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Abg. Sachse (Soz.) greift den elsaß« lothringischen Bunde»« auSschutz wegen seiner Untätigkeit heftig an. Redner polemift.rt gegen die Darlegungen Lrzberger» gegen Lmmel. Abg. Lmmel (Soz) entgegnet auf die Ausführungen de» Bunde»rat«vertreters Halley, die die elsah-lothringische Regierung nicht entlasteten und verteidigt seine Haltung gegen den vbg. Erzberger. Abg. Behren» (Sirt. Verg.) tadelt da» Borgeheu der Sozialdemokratie, die eine solche Frage dazu benutze, um eine Zänkerei in Szene zu setzen. Al-dann rechtfertigt sich Redne« gegenüber den Angriffen des Abg. Sachse. (Bravo recht» I) Abg. GieSbert» (Zentr.) stellt fest, daß die christlichen Gewerkschaften nach gewtsieuhafter Prüfung keine «eranlafsung gefunden hätten, dem Abg. Behren» ihr Vertrauen zu entziehen. Arbeiterfragen ohne parteipolitische» Interesse zu betrachten sei der Sozialdemokratie nicht möglich. (Bravo im Zentrum, Unruhe bet der Sozialdemokratie.) Abg. Erzberg'er (gentr.) wendet sich nochmal» gegen den Adg. Emmel, der ja selbst seinerzeit im elsatz-lothrtnaschen Landes ausschuß geselle» habe. Wo denn seine damaligen Anträge tu der «ergarbeitersrage seien? (Hört, hört!) Herr Lmmel Wiste anscheinend um V Uhr nicht mehr, wa» er um 3 Uhr gesprochen habe. Redner verliest dabei den vom Abg. Emmel vorher in Abrede gestellten Passus au» dem Stenogramm. Gegenüber den Konservativen be dauert er, daß keiner von ihnen zu der zur Debatte stehenden Frage da» Wort genommen habe. (Bravo I im Zentrum.) Nach kurzen Ausführungen der Abgg. Sachse (Soz.) und Emmel (Toz.), sowie Pauli (kons.) (letzterer stellt fest, daß die Kreuzzeitung kein führende» Organ der Konservativen istj (Heiterkeit), wird der Antrag de» Zentrum« gegen die Stimmen der Kon servativen, Nationalliberalen und Freisinnigen angenommen, ebenso der sozialdemokratische Antrag. Da» Hau» vertagt sich hierauf auf Mittwoch 1 Uhr. Kleine Vorlagen. Schluß 6 Uhr. Politische Rundschau. Dresden, den 2V. April 1908. — Ter Kaiser auf Korfu. Der Kaiser hörte am Mon tag nachmittag die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts v. Hülsen-Häseler und des Geh. Negierungsrates v. Berg aus dem Zivilkabinett. Zum Diner im königlichen Palais waren auch der österreichisch-ungarische Admiral und die Kommandanten geladen. Im Verlaufe des Mahles brachte .Köitig Georg das Wohl der Kaiserlichen Majestäten aus. Der Kaiser erhob hierauf sein Glas und trank auf die Ge sundheit und das Wohlergehen der griechischen Majestäten. Ter Kaiser verlieh den österreichischen Marineoffizieren mehrere Auszeichnungen. Zur Abendtafel am Dienstag im Achilleion waren die Kronzprinzessin von Grieä^enland, der österreichisch-ungarische Admiral und die drei Schiffs- kommandanten geladen. Zn den kinematographischen Vor führungen, die nach der Abendtafel stattfanden, wurden weitere österreichische -Offiziere hinzugezogen. — Zur Einweihung der Hohkönigsburg am 13. Mai wird der Vundesrat eine Deputation entsenden, ioelche aus dem bayerischen Gesandten Grafen v. Lerchenfeld, dem sächsischen Gesandten Grafeil Vitzthum v. Eckstädt, dem badischen Gesandteil v. Berckheim und dem braun- schlveigischen Bevollmächtigteil Geh. Negierungsrat Boden besteht. Auch das Neichstagspräsidinm wird sich zur Ein weihung begeben. — König Gustav Adolf von Schweden trifft am 3l. Mai znni Besuche des Berliner Hofes ein. — Die „Vossischc Zeitung" veröffentlicht den Wahl aufruf der drei Parteien der bürgerlichen Linken, der die bekannten Wünscl>e des Linksliberalismus enthält und znm Schluß die Notwendigkeit ausspricht, die Uebermacht der konservativ-klerikalen Partei in Preus^en zu brechen. — Matrikularbeitriigr. Dem Reichstage ist eine Be rechnung der zur Deckung der Gesamtausgabe des ordent- lichen Etats aufzubringenden Matrikularbeiträge zngegangen. Danach sind insgesamt für 1903 erforderlich 31813602?) Mk., inr Etat für 1907 sind angesctzt 290.798 225 Mk., mithin sind für 1908 mehr aufzubringcn 27 737 800 Mk. Auf Preußen entfallen 196 893 383 Mk. für 1908 (gegen 1907 mehr: 16 978 203 Mk.), aus Bayern 32 776-104 Mk. (mehr: 2904 187 Mk.). auf Sachsen 23 797 012 Mk. (mehr: 2 072 877 Mk.). auf Württemberg 11 807076 Mk. (mehr: 1043 408 Mk.). Selbst der kleinste deutsche Bundesstaat Schaumburg-Lippc mit seinen 44 992 Einwohnern hat gegen 1907 noch ein Mehr von 20 497 Mk., insgesamt 237 739 Mk. aufzubringcn. — Der Fall Enlenburg. Fürst Eulenburg hat, wie die Münchener Telegrammkorrespondenz meldet, gegen die Zeugen Riedel und Ernst im Münchener Hardenprozeß Strafanzeige wegen Meineids erstattet. Hierdurch werden aber die Schritte der Berliner Staatsanwaltschaft gegen den Fürsten nicht beeinflußt werden. - Der Freisinn für die indirekten Stenern. Was die Resolution Mommsen auf dcm Frankfurter Parteitag schüchtern andeutete, das tritt mit jcder Woche deutlicher hervor: Der Freisinn wird die Reichsfinanzreform machen und er wird auch eine Menge indirekter Stenern annehmen, wenn er nur eine kleine „liberale Anstandssteuer" erhält, um dem Volke seine Uneutwegtheit zu dokumentieren. Die freisinnige Presse bereitet schon ans diesen neuen Unfall vor: so meint jetzt die „Voss. Ztg.": Der Standpunkt derjenigen Politiker, die lediglich die indirekten Steuern erhöhen und vermehren wollen, ist unhaltbar . . . , Aber daß 600 Millionen Mark jährlich mehr als bisher aufgebracht würden, ausschließlich durch direkte Steuern, sei es vom Einkommen, sei es vom Vermögen, ist eine ebenso verkehrte und unan nehmbare Forderung. Eine solche Forderung ist auch von der bürgerlichen Linken niemals aufgestellt und vertreten worden." Also auch hier wird bereits daS Rezept des Herrn v. Payer befolgt: wir unterwerfen uns, damit wir nicht hinausgeworfen werden. Der Freisinn muß also eine Menge indirekter Steuern mit den Konservativen schaffen. Da entsteht für das Zentrum die große Aufgabe, zu ver hindern. daß diese Steuerlast auf die schwachen Schultern gelegt wird. SS gibt eine ganze Reihe von indirekten Stenern, welche die besitzenden Kreisss heranziehen; wir wissen von einem bekannten Zentru.i Subgeordnclen. daß er drei Projekte fertig ausgearbeitet hat. um dem Reiche die erforderlichen Mittel zu geben, die für die Zukunft immer reichlicher fließen werden und die armen Volksschichten nicht belasten; es handelt sich hierbei um ein Mittelding zwischen direkten und indirekten Steuern. Für diese Projekte, groß zügig angelegt, ist auch eine große Mehrheit im Reichstage sicher, sobald das Zentrum für dieselben stimmt. Aber die Lösung der Reichsfinanzreform soll ja eine Aufgabe des Blocks bleiben; man will gar nicht alle Parteien für dieses schwierige Werk gewinnen; dem Zentrum kann es freilich nur angenehm sein, wenn eS nicht herangezogen wird; dann kann der Block einmal seine Finanzkünste zeigen. — Gegen die Vertagung der Reichstagssession und für den Schluß spricht sich die „Kreuzzeitung" aus; sie meint, daß kein Grund hierfür vorliege. In der Konrmission be fänden sich diesmal nur die Vorlagen über Sicherung der Bauforderungen, Viehseuchen, große Gewerbeordnungs novelle und Maischbottichsteuer. Und die zum Teil noch nicht einmal allzu weit fortgeschrittenen Vorarbeiten zu konservieren, verlohne sich kaum. Wenn in der nächsten Session die Kommissionen in derselben Weise wie jetzt zu sammengesetzt würden, bleibe auch das bisher von ihnen erzielte Ergebnis erhalten, und es brauche nur dann pro kormn noch einmal von vorn angefaugen zu iverden. Für die Erledigung der zu wiederholenden ersten Lesung könnten zwei bis drei Sitzungstage ausreichen. Demgemäß könnte das Blatt sich nur dahin aussprechen, daß diesmal die Session regelrecht geschlossen werden möchte, damit der Zu stand der Vertagung nicht schließlich zur Regel würde. Diese Auffassung ist falsch. Im Vorjahre lag gar kein Grund zur Vertagung vor; jetzt ist es anders. Der Bauforderungs- entwurf ist in der Kommission so gut wie fertig; die Vieh- senchennovelle ist über die Hälfte fertig, die große Gewerbe ordnungsnovelle ist schon um ein gut Teil vorangekommen. Wenn da geschlossen wird, haben die Kommissionen umsonst gearbeitet. Aber es tritt noch hinzu, daß die Teuerungs zulagen im Herbste auf die Gehaltsvorlage angerechnet werden sollen; das ist nur möglich, wenn die Session ver tagt wird; sollte sie geschlossen werden, so halten wir eine solche Anrechnung für ausgeschlossen. Wie wir erfahren, soll auch in: Bnndesrate die Neigung vorhanden sein, die Session ans diesen Gründen zu vertagen und zwar bereits am 7. oder 8. Mai. — Gleichheit vor dem Gesetze, lieber den „Besuch" des Kriminalkommissars v. Treskow beim Fürsten Eulen- bnrg, der übrigens schon vor drei Monaten stattgefunden haben soll, teilt die „Neue Gesellsch. Korresp." mit: „Ter Kriminalkommissar Hans v. Treskow erhielt den Auftrag, im Namen seiner Vorgesetzten Behörde anznfragen, ob sein Besuch dem (des Meineids verdächtigen) Fürsten Eulenburg genehm sei. Die Antwort lautete bejahend. Kriminal kommissar v. Treskow hatte den Befehl von seiner Vorge setzten Behörde, bei seiner Mission gesellschaftliche Formen zu wahren, wie sie sonst tvohl bei kriminellen Ermittelungen so schwerwiegender Art noch nie üblich gewesen sein dürften. So kam es, daß ein Kriminalkommissar gezwungenermaßen die Gastfreundschaft — Speise, Trank und Unterhaltung — eines Mannes genießen mußte, mit dem sich nach dem Er gebnisse des Münchener Harden-Prozesses ein Preußischer Offizier schwerlich an einen Tisch setzen würde." — Wir können nicht annehmen, daß sich der „Besuch" dergestalt zugetragen hat, weil sonst das Volk das Vertrauen zur Rechtsprechung verlieren müßte. Wir erwarten daher auch eine amtlick-e Richtigstellung. Die Angelegenheit hat schon so viel böses Blut in den weitesten Volkskreisen gemacht, daß es im höchsten Grade befremdlich iväre, wenn dieser Zündstoff auf solche Weise noch vermehrt würde. — Von einem Gcgenblock suchen namentlich national- liberale Blätter immer ihren Lesern vo-zuspcechen und Zentrum und Sozialdemokratie als Berbündete darzustellen. Diese Behauptungen sind rundweg erlogen. Der Block soll froh sein, daß ein solcher Gegenblock nicht besteht; denn wenn Zentrum und Sozialdemokratie durch ganz Deutsch- land hindurch Hand in Hand gehen möchten, dann würden beide Parteien weit über 200 Mandate erhalten. Aber das geschah bisher nicht. Je öfter aber der Liberalismus von einem solchen Gegcnblock redet, desto mehr wird der Gedanke eines solchen Kampfes gegen den gemeinsamen Gegner propagiert werden. Dabei aber passiert den Liberalen daS Mißgeschick, daß sie z. B. in der Börsenfrage selbst zngeben müssen, daß Zentrum und Sozialdemokratie sehr weit auseinanderstehen; das Zentrum hat gegen das Börsengcsetz gestimmt, »veil es dem Spiet, namentlich dem Getreideterminhandcl, zu viel Freiheit gab; die Sozial- donivkratie aber lehnte das Börsengesetz ab. weil ihr dieses noch zu wenig Freiheit für die Börse brachte. Tatsache aber ist, daß in der Frage des Gctrcideterminhandels Konservative, Bund der Landwirte und Sozialdemokraten Hand in Hand gegangen sind. Einige liberale Blärter bezeichnen diese unsere jüngste Behauptung als „glatt erlogen"; die Abstimmungsliste vom 7. April 1908 beweist klar, daß die liberalen Blätter schwindeln; nur Zentrum und Polen stimmten für ein glattes Verbot des Termin handels in Getreide; die Rechte aber stimmte mit den Sozialdemokraten für die Ausnahmen, die das Verbot nahezu anfheben. Mag daher Singer noch so sehr auf die Freisinnigen die Schuld Wersen, iin Börsengesctz hat der Bund der Landwirte seine Vergangenheit verleugnet, wie das der Abg. Herold im Reichstage schon nachgewiesen hat. Gerade die Tatsache, daß hier das Zentrum für das beliebende Gesetz, die Rechte und die Sozialdemokratie aber für die Ausnahmen cintraten, beweist am deutlichsten, daß e.u Gegenblock nicht besteht. Oefterreich-Ungar«. — Im österreichischen Hcrrenhause brachte Graf Thun eine Interpellation namens der Rechten ein. in der auf das gerichtliche Erkenntnis über die Wahrmundbroschüre hingewiesen wird, das feststellt, daß eine Verspottung und Herabwürdigung der katholischen Kirche beabsichtigt war, weshalb die Interpellanten zn der Ueberzeugnng ge langten, daß Wahrmund als Professor des Kirchenrcchtcs nicht an seinen: Platze stehe. Die Interpellanten verlangen von der Regierung Verfügungen, die ihrer Ueberzeugnng und ihrem Gewissen Rechnung tragen, andernfalls müßten sie bet der Abstimmung über das Budget die unvermeid lichen Konsequenzen ziehen. — Die Jrredentisten von Trient unternahmen am Sonntag einen neuen Vorstoß gegen die deutschen Sprach gebiete, indem die Loga nazionale einen Ausflug nach dem bedrohten Eichholz veranstaltete. Auf dem Wege wurden mehrere Personen angerempelt, mehrere Fenster singe- schlagen, einige Frauen angespieen und die deutschen Ein« tvohner beschimpft. Die Behörden hatten Vorkehrungen ge troffen, um einen blutigen Zusammenstoß zu verhindern. Zwischen die beiden Parteien wurden Gendarme mit aus gepflanzten Bajonetten gestellt, während der Bezirks- ihauptmann mit den Jrredentisten wegen ihres Al^uges verhandelte. Gegen 5 Uhr zogen diese dann ab. Jt«l en. — Der frühere Sekretär ZanardelliS veröffentlicht ein Schreiben, in dem er ausführt, die Frage der einstigen Be setzung von Tripolis durch Italien sei für die Diplomatie bereits gelöst. Sowohl Frankreich und England, wie auch Deutschland und Oesterreich 'hätten zugestanden, daß Italien diese Befugnis habe, sobald es den Augenblick für ge kommen erachte. Was Deutschland betreffe, so habe dieses nur unter großen Schwierigkeiten und nur aus Rücksicht auf die Verlängerung des Dreibundes zugestimmt. Bulgarien. — Die Polizei in Sofia hat bei einem Waffenbändler namens Tufektschtew 13600 Rubel in 600- und lOO Rubel- scheinen gefunden, die, wie die Untersuchung ergab, von dem Diebstahle in der Tistiser Bank herrühren. Tafelt- schiew gestand, die Summe von armenischen Revolutionären erhalten zu haben, denen er für 20 000 Rubel Bomben, und Explosivstoffe geliefert hat. Marstks. — Die Nachricht von der Ermsrduug Naisulis ist» wie das Reutersche Bureau aus Tanger meldet, vollkommen unrichtig. NsrAamerika. — Präsident Rooscvelt hat eine schwere Niederlage er litten; von seiner Flottenvorlage sind ihm rund 50 Prozent abgestrichen worden; die Union baut statt 4 Schiffen nur 2 im Jahre. Aber in Amerika fällt es nun niemanden ein, die Mehrheit des Kongresses als antinational zu bezeichnen; dieser Unfug besteht nur in Deutschland. Sächsischer Landtag U. Dresden, d^n 29 April 1968 Erste Kammer. In Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer wurden heute die Kapitel des ordentlichen Etats, Unfall- und Jnvalidenversicl>ernng und Statistisches Landes amt, Bergakademie zu Freiberg, Allgemeine technische Zivecke und Jmmobiliar-Brandversichernngsbeiträge, Voll ausbau der Betriebselektrizitätswerke für die Leipziger Bahnhossanlagen und Polizeidirektion zn Dresden be treffend, einstimmig angenommen. Mit derselben Ueber einstimmung wurden zur Ertverbung eines Bauplatzes und Errichtung eines Neubaues für das Gymnasium zn Plauen 200 000 Mark als erste Baurate bewilligt. Die Petitionen des Zentralverbandes der Zivilmusiker und des Musik- Verbandes des Königreiches Sachsen in Dresden wegen Freigabe des Sonntages vor Weihnachten und des Sonn tages Judica zu öffentlichen Tanzmusiken läßt die Kammer auf sich beruhen und die Petition des Professors Dr. Gust. Hoffmann in Dresden wegen Festlegung des Osterfestes überweist sie der Negierung zur Kenntnisnahme. Zweite Kammer. lieber die Kapitel des Rechenschaftsberichtes für 1904- 1907, Universität Leipzig, Technische Hochschule Dresden und evangelische Kirchen betreffend, erstattet namens der Nechenschaftsdeputation Abg. Schmidt (kons.) Bericht. Die zn verzeichnenden Etatüberschreitungen werden nach träglich einstimmig genehmigt. Abg. Dr. Seetzen erstattet den Bericht der Finanz- depntation über die Kapitel des ordentlichen Etats, Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealfclmlen und Real schulen, sowie Seminare betreffend. Die Deputation bean tragt, die für diese Schulen im Etat eingestellten Ein nahmen zn genehmigen und die Ausgaben zu bewilligen. Weiter beantragt sie, zn den von der Negierung vorge schlagenen Grundsätzen für die Gehalte der Rektoren und Lehrer, die Zahl der ständigen Stellen und das Schulgeld an den Realgymnasien, für welche Unterstützung gewährt wird, sowie zu den Grundsätzen für die Gehalte der Direk toren und Lehrer an den Realschulen, soweit solche Staats« Unterstützung erhalten, die Zustimmung zu erteilen, endlich die Petitionen der Vorstände des sächsischen Gymnasial-, Nealgymnasial-, Nealschullehrcr- und dergleichen Vereine der Regierung zur Kenntnisnahme, die Petition des Ge meinderates zu Blasewitz, insoweit sie auf Gewährung der bei Realschulen üblichen Unterstützungen für das Real gymnasium (in der Entwickelung) zu Blasewitz gerichtet ist, der Negierung zur Kenntnisnahme zu überweisen, im übrigen aber ans sich beruhen zn lassen und die Petitionen der Seminardirektoren, der Vereinigung der akademisch und nicht akademisch gebildeten Seminarlehrer, Gehalts- Verhältnisse nsw. betreffend, ebenfalls der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Staatsminister Dr. Beck dankt der Deputation für das der Lehrerschaft entgegengebrachte Wohlwollen. Hin sichtlich der Ferien bemerkt er, daß die Ferien der lw-heren Schulen möglichst mit dem ersten Teile der Gerichtsferien zusammenfallen sollen. Jnbetreff der Volksschulfcrien soll die Regelung dem im nächsten Landtage von der Negierung vorziilegendcn Volksschulgesetze Vorbehalten. Auch alle übri gen Wünsche sollen dann möglichst Verwirklichung finden. Abg. Dr. Nühlmann (nat.-lib.) tritt, nachdem er der Deputation für die sorgfältige und wohlwollende Be handlung der Materie gedankt, für die in den einzelnen Petitionen niedergelegten Wünsche mit Wärme ein. Redner spricht sich dafür ans, daß es angezeigt erscheint, das Schill jahr vor Beginn der großen Ferien (die Sommerfcrien mit den Herbstferien zusammengelegt) zu schließen, gleichwie es in Oesterreich und den süddeutschen Staaten der Fall ist. Ferner schlägt er vor, dom Probejahre der in die Praxis eintretendcn Lehrer an den höheren Schulen ein Seminar jahr Vorauszuschicken. Auch seien dieselben nicht als Stun- denlohrer zu verwenden, sondern zu pädagogischen Hebun gen heranzuziehen und erst im zweiten Jahre ihre Aus bildung durch praktischen Unterricht zu vervollständigen. Diese Hebungen mühten unter Anleitung erfahrener Fach- genossen stattfinden. Dann werde es sich zeigen, ob ein sol cher Lehrer für den Unterricht an den höheren Schulen ge-