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Bikar von Südsanfibar der Beuediktinerpater Lhoma- G-reiter aus der Abteil St. Ottilien ernannt. Spreiter nxrr bisher der Leiter der großen MissionSstation Luculedr im Süden von Ostafrika. — Eine aus einem Offizier und 16 Mann bestehende deutsche Truppenabteilung in Südwestafrika wurde am 26. März zwischen Mamas und der Ostgrenze von Hotten- totten überfallen. Von dem nur 17 Mann starken Begleit- konnnando eines Transportes leerer Wagen sielen der Führer. Leutnant Keller, früher im 3. württembergischen Feldartillerie-Regiment Nr. 49, und zehn Reiter, schwer verwundet wurden zwei, leicht verwundet zwei Reiter. Die Wagen wurden von den Hottentotten verbrannt, dle Ochsen in südwestlicher Richtung abgetrieben. Nur ein Mann der Bedeckung kehrte zu Fuß nach Mamas zurück, von rvo sofort 24 Gewehre nach Nakab (an der Ostgrenze östlich Mamas) entsandt wurden. Der gleichfalls benachrichtigte Hauptmann von Rappord ging mit 40 Gewehren am 27. früh von Ariam nach Nakob vor. Er stieß an der Heber- fallstelle auf 30 bis 40 Hottentotten, die nach kurzem Feuer- gefccht auf Nakab abzogen. Patrouille Rappord hatte keine Verluste, während vom Feinde sechs Lote und zahlreiche Mutspuren aufgefunden wurden. Sächsischer Lnudtag. Dresden, den 2. April ISO«. Zweite Kammer. In der heutigen Sitzung er- stattet Abg. Hähnel Bericht über NachtragSkredlte für die Porzellanmanufaktur, allgemeine Regierung«- und Berwaltungöangelegenheiten, Oberverwaltungsgericht, Vete- r inärwefen. Technische Lehranstalt zu Chemnitz, die staat lichen Hüttenwerke bet Freiberg, daS statistische Landes- amt. die Hochbauverwaltung, die Vertretung Sachsens im Bundesrat und den Reservefonds. Sämtliche Deputation-- anträge werden einstimmig und ohne Debatte an genommen. — Zum Etat Ministerium des Innern wird beantragt, dem von der Ersten Kammer gefaßten Be schlüsse, in der GegsnstandSspalte des Titels 4 bei den Räten anstatt ,5 je 9000 Mk.. 9 je 8400 Mk., 11 je 7800 Mk., 9 je 7200 Mk.. 5 je 0600 Mk." einzustellen: 8 je 9000 Mk., 8 je 8400 Mk., 7 je 7800 Mk., darunter 4 vom 1. Juni 1906 ab. 8 je 7200 Mk., 8 je 6600 Mk." beizutreten rmd die Petition des Verbandes der Justtzbeamten-Ver- eine im Königreiche Sachsen um Verbesserung der Lage der Bureaubeamten zu einem Teile auf sich beruhen zu lassen, zum anderen der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Wird ebenfalls angenommen. — Abg. Dr. Vogel berichtet für die Finanzdeputation ^ über die wegen Errichtung von Amtsgerichten eingegangenen Petitionen. Hinsichtlich der Petitionen von BrandiS, Strehla, Geyer. Geringswalde, Hartha, Liebstadt und Gottleuba wird beantragt, sie auf sich beruhen zu lassen, hinsichtlich der Peti- tionen von Lanzenau, Oelsnitz und Lugau mit den An- schlußvetitionen der Gemeinden Niederwürschnitz, Erlbach, Klrchberg, Ursprung und Seifersdorf sie der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen und dadurch die Peti tionen des Stadtrates sowie des Gewerbevereins und Gen. in Stollberg für erledigt zu erklären. Zur Petition von Kötzschsnbroda wird beantragt, sie der Regierung zur Er wägung, zur Petition von Weißenberg Vonseiten der Depu- tationsmehrheit beantragt, sie der Regierung zur Kennt nisnahme zu überweisen, vonseitcn der Deputationsminder heit sie zur Zeit auf sich beruhen zu lassen, zur Petition von Schöneck Vonseiten der Mehrheit, sie der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Vonseiten der Minderheit sie zur Zeit auf sich beruhen zu lassen. Auch diese Anträge finden einstimmige Annahme. Die Sitzung dauert fort. Aus Stadt «ud Land. Dresden, den 2 April 1906. Tageskalender für den 3. April. löÖäHrdbeben in Lahors. — 1697. f Johannes Brahms zu Wien, bedeutender Klaviervirtuo» und Komponist der neueren Zeit. — 1882. f Fr. W. Klicken zu Schwerin, Bolksliederkomponist »Ach, wenn du wärst mein eigen". »Ach. wie ist'S möglich dann". „Der Rekrut". — 1889. -f Alexinder Dreyschock. Hervorragender Pianist und Komponist. — 1895. Grant und Shermann nehmen die von Lee gedeckte D wpelfestung Richmond-Peter-burg. — 1840. Ablehnung der Kaiserwürde seitens Friedrich Wilbelm IV. — 1819. Sieg der Ungarn über die Serben bei Sz. TamaSz. — 1834. * Emil R-tterShaus zu Barmen, hervorragender Dichter.— 1793. Danzig —* Wetterprognose des König!. Sachs, mcteorö^ logischen Instituts zu Dresden kür den 3 April: Witterung: heiter und trocken. Temperatur: normal. Wmdursprung: Windstill. Lustdruck: Boriibergang eine» MaxlmumS. —* Heute hörte Se. Majestät der König die Vor- träge der Herren Staatsministerund des Könial. Kabinetts- sekcetärs. — Zu einer heute nachm. 6 Uhr bei Sr. Maj. dem König stattfi tdenden größeren Tafel sind mehrere Herren mit Einladungen beehrt worden, u. a. auch einige Herren der beiden hohen Ständekammern. —* Den Kammerdieust bei Sr. Majestät dem König bat von gestern ab bis mit 14. d. MtS. der König!. Kammerherr von Winkler übernommen, ' —* Anderweiter Dispositionen zufolge bat sich die Rückkehr Ihrer Majestät der K ö n i g i n - W i t w e ver- schib'n. Allerhöch'tdieseloe wird erst nächsten Donnerstag in Dresden eintresfen. —* Die Entlassungsfeier in der Klemichschcn .Handels- und höheren Fortbildungsschule (Moritzstr. 3) und zugleich Jubiläumsfeier aus Anlaß des 40jährigen Bestehens wurde am 30. März festlich begangen. Direktor L. O. Klemich gab den Schulbcricht vom abgelaufenen 40. Schuljahr und einen Rückblick über die Entwicklung der Anstalt. Die Entlassungsrede hielt cand. Phil. W. Nickow. Hiernach erfolgten die Auszeichnungen an die Tüchtigsten Den ersten Grad der Auszeichnung (Diplom) erhielten 14 Abgehende, den zweiten Grad (öffentliche Belobimg) 12, den dritten Grad (Anerkennung) 17. Nunmehr hielt Abgehende Frl. Marg. Jacobi eine freie Ansprache an Direktion und Lehrerschaft. Die Schülerin Frl. Marg. Lhumm richtete Abschiedsworte in französischer Sprache an die scheidenden Schulbesucher. Zum Schluß sprach der Direktor noch einige herzliche Abschiedsworte. Zahlreich waren Ehrengäste, An- gehörige und Vorgesetzte der Schulbesucher usw. erschienen. 1 Als Vertreter des Stadtverordneten-Kollegiums wohnten der Feier bei die Herren Stadtverordneten Obermeister Unrasch und Prokurist Christoph. Der Jahresbericht weist 451 Schulbesucher im Kalenderjahr 1905 auf, zu denen bis Ostern 1906 noch 41 hinzukommen, also zusammen 492 Schulbesucher. Von diesen wurden entlassen 276; unter diesen 115 Studierende und 161 Schüler (unter beiden 112 weibliche). Von den abgehenden Schülern waren 66 Fortbildungsschulpflichtige. —* 3. Deutsche Kunstgewerbe-AuSstellung DreS- den 1906. Dem kürzlich verstorbenen Bildhauer August Hudler wird die Dresdner Ausstellung ein weihevolles Gedenken widmen. ES s-llcn nämlich in der Abteilung protestantische Kicchenkunstjseine sämtlichen religiösen Skulp- turen ausgestellt werden. Außer verschiedenen Reliefs geben der CrucifixuS der LukaSlirche iu Dresden, die zwei Apostel der Kirche in Strehlen und vor allem ein tief ergreifender »Schmerzensmann" Zeugnis von seinem reichen Schaffen. — In der Ausstellung wird auch Meister Io- Hannes Schilling mit einem neuen Werke vertreten sein, und zwar mit einer Brunnenfigur (Danaidi). die in den Anlagen des AuSstellungSparkeS ihren Platz finden soll. —* Ueber einen Uebertritt zum Katholizismus gegen Geldentschädtgung berichtet der protestantische Pastor Frommhold zu WittgenSdorf-Chemnitz in seinem kirchlichen Monatsblatt. Danach soll ein katholischer Cooperator einem jungen protestantischen Schmied aus Wittgendorf im „katholischen Krankenhaus zu M. am Inn in Bayern" erklärt haben, er würde ihn finanziell unter stützen. wenn er. der Schmied, der katholischen Kirche bei- trete. Der junge Mann, der diese Proselytenmacherei selbst seinen Eltern berichtet, fügt hinzu, er bete bereits den „heiligen Rosenkranz" und „es sei ihm so vorge kommen". als habe die heilige Maria ihm zugelächelt. (Vrgl. „Leipz. N. Nachr." vom 10. März). Wir nehmen an, daß ein Ort mit einem Cooperator und einem Kranken- hauS auch ein Postamt hat. Nun gibt es am Inn in Bayern nur zwei Poststationen, deren Namen mit M. beginnt, nämlich Mühldorf und Marktl. An beiden Orten ist von dem geschilderten Fall nichts bekannt. Vielleicht bat jetzt Herr Frommhold die Güte, den Namen des betr. Ortes zu nennen. —* Im weißen Saale der „3 R> ben'' hatte der hiesige Ortsverband der Münchner Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller am Freitag den 30. v. M. einen literarischen Vortragsabend veranstaltet, der leider recht schwach besucht war. Herr Hofrat DoengeS. der Redakteur des „Dresdner Journals", sprach ruhig und sachlich etwa eine Stunde hindurch über „die deutschen Feste Weihnachten und Ostern im Spiegel der Kultur geschichte". Ec wies nach, wie geschickt die Kirche eS ver standen hat. christliche Feste auf die altgermauischen Feiern zu pfropfen und wie sich trotzdem heidnische Bräuche bis heute erhalten haben. Lebhafter Beifall dankte dem Redner. odr. Pirna, 30. März. Wie erinnerlich, wurde im Februar in: Pfarrhause in Lohmen ein frecher Einbrnchsdiebstahl verübt. Dem Diebe lvaren 700 Mark in Hundertmarkschei nen, sowie eine goldene Taschenuhr mit Kette als Beute m die Hände gefallen. Trotz sofortiger eifriger Nachforscky:::- gen der Gendarmerie konnte damals von dem Diebe nicht die geringste Spur entdeckt werden. Jetzt kommt ans dem Zuchthause Moabit bei Berlin die Nachricht, daß einer der Sträflinge, der zu 15 Jahren Zuchtl-ans verurteilte Stübner, eingestanden hat, den vorerwähnten Diebstahl im Lohmener Pfarrhause ausgeführt zu haben. Chemnitz. Se. Maj. König Friedrich August weilte seit seinem Regierungsantritt zum dritten Male in Chemnitz. Der Monarch begab sich in zweispännigem Wagen sofort nach den in der Planitzstraße gelegenen neuen Kasernements. In seiner Begleitung befanden sich der Kriegsminister Frei herr v. Hansen und der Oberstallmcister v. Hangt. Der König begrüßte die in der Reitbahn aufgestellte Eskadron der Kaiser-Ulatien mit einem „Guten Morgen!" und hielt dann eine kurze markige Ansprache an das Regiment. Die Ulanen hatten in Mantel und zu Fuß Aufstellung ge nommen. Nur ein Teil der Rekruten tvar beritten. Der König besichtigte dann verschiedene Reitübnngen und be gab sich um 10U Uhr zu Fuß nach dem Offizierskasino zum Frühstück. Die vor den Kasernements angesammelte Menge begrüßte den Monarchen mit lauten Sympathiekund gebungen. Am Nachmittage besichtigte der König die Landesanstalt in Altendorf und kehrte um 2,30 Uhr nach Dresden zurück. Leipzig, 2. April. Der Herausgeber des „Grenzboten" und Besitzer der Verlagsbuchhandlung Friedrich Wilhelm Gruno, Johannes Grnno, ist in vergangener Nacht ge storben. Eibenstock, 30. März. In der Nacht zum Montag wurde ein Sämtzmann ans seinem»Nundgange durch fortwährende Hilferufe einer Frauensperson aus der Poststraße her auf merksam gemacht. Er fand vor dem Hanse eine Mannes-- person in kauernder Stellung versteckt, die er fcstnahm. Die Erörterungen ergaben, daß sich die Person an einem in dem Hause wohnhaften 16jährigen Mädchen, das er auf der Straße getroffen und verfolgt hatte, schwer vergangen lmtte. Beim Nahen des Beamten hatte der Unhold von dem Mäd chen abgelassen, worauf dieses ganz erschöpft in das Hans geflüchtet war. Der Bursche, der sich als ein hier wohnlMter verheirateter Ofensetzer cutpupte, wurde verhaftet. Schreiberhau, 30. März. Ein Kampf zwischen Gendarm und Verbrecher spielte sich am Sonntag abend im hiesigen Niederdorfe ab. Der Gärtner Prüfer, ein äußerst gewalt- tätiger, schwer vorbestrafter Mensch, sollte, da er sich zum Strafantritt einer zu verbüßenden Strafe nicht meldet-, verhaftet werden. Der Beamte nahm den Amtsdiener Schmidt und den Schlosser Niedigcr zur Hilfe mit und be- gab sich am Sonntag abend in die Wohnung des Prüfer Schmidt und Nicdiger besetzten die beiden Hauscingänge. während Schubert in die Wohnung eiudrang. Prüfer hatte sich zunächst in einer Kammer verbarrikadiert und drohte jeden, der sich ihm näherte, mit einem Gewehr zu erschießen. Als er durch eine zweite Thür aus der Kammer entweichen wollte, wurde er von dem Gendarmen gestellt und ihn: das Gewehr auS der Hand gerissen. In demselben Augen blick zog Prüfer einen Magazinrevolver aus der Tasche und gab zwei Schüsse auf den Gendarmen ab, ohne zu treffen. Prüfer hatte den gespannten Revolver in der Hand und versuchte diese mit aller Gewalt frei zu bekommen. Schließ lich gelang es ihm auch und er feuerte einen brüten Schuß ab. In dem Durcheinander des Kampfes traf er jedoch nicht den Gendarmen, sondern sich selbst in Len Unterleib. Ms ihm der Gendarm den Revolver entwunden hatte, griff er noch zu einem Terzerol. Inzwischen waren aber Schmidt und Ricdiger nachgekommen und nun gelang cs, den Rasen den zu überwältigen und zu fesseln. Erst auf dem Trans port zum Bahnhof meldete Prüfer seine Verletzung. In folgedessen wurde er noch in der Nacht in das Hirschberger Krankenhaus gebracht. Hier sollte er am Montag vormittag operiert tvcrden, doch war bereits vorher infolge der ßhveren Verletzung der Tod eingetrcten. Radibor, den 1. April. Heute früh 4 Uhr entstand hier in DomanjaS Gasthaus auf bisher unerklärliche Weise Feuer. Das Gasthaus ist vollständig niedergebrannt. Reichenau. Nunmehr ist auch in unseren Mauern der Evangelische Bund offiziell eingezogen. Der im vorigen Herbste im benachbarten Hirschselde gegründete Zweigverein des Evangelischen Bundes für Hirschfeloe und Umgegend hielt am 29. März d. I. hicrselbst eine öffent liche Versammlung ab. die erste nach seinem GründungS- abende. Das Thema für diesen Abend lautete: „Modernes Heidentum und das Evangelium", was als eine Antwort galt für die jüngst in Zittau gehaltenen Horneffer-Vor- träge über „Die Religion der Zukunft". Der Vortragende. Herr Pastor Dr. Kühn aus dem benachbarten WeigSdors. trat in einer Inständigen Rede dem Gottesleugner Dr. Horneffer für dessen damalige Ausführungen scharf entgegen. Der Besuch dieser Bundesversammlung war in Betracht zur hiesigen großen Protestantischen Gemeinde ein sehr schwacher zu nennen: rechnet man die auS den ver schiedenen benachbarten Ortschaften Erschienenen weg, so dürfte die Zahl der Besucher aus unserem Orte mit 150 (hundertfünfzig) nicht zu niedrig gegriffen fein, zu welcher Ziffer auch die in großer Zahl erschienenen Personen weib lichen Geschlechts noch mit inbegriffen sind. An der hierzu nötigen Reklame durch Plakate, Inserate, redaktionelle Hinweise im hiesigen Amtsblatts usw. hatte es doch nicht gefehlt. Ganz begreiflich ist eS — und das verdenken wir dem Herrn Pastor Dr. Kühn auch nicht — wenn er an diesem Abende für die Einführung des Evangelischen Bundes in unserem Orte mit warmen Worten Balm zu brechen versuchte, iu längerer Rede sowohl bei Einleitung seines Vortrages, wie auch vor Schluß der Versammlung, ist er doch gleichzeitig auch Geschäftsführer des Evange- lischen Bundes für diesen Bezirk. Hoffentlich wird daS gute Einvernehmen zwischen beiden Konfessionen in unserem Orte in Zukunft durch nichts gestört. j:j Gerichtssaal. Ein MarZthallenaufseher gilt als Beamter! Diese Auffassung hat sich in einer Verhandlung vor dein hiesigen Schöffen gericht daS Gericht zu eigen gemacht. Die Händleröebefrau H. fuhr vor kurzer Zeit nach der Neustädter Markiballc per Rad, um daselbst Einkäufe zu besorgen. Als sie ihr Rad mit in die Markt halle nehmen wollte, machte sie der Aufseher darauf aufmerksam, daß dies nicht angängig sei. Da kam er aber bei der anscheinend sehr resoluten Frau schief an. Sie wollte sich den Anordnungen deS Beamten durchaus nicht fügen und schimpfte denselben im Laufe der sehr erregt»,, Unterhaltung einen „dummen Kerl!" Der Aufseher, der bis dabin dem „schwachen Geschlechte" die größte R^äsicht hatte angedeiben lassen, forderte die Frau nun in energischem Tone auf. sich zu fügen. Als Antwort bekam er von der streitsüchtigen Dame eine — wohlgezielle Obiieige! Sie ba,1e sich deshalb im Laufe der vorigen Woche vor dem hiesigen Schöffen gericht zu'verantworien. das erstens feststellte, daß ein Marllbnllen» ausseher Beamter sei und zweitens die resolute Dame ,u 60 Mk. Geldstrafe verurteilte. Hoffenilich ist sie jetzt mit ihren Maul schellen nicht mehr so freigebig und befleißigt sich mehr einer besseren Tonart Beamten geaenüber. — v. N »eS v»n» Tnae Mülhausen, 2. April. Der Textilarbeiter- auSstand ist beendet. Infolge der Einigung, die in der am Freitag unter dem Vorsitz des Staatssekretärs von Köller abqehaltenen Versammlung von Vertretern der Fabrikanten und der Arbeiter erzielt Warden ist. haben die Arbeiter ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. Lübeck. 1. Avril. Hier sind die Tischlergesellen in den AnSstand getreten. Sie fordern eine zwanzigprozen- /ge Lohnerhöhung. In Weißen fels erkrankte plötzlich der Fabrikant Paul Tbieme ans Corbetha unter heftigen VergifttmgL- erscheinnngei: und starb einige Stunden später. Die ck.eini'che Untersuchung des Karlsbader Salzes, von deni Thieine kurz vorher eine Dosis eingenommen lmtte, ergab, das; dasselbe eine giftige Beimengung, und zttmr Barium chlorid, entbielt. Tarausbin wurde die Leiche des erst kürz lich verstorbenen Tr. Eßlinger crbniniert und nun stellte sich mit erschreckender Gewißbeit heraus, daß Dr. Eßlinger ebenfalls an Vergiftung durch Karlsbader Salz gestorben ist. Da dieses Salz, welches von einer Leipziger Firma ge liefert wird, seit längerer Zeit verkauft wurde, vermutet man, das; die in den letzten Monaten in bedenklich hohe:: Zahl in Weißenfels und Umgebung vorgekommenen Todes fälle unter Vergiftniigserscheinnngcn ebenfalls ans den Ge nus; dieses vergifteten Salzes znrückznsühren seien. Di? Polizeivertvaltmig von Weißenfels Nxrrnt in einem Aufrufe die Bevölkerung vor dem Gebrauche dieses Salzes. ES wurde auch sofort eine Untersuchung eingeleitet, doch konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden, ans welche Weise die giftige Beimengung erfolgte. Hamburg, 1. April. Der ettva 2000 Mitglieder zählende Verband der Hamburger Seeleute hielt heute in Altona eine Versammlung ab. Der Derbandsvorsitzende, Paul Müller, referierte über die Frage des Streiks der Seeleute. Es wurde beschlossen, morgen früh in den AnS stand einzntreten. Karlsruhe, 2. Avril. Prinz Heinrich von Preußen ist mit Gefolge beute früh hier elngetroffen. — Anläßlich der Taufe deS Sohnes des Prinzen Mar ist die Stadt reich beflaggt.