshof erster Instanz hat den Anmeldetermin für Forderungen an die Nachlaß masse des Königs Alexander mit Rücksicht auf die Forde rungen der ausländischen Gläubiger bis zum 9. Novbr. verlängert. (Lettin je. 13. Oktober. Die Regierung hat einen Spezialkommissar nach der türkischen Grenze gesandt, welcher die Ereignisse in Kazah Taschlidja anläßlich der Einführung neuer Steuern verfolgen soll. Allem Anschein nach werde volle Beruhigung eintreten. Konstantinopel, 14. Oktober. Der seit einiger Zeit erkrankte Sohn des Sultans, Prinz Achmed Bedrededin Effendi, ist infolge einer jüngst hinzugetretenen Komplikation an Lungenentzündung gestorben. Konstantinopel, 14. Oktober. Das Kriegsministerium entsandte den Oberst Nury Bei aus Uesküb, um eine Unter suchung über den gemeldeten Angriff des türkischen Grenz postens von Dewebain bei Egri Talanka gegen den bul garischen Grenzposten von Karmwauitza anznstellen. Von türkischer Seite wurde zugesichert, daß, falls die Schuld des türkischen Kommandanten erwiesen werden sollte, der selbe strenge Strafe erhalten werde. Die Beilegung des Zwischenfalls ist somit zu erwarten. Newyork, 13. Oktober. Einer Depesche aus Panama zufolge glaubt uia», daß Nicaragua uud Guatemala im Begriff sind, au San Salvador und Honduras den Krieg zu erklären. Santiago de Chile, 13. Oktober. Die Regierung befürchtet den Ausbruch eines Ansstaudes iu Jnguigue. Der Präfekt hat die Ermächtigung erhalten, die strengsten Maßregeln zu ergreifen, falls sich diese als notwendig erweisen sollten. Zchinnztällüer, palMnsläntkr Xöiii^IioU. ^»Hk>KL8VLki, Hukliokm-. ttnlgllkisniirtt. Theater, Kunst und Wissenschaft. I K ö n i g l. O p e r u h a u s. Mit den besten Kräften unserer Bühne besetzt, ging als Novität die Uraufführung der Oper von Leo Blech „Alpcukönig und Menschenfeind" über die Bühne. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Naimnndsche Drama gleichen Namens, an das sich der Stoff anlchnt, reich an dramatischen Momenten ist. Jum Libretto der Oper wurde es von Batla mit Geschick verarbeitet und besonders der zweite Akt trefflich zur Oper präpariert. Die Komposition verrät in den meisten Teilen eine ins Tiefe gehende glückliche Auffassung und Bertonnng. Blech, der Kapellmeister am deutschen LandeSlheatcr in Prag ist, läßt eine neue Opernmusit vor uns erstehen. Wagnerscher Pathos setzt ein. und mitten hinein lönr manch neuer Liedgedanke. Die Orchestration ist kräftig und dennoch durchzogen mit rhytmischcr Lebendigkeit, humoristischen Farben und zarter Fcinarbeit. Blech könnte hier ein verbesserter Wagner genannt werden. Der einfache Licderlon, welchen der große Meister verpönt hat, wird von Blech ruhig in der ganzen melodiösen Breite wiedergegeben. Wir bewundern Wagner, allein seine Musil zerrüttet unsere Nerven, denn sic läßt leinen Fußbreit Erde sehen, worauf wir ruhen lönnen. Blech bietet uns durch die heilere Anmut der Musik zahlreiche Nuhepuukte. Die Empfindungen der spielenden Personen klingen bis ins kleinste Detail wieder. Die Stürme in des Menschenfeindes gequälter Brust, sowie die milden Gefühle geben Tonbilder voll Leben. Auch für die heitern Gestalte» hat der Komponist eine leichte dahinhüpsende oder sentimentale Musik. Mitunter dünkte wohl die Modulation etwas gesucht, einige Dissonanzen zu wenig aufgelöst, ja hart klingend. Schon ist die Behandlung der Themen im Vorspiel zum zweiten und dritten Akt. Wie schon anfangs bemerkt, waren die Nöllen in die besten Hände gelegt. Herr S ch e i d e m a n t e l gab den Nappelkopf, in Mimik und Gesang eine Leistung ersten Ranges. Was ihm in der Auffassung seiner Nolle ganz vortrefflich gelang, fand bei Herrn Perron im dritten Alte eine minder gute Wieder gabe seines Konterfeis. Etwas übertrieben faßte er den Nappelkopf auf. Den Glanzpunkt der gesamten Oper bildet der zweite Akt. Herr Greder sBeil), Frl. Eibenschütz und Frl. v. d. Osten waren wirkungsvoll in Gesang und Mimik auSgcarbeitcte Charakter figuren. Hoch dramatisch ist das Duett zwischen Alpenkönig und Menschenfeind. Die Instrumentation hat hier ihre schönsten Stellen, Perlen, welche in ihrer Großartigkeit getrost der Wagnerschen Musik an die Seite gestellt werden können. Eine allerliebste Duettszene bietet der dritte Akt zwischen Lieschen <F-rl. Na st) und Habakuk (Herr Rüdigers. Frl. v. E ha van ne, Frl. Krull und Herr Jäger vollendeten die günstige Gesamteinwirkung der Darstellung. Mit besonderer Sorgfalt war die Regie vorbereitet. in. j Heute Donnerstag setzt Herr Joseph Kainz sein so er folgreiches Gastspiel im N e s i d e n z t h c a l c r als W i l l y I a » i k v w in Sudermanns Drama „Sodoms Ende" fort. > B i kto r ia-Sa l o n. Herrn Oskar Thicme, der immer be strebt ist, im Bikloria-Salon die besten Spezialitäten und neuesten Attraktionen dem Dresdner Publikum vorzusühre», ist cö auch im diesjährigen Oktober-Programm gelungen, mit einer reichen Anzahl amüsanter und interessanter Leistungen auszuwartcn. Als vor nehmste Darbietung muß „I-u genannt werden, eine blen dende Erscheinung, die, von bengalischem Licht umflossen, in vrackit- voll schillernden, farbeuschönen Kostümen U ganz reizende Bilder: „Vase". „Schmetterling". „Frühling", „Backiantin", „Musik", „Am Brunnen" in der anmutigste» Form darstellt. Der „Stcar" des AbendS: Frl. Pepi Weiß, die berühmte Soubrette vom Josephstadt- Theater in Wien, die amüsanteste Attraktion, weiß die Lacher auf ihre Seite zu bringen, indem sie mit keckem Humor „Wiener", „Berliner" und „Pariser" Typen in unübertrefflicher Weise ver körpert. Ihr schließt sich in ernsten und heitern KupletS und De klamationen in sächsischer Mundart der allbekannte Komiker, Herr Richard Merker, an, der Beifallsstürme entfesselte. Eine durch Anmut der Erscheinungen wie durch Lieblichkeit der vorgeführlen Tänze gleicherweise hervorragende Gruppe ist die Oberbayrische Sänger- und Tänzergcsellschail Ellmann. Mit schneidiger Verp ufften die Gesangs- und Tanzkarrikatttreusen Ferri Peri y, wie die Kostiimsoiwrette Frl. Gilsa» ihre Ausgaben. Die 4 EtistonS in ihre» olympischen Spielen, die Tcoupc Emmanuel de Toma, im Frei-Balancieren. Kopfstehen ?c., der Kngelläufer Hasson und Miß Jenny im NückivärtS-Kiigellaufen mit verbundenen Augen sind ganz einzig dastehende, überraschende Vorführungen. Erwähnen wir noch die neue kineinalographische Bilderseric „BndcruS" und die musikalische Begleitung unter Direktion des Herrn Kapellmeister Reh. so können wir die Anziehungskraft des Viktoriasalons wohl begreifen und den Besuch desselben nur angelegentlichst emp'rhlen. j Die erste dieSwintcrliche Veranstaltung der Volks-Si»g- Akademie findet am Mittwoch, den 2l. Oktober, im Saale des
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