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Eonnabend, den Huk 1SL8. «r. 11». Seit« 4 Ewige Gesetze Roman von O. Clemens. (Nachdruck verboten.) ' W. Fortsetzung.» Nach jeder Niederlunst begann wieder die Angst, ob sie nicht dem eben überstandenen Leid abermals entgegensetze. Sie kroch mit ihr, w:n» sie sich abends niederlegte: sie stand grinsend mit 'hi auf, solxild sie in der Nacht von einem der Kleinen geweckt wurde Sie verfolgte sie drohend auf Schritt und Tritt, bis sie — wieder der Gewißheit wich, daß lie nochmals einem Manschen das Dasein geben müsse. Die körperlichen Beschwerden nahmen bei jedem folgenden Kinde größere Dimensionen an; aber waS waren sie im Vergleich zu d:n seelischen Qualen! Das Säugling?- Geschrei, da? Arbcitsgeräulch daS Handeln der Marktweiber, das »?eiplapper»> der Vokabeln. Regeln und Lektionen ihrer Kinder, deren Klaviernbun^en — und all das Laute, das sie stets um gab. wurde unaukherlich übertönt voll der Frage: „Was für eine Ewigkeit wartet seiner, des Neugeborenen Seele? Wirst du ihn gebären für die Seligkeit des Himmels oder — zur ewigen Ver dammnis? Ohne diel? ihre Auffassung von Hiinmel und Hölle batte ste weniger. — vielleicht keines Ser Kinder geboren; denn Mntlersehnsncht lebte unter den heutigen Mißverhältnissen nur noch in den Gedichten ahnungsloser Männer oder kinder loser. alter Frauen, die fern vom Schuß sangen. Wo war heute eine Mutter, die einmal mit Leib und S:elr ein Kind getragen und geboren hatte und sich nach einem zweiten „sehnte"? Gewiß, Gott verlangte non ibr nicht mehr als gewissenhafte Erfüllung aller ErziehungSvfli hie»; aber Ob die Seelen anderer Mütter gleich der ihren litten? — Nicht alle, nicht die jener Frauen, die acht, zehn, fünfzehn Kinder geboren hatten und in Erwartung ennS weiteren lachend und scherzend an Haustüren, auf Wo.h-nmärktru, in Kinos und in Wirtshäusern saßen. » - » -^.-4*'»-.' ck .Elisabeth, bring mir eben — -- ^ „Bitte," — sagt sie resigniert und müde. Er hat undeutlich sm Sci'lafe gemurmelt. Ihr gleichgültige) „Bitte" weckt ihn. „WaS sagtest du, E:isab"th? -- Ah, du willst dort anschei nend daS Fenster wieder schließen. Es ist auch besser. Ich spüre den Nachtzng sehr unangenehm in der Hüftengegend. Der häu fig? Temperaturwechsel in dieser Jahreszeit schadet der Gesund heit bedenklich. Reiche mir bitte, das Zit.-oncnwasser. damit ich mich nicht anszudcckcn brauche." Wortlos bringt sie ihm daS Gewünschte. „Danke Liebe. Wenn du so srenndlich sein wolltest, mir dag GlaS in der Küche noch einmal z» erneuern! — Und wickle mir die Füße etwas fester ein. — Ich danke dir, Elisabeth." Mechanisch entspricht sie seinen Wünschen. Er wird sie in den nächsten Stunden noch ost wecken. Bei dem im Anzug schei nenden Kotarrb muß sie auf viel gefaßt sein. Er schläft schon wieder. Sie betrachtet ihn einige Sekunden. Dann stiebst sich eine heiße Träne aus ihren brennenden Augenlidern. „Den ganzen langen Dornenweg der Ehe ging« ich zum zweiten Mal?, wenn ich müßte, ,oenn Gott eS verlangte — wärest du mein Gefährte'" — ruft eS in ihr. Aber eS war ihr achtes, größtes Kind, ihr Ehegatte, ihr Herr — nur nicht ihr Kamerad. Nach dem Frühstück steht Luaiv auf um einen Bummel durch die Stadt zu machen. Der Va'er schläft noch Sieglinde, die Streberin, weiß daß er jetzt selten vor nenn Ilkr tr.S Eßzimmer kommt, und benützt diese kostbare Zeit, di« sie sonst am Frühstückstisch vergeuden muß. ungestört über ihren Büchern. — Ottokar und Etmar sind mit den Zwillingen zur Kirche. ^ Frau Whnen will sich erbeben und den Tisch abräumen; aber Irene nimmt ihr d>! Tasten wieder aus der Hand. „Mama, solange ich Ferien habe, rührst du keinen Finger zur Haushaltung." — sagt sie. „Ich arbeite einstweilen Sieg- linde wird mir helfen. Sie muß " „Du sollst dich doch crhilen." — unterbrach die Mutter sie. „Unsinn. Glaubst du wirklich daß ich mich sonst überan strenge? — Nein liebstes Mütterchen Erst-mS — verspüre ich keinen solchen Wissensdurst wie Sieglinde. Zwcitens — macht übertriebenes Studium häßlich. Drittens — möchte ich mein? Fugend genießen. Allerdings' Dienstmädchen zu spielen, dazu habe ich am allerwenigsten Lust. Tu sollst dies aber erst recht nicht. - - Als ich immer um dick- war lebte ich blind und ge lankenlos in die Welt hinein. Wie manche Arkuit käste ich dir ersparen, wie manche dir abnehmen können. Inzwischen habe ich etwas schauen »nl denken ge'crnt Tn kannst dir ja denkm daß zwischen unS Studentinnen uich's mehr erörtert wird als die Frauenfrage. Ich erkenne ia alle Rechte der Männer »nd alle Pflichten der Frauen an, wenn man mich dazu zwingt. Das Leben der Frau muß aber erträglich bleiben. Das Deine -st nicht erträglich. Maina." „Laß daS alles. Irene, laß!" — wehrte die Miister ab. „Nein, Mama, ich laß recht, — nicht eh:r, als bis ich Papa anfgciüttclt und dich zur Ruhe gebracht habe. Höre mein diesbezügliches Programm für heute: Zunächst bringe ich die Zimmer ,n Ordnuna. Dann schärft ich dir eine Perle von der ich viel Arbeit, erstklassige Arbeit der- laime und höchsten Lohn dafür biete. — Ferner kläre ich Pava darüber auf. waS das Lebe» kostet, wieviel Zuschuß er dir in Zukunft geben muß. Desgleichen — und das scheint mir augen- l lieblich amr wichtigsten' — daß du in einigen Tagen, sobald Mir alles dazu gerüstet koken, in? B.rd reisest. Die beiden kleinen Göhren magst du mitwehmen. Sie werde» dir nicht allzu viel Last machen, — sorge, daß du st iS sanre Bonbons bei dir hast, rür die Momente, da Pbilomcle ihr keuchte; Lied anstimmeri will. — und ich kann ein Dienstmädchen bester einarbeiten, wenn weniger Personen im Hanse sind. Sieh, Mama, wenn ich mich neben dein Porträt stell?, sehe ich aus wie eine Vogelscheuche im Vergleich zu dir in^neinem Alter. Dabei bin ich dach leidlich hübsch. Jetzt k'st dir achinnd- dreißig Jahre und siehst an?, wie eine Fünfzigjährige. Jede Frauenrechtlerin sollte ihre Aufgabe für das eigen? Heim lösen. Die meiuige für unfere Familie bestes darin, dich wieder jung und lebensfroh zu machen. Um mein künftiges Leben, meine Ehe, bangt mir nicht. Ich werde allen Mißständen vorzubeugen misten." Frau W»"en senkst innerl'ch wi'der. Eine Reise machen? — Für einige Tage vom Haus losgelöst werden und sich aus. ruhen können? — Nein. Erholungsreisen sind für Frauen, sie sich dos ganze Jahr hindurch pflegen. Irene ist ja gewöhnt, ihren Kops beim Vater dnrchzusetzen; sie ist sein Liebling. Ihr. der Mutter, eine Ausspannung dieser Art zu verschaffen, tturd jedoch selbst ihr nicht gelingen. Die Tasten und Teller, die Iren? aufs Tablett stellt, klir- reu. Sie behandelt sie sehr unsanft. Da sie das Zimmer mit den Sachen verkästen will, kamml Ehrpsostomus zurückgestürmt. Er scheint erregt wirft seine Mütze auf tcn nächsten Stuhl und tritt zum Nähkorb, dessen Inkalt er mit einigen kräftigen Schwingungen seiner langen Arme durch, cinanderwühlt. „Chrhsostomusl" ruft di« Mutter entsetzt. Irene stellt das Tablett schleunigst auf da" Bükeit zurück und stürzt sich auf den Bruder „Lump! bist du noch gel-beit? -- W.rS suchst du denn?" „Was ich suche':" — sagt er dumpf, — „einen Trauerflor!" Da sehen Mutter und Tochter ftch lächelnd an. WaS mag er wieder lieabstchtigen? „Ehrnsostomus. »vann werden wir da; erste ernste Won auS deinem Munde vernehme»:" — fragt ?rstere mit sanftem Vorwurf „Wozu brauchst du einen Trauer lor?" — forscht Irene. „Wozu ich einen Traiierslor brauche? — Siemens ist tot'" Er wirft sich mit verschränkten Armen und Beinen in sie Sokaecke. ,Wa—aS?" entfährt es Mutter und Tochter wi? aus einem Munde. Erster« gibt sich einen Ruck. Irene taumelt erbleichend einige Schritte zurück — Soll das wahr sein? — Wie Blitze durchzucken dir Gedanken ihr Hirn. — HanS-Heinz tot? — Dann hat er sich . Er Wae so finster, so wortkarg gciveftn. — Vera NeüseS Verlobung war ihm so nahe gegangen. „.Hans-Heinz hat sich — —stammelte sie. „Nein, nein Liebe; nur keine Aufregung. Doktor Siemens kat mir ja den Todesfall eben mitgeteilt. Sein Onkel, der Kolan'alwarenhändlcr Stepban Siemens, unser ergebenster Die- ncr, ist vergangene Nacht am Herzschlage verschieden. Als dein Freund spät in der Nacht bei 'hm eintraf. lag er bereits in d?n letzten Zügen. Jener konnte nur noch schnell Arzt und Priester holen. Gegen zwei Uhr starb er schon — Also bitte besorgt mir einen schwarzen Flor." — „EkrvsostomnS der Tod sollte dir heilig sein Laß wenigsten? kier deine Witze." — mahnt die Mutter. Aber Lump sagt nmr: „Gott ma.be ihn selig und rechne ihm nicht zur Sünde ach daß er einem gewissen armen Gvmnasiasten nie. nie e:ne Tafel Schokolade oder ähnliches geschenkt hat." (Fortsetzung folgt.) VIsvk Hiikiv von ist Mo SsivZBsisokv Volksrvilung «V8o sinnige kolkollsoko gnoko IsgssLsilung Lavksvns Kalk. Kemsinäk Vr.-Ariesen. Sonntag de« 8. Juli nachm. 3 Uhr im Garten des „Hotel Dcmnitz", Loschwitz 8«mi»«rjkv8t WMoiireil. IWMijWmIiiMl,. VWlKWeii. liimliikdellüligiiiig). Abends findet ein kleines TSnrcken im Vereinshause, Blasewitz, Tolkewitzer Straße 7, statt. VckMm miS Verein Sei KsIdMön m 8tlikM ueil llM'Wg. KM. XilciiMiim Veelmlirm. Sonntag den 8. Juli ^slimtWiig ist wielM i. 8s. Vorm. '/rIO Ukr in der Kirche Festamt mit Predigt (Pfarrer Mott- Klingenthal). Nachm. '/,2 Uhr in der Kirche Kirchliche Darbietungen der einzelnen Kirchenchöre; anschließend kurze Andacht und sakramentaler Segen. Nachm. 4 Uhr im Festlokale Weltliche Feier mit Einzel- darbietungen, Massenchor und Festrede (Hochschulseclsorger B et er-Leipzig). Alle Mitglieder und Freunde der Kirchenchöre ladet herzlich ein Ler Festausschutz. «»ns» ItsrriS« ^VW ümtliMte velit« «MiM LoeisiWivIili'i's (»perlsl! vraolionmuatsr) eventuell in Xommiealon. Hmgodoto an "ncr ISIsHonen poi-zeeUsn - «»nißlung Vrarcksn-L., Oderreerpasse 9, II.. Loks Prager Ltraks. Din xtzdrrmelitor 73f6l-üsnül03gen LU kautcru K68U6kt. 16—20 Aovtnvr. Angebots srbittst äis KM. »«MM 48. Hassrg nur orklassigsn, allgemein siugskükrtsn uu<! naodwoisl. taussuäk. krsiwillik- xlklneencl bsKutaoktstsn HaSSaSaUaN sus Kletall kür Nrvaohssus u. Mucker, lIvNiUvIlvIl Ltalümatralren, poletar,Deeken,packerbstten liolsrn °cvIr kraolltkroi äirslct an krivato au günstigsten - kreisen uuck Lsäinx-ungsn. Ls.ta.Ios 6 k kr»v kisenmSdelkadrlk Suki (Ddünagon) Kstkol. Kasino Lscksckwitr. Sonntag de« 8. Juli im Kurhaus Zschachwitz 5ommerkest WMlU. W.M Beginn nachmittags 4 Uhr. DaS Fest findet bei un günstiger Witterung im Saale und den geräumigen Kolonnaden statt. AW8le-5e!iM-)lsu8 V.siprig,vserlliii>l81s.7. p. Loostax ävn 8. ckuli absncks 7 Httr «i» Wll lli» ilkMWili!? flSllSll lI.1ÄISl IlSiMii MMrii miliriitllMilleii nach leicht'aßlichem Rekord- system erlernen, auch wird Schneiderinnen Unteiricht im Zuschneiden, Anprobie. rcn nach dem obigen System durch nur erstklassig gebildete Personen erteilt. Tages-und Abendstunden. beginn neuer Kurse 1. u. 15. jeden Monats. 2uscknetcke-».ekr- snsta>1l5Vsmei>mocken Dresden-A., Prager Stratze 18, »l. 2,„„ 6. 0erkarck>g. Drei neue Hausschatzbüchcr Bd. 11 Adalbert Stifter Abdias / Brigitta / Heidedorf Bd. 14 Otto Ludwig Zwischen Himmel und Erde Bd. 16 Gottfried Keller Das Fähnlein der sieben Aufrechten Die drei gerechten Kammacher Frau Regel Ämrain und ihr Jüngster leckes llsnckctzen nur eine Ülsrlc Hrunckpreis tlebcrall erbältlich ln tzeiprig bei ßrieckrictz pustet, kuetztzanckiung ^uöolfrlk'aüe 3 «Ü8I>M L uvsinr L.-8. 2S1l8» »«SMSIMKS V.L.1S40/I LelireikmWellinen 5ickl8cki«iN - nun OuaMstsmslpken verkant» billig»» SWilllll. l unverlieira'ct, nicht unter 28 Fabre, gewandt, an präzises und selbständiges Arbeiten gewöhnt, iür Reparaturwerk statt eines großen Werkes auf dem Lande in der Provinz Sacksen gesucht. Beiverdungen mit lückenlosen Zeugnis abschriften unter „V V 873" an dle Geschäftsstelle d. Bl. 4). W>L««LrLvI» SilSdvItrsasport ^mmonstr.28 ÜV88ÜIII-I. ksraruk 16312 dosorxst all« Hw/.u^sanxolo^ontzsitsir prompt unck billigst uatsr psrsSnliobsr lwituog. Lrturter Kovorbebanll s. 6. m. d. tt. ksflirt Kssinohli-. 3 slilobsdank-kirokonlo / postsvdeokkonto Q-lurt Kr.7ü81 pornrprsclier kr. 25SS An- unck Vsrkaut von Wertpapieren vsrgelckloisr 2alilung»v»rkatir ckuroli klllirung ps'ovisiolisfpsiev x Solisok-Kontan unck lautencksr lksotinungsn I Annalims von Spargolckern An- u. Verkauf aurlänckieokar raklungsmittsl Seeorpung aller bankmtlüigsn kesvkittts 5srgs »u I»III»g»4«n p,»«s»«n livkort bei kockark »einiieli lli>Mlui!!>, ksklill, LÄK'm'L" kisen, K-uinpen, psplei», /Nslrulst»«' SekskwoNv "HW AW-Koüks»re kau»» lecken Posten 7, X. Lekvsrsltknasr LKPUitl, Lrnslengaess 11 (ckirekt am Salinlioi). ^uk Hausnummer achten l bemruk 2916 tzuLlllLl8-8cdvdvsrell rn billigsten Preisen >Vilkslm Sierinx krknr», ».angedrüeke 16 17t» » Cr»IUII«iÄvvlLVI» « H»eIi«tveL»v « LLLoLvuiir » kür Nisoh unck I'uLbockva : kWml-llliir», kM. l