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Sächsische Volkszeitung : 25.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192310255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19231025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19231025
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-25
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.10.1923
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Nummer 208 - 22. Jahrgang «mal wöchentl. verugzprei;: 4. Okt.-Woche 888888888 M. Anreisen: Schlüsselzahl derDentschcn Zeitungen: 2888880. Grundpreise: Die eingesp.Petitzeile 88 M„ s. Familien« u. VereinSanzeigen, Gesuche 88 M. Die Petit.Reklamezeile, 69mm breit, 258 M.Ofsertengebühr für Selbstabholer WM. bei Ilebeisendnng durch die Post außerdem Portozuschlag. l'reir siirSiekinrelnummer irooooooo Mark Gejchäjllicher Teil: Joses Fohmann, Dresden Donnerstag, 25. Oktober 1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede »erpflichtung uns Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Aufträgen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFe rn. sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehen« Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion k bis S Uhr nachmittag». Lauptschristleitex: Dr. Josef Albert, Dresdens Tageszeitung für christliche Politik und Kultur e ci auiion u»v EenKüttsstelle: Dresden,Bitstadl 18, K-olbrinflrafie 48 Fernruf 82722 / Postscheckkonto Dresden 14797 MDIim llliS Ml!»Sie M!1 »kl Ami' Ins«Lehm Trust und Verlag: Saxonia « Vuchbrusterel G. m. b. H. Dresden-Altitadt 16, Holbeinstenße 4pz Die Ausgabe des wertbeständigen Geldes Die Nückskhföge der rheinischen Rebeken — Erhebung der reichstreuen Bevölkerung — Die Opfer der Barrikadinstömpfe in Hamburg Berlin, 24. Oktober. <Amtlich.) Die Ausgabe größerer Mengen wertbeständiger Zahlungsmittel beginnt in den näch sten Tagen. Folgende Massnahmen sind ergriffen: 1. Stücke der Goldanlcihe sind «»unterbrochen gedruckt wor» . den, bis vor einiger Zeit aber hauptsächlich grössere Stücke znr Befriedigung der Zeichnungen. Stücke über 1, 2 »nd ü Dollar werde» noch l» dieser Woche In grösserer Zahl zur Verfügung stehen. Ab Ende dieser Woche werden täglich etwa 8 Mil« lioncn Gold mark G o ld a n l c i h c st ü cke hergestellt wer de». 2. Um schon in wenigen Tagen Zahlungsmittel auch über kleinere Beträge in den Verkehr zu bringen, ist sofort die Ver teilung von Zwischen scheine» der Goldanlcihe beschlossen worden, die über eine» Zehntel-, einen Viertel, und einen halben Dollar lauten werden. Der Druck hat bereits bc- gönne». 3. Industriellen Werken, die eine für wertbeständiges Geld geeignete Sicherheit bieten können, wirb nnf Antrag die Geneh migung zur Ausgabe wer«bcstü nbigc » Notgelde» erteilt, damit recht bald § in Tetl deS Lohnes wcr 1 bc - ständig gezahlt werden kann. Die Arbeiten für den Druck der Nentenmarkschcine erleiden durch die geschilderten Massnahmen keine Nnterbrech,ingen, sondern werden mit gleicher äußerster Be- schlciinignng fortgcführt. Berlin, den 23. Oktober 1828, Der Reichskanzler, gez. Dr. Strcsemann. Reick,Sministcr der" Finanzen, gez. Dr. Luther. ReichSwirtschnftSminister, gez. Koeth. Das vkrbs! de« freit» Dcvifcichandkls Berlin, 24. Oktober. Zur Behebung der Schwierigkeiten' bte sich infolge der Steigerung der Devisenkurse und der daraus hervorgehenden Stockung ocS Warenumlaufs ergeben haben, hat d>e Neichsregiening eine Anzahl einschneidender Verord nungen erlassen. Neben diesen Verordnungen betreibt die Rc'chsregierung die Einführung wertbeständiger Z a li- lungsmtttel mit äußerstem Nachdruck. Die gestrige Börse hat wieder ergeben, daß die Devisenkurse lediglich gespro chen werden. Bei der maßgebenden Bedeutung, die die De- Visenkurse für die gesamte innere Berechnung haben, sicht sich die Reichsrcgirrmig ireuerdlngs zu Eingriffen in die Knrssest- sefnmg gezwungen und hat deshalb die Vorschriften der Verordnung stber den Handel mit ansländischen Zahlungsmitteln und Dollar- fchapanweisuikgen zu EinheitSkiirse» mit Veränderungen, wie sie sich a»S den seitherigen Erfahrnngen ergeben haben, auf Grund des ErmächtigungSgesehrs für das ganze Reichsgebiet erneut in Kraft gesetzt. Die Verbreitung durch W. T. B. gilt als Verkündigung. Dke Verordnung soll nur solange in Geltung bleiben, VIS durch ausreichende Versorgmeg der Wirtschaft mit wertbeständi gen Zahlungsmitteln eine Beruhigung ans dem Waren- und Devisenmarkt eingetrcten ist. Die Inhaber der Geschäfte, in denen Gegenstände des täglichen Bedarfs feilgchalten werde», werden für verpflichtet erklärt, ihre Verkaufsräume am Tage während der üblichen Stunden zur Abgabe von Waren offen zu halten und die Ware» gegen B> -ahln»g in duit- scher Reichsmark abzugeben. Ans Znwid-rbandltt! »en aeg.n diese Vorschriften sind hohe Geld- und Freibeit ktrawu oel-t-t, Auster-« dem kamt die Verwaliiings'bchördc di« Schließung dieser Betriebe «mordnvn. Asche««««de» Aüskiidttk» bestni Nachen, 23. Oktober. Im Laufe dcS gestrige» Nachmittags ist cS gelungen, fast alle von de» Sonderbündlern besetzten Ge bäude wieder in deutsche Hände zu bekommen. Der Aufopferung aller Teile der Bevölkerung nnd besonders der gesamten Beamten schaft, der Feuerwehr nnd der Polizei ist die Befreiung Aachens z„ vcr.danken. Das NathanS wnrde von der Feuerwchr ohns Blntvcrgießen In Sturm genommen. Die Sonderbündler fluch- tetcn, ohne Widerstand zn leisten. Einzelne Sonderbündler w»r. den gefnngengenommen. Die Fahnen der sogen. Rheinischen Republik wurden überall unter dem Jubel brr Bevölke rung heruntergerissen. Die Belgier, die sich bei der Gegcnbe- wcgnng völlig neutral verhielten, haben für drei Tage den ver schärften Belagerungszustand über die Stadt ver häng». Bon 5 Uhr abends ab dürfen sich nicht mehr alS fünf Personen zusammen auf der Straße anfhalten. Von 7 Uhr abends bis 5 Uhr früh ist das Betreten der Straßen verboten. Koblenz, 24. Oktober. In Koblrn z ist eS gelungen, die Sonderbündler aus den RegierungSgebänden zu vertreiben. Nach hier cingetrosfenen Meldungen ist auch Rheydt von den Sonderbündlern befreit worben. DaS NathanS ist von französi schen Truppen beseht. Die Sonderbündler haben sich in den Beethovensälrn etabliert. — Nach hier bei den zuständigen Stellen eingetroffenen Nachrichten ging der Plan der Sonderbündler dahin, daß Dorten den Unterrhein, SmeetS den Mittelrheln und MaitheS den Oberrheln übernehmen sollte. In Düren sollte ein militäri sches Oberkommando eingerichtet werden. — Auch in M.-Gladvach wurde die Herrschaft der Sonderbündler gestürzt. Die Menge stürmte das Rathaus und holte unter großer Begeisterung die rot-wciß-grüne Fahne herunter und hißt« die Stadtflagge. Mainz, 24. Oktober. Gestern nachmittag kurz nach 4 Uhr versuchte eine riesige Menschenmenge, die einen Sonderbündler festgenommen hatte, der aber bald wieder entweichen konnte «nd sich in den Ha » p 1 bahnhos flüchtete» in da» Bahnhofsgebäude einzubrtugen, in dem eine große Anzahl Separatisten versammelt war. Die Menge wurde durch die französische G,n- harmerir an diesem Versuche verhindert. Bei den Unruhen tvur,^ den 28 Personen, darunter mehrere schwer verlebt, in bas städtische Krankenhaus cingcliefert. Ferner sind nierTote zu verzeichnen. Mainz, 24. Oktober. In Verhandlungen der Stadt wurden sollende Bewilligungen vereinbart, die nachträglich auch von der BesabungSbehördc genehmigt wurden: 1. Sofortige Entwaffnung der Sonderbündler durch die Franzosen. 2. Die deutfche Polizei bleibt bewaffnet vorläufig in ihren Gebände» nntergebracht. 8. Die Attfrechlcrhaltniig der Ruhe und Ordnung wird vvrlänsig von den Franzosen übernommen. 4. Das Eindringen in öffent liche Grliäude ist den Separatisten untersagt. Gegen die Führer des PutscheS ist von deutscher Seite Haftbefehl erlassen worden. Haler günstiger Protektion der belgischen VesatzungSnrmee riesen die bezahlten nnd bewaffneten Herden im Dienste der rhei nischen Svnderbündlcr die rheinische Republik in Aachen nnd einigen anderen Städten der belgischen Besatzungszone aus, aber auch die Franzosen machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube und verboten in den von ihnen besetzten Städten der Polizei jede bewaffnete Gegenwehr gegen die Putschversuche. In Aachen haben inzwischen deutsche Fäuste die öffentlichen Gebäude wiederum von den Eindringlingen befreit nnd in den anderen Städten wird diese Prozedur nicht lange ans sich warten lassen. Die rheinischen Zeitungen, die ihre Leute besser kennen, als gewisse „Aengstliche" in Berlin beurteilen die ganze Angelegenheit wesentlich ruhiger als diese. Die „Konische VolkSzeiiung" erklärt in einem Artikel, der von grimmigem Humor strotzt: „W-um die rheinische Republik in Aachen anSaerufcn sein sollte, so ist nicht damit gesagt, das; sic nun auch besteht. Sie besteht für die anständigen Menschen im Rheinland nicht; und die anständigen Menschen bilden im Nhcin- lande die Mehrheit, die überragende, dis erdrückende Mehrheit. An die Nachrichten von der Ansnifung einer rheinischen Republik haben wir uns gewöhnt; sie tauchen mit der Regelmäßigkeit der Gezeiten auf und können »ns nicht irre machen." „Allerdings, sagt das Blatt weiter, wenn wir die Hände in den Sckwst legen und wie im November 1918. verblüfft die bunten Vorgänge ans der Straße an nnS vorübergehen lassen würden, hätte» wir unsere Depossedierung als Aufrechte verdient." Es ist mit Sicherheit an- zunehmen, daß dieser ganze Spuk schon sebr bald verfliegen wird, Wenn erst an die bewaffnete Bassermnnnschen Gestalten nnd ihre armseligen Hintermänner die Aufgabe herantritt, die Verwaltung des Nheinlandes in die Hand z» nehmen. Diese Blamage wird für die ganze Sonderbündlgr'bewegnng tödlich sein. Der Aufruhr iu Hamberg Hamburg. 24. Oktober'. Hier iit es zu sehr schweren Zusammenstöße» gekommen. Bel dielen Kämpfen schossen die kuinmnniftischen Ausrührer aus großkalibrigen Gewehren. Besonders der .Kampf nm die Wache 42 in Eimsbüttel war aiißerordcntlich heftig. Die Ausrührer schossen aus den .Häusern, von den Dächern und aus Vorgärten. Soweit bisher bekannt ist. hat die Ordnungspolizei bei ktzelem Vorgehen einen Beamten verlöre»; mehrere wurden verwundet. Gegenwärtig ist die Säubern rgsaktion in Varmbeck im Gange, die den Etirsatz größerer Kräfte notwendig machte. Hamburg, 24. Oktober. Nach der Einnahme der Wache 28 >» Barmbeck trat Ruhe rin. Es zeigt sich jetzt, daß die Kämpfe größere Opfer, als vorerst angenommen war, gefor'iert hatten. Wirf Beamte habe» ln treuer Pflichterfüllung ihr Leb m eingebüßt. Schwer verwundet wurde» 19 Beamte. Die Zahl der Leichtverwundeten steht noch nicht fest. Leider wird sich vie Zahl der Toten noch um zwei weitere Beamte vermehre«», die bei einer in Schisfbcck ringe!eiteten Aktion gefallen i-»d. Von der KrankenkranSportstclle der Polizeibehörde sind mährend des Tages 188 Verletzte und 14 Tote transportiert morde». Etwas Genaueres über die Verluste nnf seiten der Ansrübrcr läßt sich aber ans dieser Zahl. In der auit die Token n»d Ver wundeten der Ordimiigspollzrt cingeecchilct sind, noch nicht fest- stellen. In Barmbeck lebten gegen 4 Mir. In der Bramfelder Straße und gegen st Uhr in der Dehnhelder und i» der Hambnrgex Straße die Kämpfer wieder ans. Es wurde ans Häuer» mid von den Dächern geschossen. Gegen 8 Uhr wurde eine ener gische Gegenaktion bei der Dehnhcide eingesetzt, die zurzeit noch im Gange ist. Das Ergebnis des gestrige» Tages läßt sich i» der Fcststellimg zusammenfasscn, daß es dank der Aufopferung und Tapferkeit der OrdnungSpoltzel gelungen Ist. einen großange legten kommunistischen Putschversuch niederznschlagen. Die Po lizei beherrscht die Lage völlig. Hamburg, 24. Oktober, lieber das Großhamburger Ge- biet ist der verschärfte Brlag « ruugszustand verhängt worden. Jnfolgedelsen darf tn der Zeit von 11 Uhr abends bis h Uhr morgens die Straße nicht betreten werden »nd alle nach der Straße liegenden Fenster müssen geschlossen bleibe». Hamburg, 24. Oktober. Wie verlautet, soll eine Torpedo» bootflot tille im Hamburger Hafen elntreffen, um für die Sicherung der im Hafen lagernde» LebenSmIttelvorräte Sorge zu tragen. Bremen, 24. Oktober. Nach einer Meldung des norddeut schen Landesdienstes aus Vegesack trat die Arbeiterschaft der Dulkanwe rft gestern morgen t» den Streik, und zwar auf Grund einer angeblichen Generalstreikproklamation. Aus den Belegschaften bildeten sich Hundertschaften, die die Tele-- phon-entrale besetzten und die Direktoren unter Aufsicht von Ar beiterführern stellten. Die WerftausgSng« lvurden durch Posten besetzt und Hundertschaften bewachten die VerwaltungSgebäudej. Dw Mitglieder der Hundertschaften wurden auf ihr« Führer ver pflichtet. Auch auf den Bremer Wollkämmereien in Blumenthal ist eS zu Zwischenfällen gekommen. Weiter seien in verschiedenen großen Jndustriewerken Bremen- Arbeitseinstellungen versucht worden. MM Wc» Landtagsfitzung vom 23. Oktober Die gestrige LandlagSsitzung halte ?i» eigenartiges Vorspiel. Mit schmetternder Musik zogen größere NcichSwchrabteiiungen durch Dresden südwärts. Den ganzen Weg der Truppen durch Dresden nmsänmte eine riesige Volksmenge, ww sie Dresden nach dem Kriege in der Tat auf den Straßen nicht mehr gesehen hat. Und sonderbar: Mit Ausnahme weniger Schreier ein festlicher Empfang der Truppen, ein Bekenntnis eine Sehnsucht nach deut scher Wehrhaftigkeit, nach Ruhe und Ordnun g. Die Anarchie in Sachsen ist >a in der Tat sv weit gedieben, daß bis ties in die breitesten Massen hinein nur ein Wunsch nach besteht, von dem Terror der kommunistischen Halbstarken befreit zu werden. Unter der mehr als hundertiausendköpfigen Menge kaum 18 Schreier, die den anrückcnden Truppen Schimpsworte zuriefe». Ein schneller Griff, eine Exekution ans der Stelle, und der Mund dieser Schrei hälse war unter dem Jubel der Menge gestopft, Die Truppe war so gut diszipliniert, wie wir es besser in der Vorkriegszeit nicht gesehen haben. Unter diesem Eindruck scheint auch die sächsische Regie rungserklärung des gestrigen Tages zustande gekommen zn sein. Herr Z e i g n e r pflegt sonst die große Pauke zn schlagen, wenn er etwas gegen Reichswehr nnd ReichSregiernng zn sage» hat. Gestern aber rührte er eine Kindertrommel. Offenbar Hot der stramme Gleichschritt der Truppen sein „pazifistisches" Herz etwas in Wallung gebracht und — auch die spontane Erhebung de? ganzen Volkes gegen den Einmarsch war ansgcbliebcn. Kroch eine Ahnung über die Seele Dr. ZeignerS, daß die schonen roten Tage in Deutschland zn Ende sind, daß nach all dem Leid nnd Jammer und Elend, nach all der Erniedrigung die Sshnsnch! nach Wahrhaftigkeit, »ach Nationalgefühl nnd Nationatbewußtsein so gestiegen ist. daß auch i» den weiteste» Kreisen durchaus der ernste Wille besteht, die furchtbare Schmach der inneren Zer rissenheit von der deutschen Ehre wieder abzuwaschen? He> r Zeigner pflegt bei seiner nervösen lleberreizung auf solche Schwingungen leicht zu reagieren. . . Wie dem auch sei, jedcufnllö entbehrte seine Erklärung der alten „Schärfe und staatSanwalt- lichen Schneidigkeit". Natürlich mußte er auf Befehl der Kom munisten gegen den Einmarsch d?r Truppen protestieren, aber fragt mich nur nicht wie. Um tüchtig polemisieren zu können, stellte er eine Private Acußerung eines Reichs-Ministers, (dessen Rainen er verschwieg), daß der Einmarsch der Reichswehr in Sachsen nur zum Schutze Sachsens gegen Bayern erfolge, der Begründung des Generalleutnants Müller, daß er verfassungs mäßige Zustände in Sachsen wieder Herstellen und aufrechterhnl- ten wolle, gegenüber, nm hieraus einen Angriff gegen die Reichs regierung und den Landeskominandanten zu konstruieren. Eine Dialektik, die, wenn cS gilt, den Gegner anzugreifcn, bei der Aus wahl dgr Mittel nicht gerade sehr zimperlich verfährt. Man halte sich fest; denn Herr Zeigner erklärte, daß lein andere? Land inehr getan habe in seiner Treue zur Verfassung als Sachsen und er erntete dafür — stürmisches Gelächter, Ein Satz dieses sächsischen Ministerpräsidenten muß aber sür spätere Zeiten festgehaltcn werden: Eine grenzenlose Bitterkeit, also svracb der Herr Ministerpräsident, erfülle daS ganze Volk nnd die Regierung in Sachsen, daß im Reiche nur der Beachtung finde, der sich über Verfassung und Ordnung hinwegsctze. Ein Vorwurf, ein Angriff ans die ReichSregiernng von so ungeheurer Schwere, daß in stür- Mischer Erregung ein Ordnungsruf für Herrn D r. Zeigner gefordert wurde. Der Präsident will daS erst nach Einsichtnahme in daS Stenogramm tun. und dann, ja dann kann wir kennen das schon, gerade diese Stelle aus der amtlichen Erklärung verschwunden sein. Im übrigen eine etwa? weinerliche Aufforderung an die Bevölkerung, die Rübe zn bewahren und dafür zu sorgen, daß die Reichswehr keinen Anlaß znm Einschreiten habe. Das erfordere eine großg Entsagung des sächsischen Volke?-, aber so erklärte er emphatisch: „DaS ist nötig, den» w«- sind nnd bleibe» das Voll, werk der Republik". Na, nun wissen wir's ja, was die sächsische Negierung wirklich ist nnd der SlaatSgcriehtshof droht dem, der etwa darüber zu lachen wagt. Man wird sich, wenigsten? solange die Herren Sozialisten nach in der sächsischen Negierung bleiben dürfen — cS kann auch anders kommen — daran gewöhnen müssen, daß alle Regicrunzs- erklär:ngen ein doppeltes Gesicht haben. Das eine Ge sicht, das die Reqieruna zeigt, versucht immer wieder im Schweiße de? Augesill iS sich die Masse der Republik und Verfassung vor dnS Antlitz zu längen. Dos andere aber, da-k- ausschlaggebende und Wahrhaftige zeigt die Fratze der moskowitischen Oberhäupter. ES gibt sicherlich keinen Menschen, der die kommunistische Ingendecke des Landtages ernst nimmt. Aber eines möchte man fast bei ihnen schätzen, nämlich daß sie im letzten Grunde die ungeschminkte Wahrheit cntbüllcn nnd keinen Zweifel an ihren letzten Zieicn lasse». Der Schwerpunkt der jetzigen Negierung beruht in der Zehnuiänncrsraktwi, ocr Kommunistei' und deren Erklärungen sind wichtigec als alle Eiklo:»ngcn der Negierung zusammen, a ich wenn Herr Dr. Zeigner sich noch so sehr bemüht, den Geist der langgelocktcn Moskowiter zu versöhnen. Herr Sicwert von den Kommunisten ist offenherzig, Er verlangt, daß die Regierung zum Ge »ral streik aufruft, daß big Hundertschaften mobilisiert und bewaffnet nnd nur davon abgehalten werden möchten, in einzelnen militäri schen Kämpfen ihre Kräfte zu verzetteln. Nnd Herr Siewcrt ist militärischer Sachverständiger. Während dcS ganzen Krieges hat er sich in mutiger Entschlossenheit in der Schweiz aufgehalten und kehrte nach der sogenannten Revolution, als keine Gefahr für sein teure? Lxben mehr bestand, nach Deutschland zurück. Und jetzt versuchte er sich sehr erheblich militärisch zu betätigen. Er zog eine Feldwebeluniform an, daS war ja nicht mehr gefährlich, schmückte die Heldenbrust mit Orden und Ehrenzeichen gnd versuchte bei der Reichswebrab'eilnna in n,„„>inniem»tter zu spielen. Seine kompaniemütterlichen Fähigkeiten wurden aber doch bald entdeckt und Herr Siswert nahm zu seiner Tapferkeit vor dem Kriege seine Zuflucht: Er brannte durch, um in Grau-, denz bei dem gleichen Betrug erwischt zu werden. Nun wurde eri ^endlich mit drei Monaten Gefängnis wegen Fahnenflucht belohnt-
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