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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-19
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1930
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Gemeinde- und Vereinswesen Aus »er genlrumsparlei Meißen. Bekanntlich Kat die St,-Beimo-Ge»i«i»öe zum erste» Male i^irch eigenes Ztenüchen einen Slaotvcrordnelcn in Wilhelm Spill,»an» erkalte». Er vertritt auch die Otemeinde im Bestaitungs- vnd Schnlausichnß, Besonders »ölig ist die Bcrtrelung im Tckntl- ausscbuß, da der klare, vom Ministerium gcnelunigt« Vertrag bereits a» vier Stelle» durchlöchert ist. Llald behandelt das Schulamt den /Vertrag als Fetze» Papier, bald werden Auslegungen gemacht, die jeden Katholiken verwundern. Es ist höchste Zeit, das; die Schul- veiträge respektiert werden. » Die Ortsgruppe Meisten der Zentrumopartel hält am Sonntag, den 30. Vtärz. abends 8 Uhr im Gesellenhaus, Hirsch bergstraße 7, ihre Generalversammlung ab. Das Referat über die politische Lage hat Tr. Desczyk, Dresden, übernommen. > Archipresbylerat Plauen. Tonnerslag, den 3, April, nachmittags 2 Uhr im Pfarrhause zu Plauen Priesterz»sam:nen- kunst, Vortrag des Hochw. Herrn Pater Romuald O. iS. B, aus Grüssau, st, Ehrung eines Plauener Izidustriellen. Dem Dnehtor der Plauener Industrie,verke A.-G. Arno Mocker sind die Würde und Rechte eines Tr. phil. e. h, von der Philosophiscl>e» Fakultät der llnivcrsitüt Köln verliehen worden. tz. Vom spiel zum Tod. In St, Egidicn wurde das vierjährige Söhnckzen eines Maurers im Mühlgraben ertrunken aufgefuuden. Man nimmt an, dast das Kind beim Spielen ins Wasser gefallen ist. st. Seil mehreren Tagen tot im Bett. Den Bewohnern des Hauses Alaunstraste 24 in Plauen ivar ausgesallen, dast die im Erker wohnende 68 Jahre alte Heimarbeiterin Emilie Schmidt seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen worden war. Man verständigte die Polizei, die einen Schlosser beauflragte, die Wohnung auf'.ubrechen. Man fand die alte Frau tot im Bett liegend. Sie war bereits vor mehreren Tagen infolge eines Llutsturzes gestorben. cker l.3U5itr Der überflüssige Un!ersu<Hungsausschutz . Bautzen, 17, März, In ausgedehnter Sitzung wählten die Stadtverordneten den von ihnen beschlossenen Üntersuchungs- ousschus: wegen Unstimmigkeiten im Bauamt, Der Rat erklärte zu der Angelegenheit in einein längeren Schreiben, die Tinge seien ganz und gar nicht io schwerwiegend, dast sie einen Unter suchungsausschuß erforderten. Die Stadt sei nicht geschädigt worden, ein Grund zur Besorgnis, dast wesentliche Interessen aus dem Spiele stünden, liege nicht vor, — Das Kollegium er höhte die Verpflegsäste im Stadthrankenhaus, stimmte einer Ernwiterung der Wasserpumpstation zu. lehnte es aber ab, seinen Lieschlust, die Selbstinstallation des städtischen Elektrizitäts werkes aufzuheben, rückgängig zu »rachen. Ter Rat hatte gegen den Beschlust Einspruch erhoben. Schwarzfahrt mil löblichem Ausgang Grostpostwitz, 18, März, Ter 17 Jahre alte Scblonerlehr- ling Oüo Rudel und der 16 Jahre alle Schiosserlehrling Heinz Küttner, beide aus Bautzen, hatten eine Autogarage a>» der Bautzner Husarenkaserne erbrochen und daraus ein schweres Motorrad entwendet, um damit eine Echrvarzsahrt zu unternehmen. Sie fuhren zunächst durch Bautzen und dann nach Grostpostwitz. Rudel, der das Fahrzeug steuerte, verlor in Grostpostwitz die Gewalt über das Rad und fuhr mit grosser Geschwindigkeit gegen die Sleintreppe des Schmeistschen Gast- holes. Der Beifahrer Küttner wuvde mit solcher Wucht gegen die verschlossene Haustüre geschleudert, dast er diese mitsamt der Füllung durchschlug. Er blieb schwerverletzt in der Hausflur liegen, Rudel, der cbensalls schwere Verletzungen davongetragen hatte, ersuchte, sich davon zu machen, wurde jedoch eingeholt und zusammen mit Küttner dem Daustcner Krankenhaus« zu geführt, Dort ist Küttner inzwischen seinen schweren Verletzun gen erlegen. , " Vereinsarbeit der katholischen Wenden Erostwitz. Di« wendischen Vereine der westlichen Lausitz — ungefähr 36 an der Zahl — sind zumeist in dem Elan „M ickael Hornik" zusammengcschlossen. Er wird nach dem früheren Dom kapitular in Bautzen benannt, dessen Wiege in Räckelwitz stand. In zwei Jahren wird di« Wiederkehr seines 100 Geburtstages feierlich begangen. Genannter Elan untersteht de,» Verband« „Domowina' und unEastt noch einige Vereine der Amtshauptiiiann'cliast Bautzen, Aus der Zittauer Kolpingsbewegung Zitta», 16, März. Am 10, März fand im Antoniusheim die Generalversammlung des Katholischen ElesckenvereinS statt, In der Begrüßung durch H, H- Präses Kaplan Dcrksen kam besonders di« Freude über den starken Besuch k-er Generalversammlung zum Ausdruck, Aus dem Jahresbericht, vorgelcscn vom Senior A, Völuncr, sei folgendes heransetchol'«»: Der Mitolicdcrstand zeigte die erfreuliche Zunahme von 7 Mit gliedern an Der keulige Stand weist 3 Ebren-, 10 aktive, 1 vrov und 53 inaktive Mitglieder aus, sür unsere Diaspora sicher ei» schönes Zeichen; möge cS zu weiterer Werbetätigkeit anspornc», -14 Ver sammlungen, bei einer durchschnilllicben Besucherzahl von 30 Teil nehmern. r>«rci»I«» uns zu ernstem n»o srokem Schassen, In diese» wurde durch die verschiedensten 'Vorträge das allgemeine Wissen der Mitglieder gefördert, regelmäßig fanden auch di« religiöse» Abende statt. An zwei Abenden besuchten wir gemeinsam die Vorstellungen des Ortsausschusses für Jugendpflege im Stadttbcater. Bei allen kirchliche» G-emcin-deieiern beteiligte sich der Verein mit der Fabne. Die Parole Frohsinn und Scherz kam ebenfalls nicht zu kurz weg, Tie drei Vergnügen, besonders da? letzte StistungSscst. waren alle gut gelungen und konnten sieb eines regen Zuspruchs der Genie'mdc- mitglieder erfreuen. Einige Ausflüge durch unsere schöne Heimat, besonders die Ga n,z t a g s-W a » o e r u n g ans den Ieschken und -um Ricleinast, wie auch die Wochenend tage im Grosthemicrs- kwrler Landbeini legen Zengui? von srohverleb!«,. Stunden ab. Da? Gemeinsame der großen Kolpingsfanülic wnvde in uns immer müder lebendig beim Ziisammentresien mit anderen Bruder- Vereinen, so in Osiritz zur 50-I.iluieier wie in Dresden-Zentral zum "öjäkrigen Fubel'est, Einen würdigen Abschluß lauh das Vereins- !abr durch die Weihe unseres neuen Ke-PüiriS B'vncrS (durch das Eiiistimmeln der Spielgelder unter de» Mitgliedern ivar der An- kch'assnnnsbctrag zusamincngest'arr so daß die Vereinslasse nich' be lastet wurde), Die Weib« fand am Sonntag, den 2. März d, I,, ln der Marienkirche, an'chließeud an die nemeinlame bl, Osterkvmmii- nion der Mitglieder, statt. Der Weibe folgte der gemeinsame Aus marsch zum Autvuiusbeim, Au der Banuerweibc bctc'ligte sieb auch der Iüunlingsvereiu, Die Vorlesung der beiden Kassenberichte, Vereins- und Wirt schafts-Kaue, wieke» trutz der kchserbien Zeiten einen gute» Bestand ans; sicher ein sch'öneS Zeichen, daß die Kauen in den bewährten Händen der beiden Ehrenmitglieder H. -Schmidt und Müller waren. Die .Kgsscnprüker haben die Kaksen kür richtig befunden, den Kassie rern wurde Entlastung erteilt. Mit Daukcswortc» für ibre selbstlose Mitarbeit >m Verein, be sonders des SeniorS, erfolgte durch den Präses die Entlastung des Gckanitvorstandes, Anschließend folgte sic Reun-abl, Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Senior Karl Schmidt; Ord ner: Balderniann. Böluncr, lllbrich. Spitzer H,, und Wöhle; Bei- Am Sonnlag hielt er nun seine Haupt.-»saminlung im hie sigen Erbgcricht ab, die sehr stark besucht war, Sic leitete der bis herige Zupan (Okauuorsitzenae) Pfarrer-D c l a n , Storcha, In sei nen einleitenden Worten wies er aus die wirtschaftliche» Röte der Zeit bin, die vielfach auch die geistigen und nationalen bedingten, Dos "Volk muß sich wieder ausrasscn, Vertrauen zu Gott und sieb selbst gewinnen, dem Gekreuzigten folgen, zu dem sich die ganze christliche Welt bekennt, aus dessen Weg nach Golgatlxr das erlösende Osterfest folgte. Der Mensch lebt nicht nur vom Brote allein. Er muß mit dem erlittene» Talent wirtschaften zu seinem und des Volkes Wobl«. Nach Bekanntgabe der Tagesordnung, der allseitig zugestimmi wurde, wachte der Vorsitzeiwe auf die Haupiversauuustmg der Do mowina kommenden Sonntag im Wendischen Vereinsbaus in Baut zen aufmerksam, die mittags 1230 Uhr beginnt. Dem Antrag der Wittichcnauer Vertreter, die Versammlungen mehr in ihr« Nähe zu verlegen — vielleicht nach Ralbitz oder Zerno — soll in Zukunft stattgcqebcn weiden. — An diese Mitteilungen schloß sich der Vor-- trag von Lehrer Me schlank, Radibor. über „Von neuem Hauch und neuem Geist in der Vereinsarbeit" an. Hierbei gab Redner einen allgemeinen lleberblick über den gegenwärtigen Stand de-s wendischen Volkstnms, Er schilderte ilm nicht gerade in rosigen eS dem neuen Vorstand vergönnt sein, der Idee Vater Kolph, .- § Zittau weiter zum Siege zu verhelfe». ^ Katholischer Arbeiterverein DreSden-Ost. Eine avßcrerbutt. lieh- gut besuchte Versammlung konnte am vergangenen Sonni,,^' VereiuSvorsitzende Herr Bittuer begrüßen. Nach Eilepumiiq h,! geschäftlichen Angelegenheiten erhielt Herr GewcrkscbasiM-'rgz! Waraczewski, Dresden, das Wart zum Vortrag über Arbeitslosen problc in", Redner bezeichnet« dieses PrU' als ein internationales Hi 10 Millionen Arbeitslosen ba, dings Deutschland mil zur Zeit 21- Million«» einen sür.l-.-M starken Anteil, Als Ursachen der deutschen Arbeitslosigkeit bezeiM^ Redner die Ra!r»wilisieru»g der Betriebe, die Erschwerung eer satzmögsichkcit deutscher Erzeugnisse. die Verminderung des Krieg;» Heeres, die Rückwanderung vieler Deutschen ans de» ehemals scheu Kolonien und dem Ausland, den Zuzug von Erwerbsgsij^ aus de» durch Inflation verarmte» Volksschichten, oie im Lome ^ letzte» Zeit um 70 Prozent gesteigerte Eriverbstäligkcit verb.ir.n^, Frauen, die Erleichterung der Betriebsstillegungen, die Tioisch,^ des Wohnungsbaues, een Mangel an Kaufkraft der breiten Ao!kz, schichten und die Reparationsleistungen Dcttitcbl.it,os. Merkmmetz erscheine, daß ln der Zeit steigender Arbeitslosigkeit wichtig« AH«, kchaslszweige wie Kohle uns Eisen, Elektrizität und Verlebe ebn Steigerung anfwiesen. Bon einer .Krisis könne man daher in i.hx bedingter Form sprechen. Wie könnte nun die Arbe-ielosigkeil <>»,,», nicht beseitigt) ans ein erträgliches Maß zurückgedrängt werden^ Dz ganze Volk müsse an dem Problem interessiert werden und sich,,n, Notopl r beteilige». WirtschaslSanslräge der Behörden müsse» g„z dein bi. enge» Modus kerausgeboben werden. Tic Einfuhr wichtiger Wirlschastsgüter müsse ausgehalten und der Ve-brav h h» breiten Blasse an überklüssigni Tinge» aus ein M-noe-'imaß r,:i>« gedrückt werde». Tie Topvelperdi.'tierci verdiene nb-mste B> sitng. Die Fervhaltung ausländischer Landarbeiter sei dringn-p wendig. Hebung der Kan'kr-iil des Volkes und damit An-. , stärkeren Verbraitchcs wichtiger Verbrauchsgiilcr wär« scbr vi h-, grüße». Schließlich kämen noc!» llei-nere Maßnahme», wie O b rung eines »cnnien -Schulial-rcs. Heraussctznug der Sckntz'r kjj, Iitgcudliche AtPeitcr lind ailgemciit« Arbcits-citvetkürzuug i>, --«e. lraebl. Reicher Beifall lohnte de» Redner, Arbeitersetrewr -V-m manu heloitle in der Aussprache, daß das Arbeilslo'enproM - rein WirtschaftlickeS, sonder» auch ein sittliches sei, Ter rim litt, losen Selbstsucht der kOiäubigerstaatc», der iiiaiiimc-iüsl'Ai g v a, Belricbsunterucbtiter »-,0 auch der sehr wenig kollegialen H -z eines Teiles der Erweibstäl-gen (Toppelverdictierl sei es ;a r.r- danken, daß die Arbeitslosigkeit beute die nngcbcure Größe - r. den sei, Olein wirtschaftliche Maßiialnncn zur Eindämw»," d > tt-erbslosigleit, auch politische (gesetzgeberische) müßten steh , , Diner als Palliativmitlel eriveisen, wenn nicht zugleich de, .' s. MttS bekäittpst tvsirde. Alle 2!e,suche müßten also gema.bj >: ?- ?, und ans keinen Fall dürsten Verbitterung und Ver-zwei-sp-w - -p, greisen, — Kaplan Dnbul sprach alSda^zr »och über die A - gemeinsebaft „Kinderipabl". die als Präierpatipmitlel geaev zia-lisbische Vewcgitng der „Kinderlreitiide" diene» solle. — A stüitdiger Versi»ni»s»ngsoauer gingen alle mit dem Bewns,;' Hanse, scbr viel aekcriit zi, haben. Farbe», da» inannigsache Kräne schädigend an! das-elbe , Deshalb wird auch der ghsiga-orüche wendische Svrachntil. , - de,, geniischiivrachtoen Pokksschitleti gefordert. tvaS zu ei sprechenden Petition an den Sächsischen Landtag geführt h.,- von Liebe zum Volkstum getragenen Ausführungen ernteten e i > meine» Beifall Anschließend vollzog sich die Ncun-abl des Gesamtvorße M, Da der bisherige Vorsitzende eine Wiederwahl ans beruflichen den strikte ablebnie. die von der Versanimlpng anch anerk-.nnil min. den, wurde an dessen Stelle Kaplan Hornik, Erostwitz. ge äU Das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden verblieb in den Hm i-eit de? Wirtschaftsgehilfen Johann G u d c in Griihschüi.i M Schriftführer stnlgiert WirtschaftSgelnlse Georg Lesel-a» n, Eascritz (bei Erostwitz), Ebenfalls wurde die Nenwabl des Vor standes der Domowina cinoebend besprochen und dahinsaittett.e Ve- schlüsse gefaßt Pfarrer Schewisch ick dankte namens de? OZm.-t dein gewesenen Vorsitzenden für sein« treue und gewissenhafte Arbeit. Weiterhin machte er Angaben über den gegenwärtigen StaiiZ du Sterbekasse. Zdic de» Mitglieder» der De»-owi»a n»d ihren A hörigen zitgäng'g ist und steh aus anfsteigender Linie beweo-. ?ak Schlußwort sprach der neue Vorsitzende, Kaplan Horn i k dreistündiger Diner tvinide die Vcrsammlitna mit dem kaibo!-(->» OKtiste geschlossen "er at der inaktiven D.Itglieder die Herren Müller und Sprenger. Möge Blitz D«r Roman eines Wolfshunde« — ^von S <S. Eoarts Verechtigt« Uebertragung au« dem Englischen von Philipp Berger Copyright bl, Neorg Müller (München). (25. Fortsetzung.) An den exponierten, schneejreie» Stellen zeigte sich der Südhang der Wasserscheide braun gestreift, Moran folgte einem längen Erat, der sich bis weit unter die Baunkgrenze binabschwang: der kahle Kamm hob sich scharf von den Bäumen ab und schob sich wie ein Keil in das saftige Grün des Nadelwaldes. Als er mitten durch das Gehölz marschierte, flogen drei Häher über seinem Kopfe auf, deren unheimliches Eekrächz die Luft zerrifz. Er beobachtete, wie sie sich in eine Lichtung hinab'türzten: ein Adler schwebte majestätisch aus dem Gewölk herab und eine Kette von schwatzenden Elstern flitzte von Baum zu Baum »ach der gleichen Stelle hin. Bon einer hohen Klippe schwangen sich zwei Raben, der eine unter heiserem .Krächzen, während der andere eine Reihe klarer, geilender Pfiffe von sich gab, die jedesmal mit einem plötzlichen Knecks endeten, wie wenn ein scharfer Schlag auf den Schnabel den Pfiff kurz abgebrochen hätte. Nt, ran erriet sogleich, was diese gefiederte Versamm lung bedeutete. Die fleischfressenden Vögel der Berge stellten sich zu einem Schmause ei». In der Lichtung mußte ein Aas liegen. Er bog ab, um die Sache zu untersuchen. Mit schwerem F-lügelschlag entwichen die Aasvögel, als er nahe kam, und protestierten mit heiserer Stimme gegen diese Unterbrechung ihres Festmahls. In der Lichtung lag ein, tote Elchkuh, Nur drei Tiere gab es in diesen Bergen, die einen Elch töten konnten. Der Grizzly, der Verglöwe und der Wolf, Der Umstand, daß der Elch in einer Lichtung lag, schloß die erste Möglichkeit aus. Wenn der Grizzly tötet, wag sehr selten der Fall ist. so beschleicht er sein Opfer nur im dichten, niedrigen Gehölz, um es aus nächster Nähe rasch anzufallen und durch rohe Kraft niederzuhämmern. Der Berglöwe hingegen stürzt sieh auf den Rücken seiner Beute, schlägt seine Klauen tief durch Fell und Fleisch und reitet sein Opfer zu Tode, indem er die Zähne immer tiefer in seinen Nacken eingrübt. Der Augenschein schloß Zweifel betreffs des Täters aus. Die durchbissenen Knieslechsen bewiesen, daß es ein Wolf gewesen war. Die hcrumhüpfenden Vögel hatten die Spuren fast ganz verwischt, aber ein Fleck feuchter Erde hatte sic noch bewahrt. Mora» stieß ein Pfiff der Ueberraschung aus. Er wollte seinen Augen nicht trauen bei der Feststellung, daß ein letzter Erauwolf noch immer in den Bergen sein Unwesen irieb. Aus dem Winter war Moran in den Frühling herab gestiegen. Hier war jedes schneefreie Fleckchen grün und nur an den dunkelsten, geschütztesten Stellen des Gehölzes lagen hohe Schneewächten. Unter munterem Pseifen setzte er seinen Weg fort. Da hatte er plötzlich das Gefühl, daß ihn irgend etwas beobachte — ihn verfolge. Schon oft hatte er versucht, sich über dieses Gefühl Rechenschaft zu geben, das alle Menschen kennen, die viel i» der freien Natur leben. Einmal nennen sie es „Gefühl", einmal „Schlag"; gebildetere Leute bezeich nen es gerne als „Intuition" und führen es auf einen geheimnisvollen und feinen sechsten Sinn zurück, Moran suchte stets nach einer natürlichen Erklärung aller Dixge. Ost wenn er in den Bergen jagte oder umherklotterte, Harle er plötzlich die Emp-silndung. daß Wild in der Nähe sei. Zuzeiten wußte er sogar, was für ein Tier es war, Bär, Elch oder Notwild, wie es sich gerade traf. So oft er dann nachsorschte, fand er entweder eine frische Bären spur oder das warme Lager eines Elchs oder Rehes, wenn das Tier selbst schon weit fort war. Ein starker Geruch schwebt stundenlang über dem verlassenen Lager eines großen Tieres, und aus nächster Nähe vermag sogar die Nase des Menschen den Unterschied zwischen dem Geruch des Rehes und des Elchs zu merken. Dieser Umstand hatte Morans Gedanken vor allem beschäftigt und in eine be stimmte Richtung geführt, bis er sich endlich seine eigene Tbeorie »urechtaeleot Katt«. In grauer Vorzeit wußte der Mensch ohne Zweijel seinen Geruchs- und Gehörsinn ebensogut zu gebrauchet, wie die Tierwelt, sonst häüe er sich nicht am Leben erhalten können. Die langen Jahrhunderte der mangeluben Ucbuiig haben diese Sinne eingeschläfert, hoch bis zu einem gewissen Grade funktionieren sic noch heute. Jeder schwache Gcruch oder Laut — das Knacken eines Zweiges, der ge dämpfte Ton ferner Schritte — zu flüchtig, um eine aua- gesprochene Wirkung auf das Gehirn des heutigen Men schen anszuüben, teilt sich einer Gehirnzelle mit, die nur i» solchen Augenblicken wach ist; ihre Tätigkeit ruft dann jenes vage Gefühl — „Schlag" oder „Intuition" — her. vor, von dem alle Menschen za erzählen wissen, die mit der Natur vertraut sind. Das war Morans Lösung, Und während er durch den Wald schleuderte, hielt er seinen Kopf geradeaus gerichtet, schielte nur etwas nach rechte» und links, um einen augen scheinlichen Beweis sür das Vorhandensein dessen zu iizi- den, was er fühlte. Seine Geduld wurde belohnt, Sem Blick erhaschte eine lange, graue Gestalt, die zwischen den Bäumen dabinhuschte, und dieser kurze Blick genügte, um zu erkennen, daß es rin Wolf sei. In das Gefühl der Genug tuung mischte sich heftige Ueberraschun». Nie hatten die sonderbaren Geschichten von Tieren, die den Menschen nachgeschlichcn wären, Glauben b»i ihm ge- funden. und stets yatte er für derlei Märchen das allzu phantasievolle Gehirn des Neulings in der Natur verant wortlich gemacht. In Gegenden, die von Menschen wenig besucht wurden, hatte sich ihm manchesmal aus reiner Neu glerde ein Tier genähert; er hatte Reh« gesehen, die gam nahe kamen und beim Anblick des sonderbaren Zweifüßler- ausgregt stampften; viele solcher Beispiele hatte er erlebt aber verfolgt werden, das war ihm etwas völlig Neues nach dazu von einem Wolf, der einzigen Kreatur, die deu Meuschengeruch wie die Pest scheut. Es war geradezu un glaublich und stellte alle Ueberzeugungen, die er bin iabrelanae» Studium aewonnen hatte, auk den Koof. lFortjetzung folgt.)
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