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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192506143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250614
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-06
- Tag 1925-06-14
-
Monat
1925-06
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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So in tag, den 14. Juni 1V2S Nr. 1S4, Seit, 10 Stadl, genannt Bridgeton zu. Nach halbstündiger Fahrt landen wir on dem oorgeschriebeneir Platze und müssen Hafenpolizet uro Zollslation passieren. Alle Beamte sind Schwarze. Nach kurzem Fragen gibt man uns die isiassage zur Stadt frei. Der erste Lindruck von solcher echten Tropcnsladt ist für einen Euro päer doch ein bedeutender infolge des krassen Unterschiedes. Die Vegetation, die Bauten, Strotzen, Fahrzeuge und in diesem allein ein buntes Gewimmel von Menschen verschiedenster Rassen. Vorwiegend sind es hier Neger, aber man sieht daneben alle Mischungen von Volksstämmen, nur wenig Weiße. Unser Weg führt uns zunächst durch das Hafenviertel. Da geht es geschäf tig zu. Unmassen von großen Syrupfässern liegen zur Ver- ladung, hauptsächlich nach Neuyork, bereit. Zuckerrohr und di« daraus gewonnenen Produkte sind hier Haupthandelsartikel. Weiter zur Stadt sindcn wir in den überall as^altierten Stra ßen lebhaften Verkehr. Autos und zwar meistens Henry Ford- Wagen gibt es sehr viele, ebenso Droschken, da Europäer hier zulande meistens fahren. Damen trifft man höchstselten zu Fuß an, man hält es direkt für unschicklich. Wir schauen uns unterwegs mit großem Interesse -ie Wohnungen der Leute, die Einrichtungen der Geschäfte uno die sonstigen Verhältnisse an. Es ist alles dem ewigen Sommer ent sprechend eingerichtet. Die Schwarzen zeichnen sich durch große Anhänglichkeit aus. Erwachsene und Kinder sind um uns herum, sobald wir irgendwo stehen bleiben, um uns elivas anzusehen. Wenn wir photographieren, so wollen sie unbedingt mit auf das Bild. Ja, sie werden sogar so zutraulich, daß sie im Kaffeehaus aus unsere Kosten Eis bestellen usw. Bald ist die Zeit zur Rückkehr zum Danrpfer heran und wir verlassen die Insel mit ihren so mächtig ans uns einwirken den Neuigkeiten. Am nächsten Vormittag schon liegen wir vor der Stadt „Port os Svain". der ebenfalls englischen Insel Tri- nidad. Auch hier finden wir uns wieder zusammen und mieten solch Eingeborencnboo' zur Uederfahrt, die allerdings wcsentlich länger dauert als in Barbados, da unser Dampfer weiter in See siegt. Trinidad ist größer als Barbados und treibt als englische Besitzung selbstverständlich auch einen schwunghaften Handel, hauptsächlich aber beutet man da die reichen Oelqucllen und den Aspaltsee aus Port of Spain, eine schöne Stadt mit rein europäischer Kultur, hat breite asphaltierte Straßen mit elektrischen Liehnen, herrliche Anlagen, stilvolle Kirchen und sonstige Bauten, Denk- mäler, einen prachtvollen Botanischen Garten, ein herrliches Villenviertel, große Sportplätze und vieles andere. Mich hat der botanische Garten speziell interessiert. Es ist sehr gut gepflegt und hat viele tropische und europäische Pflanzen. Unter Füh rung eines gut unterrichteten Negerburschen lerne ich auch fast sämtliche Gewürze kennen und darf die Früchte probieren. In der Stadt erlebe ich zusammen mit einem Hamburger «inen eigenartigen Zufall. Wir sitzen vor der Hitze flüchtend in einer kleinen Bodega bei einem Eis. Auf einmal kommt der Wirt auf uns zu und fragt uns: „Nun, meine Herren, wohin führt Sie denn der Weg?" Unser Erstaunen ist groß. Wir finden in dem Wirt einen sehr liebenswürdigen Herrn schweizer Herkunft, der schon über 20 Jahre auf Trinidad weilt. Er er zählt uns viel von dem Lande selbst, von den Verhältnissen während des Krieges und auch über Deutschland, für das er sich interessiert, sagt er uns seine Ansicht, englischen Informationen entspringend. Mit Früchten aus seinen eigenen Hazienden be schenkt verlassen wir ihn unter besten Wünschen. Wir erfahren noch von ihm, daß in der großen Stadt nur vier Deutsche sind. Mein Reisegefährte und ich wollen die Stadt noch etwas kennenlernen und so unternehmen wir einen zirka zweistündigen Spaziergang entlang der Küste. Wunderschöne Palmenhaine liegen an der Straße. Aus den kleinen Eingeborenenhäusern schauen Erwachsene und Kinder neugierig nach. Sie sind meistens indianischer Abstammung mit schöner bronzener Hautfarbe und kohlschwarzem Haar. Im Geleite einiger Eingeborener gehen wir zur Stadt zurück. Meine englische Konversation klappt trotz des Dialektes der Leute gut, so daß Ich alles erfahre, was Ich wissen will. Gegen Abend suchen wir ein empfohlenes Kaffee auf und sinken ein herrliches, von einem Japaner originell ein gerichtetes Lokal, vor. Der Kaffee, der uns in prachtvollem Geschirr serviert wird, wirkt durch seine Stärke betäubend. Wieder sst die Stunde der Rückfahrt nur zu rasch heran- gekommen. Wir wollen mit unserem gemieteten Eingeborenen boot gegen S Uhr abends wieder die ziemlich weite Strecke zum Dampfer zurücklegen. Da ergibt sich noch eine unangenehme Situation. Die Neger wollen uns für den verabredeten Preis nicht fahren und versuchen uns durch Einschüchterung möglichst viel Geld abzunehmen: denn es ist ja dunkel und der Dampfer fährt auch in einer Stunde weiter. Nach Verhandlungen geht es endlich äb. Aber aus halbem Wege ziehen sie einfach die Riemen ein und wollen ihr Geld Mit unserer Vertröstung bis an Bord geht es wieder weiter. Bordseits angekommen, halten sie soweit vom Fallreep ab, daß keiner hinauskam. Der Zufall treibt uns aber achtern heran und flinke Hände halten sofort fest. Die Passage muh leider in höchster Eile mit den Armen erzwungen werden. Zum Glück findet sich aber an Deck alles noch einigermaßen wohlbehalten wieder zusammen. Pfingstsonntag, am S. Juni früh heben sich vor unseren Augen am Horizont hohe Berge empor. Nicht lange mehr und wir sind am Ziel unserer neuen Heimat: La Guaira, einem der heißesten Ort« der Welt. Die Berge leuchten uns kupferrot ent gegen. Das Erdreich zeigt durch die anhaltende Hitze große Risse. Sämtliche Vegetation ist von der Sonne weggesengt und an dem unteren Teil der kahlen Hänge kleben Eingeborenenhütten wie Schivalbennester. Trotz allem ist es ein malerischer Anblick. Die Brandung ist hier sehr stark. Die Fertigstellung eines Piers hat große Mühe gekostet. Unser Schiss liegt bald zur Entladung bereit und mittlerweile geht es ans Abschiednehmen von allen an Bord gemachten Bekanntschaften. Einige Deutsche sahren noch weiter nach Curacao, Columbien usw. Erfreulicherweise finde ich mein gesamtes Gepäck unbeschä digt vor und kann es nach zufällig schneller Zollabfertigung einem Eingeborenentransporteur zur Weiterbeförderung nach Caracas übergeben. Bis zur Abfahrt des Zuges dorthin habe ich noch eine Weile Zeit, während der Ich mir mit Interesse den Ort ansehe. Gern möchte ich weiter den Strand entlang nach der angrenzenden weit schöner gelegenen Ortschaft, aber die drückende Hitze erschlafft die Glieder und ich bin froh, als ich mich in einem Lokal abkühlen kann. Der Zug fährt aus dem Bahnhof und beginnt nach kurzer Strecke den Anstieg in Serpentinen nach dem 1000 Meter Höker gelegenen Caracas. Die Anlage der Bahn ist grandios und eine Leistung aus diesem Gebiete. In ganz engen und plötzlichen Kurven strebt der Zug zur Höhe. Man hat einen dauernden herrlichen Blick über Strand und Meer. Ungeheuere Diesen, in die man vom Zuge aus schaut, im plötzlichen Wechsel mit langen Tunnels, jagen Schrecken durch die Glieder. Teilweise kommen wir in die Nähe der Landstraße la-Guaira-Caracas, die ich ebenfalls wie ein Band um di« Berge schlingt. Nach zwei- tündiger, hochinteressanter Fahrt erreichen wir Caracas, eine chöne große Stadt mit etwa 80 000 Einwohnern. Sie ist in einem großen Talkessel gelegen, rings von hohen, zur Regenzeit dauernd uinwölktcn Bergen umgeben. Das zunächst gesteckte Ziel meiner Reise ist damit erreicht! Nach den Erfahrungen, die ich in meinem kaufmännischen Berufe bisher hier gemacht habe, erlaube ich mir noch eine bescheidene Mahnung z» richten an diejenigen, die die Absicht haben, sich be ruflich in irgendwelches Ausland zu begeben. Gehe speziell von Kaufleuten niemand ohne eigene, ge nügende Geldmittel und ohne ausreichende Sprachkenntnisse aus der Heimat und vor allem: sei jeder «in Mann mit Charakter festigkeit, Tüchtigkeit und Arbeitswilligkeil. Hier und unter wegs trisst man leider viele unsaubere Elemente an, die das Ausland sozusagen als Zuflucht und zum Bummeln aufsuchen Deshalb erwartet man jetzt hier von nsueinwandernden Deut schen nicht mehr viel Gutes und begegnet ihnen mit großem Miß trauen. Daß dies wieder anders werde, dazu trage jeder bei, der noch einigermaßen Nationalgefühl hat. Rudolph Köckritz (Caracas). Sims über kotoim mii» kmmha Unter den ungläubigen Bibelforschern ist es Sitte gewor- den über den dramatischen Bericht der Genesis von der Zer störung Sodomas mitleidig zu lächeln oder kühn die Existenz der Städte überhaupt zu leugnen. Es war bisher nicht leicht, sie direkt zu widerlegen, weil keine Spuren der Ruinen gesun den werden konnten; auch di« genaue Loge der Städte und der wasserreichen Ebene, welche der selbstsüchtige Lot zu seinem Schaden wählte, konnte nicht genau bestimmt werden. Die Lösung der Frage ist im Frühjahr 1924 um einen Schritt näher gebracht worden durch eine nichtkatholische Expedition amerika nischer Archäologen und Geologen, und die genaue Prüfung ihrer Resultate durch P. Vincent O. P. und P. Malon vom Natisbon- Institut in Jerusalem. — Es ist Interessant, daß einige Stun- den östlich von dem Orte, an welä-em die Geologen deutliche Spuren jener außerordentlichen Katastrophe fanden, auch die Archäologen der Expedition aus Ruinen und Scherben Nach weisen konnten, daß in der Nähe schon vor der Zeit des Unter, ganges der Städte feste menschliche Ansiedelungen bestanden; während andererseits die ältesten Spuren derartige Wohnstätten im Lande Moab erst aus der Zeit nach dem Verschwinden der genannten Orte herrühren; daß also, wie die Bibel andeutet, Lots Nachkommen sich erst nachher dort angesiedelt haben und dort eine menschenleere Gegend vorfanden. Das tiefe Tote Meer bestand zwar schon zur Zeit Abrahams, aber es erstreckte sich weiter nach Norden und nicht so weit nach Süden. Die Anschwemmungen des reihenden Jor dans und seiner Nebenflüsse füllten allmählich den oberen Teil des Meeres ganz auf und verminderten auch die Tiefe des noch verbleibenden nördlichen Teiles. Die tiefsten Stellen sind da her jetzt nordwestlich von der großen Halbinsel Lisa» (Zunge), welche sich von Osten her hineinstreckt und den südlichsten Teil, welcher ziemlich seicht ist. fast adschneidet. Durch die teilweise Ausfüllung des Meeresbodens ist, wie neuer« Forschungen und Beobachtungen an Ort und Stelle bewiesen haben, der Wasser spiegel gestiegen, und da östlich und westlich steile Berge sind, konnte das Meer nur nach Süden in die Ebene Arabach über- fließen. Hierher, zwischen den Ltsen und den Salzber Ufdum an -er Südwestküste, verlegen die neueren Forscher den Ort der zerstörten Städte Sodom und Gomorrha. Da dieselben durch einen furchtbaren Ausbruch von Pech, Petroleum, Schwefel und Salz verbrannt und begraben wurden, kann von gewöhnlichen Ruinen keine Rede sein. Dagegen finden hier die Geologen Spuren einer außerordentlichen Katastrophe im seichten Wasser, und alle die Elemente, welche die Erzählung der Bibel enthält. Wie an andern „schadhaften Stellen" der Erdrinde, fand hier damals ein Erdrutsch statt, der das Pech, den Schwesel und das flüssige Naphta (Erdöl) in Brand steckt«, wodurch da« ebenfalls ausgerüttelte Salz auch glühend gemacht und durch die Flammen mit in die Lust hmaufgerissen wurde. Dadurch entstand buchstäblich ein Regen von Feuer und Schwesel über die nahen Städte. Das brennende Ncychia verursachte einen solchen Rauch, daß er bei der sonst klaren Lust Abraham in dem 80 Kilometer entfernten, aber hochliegendcn Hebron so erschien, als ob er von einem feurigen Schmelzofen käme. Das seurige Salz würde, mit Asche vermischt, natürlich aus die Umgegend Herabsailen und die zurückgebliebene Frau Lots schnell ersticken uirb verkrusten. Wie schon gesagt, hat die spätere Steigung des Wasserspiegels dann die ganze Ebene mehr und mehr über schwemmt, aber die Spuren des Erdrutsches sind nicht ganz ver. wischt worden und den Geologen noch erkennbar. Tacitus, Strabo und Iosephus berichten, daß zu ihrer Zeit (vor der Ueber- schwemmung) noch Ruinen der Städte sichtbar waren. Interessant ist auch, was die Mitglieder oer Expedition über das gegenwärtige Aussehen der Nachbarschaft sagen. Das Klima ist im Sommer unerträglich heiß, aber die Nähe des Toten Meeres hat nicht den vernichtenden Einfluß, welcher ihm oft zugeschrieben wird. Sie empfehlen sogar, wegen des äußerst milden Winterklimas, die Anlage von Luftkurorten daselbst. Die Luft ist rein, und die Täler der klaren Flüsse Numeirah. Qua- rahi und Esa, welche, von Südosten herkommend, in dieser Ge gend in das Tote Meer fließen, zeigen herrliche Oasen, soweit Ihr Wasser geleitet werden kann. Die Forscher geben gute Gründe dafür an, daß die drei Gewässer nahe bei ihren alten Mündungen früher je durch Segor, Sodom und Gomorrha ge flossen seien, so daß jede Stadt eine gute Wasserversorgung hatte, die ja hier unumgänglich nötig mar. Die Städte hätten natürlich keine festen Ansiedelungen in den Obertälern gestattet, damit ihr Wasser durch Berieselung, Kochen und Waschen nicht abgegraben würde. So waren da schön beivässerte Weiden wie ein Garten des Herrn (1. Moses 18,10), in welchem Lot lagerte, ohne von den Stadtbewohnern belästigt zu werden, ja er durfte im Winter sogar unter ihnen wohnen. Die naheliegende kleinere Stadt Segor, in welche Lot sich flüchtete, wurde auf seine Bitte nicht durch Feuer zerstört. Da er aber selbst nicht in derselben blieb, sondern sich in ein einsames Felsental zurückzog, müssen wir annehmen, daß die Stadt durch das Erdbeben viel litt uno durch die Schwefeldünste unbewohnbar wurde, so daß die Ein wohner sich zerstreuten und die Stadt allmählich zerfiel. Ihre Ruinen sind wohl jetzt mit Schlamm bedeckt und liegen im seichten südlichen Teil des Toten Meeres begraben am früheren Ausflüsse des Numeirah. Die Lage der beiden anderen Nachbar- städte Adama und Seboim, welche damals ebenfalls zerstört wurden, kann gegenwärtig noch nicht einmal annähernd be stimmt werden. Aber die genannten Entdeckungen sind schon an und für sich wertvoll als wissenschaftliche Bestätigung des Genesisberichtes über jenes einzig schreckliche Strafgericht. P. Lambert Nolle O. S. B. Die Na-elslrahlung -es Lichtes Die Vorstellung, daß sich das Licht in Wellen fortbewegt, ist uns in Fleisch und Blut übergegangcn, und wir sprechen ganz selbstverständlich von Lichtquellen. Aber wie so manche Theorie der früheren Physik ist jetzt auch die Wellentheorie des Lichtes ernstlich erschüttert worden, und wir werden uns wohl oder Übel mit einer neuen Theorie befreunden müssen, die Lud wig Thor auf Grund der neuesten Forschungen In der Leipziger „Illustrierten Zeitung" darlegt. Die Wellentheorie beruht be kanntlich aus der Anncchme, daß das Licht und alle Vorgänge, die dem Licht physikalisch entsprechen, wie die Röntgen- und Gammastrahlen der radioaktiven Substanzen, sich von dem strah lenden Punkt aus in Kugelwellen verbreiten. Diese Theorie wurde besonders durch die sog. Interferenzerscheinungen gestützt. Nun haben aber die neuen Untersuchungen des Physiker Compton gezeigt, daß kurzwellige Aethersirahlen, wie die harten Röntgenstrahlen, beim Durchgang durch Materie gestreut werden. Nach der Wellentheorie müßte die Streustrahlung die selbe Härte haben wie die einsallende Strahlung, und es müßte die Verteilung der gestreuten Strahlen nach verschiedenen Mich, tungen gleich sein. Diese Forderungen treffen aber bei den sehr kurzwelligen Strahlen nicht zu. Im Versuch zeigte sich, daß die Wellenlänge bei der Streuung nicht konstant bleibt, sondern sich ändert, und daß auch die Verteilung der Streustrahlung in ver schiedenen Richtungen anders ist, als die Wellentheorie verlangt. Es ist daher von Compton und anderen Physikern eine neue Theorie ausgestellt worden, mit deren Hilfe es möglich ist. die experimentell gefundenen neuen Tatsachen genau zu berechnen. Diese Theorie, die an die Quantantheorie anknüpft, geht von der Annahme aus, daß die Strahlung nicht in Kugelwellen vor sich geht, sondern eine Nadelstrahlung ist. Jede aus- gesandte Lichtmenge verteilt sich danach nicht auf einer Kugel, fläche, sondern ist längs strichsörmigen Bahnen konzentriert. Danach überträgt eine Lichtmenge, die ein Atom durchsetzt, ihre Energie nach den Stoßgesetzcn aus ein getroffenes Elektron. Nur mit dieser neuen Auffassung vermag man die von Compton ge- sundenen neuen Erscheinungen völlig zu erklären, und da es auch gelungen ist, auf Grund der neuen Theorie die Erscheinungen der Lichtinterserenz zu deuten, die bisher die festeste Stütze der Wellentheorie des Lichtes war, so wird man wohl dazu über gehen müssen, eine Nadelstrahlung des Lichtes anzunehmen Die Kommilitonin Roman von Igna Maria <7. Fortsetzung.) Weshalb In aller Welt heiratete sie nickt? Woraus wartete sie? Frau Steffy war seit fünf Jahren Witwe und erweckte durchaus nicht den Eindruck, als HÄ>e sie in ihrer Witwenschast allen Freuden der Welt entsagt. Tante Steffy sütsite, daß sie die große Pause benden müsse. „Ein schönes Bild: ich in Kranz und Schleier, er in Frack und Zylinder! Wollen Eie nicht Blumen streuen? Und Kurt meine Schleppe tragen —?" „Mit dem größten Vergnügen! Ich singe sogar noch das schöne Lied: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen!" Weiter kam sie nicht, von Frau Stesfys Hand geschickt dirigiert, flog ihr rin weiches Seidenkissen an den Kopf. — Josefa grübelte lange in ihrem Zimmer, nachdem man sich mit den besten Wünschen für die Nacht getrennt. Du bist nicht ehrlich, sagte sie sich in einem Anflüge von selbstquälerischer Offenheit. Wenn Joachim Therdt nur dein Freund ist, weshalb stört dich der Gedanke einer Heirat mit Frau Steffy —? Denn sie ist, das mutzt du zugestehen, lebens. lustig, gutherzig, geistreich und eine glänzende Hausfrau. Alles Eigenschaften, die einem Manne Gewähr bieten, daß er glücklich wird. Aber sie ballte die Hände und preßte sie gequält an dt« Stirn. „Der Frauen einziger Beruf Ist die Liebe. . .1" Josefa war in einer Stimung, die gerade das Gegenteil von der friedvollen Stille, die sie umgab, bedeutete. Dazu schlug im Parke gegenüber eine Nachtigall. Ingrimmig schloß sie die Fenster, holte ihre Micher und vertiefte sich darin. Lotte Thumann spazierte mit ihrem Bruder am Neckar und pries die Vorzüge des neuen Bekannten Heinz Kragh. Es war unschwer zu erraten, daß der Schriftsteller «inen nicht zu leug nenden Eindruck hinterlassen hatte. Der junge Prioatdozent nickt ernsthaft: „Endlich ein „In teressanter" Mann in Heidelberg! Nicht wahr, Lotte? Einer, der nicht über den „Kram des Alltäglichen" spricht. Nun, hofsent- lich enttäuscht er dich nicht. Manchmal sind die „interessanten" Männer beim Näherkennenlernen recht uninteressant. Aber ich kenne ihn als einen guten, harmlosen Menschen, der nicht unbe gabt ist. Hoffentlich blaibt er noch einige Zeit in Heidelberg." „Das walte Gott!" parodierte Lotte. „Theo, du bist käst- lich. Schade, daß er nicht tanzt!" „Das kann er lernen; wenn du weiter keine Fehler bei ihm entdecken kannst. — Weißt du übrigens, mit wem er eng befreundet ist? Mit Josefa Frenssen." „So ist er ihretwegen nach hier gekommen?" „Da er ja die liebreizende Lotte Thumann noch nicht kannte — allerdings!" „Du hast also einen Konkurrenten!" stichelte sie. „Mehrere, teuere Schwester! Erstens der dir nicht unbe kannte Prosesfor Dr. mcd. Joachim Therdt, zweiten« der dir ebenfalls wohlbekannte Diplomingenieur Dr. Kurt Wertmann, dann Heinz Kragh. Ob ich überhaupt in Frage komme, ist höchst zweifelhaft, denn Josefa Frenssen ist von einer gleichdleidenden Freundlichkeit, die keine Hoffnungen auskommen läßt." „Vielleicht spitzt sie sich aus Kurt Wertmann?" „Möglich, obwohl ich glaube, daß sie es mit ihrem Berufe wirklich ernst meint. Eie wird ein« gewissenhafte, tüchtige Aerztin sein." „Hör' mal, Theo, du könntest ihn zur Teilnahme an dem großen Waldspaziergange auffordern/ „Einladen? Professor Therdt bringt jedes Jahr Kurt Wertmann mit." „Ja, stelle dich nur dumml Ich meine natürlich deinen Freund Kragh." „Lotte, Lotte, bedenke, er kam um Josefa Frenssen nach Heidelberg. Zudem kann er nicht tanzen!" „Brummbär! Wenn er sie liebt, werde ich ihn der Frenssen nicht ausspannen. Obwohl, vielleicht hättest -u Aussichten, wenn ein gefährlicher Nebenbuhler erledigt wäre!" » « Josefa Frenssen saß mit Heinz Kragh in Frau Stefsys Salon und unterhielt sich mit ihm über alle möglichen und un möglichen Dinge. Draußen rauschte ein warmer Regen her nieder und trommelte gegen die Fenster. Frau Steffy war in der Stadt und wurde so bald nicht zurückerwartet. Die geöffnete Balkontür gab den Blick in den verregneten Garten frei. Die schweren Regentropfen warfen Blasen auf den Berandastufen und die hochstämmigen Rosen senkten trübselig Blätter und Knospen. Frischer Erdgeruch zog Ins Zimmer und vermischte sich mit dem Dust der letzten sterbenden Maiglöckchen, die in blaugeschliffenem Glase aus dem Tische standen. „Hast du darüber nachgedacht, Josefa?" In das mono ton, Plätschern klang seine Frag«. „Worüber sollte ich Nachdenken?" Josefa wandte sich ihm zu. „Weiche nicht immer aus!" bat er gequält. „Ich weiche nicht aus, ich weiß nicht —" „Du weißt nicht —?" Er lachte hohnvoll. „Du weißt nicht? Du hast tatsächlich das vergessen, vorüber ich den Schlaf verliere! O du " „Wenn du in Rätseln sprichst." „Es macht dir Lust, mich zu quälen, wie alle Frauen die Männer quälen! Ihr seid Teufclinnen, nur geschassen, dem Manne Leid zu bringend «Wir spielen doch nicht „Strindberg", Heinz!" Josefa schaute ihn ironisch lächelnd an. „Deine Ansicht über die Frau ändert sich je nach Stimmung oder Laune Bielleicht hängt es auch mit dem Wetter zusammen. Weil es heute zufällig regnet, siehst du sie als Teufel, morgen, wenn die Sonne schein!, sind sie Engel. Ich wäre dir außerordentlich dankbar, und es würde wesentlich zur rascheren Verständigung beitragen, wenn du mir sagtest, was du wissen willst." „Dein Spott macht mich rasend, Josefa!" Heinz sprang aus und rannte aus und ab. „Wen du diese Ton berbehältst, kann ich nicht mit dir reden. Er reiht an meinen Nerven!" „Lieber Heinz, nimm wieder Platz. Ich will dir also alle Fragen ohne Spott beantworten." „Iosesa werde meine Frau!" „Nein," sagte Josefa Frenssen bestimmt, „nein, Heinz, deine Frau kann ich nicht werden, das habe ich dir schon neulich bei deiner Ankunft gesagt." „Ich weih, daß deine selbständige Natur sich gegen eine Heirat sträubt. Bedenke, Iosesa, du würdest herrschen in unserer Ehe, dein Wille soll bestimmen. Du wirst deinem Berufe nach gehen können, ich werde dir nichts in den Weg legen. Wir werden einen Kreis von bedeutenden Menschen als Freunde unseres Hauses uns schassen. Du sollst darin herrschen als Königin. Lockt dich das nicht —? Ich werde mich in allen deinen Wünschen fügen." Er spricht, woran er selbst nicht glaubt, dachte Josefa. „Ich kan« sa eicht mehr arbeiten; hast du kein Mitleid mit mir? Damals, als ich dich rief in meiner Not, da fuhrst du nach Heidelberg, um mir Gutes zu tun in dem gräßlichen Gefängnis da draußen. Mer heute, heute bist du kalt, grausam. Weshalb hast du mich gerettet, wenn ich dir gleichgültige« bin als ein Hund!" (Fortsetzung solgt.)
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