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Rnubhäugigss Tageblatt fnv Wahrheit, Recht und Freiheit mit U«4Ovhatt<M»s»doLl<»se Die illnsinievte Zeit Är. 238 «eschSftSfteU- uv» «-»attiov LroSd«u«B. IS, Holbetvstrahe es Freitag de« 15. Oktober ISIS Kernsp»l-«h»>,r 21Ä6K 14 Gvey übev die B«lk<rnl<rge Im englischen Unlerhause gab Staatssekretär Grcy am 14. Oktober eine Erklärung über die diplomatische Seite der Balkanlage ab. indem er sagte: Beim Ausbruche des Krieges wünschten wir, daß er sich nicht ausbreite. Wir gaben zusammen mit unseren Alliierten der Türkei die Versicherung, daß das türkische Oiebiet im Falle der Neutralität nicht in Mit- leidensch aft gezogen werden würde. Als die Türkei sich dann am Kriege beteiligte, richteten die Alliierten ihre vereinigten Bemühungen darauf, eine Uebereinstimmung zwischen den Balkanstaaten zu erzielen. UnglUcklicherwetse war die Stimmung auf dem Balkan nicht für Einigkeit, sondern für schärfsten Zwiespalt. Es war klar, daß nur ein entschiedenes Uebergewicht und Vorteile auf dem Schlachtfelde es den Alliierten ermöglichen würden, eine ein heitliche Politik am Balkan durchzusetzen. Außer bezüglich Thraziens boten die Mittelmächte Bulgarien für seine Neu tralität mehr, als die Alliierten billigerweise anbieten konnten. Die Versprechungen, die Bulgarien veranlaßten, den Krieg zu erklären, wurden von den Mittelmächten auf Kosten der Nachbarn Bulgariens gemacht ohne einen ent sprechenden Vorteil für diese. Wir standen eine ganze Zeit in freundlichen Beziehungen zu Rumänien/ das einen Balkanbund begünstigte. Grey pries sodann die Geschicklichkeit und Tapferkeit der Serben, mit der diese sich gegen die Feinde wehrten und sie aus dem Lande vertrieben, als einen der hervorstechendsten Züge des Krieges. Grey fuhr fort: Wieder sehe ich Serbien einer Krisis gegenüber und begegne ihr mit demselben glänzenden Mute. Die Teilnahme Bulgariens am Kriege übe großen Einfluß auf dieLage aus. Es liege auf der Hand, daß die Interessen Griechenlands und Serbiens jetzt übereinstimmten. Auf die Dauer würden sie zu sammen stehen und fallen. Bei den Maßregeln, die wir er griffen haben, sagte Sir Edward Grcy, gehen wir in engster Zusammenarbeit mit Frankreich vor. Die Mitwirkung russischer Truppen ist versprochen worden, soweit sie verfügbar gemacht werden können. Die militärischen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um den Erfordernissen gerecht zu werden, bilden den Gegenstand an dauernder Aufmerksamkeit der militärischen Stellen der Alliierten. Sie werden auf gesunden strategischen Grund sätzen aufgebaut werden. Serbien kämpft um sein natio nales Dasein. Es ist eben jetzt in ein erbittertes heftiges Ringen verwickelt. Aber auf welchem Schauplatze immer die Kämpfe stattfinden, der Streit ist ein und derselbe. Auch die Entscheidung wird für alle dieselbe sein. Grey drückt sich bei seiner Erklärung vorsichtiger aus als sein französischer Freund Viviani. Namentlich stellt er nicht den Eintritt der Russen in den Balkankampf für so fort fest, sondern er sagt „soweit sie verfügbar gemacht wer den können". Im übrigen sagt der englische Staatssekretär nichts, was wir nicht schon wüßten. In den Blättern wur den in diesen Tagen seine Rücktrittsabsichten mitgeteilt. Ja, es wurde sogar behauptet, er empfange schon nicht mehr. Sein Auftreten im Unterhause beweist jedoch, daß er sich der Verantwortung nicht entziehen will. Delcassö flüchtete vor der entscheidenden Sitzung, Grey geht in seiner bekannten Kaltblütigkeit und Unverfrorenheit in die Höhle des Löwen. Uebrigens soll Delcass6 wirklich ernstlich krank sein. Eine schwere Lugenentzündung soll einen bedenklichen Zustand bei ihm hervorgerufen haben. Dadurch würde das Urteil über seine Drückebergerei eine kleine Korrektur zu erfahren haben. In der französischen Kammersitzung vom 14. Ok tober betont Ministerpräsident Viviani ausdrücklich, daß zwischen dem Minister des Auswärtigen und seinen Kol legen keine Meinungsverschiedenheit bestanden habe, wo bei er sich darüber beklagt, daß Bulgarien den Vierverband solange hingehalten habe. Viviani, das soll bei dieser Ge- legenheit festgestellt werden, erklärte, daß die Landungen in Saloniki fortgesetzt würden. In der französischen Kammer kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Der sozialdemo- kratische Antrag auf Abhaltung von Geheimsitzungen wurde mit 303 gegen 190 Stimmen abgelehnt und nach einem rie sigen Kammerskandal mit 373 gegen 9 Stimmen der Re gierung ein BertrauenSdotLm gegeben. DaS ist für die französische Regierung nicht ohne Bedeutung, Lenn dadurch wird die Einigkeit wenigstens nach außen sestge- stellt. Ob in dem englischen Unterhause sich ähnliches voll ziehen wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen. Man wirb vielleicht auch dort einen Sündenbock finden, ihn in die Wüste schicken und dann mit erklärtem vertrauen weiter »ckirsteln. Da» englische Parlament hätte GrunS zur Un zufriedenheit, weil bisher kein versprechen gehalten wurde. Rur find die Engländer so klug, diese UnWsrkeden-est außen nicht upEken W» VaWor» ... , W Zu der Verlobung des Prinzen Joachim schreibt die „Nordd. Allgem. Ztg.": In ernster und großer Zeit haben die beiden Fürstenkinder eine neue Verbindung zwischen Hohenzollern und Anhalt geschaffen. Wie seine Brüder, die Prinzen Oskar und Adalbert, in den Kriegs tagen ihre Ehe geschlossen haben, so nun auch Prinz Joachim und Prinzessin Maria Auguste. An diesem frohen Ereignis nehme das deutsche Volk mit Freuden und reichen Wün schen teil. Bei einer Huldigung der Bürgerschaft in der reichbeflaggten Stadt Dessau dankte Prinz Joachim auf die Ansprache des Oberbürgermeisters und brachte ein drei faches Hoch auf den Herzog von Anhalt aus. Anläßlich des Manifestes König Ferdinands vergleicht der „Lokalanzeiger" Bulgariens Lage mit unserer eigenen vor Ausbruch des Krieges. Von bösen Nachbarn sei ihm der Krieg aufgezwungen worden. Internierung der Bulgaren in London Nach verschiedenen Blättern hat die englische Regie rung alle Vorkehrungen zur Internierung der in England lebenden Bulgaren getroffen. Mazedonier für Bulgaren Nach Blättermeldungen stellten sich bisher 90000 Mazedonier freiwillig für das bulgarische Heer. Ein beendigter Kampf Denr „Berl. Tagebl." wird berichtet: Der wochenlange Kampf auf der Hochebene von Folgaria sei nunmehr zu gunsten der Oesterreicher entschieden. Ein kräftiges Vorgehen gegen Bulgarien London, 14. Oktober. Der römische Korrespondent des Reuter-Bureaus ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Regierungen des Vierverbandes Anstalten für ein kräf tiges Vorgehen mit großen Streitkräften gegen Bulgarien getroffen haben. 100 000 Mann sollen bereits in Saloniki gelandet sein. Französische Hilfe für Serbien London, 14. Oktober. „Daily Mail" meldet auS Saloniki: Das erste französisch-afrikanische Infanterie- Regiment geht am 18. Oktober mit der Bahn nach Ser bien ab. Englische Riesenstenern London, 14. Oktober. (Unterhaus.) Bei der zwei- ten Lesung der Finanzvorlage rief die Erklärung de» Finanzsekretärs des Schatzamtes Montagu, daß jeder Bür ger darauf gefaßt sein müsse, schließlich die Hälfte seines Einkommens in Form Von Steuern und Anleihen dem Staate zur Verfügung zu stellen, großes Aufsehen hervor. Tine griechische Erklär»ug Lyon, 14. Oktober. (W. T. B.) „RepuSlicain" meldet au» Athen: Die griechische Regierung gab in ihrer gestrigen Antwort an die serbische Regierung die Anficht kund, daß im gegenwärtigen Falle der durch den Bündnisvertrag vor gesehene casus foederis nicht erfüllt werde. Der griechisch-serbische Vertrag, de, rein Val konischer Natur sei, sehe nicht den Fall vor, daß ein mit zwei Groß mächten verbündetes Bulgarien gemeinsam mit diesem Serbien angreife. Der gegenwärtige Streit sei demnach kein Bakkankrieg, sondern ein Ereignis de» allge meinen Weltkrieges. Griechenland da» mit Serbien ver bündet bleibe, sei der Ansicht, daß feine bewaffnete wachsame Neutralität Sen Interessen beider Länder Rene «nS Griechenland/ mit der Wahrung seiner eigenen LeVenS- iuterefsen gestatte, nötigenfalls die yntereffen p, Ytltzen, Die befestigten Stützpunkte auf dem serbischen Kriegsschauplatz Die Meldung, daß die Stadt Ni sch in letzter Zeit außerordentlich befestigt und von französischen Offizieren besichtigt worden sei, ist durchaus glaubhaft, da nach früheren Meldungen die Serben die große Kampfpause da zu benutzt haben, die seit langem vorhandenen Befestigungs werk der Stadt neuzeitlich zu gestalten. An und für sich wies Nisch die bedeutendsten Befestigungen in Serbien überhaupt auf. Das verschanzte Lager war zu einem Um fang von 60 Kilometern bereits vor dem Kriege ausgebaut worden. Man hatte die Erdwerke zum Teil erneuert, die alte Zitadelle verstärkt und alte zahlreiche Feldbefestigungen gleichfalls modernisiert. Es ist demnach zu erwarten, daß die Serben hier starken Widerstand leisten werden, da die örtliche Lage von Nisch eine Verteidigung sehr begünstigt. Andererseits werden durch ein befestigtes Lager von solchem Umfang von vornherein nicht unbedeutende Ltreitkräfte ge fesselt, die dem serbischen Feldheer entgehen, was unter Um ständen ungünstig sein kann. Die Donaubefestiguugen, die an sich keinen militärischen Wert besaßen und nur durch behelfsmäßigen Ausbau Widerstand leisten könnten, liegen bereits hinter den ver bündeten Truppen, mit Ausnahme von Kladowo, einer Depotfestung mit bastiouierter Umfassung und einem Re duit, das die Grenze gegen Rumänien schützt. Da die Drina gleichfalls von österreichisch-ungarischen Truppen überschritten ist, so ist anzunehmen, daß die zu Beginn des Feldzuges stark befestigten Orte Ljesnica und Los- nica gleichfalls hinter den siegreich vordringenden Trup pen liegen. Im Innern Serbiens sind ebenfalls eine Reihe von befestigten Stützpunkten vorhanden, die ganz sicherlich auch Besatzung beanspruchen. Im wesentlichen dienen sie zur Sicherung des serbischen Aufmarsches im Morawa- . tal und sperren alle aus Bulgarien führenden Haupt» .kommunikationen. Sie lassen sich in zwei Grnppen son dern, die die Linie Negotin—Zajezar—Knjazewac—Pirol und Pozarewac—Nisch—Belapolanka umfassen. Von den genannten ersten sind Negotin, Knjazewar und Pozarewac lediglich feldmäßig befestigt, während Zaje zar als verschanztes Lager mit vielen neuen Erdwerken und mehreren alten feldmäßigen Anlagen von 40 Kilometer Umfanr, ausgebaut ist. Pi rot ist gleichfalls als ver schanztes Lager von 36 Kilometer Umfang mit einigen neuen und vielen alten Schanzen und einem großen alten Kastell eingerichtet worden. Besonderes Gewicht hat man auf die Modernisierung von Pirot, Zafezar und Nisch ge legt. Angeblich soll ja Serbien von Frankreich viele neue Geschütze und Munition bezogen haben. Nach Zeitungs- Meldungen sind auch Befestigungen in Neuserbien, dem erst im Balkankriege erworbenen Gebiete, aufgeführt worden. So bei Sultantepe und bei Egri Palanka zur Deckung vor, Istip und UeSküb. Die heldenhafte Aebksfin Ein leuchtendes Beispiel bewunderungswürdigen Mute» sowohl, als auch aufopfernder Nächstenliebe lieferte, fo be« richtet die Wiener „Neichspost", während der in der Um- gcbung von Vochnia wütenden Kämpfe die bescheidene Be« wohnerin einer stillen Klosterzelle — die Aebtissin de» Benediktinerinnenklosters in Stanontki in Bochnia, namen» Kasimira Hilaria. Gleich zu Beginn des Krieges, als mit Rücksicht ciiH die Nähe der Grenze das Kloster ständig bedroht war, wa» die Aebtissin vor allem daraus bedacht, vor Einfall dev Russen die Klosterschwcstern in Sicherheit zu bringen. Sri selbst entschloß sich jedoch, im Kloster zu bleiben. Als später die Lage in Westgalizicn wenigstens zeitweise ruhige» wurde, errichtete sie im Kloster ein Lazarett für öfter« reichische Soldaten. Die Verwundeten wurden auf Koster» des Klosters verpflegt. Mt welcher Aufopferung und wahr haft mütterlicher Liebe die Aebtissin für die Verwundeten sorgte, zeigen die Dankesworte der scheidenden Verwundeten und ihre Briefe, die die Aebtissin von den Familien ihre» Pfleglinge erhielt. Der Feind kam jedoch immer naher, und die Kranken und die Nonnen mußten das Kloster ver lassen. Im Kloster verblieb nur die Aebtissin mit einigen älteren Mägden. .Kurze Zeit waren dann im Kloster öster reichische Soldaten etnquartiert, und mütterlich sorgte fü» diese die Aebtissin. Einen wahrhaft heldenhaften Muk zeigte Sk Kloskr- srau während der folgenden russischen Invasion. Unter energischer Berufung auf die Strenge der Kloster» regel und die HauSordnnng gestattete fle Len Russen nlch^ Mcqch, » WbMsVÄtz «H VAVM» V«k» kMlÄ«