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Leipzig. In der Nacht vom Sonntag zum Montag früh in der 4. Stunde wurde im Rosental in der Nähe der großen Wiese ein Passant aus einen Mann aufmerksam, der dort aus einer Promenadenbank angebunden war. Nachdem er dem scheinbar Halberstarrten geholsen hatte, verständigte er die Polizei, welche die Uebersührung des Mannes, eine» in der Liebtgstratze wohnhaften und bei einem Fleischermeister im Markthallenviertel in Stellung befindlichen 19 Jahre alten Gesellen, mittel» Rettung«, wagen» in da» Krankenhaus veranlaßte. Der Fleischer gab an. daß er in der zweiten Morgenstunde von L.-Gohlis kommend, plötzlich von einem größeren und stärkeren Manne, der ihn im Rosental überholt hatte, niedergeworsen. nach der Bank geschleppt und dort angebunden worden sei. Hieraus habe der Fremde ihm einen Knebel in den Mund gesteckt und ihn seiner Barschaft beraubt. Die seiten» der Kriminalabteilung aufgenommenen Recherchen haben er- geben, daß der Fleischergeselle in dem Geschäft seine» Meisters einen größeren Betrag einkassierter Gelder unter schlagen und zur Verdeckung dieser Veruntreuung den Raub- anfall fingiert hat. Nachdem er erst beharrlich geleugnet, hat der Fleischergeselle seinen Schwindel eingestanden. Olberßderf, 21. November. In dem Kohlenbergwerk «Germania" ist der Bergarbeiter Wilhelm Alfred Tilch heute nachmittag tödlich verunglückt. Ptru«, 21. November. Lin Hauptgewinn von 25000 Mark der 18. Dölkerschlachtdenkmal. Lotterie fiel in die Kollektion von Wilhelm Vage hie». Der glückliche Ge- winner ist ein Arbeiter au» dem nahen Mügeln, der da» Lo» mit noch einem Kollegen gespielt hat, so daß jeder die ansehnliche Summe von 12600 Mk. ausbezahlt bekommt. Plauen, 22. November. Bet der gestrigen Stadt- verordnetenwahl siegte die Liste der freien Vereinigung von Bürgern aller Berufsstände über die Liste der Frei sinnigen. Die Liste der Sozialdemokraten ist ebenfalls unterlegen. Plaue«, 21. November. Der Weber Glück in der Mozartstraße schoß sich mit einem mit einer Kugel und Wasser geladenen Revolver in den Mund. Dem lungen- kranken Mann wurde der Kopf zerrissen und da» Gehirn umhergeschleudert. — Der Stickerstreik, der vor drei Wochen begann, ist heute beendet worden. Alle noch im Ausstande befindlichen Sticker und Arbeiterinnen haben die Arbeit wieder ausgenommen. Reichenbach i. B.. 21. November. Im dem au» München früh gegen 2 Uhr hier ankommenden D-Zug wurde am Sonnabend eine Dame überfallen. Ein 19 Jahre alter Arbeiter au» Zeuthern in Baden, der sich mit ihr allein im Toupee befand, würgte sie am Halse in der Ab sicht, sie zu berauben. Aus die lauten Hilferufe der Dame wurde der Bursche sestgenommen. Er scheint geisteskrank zu sein. Die Tat verübte er, als der Zug hier eintraf. — Ein Geschirrsührer der Burgyschen Mineralwasserfabrtk verkaufte gelegentlich einer Fahrt «ach Falkenstein Roh und Wagen und verduftete. Der Mann kennte noch nicht ermittelt werden. Taucha, 21. November. Schwere Brandwunden im Gesicht trug in der chemischen Fabrik der in Eilenburg wohnhafte 36 Jahre alte Arbeiter Liebe davon, indem au« einem der Apparate, in dessen Nähe er arbeitete, plötzlich flüssiger Teer ausströmte. Der Verunglückte wurde sofort in da» Leipziger Stadtkrankenhaus übergeführt. Zittau, 21. November. Die 34jährige Frau de» Klempnereiwerkführers Kraul, die seit einiger Zeit nerven leidend war, verletzte Montag nachmittag in einem Anfalle von Geistesgestörtheit ihren elfjährigen Sohn durch einen Schutz in den Kopf. Hierauf erschotz sich die Frau selbst. Graslitz, 20. November. Dieser Tage waren der Frach ter Scherbaum und sein Sohn mit dem Gespann beim Bahngüterschuppen: ihnen gesellte sich der Frachter Sattler zu. Als ein Finanzbeamter auf der Rampe vor den: Pferde knapp Vorbeigehen muhte, fragte er den Scherbaum, ob das Tier nicht beiße, worauf Sattler antwortete: „Der Lump beißt nicht!" Darüber geriet Scherbaum in solche Wut, daß er Sattler mit dem Peitschenstocke so lange bearbeitete, bis er schwerverletzt zu Boden sank. Dann fiel er über feinen Gegner her und brachte ihm mit dem Messer eine solche Stichwunde in den Bauch bei, daß die Gedärme her austraten und Sattler in das Krankenhaus geschafft wer den mußte. Zwischen beiden Frachtern herrschte seit langem Feindschaft. Gemeinde- und Vereinsuachrichten. * Dreßde«. Neunte kirchliche Mustkaufführung in der Garnisonkirche zu Dresden - Albertstadt (kath. Teil) am Sonntag den 27. November nachm. 4 Uhr. Zur Aufführung gelangt die Romanische Sinfonie für Orgel von CH. Widor (zum ersten Male), ferner Fr. Liszt, Psalm 137 für Sopransolo, Harfe, Violine. Orgel und Frauenchor; Lassen, Ed., «Josephs Garten" für Mezzo sopran, Tenor, Baß, Harfe und Orgel, sowie Solo- und Chorgesänge. ' Querfurt, 20. November. Ein langgehegter Wunsch der Katholiken unserer Stadt nnd Umgegend wurde heute erfüllt durch die Einweihung der neuerbauten katholischen Kirche. Zu einer reizvollen Gruppe mit dem Psarrhause zu- sammengefaßt, enthält sie einen Raum für etwa 700 Personen. Die Architektur ist, anlehnend an den Charakter der thüringer Landkirchen in spätgotischen Formen gewählt, da» ganze Aeußere in einheimischen Kalkstein und Nebra- sandstein auSgeführt. Der Entwurf zu Pfarrhaus und Kirche stammt von dem durch seine kath. LÄrchenbauten in Torgau, Zinsendorf. Droyßig usw. bekannten Architekten Clemens Lohmer in Leipzig-Gohli». § DreSdeu Löbta«. Sonntag den 20. November hielt der kath. Geselligkettsverein «Leo" seine diesjährige Generalversammlung ab. E» wurde von allen Anwesenden der Antrag auf Umwandlung de» Vereins in einen Bo nt- fatiuSsammelverein unterstützt. SatzungSgemätz kann diese Umwandlung nur in einer zu diesem Zwecke ein- berufenen außerordentlichen Generalversammlung geschehen. E» findet au» diesem Grunde Sonntag den 27. November abends 8 Uhr im Restaurant .Reichskeller' eine außer- ordentliche Generalversammlung mit der Tagesordnung: Umwandlung des Geselligkeit-Vereins .Leo" in eiu.'N Boai- fatiuSsammelverein statt. DaS Erscheinen aller Mitglieder ist dringend nötig. 8 Schirgitwalde. (Volksverein für das kathol. Deutschland.) Am Sonntag den 27. November abends 6 Uhr im Hotel «Weintraube" Versammlung mit Vortrag des Herrn Pfarrers Bodenburg aus Meißen über „Treue und Einigkeit". Recht zahlreiche Beteiligung dringend er beten. 8 Aus der Südlausitz. Zu den sechs schon länger be stehenden Ortsgruppen der Textilarbeiter sind kürzlich zwei neue Ortsgruppen hinzugekommen. Auch der christ liche Holzarbeiterverband hat einige Zahlstellen errichten können. Es geht zwar langsam, aber stetig vorwärts. Es ist begreiflich, daß die „alleinigen" Arbeiterinteressenver- treter. die „Genossen", recht schlecht auf dieses Vordringen zu spreche» sind, und daß sie alles daransetzen, das Vordrin gen der Christlichen zu hindern und sie selbst zu den ver werflichsten Mitteln greifen, ihre Kollegen selbst brotlos zu machen. Ein solcher Fall ist in Hirschfelde an einem christlichen Bauhandwerker versucht worden. Dort hatten die „Genossen" bereits abgestimmt, daß sie nicht mehr mit dem Christlichen zusammenarbeiten wollten. Es bleibt da bei: Willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein. Doch ohne Kampf kein Sieg, und im Kampfe wird der Mensch gestählt. Deshalb hochgehalten die christ lichen und nationalen Ideale, ihr südlausitzer Arbeiter und Arbeiterinnen! j. Neues vom Lage. Hamburg, 21. November. Ein heute vormittag von der Hamburger Feuerwehr unternommener Versuch hat ergeben, daß es möglich ist, den Erdgasbrand in Neuen- gamme zu löschen. Es wurden schräg gegen die Ausström öffnungen Wasserstrahlen mit acht Atmosphären Druck ge schleudert, wodurch sich das Gas mit Wasser vermischte, so daß es unentflammbar wurde. In den nächsten Tagen sollen Vorkehrungen getroffen werden, um das Gas zu spä terer Verwertung abzufangen. Bis dahin läßt man es weiterbrennen. Saigon, 22. November. Heftige Regengüsse sind in der Provinz Ouang-Ngai in Annam niedergegangen und haben große Verheerungen angerichtet. Mehr als 1000 Menschen sind umgekommen: 400 Barken sind verloren. Telegramme. Paris, 22. November. Auf der Sekundärbahnlinie von Marat nach Maleskerbes wurden gestern die Drähte der Signalscheiben durchschnitten. Bei Brest wurde gestern abermals eine Telegraphenleitung zerstört, indem eine Te legraphenstange durchgesägt und gefällt wurde. Dijon, 21. November. In der letzten Woche wurde die Gedenktafel des Denkmals, das zu Ehren der gefallenen Offiziere und Soldaten des Pommerschen Jnfanterieregi mentes Nr. 61 auf der Ebene von Pouilly-les-Dijon errich tet worden ist, mit niehreren Revolverschüssen durchlöchert. Die Gemeindeverwaltung wird für die Wiederherstellung des Denkmals Sorge tragen. Tonypandy, 22. November. Die ausständigen Bergarbeiter hielten die ankommenden Züge an und durch suchten sie. um den Zuzug auswärtiger Minenarbeiter zu verhindern. Die Unruhen haben sich Montag abend wieder« holt, da die Ausständigen sich des Bahnhofes zu bemächti« gen suchten und die Schutzleute mit Steinen bewarfen Weil diese nicht allsreichten, ließ man Militär kommen, dessen bloße Anwesenheit einen beruhigenden Einfluß aus übte. Einige Journalisten, die den Ausständigen folgen wollten, wurden von den mit Knütteln bewaffneten Schutz leuten mit Gewalt daran gehindert. Die Straßen waren um DH Uhr früh gesäubert. 6 Schutzleute wurden ver wundet. Es sind zwei Verhaftungen vorgenommen worden. Petersburg, 21. November. Der Verweser des Ministeriums des Aeußeren Sassanow ist zum Minister des Auswärtigen ernannt worden« ! > f'^El Petersburg, 21. November. Nach einer TeLW, nisfeier für Tolstoi in der Universität fuhren 3000 Stu denten vor das Gebäude des Heiligen Synods, um eine Demonstration zu veranstalten, wurde aber von der Polizei daran gehindert. In Moskau werden die Lutheraner. Juden und Mohammedaner Gedächtnisgottesdienste für Tolstoi abhalten. Astapowo, 22. November. Das Sterbehaus Tolstois soll auf Anordnung der Direktion der Rjäsan-Uralbahn ge räumt werden, um als Tolstoimuseum eingerichtet zu werden. Kunst. Wissenschaft und Vorträge. s LreSde». Konzert Helga Petri und Egon Petri, KünstlerdauS, Freitag den 18. November, Zwei musikalische Kinder musikalischer Eltern vereinigten sich zu einem Konz « te, da? auch jene befliedigen mutzte, die vielleicht nur vom Namen d-Künstler- familie angezogen, gekommen waren. Helga Petri» klimme ist zwar, weil jung, klein, aber sympathisch, die Atemlechnik wohlgebildet, die Dynamik natürlich. Eine kleine Indisposition wu-de von der Sängerin geschickt verdeckt. Egon Petri« KlavierteLnik ist wohl- gebildet und nach dieser Seite ihm ein Platz in gleicher Front mit den Ströhen unserer Stadt, sogar unserer Zeit, gewiß. Aber die Kunst zu erwärmen, zu rühren, zu erschüttern, auch ohne donnernden Anschlag auf dem Stetnwayflügel, ist einigen andeien mehr gegeben. Die Zeit und musikalische Erfahrung find da für jede» Talent die besten Lehrmeister. 8obr. I Eb«««itz. Die Sprechtondichtung »DaS große Narren» sjptel*. Dichtung von F. E. Köhler-Haussen. Muslkoon Paul Colbertz für große» Orchester und gesprochenen Text erlebt die Uraufführung in einem Abonnementskonzert der städtischen Kapelle am 26. November im Kaufmännischcn BereinShause. In Dresden erfolgt die Aufführung de» für den Konzertsaal durch aus neuartigen Werke» tn dem großen Konzert Paul Colberg« im VerrinShau» am 2. Dezember. I DreSde«. Konzert-Mitteilungen der Firma H. Bock Prager Straße S: Vereinigung der Musikfreunde. II. großes Sin- fonie-Konzert, Solist: Professor Henri Marteau (Violine), Mitt woch den 23. November im DereinshauS. Strtegler - Quartett. Nächsten Donnerstag den 24. November abend» t/,9 Uhr im DolkSwohlsaal zweiter volks tümlicher Kammermustkabend. I Dresden. Konzerte und Borträge F. Nie«. König!. Hofmusikaltea - Handlung (Inhaber r F. Plötner), Seestraße 21 (Eingang Ringstraße): Hedwig Schmitz-Schweizer, Liederabend. Am Klav'.er: Robert Forster-Larrinaga. Donnerstag den 24. November abend« >/,8 Uhr. «ünstlerhavS. Karten: 4 20. 2.6b 1.SO. Gesangverein der StaatSetienba hu - Beamteo. Liederabend. Leitung Max Funger. Mitwirkung: L«cie Litzt (Deklamation), Helga Petri (Gesangs. Franz Wagner (Begleitung) Donnerstag den 24 November abends >/,8 Uhr. BereinShau«. Karten: 2,65. 2.10. 1.60 1.05, 0.55. Karteuverkaui in der Hosmufikalierhandlung von F. Ries (A. Plötner), Kaufhaus, und Ad. Brauer iA. Ptö ner), Neustadt, von 9—1. 3-6 Uhr. Stimmen aus dem Publikum. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Zum Falle „Wrrdauer Tageblatt". Die „Sächsisck)e Volkszeitung" hat in den vorher gehenden Wochen das „W e r d a u e r T a g e b l a t t" wegen einer Reihe von unbewiesenen und unbeweisbaren Behaup tungen, mit denen es am Reformationsfeste die Katholiken schwer beleidigte, zur Rede gestellt. (Siehe „Sächs. Volks zeitung" Nr. 263, 259, 262.) Im Namen vieler Werdauer Katholiken danke ich der „Sächs. Dolksztg.", daß sie „der Katze die Schelle umge hängt" hat. Wenn ich zu ihren Ausführungen etwas hin zufügen darf, so ist es folgendes: 1. Das „Werdauer Tageblatt" ist Amts- blatt. Darum hätte es besondere Veranlassung, den kon fessionellen Frieden zu pflegen und nicht zu stören. 2. Das „Amtsblatt" hält es für feine Pflicht, an der Seite des Evangelischen Bundes gegen den Katholi zismus oder, wie es sagt, den „Ultramontanismus", was jedoch — sogar nach Graf Hoensbroech — dasselbe ist, zu kämpfen. 3. Das „Amtsblatt" hält es aber nicht für feine Pflicht, gegen den Sozialismus zu kämpfen. Jeden falls merkt man nichts oder — milde geurteilt — ver schwindend wenig davon. 4. Das „Amtsblatt" verfolgt die unter 2 und 3 genannte Taktik aus einem doppelten Grunde. Den einen hat die „Sächs. Volksztg." richtig angedeutet, wenn sie schrieb: „Es gehört ja ein kolossaler Mut dazu, mit der Blechmusik des Evangelischen Bundes über eine Minderheit herzufallen, zumal, wenn Aussicht ist, daß sich diese den Spektakel ruhig gefallen läßt." Der andere Grund ist der, daß die „Genossen" in Werdau eine stattliche Korona und im benachbarten Zwickau die Redaktion eines weitver breiteten Parteiorgans haben. 5. Das „Werdauer Tageblatt" belehrt unS dadurch unfreiwillig über den Wert einer festen Organi sation und die unbedingte Notwendigkeit einer eigenen Presse. Jene haben sich die Werdauer Katholiken bereits geschaffen, für die allgemeine Einführung dieser werden sie sorgen. Unsere Losung heißt: Es lebe die „Sächsische Volkszeitung"! Ein Werdauer Katholik, einer für viele. London üerlingzjioekriroli Uioäorwßvn in sllvii — LtaättsUon. — Orirrikil»«» von 75 4 an. größte AnSwab-.Tpczi >litöt: empfiehlt Uvioot«;!, Vr»»nip«r Hoflieferant weiland Ihrer Majestät der Königin- Witwe Carola von Sachsen. Dresden-A-, Ecke Sporer- und SchSffergaffe, tn nächster Nähe der kathol. Hofkirche. — Tel. 1366 ^ 0»i —elsn- ». »-»»iltroll»«« »N«e Ni»a!ii»»tri»menr« mir rrllNlI«r- »>>Il«m Orx-No» -. 78 N». »0. ^10f8 NSLK?. >,1Ii«serut.kML. ftarmonium - 8pivl - Apparut m. rkorEnkEftz L70 8tzü»k. »,r 80 N.) -ne»-» 7 >>»rmon>nm tionn.