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Oesterreich-NirOir». — Da» Flottenprogramm der Mariae ist folgendes: 4 Schlachtschiffe zu 20 000 bezw. 23 000 Tannen, 3 Echaell- kreuzcr, 10 Torpedosahczeuge, 12 Hochseelorpeooboole und 8 Unterseeboote. Die Gesamtkasten betragen 310 Millionen Kronen. — Die großen Toten eines WeltblatteS. Die „Neue Freie Presse" hat mit kranken Dichtern Pech. Es ist noch unvergessen, daß sie eines schönen Tages einen ebenso schönen Nachruf für Björnstjerne Björnson brachte, dessen Tod unsichere Kantonisten unverbindlich gemeldet hatten. Björnson tat der Zeitung den Tort an, trotzdem weiter zu leben. Aber sie rächte sich für diese Kühnheit furchtbar an ihm: sein Name ward in ihren-Spalten nie mehr genannt! Ihre Leser sollten glauben, daß die „Neue Freie Presse" unfehlbar sei. Wen sie einmal zu den Toten geworfen hat, der muß schon aus purem Anstandsgefllhl sterben. Jetzt hat sich die „Neue Freie" eine neue Freiheit genommen und auch Tolstoi feierlich bestattet, bevor er noch gestorben war. Sie ließ Freitag abend, als bedrohliche Gerüchte über den Zustand des Dichters umgingen und der Pariser „Ma tin" sein Ableben meldete, schleunigst zwei Tolstoi-Nekrologe setzen: einen Leitartikel und ein Feuilleton. Im Sonntag- Morgenblatt hieß es dann: „Leo Nikolajewitsch Tolstoi ist nicht mehr. Mit einer großen, wunderbaren Geste, die uns im tiefsten aufrührte und erschütterte, nahm er von uns Abschied." Ja, wir sind immer die ersten! Der „im tiefsten aufgerührte und erschütterte" fixe Herr, von dem Tolstoi Abschied genommen hat, heißt Pari! Zifferer. Da Tolstoi wußte, daß für die „Neue Freie Presse" der Abschied endgültig ist — wie im Falle Björnson, daß er nun schreiben und tun kann, was er will —, es wür den die Wiener Abonnenten nie ein leises Sterbenswörtchen mehr von dem für sie Toten vernehmen, so tat er dem Welr- blatt den Gefallen, 48 Stunden später wirklich zu sterben. Portugal. — Kritische Lage. Die Flitterwochen der Republik neigen ihrem Ende zu. Trotz der scheinbaren Ruhe droht eine geheime Agitation die gegenwärtige Regierung zu stürzen. Die „Earbonaros" („Urrcpublikaner") sind mit der gegenwärtigen provisorischen Regierung unzufrieden und verlangen stürmisch die Erfüllung der ihnen gemachten Versprechungen. Die Earbonaros verfügen über 10 000 Anhänger, und ihr Führer der Spiritus Rektor der Repu blik, Machado. ist der jetzigen Negierung feindlich gesinnt und greift sie in seinem Organ „Intransigente" heftig an. Eine Carbonaros-Deputation hat am 19. d. M. der Re gierung in energischer Form erklärt, daß alle Aemter den historischen Republikanern (das sind jene Portugiesen, welche noch vor Ansbruch der Revolution Mitglieder der republikanischen Partei waren. Anm. d. R.) Vorbehalten bleiben müssen und daß die „Neurepublikaner" aus jedem Amte ausgeschlossen bleiben müssen. Seit die Republik das Streikrecht anerkannt hat, machen alle Arbeitervereine davon ausgiebigen Gebrauch. Seit drei Tagen stockt der ganze Verkehr in Lissabon. Ein allgemeiner Eisenbahner streik steht bevor. Die Lage ist um so ernster, als die Inter essen der in Lissabon wohnende» Ausländer gefährdet sind. Die Regierung bietet alles auf, um die Arbeiter von der Aufstnndsbewegung abzubringen. Die Arbeiter aber wollen davon nichts wissen und rufen den jetzigen Machthabern in Erinnerung, daß gerade sie es waren, welche vor Ansbruch der Revolution die Arbeiterbewegung inszeniert und ge fördert hatten. Die Zensur verbietet jede Nachricht über die Streikbewegung. SLustianv — Auf dt» schwertu Kummer, der Rußland durch da» Hinscheiden Tolstois bet: offen habe, wtes der Präsident in der Sitzurni vom 21. Novenber der ReichSduma hin. Auf Vorschlag des P äsidemen ehrte das Haus das Andenken des Tot'» durch Erheben von den Plätzen. Nur einige Abgeordnew von der äußersten Rechten schlossen sich davon aus. Dein wetteren Anträge des Präsidenten, die Arbeiten zum Zeichen der Trauer anSzwetzen. wurde von der Reckten j in der allerheftigsten Weise widersprochen. Der Antrag j de» Präsidenten wurde aber mit großer Mehrheit gegen einen Teil der äußersten Rechten iwd der N irional'st n ! angenommm. Daraus wurde die Satzung geschlossen. ! Dann b'elten sämtliche Fraktionen dem HintÄetden Tolstois gewidmete Versammlungen ab. Die rorialdeniotraten und s derjenigen Schriften nicht im entferntesten beeinflussen, die in der Vollkraft seiner Jahre entstanden sind. Was Tolstoi seinem Volke war, kann im Rahmen eines Zeitungsartikels auch nicht andeutungsweise gesagt werden Erst die Geschichte wird sein Verdienst voll und ganz wür digen, wenn aller Neid und Haß und Nachsucht, wenn alles Persönliche im Grabe der Vergangenheit schlummert und einer objektiven, gerechten Würdigung des gewaltigen Geistes Platz macht. Es sei nochmals betont: wir möchten den Theorien Tolstois nicht in allein die Praxis folgen lassen, wir betrachten ihn nicht als den Verkünder einer neuen, völkerbeglückendcn Lehre. Was Tolstoi richtiger sagt, ist schon im Christentum« der ersten Jahrhunderte gelehrt und gepredigt worden und zwar in einer lauteren und besseren Form. Aber wir müssen anerkennen, daß er viel persönlichen Mut besaß und manches Kind beim rechten Namen nannte, auf das andere nur mit scl>euein Blick hindenteten. Er war bestrebt, das Wohl seiner Mitmenschen und die Pflege besserer Sitten und Gebräuche zu fördern. Er haßte und verfolgte das Laster, die Korruption in Staat und Gemeinde, die Roheit und Willkür im Staate und in der Polizeiherrschaft, unter der Rußland gar schwer daniederlag. unter der es noch heute leidet. Tolstoi wäre in Deutschland unmöglich, tveil hier die Voraussetzungen fehlen, die ihn zu dem gemacht haben, was er geworden ist. Daher müssen wir ihn in dem Spiegel der russischen Mißwirtschaft und Sittenlvsigkeit betrachten, wenn wir ein gerechtes Urteil über ihn gewinnen wollen. Daß wir ihm auf demjenigen Wege nicht folgen, der zun; Nihilismus führt, ist selbstverständlicl». Gar oft ist im Zusammenhang mit der Kritik der Werke Leo Tolstois die Frage erörert worden, wie weit Tolstoi seine eigene Theorie in die Praxi» umsetze. Da ist die Gruppe der Muiel.naneu sandten an die W>twe Tolstois BeileidSüepeschen. Die Pcogresstste» und die Kadett-», be schlossen, zur Beerdigung Tolstois Vertreter nach JaSnoja Poljana zu entsende». Die Kadetten beschlossen außerdem, einen Gejetzeutwurs einzubringen, daß TolnoiS Beerdigung aus Staatskosten erfolge, und daß sein Todestag als nationaler Trauertag anerkannt werde. Die Mitglieder der äußersten Rechten reichten dem Dumapräsidenteu einen Protest ein. weil er die Ehrung Tolstois und die Unter» brechung der Dumasitzung zugclassen habe. Auf die Auf forderung einiger ReichSräle hin Hot der Geistliche der ReichsralSkirche eingewtlligl. die Seelenmesse für Tolstoi zu Hallen. Türkei. — Die politische Lage am Goldene» Horn. Die Kam mer wurde am 15. d. M. in Anwesenheit des Sultans, des Thronfolgers, des diplomatischen Korps und der Presse unter großer Pompentfaltung eröffnet. Tie Thronrede fiel durch ihre Knappheit auf; nicht, was sie sagte, sondern was sie verschwieg, überraschte die Anwesenden. Wollte man den Worten Mahumeds Glauben schenken, so wäre alles in schönster Ordnung. Die mazedonische Frage, die Wirren in Arabien, die gespannten Beziehungen mit den Mächten der Trippelentente sind mit keinem Sterbenswörtchen be rührt. Mit besonderer Sorgfalt hat man vermieden, das zu erwähnen, was im Lande und in Europa unangenehm berühren könnte. Die Regierung hat dank der tatkräftigen Unterstützung der Zentralmächte durch die prompte Ge währung der Anleihe ihren Verbindlichkeiten Nachkommen können und dis dringendsten Geschäfte der Erledigung zu geführt. Ein Symptom politischer Klugheit seitens der Jungtürken ist die Wahl des Beyruter Abgeordneten Bustani zum zweiten Vizepräsidenten des Parlamentes. Bnstani ist der einzige katholische Abgeordnete der türkischen Kammer. Das Kabinett selbst wird wohl manche Aende- lung erfahren, die politische Richtung aber wird dieselbe bleiben. Die Uebernahme des Marineportefeuilles durch Mahomed Mutkar bedeutet eine Stärkung des Komitees „für Einheit und Fortschritt". Tie Stellung des Finanz- ministers Tjavid Bey ist ungemein fest. Er ist kein Feind Frankreichs. Er ist vielmehr bemüht, die guten alten Be ziehungen zwischen der hohen Pforte und Paris wieder her zustellen. Mit etwas gutem Willen beiderseits werden die Mißverständnisse verschwinden. — In der Tcputiertenkammer kam es zu einer er regten Debatte, weil sich nachträglich herausgestellt hat, daß bei der in der letzten Sitzung erfolgten Annahme der Vor lage betreffend die Beibehaltung des Paßzwanges drei un gültige Stimmzettel den Prostimmen zugezählt worden sind. Bei einer heute vorgenommenen erneuten Abstimmung wurde der Paßzwang mit 85 gegen 78 Stimmen aufgehoben. Ter Deputierte von Uesküb, Said, erklärte, er lege sein Mandat nieder, weil er nicht dulden könne, daß die Grenze den Bombenwerfern und Komitatschis geöffnet werde. Amerika. — Zu Unruhen kam eS in ZicatrcaS in Mexiko am Sonnabeno abend, wobei das Militär auf die Aufständischen Feuer von vernichte'der Wirkung abgab. Gegn 100 Per sonen wurden getö et. J^tzt herrscht wiede: Rahe in ZacatecaS. Aus Stadk und Land. Dresden, den 22. Nuvernber Ivtti. —* Neue Vorschriften über den Geschäftsbetrieb der ge werbsmäßigen Stellenvermittler, sowie im Anschluß hieran Vorschriften über den Geschäftsbetrieb der Herausgeber von Stellen- und Vakanzenlisten hat das Ministerium des Innern erlassen. Die Verordnung enthält schärfere Be stimmungen und vor allen Dingen die Forderung einer ge nauen Buchführung für die Stellenvermittler. Die Polizei behörden und ihre Organe sind befugt, in den Geschäfts betrieb der Stellenvermittler jederzeit Einsicht zu nehmen. Die Annahme der Bezeichnung ..Theateragent" oder „Theateagentur" ist nur solchen Stellenvermittlern ge stattet. die ausschließlich Stellen für Bllhnenangehörige im engeren Sinne, d. h. für solche Personen vermitteln, die bei der Aufführung dramatischer Werke künstlerisch oder tech nisch Mitwirken. Die gewerbsmäßigen Stellenvermittler haben sorgfältige Erkundigungen über die Dienstverhält nisse der Dienstherrschaften und Arbeitgeber, sowie der die Vereinbarung interessant, die Tolstoi mit seiner Familie getroffen hat und die das Finanzielle regelt. Tolstoi wollte den Erlös resp. Verdienst aus seinen Büchern den Armen zugute kommen lassen. Seine Familie wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen und wollte am liebsten alles für sich behalten. Nach einem langen, erbitterten Kainpfe einigte inan sich endlich dahin, daß der Gewinn ans all den Büchern, die Tolstoi vor 1880 geschrieben hatte, Eigentum der Familie werden sollte, während alle späteren Einnahmen Tolstoi zur Verfügung blieben. Und man muß gestehen, er hat mit dem Gelbe viel Gutes gestiftet. Ganze Bauern scharen kamen ans Tolstois Gut und baten um Unter stützung. Und sie wurde ihnen gewährt, solange ein Rubel im Schranke log. Nur mit blutendem Herzen schlug Tolstoi Bittgesuche ab, wenn selbst die Millionen verteilt waren, die ihn, seine Schriften eingebracht hatten. Also, wenn auch Tolstoi das Prinzip der völligen Armut nicht ganz in die Tat umsetzte, so tat er doch sein möglichstes, sich vom Luxus frei z» machen und die Not zu lindern, wo er konnte. Ge sellschaftlichen Zwang vermied er gänzlich und sein Ein siedlerleben führte er manchmal so streng durch, daß seine Familienangehörigen bittere Klage führten. Tolstoi ist auf seiner letzten Wanderung, die eins Flucht in die Einsamkeit sein sollte, am Sonntag gestorben. Zrveifellos ist in ihm eine stark ausgeprägte Persönlichkeit i-ohingegangcn, wie sie die Weltgeschichte nicht in jedem Jahrhundert z» verzeichnen hat. Um des Guten willen, das er gescliafsen. hat, um des erhabenen Zweckes willen, den er verfolgt hat, hat man ihm manches verziehen. daS er mit dilettantenhaftem Ungeschick anfaßte. Und so sei auch aus ihn das Wort angewcndet: He mortui» uil nisi deve. Uns Deutschen war Tolstoi nie besonders grün, „des Deutschen Selbstvertrauen" war für ihn stets ein Gegen stand de» Aergers. Stellensuchenden einzuziehen. Sie dürfen Personen, von denen sie wissen oder den Umständen nach annehmen müssen, daß sie ohne Einhaltung der Kündigungsfrist ihre letzte Stellung verlassen haben, keine Dienstleistung gewähren, sofern nicht ein gesetzlicher Grund für das Verlassen der Stelle nachgewiesen wird. Dies gilt insbesondere von landwirtschaftlichem Gesinde, das für eine andere als die ge- fetzliche Arbeitszeit Stellung sucht. Die Stellenvermittler dürfen ferner für Personen, die sich den gesetzlickien Vor» schriften zuwider nicht im Besitze eines ordnungsmäßig aus gestellten und ausgefüllten Dienstbuches oder Arbeitsbuches befinden, oder welche die zur Verdingung erforderliche Zu stimmung des gesetzlichen Vertreters nicht naOveisen können, eine Stelle nicht vermitteln. Das gleiche Verbot gilt hinsichtlich ausländischen Arbeitern, die sich entgegen den bestehenden Vorschriften nicht im Besitze einer ord nungsmäßigen Jnlandslegitimationskarte befinden. Bei der Vermittlung von ausländischen Stellen an weibliche Personen sind alle Verhältnisse mit besonderer Sorgfalt zu erörtern, um Schädigungen der Stellesuchenden nament lich in sittlicher Beziehung fernzuhalten. Den Stellender» Mittlern sowie ihren Hilfspersonen einschließlich der Fa milienangehörigen ist ferner noch das Aufsuchen von Auf trägen außerhalb ihrer Geschäftsräume untersagt. —* Wetterprognose der König!. ESchs. Landes« Wetterwarte zu Dresden für den 23. Ro ember: No-dwtnde, allmähliche Aufheiterung, kalt, kein erheblicher Niederschlag. Bericht vom Pöblbergc: Ununterbrochen schwacher Nebel, starke Schneedecke dis Snnaberg, fester, guter Weg, Bäume stark mit Rouhfrost behängen. Bericht vom Aichtelberge: Nnnnterbrochea schwacher Nebel, gute Bchliltenbahn bis in die Lüler hinab, starker anhalten« der Reif, grotzrrtiger Rauhfrost. Bertcht vom Greifenstein: Südwestwiod, ö Grad Kälie, starkes Schneegestöber, Gchneetieie '/, Meter, herrliche Winterlandschaft, 1S00 Meter lange Rodelbahn. —* Der Rat zu Dresden beschloß in feiner letzten Sitzung eine Petition an den Reichstag um Ablehnung des Gesetze» betreffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Sch'ssahrtSabgaben. —' Ausstellung für Puppenwettbewerb. Die beschlossene Verlängerung der Ausstellung bi» zum Sonntag den 27. d. M. kann nur äußerst freudig be grüßt werden, und zwar sowohl im Interesse des wohltäti gen Zweckes, dem die Ausstellung (Eintrittspreis 1,05 Mk.) dient, als auch derer, die infolge des starken Andranges ge nötigt waren, vor den Toren der Ausstellung wieder umzu kehren. Besonderes Interesse haben die Puppen, die von Ihrer Majestät der deutschen Kaiserin, sowie von Sr. Majestät dem König und den Prinzessinnen des Königlichen Hauses gestiftet worden sind, dann auch diejenigen, die unsere hiesigen Künstler und Künstlerinnen in ihren Lieblingsrollen wiedergeben, ferner vor allem die ganz reizenden Babys und Kinderpuppen, die sich ganz vortrefflich für Weihnachts geschenke eignen. Besucher der hiesigen Puppenausstellung, die auch ähnliche Veranstaltungen in Berlin, Wien und Leipzig gesehen haben, erklären alle, daß keine dieser Veranstaltungen einen Vergleich mit unserer Dresdner Ausstellung aushalten könne. —* Der Vorstand des Landesverbandes sächsi- scher Redakteurs und Journalisten hielt vor eintgen Tagen in Dresden unter dem Vorsitz feine- Vorsitzenden Herrn v. Puttkamer eins Sitzung ab, in der zunächst eine Reihe Neuavmeldungen besprochen wurden. Den breitesten Raum der Verhandlungen nahmen Organisations fragen ein. Aus praktischen Gründen entschloß man sich, BezirkSverbände nach KreiShauptmannschaften zu bilden. Ueber die Aufnahme neuer Mitglieder hat der zuständige Bezirksverband zu befinden. Mehrere Anträge auf Statuten- Änderung wurden zurückgestellt, um erst die endgültige Fassung der Satzung des ReichSverbandeS abzuwerten. Die Statutenänderungen sollen in der Delegieetenversamm- lung vorgenommsn werden. Schließlich beschloß man. daß der geschästsführende Vorstand die Vorarbeiten zur Grün dung einer Kranken- und Sterbekasss bis zur nächsten Vor- standSsttzung erledigen soll. —* An der Herstellung einer Rodelbahn wird in der „Schweizerei* zu Loschwttz eifrig gearbeitet, die an der Schweizer Straße bet der AuSmündung der Metzschstcoße ihren Anfang nimmt und unten im Bogen herumführt. Sie wird den Namen Loschwitzer Rodelringbahn führen und abends gute elektrische Beleuchtung erhalten. —' Einen guten Fang machte die hiesige Kriminalpolizei mit der Festnahme de» Schlossers u.id Elektrotechnikers Otto Müller. Er trat in der lehren Zeit unter dem Namen Ingenieur Richard Stange aus Berlin auf und hat sowohl unter diesem als auch unter anderem Namen Einmieterbetrügereien und Etnmieterdieb- stähle in Dressen und anderen Städten Deutschlands ver übt. Müller, der noch eine längere Zuchthausstrafe zu verbüßen hat, ist aus einem Krankenhause bei Hamburg seit ungesähr Jahresfrist entwichen. Außer der hiesigen, wird er noch von vielen anderen deutschen Gerichtsbehörden wegen Entführung, Betrugs, Urkundenfälschung und schweren Diebstahls steckbrieflich verfolgt. —* Einen Selbstmordversuch machte der in Berlin wohnhafte Kaufmann Otto Kremser im Ge richtssaale. Seit drei Jahren führt er gegen eine Dresdner Firma einen Zivilprozeß. Am Sonnabend sollte im Land gerichtsgebäude auf der Pillnitzer Straße abermals ver handelt werden, doch war der Anwalt des Berliner Kauf manns nicht zur Stelle, so daß der Termin vertagt werden mußte. Das brachte ihn derart in Aufregung, daß er mit den Worten: „Ich habe das Leben satt!" sich erschießen wollte. Den Gerichtsbeaniten gelang es, dem Aufgeregten die Waffe zu entreißen. Er wurde iin Unfallwagen nach dem Siechenhause gebracht. CnuerSdors bei Airchbcrg, 2l. November. Am Sonn abend wollteJngenieurKöhler vom RetchenbacherElektrizitäts werk am Transformator der hiesigen elektrischen Ueber- landleitung. die zum ersten Male in Betrieb gesetzt werden sollte, einige Arbeiten au»führen. Dabei entfiel ihm der Schraubenschlüssel. Al» er diesen aufheben wollte, kam er der Starkstromleitung zu nahe und wurde sofort vom elektrischen Schlage getötet. Die Leitung hatte eine Span nung von 10000 Volt.