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leritnant schramm, erklären lieb, siel einem Archivbeamtcn, der bei der Bedienung der Schleudermaschinen hilfreiche Hand leistete, infolge harmloser Kollision mit einem der anderen Herren der Klapphut vom Kopfe. Schnell warf der Beamte ihn zusammengedrückt bei Seite und der unschuldige Vorfall schien unbeachtet vorübergegangen zu fein. Ilm so gröger war die Heiterkeit, als der Kaiser nach Beendigung des Vorträge- sagte: »Das ist alles sehr richtig; nur trug in jener Zeit die Bedienungsmannschaft jedenfalls keine Zylinderhüte." — Bei der Besichtigung des KönigS-RegimenteS legte sich der Kaiser gelegentlich zwischen die Schützenlinie, um die Visterstellung zu kontr-ol- lieren. Hierbei bemerkte Se. Majestät, daß einer der Schützen zum Schutz anlegte, ohne das Visier dcm Befehl gemäß sorgfältig eingestellt zu haben. Ta tönte c8 plötz lich neben ihm ans dein Munde seines Allerhöchsten Kriegsherrn: „Du, das kostet drei Tage, Wenns ein anderer sieht." — Nach der Biirseugesetzreferm rufen stürmisch die frei sinnigen und andere börsenfreundliche Blätter. Als der Reichstag wieder im November 1005 zu seiner jetzigen Session zusammentrat, wurde in der Thronrede bemerkt, es werde „erwogen", die Börsengesctznovelle in der Form wieder einzubringen, die sie in den Beratungen der vec- flotzenen Session erhalten hatte. Fm Dezember verlautete ducch eine offiziöse Meldung, datz die Vorlage dem Bundes rate zugegangen sei. aber seitdem ist es still geworden und man hört nichts mehr davon. Vermutlich wird der Angelegenheit kein besonders hoher Wert beigelegt. Der Urheber der Vorlage, Möller, ist inzwischen von seinem Amte abgetreten, und cs ist keiner mehr da, der. wie er, sich für die Novelle wenigstens einigermaßen interessiert und engagiert hätte. Die Behandlung, die der Angelegen- heit zuteil wird, ist aber auch ein neues und wichtiges Zeichen dafür, wie erheblich der Wind sich gedreht hat. Der BundeSrat hat der Reform zugestimmt, bringt sie aber erst im Herbst in den Reichstag, bis dahin müssen sich die Börsianer gedulden. — Die Herabsetzung der Zuckerstcncr ist in einer Resolution gefordert worden, welche das Zentrum in der Bndgetkommission einbrachte und zwar sollen statt 14 Mark nur 10 Mark erhoben werden, lieber die Not wendigkeit dieser Herabsetzung bedarf es wohl kaum noch eines Wortes. Höchstens könnte man noch darauf Hin weisen. datz infolge des fortgesetzten Nnekganges der Zuckerpreise diese allmählich einen Stand erreicht haben, der für den Zuckerrübenbau sowohl, als auch für die ver arbeitende Industrie verderblich wirken mutz. Hätte man noch vor 1 oder 0 Monaten die Hoffnung hegen dürfen, datz die in grotzen Mengen aufgestanten Vorräte infolge der als wahrscheinlich hingestellten Minderernte an Zucker rohr ans Kuba einen glutteren Absatz zu besseren Preisen finden würden, so ist diese Hoffnung jetzt leider völlig zu Wasser geworden. Die kubanische Ernte ist um rund 300 000 Tonnen grötzer ausgefallen, als anfänglich er wartet wurde. Bei der jetzigen statistischen Lage des Ar tikels, die sich auch in Zukunft eher verschleiern als ver bessern dürste, ist dann auch keine Aussicht auf eine günstige Entwicklung der Preise, bei denen die Landwirtschaft wie die Zuckerindustrie bestehen könnten, vorhanden. Da hilft uns nur eine Ermätziquug der Zucke^stener. Tie RrichStngSersntzwahl in Altena Iserlohn findet am 27. Juni statt. Die Nationalliberalen haben nun als ihren Kandidaten den Landtagsabgeordneten Haarmann ansgestellt. Fn freisinnigen Kreisen wurde in letzter Zeit die Ansicht genährt, die Nationalliberalen wollten ans die Aufstellung eines Kandidaten verzichten und gleich für die Freisinnigen stimmen. Man folgerte das daraus, weil ohne dieses Ziisainiiiengehen der beiden liberalen Parteien die „Gefahr" bestehe, das: der Wahlkreis entweder den Sozial demokraten oder dem Zentrum znsallen werde. Diese Kalkulation ist allerdings nicht grundlos: die ,,Konstellation der Parteien im Kreise ist derart, das; Ueberraschnngen keineswegs ausgeschlossen sind. Das, Nxis bis jetzt am wahr scheinlichsten gilt, ist, das; der Freisinn gleich im ersten Wahl- gange unter den Schlitten gerät. Seit 1803 ist die frei sinnige Volksvartei ziemlich ans demselben Fleck stehen ge blieben. 100!! balle sie mit 7707 nur 207 Stimmen mehr als die Nationalliberalen, und znm ersten Mate kam diese Partei, deren Stiniineiizaht von 7315 im Fahre 1808 ans 10 140 gestiegen war, in die Stichnahl. Tiesinal fehlt den Freisinnigen die lokale Zugkraft Lenzinann, der hei den Wahlen nicht nur de» „westfälische» Landsmann" Pathetisch hervorzukelnen wusste, sondern sich, wie der „VorNxärts" schreckst, auch als „Elszwölstel-Svzialdeinot'iat" gerierte. ni» Arbeiterstimmen zu sangen. Für diese Wahl haben die Freisinnigen de» Oheilandesgerichtsrat Müller-Köln aus gestellt. Unter de» obwaltenden Umständen fanden es nun die Nationalliberalen begreiflicherweise als eine starke Zu mutung, ans eine eigene Kandidatur z» verzichten. — DaZ Zentrum winde früher im Kreise als eine nebensächliche Ersch'iiiiing betrachtet: seit >808 hat es aber de» Wahl kampf mit Energie ansgenoniinen und es 1003 ans 0004 Stimmen gebracht. Es rechnet diesmal ernsthaft damit, in die Stichwahl zu koininen. Gescl-ähe dies, so würde ange sichts der historischen Entwickelung der Parteien in de;» Wahlkreise ei» höchst interessanter Stichwahlka»ips bevor- stehe». Tas Zentrum hat den Regieriiiigrat Klocke ans- gestellt. — Tic Erhöhung des Birrprrisrs wird von den Groß- branereien mit der Erhöhung der Steuer und den höheren Zöllen ans Hopfe» und Gerste zu begründen gesucht. So weit die Steuer in Betracht kommt, haben nur schon wieder holt ans diese haltlose Behauptung hingewiesen. Wie stetst eS aber mit der Zoll- und Preiserhöhung für Hopfen und Gerste? Nach der amtliche» Statistik kostete erstklassiger Hopfen im März April 1004: 400 450 Mk. Pro Doppel zentner, im März-April 1005: 320—3.80 Mk. pro Doppel zentner. im März-April 1000: 140—155 Mk. Pro Doppel zentner: dagegen zweitklassiger Hopfen im März-April 1004 : 310 370 Mk. pro Doppelzentner, im März-April 1005: 280 200 Mk. pro Doppelzentner, im März-Aprck 1000: 85 100 Mk. pro Doppelzentner. ES kostet heute also Hopfen »nr den dritten bis vierten Teil soviel wie vor ein und ztvei Jahren. Und dieser, trotz der neuen Zölle, vorliegende Preissturz soll Anlaß bieten, den Bierpreis auf das Doppelte der neuen Brausteuersätze zu erhöhen?! Läge nicht vielmehr, wenn die Herren reell handelten, um gekehrt die. Möglichkeit vor, die lumpige Steuer-Erhöhung L Konto der gettxcktigen Hopfeuprcissenkung mit Vergnügen zu tragen? Weiter Braugerste. Nach der amtlichen Statistik betrug der Preis guter Braugerste im März-April: Also jo»« welliger ISO.', 1006 ^5 pro Tonne in Danzig 147 141 6 E » ftranlsurt a. M. 178 17» 8 . Leipzig 172 105 7 * » Magdeburg 102 157 5 » Mannheim „ München 176 173 3 ,, 186 178 8 » Also auch hier kein Verteuernngargument, sondern nur ein Argument zu Gunsten der leichten Möglichkeit, die Brau- steuererhöhling mit Vergnügen zu tragen. Bleibt die Er höhung der Zölle auf Mais, Hafer und Pferde? Mais und -Hafer sind gegenüber dem Vorjahr tatsächlich gestiegen nicht infolge der Zölle, sondern wegen anderer Ursachen, was aber für die hier vorliegende Untersuchung ja gleichgültig ist. Also: Mais und .Hafer sind jetzt durchschnittlich 15 Mk. pro Tonne teurer — 1.50 Mk. pro Doppelzentner. Ta ein Branereigespaiin mm keinesfalls mehr als 50 Kilogramm Hafer oder Mais täglich fressen kann (die Rationen sind ja tatsächlich niedriger) — dafür aber wenigstens 50 Hektoliter Bier täglich ansfährt, so beträgt die Kostensteigernng für Futter i»i denkbar höchsten Falle 75 Pf. ans 50 Hektoliter gleich andertlialb Pfennig ans das Hektoliter. Den Bruch teil eines Pfennigs, der ans der Pferdezollerhöhnng ans daS tägliche Biersnhrwerk trifft (50 Mk. Zoll ans 5 Arbeits jahre — 10 Mk. pro Fahr — 3 Pf. pro Tag ans 50 Hekto liter) möge lieber ein Mathematiker ansrechnen. Diese Zahlen beweisen am deutlichste», wie sehr man das liebe Pnblik»in an der Nase hernmznfiihren sucht. Tas französische Trcnmingsgesetz — ein Porbild. Am 15. Mai sprach ini Nationalliberalen Verein und im Verein der nationalliberalen Fugend in Köln der Redakteur der „Köln. Ztg.", Prosper Mnllendorff, über das französische Kirckx'nrecht nach der Trennung. Er führte nach der „Köln. Ztg." Nr. 530 dabei n. a. ans: „Wie nn» auch die Ent wicklung sich in Frankreich gestalten möge, das Gesetz sei da als ein Vorbild für Staaten »nt ähnlichem, und in dem einen oder anderen Punkte als ein Wink für solck>e mit einem anders gearteten Staatsrecht als das französische, für den Fall, wo der eine oder andere seine Beziehungen zur Kirche einer Revision unterziehe» wolle." Daß die Kicktnr- tämpserei in Frankreich das Fdeal auch unserer deutschen Liberalen ist, wissen wir längst. Nur schade, datz unsere Liberalen ihre kirchenfeindlichen Pläne nicht durchsetzen können, weil das Zentrum dafür sorgt, das; ihre Bäume nicht in den Hiinines N>achsen! Den hohen Wert der RrichSsinarizrcfvrm anerkennt wider Willen selbst die sozialdemokratische „Neue Gesell- stlxckt", die meint, die ReichstagSinehrheit habe bei der Reichsfinanzreforni statt eines herzhaften Schnittes nur hundert Schnittchen und Nadelstiche nnternoiiiinen, und doch bedeute all diese schmerzliche Kurpfuscherei nur den Aufschub der unvermeidliche» Operation. Für die Reichserbschafts- stener, die ReichSeinkominenstener — durch die Tantiemen- stener — seien die ersten Anfänge gesckiaffeir, und dw ReichSverinögenSstener habe der Finanzgelehrte der Mehr- heit, Abgeordneter Biising, nur noch mit einer niatten Hand- l'cwegniig abgelehnt. Eine zweite Reichssinanzreforin werde man in dieser Weise nicht mehr machen können; stelle sich wieder einmal das chronische Reichsdesizit ein, dann werde sich erweise», das; das Programm der Partei, die „nur zer stören" könne, das einzig fruchtbare geblieben sei. GutI Wer aber hat diesen ersten Schritt nnternoiiiinen? DaS Zentrum, das jetzt darob angegriffen wird. Der „Krenz- zeitniig" freilich ist diese Aussicht höchst unangenehm; sie meint: DaS Bedenkliche der neuerlichen Entwickelung der ReichSgesetzgehniig liegt nicht bloß ans dein steuerlichen Gebiete, sondern in sehr hohem Matze auch ans dem Gebiete unserer gesamten inneren Politik. Man lese nur die „Glosse", mit der das genannte revisionistische Sozialistenblatt die Be endigung des „dreitzigjährigen Krieges nm die NeichStags- diäten" begleitet. Alles in allein — so sei dort zu lesen — bewegten sich die Tinge im Reiche nur im Schneckentempo, ober doch eher vorwärts als zurück. Die Aufhebung des Ver- hiiidnngSverhotes für politische Pereine, des Jesnitenge- setzes, die Verschärfung des Wahlgeheimnisses, die, wenn auch »iiziiivichc'iide Erbschaftssteuer, jetzt die Diätenge- währniig, das alles seien Zeichen, datz sich ein Wagen, ans dem das allgemeine Wahlrecht als Kutscher sitze, doch wenig stens nicht allzuweit ziiriickschieben lasse. Dazu beinerkt das konservative Blatt: „Tie hier gerühmten Zugeständnisse, nick denen Graf Eaprivi und Fürst Hohenlohe begonnen haben, und die bedauerlicherweise auch unter dein jetzigen Reichs kanzler fortgesetzt worden sind, können allerdings nur den Ei »druck von Schwäche der Verbündeten Negierungen her- vorrnsen und die Agitationskraft und Aktionslnst der jenigen Parteien stärken, die ans immer weiteres Ab bröckeln von den Grnndlagen der bestehenden Ordnung hincirbeiten." Na, sa! Es geht auch ohne die Konser vative»! Wer sich so wie sie gegen jede Mehrbelastung sträubt, aber alle Ausgaben mitbewilligt, darf sich nickst wundern, wenn er unter den Wagen gerät. Taiitiemcnsteiicr und Sozialdemvkratie. Der „Vorwärts" schreibt: „Ein sonderbarer Heiliger. Der .Plntns", dessen .Herausgeber sich für einen Sozialdemo kraten hält, weil er allerhand absurde Fdeen produziert, er- teilte in seiner vorigen Nnmmer der sozialdemokra tischen Fraktion eine Rüge, weil sie für die Ta n t i e in e n st e n e r eingetreteir ist. (yanz Pfiffig meinte er. da die Stener von den Gesellscl>aftcn erhoben werde, und »nr dann zu zablcn sei. wen» die Gesamtsumme ' der Tantiemen 5000 Mark übersteigt, würden die Neklame- Anfsichtsräte, die ans einer Menge Gesellschaften, die weniger wie 5GI0 Mark geben, vielleicht 20 000 Mark be ziehen. gar nicht belastet. Wir bemerkten dazu, datz sich die Tantiemeneinstecker-Grossisten an solche Gesellschaft nicht sortwerfen. Nnn ist der „Plutus" entrüstet. Er behauptet, cs gebe wohl eine Anzahl Leute, die in der Hauptsache ans dem Einkommen als Aufsichtsräte bei kleinen Gesellschaften ihr Einkommen finden. Aber weil diese Leute, die ihren Lebensunterhalt aus der Tätigkeit als Anfsichtsrat finden, nicht belastet werden, ist der „Plutus" erbost. Merkwürdig ist das gerade nicht, denn der „Plutus" bekundet sehr oft ein warmes Herz für die Hochfinanz, hätte aber auch gleich sagen können, datz er darum ärgerlich ist, weil nur die besser, hoch und höchst besoldeten AufsichtSräte etwas bluten sollen. Dann lstitten wir ihn in seinem Vergnügen gar nicht gestört. Aber wenn er seinen Allüren ein demokratisches Mäntelchen nmhängen will, mutz er sich die Entkleidung schon gefallen lassen." Oesterreich-Ungarn. — Kaiser Franz Joseph lxrt dcm preutzischen General- statisches v. Moltke das Grotzkreuz des Leopoldordens und dessen Adjutanten den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse verliehen. — Am 27. d. M. fand unter dem Vorsitz des Kaisers eine Beratung statt, an der der Minister des Aeutzeren, die beiderseitigen Ministerpräsidenten und der gemeinsame Finanzminister teilnahmen. Ministerpräsident Wekecle teilte den Vertretern der Presse mit, daß eine Einigung zu stande gekommen sei, die beide Teile befriedigen könne. — Das ungarische Abgeordnetenhaus wählte Julius Just zum Präsidenten. Italien. — Den Blättern zufolge soll Giolitti im neuen Kabinett den Vorsitz und das Portefeuille des Innern übernehmen, Tittoni Ausniärtiges, Gallo Justiz, Majorana Schatz, Gianturco Oeffentliche Arbeiten, Cocco - Ortu Finanzen, Mirabello Marine, Massimini Post und Tele graphen. Die Vergebung der Portefeuilles des Krieges, des Unterrichtes und der Landwirtsck>aft soll noch unbestimmt sein. — — Die für den Weltpostkongretz bevollmächtigten Ver treter der Staaten Unterzeichneten am Sonnabend die neue internationale Postkonvention. Die Regierung lies; an die Teilnehmer vom Kongresse Erinnerungsmedaillen verteilen. Tpanien. — Pardo, wo die Prinzessin Gna weilt, liegt etwa 12 Kilometer nordwestlich von Madrid. Das Schloß wurde von Kaiser Karl V. im Jahre 1643 erbaut und 1772 renoviert. Nach spanischer Sitte darf die Pririzcssiir erst nach vollzogener Trauung in das königliche Schloß ein ziehen. Sie wird daher erst am Hochzeitstage in Madrid eintreffcn, in einem hierzu eingerichteten Appartement eines Staatsgebäudes, wahrscheinlich den; dcr könig lichen Residenz nächstgelegenen Marineministernim. Hoch zeitstoilette machen und hier von dein Hochzcitkzilge zur Fahrt nach der Kirche abgeholt werden. Dcr Hochzeits zug wird 19 königliche und 37 Kutschen der Granden von Spanien umfassen. Dieser Zug von Kutschen wird eine Ausdehnung von ztvei Kilometern haben. Die Platzfrage macht den Zeremoniären manche Sorge. Für das Stier gefecht sind nur 13 000 Plätze vorgesehen und bisher schon 24 000 Plätze verlangt worden. Türkei. — Bei den Konsulaten in Bassorn sind Depeschen fleinder Staatsangehöriger in Nedjef und Karbela einge- lailfen, in denen diese von einem Aufstande arabischer Stämme Mitteilung machen und konsularischen Schutz er bitten, da die Ortsbehörden ihre Autorität verloren hätten. Tiirkichen Blättern zufolge ist der Mali von Bagdad nach Karbela abgereist. Rußland. Vor dem Gebäude des Verbandes des russischen Volkes, eines Patriotischen Vereins, auf dcm Englischen Prospekt in Petersburg, wo schon seit einigen Tagen kleine Reibereien statlfanden, kam es am Sonvobcnd nackwitiag 3 Uhr zu einen: blutigen Zusammenstoß. Als Arbeiter hier eine Protestkundgebung gegen diesen Verein veran stalteten, wurde Militär aufgeboien. 0 Arbeiter wurden erschossen. — Tie Dnmn beschloß fast eiiistimiilig eine Resolution, welche die Entlassung des Minisierinnrs fordert. Ter Ministerrat mißt dem in der Duma angeregten Gesetze be treffend die Nnaiitastbarteit der Person, der Preßfreiheit und der Vereinsfreiheit bei wirksamen Kantelen gegen den. Mißbrauch der Freiheiten große Bedeutung bei. Er lehnt ab Gesetzesvorschläge betreffend die Verantwortlichkeit dcr Minister und Beseitigung des NeichSrates, »veil sie eine radikale Abänderung der Grundgesetze bedinge», die nicht der Durchsicht der Dnina unterliegen. Hinsichtlich der Aus hebung der Ansnahinegesetze, Beseitigung der Beamten. Willkür, steht dcw Dnina lediglich ein Jnterpellationsreckst zu, da es reine Verwaltimgssach' sei. Die Negierung wird aber ans streunst'' Gesetzlichkeit ihrer Organe achten. Tas -Hans nahm die Erklärung mit tiefem SclMeigen ans. Alle Redner Perm teilten aufs schiefste die Erklärung der Re gierung. Als nm 0 Uhr die scliarseir Reden andanerten, ergriff der Fnstiz»liiiist''r anscheinend spontan das Wort und gab zu, daß die bestehenden Gesetze Mängel und Lücken hätten, es seien jedoch Gesetze, nach denen niair sich richten müsse, bjs neue Gesetze gegeben seien. Das Ministerium könne nickst zngebe», datz ein gesetzloser Zustand Platz greife. Er hoffe mit der Dnina die neuen Gesetze ansarbeiten zu können. Das .Hans nahm die in versöhnlichem Tone ge- haltene Rede mit tiefem Schweigen ans. - - Wie jetzt bekannt gegeben wird, sind in 38 Kreisen Vvn 24 Gonverneiiients ungefähr 25 Millionen der Be völkerung durch die letzte Mißernte betroffen. Jetzt sind in diesen Gegenden Hunger, Skorbut und Typhus arisgc- broche». Im Frühjahr wurden die Felder überhaupt nicht bestellt. Alles schreit nach Brot. Das Stroh von den Dächern wird zu Viehsrckter perwxrndt. Tas Vieh krepiert in Massen. Eine große Agrarbewegung ist bereits in den Gouvernements Charkow und Poltarva im Gange'. Die arif den Gütern txrtronillierenden berittenen Landschafts. Polizisten werden von den Bauern mit dem Tode bedroht, infolgedessen reichen sic ihren Abschied ein. Die Gutsbesitzer sind schutzlos. — Die Petersburger Telegraphenagentur erklärt die hier und tn der Presse des Auslandes aufgetaucksten Ge rüchte. nach denen sich eine Verschwörung gegen die Duma, in die Truppen «indrlngen und die A'iira.'dnrten ve